Linksammlung 35/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
That time Reddit banned me for developing an app. Nachbeben von Reddits faktischer API-Abschaltung.
Beachtenswert sind die Clean Air Kits. Das sind mit PC-Lüftern umgesetzte Corsi-Rosenthal-Boxen, was wiederum ein Konzept ist, bei dem ein Rechteck auf einer Seite Lüfter hat, ansonsten einen Boden und an den vier restlichen Seiten Luftfilter. Völlig logisch dabei der Gedanke, dass es bei Luftreinigung weniger um die theoretische Filterleistung geht als vielmehr um Filterleistung im Wechselspiel mit der bewegten Luftmenge, wobei die theoretische Filterleistung bei entsprechend großer bewegter Luftmenge auch geringer sein darf. Also, völlig logisch, und doch war mir das bisher nicht klar gewesen.
Lidl’s Cloud Gambit: Europe’s Shift to Sovereign Computing beschreibt sehr positiv die Bemühungen Lidls in Richtung Cloud. Dabei wird allerdings Gaia-X ebenfalls positiv erwähnt, was angesichts Scaleways Bescheibung in Full steam ahead towards a true multi-cloud offering to deliver on broken promises wahrscheinlich nicht stimmen kann.
Stimmen kann Scrum, XP & Co. – warum keiner mehr agil arbeiten will. Mit Einschränkungen des Titels, die aber der Artikel auch abbildet. Denn meiner Erfahrung nach wollen sehr viele agil arbeiten. Wo es aber Widerstand gibt, auch bei mir, waren die bürokratischen und zeitraubenden Rituale von Scrum. So verhinderte ich mehr als einmal die Einführung von täglichen Statustreffen, zugunsten der eigenen und der Teamproduktivität.
Positive erste Eindrücke kommen von COSMIC Alpha Released! Here’s what people are saying. Ich freue mich auf jeden Fall über den Impuls für Linux Desktoplandschaft.
Und zum Abschluss einen Artikel zum Zeitgeschehen, dem ich voll zustimme: Wie rechte Rhetorik und symbolische Maßnahmen die Demokratie gefährden.
Bondkommentar: On Her Majesty's Secret Service
Bond sucht Blofeld, dieser ist in den Alpen und bedroht von da die Welt, was Bond durch einen Bund mit einer Verbrecherorganisation und einer Begegnung mit einer schönen Frau rausbekommt.
For thee the hammer on the anvil rings - was ein Umbruch. Nicht nur, dass Poesie zitiert wird. George Lazenby als Bond ist eine Revolution. Immer noch ein Frauenheld, lässt er sich auf eine völlig ein. Immer noch oft im Kampf mit Schergen des Oberbösen, zeigt er mindestens einmal Angst und Verzweiflung. Woraufhin ihn mit der fantastischen Diana Rigg eine Frau rettet, in einer Actionszene sie das Auto fährt, später beim Skifahren sie Stunts wie er durchzieht. Wahnsinn! Und auch wie der Oberböse gezeichnet wird: Telly Savalas ist großartig als Blofeld, was den Bösewicht aus dem Vorgänger wieder aufnimmt, aber eben ganz anders. Nicht mehr als Karikatur. Bösewicht zwar, aber mit Dingen wie Eitelkeiten für einen Adelstitel, regulären Gesprächen und eigener Beteiligung an Actionszenen.
Keine Bond-Gadgets diesmal, eine Besonderheit – wohl weil der Film eben kein Klamauk sein will (aber genau deswegen hätte er sich auch an ein paar Stellen Bonds reingeschnittene Kommentare sparen sollen). Geblieben ist, dass die Schauspieler öfter überdeutlich im Studio in Hintergründe hineingesetzt wurden. Neue Macke: Die Kämpfe werden seltsam zerschnitten. Dafür werden nicht mehr merklich Actionszenen künstlich beschleunigt, um sie dramatischer wirken zu lassen. Ein guter Tausch, Grundlage für sehr gute Stunts.
Ganz klar der beste Film der Reihe bis hierhin; wenn nicht überhaupt, dann mindestens der interessanteste.
Killing Eve
Während Villanelle sich durch Europa mordet, jagt Eve für den britischen Geheimdienst die psychopathische Mörderin und ihre Auftraggeber. Doch als sich die Wege der beiden Frauen kreuzen scheint sich da ein sexuelles Interesse zu entwickeln, aus der einseitigen Recherche wird ein Katz- und Mausspiel mit wechselnden Rollen.
