Portier: Ein Nachfolger für Mozillas Persona/Browserid
Wir stellen heute Portier vor. Portier ist freie Infrastruktur für das Web. Es ist ein Loginsystem, das Seiten benutzen können, um Nutzern die Möglichkeit zu geben sich per Email anzumelden. Der Kniff dabei ist, dass die Seite keinerlei Passwort speichern muss.
Das folgende ist einfach zu verstehen, wenn du vorher die Demo ausprobierst.
Portier funktioniert so: Auf der Webseite, in die man sich einloggen will, ist ein Loginformular, das nach der Emailadresse fragt. Der Nutzer gibt seine Adresse ein und schickt das Formular ab. Es wird zu Portier geschickt, dessen Aufgabe dann ist diese Emailadresse zu authentifizieren. Er prüft ob der Nutzer die Emailadresse wirklich kontrolliert. Dafür hat Portier zwei Möglichkeiten:
- Er kann eine Email mit einem Bestätigungslink zurück zu Portier an die Adresse schicken.
- Alternativ wird die OpenID-Authentifizierung des Email-Providers genutzt, also bei den meisten Google Sign-In. Das ist komfortabler, da komplett im Browser.
Weiß Portier dann, dass die Emailadresse wirklich dem Nutzer gehört, schickt er an die Seite eine signierte Bestätigung und leitet den Nutzer zurück. Die Seite kann den Nutzer dann einloggen.
Portier und Mozillas Persona
So etwas ähnliches gab es schonmal, es war ein Projekt von Mozilla. Es hieß anfangs Browserid, später war das dann nur noch der Name des verwendeten Protokolls und das Projekt wurde zu Persona umgetauft. Das war hochproblematisch, denn Persona war bereits der Name von diesen Firefox-Themes. Persona hatte noch mehr Probleme: Es war nicht einfach Infrastruktur, sondern sein eigenes Produkt, das Bekanntheit erlangen sollte und das größer war als ein einfacher Email-Bestätiger. Beispielsweise mussten Nutzer sich beim ersten Login auf der Persona-Seite einloggen und dafür ein Passwort wählen, und es konnte nur funktionieren, wenn Nutzer den Persona-Button einordnen konnten. In einem Nutzertest von mir hat keiner der Testpersonen den dafür nötigen Wechsel zwischen Browser, Emailprogramm und Tabs samt anschließendem Zurückwechseln zur Zielseite hinbekommen.
Das alles will Portier besser machen, wobei klar ist: Persona war eine in meinen Augen großartige Idee. Das Portier-Projekt ist ein Versuch, diese Idee weiterleben zu lassen und die Fehler, die Persona gemacht hat, nicht zu wiederholen.
Portier versucht nicht, ein Single-Sign-On-System zu sein, also dass ein Nutzer automatisch auf jeder Portier-nutzenden Seite eingeloggt sind, nur weil er auf einer einzelnen Seite sich mit Portier einloggte. Es gibt schlicht keine zentrale Instanz, in die der Nutzer sich einloggen muss. Es gibt nur den Portier-Broker, der keine Nutzerdaten speichert und von dem es viele verschiedene Installationen geben kann. Wir werden eine Instanz hosten (auf https://broker.portier.io/), aber theoretisch kann jede Seite seinen eigenen Broker haben. Auch praktisch werden wir versuchen das möglichst einfach zu machen – der Code ist überschaubar, das Protokoll möglichst simpel und nutzt mit OpenID existierende Standard, und mit der verwendeten Programmiersprache Rust können Binaries bereitgestellt werden.
Persona wird Ende November abgeschaltet. Es erreichte nicht die Bekanntheit, die Mozilla sich erhofft hatte. Portier eignet sich als Alternative, z.B. mein sinatra-portier-Gem kann direkt sinatra-browserid ersetzen, ohne dass groß der Code angepasst werden muss.
