Kopfhörer ausgesucht und angetestet: Der ATH-M50x
Während ich das hier schreibe höre ich Musik mit meinem neuen Kopfhörer: Dem ATH-M50x der japanischen Firma Audio-Technica. Es ist ein netter Kopfhörer, der gut klingt und trotz seiner flexiblen Plastikkonstruktion relativ stabil wirkt.
Die Entscheidung
Meine Auswahl wurde zum Ausschlussprozess, es kamen keine neuen Argumente hinzu. Nur den modularen aiaiai TMA-2 musste ich noch einordnen, aber hätte den Meze 99 Classics ihm vorgezogen. Der Meze 99 wäre generell mein Favorit gewesen und ich hätte ihn genommen, wenn der Anbieter Ersatzteile anbieten würde oder die Seite vernünftig erklärt hätte, wie nach der Minimalgarantie eine Reparatur praktisch ablaufen würde. So hätte ich mich bei einem Defekt veräppelt gefühlt. Den beyerdynamic DT 770 Pro disqualifizierte sein nicht auswechselbares Kabel. Da erstmal einen Adapter einlöten zu müssen hätte mich zu wahrscheinlich überfordert. Beim Superlux HD-669 erschien es mir zu wahrscheinlich, dass er nicht lange hält – und dass ich mich irgendwann gefragt hätte, ob ein anderes Modell nicht doch wahrnehmbar besser klingen würde.
So blieb der ATH-M50x. Auch er hatte im Vorhinein erkennbare Nachteile, aber auf sie fand ich Antworten: Wenn die Ohrmuscheln zu klein sind merk ich das direkt und er geht zurück; Ein Plastikmechanismus beim Gelenk der Ohrmuscheln kann zügig kaputtgehen, aber man kann da mit einem 3D-Druckteil gegenwirken; Für das proprietäre Kabel gibt es günstige Adapter. Wie schlug er sich nun genau?
Mein Eindruck des M50x
Ich beäugte den M50x erstmal kritisch. Seine Beweglichkeit macht ihn auch ungewohnt. Zuerst kann das Kopfband verlängert werden, das ist noch normal. Dann aber können die Ohrmuscheln nicht nur nach links und rechts gedreht werden, sondern nach innen geklappt und schließlich um 180° rotiert werden. Letzteres eine Funktion für andere Menschen die mit dem Kopfhörer reisen, aber insgesamt passt der Kopfhörer mit so viel Beweglichkeit natürlich gut auf viele Köpfe. Er passte dann auch bei mir, er sitzt fest ohne stark zu drücken.
Von wegen passen: Bei der Größe der Ohrmuscheln hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Sie umschließen meine Ohren, ohne dass die gequetscht werden, und wirken gar nicht arg zu klein. Berechtigter war da schon die zu hörende Kritik am Material: Tatsächlich empfinde ich den M50x als deutlich weniger bequem als meine alten Logitech-Kopfhörer, dem UE 6000, was eigentlich nur am Unterschied zwischen dem Kunstleder samt Füllung und dem Memory-Schaum liegen kann.
Alternativen dafür waren nicht in der Packung, stattdessen lagen als Zubehör neben einem Transportbeutel drei Kabel bei. Ein langes gerades, ein kurzes gerades, ein Spiralkabel. Die Kabel wirken gut, dicker als was ich sonst habe – wobei mir bewusst ist, dass die Dicke der Ummantelung nicht viel heißen muss. Zwei aber haben nicht die richtige Länge für meinen Arbeitsplatz: Mit 3m und 1,20m habe ich die Wahl zwischen etwas zu kurz und deutlich zu lang. Zuerst konnte ich mich mit dem zu langen arrangieren. Vorhin fiel mir auf, dass das Spiralkabel perfekt passt, und da es elastisch ist müsste es bei allen Computerarbeitsplätzen die richtige Wahl sein.
Das drumherum machte also einen okayen Eindruck. Gleich drei Kabel zur Auswahl zu haben ist nett und wiegt den nötigen Adapter für reguläre Kabel etwas auf. Beim Komfort hapert es etwas. Bleibt der Klang.
Klang und Isolation
Auch hier war der Ersteindruck nicht komplett überzeugend. Denn erstmal setzte ich den Kopfhörer ohne Musik abzuspielen auf. Dass ich da noch ziemlich viel hörte fand ich nicht toll – das meint den Umgebungslärm. Als geschlossener Kopfhörer isoliert der M50x schon etwas, aber er isoliert weniger als mein alter Logitech UE 6000. Dass seine Isolation weniger gut ist als beim DT 770 Pro war ein Kritikpunkt im RTINGS-Review, aber ich wusste nicht wo der Logitech sich einordnet und hatte daher Hoffnung auf mehr passive Lärmunterdrückung.
Wenn aber Musik spielt, dann reicht die Isolierung. Mit vernünftiger Lautstärke wird der Großteil des Außenlärms ausgeblendet, ohne dass ich völlig abgeschnitten bin. Insgesamt erfüllt er in dieser Kategorie seine Funktion.
Es war dann auch an der Zeit endlich Musik abzuspielen. Direkter erster und immer noch gültiger Eindruck: Der M50x klingt einfach gut. Wie erwähnt habe ich keine audiophilen Ansprüche, aber mit meinen alten und anderen Kopfhörern subjektiv zu vergleichen macht man dann ja doch.
