Open-World in Bestform bei Mad Max
Das 2015 etwas nach dem Release des hervorragenden Films Mad Max: Fury Road veröffentlichte Spiel zu Mad Max ging trotz positiver Tests wohl ziemlich unter, zumindest hörte man schnell nichts mehr davon. Auch kein gutes Zeichen: Der ins Hauptmenü gesetzte Menüpunkt DLC führt zu einer leeren Shopseite, die Online-Funktionen werden abgeschaltet. Also werden es viele nicht gespielt haben, und das ist ein Verlust – denn Mad Max ist richtig gut.
Szenario
Mad Max ist eigentlich eine Filmreihe, bei der bis zu Fury Road Mel Gibson die Hauptrolle spielte. Es ist wieder mal eine postapokalyptische Dystopie und ähnelt daher etwas Fallout, aber es kommt ohne dessen schwarzen Humor aus. Stattdessen ist diese Zukunftsversion viel mehr verstörend, mit zu Monstern verkommenen Menschen, lebensfeindlichen Wüstenlandschaften und aus dem verbliebenen Schrott der Zivilisation zusammengeklaubten Unterschlüpfen – und vor allem Autos. Ganz vielen Autos, mit denen sich die Überlebenden bekriegen und wobei Benzin selten ein Mangel ist. Max ist einer dieser Fahrer und auch er ist eine ziemlich beschädigte Figur, wenn auch etwas weniger auf einem wahnsinnigen Vernichtungstrip als seine üblichen Antagonisten.
Das Spiel jetzt setzt die Handlung in die Nähe des letzten Films, der wiederum keine klare Kontinuität mit den vorherigen Filmen hatte. Es ist immer noch so in etwa die gleiche Welt und die gleiche Figur, aber es gibt selten eindeutigen Verweise auf was vorher passiert. Im Spiel sind ein paar mehr als im Film war, so wird die Donnerkuppel zitiert (Two men enter; one man leaves!). Und es gibt klare Verweise auf den Film, der Bösewicht ist gebaut wie einer der Verbündeten des Film-Bösen.
Die Handlung ist ansonsten simpel: Zu Beginn verliert Max im Kampf gegen Scrotus sein Auto. Doch er trifft auf den buckeligen Mechaniker Chumbucket, der ihm ein neues bauen kann. Allerdings reicht der verbaute V6-Motor Max nicht, er will einen V8. Den könnte er in Gastown gewinnen. Aber dort muss er erstmal hinkommen, eine in der Haupthandlung zu überwindende Mauer und viele Gegner wie Nebenmissionen trennen ihn von der auch im Film erwähnten Stadt.
Viel zu tun in der offene Welt
Das Spiel ist ein Actionspiel mit RPG-Elementen in einer offenen Welt und daher vom Genre in der gleichen Kategorie wie ein Assassin's Creed oder Far Cry. Und als dystopische Version dieser Spiele könnte man es auch treffend beschreiben. Allerdings gibt es ein sehr viel wichtigeres aufrüstbares Auto, dafür weniger reguläre Waffen, und funktioniert das Spielkonzept wirklich gut.
In der Spielwelt sind eine Reihe von Feinden und Orte verteilt, die unterschiedlich viel Aufmerksamkeit und Zeit beanspruchen.
Zuerst fährt natürlich nicht nur der Spieler in der Gegend herum. Sondern auch eine ganze Menge an Feinden, meist die Warboys von Scrotus, die mit ihren Autos direkt den Wagen des Spielers angreifen werden. Wer nicht flieht steckt immer wieder in Autokämpfen, bei denen die Fähigkeiten des Wagens wie die Harpune oder Maxs Schrotflinte zum Einsatz kommen werden.
Zivilisten gibt es auch, sie teilen Informationen oder Schrott, beteiligen sich ansonsten aber nicht an den Kämpfen.
Bei den Orten stolpert man zunächst über die Scarecrows, aus Metall und Leichen zusammengehaltene Feuertürme. Max kann sie mit seiner Harpune niederreißen, was den Gefährdungsfaktor des Sektors etwas senkt und sammelbaren Schrott hinterlässt.
Ähnlich funktionieren die Scharfschützentürme, nur schießen die halt zurück und ist der Lohn nicht Schrott, sondern Munition und von einem Ort weniger beschossen zu werden.
Schrott, Munition und manchmal Erinnerungsstücke der Zivilisation finden sich an den gelb markierten neutralen Orten, bei denen aber auch immer ein paar Banditen sich aufhalten und was aufs Maul wollen.
Das gilt meistens auch für die Aussichtsorte. Bei ihnen gibt es aber noch einen Heißluftballon, mit dem man aufsteigt und so die Umgebung erkunden kann. Das Pendant zum Erklimmen von Türmen in anderen Open-World-Spielen samt Markierung anderer Orte auf der Karte. Einmal erkundet dienen diese Orte dann noch als Schnellreisepunkt und bleiben feindeslos.