Das Portier-Projekt
Portier ist kein Mozilla-Projekt. Nach der Ankündigung der Abschaltung haben sich einfach ein paar Entwickler zusammengetan, um eine Alternative zu schaffen. Nach einer durchaus langen Planungsphase ist daraus Portier entstanden, das jetzt einsatzbereit wird. Es gibt noch viel zu tun (es gibt eine Roadmap): Arbeit am Broker, Verbessern der Dokumentation auf der Webseite, und generell das Bauen von Modulen für Webframeworks, um die Integration möglichst einfach zu machen. Da können wir Hilfe brauchen. Aber schon jetzt funktioniert Portier und kann allen Webentwicklern helfen, die Persona ersetzen müssen, oder die so etwas wie Persona nur als aktives Projekt haben wollen.
Adler und Engel
Das ist eine für mich schwierige Buchbesprechung. Ich will rüberbringen, dass ich dieses Buch von Juli Zeh überhaupt nicht mochte. Es ist schlicht kein gutes Buch, hat keine gute Geschichte, keine glaubwürdigen Personen, keine Handlung, die es so geben könnte. Ich mochte oft nichtmal die Sprache. Gleichzeitig hat es den Ansatz eines guten Buches. Im Grunde: Behalte die Autorin im Blick, aber lese dieses Buch nicht.
Keine gute Geschichte und keine glaubwürdigen Personen, das gehört zusammen. Adler und Engel wirkt, als ob die Autorin sich hingesetzt und sich die absurdesten Charaktere ausgedachte hätte, die sie sich vorstellen konnte, und die dann in eine Geschichte steckte. Nicht absurd im Sinne von absurd komisch, sondern im Sinne von kann so nicht existieren. Die Handlungen, die Monologe, die Dialoge – es ist alles zu bescheuert.
Es gibt natürlich die Möglichkeit, das innerhalb der Geschichte zu erklären. Der Ich-Erzähler ist ein Junkie, verschiedene Zeitebenen werden gemischt, die aufgetischte Geschichte ist durch seine Perspektive verfälscht. Das ist natürlich Unsinn, es wäre eine billige Ausrede. Die Geschichte ist trotz ihres simplen Kerns einfach überkomplex, als ob möglichst viele verschiedene Techniken gleichzeitig ausprobiert werden sollten. Übrig bleibt Grütze. Und fachliche Fehler, z.B. wenn der Protagonist eine komplette Packung Kopfschmerztabletten reinkippt und problemlos weiterlebt. Sowieso, Drogen: Was hier beschrieben wird ist so fernab vom möglichen, dass die Beschreibung zu lesen wirklich schmerzt.
Und doch: Der Kern der Geschichte ist interessant, auch die erzählerische Ausgangsposition. Immer wieder schimmert durch, dass dies ein guter Roman sein könnte. So lächerlich die Figuren sind, wären sie etwas weniger lächerlich, dann wären sie interessant. So überkonstruiert und möchtegernkomplex die Geschichte ist, so interessant ist ihre Grundidee. Es ist auch nicht alles vorhersehbar, nicht immer gehen die Kniffe schief. Also: Ich würde niemanden dieses Buch empfehlen, aber werde mir vll trotzdem eines ihrer neueren Bücher anschauen.
LG G3
Das G3 ersetze bei mir vor etwa 5 Monaten das Nokia Asha 210. Es war über, anfangs wollte ich es nur für die Webentwicklung nutzen, aber dann kam Pokemon Go…
Außerdem wurde das Asha mir zu umkomfortabel. Die Idee des Asha war für mich, ein Arbeitshandy zu haben, kein Smartphone. Aber die relevanten Dinge müssen dann auch laufen. Bis heute habe ich es nicht hinbekommen, mit dem Asha Emails zu senden (empfangen geht), und die fehlende Unterstützung für die Wlan-Verschlüsselung in der Uni wurde immer störender. Außerdem ist inzwischen klar, dass die Verarbeitung nicht toll ist, das Plastik verfärbt sich, der Wippschalter wird schwergängig. Das G3 kam mir da ganz recht.
Mit Android hatte ich privat schon durch das Samsung Galaxy 3 Erfahrung, außerdem durch die Arbeit. Mit dem alten Galaxy 3 kann man das LG G3 kaum vergleichen, es ist eine ganz andere Liga. Kostete damals aber eben auch deutlich mehr. Mittlerweile läuft Android 6.0 darauf, und auch Android ist eine ganz andere Geschichte als früher. Es ist hübscher, schneller und responsiver.