Im Vergleich zum UE 6000 fällt auf, dass der M50x viel weniger dumpf ist, zumindest solange beim Logitech-Gerät nicht der aktive Modus an ist. Bei dem werden Höhen und Bass verstärkt und die aktive Lärmfilterung aktiviert. Sowas braucht der M50x gar nicht, sein immer-passiver Modus gleicht der Dynamik von Logitechs aktivem. Und während beim Logitech-Kopfhörer in diesem der Bass mir überbetont schien, ist der des M50x mir bisher nie zu aufdringlich gewesen.
Das heißt nicht, dass ich sofort dachte "Der klingt ja perfekt!". Tatsächlich fand ich ihn von Anfang an klarer, aber das eben auch anstrengender. Wenn die einzelnen Instrumente besser herauskommen und das Ohr daran gar nicht gewöhnt ist, mag das qualitativ besser sein, aber erstmal ist das nicht sofort angenehm. Immerhin gilt das nicht für alle Lieder die ich höre – und es ist eben nicht so, dass er zu schrill oder zu tiefenbetont sei. Deswegen hielt ich das direkt für eine Gewöhnungssache.
Genau diese Klarheit beim Klang gab dann auch den Ausschlag. Die Heimbüronachbarin hat einen – ich glaube – Jabra Evolve2 85. Der habe laut verschiedenen Tests einen hervorragenden Klang. Ich wechselte also einem Moment zu ihm, primär um die Isolierung zu vergleichen, höre am Kabel meine Musik – und ja, klingt gut, sitzt gut, nettes Ding. Ich wechselte zurück zum M50x – und merkte sofort, dass dieses Rasselinstrument vorher nicht so gut zu hören war.
Gut, sowas mag immer Wunschdenken sein. Eine etwaig höhere Lautstärke hätte den gleichen Effekt, eine andere Abstimmung ist nicht automatisch besser. Aber so oder so: Letzten Endes gefiel mir der Klang des M50x sehr gut. Deswegen durfte er bleiben.
Fazit
Der M50x könnte ein bisschen bequemer sein. Der Klang überzeugte mich allerdings. Drei Kabel und ein Transportbeutel als Zubehör sind nett. Ich habe von der Konstruktion einen besseren Eindruck als beim Logitech UE 6000, hoffe daher, dass der ATH-M50x mir etwas länger hält – er war aber auch viermal so teuer (wobei günstiger als dessen ursprüngliche Preisempfehlung, das sei nicht vergessen). Gekauft habe ich ihn bei Thomann – und ärgere mich gerade, die B-Ware vorher nicht gesehen zu haben. Der Versand war schnell und der Laden gibt drei Jahre Garantie, was absurderweise dann mehr ist als ich beim fast dreimal so teuren Meze-Kopfhörer gehabt hätte (den Thomann nicht führt). Erstmal bin ich vorsichtig zufrieden.
Der Rest wird sich zeigen, z.B. ob mich die Ohrpolster irgendwann gewinnen oder ob ich sie auswechsle. Derzeit scheint es nicht nötig, immerhin. Auch wird sich zeigen, ob sich das proprietäre Kabel als Problem erweist oder ob es vom Adapter (falls ich den dann kaufe) entschärft wird.
Das Humble Bundle mit Hearts of Iron IV fesselt
Beim Humble Bundle gibt es derzeit Hearts of Iron IV (optional: Partner-Link) mit einigen Erweiterungen. Jürgen hatte bei bitblokes auch schon darüber geschrieben, ich will es hier nochmal aufgreifen. Das Bundle ist ein gutes Angebot für ein nativ unter Linux laufendes und bekannteres Nischenspiel.
Das Spiel und das Bundle
Hearts of Iron IV ist ein Globalstrategiespiel. Start ist kurz vor dem zweiten Weltkrieg, 1936 oder 1939. Der Spieler kann ein Land auswählen, die Vorauswahl sind die großen Kriegsteilnehmer. Dann gilt es die Wirtschaft auf die Militärproduktion auszurichten, zu forschen, in nationalen Projekten z.B. politische Entscheidungen zu treffen und natürlich Militär zu rekrutieren, sodass beim unweigerlich eintretenden Kriegsbeginn eine Überlebenschance besteht.
Das Bundle ist wie üblich unterteilt: Für 1€ gibt es das Grundspiel. Die nächste Stufe hat dann drei Erweiterungen dabei, die nächste sieben. Ob man mehr Musikstücke wirklich braucht sei dahingestellt, aber mit Waking the Tiger einzelne Länder besser auszugestalten könnte es wert sein.
Bei diesem Bundle mit Hearts of Iron IV jetzt habe ich etwas gemacht, was ich noch nie gemacht habe: Ich habe erstmal nur die Grundversion gekauft und jetzt den Kaufpreis erhöht, um die anderen Erweiterungen doch noch mitzunehmen. Die 18 Stunden, die ich jetzt schon mit dem Spiel verbracht habe, haben mich gefesselt.
Vielseitige Strategien sind möglich
Ich habe sehr positive Erinnerungen an die Reihe. Vor vielen Jahren spielte ich einen der Vorgänger in der Doomsday-Variante: Nach dem zweiten Weltkrieg folgt sofort der dritte. Ich hatte mir Polen ausgesucht und in dessen Rolle viel Spaß an den Spielsystemen. Die Produktion zu verstehen und anzufeuern, dann mit meinen Einheiten an der Seite der Sowjetunion gegen die Alliierten nur wichtige Schlachten zu finden und zu gewinnen. Knifflig, aber (anders als das Spielthema) nett. Sogar an die Marschmusik erinnere ich mich noch.
