Sustaphones: Eine Seite für lang nutzbare Smartphones
Sustaphones ist ein von mir gebautes Mashup. Die Seite listet zum einen Telefone auf, die von alternativen Android-Distributionen wie LineageOS unterstützt werden. Außerdem zeigt sie via verlinkten Anleitungen von iFixit wie einfach ihre Batterien auswechselbar sind.
Motivation
Mir geht die Wegwerfkultur bei den Smartphones gegen den Strich. Smartphones sind kleine Computer und mittlerweile unheimlich leistungsstark. Computer wie PCs werfen wir allerdings nicht einfach weg. Am Anfang war es ja noch logisch sie nach maximal zwei Jahren auszuwechseln, zu groß waren die Sprünge der neuen Modelle bei Software, Bildschirmqualität, Speicherplatz und Prozessorleistung. Doch seit schon mehreren Jahren sind die gestern gebauten Telefone für eine lange Zeit konkurrenzfähig. Oder: Sie wären es, wenn sie nicht bewusst als Wegwerfprodukte konzipiert würden. Das passiert auf zwei Wegen. Zuerst mit ausbleibenden Sicherheitsupdates, wodurch es schnell unverantwortlich wird ein ansonsten einwandfreies Gerät weiterzuverwenden. Dann mit dem nicht auswechselbaren Akku, der unweigerlich nach wenigen Jahren seinen Geist aufgeben wird, woraufhin das Gerät dann Schrott ist – falls das Wechseln des Akkus doch möglich ist, ist es oft zu teuer.
Anfang des Jahres hatte ich mich nach Lösungsmöglichkeiten umgesehen. Die Überlegungen landeten dann auch hier im Blog. Linux auf Smartphones könnte ein Ausweg sein, aber war damals noch nicht praxistauglich und ist es wohl auch heute noch nicht. Kommerzielle Android-Telefone mit Nachhaltigkeit als Ziel, wie das Fairphone, sind nicht nur teuer, sondern auch keine komplette Garantie für langfristige Unterstützung. Firmen können pleitegehen. Und das Fairphone 3 zum Beispiel hatte zu dem Zeitpunkt nichtmal Android 10, was mich abschreckte (mittlerweile wurde das Update nachgereicht).
Android mit Communityunterstützung erschien wie die beste Möglichkeit, womit ich auch schon Erfahrung hatte. Doch welche moderne Hardware taugt? Denn selbst wenn ein Gerät von LineageOS oder einem anderen Rom unterstützt wird hilft das ja noch nicht viel, wenn der eingeklebte altersschwache Akku das Gerät in naher Zukunft unnutzbar macht. Ich landete erst beim LG G3 und dann beim LG G5, aber mir fehlte die Übersicht über mögliche Alternativen.
Jedes Android-Projekt wie LineageOS führt zwar Listen welche Hardware es unterstützt, aber welche davon ist reparierbar?
Genau diese Übersicht stellt sustaphones her. Denn es listet viele Smartphones mit Unterstützung für alternative Android-Distributionen, das heißt mit Updates weit über die minimale Herstellerunterstützung hinaus. Und zudem, wie schwierig ein Akkuwechsel ist.
Datenquellen
Die Daten werden von den verlinkten Projekten bereitgestellt, mal mehr, mal weniger direkt.
LineageOS hat ein Wiki mit einer Hardwareliste. Schon die wäre auslesbar, aber noch besser ist, dass sie aus einer Yaml-Datei gewonnen wird die auf Github lebt. Damit hat die Seite direkt Infos zu vielen Geräten, wobei LineageOS auch noch die größte und bekannteste Alternative zum Herstellerandroid ist.
MoKee ROM kenne ich weniger gut. Es ist scheinbar ein asiatisches Projekt, was es interessant macht, da es einige Geräte unterstützt die bei LineageOS fehlen. Leider fand ich hier keine so direkt maschinenlesbare Liste. Aber es gibt auf der Webseite eine Übersicht samt Hardwareinformationen, die lud ich in meine Datenbank.