Ich habe es dann doch genossen, für eine Weile ein richtiges Smartphone zu haben, selbst wenn mir immer noch eine Tastatur fehlt. Das G3 passte dann aber auch besonders gut. LG ist der letzte große Anbieter, bei dem man die Batterie auswechseln kann, mir ist das wichtig. Die Zusatzapps sind nicht völlig, aber weitestgehend deaktivierbar. Das Display ist hervorragend, sowohl die Farben als auch die Helligkeit, nur in praller Sonne wurde es manchmal zu heiß und drosselte die Helligkeit, was für Pokemon blöd war. Nie hatte ich Probleme mit der Leistung. Die Tasten auf der Rückseite zu haben fühlte sich schnell natürlich an. Nicht so gut gefallen hat mir das Material, das Plastik ist eben Plastik und nicht wirklich angenehm zu greifen. Immerhin sieht es immer noch wie neu aus. Schon mit dem Asha hatte ich ein paar hübsche Fotos geschossen, die Kamera das G3 ist dann aber nochmal deutlich besser, eben fast so gut wie ein echter Fotoapparat. Insgesamt ein richtig tolles Smartphone.
Das G3 war ein Topmodell in 2014, aber noch jetzt, da ich es zurückgeben werde hätte ich es mir beinahe gekauft. Zwei Jahre später sehe ich außerhalb von Softwareupgrades keinen Grund, bessere Hardware zu verwenden. Es ist kein Wunder, dass der Smartphonemarkt inzwischen gesättigt ist, und für viele ein günstiges Smartphone völlig ausreicht. Ich hoffe, dass das mittelfristig dazu führt, dass Nischen wie kleine Smartphones und Smartphones mit Tastatur wieder besetzt werden, dass sich Hersteller über garantierte Softwareupdates differenzieren, und dass schließlich freie Software auch in diesem Sektor konkurrenzfähig wird und dieses Problem löst.
Ubuntu Phone scheint ja ein guter Schritt in diese Richtung zu sein. Mein nächstes Telefon wird es aber noch nicht, es ist ja auch noch gar nicht richtig kaufbar. Aber dazu bald mehr.
Victor Vran
Ich könnte hier fast mein Review von The Incredible Adventures of Van Helsing nochmal schreiben. Victor Vran ist schlicht fast das gleiche Spiel. Auch es ist ein Hack'n Slay angelehnt an Diablo 2, wieder gibt es einen düsteren Held mit Hut und lustige Sprüche aus dem Off – hier durch eine Stimme im Kopf des Protagonisten statt der Begleiterin. Sogar Items und Spielwelt entstammen einer ähnlichen Mischung, nämlich dunkle Fantasie und Technik, also Vampire, Magie und Handfeuerwaffen.
Natürlich gibt es Unterschiede im Detail. Victor Vran kennt nur einen Hub, es gibt keinen kompletten Spielweltwechsel im Verlauf der Story, nur neue Gebiete der Stadt werden freigeschaltet. Es gibt keinen Fertigkeitsbaum, stattdessen mehr Waffenkategorien, die mit verschiedenen Fähigkeiten kommen. Spezialisierung kommt nur durch die ausgewählte Kleidung – mit unterschiedlichen Boni für verschiedene Spielstile – und durch die Schicksalskarten mit ihren passiven Boni ins Spiel. Je nach Kleidung lädt sich automatisch, durch Schaden austeilen, nehmen oder beidem eine Manaleiste auf, mit der dann Dämonenfähigkeiten (=Zauber) benutzt werden können.
Bei den Dämonenfähigkeiten erschienen mir manche klar besser als andere. Es gibt einige, bei denen Victor bei Benutzung ungeschützt stehenbleibt, all diese konnte zumindest ich nie ordentlich in meine Spielweise einbauen. Auch bei den Waffen hatte ich klare Favoriten, aber immerhin erscheint keine Waffenkategorie völlig unnütz, und sie sind samt ihren Fähigkeiten angenehm unterschiedlich.