Die Serie Killing Eve ist überaus brutal und verherrlicht ohne Zweifel Serienmörder. Gleichzeitig ist das ganze irgendwo zwischen einem spannenden Thriller und einer schwarzen Komödie, bzw wechselt die Serie immer wieder den Ton. Dadurch kann man sie gleichzeitig nicht ernstnehmen (und so ihre Brutalität ertragen) und doch mitfiebern.
Sandra Oh spielt dabei die driftende Eve sehr viel überzeugender, als ihr Hintergrund mit Grey's Anatomy als große Rolle vermuten ließ – rein von der Art der Serie bewertet, durchaus möglich, dass sie schon dadrin so gut war. Aber es ist Jodie Comers Villanelle, wodurch die Serie wirklich gewinnt. Ihr Charakter ist auf herrliche Art gleichzeitig körperlich attraktiv und fürchterlich abstoßend mörderisch, aber in den ersten drei Staffeln auch mit einem passend dunklen Humor wirklich lustig. Und dabei meist gekleidet wie ein Paradiesvogel. Dazu passt die von Fiona Shaw gespielte Carolyn, die Eve auf Villanelles Fährte setzt. Denn sie ist ähnlich makaber und abnormal, aber das graue Gegenteil eines Paradiesvogels.
Drei Probleme hatte ich mit der Serie. Leichte Spoiler.
Erstens ist gerade Villanelle, aber sind auch einige der auftretenden anderen Mörder, arg unverwundbar. Da gibt es meist keine ordentliche Inszenierung für Kämpfe, nie Erklärungsversuche für die Erfolgsquote und körperliche Überlegenheit, keine Probleme mit zu versteckenden Leichen oder ermittelnder regulärer Polizei. Dieser Aspekt der Serie wirkt nach einer kurzen Weile hingeschludert, der Versuch offensichtlich, es durch die Zurschaustellung von Brutalität zu übertünchen.
Zweitens wird das Hin- und Her zwischen Eve und Villanelle schnell nervig. Was beim ersten mal noch funktioniert, ist schon bei der ersten Wiederholung ein klares Zeichen schlechter Schreibe, einzig der Versuch die Serie in den bestehenden Bahnen weiterzubetreiben erklärt das Verhalten ihrer Figuren an den vielen Wendepunkten. Auch wenn ihre Verbindung natürlich keine gesunde sein kann ist ihre Sabotage durch die Schreiber eben genau das, eine als künstliche Entscheidung der Serienmacher erkennbare, was richtig schlecht ist.
Drittens ist die vierte und letzte Staffel verhunzt. Von ihrem Beginn an, als (siehe Punkt zwei) Eve und Villanelle trotz eines gegenteiligen Endes der dritten Staffel erklärungslos wieder verfeindet sind; zum komplett verschwundenen Humors Villanelles und Carolyns plötzlichem Herumgesülze zu einer abrupten, unbefriedigenden und unmotivierten Endszene funktionieren da viele der Eckpunkte nicht mehr – das Ende erinnert in seiner Verfehltheit gar an Dexter. Und das ist echt schade, denn die grundsätzliche Idee und Rahmenhandlung für die letzte Staffel war ordentlich, das hätte ein gutes Ende werden können.
Anschaubar, aber die vierte Staffel sollte man sich sparen. Das Ende der dritten war auch noch das bessere Serienende.
Linksammlung 34/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Beginnen soll Frontend ohne FOMO: ein Erfahrungsbericht. Es war mir eine persönliche Bestätigung, dass der Autor nach einer Annäherungsphase an die moderne Webentwicklung eine distanzierte Position gefunden hat. Immerhin hatte ich von seinen Artikeln vor vielen Jahren doch einiges gelernt.
Es gibt wichtige Positivbeispiele für Freie Software in der Schule: Das Gymnasium Edenkoben setzt voll auf Linux.
Benedikt schildert seine Erfahrungen in Vor 10 Jahren endete meine längste Blogpause. Im Grunde geht es dabei um die Motivation zum Bloggen.
Und genau das bespricht auch Warum wir (immer noch) bloggen, mit ben_ von anmutunddemut. Auch da erkenne ich einzelne Ideen und Überzeugungen wieder, wobei ihr gemeinsamer Hintergrund natürlich sehr speziell ist. Auf jeden Fall sehr hörenswert, gerade für Blogger und an Blogs interessierte.
Wir sehen immer wieder die Gefahren von Googles Quasimonopol, das der Internetgigant durchaus auch gegen Konkurrenz einsetzt: Last night Organic Maps was removed from the Play Store without any warnings or additional details due to "not meeting the requirements for the Family Program".
Mittlerweile voll etabliert und damals ein wichtiger Schritt: Celebrating 6 years since Valve announced Steam Play Proton for Linux. Wobei auf Gamingseiten immer noch Ewiggestrige rumlaufen, die Linux spieletauglichkeit nicht mitbekommen haben. Da ist noch was zu tun.
Es war FrOSCon 2024, verlinkt ist ein Messebericht. Bei dem Blick auf die Vorträge merke ich, warum ein Besuch nicht unbedingt nötig war, andererseits wäre es bestimmt doch wieder interessant und nett geworden.
Diese Woche und noch am Laufen ist die Gamescom, wozu es viele Berichte gibt, wie GC24: Avowed angespielt -- Action-RPG mit Obsdian-Handschrift. Ich bin sehr gespannt, ob mir nach The Outer Worlds ein 3D-Rollenspiel von Obsidian wieder gefallen kann. Immerhin spricht mich das Universum von Pillars of Eternity mehr an, gerade nach dem tollen zweiten Teil der Serie.
Bondkommentar: You Only Live Twice
Aus Japan bedrohen Raketen die Weltraummissionen der USA und der UdSSR, was einen dritten Weltkrieg auslösen könnte. Bond soll das stoppen.
Leider so richtig trashig, mit aus einem Vulkan startenden wohl unsichtbaren und lautlosen Raketen, japanischen Ninjas statt Soldaten weil besser, und ausgerechnet der total auffällige Sean Connery gelte durch etwas minimales Makeup als japanisch verkleidet. Das erste Bondgirl stirbt, das er vorher angeblich sehr mochte, nichtmal 5 Minuten Echzeit und zwei Tage Filmzeit später will er mit der nächsten asiatischen Frau schlafen. Lächerlich ein Abschnitt, bei dem er im Q-aufgerüsteten (und aus dem Nichts kommenden) Minihelikopter andere Helikopter per Raketen, Minen und Flammenwerfer zerstört. Generell versucht sich der Film nichtmal an Glaubwürdigkeit – so schwimmt Bond zu einer Insel, als er danach in einen Krater herabklettern muss zieht er die passende Kletterausrüstung aus dem Nichts.
Immerhin, an die Basis im Vulkan erinnert man sich, sie ist archetypisch geworden. Der genutzte Toyota 2000GT weniger, aber er ist ein toll aussehender Wagen, der sich von den vorherigen klassischen Bondautos unterscheidet. Und die Idee, den Film in Japan anzusiedeln hatte ja was, wie auch die dadurch möglich werdende Besetzung der Nebenrollen zeigt. Schade nur, wie der Film die Idee ausgestaltet hat.
Javascript-Syntaxhighlighter 2024
Oder warum hier jetzt gar kein Highlighter mehr läuft.
Hier war bis vor kurzem eine alte Version von Highlight.js eingebunden. Die machte einen ganz ordentlichen Job, die diversen Codeblöcke in diesem Blog aufzuhübschen, Codeelemente in verschiedenen Sprachen einzufärben. Aber es schlichen sich da auch immer wieder Fehler ein, vor allem bei modernen Konstruktionen, die das alte Skript nicht kennen konnte. Also machte ich mich auf der Suche nach einem Update. Daraus wurde die Suche nach einer Alternative. Und weil das frustrierend war, packe ich die Suchergebnisse wenigstens hier in den Blog.
Kurz zu meinen Anforderungen: Meine Codeblöcke sind in <pre class="code">
verpackt. Welche Sprache da drin ist soll automatisch erkannt werden, wennn das gelegentlich mal schiefgeht ist das okay, optional die Sprache festsetzen zu können wäre nett (habe ich aber noch nie gemacht). Der Codeblock soll danach gut aussehen, Dunkelmodusunterstützung inklusive, habe ich das doch gerade erst in meine Version von highlight.js reingehackt gehabt. Unterstützt werden soll PHP, Ruby, Dart, Bash, Javascript, INI- und sonstige Konfigdateien, JSON, HTML, CSS und eigentlich auch Kotlin und Java. Im Idealfall gibt es ein Fallback für C-artige Sprachen. Aktives Projekt wäre gut, die Sprachen entwickeln sich ja weiter.
Und es soll Javascript sein, damit ich es einfach in den Blog einbauen kann ohne all die alten Artikel anpassen zu müssen.
Highlight.js
Eine aktuelle Version von Highlight.js wäre natürlich meine erste Wahl gewesen. Das lief jetzt ewig hier im Blog, kann Programmiersprachen automatisch erkennen und es ist immer noch ein aktives Projekt.
Aber es ist mittlerweile unnutzbar fett geworden. Das Projekt unterstützt jetzt wesentlich mehr Sprachen als vorher, aber auch wenn man die im Konfigurator nicht alle aktiviert, sondern sich auf das "Common"-Set beschränkt, ist die minifizierte Datei dann 156KB groß. Da sind ein paar Sprachen dabei, die ich sicher nicht brauchen werde und daher raus können – wie GraphQL oder Objective-C – danach sind es immer noch 132 KB. Das ist wahnsinnig viel. Vor allem für ein Feature, das bei weitem nicht alle meine Artikel brauchen. Highlight.js ist damit raus.
Prism
Prism wäre die große Alternative. Das Projekt wirbt damit, wie leichtgewichtig es ist. Und dann gibt es auch noch ein Autoloader-Plugin, sodass immer nur die benötigte Sprachendefinition geladen werden müsste.
Aber Prism ist völlig unbrauchbar, denn es wolle gute Codequalität erzwingen bzw was sie dafür halten. Das listen sie glatt als Feature:
Encourages good author practices. Other highlighters encourage or even force you to use elements that are semantically wrong, like <pre> (on its own) or <script>. Prism forces you to use the correct element for marking up code: <code>. On its own for inline code, or inside a <pre> for blocks of code. In addition, the language is defined through the way recommended in the HTML5 draft: through a language-xxxx class.
Schon damit ist Prism raus – hier im Blog wird Code seit 15 Jahren eben nur mit einem Pre-Element markiert und das werde ich sicher nicht grundlos ändern. Außerdem scheint Prism Codesprachen auch nicht automatisch erkennen zu können, zumindest wird das nirgends erwähnt.
Shiki
Wenn Prism die große Alternative war, ist Shiki wohl die moderne.
Sie ist leider genauso unbrauchbar wie Highlight.js. Fokus ist auf der Ausführbarkeit mit Node, zu Browsern heißt es hier:
It's quite efficient as it will only load the languages and themes on demand. For the code snippet above, only four requests will be fired (shiki, shiki/themes/vitesse-light.mjs, shiki/langs/javascript.mjs, shiki/wasm.mjs), with around 200KB data transferred in total.
Da kann das Ergebnis noch so genau sein, das ist absurd groß. Das auch noch für effizient zu halten ist völlig disqualifizierend.
Rainbow
Rainbow fand ich vielversprechend, denn es sei klein und bei den unterstützten Sprachen wird immerhin Shell, Ruby und PHP gelistet, mein Minimum. Und ein Fallback (generic) scheint es auch zu geben.
Aber Rainbow hat mehrere Probleme. Das erste, dass das Projekt seit 4 Jahren kein Update mehr sah. Das zweite, dass der Beispielcodeblock auf der Projektseite unnangenehm lange einfach schwarz bleibt. Drittens ist in der Dokumentation plötzlich die Rede davon, alle Sprachen manuell einbinden zu müssen, was in einem Blog so gar nicht passt. Und schließlich ist von automatischer Sprachenerkennung auch keine Rede, wobei ein entsprechendes Issue 2017 als erledigt geschlossen wurde.
Das wirkt im momentanen Zustand nicht benutzbar, das müsste erstmal entstaubt werden.
Speed-Highlight JS
Als ich schließlich über Speed-highlight JS stolperte dachte ich, die perfekte Lösung sei zum Greifen nahe. Das Projekt präsentiert sich als Alternative zu Prism, ohne auf <pre><code>
zu bestehen – stattdessen wird ein div
gefordert, aber dann geht bestimmt auch ein <pre>
.
In der Dokumentation wird eine automatische Sprachenerkennung beschrieben (optional, aber eben da), die Downloads auf der Demoseite sind angemessen klein, das Ergebnis sieht gut aus. Sogar aktiv ist das Projekt noch, letzten Monat gab es einen Commit. Es wirkt wie ein gut gebautes, vernünftiges Projekt, dem nur etwas Dokumentation fehlt um die Installation zu erklären, was man aber rauskriegen könnte…
…und dann ist weder Ruby noch PHP in der Liste der unterstützten Sprachen, auch Dart fehlt. Hmpf.
Die ergebnislose Suche nach einer Javascriptlösung hat mich dann dazu gebracht, mit CSS-Designs für die Codeblöcke hier im Blog zu spielen. Dass die generell besser aussahen war damals ein großer Pluspunkt von Highlight.js gewesen, entsprechend ginge da vielleicht auch eine Lösung ohne Syntaxhighlighting. Darüber landete ich letzten Endes bei der minimalen Lösung, die Codeblöcke ohne Rahmen einfach mit etwas Leerraum drumrum in Monospace zu setzen. Ich finde, das sieht erstmal gut genug aus.
Gleichzeitig habe ich die Releases von Speed-Highlight in meinen Feedreader gepackt. Für 1.3.0 wäre sowohl Ruby als auch PHP geplant. Leider ist das Issue schon seit 2022 auf, aber es kann ja trotzdem noch kommen.
Über zwei alternative Ansätze bin ich auch noch gestolpert, mit denen sich die JS-Highlighter vielleicht bald ersetzen lassen oder womit sie sich ändern könnten. Einmal die geniale Idee, das farbliche Markieren in die Schriftart einzubauen. Dann bräuchte es keine Javascriptlösung mehr. Zweitens gibt es eine recht neue CSS-API zum Hervorheben von Textabschnitten, mit der die JS-Highligher bald arbeiten könnten.
So unbefriedigend der derzeitige Zustand der Projekte für einen Blog wie diesen auch sein mag, ist da also doch die Aussicht auf eine Verbesserung.
Jake Seliger
Manche der Artikel, die ich in meine Linksammlung aufnehme, entstammen den Linksammlungen anderer Blogger. Einer davon war Jake Seliger, dessen Links ich oft folgte und dessen Kommentare ich sehr schätzte. So wie auch die Beschreibungen seines Kampfes gegen seine schwere Krankheit berührend waren, was hier ebenfalls schon Thema war.
Letzte Woche ist Jake Seliger gestorben.
Bondkommentar: Thunderball
Durch einen Doppelgänger wird ein Nato-Flugzeug mit Atombomben gestohlen, Bond sucht in den Bahamas.
Thunderball spielt erst in Frankreich. Bond stolpert dort durch einen totalen Zufall(!?) über den Plot, weil er in der gleichen Klinik ist, in dem erst der Doppelgänger und dann die Leiche des originalen Piloten verweilt. Auf den Bahamas ist Domino, die Schwester des Piloten, in Obhut des ausführenden Spectre-Bösen. Anstatt ihn direkt zu verhören und auszuschalten sucht Bond unerklärlicherweise seine Nähe und das abgestürzte Flugzeug. Domino wird deswegen gegen Ende nicht nur vergewaltigt – wenigstens nicht von Bond –, sondern darf sich in der Endszene auch noch mit bloßen Armen an Bond festhalten, der von einem Flugzeug weggezogen wird, was ihr sicherer Tod wäre.
Der Film trotzt also vor Absurdheiten. Nun war Goldfinger auch keine realistische Handlung, aber wenigstens war das intern halbwegs konsistent und wirkte spannend. Hier funktionierte für mich nichts. Nichtmal die natürlich vorhandene Inszenierung des Schauplatz samt Badekleidung rettet den Film.
Auffällig die leider übertrieben langen Unterwasserkämpfe. Ansonsten belanglos.
Hama CO2-Luftqualitätsmessgerät "Safe"
Das Luftqualitätsmessgerät "Safe" von Hama wurde von der Stiftung Warentest positiv bewertet. In meiner Alltagserfahrung war es hilfreich, aber es hat ein paar Macken.
Das Gerät
Grundsätzlich misst das Gerät Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Gehalt der Raumluft. Auf letzteres kam es mir an. Temperatur und Luftfeuchtigkeit war durch ein analoges Hygrometer bereits abgedeckt, aber der für die Luftqualität wichtige CO2-Wert wurde bisher nicht gemessen. Und seit ich durch die Luftfilter mit ihrer PM2.5-Messung gesehen habe, wie schnell die Luft in einer Wohnung im Alltag miserabel werden kann, wollte ich diesen Aspekt ebenfalls überwachen.
Abseits aller Funktionalität gefiel mir das Gerät direkt optisch. Mit seiner schwarzen (Plastik-)Verkleidung und schwarzem Display, aber weißer Beschriftung und der farbigen Einschätzung der Luftqualität gibt das ein tolles Bild ab. Ich mag aber auch diese Segmentanzeigen generell, wobei diese hier so hell sind, dass ich eine Umsetzung mit LEDs vermute. Interessante Wahl. Leider ist aber die Helligkeit zu hoch, zumindest für die Nacht, und es scheint keine Möglichkeit zu geben sie herunterzuregeln.
Die drei Knöpfe oben haben andere Funktionen: Der linke aktiviert und deaktiviert das Alarmsignal für zu hohe CO2-Werte, der mittlere schaltet zwischen Min-, Max- und momentanem Messwert um, und der rechte wechselt unnötigerweise zwischen Celsius und Fahrenheit. Mit linkem und mittigem Knopf zeitgleich gedrückt wird die Kalibration gestartet, das soll draußen gemacht werden. Das macht dann auch den eingebauten Akku weniger verschwenderisch. Der wäre ansonsten mit einer angegebenen Betriebsdauer von dreieinhalb Stunden wenig nützlich, mit dem Messgerät die anderen Zimmer abzulaufen macht man ja doch nicht, aber das Gerät so für die nowendige Kalibrierung nach draußen nehmen zu können ist durchaus praktisch.
Für den Dauerbetrieb angeschlossen wird der kleine Klotz per USB-Kabel. Das liegt bei, Ladegerät nicht. Da der Preis recht gering ist – gekauft habe ich es direkt vom Hersteller für 21,50€ – geht das klar. Nach dem Anschließen dauerte es eine Weile, bis ein CO2-Wert angezeigt wurde, und noch lange nach dem Einschalten (während der Akku lud?) war die gemessene Temperatur absurd hoch, 30°C statt 25°C. Das pendelte sich nach einer Weile ein. Auch die angezeigte Luftfeuchtigkeit war höher als vorher gemessen, aber da die analogen Hygrometer sicher mal wieder kalibriert gehören glaube ich eher dem Ergebnis der digitalen Messung.
Die CO2-Messung
Als ich das Gerät hier anschloss überraschte mich der gemessene hohe CO2-Wert, wirkte die Luft doch gar nicht verbraucht. Und er schoss nach dem Lüften auch überraschend schnell wieder auf über 1000. Anfangs war ich am Zweifeln, ob in einer alten Wohnung wie der meinen dieser Grenzwert überhaupt einhaltbar ist.
Jetzt, nach etwas Eingewöhnungszeit, stelle ich fest dass dem durchaus so ist. Selbst an heißen Sommertagen. Ich muss nur etwas öfter und etwas länger lüften. Doch durch die CO2-Anzeige ist eben auch immer klar, wann es genug ist. So lässt sich die Hitzevermeidung und der CO2-Gehalt ausbalancieren, der CO2-Wert muss nur selten über dem Grenzwert ertragen werden, wenn es gar zu warm ist. Nachts reichen ein paar dauerhaft gekippte Fenster.
Und ja: Mein subjektiver Eindruck ist, dass das was bringt. Die 1000er-Grenze rieche ich noch nicht, erst deutlich später wird verbrauchte Luft für mich spürbar. Doch den Grenzwert trotzdem nun einzuhalten fühlt sich angenehm an, samt weniger häufigen Kopfschmerzen. Das kann natürlich Zufall oder Einbildung sein, aber warum sollte der niedrigere CO2-Gehalt sich nicht wirklich positiv auswirken?
Die Frage wird sein, wie das im Winter sein wird. Ob bei Kälte überhaupt oft genug gelüftet werden kann, um die Messung hilfreich zu machen.
Doch das ist ein Problem für später. Generell finde ich das "Safe" hübsch gestaltet und schon deswegen wäre mein Fazit wohl kaum negativ. Ich mag solch funktionales, klares Design. Und auch die tatsächlich gebotene Funktionalität erschien mir bisher hilfreich, insbesondere die CO2-Messung. Leider ist das Display viel zu hell, um es nachts ertragen zu können, und das blinkende CO2-Icon ist eine unglückliche Wahl, ist es doch viel zu nervig. Das ginge besser.
Linksammlung 32/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Intel hängt in den tiefroten Zahlen, passend zum Zustand der sich selbstzerlegenden Prozessoren. Es wird richtig schmerzhaft.
"We ran out of columns" - The best, worst codebase lässt selbst negative Erinnerungen von mir positiv erscheinen. Wobei ich auch das angenehme davon nachvollziehen kann, die Entwicklerfreiheit, die von dem an sich desaströsen Zustand kam.
Der GitHub Profile Roast beschimpft Entwickler für den Zustand ihres Githubprofils. Tatsächlich eine Anwendung, in der LLMs brillieren. Testenswert!
Das dürfte große Auswirkungen haben, Judge Rules Google Is a Monopolist.
Ein Reparaturprogramm wurde Downcycled: The story of Samsung's failed deal with iFixit, as told by iFixit's CEO. Man kann Samsungs Verhalten hier nicht verteidigen.
Hochgespült wurde mal wieder ein Artikel zu systemd, 10 years later: a historical and technical retrospective. Sehr detailliert, sehr wenig schmeichelhaft.
Bondkommentar: Goldfinger
Bond soll den exzentrischen Geschäftsmann Goldfinger überwachen, der das internationale Währungssystem gefährde. Also verfolgt er ihn und landet bei Fort Knox.
Ich empfand diesen als einen seltsamen Bondfilm, der mir seinem Status als vielleicht bester Bond zum Trotz nicht sehr gefiel.
Für den Film sprechen seine Actionszenen wie die Autoverfolgungsjagd oder spannende Elemente wie die leicht entkommbare Todesfalle mit Laser, perfekt garniert von Sean Connery mit lockeren Sprüchen. Auch dass ein direkteres Gegenspiel mit dem Hauptantagonisten inszeniert wurde änderte den Charakter, gerade auch verglichen mit dem (wobei gelungenen) Kampf zwischen Agenten im vorherigen From Russia with Love. Daran erinnert man sich später schon und es hebt den Film an.
Aber da Goldfinger fast direkt zu Beginn eine Frau durch eine Goldschicht über der Haut tötet ist das langsame Agentenspiel danach auch absurd – warum ihn gewähren lassen? Fast so aburd, wie eine Pilotin erst Pussy Galore zu nennen, dann durch einen sexuellen Angriff von Bond zu gewinnen. Und Bond eine lange Zeit durch eine Gefangenschaft einzuschränken und so den Plot zu verlangsamen machte die Handlung auch nicht spannender. Vielleicht wäre das etwas anders gewesen, wenn ich einen Kniff am Ende nicht schon gekannt hätte.
Auffällig ist Goldfinger für seine Bedeutung für die Filmreihe, die Markenzeichen, die hier erschaffen wurden. Wie Goldfingers mörderischer Diener Oddjob mit seinem tödlichen Wurfhut, mit seiner Verwendung in der Videospieladaption von GoldenEye für das Nintendo 64. Und Goldfingers Spruch "No Bond, I expect you to die" blieb auch hängen. Der Aston Martin DB5 war zudem das perfekte Bondauto, selbst ohne Gadgets wäre es der Wagen geworden, an den man bei Bond denkt.
Gelesen: Perilous Times (Thomas D Lee)
Als in Perilous Times ein Ritter Camelots aufersteht, um Britannien wieder mal vor dem Desaster zu retten, ist die Bedrohung ungewohnt diffus. Doch die schlechte Luft und sterbende Natur zeigt Kay dann bald doch den vorher unsichtbaren Feind: Dass dieses mal die Klimaerwärmung seine alte Heimat bedroht. Doch wie soll ein Ritter gegen diese vorgehen? Nur gut, dass dann schnell doch auch ein Drache sein Haupt hebt und besiegt werden will und Kay zudem eine Ökoterroristin kennenlernt, die vielleicht den Weg zu einer Lösung weisen kann.
Fantasy und Treibhauseffekt
Da sind zwei Ebenen zu diesem Roman. Auf der ersten ist es eine Mischung aus Fantasy und Endzeitdystopie, aus unserer nahen Zukunft. Diese Vermischung ist gelungen, denn schon das Szenario ist großartig. Wie Kay als absolut Fremder durch diese Welt zieht ist faszinierend. Die Vermischung fantastischer Element mit der Klimakrise ist es auch, gerade samt den vielen Elementen der Artussaga, vor allem wenn man Die Nebel von Avalon oder andere Literatur in der Richtung gelesen hat. Anders als bei Neil Gaiman in American Gods ist hier auch nichts von einer Handbremse zu spüren, Lee scheint Zurückhaltung als literarisches Konzept nichtmal zu kennen. So taucht hier alles aus der Saga auf, was man sich vorstellen kann. Und was macht ein Ritter wenn er britischen Nazis begegnet, gerade wenn er in der Vergangenheit gegen Hitler kämpfte? Er zieht sein Schwert und metzelt sie nieder. Das ist großartig und der Roman hier brillant.
Parodie oder Propaganda?
Gleichzeitig ist mit den Themen Klimawandel und Brexit die Geschichte zwingend eine politische. Und hier fällt Lee das vorher erfrischende Fehlen jedweder Zurückhaltung übelst auf die Nase. Die Stoßrichtung ist eindeutig: Die angeblich damals ganz normalen schwarzen Ritter (Kay ist schwarz), das They-Pronomen für eine Fee, natürlich ist in der Gruppe der Ökoterroristinnen eine Transfrau (was Kay auch nicht stört, im Mittelalter ganz normal wird behauptet), die weißen mächtigen und natürlich hässlischen alten Männer sind nicht nur Ursache allen Übels, sondern sie verspüren auch noch laut Erzähler in einer Endszene schon deswegen Angst, weil nun eine junge Frau Macht in ihren Händen habe – eine schwarze Muslime natürlich. Genauso ungebremst und dadurch affig wirkend ist die dedizierte politische Botschaft, wenn gegen Ende fünfzigmal wörtlich wiederholt wird, dass eine Lösung der Krise nicht durch Helden kommen könne und schon gar nicht von weißen Männern (außer sinnlos zu kämpfen könnten die gar nichts, wird mehrfach ausgearbeitet). Gleichzeitig wird die platzierte Hauptfigur der Handlung sehr wohl als singuläre Heldin aufgebaut, der Widerspruch scheint unbeabsichtigt.
Diese platzierte rassistische und sexistische Propaganda würde dem Thema nicht gerecht. Sie wirkt wie die Verblendung eines im Akademiebetrieb gehirngewaschenen; Lee macht laut seiner Webseite gerade einen PhD in queer interpretations of the Arthurian mythos.
Oder vielleicht ist das ein Irrtum. Es ist auch möglich, dass diese Anhäufung eine Parodie sein sollte. Eine ungebrochene, nie durch ein Augenzwinkern aufgelöste, beziehungsweise wären dann eben die besonders dummen Propagandasprüche wie die Angst vor der mächtigen jungen Frau das Zwinkern gewesen. Problem mit dieser Interpretation: Das wäre dann zwar ideologisch faszinierend, aber immer noch komplett unlustig. Und Lee gibt darauf in Interviews zu dem Buch keinen Hinweis. Dass diese Theorie aber ernsthaft unterhalten werden muss wäre bezeichnend, würde er diese Inhalte ernst meinen.
Ungeachtet ob Parodie oder nicht ist die lanzierte Dekonstruktion Camelots verträglich, weil sie zum einen primär als intellektuelles Spiel mit dem Quellenmaterial und den Erwartungen des Lesers durchgeht, zum anderen die Umdeutung von Artus zum psychopathischen Idioten auch schlicht interessant ist – und interessantes ist immer erlaubt. Auch die Ausarbeitung der Erderwärmung und die Umsetzung in ein auswegloses Szenario ist bedrückend gelungen und in vielen Aspekten schlicht realistisch, samt einer teils hervorragenden Kapitalismuskritik. Das macht die plumpe Propaganda umso bedauerlicher.
Neben manchen Aspekten der enthaltenen Politik stieß ich mich an einzelnen Sprachfehlern, wie around about als roundabout zu schreiben – ist das nicht pures Denglisch, was jedes Lektorat erkannt hätte? Wie kann sowas einem studierten Autor passieren, noch dazu einem, der in England studiert hat?
Trotz aller Kritik, naiv als Fantasyroman gelesen ist Perilous Times toll. Wer die Ideologie überlesen, teilen oder als misslungene Parodie abstempeln kann wird nur noch mehr Spaß an dieser wilden Mischung haben.
Linksammlung 31/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
All Good Things Must Come to an End... heißt es für Funtoo, eine Gentoo-ähnliche Linuxdistribution, die eine Weile bei mir lief. Durchaus schade, denn Funtoo war eine seltene Kombination: Es traute sich einen anderen Ansatz, war hochkonfigurierbar und vermied trotzdem prinzipientreu so manche Fehlentwicklung, wie Systemd.
Spannend fand ich w2vgrep - Semantic Grep, also ein Programm, das semantisch ähnliche Wörter findet. Eine Suche nach "death" findet dann auch "killing", als eindrückliches Beispiel.
Eine EU-Petition fordert Stop Destroying Videogames und damit sinnvolle Auflagen für Publisher, den Besitz anderer nicht mehr nach Belieben zerstören zu können. Genau das passiert derzeit oft, wenn zu Supportende die Server abgeschaltet werden und Spiele keinen Offlinemodus bekommen. Besonders mies ist das bei Spielen, die den Onlinemodus nur als Kopierschutz benutzen. Daher ist die Petition absolut unterstützenswert.
Oh No! The Clown Services Company is coming after ClownStrike! Crowdstrike versucht offensichtlich chancenlos und ohne valide Rechtsgrundlage gegen eine Parodieseite vorzugehen. Bei der Firma spürt man die Exzellenz auf jeder Ebene.