Aber es sind die Festungen der Verbündeten, die eher als gute Rückzugsorte dienen. Sie alle sind Teil der Haupthandlung. Da ist zum Beispiel die Mannschaft eines riesiges Schiffs, das mitten in der Wüste auf einem Hügel festsitzt, wobei die Bewohner auf die Rückkehr des Ozeans warten. In diesen Festungen gibt es immer ein paar Nebenmissionen und wer an den anderen Orten die richtigen Kisten findet kann in ihnen Stationen aufbauen. Danach bekommt man bei jedem Besuch der Festung z.B. den Wasserkanister aufgefüllt.
Und natürlich haben auch die Feinde Basen. Die sind oft ebenfalls fantastisch in die kaputte Welt integriert. Es gibt dabei verschiedene Arten von feindlichen Festungen, bei der einen muss beispielsweise der Ölförderturm in die Luft gejagt, bei einer anderen alle Gegner besiegt werden. Diese Orte werden einmal befreit von Alliierten in Besitz genommen und bringen regelmäßige Schrotteinnahmen.
Ein Auto-RPG, ein Survivalgame?
Mit dem Schrott und wenn die Gebiete der Verbündeten ausreichend befriedigt wurden schalten sich immer weitere Upgrade frei, die den eigentlichen Star des Spiels verbessern: Das Magnum Opus getaufte Auto. So wird es schneller, bekommt einen Flammenwerfer, bessere Panzerung und einiges mehr. Manche der Upgrades sind auch ans Bewältigen von Haupt- oder Nebenmissionen gebunden, wie der erwähnte V8-Motor. Tatsächlich machen die Verbesserungen ordentlich was aus, gerade wenn die Autos der Gegner anfangen gepanzert zu werden ist nach etwas investiertem Schrott der Unterschied im Kampf deutlich spürbar.
Und auch Max bekommt Upgrades, die verbessern ihn dann in den Faustkämpfen, die er immer wieder zu erledigen hat wenn er zu Fuß unterwegs ist. Das ist ähnlich wie in den Batmanspielen: Linksklicken zum Angreifen, langer Klick für einen stärkeren langsamen Angriff, wenn ein Gegner angreift muss mit rechter Maustaste gekontert werden. Dazu kommt die Schrotflinte, kurzzeitig verwendbare Nahkampfwaffen und ein paar andere Kampffähigkeiten wie Shims oder später freischaltbare Zusatzfähigkeiten. Außerdem gibt es für Errungenschaften (wie den Zornzustand durch gute Kampfkombinationen in wenigen Sekunden zu erreichen) Punkte, die bei einem Schamanen in weitere Boni umgewandelt werden können.
Max kann nur wenig Munition mit sich rumschleppen. Er heilt sich über das Wasser im Kanister, das nicht gerade viel ist. Und selbst das Benzin im Auto geht mit der Zeit aus. Anfangs wirkt Mad Max daher wie ein Survivalspiel, bei dem knappe Ressourcen sorgsam verwaltet werden sollen. Doch das ändert sich schnell: Überall liegt alles rum was Max braucht, Benzin z.B. gibt es im Überschuss und regeneriert auch noch. Dazu sind die meisten Schamanenupgrades solche, die den Ressourcenmangel entgegenwirken, sodass z.B. mehr Schrott und Wasser gefunden wird. Wenn dann noch ein paar Stationen in den Festungen gebaut wurden ist der Ressourcenmangel komplett vorbei. Immerhin bleibt der Munitionsmangel ein Thema, weil eben nur wenig mitgenommen werden kann, wodurch die Kämpfe interessant bleiben und beim Spielen eben doch etwas rationiert werden muss.
Schnell, hübsch und gutklingend
Positiv überrascht war ich von der Technik des Spiels. Gut, es ist nicht ganz neu, aber das ist mein PC ja auch nicht. Ich hatte absolut stabile 75 FPS, das bei meinem Monitor durch FreeSync gegebene Maximum. So wirken die Fahrten viel besser als wenn es geruckelt hätte. Dabei sieht Mad Max stellenweise toll aus, die diversen Wüstenlandschaften insbesondere. Auch die düstere Umgebung von Gastown ist klasse gemacht und die Autos sind genau so faszinierend gepanzerte coole Schrottkisten wie in den Filmvorbildern. Die in tolle Explosionen aufgehen, wobei auch Feuer und Rauch stark wirken.