Bei iFixit war ich überrascht, sogar eine API für genau solche Projekte zu finden. Hervorragend gemacht lieferte sie alle notwendigen Informationen, die Anleitungen, ihre Bewertung und sogar Bilder. Die Arbeit bestand vor allem darin die Namen zuzuordnen, da die sich bei den drei Projekten gerne mal unterscheiden und gerade iFixit mit den eindeutigen Codenamen der Geräte nichts anfangen konnte (falls ich nichts übersah...).
Die zu kombinierbaren Daten für eine hilfreiche Seite waren also vorhanden.
Es gibt noch mehr Möglichkeiten: Wie schwierig ein Bildschirm zu reparierbar ist wäre auch eine interessante Information, und es gibt noch weitere Android-Projekte wie /e/, Paranoid Android und Resurrection Remix OS. Ob ich die Seite in diese Richtung erweitere wird vom Interesse abhängen. Meinungen dazu?
Technik
Sustaphones ist eine statische Seite, die von mehreren handgeschriebenen Ruby-Skripten gebaut wird. Jeweils ein Skript ist dafür zuständig, die Daten von den unterstützten Projekten zu holen und in die Datenbank zu schreiben. Ein zusätzliches baut mit den Daten das HTML der Seite.
Netlify ist derzeit der Hoster, was für solche statischen Seiten superkomfortabel und noch dazu kostenlos ist. Netlify holt sich das generierte HTML direkt von Gitlab.
Beim Design habe ich mich wieder zurückgenommen und ein CSS-Framework eingesetzt, diesmal fiel die Wahl auf Bulma. Die Such- und Filterfunktion ist mit List.js gebaut. Abgesehen davon wird keinerlei Javascript genutzt.
Einige Zeit ging für die Optimierung der Performance drauf, ich orientierte mich dabei an der Bewertung von Chromiums Lighthouse. Dass es eine statische Seite ist half, aber andererseits ist es eine lange Liste, daher war die Performance nicht direkt super. Jetzt werden die Bilder erst nachgeladen wenn sie sichtbar werden, mittels der relativ neuen Browserfunktion. Zudem stammen die Bilder direkt von der iFixit-API, die dafür ein CDN benutzt, das wird preconnectet. Schließlich wird das Javascript mit defer
eingebunden und List.js erst initialisiert wenn der Besucher die Suchfunktion benutzen will. All die Optimierungen zusammengenommen sollte die Seite ziemlich schnell laden.
Fazit und Ausblick
Ich empfand sustaphones direkt als hilfreich. Vorher hatte ich keinen klaren Überblick über Alternativen zum LG G5. Jetzt weiß ich, dass es tatsächlich kaum neuere Telefone mit Lineage-Unterstützung (gleiches gilt für MoKee) und einfachem Akkuwechsel gibt. Die letzten sind aus 2016, besser als das G5 zum Beispiel das hierzulande seltene LG V20. Neuer ist nur das 2017 veröffentlichte Xiaomi Mi A1, das zwar keinen direkt auswechselbaren Akku hat, aber eine angeblich leicht nachvollziehbare Anleitung – die aber nicht mehr aufrufbar ist.
Ein neues Android-ROM auf ein gewöhnliches Smartphone aufzuspielen ist wirklich eine Möglichkeit, der Wegwerfkultur entgegenzuwirken. Denn jede Lebenszeitverlängerung hilft. Aber darauf jetzt zu setzen, um sich für ein Telefon zu entscheiden und das jahrelang zu benutzen? Das ist schwierig, wenn seit vier Jahren keine reparierbare moderne Hardware nachkam. Das G5 ist klasse, aber wie lange wird es davon noch gute Modelle geben?
Das alles macht das mittlerweile mit Android 10 erhältliche Fairphone 3 attraktiver.
Wenn ich die Seite nochmal erweitere wäre daher eine zweite Unterseite mit kurzen Vorstellartikeln zu Linux- und fairen/nachhaltigen Telefonen ganz oben auf der Todo-Liste.
Davon abgesehen, gibt es Vorschläge oder Feedback für die Seite?