Mit HoI4 ist das Spiel mit Polen nun ein ganz anderes: Vor dem zweiten Weltkrieg gilt es zwar immer noch zu forschen und zu produzieren, aber durch die diversen Nationalprojekte gibt es mehr Möglichkeiten. Die brauchen immer 70 Tage und sie können ganz unterschiedliche Auswirkungen haben – eins gibt einfach eine neue Fabrik, ein anderes gründet eine unabhängige Fraktion mit den baltischen Staaten. Die Möglichkeiten! Gleichzeitig war ich bis jetzt chancenlos, sobald die deutsche Armee anrollt. Und bin jetzt am ausprobieren, ob es hier eine Chance gibt. Es ist letzten Endes ein riesiges Knobelspiel.
Um eine Idee der Herausforderungen zu geben: Mein erster Ansatz war, mit ausgewogener Produktion über die dann historisch eintretende Allianz mit den Alliierten mich zu verteidigen. Das scheiterte zweimal; zweimal, weil ich beim ersten mal ganz viele Anfängerfehler machte und z.B. Politikpunkte auf nicht zielführende Diplomatie verschwendete. Beim dritten mal versuchte ich es über die Allianz mit den baltischen Staaten – ein Desaster, weil Litauen wegen der nahen Grenze zu Deutschland nicht in den Krieg eintreten wollte und auch die drei Länder zusammen viel zu wenig Militär hatten. Außerdem wollten die Briten und Franzosen nichts mehr mit Polen zu tun haben, der deutsche Überfall führte nicht zum Weltkrieg und ließ mich chancenlos. Mein vierter und derzeitiger Versuch: Litauen vor dem Kriegsbeginn mit Deutschland einzunehmen, gleichzeitig massiv Infanterie mit Artillereeinheiten herstellen, sodass mit geeinter Produktion und Militärkraft vielleicht eine Chance besteht.
Ich vermute, um eine Chance zu haben muss ich noch mehr der Spielsysteme verstehen. Es gibt ein Tutorial – ohne wäre ich kaum reingekommen, meine Erfahrung mit der Reihe ist zu lange her. Aber es erklärt nur die Grundlagen, nicht Details wie das Konfigurieren der Divisionen, erst recht nicht, dass dafür Erfahrungspunkte gebraucht werden die man durch Kämpfe oder Übungen ergattern kann bzw. wann man das tun sollte.
Stimmen die negativen Bewertungen?
Vielleicht muss ich auch in die Kämpfe selbst stärker eingreifen. Dass die KI nicht gut funktioniert (und die Performance miserabel sei) war der große Kritikpunkt im sehr negativen Test bei GamersGlobal. Er hatte mich bisher auch vom Kauf abgehalten. Aber das obige zeigt ja: Möglichen Schwächen zum Trotz ist Hearts of Iron IV erstmal faszinierend. In einem späteren Artikel von Vampiro hat die 2020 aktuelle Version mit allen Erweiterungen viel besser abgeschnitten. Er mag Paradox-Spiele zwar generell, aber da geht es mir ja nicht anders.
Er empfiehlt, die Erweiterungen zu kaufen um das Spiel aufzuwerten. Zum gleichen Schluss kam ich auch gerade unabhängig, zumindest die im Bundle enthaltenen würde ich mir holen. Mit Polen zu spielen macht vor allem wegen der vielen Möglichkeiten Spaß, die durch ein erstes DLC (das der 1€-Version beiliegt) dem Grundspiel hinzugefügt wurde. Die DLCs machen das für andere Staaten, für die Länder im Balkan zum Beispiel, ein anderer erweitert die Ausgestaltung von Großbritannien. Es besteht zwar bei mir die Gefahr, dass ich mich jetzt am aktuellen Knobelspiel festbeiße und danach nichts anderes mehr ausprobiere, aber so habe ich wenigstens die Chance und muss mich nachher nicht über die vergebene sowie die normalerweise zu hohen Preise der Paradox-Erweiterungen ärgern. Von daher: Ich würde das volle Bundle empfehlen.
Und das Spiel generell, wenn man sich an selbstgestellten Aufgaben in einem solchen Kriegsszenario messen will. Man braucht die Motivation, etwas die Spielsysteme verstehen zu wollen, etwas auch außerhalb des Spiels nachzulesen und Szenarien mehrmals mit unterschiedlichen Strategien zu versuchen. Bei der Hardware dagegen scheint mittlerweile ein normaler Vierkern-i5 zu reichen, die Grafik kann von der integrierten Grafikeinheit gestemmt werden – dass es bei längerer Spieldauer nicht noch zu Problemen mit der Performance der Engine kommt kann ich allerdings nicht ausschließen.
Meine Auswahl passiv isolierender Kopfhörer
Stellt sich raus: Der Logitech UE 6000 muss wirklich ersetzt werden. Ich brauche zum Arbeiten einen Kopfhörer mit besserer Isolierung als den mit offener Bauform, den ich noch hier habe, um besser Lärm wie die Lüftergeräusche auszublenden. Daher habe ich recherchiert und mir eine Auswahl zusammengestellt.
Vielleicht ungewöhnlich für Programmierer: Ich will ich keine aktive Lärmfilterung, kein Bluetooth, nichts mit einer Batterie. Ich sitze hier am Rechner und komme mit einem Kabel gut aus. Die aktive Lärmfilterung will ich vor allem deswegen nicht, um doch noch ein bisschen was von meiner Umgebung mitzukriegen. Das Kabel vor allem für die größtmögliche Kompatibilität mit meiner Hardware.