Mit gutklingend meine ich besonders die Motoren. Die Musik steht nicht stark im Vordergrund. Und obwohl die Sprecher ausnahmslos gut waren: Es ist der V8-Motor, der genau so klingt wie er klingen soll und generell die Autokämpfe, die eine tolle Soundkulisse schaffen.
Vereinzelte Bugs und die verschwundene Linuxversion
Anders als die Psyche von Mad Max ist das Spiel Mad Max sehr stabil. Ich sah nur vereinzelte Bugs. So blieb in einem Gespräch mit einem Zivilisten der Sound weg, ein anderes endete mit einem schwarzen Bildschirm, nachdem währenddessen ein kleiner Wirbelsturm die Spielfigur in die Höhe riss. Fragwürdiger ist da die Linuxversion. Mad Max wurde eigentlich von Feral portiert und diese Version auch per Steam verteilt. Mittlerweile aber wird sie nicht mehr auf der Steamseite erwähnt und tatsächlich startete sie bei mir nicht (wobei Feral-Portierungen auf meinem System generell seltenst funktionierten), die Windowsversion mit Proton-5.21-GE1 lief dann auch unter Linux einwandfrei.
Die Mischung machts
Ich habe bisher im Grunde nur aufgezählt was im Spiel drin ist und bin dabei noch nicht mal fertig. Es gibt zudem noch Rennen, Stürme, von Zivilisten vergebene Missionen, die Basen haben Verteidigungsmechanismen und Sammelitems gibt es auch noch. Mad Max ist prall gefüllt. Aber das macht ein Spiel noch nicht gut. Andere Open-World-Spiele sind eher abschreckend, wenn es an jeder Ecke etwas anderes zu tun gibt.
Das besondere an Mad Max ist wie gut die Elemente zusammenpassen. Da ist erstmal das Szenario, das vollumfänglich ausgenutzt wird um absurde Charaktere wie Chumbucket mit seiner religiösen Verehrung des Automobils zu platzieren oder auch schillernde Gegenfiguren wie die Kurtisane Hope. Die Hauptmissionen führen in die Festungen, die mit ihren Upgrades und Nebenmissionen Motivation geben die Spielwelt zu erkunden. Das wiederum schafft Bedarf für die Upgrades von Max und dem Magnum Opus, was ebenfalls durch das Erkunden der Spielwelt bedient werden kann. Und dann funktioniert es eben wenn in der Spielwelt einiges los ist, es überall Scarecrows umzustürzen und feindliche Basen zu erobern gibt, ohne dass die Aktivitäten sich zu sehr unterscheiden als dass es verwirren würde. Es hilft auch, dass es mit dem Metallschrott nur eine einzige Sammelressource gibt. Und dass das Spiel auch deutlich macht: Du musst das alles nicht tun, da drüben ist der grüne Punkt der zur nächsten Hauptmission führt. Etwas 40 Stunden habe ich so im Spiel verbracht, was für ein Einzelspieler-Actionspiel sehr ordentlich ist.
Außerdem ist es endlich mal ein gutes Spiel zu einem guten Film. Auch wenn Max im Spiel nicht aussieht wie Max im Film, ist es doch klar die gleiche Welt, bedient sich Film wie Spiel der gleichen Elemente und Atmosphäre und baut dabei das Computerspiel dieses Universum ein bisschen weiter aus als ein Film es könnte. Erhalten bleibt auch der Fokus auf das Auto und auf Autoschlachten, was größtenteils durchaus Spaß macht.
Nur stellenweise wird das etwas zum Manko, wenn später die gegnerischen Wagen ziemlich viel aushalten und man eigentlich keine Lust mehr hat, schon wieder Minuten darein zu investieren sie kaputtzurammen. Dann aber hat man meist auch andere Optionen wie den Flammenwerfer, man muss sich nur überwinden deren Munition auch einzusetzen.
Ein paar der Sammelelemente hätten auch nicht sein müssen. So kann man Convoys vernichten und dadurch Trophäen für das Magnum Opus sammeln, welche die Werte verbessern. Die Kämpfe sind nett, nur dass die Upgrades sich wiederholen und jeder Bonus der gleichen Kategorie so stark ist wie der andere. Die findbaren Zivilisationsartefakte sind okay wenn Max einen Kommentar abgibt, aber sie zu sammeln gibt das Spiel außer einer Prozentanzeige keinen Grund. Und warum man feindliche Wagen kapern und in die eigene Garage stellen sollte bleibt auch unklar, ist der Magnum Opus doch schneller, stärker, besser zu steuern – und wiegt durch die anderen Wagen erstmal von Gegnern ignoriert zu werden das nicht auf.
Aber das sind sind kleine Macken in einem ansonsten tollen Spiel, das mit Story, Grafik, Spielmechaniken und vor allem dem Szenario super ansprechend ist. Wer ein bisschen was übrig hat für diese Art von Open-World-Actionspielen sollte es nicht weiter ignorieren.