Video: Cyberpunk 2077 und Softwareentwicklung
Die Argumentation im Video ist nicht unbedingt neu, wenn man etwas im Thema ist. Aber gerade deswegen ist es ein anschauliches Beispiel für Planungsfehler, die möglicherweise dem Spiel geschadet haben.
Vorab: Sie ist auch kritisierbar. Ein Spiel wie Cyberpunk kann man nicht von Anfang an in einem veröffentlichbaren Zustand halten. Auch die verlinkte Präsentation zu Sea of Thieves ist da kein echtes Gegenargument, da wurde dieses Entwicklungsmodell nur teilweise adoptiert (immerhin!), und das Spiel ist viel kleiner und war am Ende wohl auch nicht besonders gut. Das geht mit Werkzeugen, bei denen schon ein kleiner Teil des geplanten nützlich wäre. Vielleicht bei Spielen mit einer sehr simplen Grafik, Mechanik und Frust-Spaß-Schleife (dass die bei Sea of Thieves zu simpel ist war in Tests der größte Kritikpunkt). Aber es geht nicht mit storygetriebenen echten AAA-Spielen, die bei ihrer Vollständigkeit eine hohe Messlatte erreichen müssen um auch nur ein bisschen spaßig zu sein.
Außerdem hatte CD Projekt ja ursprünglich kein Releasedatum genannt, ist also anfangs der im Video vertretenen Theorie gefolgt. Das war sicher eben um flexibel sein zu können. Interessant wäre eher ein Blick auf die Dynamik, die das Entwicklerstudio trotz dieses Starts zum verfrühten und auf alten Konsolen wohl nahezu ungetesten Release verleiteten. Alternativen gab es nicht viele, die angesprochene, nur auf den alten oder neuen Konsolen zu veröffentlichen, war in dem Moment keine Option mehr als einmal etwas anderes angekündigt worden war, auch ohne die Ankündigung wäre es nach dem Release der neuen Konsolen nicht machbar gewesen. Denn: Zu wenige Leute haben die neuen Konsolen bereits, aber die neuen nicht zu beliefern wäre für jedes AAA-Spiel ein PR-Desaster. Tatsächlich war die veröffentlichte Version auch die, die auf die Last-Gen-Konsolen zugeschnitten sein sollte. Was wirklich schiefging werden erst später gute Reportagen wie der zu Andromeda erklären können, bis jetzt gibt es nur Erklärungsansätze.
Die Argumentation des Youtubers ist also völlig daneben. Faszinierenderweise ist sie gleichzeitig völlig richtig. Denn die Grundargumentation im Video passt. Zumindest im letzten Jahr der Entwicklung sind die Entwickler nach allem was bekannt ist genau in die beschriebene Planungsfalle gelaufen. Gleichzeitig einen festen (fast, einmal wurde es ja nochmal verschoben) Termin treffen zu wollen ohne das Spiel nach all den Trailern deutlich verschlanken zu können war keine gewinnbare Situation. Entwicklerteams vergrößern ist, richtig, keine Hilfe. Da ging also etwas wie vom Youtuber beschrieben komplett schief. Das zeigt der Crunch: Scheinbar wurde wider besseren Wissens gehofft, Entwickler länger als 4 bis 5 Tage lange Stunden arbeiten zu lassen verkürze die Entwicklungszeit. Eine Verzweiflungsentscheidung, die offensichtlich verkehrt ist, denn ausgebrannte Entwickler werden höchstens grantig aber keinesfalls schneller. Das weiß eigentlich jeder, es trotzdem zu versuchen ist genau das kritisierte Wunschdenken.
Wenn das anfängliche Scheitern Cyberpunks dazu führt, dass mehr Firmen die Unsinnigkeit von Crunchentwicklung erkennen, hätte das ganze nochmal was gutes.