Was ich also suche ist ein kabelgebundener geschlossener Kopfhörer, der passiv ordentlich isoliert. Er sollte was besseres sein, denn ich werde ihn sehr viel und für alles benutzen (Musik, Film, Spiele). Er darf ein bisschen was kosten, dann hätte ich ihn aber auch gerne sehr lange. Die Logitech-Erfahrung, dass er mir nach drei Jahren zerfleddert, will ich nicht unbedingt wiederholen – was auch ein Grund ist, sich eher am Audio-Profibereich zu orientieren. Denn Reparierbarkeit wäre gut, ein auswechselbares Kabel Pflicht, sowas vermute ich eher dort.
Letzten Endes habe ich mich zwischen den folgenden vier entschieden. Denk dran: Diese Auswahl beruht bisher nur auf Recherche, nicht auf eigener Erfahrung mit den Alternativen.
Superlux HD-669
Nanu, oben schreib ich "was besseres" und dann beginnt die Auswahl mit einem 33€-Kopfhörer? Er wäre die Verlegenheitslösung, wenn ich zwischen den anderen nicht entscheiden könnte. Ich hatte schonmal einen Superlux, den HD-681B, und bis sein Kabel dann endgültig kaputtging (bzw ich daran scheiterte ein abnehmbares einzubauen) war der ziemlich gut. Der 669 ist anders als der halboffene 681B geschlossen, wird also mehr isolieren. Er hat ein abnehmbares Kabel und bekommt bei Thomann ziemlich gute Kritiken. Er könnte mir völlig reichen.
Andererseits: Der 681B hat eine Weile gehalten, aber auch nicht gerade ewig. Das könnte sich beim 669 wiederholen. Zum einen ist er zu günstig um wirklich stabil zu sein, zum anderen gibt es bei den vielen Bewertungen auch entsprechend negative Erfahrungen:
Pünktlich nach einem Jahr Kabelbruch an Kopfhörer. Es befindet ein wenige Millimeter kurzes und extrem dünnes Kabel zwischen Hörer und Klinkenstecker. Das kann auf Dauer nicht halten.
Hm. Und muss es für ein täglich benutztes Gerät wirklich die "gut genug"-Lösung sein?
ATH-M50x
Der M50x von Audio-Technica ist bei RTINGS.com ganz oben auf der Liste der besten Kopfhörer mit Kabel. Ob sich das in einen für mich angenehmen Klang übersetzt weiß ich nicht. Aber bei Monitoren macht die Seite gute Tests, wenn das bei Kopfhörern auch so ist wird er zumindest nicht schlecht sein, das dürfte dann auch hier am Rechner nicht schaden. Tatsächlich hat er noch viele andere positive Reviews.
Dass die Ohrmuscheln wegklappbar sind ist eher ein Nachteil, denn der Mechanismus dafür scheint instabil zu sein. Immerhin gibt es Reparatur- und Vermeidungsmöglichkeiten. Das abnehmbare Kabel wäre toll, wenn ich dann mein jetziges weiterbenutzen könnte, aber leider ist 2.5mm nicht die richtige Größe und hat der Stecker einen proprietären Schließmechanismus. Doch dafür gibt es günstige Adapter.
Fraglich bleibt, ob er mir passen wird. Die Ohrmuscheln seien eher klein. Aber das würde sich nach dem Kauf schnell herausstellen. Wie reparierbar er ist blieb mir ebenfalls unklar, aber da er ziemlich verbreitet ist lassen sich zumindest einfache Dinge wie die Ohrenpolster leicht finden und dann auswechseln.
Beyerdynamic DT 770 PRO
Der DT 770 Pro wird bei RTINGS als gute Alternative zum ATH-M50x genannt. Auf Thomann ist er das meistverkaufte Modell. Große und weich gepolsterte Ohrmuscheln sind ein definitiver Pluspunkt.
Aber: Er hat kein abnehmbares Kabel. Nach meiner Erfahrung mit Kopfhörern ist das inakzeptabel, die Kabel gehen dafür zu oft kaputt. Nun wäre das von diesem Modell wohl relativ einfach austauschbar und auch ansonsten gibt es beim Hersteller viele Ersatzteile. Doch unschön ist das schon. Und unpraktisch, weil ich dann nicht einfach zwischen ihm und meinem anderen per Kabelwechsel umschalten kann.
Beim DT 770 Pro würde es mich reizen, eine Version mit mehr Nennimpedanz zu testen. Ich habe hier ja sowieso schon ein USB-DAC, das könne bis zu 300 Ohm stemmen. Ob das stimmt weiß ich nicht, aber zumindest die 80-Ohm-Version müsste ja wohl passen. Könnte die Klangqualität verbessern, könnte ein von mir nicht wahrnehmbarer Unterschied sein.
Ich hatte mich schon für diesen Kopfhörer entschieden, bis ich das fest installierte Kabel bemerkte. Sehr schade.
Meze 99 Classics
Letzter und teuerste Kopfhörer auf meiner Liste ist der Meze 99 Classics. Ihn hatte ich sowieso schon im Blick, schon bevor mein alter kaputtging. Für ihn spricht viel: Er sieht toll aus (finde ich), vor allem mit seinen Holzschalen; seine innere Konstruktion ist supersimpel und damit gut reparierbar; er hat ein abnehmbares Kabel; und viele sehr positive Reviews. Ich glaube ich stolperte über ihn wegen seiner Holzkonstruktion, weil ich herausfinden wollte ob es Kopfhörer ohne Plastik gibt (ganz ohne kommt der Meze nicht aus).