Zehn Jahre Haft für eine Feier
Aus einem Zeit-Artikel:
"Wir haben ein Jahr alle Regeln beachtet und dann gesagt: Silvester feiern wir und tanzen uns die Seele aus dem Leib", sagt ein Teilnehmer der unerlaubten Party. Sie hätten dringend "alle Sorgen vergessen" müssen.
"Die junge Generation hat sich monatelang sehr vernünftig und folgsam verhalten – nun schlagen die Jugendlichen einmal über die Stränge und werden wie Schwerverbrecher behandelt", sagt Tommy Vaudecrane, Präsident des Vereins Technopol, der dutzende Festivals, Konzerte und die jährliche Technoparade in Paris organisiert. "Die Regierung missachtet, wie lebenswichtig für viele junge Menschen diese ausgelassenen Stunden sind", sagt Vaudecrane.
Wenn ich solche Zitate lese, dann wundert mich nichts mehr. In Menschenmassen tanzen ist auf einmal lebensnotwendig? Es braucht unbedingt eine Massenfeier, um alle Sorgen zu vergessen? Wenn solche Einstellungen in die Köpfe der jungen Franzosen transportiert werden wird klarer, warum deren Lockdown so gar nicht funktioniert.
Wobei ich weiß, dass die Sache in Frankreich eigentlich komplizierter ist. Das komplette Scheitern des französischen Lockdowns hat viel mit den Lebenssituationen dort drüben zu tun und damit, wie welche Maßnahmen durchgesetzt wurden. Trotzdem ist es kompletter Quatsch, Technoparties für lebensnotwendig zu halten.
Es mag in diesem Fall den falschen treffen, wenn der Angeklagte die Feier gar nicht organisiert hat – wobei er laut Artikel auf jeden Fall bei ihrer Durchführung half. Und dass die Anklage mit Drogenverkäufen lächerlich konstruiert ist hilft da auch nicht. Aber wären die angedrohten 10 Jahre Haft grundsätzlich viel zu viel für die Organisation einer Massenfeier während einer tödlichen Pandemie? Meinem Empfinden nach nicht. Es ist ja nicht einfach das Organisieren einer Feier, es ist das bewusste Töten von möglicherweise unzähligen anderen Menschen, die sich während der Feier und dann später an den Feiernden mit dem Coronavirus anstecken. Das wird fahrlässig in Kauf genommen. Bei einer solchen Tat geht es also nicht um eine Ordnungswidrigkeit, mittelbar geht es hier um eine Straftat mit Todesfolge, was sich immer wieder auch beweisen lassen müsste. Warum soll es dann bei Bußgeldern bleiben?
Überraschend gut: Headlander
In Headlander spielst du einen fliegenden Kopf. In dem leicht abgedrehten Scifi-Szenario ist die Menschheit fast verschwunden, ihr Bewusstsein lebt nur noch in Robotern weiter. Nur der Spieler nicht, der immerhin noch einen menschlichen Kopf hat, doch der Rest des Körpers fehlt. Kein Problem, entfernt er eben mit seinem Sauger die Köpfe der Roboter und landet auf deren nun kopflosen Körpern, die er dann durch die hübschen 2D-Level steuern kann.
Darum gehts
In der Hintergrundgeschichte geht es um das Schicksal der Menschheit, während eine Stimme den Spieler auf eine Mission gegen den Oberroboter schickt. Nicht besonders originell oder spannend, aber es funktioniert gut genug. Denn anders als so manch anderes von mir in letzter Zeit angefangene Spiel verfängt Headlander direkt am Anfang mit seinem netten Spielprinzip. Die verschiedenen Roboter zu übernehmen geht schnell von der Hand und es macht Spaß, durch die neuen Körper neue Möglichkeiten zu haben.
Zum einen haben manche der Roboter Waffen, mit denen die anderen erledigt werden können, zum anderen öffnen sie die farbkodierten Türen. Es braucht mindestens eine rote Roboterwache um eine rote Tür zu öffnen, eine höhere Stufe ist orange und öffnet dann orange sowieso rote Türen, und es geht noch ein paar Stufen weiter. Wobei die Zivilisten in grau immer noch mehr Türen als der fliegende Kopf öffnen können. Der passt dafür in Schächte, wo allerlei Upgrades versteckt sind, es lohnt sich also immer mal wieder ohne Körper durch die Gegend zu fliegen. Die Spielwelt ist dabei als Metroidvania aufgebaut, sodass im Laufe der Zeit neben den höherstufigen Robotern neue Fähigkeiten hinzukommen, die neue Bereiche in ansonsten bereits erkundeten Gebieten öffnen.
