Valerian and the City of a Thousand Planets
Valerian ist ein Science-Fiction-Film mit einer großen Prise Fantasy, umgesetzt von Luc Besson. Der Film basiert auf einer französischen Comicserie (Valérian et Laureline), die ich nicht kenne. Am Film Valerian waren die Trailer hier allgegenwärtig und ziemlich auffällig. Es ist ja nicht gewöhnlich, ein vollständig neues Scifi-Universum zu sehen zu bekommen, und noch dazu sah der Film in den Trailern visuell sehr stark aus.
Bei dieser Besprechung werde ich ein bisschen mehr schreiben als sonst, und sogar ein kleines bisschen spoilern (nichts wesentliches). Manchmal fasse ich mich ja sehr kurz, z.B. wenn Filme mich so umhauen, dass ich nichts weiter zu sagen habe. Ansonsten ist oft nicht nötig, viel zu schreiben um einen Film ordentlich einzuordnen. Valerian ist aber keiner dieser Filme. Er ist zu sonderbar, um leicht einordbar zu sein, und zu verkorkst um toll zu sein.
Es beginnt mit der Weltraumstation Alpha. In einer Introsequenz sieht man ihr Wachstum und mehrere Besuche auf dieser Station im Laufe der Jahre, erst von anderen Nationen der Erde, dann von Aliens. Schließlich wird ihr Loslösen von der Erde angekündigt. All das ist in der Story des Films graue Vorzeit.
Der eigentliche Film beginnt mit primitiven, computergenerierten Avatar-Aliens an einem paradiesischem Strand. Irgendwas machen sie mit Perlen, sie reden in einer fremden Sprache. Dann passiert eine Katastrophe, Valerian wacht auf. Für ihn war es ein Traum, wobei 5 Minuten später vom Schiffscomputer erklärt wird dass es eine Vision war. Doch vorher ist Valerian selbst an einem Strand und flirtet mit Laureline. Überraschung, der Strand ist nicht echt, die beiden sind auf einem Raumschiff und irgendwie Agenten einer Eliteeinheit (9 Jahre im Dienst prahlt Valerian, obwohl der Schauspieler deutlich jünger als seine 31 Jahre aussieht, was die Szene unglaubwürdig macht). Es geht auf eine Mission, Aliens und Actionszenen hier und da, bis dann die Hauptstory auf Alpha enthüllt wird, die natürlich eine Verbindung zu den Aliens aus der Vision und dem Ziel der Mission hat.
Das ganze hat einen starken visuellen Fokus, die Trailer zeigen das schon ganz richtig. Es gibt viel CGI, fantastische Weltraumszenen und Raumschiffe sind dabei, in strahlenden Farben. Es erstreckt sich aber auch auf die Kleidung, Kostüme und das Aussehen der Schauspieler. Das macht den Film sehenswert.
Wobei erwähnt sein soll, dass insbesondere die Aliens nie real aussehen. Obwohl der Film ein Riesenbudget hat scheitert er daran. Vielleicht ist CGI einfach noch nicht weit genug, um solche CGI-Szenen realistisch hinzubekommen. Andere Szenen dagegen gelingen phantastisch.
Was auch irritiert ist das Gefälle zwischen Valerian und Laureline. Laut Titel ist Valerian der Protagonist, in der Story ist er der ranghöhere Soldat. Im Film sieht das etwas anders aus. Ohne mit der Stoppuhr gemessen zu haben teilen sich meiner Meinung nach die beiden Hauptdarsteller die Filmzeit ziemlich gleichmäßig. Sind beide aktiv ist der Fokus vielleicht etwas mehr auf Valerian gerichtet, andererseits ist der Charakter von Laureline interessanter, und es gibt immer wieder Abschnitte in denen abwechselnd nur einer von beiden in Szene tritt. Der Titel setzt den Fokus also fälschlich auf Valerian.
Das soll jetzt nicht heißen, dass Cara Delevingne als Laureline umwerfend war. Ich kannte sie vorher nicht, und so richtig begeistert bin ich von ihr nicht - aber gleiches gilt eben mehr noch für Dane DeHaan als Valerian.
Aber das ist nicht das Hauptproblem des Films. Die beiden ungewöhnlichen Hauptdarsteller könnte man als frischen Wind abtun und sympathisch finden. Das Problem des Films ist tatsächlich die Story und die Inszenierung.
Zwar überrascht Valerian immer wieder mit fantastischen Scifi-Elementen. Aber die darin erzählte Story ist vorhersehbar. Was im Groben passieren wird ist mehrere Minuten im Voraus klar, der Storyrahmen ist nach der ersten Filmstunde erkannt. Dann gibt es ein paar Ablenkungen, aber keine Wendungen mehr.
Zur schlechten Inszenierung will ich zwei Beispiele nennen. Das erste ist der Gastauftritt Rihannas. Die Sängerin hat eine Nebenrolle, die etwa 5-10 Minuten dauert. Sie ist ein Gestaltwandler, was ihr erstmal eine längere Bühnenshow in einer Vielzahl von offensiven Outfits ermöglicht, um dann in einer Gefahrensituation als Storyelement die Verkleidung zu stellen. Er gibt einen Kampf, alle drei fliehen, woraufhin sie im Sterben liegt ("Ich wurde wohl im Kampf verletzt", gezeigt wird das nicht). Tragische Musik, bewegte Gesichter.
Es ist lächerlich. Die gezeigte Berührung angesichts des Todes eines Aliens, nachdem gerade 20 weitere getötet wurden, passt überhaupt nicht in die Story und zum Charakter der Agenten, die vorher bei Tod von Aliens und Menschen keine Miene verzogen haben. Es ist übertrieben, die Musik ist übertrieben, schon ihr Tod ist übertrieben.
Auch war ihr Auftritt ein Stilbruch. Rihannas Charakter Bubble ist amüsant, sie streut etwas bemüht lustige Kommentare ein, lockert aber insgesamt die Szene auf. Das gibt es sonst so in der Story nicht. Valerian ist kein lustiger Film, es ist sich ernst nehmende Science-Fiction, und weil er gleichzeitig vorhersehbar und simpel ist macht ihn das teils schwer zu ertragen. Ein dauerhafter lustiger Sidekick wie Bubble wäre furchtbar wie Jar Jar Binks, aber die Szene zeigt doch, dass etwas mehr Humor der Geschichte gutgetan hätte. Andererseits wäre diesem Abschnitt nach urteilend der Humor wohl missglückt.
Missglückt ist auch die Dynamik zwischen Valerian und Laureline. Nach dem Flirten in den ersten Filmminuten beschließt Valerian, sie zu heiraten, und sein Werben in diese Richtung und ihr Aufwärmen zu der Idee ist ein wesentlicher Strang der Hintergrundstory. Ich empfand das als aufgesetzt und daneben. Natürlich ist Delevingne eine schöne Frau und die Absicht des Films das auszunutzen verständlich. Es so plump und in konservativer "Die Helden wollen heiraten"-Manier zu machen fügt sich ein in die schlechte, vorhersehbare Hauptstory. Das ist das Niveau einer schnulzigen Romantic-Comedy, nichts was in einen storygetriebenen und sich ernstnehmenden Film passt. Gut vergleichen lässt sich das mit Guardians of the Galaxy 2, wo zwischen Gamora und Star-Killer ja auch eine Liebesgeschichte inszeniert wird. Dort aber passt es sich zwischen Musik und Witze gut ein und ist kein weiteres Gewicht in einer ohnehin schon fragwürdigen Story, sondern willkommener Ruhepunkt. Valerian hätte es mit ein bisschen Flirten zwischen den beiden belassen sollen, das hätte völlig gereicht und zu Laurelines anfangs gezeigten Charakter besser gepasst.
Zu Valerian hatte ich vorab die volle Bandbreite an Kritik gehört. Er sei toll, er sei furchtbar schlecht, er sei okay. Ich teile die letztere Position. Valerian ist schon ein sehenswerter Film, weil es solche Filme nicht häufig gibt und er doch eine ganze Weile gut unterhält. Aber es ist kein guter Film, weil die Story schwach und die Inszenierung unintelligent ist. Es hätte wesentlich besser sein können, aber es ist auch kein Totalausfall.
Dunkirk
Dunkirk folgt mehreren Storylinien rund um das Gefecht im Zweiten Weltkrieg, verwebt sie miteinander. Das Ergebnis ist furchtbar spannend, die Betonung liegt auf furchtbar. Dunkirk ist kaum zu ertragen, aber fesselt jede Sekunde. Entsprechend war der Kinosaal selten so ruhig, und nach dem Abspann sahen einige der Zuschauer geschockt aus. Was ich völlig nachvollziehen kann.
Wir haben dieses Jahr keinen besseren Film gesehen, und wir werden auch keinen besseren mehr sehen.
Stellaris
Stellaris ist ein 4X-Echtzeitstrategiespiel im Weltall. Das gewählte Imperium startet mit einem Planeten. Viele weitere gilt es zu kolonisieren, dabei zu forschen, Diplomatie mit anderen Völkern zu betreiben und Kriege zu führen.
Das Paradox-Spiel macht ein paar Dinge anders als übliche Vertreter des Genres. Auf der einen Seite ist es kleinteiliger. Da sind zum Beispiel die Personen wie Wissenschaftler und Gouverneure, die einzeln zu rekrutieren sind und Erfahrung sammeln, und sterben können. Dass das Spiel in Echtzeit läuft und nicht mit Runden arbeitet ist auch typisch Paradox. Die Alienrassen haben Eigenschaften; sind mehrere Teil des Imperiums, kann jede Rasse unterschiedliche Rechte haben. Was genau möglich ist hängt von der Grundphilosophie des Imperiums ab, es reicht von freien Demokratien bis zu Sklavenreichen.
Es gibt mehrere Ressourcen. Erst einmal Energie und Mineralien, die auf Planeten und Weltraumstationen erzeugt werden. Mit ihnen wird gebaut, Energie ersetzt gleichzeitig Währung. Schiffe, Armeen, Stationen und Gebäude können Energie und manchmal auch Mineralien verbrauchen. Das zu balanzieren ist der Wirtschaftsteil des Spiels, am Anfang sehr wichtig, später hat man dann eher zu viel. Es gibt noch Einflusspunkte, die fürs Vergrößern der Grenze (Stationen, Kolonisieren) und auch für manche Diplomatieabkommen genutzt werden. Schließlich erzeugen einige wenige Gebäude Einigkeit, mit denen (wie in Civilization) Kulturen freigeschaltet werden.
Stellaris sollte auch bewusst ein paar Schwachpunkte des Genres ausbügeln. Größere Reiche würden in anderen Spielen schnell viel Arbeit, und wenn ich an Ascendancy und Masters of Orion II zurückdenke stimmt das durchaus. Deswegen zwingt einen das Spiel nur einige wenige Planeten manuell zu verwalten. Der Rest muss der KI überlassen werden, an Sektoren, von einem Gouverneur geführt. Das ist sicher die kontroverse Eigenart des Spiels.
Aber auch Kämpfe und Kriege sind ungewöhnlich. Bei Weltraumschlachten ist der Spieler nur Zuschauer. Wenn es schlecht läuft kann er nur nach einiger Zeit den Rückzug befehlen. Man muss also immer mit klar überlegenen Flotten angreifen, kann nicht durch geschicktes Steuern ausgleichen. Die weitere Besonderheit: Bei Kriegen werden eingenommene Planeten nicht direkt ins Imperium übernommen. Sie werden nur temporär besetzt und füllen wie gewonnene Weltraumschlachten einen Kriegsscore. Der wird mit den anfangs gewählten Kriegszielen verrechnet. Nur so können dann einige wenige Planeten übernommen oder befreit, der Gegner gedemütigt (bringt Einfluss) oder in die Vasallenschaft gezwungen werden.
Aufgelockert wird das Spiel durch Zufallsereignisse. Einige davon werden durch Forschungsschiffe entdeckt, die Planeten in den Systemen erst einmal untersuchen müssen. Dabei entdecken sie regelmäßig Anomalien, die meist nur kleine Planeten-Boni sind. Manchmal gibt es aber auch größere Ereignisreihen, die so anfangen. Ein Beispiel: Am Anfang entdeckte mein Forschungsschiff seltsame Monumente auf einem Planeten im benachbarten Sonnensystem. Solche Artefakte der untergegangenen Zivilisation gab es dann noch einige mehr zu entdecken, verteilt über die Ecke der Galaxie. Sie erzählten nebenbei die Geschichte der Zivilisation, und was schief ging. Mit dem letzten Artefakt wurde dann das verlassene Heimatsystem freigeschaltet, in dem kaputte Ringstationen einen Planeten umkreisten. Viele Spielstunden später, nach Erforschen der Megastruktur-Technologie, konnten die dann repariert und wie Planeten kolonisiert werden.
Es gibt noch einige Ereignisse und Spielelemente mehr, aber die zu entdecken ist Teil des Spielspaßes.
Ich spielte Stellaris wie immer unter Linux mit dem aktuellen Mesa-Treiber. Es lief gut und stabil, aber die FPS waren nicht besonders hoch. Ich vermute, dass wie bei Paradox-Spielen üblich der Prozessor die Schwachstelle ist, bin da aber nicht sicher.
Insgesamt hat mir Stellaris gut gefallen. Die Ereignisse (von denen es anfangs wohl zu wenige gab) runden es gut ab, und ich kann seine ungewöhnliche Designentscheidungen wie die erzwungene KI-Verwaltung von Systemen akzeptieren. Ich werde sicher noch ein paar Partien mehr spielen, und wenn sie reduziert ist mir auch die Utopia-Erweiterung zulegen.
Transistor
In diesem Spiel gibt es pausierbare Actionkämpfe gegen die Einheiten eines irregewordenen, stadtverschlingenden Virus. Die Linuxversion läuft einwandfrei mit dem freien AMD-Mesatreiber.
Transistor ist eines dieser überproduzierten Indiespiele (ja, das sollte eigentlich ein Widerspruch sein). Ein kleines, aber nicht unintelligentes Spielprinzip, dazu hübsche Grafik und professionellen Sound. Die Hintergrundgeschichte bleibt anfangs komplett unklar, jemand wurde wohl in dem Schwert gefangen und die Spielfigur Red wird gejagt. Das wird dann im Laufe des Spieles etwas weitererzählt, so wie auch erst im Laufe des Spiels das Kampfsystem so richtig klar wird. Es dauerte etwas, bis ich gute Kombinationen meiner Fähigkeiten entdeckt hatte, bis dahin war es fast etwas schwer. Diese Fähigkeiten werden mit den Levelaufstiegen auch mehr, neue Attacken lassen sich stattdessen auch als Upgrades einsetzen. Dann macht zum Beispiel der schnelle Sprung nach vorne gleichzeitig unsichtbar.
Man darf natürlich nicht erwarten, dass hier spielerisch die große Meisterleistung vollbracht wurde, oder dass die Hintergrundgeschichte Sinn ergibt. Aber es ist ein nettes kleines Spiel, das mit dem Summen von Red und der apokalyptischen Story durchaus Atmosphäre entfaltet. Es kann nichts dafür, dass ich mich inzwischen an solchen kleineren Spielen sattgespielt habe. Zeit für was größeres.