Dagegen spricht zuerst der Preis. Ist 300€ zu vertreten, wenn angeblich sehr gute Modelle um die 120€ kosten? Das setzt den Meze-Kopfhörer in den audiophilen Bereich, in dem ich eigentlich nichts zu suchen haben will. Außerdem geht das Kabel zu beiden Seiten gleichzeitig – was mich im Alltag stören könnte, mit Kabelwechseln ist dann wieder nichts.
Aber mein Haupt-Negativpunkt: Der Kopfhörer sei supergut zu reparieren, nach dem Sehen dieses Teardowns bin ich überzeugt, dass das stimmt. Die Webseite redet sogar davon, dass er ein Erbstück werden würde. Und dann gibt es nur zwei Jahre Herstellergarantie und keinerlei Ersatzteile auf der Webseite?! Das passt absolut nicht zusammen. Warum hat ein 300€-Gerät mit diesem Anspruch nicht 20 Jahre Garantie, allermindestens aber eine greifbare Auflistung samt Preis aller kaufbaren Ersatzteile?
Wäre das besser gewesen, hätte ich den höheren Preis des Meze 99 Classics als vielleicht nachhaltigere Alternative rechtfertigen können. Auch weil ich ihn wirklich hübsch finde, mal was anderes. Aber so wirkt er dann noch unvernünftiger als es ein teurer Kopfhörer bei meinem Anspruch sowieso schon wäre.
Vielleicht hilft diese Liste auch sonst jemanden. Ich schrieb sie aber vor allem auf, um bei der nächsten Recherche einen besseren Startpunkt zu haben. Und auch, um die Alternativen griffbereit zu haben, falls sich meine Wahl als ungeeignet entpuppt.
Ich weiß zum Beispiel nicht, ob diese geschlossenen Studiokopfhörer mit meiner Brille zusammengehen. Der Logitech UE 6000 war zwar auch geschlossen, aber hatte sehr weiche (und eher kleine?) Ohrpolster, wodurch das gut passte. Wenn die vier hier dann fester über die Brille auf den Kopf drücken könnte es schon daran scheitern. Und klar, potentiell ist es auch immer möglich, dass der Klang mir so gar nicht zusagt und ein regulärer Hifi-Kopfhörer deswegen besser wäre.
Aber das werde ich jetzt einfach ausprobieren. Ob es passte oder nicht kommt dann per Folgeartikel in den Blog.
Mein Kopfhörer Logitech UE 6000 ist nach drei Jahren komplett zerstört
2018 schoss ich ein Schnäppchen auf Amazon. Der Logitech UE 6000 war auf dem Papier sehr nett: Positive Reviews, aktiver Lärmfilter, kabelgebunden. Und statt der in Reviews als Preis erwähnten $200 war der Preis bei verdächtig niedrigen 30€.
Damals sah er so aus:
Jetzt ist das hier übriggeblieben:
Das obere Band ist abgewetzt und die Füllung sichtbar, aber das ist nicht das Hauptding. Die Ohrmuschel ist nicht etwa zur Seite geneigt, sie ist abgebrochen:
Das passierte einfach beim Abnehmen des Kopfhörers.
Man wird es bei den Bildern kaum glauben, aber tatsächlich gehe ich pfleglich mit meinen Gegenständen um. Der Kopfhörer sah sich keinerlei Gewalt ausgesetzt, nur normaler Nutzung. Er wurde sogar nur zu Hause benutzt, ansonsten ruhte er auf einem Kopfhörerständer. Aber das war genug um ihn in nur drei Jahren zu vernichten.
Jetzt weiß ich nicht: War das einfach ein schlechtes Produkt von Logitech? Oder war es gar ein Fake, was nachträglich den geringen Preis erklärt?
Der Ersteindruck passte noch
Dabei war der Ersteindruck positiv. Ich schrieb es ja auch: Als der Kopfhörer hier ankam war ich insgesamt zufrieden. Der Klang schien mir zu passen, auch wenn ich im Laufe der Zeit meine Meinung über den verstärkten Bass im aktiven Modus änderte - erst fand ich den furchtbar, später gewöhnte ich mich zumindest bei mancher Musik daran. Er helfe gerade solchen geschlossenen Kopfhörern weniger dumpf zu klingen las ich, und musste dann nach einem Vergleich mit anderen Modellen zustimmen. Vor allem aber war der UE 6000 sehr komfortabel, die Ohrmuscheln waren bis zum Ende super. Abgesehen von der nicht mehr ganz schließenden Klappe.
Das spricht in meinen Augen dafür, dass es kein billiger China-Klon des echten Produkts war. Dafür funktionierte der Kern zu gut. Dazu kommt: Die Verpackung, die ich noch hier habe, sieht auch komplett echt aus. Alle mir erkennbaren Details passen mit den in den Reviewvideos gezeigten Kopfhörern 100% überein.
Die Probleme sind verdächtig
Andererseits ging wirklich viel zu viel kaputt:
- Der Stoff löste sich an den Kanten vom Bügel.
- Die Beschichtung flockte von diesem Stoff des Bügels ab.
- Die enthaltenen Batterien sind nach kurzer Zeit der Nichtbenutzung ausgelaufen.
- Das Batteriefach ließ sich nach einer Weile nicht mehr richtig schließen, weil ein Plastikstück abbrach.
- Im aktiven Modus wurde der Ton verstärkt, aber eine aktive Lärmfilterung war nicht wahrzunehmen (allerdings funktionierte die passive sowieso sehr gut, sodass ich mir da nie ganz sicher war.)