Ein Funken Witz und Genialität
Ernstnehmen tut sich das Spiel dabei natürlich nicht. So sind viele Witze eingebaut, beschweren sich die Türen mit netten Sprüchen wenn die Farbe nicht ausreicht, sind die grauen Roboter mit absurdesten Dingen wie Grasfühlen beschäftigt und protestieren Saugroboter gegen die Zentralisierung der Reinigungsarbeit. Richtig toll ist eine Stelle, als zum ersten mal ein stärkerer grüner Roboter übernommen wird und mehrere Gegner anstürmen, aber statt spannender Musik die Zeit langsamer wird und ein melancholischer Popsong spielt. Klasse! Ansehbar an dieser Stelle eines Let's-Plays:
Gut, man muss die absurden Elemente nicht unbedingt so sehr mögen wie ich. Und Headlander hat auch echte Macken. So ist es an verschiedenen Stellen möglich seinen Roboterkörper zu verlieren und dann nur als Kopf nicht weiterkommen zu können. Normalerweise kommt dann bald ein Roboter als Ersatzkörper in den Raum gestürmt, leider nicht immer. Dann sind Tode bedeutungslos, der Raum beginnt dann einfach von vorne, was komfortabel aber nicht spannend ist. Und später hat der gespielte Kopf mehr Fähigkeiten freigeschaltet – wie z.B. eine Kamikaze-Explosion des Roboterkörpers – als der Kopf des Spielers einfach kontrollieren und gut kombinieren kann.
Aber der Rest wiegt das auf. Die Spielmechanik mit den Missionen, kleinen Rätseln und den Laserwaffenkämpfen ist ein grundsolides Spiel, und dass ein bisschen Witz und viele nette Ideen dazugepackt wurden wertet alles nochmal gehörig auf. Die schicke farbenfrohe Grafik kommt noch dazu.
Insgesamt macht alles Spaß und das wiederum macht Headlander zu einem richtig guten Spiel.
Batman Arkham City und Darkest Dungeon verfingen nicht
Normalerweise schreibe ich hier Reviews zu von mir gespielten Spielen. Aber bei den beiden im Titel genannten konnte ich mich einfach nicht reinfinden. Gleichzeitig hatte ich nicht den Eindruck, dass es wirklich schlechte Spiele sind – ein negatives Review wäre zum jetzigen Zeitpunkt daneben. Daher also diesmal nur ein kleiner Erfahrungsbericht.
Bei dem Batmanspiel hängt es vor allem an der Steuerung. Schon beim Vorgänger Arkham Asylum brauchte ich sehr lange, bis ich Batman komfortabel führen konnte. Bei Arkham City ist das nochmals schlimmer, weil viel mehr Gadgets von Anfang an auswählbar sind und genutzt werden müssen. Dazu kommt noch der Detektivmodus. So schaltet man die ganze Zeit im Grunde Steuerungsmodi um. Gleichzeitig klickt etwas mit der Kampfsteuerung nicht, der Open-World-Ansatz mit all den Verstecken und Nebenmissionen trägt nur zum Frust bei und dann gibt es auch noch Charakterwechsel mit nochmal Steuerungsunterschieden! Dabei überraschte mich wie wenig Spaß ich hatte, denn eigentlich hätte ich auf ein großes AAA-Spiel mal wieder Lust gehabt.
Darkest Dungeon dagegen wirkt auf mich einfach uninteressant. Die Einführungsmission war noch okay, danach waren die Ausflüge in die Dungeons völlig reizlos, da es keinerlei Erfolgsmomente gab. Es kommen zwar Boni für die Charaktere, aber dann kommen direkt wieder Mali dazu, gute Gegenstände fand ich auch nicht. In so einem Umfeld begrenzte Ressourcen wie den Stresslevel der Charaktere zu managen macht mir keinen Spaß. Aber: Ich weiß, dass so etwas Spaß machen kann und solche Spiele später belohnender werden können, gerade wenn der Anfang so trocken ist. Aber zumindest derzeit habe ich kein Interesse daran mich nur wegen einer solchen vagen Hoffnung durchzubeißen, dafür habe ich zu viele ungespielte Alternativen.
Artikel zu Deus Ex mit GMDX vs Revision auf GamersGlobal.de
Ich habe in einem Artikel auf Gamersglobal meine teilweise auch hier im Blog geschilderten Erfahrungen mit Deus Ex und GMDX bzw Revision verarbeitet.
Schau doch mal rein.
Über eine Woche mit HelloFresh
In meinem Artikel zu myEnso schrieb ich noch, dass es sehr wenige Möglichkeiten für Essenslieferungen an meinem Wohnort geben würde. Eine bekannte Variante hatte ich da nicht auf dem Schirm: HelloFresh. Die liefern frisches Essen sogar hierher. Aber nicht beliebiges wie ein Supermarkt, sondern passgenau die Zutaten für vorher ausgesuchte Rezepte. Wir haben das letzte Woche getestet und diese Woche weiterlaufen lassen.
Bestellung und Lieferung
Gedacht ist das als Abomodell. Zu Beginn wählst du aus, für wieviele Tage und Personen Essen bei dir ankommen soll. Wann es ankommt ist auch auswählbar, wobei manche Tage günstiger sind als andere. Bleibt die Frage, was genau ankommt. Das ändert sich jede Woche. Ein paar generelle Vorlieben steuern die Standardauswahl an Rezepten, aber die können ausgewechselt werden.
Und tatsächlich: Mitte der Woche stand ein Paket vor der Tür. In dem Paket für jedes Rezept eine Papiertüte, dazu eine Kühltüte (mit Eis) für zu kühlendes, wie beispielsweise Sahne. Schließlich die ausgedruckten Rezepte sowie ein paar Lockangebote für andere Produkte.
Dieses Liefermodell ist wegen dem Verpackungsmüll nicht ideal. Einiges Gemüse in den Plastiktüten ist nochmal mit Plastik verpackt, die kleinen rezeptabgemessenen Plastikverpackungen für z.B. die Sahne sind verschwenderisch. Andererseits hätten die Kühltüten auch aus isoliertem Plastik sein können und sind stattdessen aus recyceltem Papier, auch die papiernen Rezepttüten hätten schlimmer kommen können. Da sind echte Bemühungen zu sehen. Es dürfte nicht schlimmer sein als ein gewöhnlicher Supermarkteinkauf, aber eben auch nicht so gut wie ein Einkauf bei dem man stark drauf achtet Verpackungsmüll zu vermeiden.
Kochen
Verpackt oder nicht, jetzt muss das Essen noch gekocht werden. Alle unsere Rezepte brauchten 30 bis 45 Minuten Zubereitungszeit, das ist mit Schnibbeln und Kochen oder Backen. Sie waren alle eher simpel, wobei die beigelegten Rezepte sehr strukturiert durch die Zubereitung führen. Trotzdem ist es echtes Kochen, wer nichtmal Nudeln hinkriegt wäre hier überfordert. Aber wer schonmal erfolgreich Rezepte nachgekocht und die Grundausstattung an Kochutensilien hat, der wird zurechtkommen.
Dabei wird nicht alles mitgeliefert, Grundlagen wie Öl, Salz und Pfeffer sollte man zuhause haben. Das finde ich okay, wer generell kocht hat sowas da und es vermeidet Müll. Weniger schön: Von bis jetzt 6 Rezepten hatten drei kleinere Unstimmigkeiten. Das erste forderte am Anfang dazu auf eine mitgelieferte rote Chili zu schneiden, vergaß dann aber im weiteren Verlauf zu erwähnen wann sie in den Kochtopf soll. Das zweite kam mit grünen Bohnen, die aber nach den veranschlagten ~8 Minuten Kochzeit natürlich noch roh waren – und zudem passte die zu kleine Reismenge nicht ansatzweise zur großen Menge an Soße. Und das dritte wollte eine Knoblauchzehe verarbeitet haben, die in der Tüte fehlte. Knoblauch hatte unsere kleine Vorratskammer zum Glück noch.
Nichts davon zerstörte das Essen, aber wenn das Versprechen (teuer erkaufter) Komfort ist sollten solche Rezeptfehler eigentlich nicht passieren.
Das soll nicht täuschen: Mein Eindruck von den Rezepten ist positiv. Die Beschreibungen waren immer klar, bis auf die eine Ausnahme passten die Kochzeiten. Wie die Rezepte aufgebaut sind folgt eindeutig einem überlegtem Konzept, das bis jetzt insgesamt immer gut funktionierte. Der Aufwand beim Kochen war völlig angemessen.
Das Essen
Wie ist das Ergebnis des Ganzen? Wir waren bis jetzt beide zufrieden, einzelne Rezepte haben wir uns sogar für später beiseitegelegt.
Eines fanden wir beide nicht toll, ein zweites kam bei der Mitköchin nicht an, aber der Rest passte. Für mich hat es etwas von Essen, das ein Bistro oder eine gute(!) Kantine servieren würde. Da sind kleinere Kniffe eingebaut, die beim eigenen Kochen nicht immer drin sind – das frische Thymian statt dem gefriergetrockneten zum Beispiel, oder rotes Pesto mit dem Käse ins Risotto zu mischen. So wird viel Wert darauf gelegt, dass das Essen auf keinen Fall zu wenig Geschmack hat. Selbst ein Salat würde daher nie nur mit normalem Öl und Essig angemacht werden werden, irgendwas was bisher immer extra.
Das mag auch daran liegen, dass wir uns – wie ja auch sonst – an die vegetarischen Rezepte gehalten haben. Fleischgerichte wären auch möglich und wären vielleicht etwas anders ausgelegt.
Komfortabler als selbst einzukaufen und ohne Spezialanleitung zu kochen? Klar. Und gut aufgezogen ist es auch, ich wurde positiv überrascht. Es rechnet sich sogar für den, der stattdessen in der Kantine essen würde und so mehr Auswahl mit besserem Essen hat, oder wer sich sonst von teurem Fastfood oder regulärem Lieferservices ernähren würde. Aber richtig selbst kochen, vegetarisch noch dazu, ist doch nochmal gerade beim Preis ein großer Unterschied, zumindest wenn man Vorräte kombinieren und so größere Zutatenmengen einkaufen kann.
Daher ist es mir etwas zu unnötiger Luxus, auch wenn der Komfort des Nicht-Einkaufen-Müssens wirklich angenehm ist. Und das wiegt in der Pandemie zehnfach: Um an Orten ohne vernünftigen Online-Supermarkt mit frischen Lebensmitteln besser durch die Pandemie zu kommen und sich reguläre Supermarkteinkäufe zu sparen ist HelloFresh richtig super. Dass wir das Abo jetzt lange einfach so weiterlaufen lassen halte ich für unwahrscheinlich, aber dass wir es nicht bei Bedarf nochmal aktivieren würde mich noch mehr überraschen.
Heroic 1.0 veröffentlicht, FOSS-Client für Epic
Heroic ist ein Programm, um unter Linux Spiele des Epic-Stores zu starten. Da Epic Linux nicht unterstützt sollte man meinen, dass es für Linuxspieler uninteressant wäre. Und würde sich täuschen. Denn Epic haut ununterbrochen kostenlose Spiele raus. Und nichtmal Mist oder was schon hundertmal umsonst verteilt wurde, sondern in meinem Account liegen zum Beispiel mit Troy, Alien Isolation und Civilization VI interessante Spiele bislang ungespielt herum.
Heroic baut auf legendary auf. Das ist ebenfalls ein Client für den Epic-Store, aber es ist ein Kommandozeilenprogramm. Ohne den Code studiert zu haben ist die Aufteilung wohl so, dass legendary den Großteil der Arbeit macht und Heroic dafür eine grafische Oberfläche bereitstellt. Das ist mir hochwillkommen, auch weil GameHub diese Aufgabe nicht wirklich übernehmen zu wollen scheint.
Der Login ist leider noch etwas frickelig. Man soll sich auf der Webseite einloggen und dann die SID
eingeben. Wie man die findet erklärt Heroic aber nicht. Da ist es einfacher, ein Terminal aufzumachen und mit
legendary auth
den Login zu erledigen. Legendary macht zuerst auch nur die Webseite im Browser auf, nach dem Login aber wird die SID im Terminal angezeigt und kann auch dort direkt für das Programm gesetzt werden. Ist legendary eingeloggt ist auch Heroic eingeloggt. Grundsätzlich sollten zumindest manche Spiele später nach der Installation auch starten, ohne dass ein weiterer Login notwendig ist.
Heroic wird sicher noch nicht per Paketmanager deiner Distribution verfügbar sein, aber beim Release ist ein AppImage angehängt. Das ausführbar machen und starten reicht, wenn denn legendary installiert ist, was wiederum im Paketmanager vorhanden sein sollte. Wenn nicht kann auch das gemäß der Anleitung auf der Github-Seite manuell installiert werden.
Dabei aber nicht vergessen, dass Heroic trotz der Versionsnummer ein sehr junges Projekt ist. Dass etwas nicht funktioniert ist zu erwarten.
Battle Brothers steht sich selbst im Weg
Battle Brothers ist ein RPG mit Rundentaktikkämpfen des Hamburger Studios Overhype Studio. Es gibt keine Linuxversion, aber das Spiel läuft einwandfrei mit Proton.
Der Spieler führt eine kleine Söldnertruppe in einer Fantasy-Mittelalterwelt an. In der zufallsgenerierten Welt gibt es drei Fraktionen mit jeweils mehreren Dörfern und Städten. In diesen Siedlungen gibt es Aufträge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die man annehmen kann. So kommt man an Geld, kann damit mehr Söldner anheuern, neue Ausrüstung oder auch nur Proviant kaufen.
Es gibt verschiedene Arten von Aufträgen, aber praktisch alle involvieren einen Kampf gegen eine feindliche Truppe. Dann hat z.B. eine Räuberbande etwas gestohlen, die Fußspuren sind auf der Karte sichtbar, der Spieler muss ihnen folgen, die Gegner besiegen und dann zurück zum Auftraggeber laufen. Wird die Söldnergruppe bekannter, werden irgendwann auch Aufträge der adeligen Herrscher verfügbar, die dann generell schwieriger sind und beispielsweise das Ausheben eines Goblinlagers erfordern.
Anfangs ist der Grafikstil in diesen Kämpfen noch irritierend, die großen Köpfe. Aber mit der Weile gewöhnt man sich dran. Tatsächlich wird es später toll, die ganzen Ausrüstungsgegenstände zu sehen, lässt sich die Ausrüstung der Gegner erkennen und so ihre Stärke einschätzen, sind verletzte Söldner auch grafisch ramponiert.
Aber diese Erfahrung zu sammeln, da muss man erstmal hinkommen, denn Battle Brothers ist gerade am Anfang nicht einfach. Das Geld ist schlicht zu knapp, um genug Söldner anzuheuern und sie ordentlich auszustatten. Aber ohne genug gut ausgestattete Söldner werden die Kämpfe verlustreich, sodass dann wieder Geld für neue unerfahrene Söldner draufgeht. Das Spiel empfiehlt immerhin, am Anfang auf einfach und nicht im Ironman-Modus zu spielen, in dem Neuladen nach einem gescheiterten Kampf unmöglich ist. Es scheint aber anders auch sehr schwer, überhaupt Spaß zu haben. Denn wenn Verluste nicht durch Neuladen minimiert werden können, die Kämpfe aber immer wieder sehr schwer werden und eigentlich nur mit Glück ohne Verluste bewältigbar, dann ist es schwer verlässlich via den schwierigeren Missionen Fortschritte zu erzielen. So krebst man dann nur herum und verdient gerade so genug Geld für den Proviant.
Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus weniger auf den Ironman-Modus und das immer wieder Neuanfangen liegen würde. Oder wenn es wenigstens irgendeinen permanenten Bonus gäbe, der wie bei manchen Roguelikes von einer Partie auf die nächste übergeht. So hätte mehr Energie in das Mid- und Lategame fließen können.
Trotzdem funktioniert Battle Brothers, weil die Kämpfe klasse sind. Auf den kleinen Karten die Gegner zu besiegen ist normalerweise machbar, erfordert aber die richtige Taktik und die richtige Ausrüstung. So sind die ansonsten sehr harten Nachzehrer durchaus besiegbar, wenn man einmal darauf kommt sich auf die Leichen zu stellen, die sie sonst essen und dadurch sehr viel stärker werden. Und dann die vielen menschlichen Gegner, bei denen Schildwälle eingesetzt werden müssen, währen die Bogenschützen den Schaden anrichten, aber je nach Zusammenstellung der eigenen und der gegnerischen Truppe auch ganz andere Vorgehensweisen möglich sind.
Außerdem macht es Spaß, die Söldnertruppe wachsen zu sehen und die einzelnen Söldner aufzuleveln sowie zu spezialisieren. Die Gruppe beginnt mit drei Söldnern, alle Stufe 1. Es können später 20 Söldner sein, wobei maximal 12 auf dem Schlachtfeld stehen können, der Rest bleibt in Reserve. Mit jedem Kampf gewinnen die Männer Erfahrung. Bei einem Levelaufstieg können drei Eigenschaften gesteigert werden, zum Beispiel Nahkampfangriff oder die Anzahl der Lebenspunkte, und ein Perk muss ausgewählt werden. Und da sind tolle Sachen dabei die Rollen vorgeben, zum Beispiel weniger Ausdauer durch schwere Rüstung zu verlieren oder durch Angriffe weniger Leben zu verlieren, wenn die Rüstung schwer genug wird. Ein Söldner mit solchen Perks wird dann ein Tank, während Bogenschützen ganz andere Perks kriegen sollten.
Battle Brothers hat einige DLCs, ich kann mir gut vorstellen, dass sie das Spiel nochmal aufwerten. Verschiedene Startbedingungen zum Beispiel oder mehr Ausrüstung würden es deutlich auflockern.
Aber auch ohne die DLCs ist es spielenswert. Es gibt ja nicht so viele gute Spiele mit Rundentaktikkämpfen, die dann auch noch fordernd sind ohne schnell unfair zu werden. Gleichzeitig hat Battle Brothers viele Kanten. Gerade mit dem ganzen Ironman-Modus und Permadeath betont es seinen Schwierigkeitsgrad und positioniert sich als Hardcore-Strategiespiel. Das hat seinen Reiz, aber macht es auch stellenweise frustrierend und abschreckend. Für mich hätte es gerne etwas massenkompatibler sein dürfen, besonders wenn das zu weiteren Inhalten im Spiel geführt hätte.