Videoreview: Fallout New Vegas Is Genius, And Here's Why
Fallout New Vegas hat mich hier im Blog schon viel beschäftigt, einfach weil ich es so toll finde. Aber was genau macht es so gut, besser als viele andere Spiele, wie auch dem direkten Vorgänger? Wer als Ergänzung zu meinen eigenen Artikeln wie dem 10-Jahres-Review darauf noch Antworten sucht, für den ist dieses Videoreview toll:
Gerade die Worte zur Spielmechanik finde ich überzeugend, z.B. dass Skills zum Freischalten von Optionen in Gesprächen zu verwenden eine gute Entscheidung und bemerkenswerte Änderung gewesen ist.
Ein erster Online-Supermarkteinkauf mit myEnso
Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen. Vor einem Jahr war es mir noch absurd und verschwenderisch erschienen, Essen online einzukaufen. Nach neun Monaten Kontaktbeschränkung sieht das anders aus. Andererseits wohne ich in der Provinz, die Möglichkeiten hier für sowas neumodisches sind sehr begrenzt. So war auch dieser erste Test auf haltbare Produkte beschränkt – frische Produkte liefert myEnso nur in Bremen. Ist es trotzdem hilfreich genug, um den Vorratsschrank aufzufüllen?
Um es ausprobieren zu können muss man sich erstmal auf der Webseite registrieren. Vorher wird nichtmal angezeigt, was verfügbar ist. Äußerst ungewöhnlich für einen Onlineshop und es erscheint wie ein Schnitt ins eigene Fleisch.
Einkauf bei der gutgemachten Webseite
Doch nach der Registrierung ist die Webseite selbst echt gut. Ja, es ist ein bisschen arg atypisch. Aber die wohl an Apps und Spiele angelehnte Oberfläche wirkt sehr durchdacht.
Zum Beispiel ist das hierarchische Hauptmenü bildschirmfüllend, was das Anwählen der Elemente sehr einfach macht. Und wenn man etwas suchen will, reicht es, den Namen einzutippen ohne ein Suchfeld auswählen zu müssen (etwas, was ich bei music-streamer ausprobiert hatte und was gar nicht so einfach gut umsetzbar ist). Die Ladezeiten der Seiten waren schnell, die Beschreibungen der Produkte gut genug.
Mir nicht gleich klar wurde dieser Kreis, der bei allen Produkten dabei ist. Es ist ein Kontextknopf. Man kann damit zum Beispiel auswählen: Zeige mir alle Bioprodukte der Kategorie dieses Produkts, also in einer Liste von Süßigkeiten bei einer Schokolade dann alle anderen Bioschokoladentafeln. Klasse! Da schwierig in einem regulären Interface umzusetzen.
Man vergleiche das mit mytime.de, was ich als Alternative im Blick hatte.
Dort ging das Cookie-Popup auf jeder Seite wieder auf, egal ob es verweigert oder angenommen wurde, was schnell unbeschreiblich nervig wurde. Und das lag an nicht zu harten Einstellungen in meinem Firefox, bei Chromium passierte das gleiche. Dazu ist alles kleinteiliger, das Interface weniger elegant, die Seite sieht einfach nicht so gut aus. Im direkten Vergleich damit steht die Seite von myEnso sehr gut da, aber auch im Vergleich mit all den anderen Webshops die ich kenne finde ich deren Ansatz stark.
Aber die Nutzbarkeit der Seite ist nur ein Faktor, das vorhandene Sortiment ist auch wichtig. Durch die Beschränkung auf haltbare Lebensmittel ist es hier stark eingeschränkt. Gut wirkt die Auswahl an besseren Produkten – sie haben insbesondere als Foodpioniere gekennzeichnete experimentelle Produkte verfügbar. Und auch Biosachen, das passt ja auch dazu. Günstige Nudeln dagegen? Da fand ich genau eine Packung zur Auswahl, und die ließ sich nicht hinzufügen. Der Einkauf war insgesamt nicht überteuert – und das Katzenfutter hatte sogar den Niedrigpreis, den man nicht überall bekommt – aber einen Discounter würde man hiermit wohl kaum ersetzen können.
Insgesamt fand ich alles, was wir haben wollten, minus frischen Lebensmitteln. Und damit ist nicht nur Kühlware gemeint, auch Obst und Gemüse ist keine Option.
Lieferung
Ausgewählt und bestellt am Montag kam die Lieferung dann am Samstag an, 5-6 Tage war angekündigt. Das ist okay, aber ersetzt so keinesfalls den Supermarkteinkauf, wenn gerade die Vorräte leergehen und eine Quarantäne diesen unmöglich macht...
Im Paket ist nichts kaputtgegangen. Es war gut gepackt, die Gläser waren zusätzlich mit sich festziehendem rundem Verpackungsmaterial geschützt. Ich durfte auf Rechnung zahlen. Die kam per Email an als das Paket noch nicht hier war, aber mit genug Frist um auf die Ankunft zu warten.
Also, taugt das? Ich finde schon. Wenn man in einem Ballungsgebiet lebt und sie dort frische Lebensmittel versenden könnte ein Dienst wie myEnso einige Supermarktbesuche ersetzen. Besonders für den, der wie ich von Zuhause aus arbeitet. Bei diesem Online-Supermarkt jetzt darf man allerdings nicht super preissensibel sein.
Und weil wir eben nicht in Bremen wohnen ist es kein kompletter Ersatz, weil wir nichtmal in einem anderen Ballungsgebiet wohnen gibt es aber auch sonst kaum Alternativen. Und was angeblich hier liefern würde, wie mytime, macht technisch einen miserablen Eindruck.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, jetzt öfter mal mit myEnso Vorräte zu kaufen. Wird sich zeigen, ob es eine Ausnahme bleibt oder etwas regelmäßiges wird.
Slay the Spire, ein gelungener Genremix
Slay the Spire ist ein Roguelike mit Handkarten. Es führt beide Konzepte gekonnt zusammen und ist auch insgesamt einfach überraschend gut gemacht.
Einfacher Beginn
Ganz zu Beginn ist ein einzelner Charakter verfügbar, der mit einer geringen Auswahl an Handkarten das Spiel startet. Handkarten haben viele verschiedene Effekte, so würde eine Blockkarte dem Charakter 6 Blockpunkte gegeben, die ebensoviel Schaden abwehren. Der Charakter hat zudem ein Startartefakt, zum Beispiel eines das nach jedem Kampf ein paar Lebenspunkte heilt.
Auf einer Übersichtskarte muss Schritt für Schritt die nächste Station ausgewählt werden. Das kann ein Lagerfeuer sein, an dem ebenfalls die Lebenspunkte geheilt werden können oder aber eine Karte verbessert werden kann; ein Händler, bei dem Artefakte, Tränke und neue Karten gekauft werden können; Multiple-Choice-Events mit diversen Effekten, Schatztruhen mit Artefakten – oder aber Kämpfe.
Fortgeschrittene Kämpfe
In den Kämpfen sind die Gegner mit den Handkarten zu besiegen. Es sind Rundenkämpfe. Ein Icon über den Gegnerköpfen zeigt ihre nächste Aktion an, z.B. dass der jeweilige Gegner angreifen oder sich buffen wird. Solange noch Aktionspunkte und Karten da sind können diese gespielt werden. Die simplen machen einfach Schaden oder erhöhen den Blockwert. Dann gibt es solche, die den Gegner verwundbarer machen oder schwächen. Dazu kommen viele andere Karten, von denen nach den Kämpfen immer eine zusätzliche in den Vorrat gelegt werden kann, die weitreichendere Effekte haben.
Welche Karten verfügbar sind hängt vom Charakter und Spielfortschritt ab. Jeder Charakter hat mehrere Freischaltungen. Beim Tod oder nach Bewältigen des Finales werden die gesammelten Punkte gezählt und dem Konto gutgeschrieben. Ist die Grenze für die nächste Freischaltung überschritten, werden weitere Karten (oder auch Artefakte) freigeschaltet, die dann beim nächsten Durchgang gefunden werden könnten. Genauso werden auch die anderen drei Charaktere erst nach und nach spielbar. Und während der erste, der Ironclad, ein ziemlich simpler Kämpfertyp ist, wird es zunehmend komplizierter. Dann greifen die Statuseffekte mehr zusammen, gibt es Giftschaden, Orbs mit passiven und aktiven Effekten oder Kampfzustände und mächtige Zusatzkarten mit speziellen Effekten, die alle sinnvoll eingesetzt werden müssen damit der Finalkampf erreicht und gewonnen werden kann.
Beherrschbare Komplexität
Slay the Spire macht also einige Sachen ziemlich gut. Es fängt relativ simpel an, ist dabei aber nicht zu einfach, weil es schon einen Moment dauert bis man versteht wie selbst die einfachen Anfangskarten ineinandergreifen. Dabei ist aber selbst ein Scheitern vor dem Finale immer ein Fortschritt, nicht nur per gemehrtem Spielerwissen, sondern weil ja auch im Laufe der Zeit neue Karten, Artefakte und Charaktere dazukommen. So werden immer weitere Konzepte eingeführt. Und die sind durchaus erlernbar, ist der Effekt der Karten doch jederzeit in klaren Worten beschrieben. Insgesamt gibt es später dank den neuen Charakteren, Karten und Artefakten immer mehr Möglichkeiten, sodass dieses auf dem ersten Blick simple Spiel viel länger Spaß macht als man erst erwartet.
Coronaperspektive im Dezember
Wie Deutschland diese zweite Coronawelle nicht bewältigt ist erschreckend.
Im Frühjahr war nach einem ersten Zögern auf die Pandemie noch richtig reagiert worden. Es war erstaunlich, es war auf andere Art erschreckend und gleichzeitig ein bisschen toll zu erleben, wie die vom Balkon zu sehende Hochstraße auf einmal autoleer war. Das passiert sonst nie! Schulen zu, Kindergärten zu, Geschäfte geschlossen: Es wirkte. Die Infektionszahlen gingen schnell und für eine lange Zeit zurück. Details mussten ausgehandelt werden, aber das schien zu gelingen.
Die zweite Welle jetzt nur halbherzig anzugehen zeigt den Kontrast: Es wirkte kaum. Jeden Tag sterben Hunderte am Virus, Krankenhäuser sind überfüllt, ist die Hochstraße voller Autos. Nichts wurde wirklich zurückgefahren was nicht vorher schon unmöglich war – wie Massenveranstaltungen – und die von Politikern geforderten Einschränkungen erscheinen lächerlich, wenn immer noch alle Geschäfte aufhaben, hier die Idioten ohne Masken durch die Stadt gehen und die Schulen sich zu einer Brutstube für den Virus entwickelt haben.
Als Konsequenz litten und starben die letzten Wochen über unnötig viele Infizierte in Krankenhäusern, der Rest litt an den wenigen Beschränkungen des Lockdowns und mehr noch an dem Gefühl der Bedrohung durch den sich weiter ausbreitenden Virus. Dazu kommt, dass dieser Periode der Schande nun wahrscheinlich ein echter Lockdown folgen muss.
Währenddessen ist das große Thema, dass für den öffentlichen Rundfunk wieder mehr Geld aus den Taschen der Leute gestohlen werden soll. Was die Parteien bis auf eine CDU(!)-Landtagsfraktion betont mittragen und es zu einer Frage des aufrechten Kampfes gegen die Nazis machen, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung ohne Nazisympathie die Abgabe ebenfalls ablehnt. Was kein Wunder ist, angesichts des gebotenen und dass es ein sozial ungerechter Festbetrag ist. All das, während trotz der Menschenleben kostenden Wirtschaftsförderung – denn nur für die Wirtschaft gab es bisher in dieser zweiten Welle keinen echten Lockdown – es vielen finanziell doch schlechter geht. Klar, es ist individuell ein kleiner Betrag, aber die Botschaft ist keine der Solidarität. Es zeigt, wo die Prioritäten eben nicht liegen.
Das Verhalten der Politik ist auf der einen Seite nicht so überraschend: Schon im ersten Lockdown gab es Stimmen dagegen, fanden einzelne Verwirrte Abiprüfungen wichtiger als eine mögliche Verbreitung des Virus, wurde gestöhnt über die unmögliche Last der Eltern, die sich jetzt ganz allein mit ihren Kindern beschäftigen müssen (wobei fairerweise die Schulen online im gleichen Tempo weiterführen zu wollen auch unmöglich war und die Schüler wohl durchaus belastet), sollten für die Wirtschaft Beschränkungen schnell aufgehoben und jetzt verhindert werden. Dazu jetzt die Corona-Leugner, die zusammen mit Nazis das Parlament stürmen wollten und die ersten Anschläge planen. Und doch: Da der Großteil der Bevölkerung Verschärfungen des allzu lockeren Lockdowns befürwortet überrascht es dann schon, wie schlecht und zögerlich die Politik diesmal gegen den Virus vorgegangen ist.
Hätte man es nur gleich richtig gemacht! Aber sie wollten nicht hören.
Gassigehen mit Katzen
Vor ein paar Jahren fuhr ich mit dem Fahrrad von der Uni nach Hause. Dabei kam ich an einer Situation vorbei, die mich zum Anhalten brachte: Eine junge Frau ging ihr Haustier spazieren, aber an der Leine war nicht etwa ein Hund, sondern eine Katze. Die schnüffelte freudig an einem Busch herum und wirkte kein bisschen gequält. Ich hielt also an und sprach etwas mit der Frau. Sie meinte, das sei alles gar kein Problem. Es sei zwar nicht ganz wie bei einem Hund – ihr Kater ging mehr mit ihr spazieren und sie zog ihn nur manchmal weiter, wenn er an einer Stelle wirklich zu lange brauchte – aber man müsse damit nur früh genug anfangen. Es war perfektes Timing, denn ich hatte gerade ein Katzenbaby bei mir aufgenommen.
Mittlerweile kein Baby mehr, hat das mit dem Spazierengehen an der Leine sich wirklich bewährt:
Ein Gewöhnungsprozess und Glücksfall
Es fing mit dem Weg zum Tierarzt an. Ich hatte kein Auto und auch keine Transportbox, stattdessen nahm ich die Kleine an die Leine und dann auf meine Schulter. So liefen wir durch die Stadt, bekamen ein paar Kommentare zu hören, aber die Leute waren immer nett. Später ging es gemeinsam in den Garten – als sie noch zu klein war, alleine zu sein. Und dann wieder eine Weile, als sie sich als zu blöd erwies, nicht auf Sachen zu klettern von denen sie nicht mehr herunterkam. Das besserte sich zum Glück, sie durfte dann auch wieder alleine in den Garten.
Nach einem Umzug wohnten wir perfekt katzengeeignet, sodass ich die Leine nur noch selten herausholte. Aber immer noch gelegentlich, der Weg zum Tierarzt war weiterhin weniger eine Angelegenheit für die mittlerweile durchaus vorhandene Transportbox, sondern für die Schulter. Doch jetzt, noch einen Umzug später, ist die Lage wegen der nahen Straße für Katzen nicht gerade perfekt. Dazu kamen die anfänglichen Berichte über coronainfizierte Haustiere. Doch gibt es hier ein kleines Stück weiter einen perfekten Waldweg, jetzt erweist sich die frühe Gewöhnung an die Leine als sehr praktisch: Anstatt sich dauernd in der Wohnung zu langweilen können beide Katzen (der später dazugekommene Kater lernte die Leine ebenfalls kennen) gelegentlich mit uns in den Wald.
Und sieh nur, wie er läuft!
Tipps
Das soll keine Quälerei sein, weder für Mensch noch Katze. Beachte also ein paar Hinweise:
- Es gibt Geschirr, das sowohl für kleine Hunde wie auch für Katzen geeignet ist. Trixie vertreibt ein günstiges, wir haben das und ein minimal besseres, beide funktionieren soweit einwandfrei. Findet sich manchmal im Supermarkt oder bei Fressnapf. Viel besser, als die Leine an einem Halsband zu befestigen und dann das Tier am Hals herumzuziehen.
- Das Geschirr anzulegen ist je nach Katze eine größere Sache. Auf keinen Fall soll sie die Situation als unangenehm lernen, gleichzeitig ist das Berühren am Bauch eine Konfliktsituation, wenn die Katze nicht gerade ein Schmusekater ist. Und lernen, dass sie das mit Kralleneinsatz verhindern kann, soll sie auch nicht. Also: Das so üben, wie man ihr auch "Sitz" und andere Befehle beibringt, konsequent, aber mit Geduld und Bonbons als Belohnung.
Zur Not kann man es anfangs auch anlegen, wenn sie gerade frisst und dabei abgelenkt ist, dann sollte das selbst ohne Übung ohne den anfänglichen Widerstand gehen. Und sie lernt, dass das Geschirr nicht ihr Feind ist. - Die Katze an Geschirr, Leine und den Spaziergang zu gewöhnen wenn sie jung ist kann dem Ganzen nur helfen, selbst wenn es anfangs nicht oft gemacht wird. Das ist wie beim Baden, nur gut wenn die Katze das jung lernt, damit es nicht ganz neu ist wenn es später mal gebraucht wird.
- Statt der kurzen Leine würde ich mittelfristig eine verlängerbare nehmen. Einen Hund würde man ja auch nicht immer an der kurzen Leine halten.
- Wenn die Katze es gewöhnt ist alleine unterwegs zu sein, wird sie auch mit Leine den Weg wählen wollen. Kann man so machen, wie die Frau auf dem Heimweg mir das damals ja auch erklärte. Aber mittlerweile weiß ich, dass Katzen durchaus auch richtig Gassi gehen können, einen vom Halter ausgesuchten Weg. Das geht wahrscheinlich besser, wenn es eben nicht das gewohnte Revier vor der Haustür ist.
- Bei kritischen Situationen wie vorbeikommenden Hunden: Ab auf die Schulter oder schnell in den Transportrucksack (nur ein Beispiel, den unseren fand ich nicht). Beides geht natürlich nur, wenn die Katze diesen Ort mag – auch das lässt sich üben, besonders der Rucksack mittels dort versteckten Bonbons.
- Das Geschirr nicht zu locker anlegen. Katzen können sich ja verflüssigen, entsprechend leicht befreien sie sich aus zu lockeren Geschirren. Besonders dann, wenn sie Angst bekommen haben.
- Jetzt im Winter hat der Kater gelegentlich gestreikt, nach einer Weile legte er sich auf den Boden und wollte nicht mehr weiter. Gut, dann reicht es ihm eben, es ging zurück, woraufhin er wieder freudig mitlief. Es ist ja auch kalt und er hat weniger Fell als meine Katze. Darauf bitte Rücksicht nehmen.
Die Katze gewinnt
Das ganze lohnt sich, denn es tut dem Tier gut. Man merkt es daran, wie es nach so einem Spaziergang entspannter ist. Auch erledigt, aber das ist für eine ansonsten unterforderte Stubenkatze eine gute Sache, die Wohnung wird den Tieren ja langweilig. Und nein, das Entspanntsein ist nicht der abklingende Stress nach einer Horrorsituation – das merkt man spätestens dann, wenn die Katze sich schonmal hinsetzt und mit raus will, wenn das Geschirr in die Hand genommen wird oder sie anderweitig mitkriegt, dass sie jetzt wieder raus kann.
Wir in Deutschland haben irgendwann entschieden, dass Hunde Gassigehen und Katzen alleine rausdürfen oder in der Wohnung versauern müssen. Dabei ist dieses Gassigehen mit Hunden in anderen Ländern ganz anders gelöst, wenn der Hund zum Beispiel größtenteils im Garten lebt und ihn Gassi zu führen unüblich ist. Dass bei Katzen das auch nur eine uns offene Entscheidung ist, ist vielen nicht bewusst. Die können das genauso lernen wie Hunde (wie ja auch auf Befehle wie Sitz zu hören und zu apportieren). Und es ist ein guter Mittelweg: Katzen, die alleine rausgehen, haben eine viel kürzere Lebenserwartung. Aber Katzen, die gar nicht rauskommen, werden vor Langeweile verrückt. Dann wenigstens gelegentlich an der Leine Spazierengehen zu können kann ihre Lebensqualität nur verbessern.