- Im aktiven Modus war ein Grundrauschen da, das störte wenn der Kopfhörer keine Musik abspielte. Das Problem gibt oder gab es aber bei aktiver Lärmfilterung wohl häufiger.
Vor allem die Häufung der Probleme spricht für ein Fake. Aber wenn es eine illegitime Kopie war, dann eine – abgesehen der Langlebigkeitsprobleme – sehr gut gemachte. Von Verpackung zu Zubehör zu allen Designdetails passte ja alles. Ob Logitech an Details wie der Füllung des Kopfhörerbands eine Fälschung erkennen könnte? Oder übersehe ich etwas offensichtliches?
Oder nur schlechte Qualität?
Was natürlich auch sein kann: Dass Logitech hier einfach ein qualitativ minderwertiges Produkt abgeliefert hat. Zumindest ein nicht langlebiges. Ersatzteile verkauft Logitech übrigens keine. Wobei ich auch nicht sehe, wie man die Verbindung zwischen Ohrmuschel und Kopfband reparieren können sollte, wenn die Konstruktion nicht von Anfang an darauf ausgelegt ist.
Wenn Logitech wusste, dass der Kopfhörer nicht gerade langlebig ist, könnte auch das den reduzierten Preis erklären. Die Restbestände wären dann verscherbelt worden und die Produktion eingestellt, was ja auch passierte. Irgendetwas muss man mit minderwertigen Sortiment ja anfangen, und wenn der Preis niedrig genug ist verzeiht der Käufer die Qualitätsprobleme vielleicht.
Der Logitech UE 6000 wirkte zuerst nicht schlecht, er klang auch ganz gut, so bekam er positive Reviews. Auch von mir. Aber rückblickend ist Verarbeitung wirkt gut definitiv eine Fehleinschätzung gewesen. Beim Rest war ich schon damals ausreichend vorsichtig, und der gelobte Komfort stimmte nunmal. Bei 200€ hätte ich mich über die Kurzlebigkeit geärgert, für 30€ war die Lebenszeit fast noch okay – das Kabel (mit Mikrofon) bleibt mir sogar erhalten.
Ich bin jetzt am Überlegen, ob ich einen neuen gut isolierenden Kopfhörer kaufen soll. Und wenn ja, welchen. Das Lüfterrauschen des PCs spricht dafür, eine der vielen guten Möglichkeiten auszuprobieren. Wobei es, Fakeverdacht hin oder her, wohl eher kein Logitech-Produkt werden wird.
Ideen für Simdocks nächste Dekade
Neben IceWM ist der eigentliche Kern meines Linux-Desktops wahrscheinlich Simdock. Das kleine Dock habe ich vor ziemlich genau zehn Jahren adoptiert. Seine Daseinsberechtigung: Es macht die Fensterverwaltung einfach richtig und ist perfekt mit kleinen Fenstermanagern kompatibel (mehr dazu im Artikel).
Zwar halte ich das Dock am Laufen, aber das bedeutet eben nicht konstante Weiterentwicklung. Da passierte am Anfang mehr, als das Programm erstmal in Form gebracht werden musste. Allerdings kann Software immer verbessert werden, wie ein kürzlich eingegangener Pull-Request auch zeigte – perfekt ist gar nichts. Für Simdocks Weiterentwicklung habe ich sogar ein paar Ideen. Um die zu sammeln habe ich auf Github ein Projekt erstellt:
Da sind kleinere Verbesserungen dabei, die wirklich machbar wären, wie das verbesserte Klick-Feedback. Und Großprojekte wie die Waylandunterstützung, die wahrscheinlich nicht ansatzweise realistisch ist. Aber wer weiß, vielleicht geht es ja doch, und perspektivisch könnte sie beim zwanzigjährigen Jubiläum der Software (seit meiner Übernahme) notwendig geworden sein.
Ideen zu haben ist zwar nicht das gleiche wie sie umzusetzen, was natürlich am meisten wert wäre. Aber sie könnten als Ankerpunkt für zukünftige Arbeiten dienen, sei es von mir oder von anderen.
Wer Interesse an alternativer Linux-Desktopsoftware und am Perfektionieren eines Docks hat sei daher eingeladen, einen Blick auf Simdock selbst und auf diese Ideen zu werfen. Vielleicht ist ja etwas dabei, was für einen der Leser hier interessant und von ihm umsetzbar wäre.
Kurz zu Dishonored: The Knife of Dunwall & The Brigmore Witches
Meinem eigenen Ratschlag folgend habe ich bei den beiden Story-Erweiterungen für Dishonored zugegriffen.
Beide zusammen liefern eine komplette Story. Statt dem Leibwächter der Königin spielt man den Attentäter, nach dem Attentat. In der eigentlich parallelen Handlung gibt es immer wieder Verweise auf die Hauptstory. Dabei bleibt der Rest beim alten: Die Erweiterungen bieten wieder Stealthmissionen mit alternativen Lösungsmöglichkeiten, geben dem Spieler Superkräfte, halten ihn aber an sie nur begrenzt zu nutzen und die Aufgaben friedlich zu erledigen. Sie haben genau die gleichen Stärken und Schwächen wie das Hauptspiel.
Die Upgrades und die Entscheidungen werden zwischen den beiden DLCs übernommen. Man muss sowieso die Erweiterungen im Hauptmenü des Spiels separat auswählen. Beim Start des zweiten wird dann die Möglichkeit angeboten, den Stand der abgeschlossenen ersten Erweiterung zu übernehmen. So hat die Spielfigur wieder direkt alle Fähigkeiten zur Hand und die Handlung bleibt konsistent.