Insgesamt hat mir The Incredible Adventures of Van Helsing besser gefallen, ich fand es witziger und zumindest im Mittelteil runder. Aber es war damals auch länger her, seit ich das letzte Hack'n Slay gespielt hatte, vielleicht verzerrt das meine Wahrnehmung. Denn Victor Vran hat Vorteile. Es gibt keinen zähen Endpart, kein ärgerliches Recyceln vorheriger Abschnitte. In allen Dungeons gibt es Zusatzherausforderungen, z.B. die Aufgabe, alle versteckten Schätze zu finden oder in den ersten X Sekunden Y-mal einen bestimmten Gegnertypen zu erledigen. Manche dieser Zusatzaufgaben sind ziemlich schwer und es werden später noch schwerere Herausforderungen freigeschaltet, da könnte man viel Zeit reinstecken. Auch der Multiplayer könnte nochmal reizvoll sein. Vor allem aber läuft Victor Vran unter Linux, es lief bei mir mit dem freien Radeontreiber bugfrei und sehr gut.
Ein kurzer Blick auf den Fenstermanager Wingo
Wingo ist ein in Go geschriebener Fenstermanager. Github zeigt, dass er vor vier Jahren erstellt wurde, seitdem ist die Entwicklung auch deutlich ruhiger geworden. Allerdings ohne dass der Fenstermanager sonderlich bekannt geworden ist, wobei er immerhin viele Sterne auf Github hat.
Seine Beschreibung macht ihn für mich interessant: Fenstermanager sind nur noch selten aktive Projekte, das von mir genutzte IceWM z.B. scheint verlassen, ist aber eben immer noch vollständig und funktionell. Wingo will ebenfalls vollständig sein, unterstützt Skripting, ist mit Go in einer modernen Sprache geschrieben und wird scheinbar immer noch entwickelt, ohne komplett alpha zu sein. Das sind Eigenschaften, die ich sonst nur bei Tiling-Fenstermanagern sehen, die ich als nicht sehr benutzerfreundlich empfinde.
Wingo lag nicht in den Quellen und ich fand kein Overlay, also habe ich wie in der Anleitung beschrieben über Go installiert:
go get github.com/BurntSushi/wingo go get github.com/BurntSushi/wingo/wingo-cmd # optional
Danach die Konfiguration schreiben lassen:
wingo --write-config
In der ~/.config/wingo/theme.wini musste ich direkt die Pfade zur Schriftart anpassen, denn /usr/share/fonts/TTF/ existiert auf meinem System nicht. Danach die ~/.xinitrc angepasst, IceWM beendet und mit startx
Wingo gestartet.
Es begrüßte mich ein gesprochenes "Wiiingo!"und ein schwarzer Bildschirm. Ich finde das ja immer ziemlich unglücklich, wenn Fenstermanager nicht auf irgendeinem Weg ein Menü bereitstellen (rechte Maustaste z.B.), sondern sich darauf verlassen, dass der Nutzer die richtige Tastaturkombination finden wird. "Win + T" startete schließlich ein Terminal, mit dem ich anderen Programme starten konnte.
Und ja, viel weiter bin ich noch nicht. Ich konnte bereits sehen, dass Fenster ebenfalls kein Menü haben, dass ich eine Menge Tastenkürzel anpassen müsste, dass Simdock sich nicht ordentlich als Dock registrieren konnte, und der Mauszeiger auf dem Desktop ist ein hässliches X. Die Platzierung neu geöffneter xterms war nicht sonderlich intelligent, überlappend. Konfiguration und Skripting kann das alles noch rausreißen, aber bis jetzt macht Wingo auf mich nicht den Eindruck, besser als IceWM zu sein – und vollständig wirkt es definitiv nicht. Aber das kann täuschen.
Alpenföhn Alptunnel
Für den Festplattenkühler und Dämmer habe ich drüben im Blog von pc-kombo ein Review geschrieben. Bin ganz angetan von der Metallbox, daher soll sie auch hier erwähnt werden.