Das ist gelungen, aber es gibt wenig neues zu erzählen. Es gilt, was so oft bei Erweiterungen gilt: Wer mit Dishonored das Hauptspiel mochte bekommt hier sehr guten Nachschub. Bei mir waren es etwa zwölf Spielstunden, die mir sehr gefallen haben. Da beide Erweiterungen schon zum Normalpreis sehr günstig sind war das zumindest für mich wirklich eine gute Empfehlung.
Warum ich gerade als FOSS-Entwickler Githubs Copilot verteidige
Githubs Copilot, also die neue Software, die KI-betrieben vollständigere Codeschnipsel vorschlägt, wird teilweise sehr kritisiert. Keineswegs der einzige Einlass in diese Richtung, schreibt ein OSBN-Blognachbar auf kaiserbarbarossa beispielsweise:
Ich schreibe also Programme, stelle sie unter die GPL und weiß nicht, ob diese “Intelligenz” nicht meinen Code irgendwo anders vorschlägt. Da könnte ich mir dann auch die GPL sparen. … Ich gehe also davon aus, dass meine Projekte und dieser Blog in Kürze auf eine andere Plattform umziehen.
Ignorieren wir mal, dass das Umziehen auf eine andere Plattform nicht zwingend Copilot den Zugriff auf nun halt anderswo öffentlich lesbaren Code entzieht. Ich finde, gerade als FOSS-Entwickler sollte man der Sache entspannter entgegentreten. Denn wir Entwickler müssen aufpassen, hier in dieser Frage nicht eine Urheberrechts-Maximierungsposition zu vertreten, die in anderen Fällen viele von uns ablehnen würden.
Lernen muss erlaubt sein, auch für KIs
Wenn wir als Entwickler einen Code lesen und Konzepte lernen, interessiert es erstmal nicht unter welcher Lizenz dieser Code steht. Das Urheberrecht gibt dem Urheber Rechte zur Kontrolle der Weiterverbreitung und der direkten Nutzung des konkreten Werks, also der Software und dem Quellcode als Text. Es gibt dem Nutzer kein Anrecht auf im Werk enthaltene Konzepte. Wenn ich also in einer Software eine neue Art von LinkedLists beschreibe, gehören die nicht per Urheberrecht mir. Dafür gäbe es Patente, wobei Softwarepatente von jedem vernünftigen Menschen auf diesem Planeten abgelehnt werden, weil sie zur völligen Unmöglichkeit des Schreibens neuer Software führen.
Ich kann also einen Code lesen, völlig egal welcher Lizenz, und davon lernen. Es muss ja nichtmal etwas abgehobenes wie eine neue Datenstruktur sein. Vielleicht lerne ich einfach, wie if-Abfragen funktionieren. Wenn ich als Mensch mit dem gewonnenen Wissen eine neue Software schreibe, gehört diese mir – nicht dem, von dem ich Konzepte gelernt habe.
Genau das gleiche sollte auch für KIs gelten. Auch wenn das, was wir als Künstliche Intelligenz bezeichnen, derzeit nicht besonders intelligent ist und keinesfalls eine starke künstliche Intelligenz ist: Selbst diese schwachen künstlichen Intelligenzen – pure Algorithmen ohne Bewusstsein – sind von der Funktionsweise her mittlerweile so abstrakt, dass ihr gespeichertes Wissen keine reine Reproduktion ist. Sie lernen daher auf durchaus abstraktem Level. Bei einem neuronalen Netz als Funktionsweise hinter der KI beispielsweise kann man die entstandenen Konfigurationen nicht mehr originär dem eingelernten Code zuordnen.
Täte man das, dann gälte das gleiche auch für den Lernprozess von Menschen. Denn je nach Sichtweise auf den menschlichen Organismus passiert bei uns ja nichts anderes, ordnet Lernen unsere Neuronen in anderen Konfigurationen an.
Ich weiß: Manchmal machen Unternehmen das. Programmierer Anton darf nicht an Projekt Y arbeiten, weil dort X der Softwareschmiede abc nachprogrammiert wird, Anton dessen originalen Quellcode mal gelesen hat, und die Firma nicht von abc verklagt werden will. Aber das sind Risikominimierungen. Es sind nicht echte, direkte Ansprüche, die abc aus dem Urheberrecht ziehen kann.
Das ist nur ein Argument, nennen wir es das ethische. Das andere ist rein verfahrenstechnisch: Copilot ist Software. Der Code, den es ausspuckt, kann es nicht per Urheberrecht schützen, weil es keine Person – kein Urheber – ist. Entsprechend dürfte es unmöglich sein, der Nichtperson Copilot Urheberrechtsverletzungen vorzuwerfen. Und was sonst sollte man dem System vorwerfen können? Patentverletzungen?
Wie spielt die GPL hier mit rein
Es ist kein Wunder, dass die Kritik an Copilot oft von GPL-Entwicklern kommt. Auch ich greife gerne zu dieser Lizenz und kenne daher ihre Bedingungen. Die GPL schützt die Freiheit von Software, indem es freiheitswahrende Bedingungen an ihre Weiterverbreitung knüpft. Anders als bei permissiven Lizenzen wie BSD/MIT müssen abgeleitete Werke den Nutzern Freiheitsrechte zugestehen: Den Code zu lesen, ihn ändern und unter gleicher Lizenz weiterverbreiten zu können. Bei der AGPL gilt das sogar für Software, auf die über ein Netzwerk (=dem Internet) zugegriffen wird. Der Zugriff übers Netz gilt dann schon als Weiterverbreitung und schließt so das Schlupfloch, das von GPL-Software abgeleitete proprietäre Serversoftware ausnutzte.
Um diese Rechte durchzusetzen benutzt die GPL das Urheberrecht. Mit ihr sagt der Entwickler: Ich, als Urheber, gebe dir diese und jene Rechte, dafür musst du das und das machen. Weil ich der Urheber bin und über das Urheberrecht dazu befähigt musst du auf mich hören, willst du meine Software nutzen. Wenn nun Copilot hingeht, GPL-Code vorne einliest und hinten ohne GPL-Lizenz wieder ausspuckt, dann verfehlt die GPL ihre Wirkung.
Aber hier muss man eben wieder berücksichtigen, was oben gilt: Nur weil ich in einem GPL-Quellcode gelernt habe wie if-Abfragen funktionieren, muss ich nicht alle zukünftigen if-Abfragen unter die GPL stellen. Bei diesen Lizenzen geht es ums stumpfe Kopieren von (etwaig sogar kompletten) Werken mit einer ausreichend hohen Schöpfungshöhe, nicht um das Lernen kleinteiliger Konzepte. So weit zu gehen käme im Effekt wieder der Patentierung von Software gleich, dem Unmöglichmachen der Softwareentwicklung. Es überhöhte das Urheberrecht weit über die Grenze, bei der es derzeit liegt. Der RIAA würde das gefallen, Leistungsschutzrechtvertreter hätten Dollarzeichen in den Augen, das manifestierte Böse namens Oracle hat mit dieser Auffassung Milliarden von Google gefordert, Abmahnanwälte würden jubeln. Entsprechend muss jeder Softwareentwickler diese Position ablehnen.
Ein lernendes System darf unabhängig der Lizenz von Code lernen. Auch von GPL-Software.
Allerdings: Reines Lizenzwegwaschen geht auch nicht
Es gilt eine Einschränkung zu machen: Wenn Copilot zeilenweise komplette Funktionen aus GPL-Codequellen kopiert, dann fällt es irgendwann schwer diese Position aufrechtzuhalten. Es geht dann noch über die nicht erreichte Schöpfungshöhe, sodass das Urheberrecht vll nicht greift, aber je länger und wie mehr 1:1 die Codeübernahme ist desto kritischer wird das. Armin Ronacher (mitsuhiko) hat auf Twitter ein entsprechendes Beispiel gezeigt, bei dem sogar die Kommentare noch aus der Originalquelle sind.
Aber letzten Endes ist das eine Frage der Feinabstimmung, wie abstrakt Codepilot lernt, und dass die gezeigten paar Zeilen vom Urheberrecht geschützt wären darf getrost bezweifelt werden. Wenn das also das Extrembeispiel der Verfehlungen Copilots sind, dann gibt es kaum einen validen Grund zur Kritik. Wenn Copilot beispielsweise lizenzignorierend ganze Dateien kopieren würde, dann wäre es vorbei, aber so verhält sich die Software nicht. Trotzdem müssen Copilots Schöpfer hier aufpassen, dass mein "Es ist ein lernendes System, keine Kopiermaschine" gültig bleibt.
Githubs Copilot schlägt zurecht Wellen. Im ersten Moment ist die ablehnende Position im FOSS-Umfeld völlig verständlich, mein Blognachbar möge sich bitte nicht vorgeführt fühlen. Wir kommen hier ins hochkomplizierte Medien- und Urheberrecht, das dann auch noch in jedem Land unterschiedlich ausfällt. Aber ich hoffe, dass viele Entwickler meiner entspannten Argumentation folgen werden, da die negativen Implikationen einer juristischen Ablehnung eines solchen Systems viel zu groß sind und allen Entwicklern massiv schaden würden. Und langfristig sind es unsere Überzeugungen, die im Konflikt mit der Lobbyarbeit der Großkonzerne und der Anwaltsfraktion diese uns betreffenden Gesetze formen. Unsere Überzeugungen als Entwickler, unsere Reaktionen auf solche Systeme sind daher unheimlich wichtig.
Ein Album als Hamburger: The Jeremy Spencer Band, Flee
Ich bin über dieses Album von Jeremy Spencer gestolpert. 1979 und nach seinem Eintritt in eine seltsame christliche Sekte aufgenommen, war es zweigeteilt: Einmal ein Rockalbum mit Popklängen, andere Lieder klingen mehr nach Disco. Spencer war unglücklich mit dem Ergebnis. Und selbst 2006 war er es wohl immer noch – für ihn lieferte er da Hamburger ab, also bekömmliche Fertigkost, weil das Studio es so wollte. Nur drei Lieder konnte er retten. Tatsächlich klingen die auch anders.
Mir gefällt das Album gerade wegen seiner Zweiteilung. Weil ein paar der Lieder zum Bewegen reizen. Aber auch die geretteten drei gut klingen, sodass sich nicht alles gleich anhört. Der andere Stil ist kein kompletter Bruch, die Tanzaufforderung ist weg, weniger Beat wird wiederholt, aber der Rest ist noch ähnlich. Als Album funktioniert das. Wie schade, dass Spencer selbst damit wenig anfangen konnte.
Youtube lässt ein Einbetten des Albums leider nicht zu, aber es lässt sich dort anhören: