Der verlorene Facebook-Account
Saturday, 4. May 2019
Es mag den einen oder anderen überraschen, aber ich bin bzw. war auf Facebook. Facebook ist eine Datenkrake, aber als ich damals in Siegen gestrandet war überwogen für mich die Vorteile.
Jetzt habe ich mich ausgesperrt. Die 2-Faktor-Authentifizierung war an, nutzte aber wohl noch meine alte französische Nummer. Die hatte ich aber am Anfang des Jahres nach einer längeren Übergangszeit gekündigt. Ausgeloggt wurde ich erst jetzt, wahrscheinlich durch den wegen der Firefox-Addonprobleme deaktivierten Facebook-Container.
Und hier wird das mit der Datenkrake wieder wichtig: Facebook bietet mir nicht etwa an, einen vorher gespeicherten Code einzugeben oder mir den Code an meine Email-Adresse (die ich angegeben hatte) zu schicken. Stattdessen soll ich einen Ausweisscan hochladen. Sicherheitstechnisch ist das schon richtig so. Aber es geht hier um Facebook, die Firma, die entgegen eigener Versprechungen und jeglicher Ethik die für die 2-Faktor-Authentifizerung eingetragene Handynummer für personalisierte Werbeanzeigen benutzt. Das hatte meinen letzten Rest Vertrauen in Facebook zerstört, zusammen mit Facebooks Idee, Nutzer nach ihrem Email-Passwort zu fragen.
Daher würde ich den meisten anderen Firmen in dieser Situation einen Scan meines Ausweises schicken, Facebook aber nicht.
Vielleicht findet sich später eine andere Lösung. Es könnte sein, dass mein alter Laptop noch eingeloggt ist, wobei mich das wundern würde. Es könnte einen Weg geben, den Login doch mit Passwort und Email durchzuführen. Facebook wäre schon immer noch praktisch, manche Kontakte erreichte ich nur darüber. Aber bis jetzt sehe ich keine akzeptable Lösung. Und ein Teil von mir sagt auch, dass es eigentlich gut so ist. Es gibt viele gute Gründe dafür, nicht auf Facebook zu sein, wahrscheinlich sollte ich daher diese Entwicklung einfach akzeptieren.
Raytracing in Minecraft hätte die RTX-Demo sein sollen
Monday, 22. April 2019
Digital Foundry hat ein Video zu Raytracing in Minecraft hochgeladen, das hervorragend aussieht:
Es zeigt besonders schön, was diese Technologie kann und warum sie interessant ist.
Mit dem Kniff, das in Minecraft einzubauen funktioniert diese Präsentation viel besser als das, was Nvidia bei der Vorstellung der RTX-Karten gemacht hat. Minecraft als grafisch besonders simples Spiel profitiert von der Technologie einfach extrem, und da jeder Minecraft kennt ist auch jedem klar welche grafischen Effekte vom Raytracing kommen und welche nicht. Nvidia dagegen hatte in ihrer Demonstration der neuen Grafikkartengeneration samt Raytracing-Support mit selbstgebauten Aufbauten gearbeitet – bei denen man den Effekt genausogut mit einfacheren Mitteln hätte erreichen können – und dann Raytracing-Effekte in einem damals noch nicht veröffentlichtem Battlefield gezeigt – die daher niemand einordnen konnte und die in einem modernen 3D-Spiel auch nicht herausragend besser als die normalen Methoden wirkten. Besonders gut hatte Gamers Nexus das besprochen:
Hätte Nvidia Raytracing dagegen mit Minecraft oder einem ähnlichen simplen Spiel gezeigt hätte das anders laufen können. Es hätte nur einmal das Spiel in Normalform und dann mit Raytracing gebraucht, und letzteres einmal mit dem FPS-Einbruch der Softwareversion und dann nochmal einmal unter Verwendung der Hardwarekerne in schnell. Dann noch versprechen, durch die neue Hardwareunterstützung sowas nicht nur performanter, sondern auch für Entwickler einfacher umsetzbar zu machen. Dann wäre viel besser klar geworden, wie stark die Technologie in Spielen wirken kann und warum jetzt der Zeitpunkt ist, die altbekannte Technik in moderne Spiele zu bringen.
RMA: Corsair RM 650x ersetzt mein RM 450
Wednesday, 17. April 2019
Das Netzteil meines Computers war kaputt, vielleicht. Auf jeden Fall war das System instabil und es hing entweder an der Grafikkarte oder am Netzteil. Dabei fiel mir auf, dass das Netzteil tatsächlich nie den Lüfter anmachte – nicht unter Volllast, nicht beim Starten des Rechners. Also fragte ich bei Corsair nach: Ist das normal? Sie sagten nein und ich solle es einschicken, sie würden es austauschen. Statt es mit einem neuen RM 450 zu ersetzen bekam ich großartigerweise das wesentlich stärkere, dazu bessere und teurere RM 650x zurück.
Zu dem neuen Netzteil kann ich selbst wenig sagen. Es hat gute Reviews, die 2018er Version sogar hervorragende (das 750W-Modell dürfte sich von meinem kaum unterscheiden). Es ist ebenfalls unhörbar leise, da auch die RMX-Reihe semi-passiv ist und ansonsten einen guten Lüfter hat. Und da es modular ist kann man die Kabel abnehmen die der eigene PC nicht braucht, das sieht dann etwas schicker aus im Gehäuse und diesmal konnte ich sogar wirklich einige Kabel weglassen. Das Netzteil sah noch dazu neu aus und funktioniert bis jetzt einwandfrei.
Also alles toll? Nur so halb: Das Upgrade des Netzteils war natürlich toll und hat mich sehr gefreut. Aber ich hatte mein Ticket am 13.01.2019 geöffnet, am 29.01 wurde das Einschicken bewilligt und am 01.02 kam das Netzteil bei Corsair an. Und das RMX kam erst gestern hier an, also 2 bis 3 Monate später. Das ist einfach zu lang, und hätte ich nicht schon wegen der absehbaren Ausfallzeit von ein paar Tagen bereits im Januar ein neues Netzteil gekauft gehabt (BitFenix Formula 650, ebenfalls laut Reviews sehr gut und auch meiner Erfahrung nach superleise) wäre ich aufgeschmissen gewesen. Doch das habe ich nur so bedenkenlos getan, weil das Netzteil im PC der Mitspielerin so alt und laut war, ein zweites gutes Netzteil hier im Haushalt also sowieso gebraucht wurde.
Ich bin wirklich unentschieden was ich davon jetzt halten soll. In dem ganzen Prozess war bei der Interaktion mit den zwei Supportmitarbeitern keinerlei Bösartigkeit oder Geringschätzung zu spüren, aber toll ist das ja auch nicht gerade gelaufen. Das RM 450 war mein erstes Corsair-Produkt. Ich werde den Hersteller für neue Hardware auf jeden Fall weiterhin in Betracht ziehen, aber Corsair hat durch die lange Wartzeit trotz des großzügigen Upgrades die Chance verpasst, mich zum Fan zu machen. Das finde ich ein bisschen schade.
Church of the Cosmic Skull - Is Satan Real?
Monday, 15. April 2019
Bastion ist heute nichts besonderes mehr
Monday, 8. April 2019
Bastion ist ein Indiespiel von 2011. Als waffenbewehrter Namenloser kämpft man sich nach einer nicht weiter erklärten Katastrophe durch die Spielwelt, aufgeteilt in mehrere Missionen. Wenige Überlebende schließen sich in der namensgebenden Bastion zusammen, dem Hub, in die es zwischen die Missionen zurückgeht und wo insbesondere Gegenstände gekauft und ausgerüstet werden können.
Ich habe das Spiel durchgespielt, bin aber nicht begeistert. Dabei tue ich Bastion vielleicht etwas unrecht. Es ist von 2011, der Hochphase der Indiespiele, und man merkt ihm seine Herkunft sehr deutlich an. Wie angehaucht von dem Kniff in Braid ist alles arg bedeutungsschwanger und der Fokus des Spiels liegt auf der Inszenierung.
Bastion ist demnach ein modernes Indiespiel, eines, in dem nicht mehr wie früher eine eventuell interessante Spielmechanik von Paint-Grafiken und unverständlichen Menüs verborgen ist, sondern stattdessen eine simple Mechanik durch routinierte Motivationstechniken und gute Grafik, Sprecher und diese typische abstrakte Indie-Story ergänzt wird. Dann ist der Ausgangspunkt eben eine Calamity, von der wie auch von der Spielwelt nur Bruchstücke im Spielverlauf erklärt werden, es gibt einen prominenten Erzähler und es gibt einen grafischen Kniff, hier: Die Spielwelt baut sich immer direkt vor dem Spieler auf, die Teile fliegen der Spielfigur vor die Füße.
Das sowie das Vorhandensein der nativen Linuxversion wäre 2011 vielleicht faszinierend gewesen, aber heutzutage habe ich eben schon intelligentere Indiespiele wie den Beginner's Guide und mit Transistor gar den direkten Nachfolger gespielt – und schon den fand ich nur noch nett
. Das ist ein bisschen so, als entdeckte man Deus Ex, nachdem man bereits die geistigen Nachfolger Alpha Protocol und Dishonored durchspielt hat. Das wäre dann auch nur noch halb so spannend.
Aber mit meiner Perspektive ist Bastion doch arg simpel. Die Spielmechanik ist ein einfaches Monsterschnetzeln mit Attacken unterschiedlicher Waffen auf linker und rechter Maustaste, mit nötigem häufigem Ausweichen und Schildblock, wie in so vielen anderen Indiespielen. Man kann die Attacken wechseln und es gibt einige unterschiedliche zur Auswahl. Allerdings sind die Waffen auch beliebig, fast alle Kombinationen funktionieren und einige bekommt man so spät im Spiel, dass sie auch ganz hätten wegfallen können. Man kann alle aufrüsten und da Timing belohnt wird sie auch besser zu beherrschen lernen, es gibt sogar Charakterlevel mit wählbaren Boni und in speziellen Herausforderungen freischaltbare Spezialattacken. Aber das Spiel ist kurz und diese Möglichkeiten daher ziemlich belanglos. Zudem sind manche der Herausforderungen sehr leicht, andere frustrierenderweise sehr schwer.
So bleibt dann nur noch die Story und Inszenierung. Hübsch ist die farbenfrohe Grafik immer noch, aber auch nicht so besonders, dass sie alleine das Spiel tragen würde. Ein sehr präsenter Sprecher mit Cowboyaccent ist das Gimmick der Storyerzählung, und klar, der ist nicht ganz so vertrauenswürdig wie es anfangs scheint. Aber auch das ist 2019 kaum eine Überraschung mehr. Und es ist ja auch nicht so, als ob der Spieler bis zum Ende eine Wahl und Einfluss auf den Spielverlauf hätte. Am Ende gibt es dann eine Entscheidung, aber da man sich selbst dann kaum der Spielwelt und den Charakteren verbunden fühlt und das Spiel auch direkt vorbei ist beschert die Wahlmöglichkeit keinen Spielspaßgewinn.
Bastion ist solide, ein nettes kleines Spielchen. Aber das von ihm verkörperte Indiekonzept, das 2011 Spieler wie Tester trotz Vorgängern wie Braid als Neuheit begeisterte (Gamestar schrieb: Ungewöhnliches Indie-Spiel, das sich mit den Großen messen kann
), ist heute ziemlich ausgelutscht.
Papierprototypen mit POP/Marvel klickbar machen
Friday, 5. April 2019
Ich kannte die Anwendung theoretisch schon, hatte sie aber nie in der Praxis benutzt. Gestern wurde ich in einem Workshop dazu gezwungen und fand die App ziemlich nett. Mit POP (was dann wohl von Marvel aufgekauft wurde) kann man auf dem Handy simple Prototypen bauen. Viel besser, man kann seine Papierprototypen abfotografieren und dann klickbare Bereiche definieren, die zu den anderen Screens führen.
Unser Testfall war ein Online-Supermarkt. Simpel an sich, aber wir hatten in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Nutzungsanforderungen abzudecken. So wurde zum einen schnell klar, wie hilfreich es ist das auf Papier zu machen. In einem zweiten Schritt wurde aber auch deutlich, dass es sehr viel überzeugender wirkt diese Papierzeichnungen dann in POP zu verlinken. Das hilft sehr beim Erklären.
Nett auch, dass eine teilbare URL bei rauskommt. Um den Prototyp vom Android-Smartphone auf das an den Präsentierlaptop angeschlossene iPhone zu kriegen brauchte es nur eine SMS.
Ein einziges Projekt pro Nutzer ist leider zu wenig, um die Software mit dem freien Account für mehr als einen kurzen Test zu nutzen.
Gibt es eigentlich irgendeine freie und unter Linux lauffähige Prototyp/Wireframe-Anwendung?
Witcher 3
Tuesday, 2. April 2019
Mit der Witcher-Reihe kam ich erst zurecht, nachdem ich die Bücher gelesen hatte und daher mit dem etwas ungewöhnlichem dunklerem Fantasy-Universum vertraut war. Dann aber gefiel mir erst Witcher 2 und danach auch das bugbereinigte erste Witcherspiel richtig gut, beides sind tolle 3D-Rollenspiele. Witcher 3 steht ihnen in nichts nach.
Mehr noch als bei den Vorgängern spielt es in einer offenen Welt, in welcher der Spieler viele Freiheiten hat und sich abseits der Hauptstory seine Nebenmissionen und Sammelaufgaben selbst auswählt. Anders als andere Open-World-Spiele schafft es eine gute Balance: Die Nebenmissionen sind optional und werden nicht nervig, selbst wenn die Monstermissionen immer dem gleichen Schema folgen.
Es ist dann aber doch die Aufgabe des Spielers, im richtigen Moment die Hauptstory weiterzuspielen um die Motivation nicht zu verlieren. Denn die Hauptmissionen sind nochmal sehr viel besser als das Drumherum. Die erzählte Geschichte ist wirklich das Finale der Trilogie, so viele Handlungsstränge werden weitererzählt und beendet, so viele Auswirkungen der Vorgängerspiele werden aufgegriffen. Schon dadurch fesselt Witcher viele viele Stunden und ist fast immer großartig.
Dabei zeigt das Spiel das alles in hervorragender Grafik, auch davon abgesehen ist technisch alles einwandfrei. Unter Linux kommt Proton sehr gut mit der Windowsversion zurecht, nur deswegen konnte ich es überhaupt spielen. Kritikpunkt auf der weiteren technischen Ebene vielleicht, dass die Musik sich nach den vielen Spielstunden doch arg wiederholt, vor allem in den Tavernen. Kritikpunkte des Vorgängers dagegen wie die vielen Klone in den Städten sind ausgeräumt.
Natürlich gibt es auch in Witcher 3 eigenständige Entscheidungen zu treffen und wieder wird man damit konfrontiert, dass in dieser grauen Welt die Auswirkungen nicht klar sind. Wenn Witcher eine Botschaft hat dann ist es, dass die eigenen Überzeugungen keinen Einfluss auf die Auswirkungen der eigenen Handlungen haben. Was zählt ist was passiert, und da ist man selbst nur ein kleiner Faktor. Wieder ist das anfangs irritierend, der Kontrast zu simpleren Moralsystemen ungewohnt, doch entwickelt die Geschichte so wieder einmal seine eigene Spannung und Unvorhersehbarkeit.
Der Schwachpunkt des Ganzen offenbart sich am Ende. Es gibt mehr als eines, ich landete bei einem schlechten und deprimierenden Ergebnis und ich nehme dem Spiel das übel. Es gibt, so musste ich nachlesen, im Umgang mit Ciri einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Vermasselt man die ergibt sich das schlechte Ende. Man hat aber als Spieler keine Chance sie gezielt nicht zu vermasseln! Es ist völlig unersichtlich, welche der möglichen Entscheidungen einen positive oder einen negativen Einfluss haben werden und daher ist das Handlungsende purer Zufall. Die Bedeutung der Gesprächsoptionen wird dem Spieler vorher nicht verraten, erst im Epilog kann man sich die Kernszenen aus einer Rückblende ableiten. Die erste der von mir falsch getroffenen Entscheidungen ist aber 20 Spielstunden her! Zudem kommt es mir so vor, als wären die benötigten Entscheidungen untypisch für den in den Büchern beschriebenen Charakter Geralts. Und ich durfte dann erfahren, dass es noch andere versteckte Auswirkungen gibt die der Spieler nicht wissen kann - ob Triss zurückbleibt beispielsweise hängt angeblich davon ab, ob man der Geschichte von Dijkstra zuhört oder nicht, und je nachdem was man Triss vorher gesagt hat muss man etwas anderes wählen. Verstehen und Vorhersehen kann man das nicht.
Wie auch immer, das Spiel ist ansonsten gut genug, dass es sich lohnt es nochmal zu spielen um das Ende zu korrigieren. Es warten auf mich auch noch die Erweiterungen, die das Hauptspiel sogar noch übertreffen sollen. Auf diese zweite Begegnung freue ich mich sehr – eine bessere Bewertung kann ein Spiel bei mir gar nicht bekommen. Witcher 3 steht bei mir ganz oben auf der Liste guter Spiele, neben Baldur's Gate 2, Mass Effect und Deus Ex: Human Revolution.
Captain Marvel
Monday, 1. April 2019
Weiblicher Superheldenfilm Nummer 2, mit Brie Larson als Vers/Captain Marvel statt Gal Gadot als Wonder Woman. Der neue Marvel-Film zieht alle Register: Der Film strotzt vor Humor, er hat mit Jude Law und Samuel L. Jackson bekannte Schauspieler (vor allem ist Samuel L. Jackson diesmal nicht ein kleiner Sidekick – als Fury ja sonst die Überfigur, zu teuer um mehr als 5 Minuten im Film aufzutreten – sondern die tragende und nahbarere Nebenrolle), Captain Marvel ist sowas von überpowert, dass der neue Avengers-Film damit ein ernsthaftes Problem haben wird, und mehr Anspielungen an andere Marvel-Filme (und Agents of Shield) waren bei bestem Willen nicht einbaubar.
Es schadet nicht ohne Vorkenntnisse in den Film zu gehen, denn leider ist die eigentliche Story komplett vorhersehbar. Daher hier nur ganz kurz zur Handlung: Vers lebt ohne Erinnerung an die eigene Vergangenheit auf dem Kree-Heimatplaneten. Als neues Mitglied einer Einsatzgruppe wird sie entsandt einen Spion zu extrahieren. Dort passiert etwas, wodurch sie weiter zur Erde gelangt, Fury trifft und ihre Vergangenheit entdecken muss. Wer mit Shield etwas anfangen kann, dem ist der weitere Handlungsverlauf ziemlich schnell klar. Und weil die Handlung vor Captain America angesiedelt ist weiß man auch sehr schnell, wie das Ende in etwa aussehen muss.
Zu negativ? Soll es nicht sein, denn es macht durchaus Spaß dem ganzen zuzusehen. Wir mussten ihn in 3D schauen, was aber gar nicht schlimm war, scheinbar kann ich wirklich Frieden mit dieser Technologie schließen. Der Film sah trotzdem gut aus, Kämpfe und Effekte sind gut gemacht. Und neben dem Spektakel sind dann ja auch noch die drei genannten Schauspieler, denen man zuschauen kann wie sie den Film schultern. Wobei Brie Larsons Stil immer wieder springt, dafür ist Ben Mendelsohn als Talos und vierter im Bunde überraschend einnehmend.
Man muss diesen Film wirklich mit Wonder Woman vergleichen. Beide Filme hatten ja eine ähnliche Aufgabe: In der gleichen gesellschaftlichen Situation auf angemessene Weise einen weiblichen Superhelden aufzubauen, den die Zuschauer vorher kaum kannten. Herausforderung ist in beiden Fällen, wie übermäßig stark die Superheldinnen dem Quellmaterial nach sind, und natürlich, wie man einen weiblichen Helden platziert ohne in irgendwelche Hürden der Political Correctness zu rennen, trotzdem den Charakter interessant hält und auch nicht die männliche Zuschauerschaft vergrault.
Captain Marvel schafft das mit mehr Leichtigkeit (solange man Brie Larsons hirnverbrannte Reden außerhalb des Films ignoriert), dafür fehlt die visuelle Opulenz von Wonder Woman, der Amazonen-Insel, aber auch der stilisierten Kampfszenen. Captain Marvel funktioniert, indem stur der Marvel-Formel gefolgt wird. Wenn nur die Handlung nicht gar so vorhersehbar wäre... andererseits ist da Wonder Woman auch kein Positivbeispiel. Immerhin gäbe es inmitten all der Action und Witze gar keine Möglichkeit, mit dem Kitsch-Ende von Wonder Woman das negativste Element des Filmes zu kopieren. Andererseits sind ein paar peinliche US-Pathos-Szenen vor dem Finale eingebaut und das Thema "Männer, die Frauen kleinhalten" wird auf naivste und dümmste Art und Weise aufgegriffen, woran man sich schon stoßen kann. Aber eben nicht unbedingt muss, weil es die amüsanten Elemente des Films nicht überschattet.
Belanglos wie die meisten Marvel-Filme, aber nicht langweilig und dabei lustig. Insgesamt fand ich Captain Marvel nicht schlecht.
Drei nötige Konsequenzen angesichts der EU-Urheberrechtsreform
Wednesday, 27. March 2019
Die Menschen gehen auf die Straßen, haben die besseren Argumente und tun ihren demokratischen Willen kund. Das Parlament ignorierts größtenteils. Der einzige Effekt der Demos war das Umschwenken der SPD, was ihnen hoch anzurechnen wäre, wenn nicht in ein paar Tagen die SPD-Frau Katarina Barley uns und sich selbst (Koalitionsvertrag) verraten und die Reform durchwinken würde.
Wie muss darauf reagiert werden? Meine Positionen sind:
1. Die EU muss weg. Oder entschärft werden
Eigentlich betrachte ich mich als Europäer mehr noch als Deutschen. Und doch zeigt dieses Vorgehen, welche Gefahr in diesem supranationalem Gesetzesgeber liegen. Ländern können eben Regeln aufgedrückt werden, die sie nicht haben wollen – was ein Problem ist, wenn diese Regeln scheiße sind.
Ich glaube nicht wirklich, dass Deutschland aus der EU austreten solle. Aber ich frage mich schon, wie ein Land damit umgehen soll, wenn über die EU schlechte Regelungen durchgesetzt werden, die das Land ablehnt. Muss das dann wirklich einfach gefressen werden? Kann das ein akzeptabler Zustand sein, wenn es zu solchen Ergebnissen führt?
2. Wir brauchen eine Unabhängigkeitserklärung des Internets
Zugang zu Informationen ist ein Menschenrecht. Genau wie das Recht auf freie Rede. Die Fähigkeiten der Menschen ihrer Rechtsausübung wurde durch das Internet massiv verbessert und ist jetzt durch die Kontrollbemühungen aller Gesetzgeber noch massiver gefährdet. Was wir brauchen ist eine Ergänzung der Menschenrechtskonvention, die klar macht: Aufgrund der überragenden Bedeutung des Internets für diese Menschenrechte ist in das Internet eingreifende Legislation nur in ganz seltenen Fällen erlaubt. Und niemals aufgrund der Finanzinteressen der politikermanipulierenden Verleger.
Es würde die Kaperversuche der sterbenden Politikergeneration nicht völlig stoppen. Aber wir hätten in Fällen wie jetzt ein zusätzlich globallegales Argument.
3. Das Netz muss technisch gegen Regulierungen immun werden
Das Problem sind schlechte Regulierungen, die Gefahr, dass das Netz kaputtreguliert wird. So wie jetzt, wenn ein ungeeignetes Urheberrecht für eine vergangene Zeit – schlimmer noch, mit bewusst weniger Rechten als es analog mit dem Zitatrecht gab – auf das Internet gezwungen wird. Wir könnten uns politisch dagegen wehren, doch wie gerade wieder klar wurde: Unsere Demokratie ist dafür in keinem geeignetem Zustand. Also müssen wir uns technisch wehren: Wenn Youtube verschlüsselt (=unblockbar) und jeder Nutzer sowie der Plattformbetreiber anonym (=unzuordbar) wäre, könnten die Regelungen des Uploadfilters und die Linksteuer des Leistungsschutzrechtes gar nicht greifen. Genauso in diesem Blog: Wenn er unter einer anonymen URL laufen würde und mein Name nicht auftauchte, könnten die Verleger mich komfortabel mal kreuzweise, wenn sie Geld fordern wollen, weil ich einen Link zu einer Nachrichtenseite setze. Dafür braucht es aber noch: 1. Lesbare anonyme URLs 2. Ein stärkeres dezentrales Web mit Projekten wie PeerTube.
Ich bin daher ernsthaft am Überlegen, hier zu schließen und woanders anonym weiterzumachen. Aber noch ist es dafür zu früh.
Mir spukte dieser Artikel schon gestern im Kopf herum und ich halte diese Konsequenzen auch heute noch nicht für zu dramatisch. Die Situation ist nunmal dramatisch: Der oberste Gesetzgeber hat seinen Willen kundgetan, das freie Internet zu töten und es in eine Form zu pressen, in der nationale Verlagshäuser zu alter Stärke finden. Giganten wie Youtube werden in dieser neuen alten Welt zurechtkommen, aber alle kleineren Plattformen werden und sollen sterben. Und die gewünschte Konsequenz: Dass jeder sein eigener Urheber ist und mit Smartphones und Blogs und in sozialen Netzwerken Inhalte produzierte, das soll aufhören. Genau das ist der Sinn der "Ihr braucht eine Lizenz selbst zum Linksetzen"-Philosophie. Es soll zurück in eine Zeit, in der das Publizieren ohne Verlag nicht möglich ist. Das käme den Konservativen nur zu gelegen, es macht ja auch die Pressearbeit so viel einfacher.
Wir haben alles gemacht, was außerhalb eine Wahl möglich ist. 200.000 waren auf der Straße, im tollen friedlichen und kreativem Protest. Es gab eine enorme Petition mit 5 Millionen Unterschriften. Die Abgeordneten wurden angeschrieben und angerufen. Was noch wäre nötig?
Sicher: Der Protest in anderen Ländern war kleiner, und hier liegt ein Hauptproblem. Auch daher der erste Punkt, das Herausnehmen aus der EU. Wenn europaweit Regelungen getroffen werden, aber warum auch immer (Kultur, Sprache, fehlende gemeinsame Massenmedien?) europaweit kein demokratischer Diskurs stattfinden kann, dann ist dieses System in jetziger Form eben abzulehnen.
Die Demo gegen die Urheberrechtsreform war riesig
Monday, 25. March 2019
Mir war vorher nicht klar, wie viele Leute auftauchen würden. Letzten Endes waren es zwischen 8000 (Polizeischätzung) und 15000 (Veranstalterschätzung) Demonstranten, die sich am Samstag in Köln am Neumarkt getroffen haben und dann Richtung Dom gezogen sind. Dort gab es noch eine Abschlussveranstaltung, von der ich aber nur die erste Rede (die gut war) mitbekommen habe.
Viele Plakate, viele junge Menschen, sehr viele Smartphones und Kameras. Es fühlte sich nach etwas Eingewöhnung erstaunlich gut an, mit meiner kleinen Gruppe in der Menge mitzulaufen. Sie war laut, aber nicht aggressiv, hatte gute Parolen und zeigte auf den Plakaten viel Witz. Der Vergleich zu früher mit den "Freiheit statt Angst"-Demos in Frankfurt drängte sich bei dem Thema eigentlich auf, aber die Unterschiede sind dann doch sehr groß. Es ist halt eine neue Generation, die diesmal "Wir wollen keinen Artikel 13" skandiert. Und dabei auf ganz eigene Art eine tolle Demo produziert.
Es gab keinen schwarzen Block und fast keine sichtbare Polizei. Lob dafür – egal, ob das so war weil weniger Demonstranten erwartet wurden oder die Friedlichkeit der Demo richtig erkannt worden war. Es war genau richtig, es brauchte hier kein großes Polizeiaufgebot.
Wie geht es weiter? Keine Ahnung. Ob die Abgeordneten sich beeindrucken lassen? Axel Voss immerhin hat sich genötigt gesehen der Zeit ein Interview zu geben, in dem er über sein hartes Los jammert und gleichzeitig selbstentlarvend zugibt, die Auswirkungen seiner Reform selbst nicht zu überblicken:
Ist das [Teilen eines Artikels] zum Privatgebrauch, dann ist das Hochladen auf den Plattformen autorisiert. ... Ich kann Ihnen als Jurist heute nicht pauschal sagen: Natürlich ist das frei. Solche Beispiele sind schwierig zu beantworten.
Ich glaube, dass durch die Demonstrationen schon sehr deutlich wurde, wie stark sich die junge Generation von diesen Politikern verarscht fühlt und wie unmöglich es ihnen erscheint, dass Leute ohne Ahnung immer noch das Internet kaputtregulieren wollen. So viele sind dagegen – die Politik kann es sich nun entweder mit einer neuen Generation verscherzen und weiterhin von Lobbyisten der Verleger Gesetze diktieren lassen, oder sie kann die Kritiker und Experten endlich ernstnehmen und gleichzeitig auf ihre Wähler hören.
Es gibt nur eine richtige Wahl. Auch wenn Verlage mächtig sind: Seit dem Internet sichern sie nicht mehr die Wiederwahl.
Freiheit statt Uploadfilter, Demo am 23. März
Wednesday, 20. March 2019
Europaweit sind Demos gegen die Urheberrechtsreform und die einhergehenden Uploadfilter angekündigt. Die Termine finden such auf savetheinternet.info/demos, auf der Seite gibt es auch eine Petition (mit 4 Millionen Unterschriften!). Die mir nächste ist Köln, dort werde ich hingehen. Vielleicht sieht man sich?
Die Vorgeschichte: Es ist die Fortführung des Leistungsschutzrechts. Leistungsschutzrecht ist Beschönigungssprech für den Wunsch der Verleger, Geld verlangen zu können wenn jemand einen Link auf ihre Seite setzt und dabei selbst einzelne Worte zitiert. Das gabs schonmal auf nationaler Ebene – denn die Verleger haben die Politiker hier natürlich in der Tasche – aber Google weigerte sich einfach zu bezahlen. Die Verlage gaben Google dann einen Blankoscheck für die Verwendung ihrer Inhalte, das deutsche Gesetz lief ins Leere. Blogger zu verklagen war dann doch nicht lukrativ genug.
Jetzt versuchen sie es nochmal auf EU-Ebene. Weil Google wieder nicht für Links zahlen wird ist das Gesetz diesmal ausdrücklich so formuliert, dass es alle anderen betrifft und nicht nur große Internetkonzerne. Vor allem soll zwar Youtube geschlachtet werden: Mit der Auflage, Inhalte vor Upload zu prüfen und sonst Strafzahlungen leisten zu müssen. Das geht bei der Masse an Videos gar nicht, außer mit automatisierten Uploadfiltern, die aber saudumm sind. Ergebnis: Sie würden alles blocken, auch zulässige Zitate und Remixe. Das ist Artikel 13 und das Hauptproblem.
Artikel 13 betrifft aber nicht nur Youtube, was schlimm genug wäre. Es betrifft alle Seiten mit Inhalten, die kommerziell sein könnten und von Nutzern hochgeladen werden. Das ist eine massive Gefahr für diese gesamte Internetbranche, aber auch für den Rest des Internets.
Denn es ist nicht klar, ob durch die schwierigen nationalen Regeln nicht auch simple Seiten wie unsere Serendipity-Forum betroffen wären. In Deutschland ist ja fast alles als kommerziell interpretierbar und die Seite existiert länger als 3 Jahre, die Ausnahmeregelungen würden dann nicht greifen. Wir sind mit dem Geiste des Artikel 13 eine kleine Interpretation vom vollständigen Ende des Internets abseits von Facebook entfernt.
Es gibt dazu noch Artikel 1112, der Verleger explizit Einnahmen zuspricht, die den Urhebern zustehen. Das ist genau die VGWORT-Praxis, die vor kurzem als illegal erkannt und gekippt wurde. Etwas weniger schlimm als Artikel 13, trotzdem eine asoziale Schlechterstellung der angeblich mit der Reform zu schützenden Urheber.
Die Reform kam erst nicht durch, dann haben Deutschland und Frankreich sich zusammengesetzt und a la Merkelsteuer einen Kompromiss gefunden, die Regelungen also verschärft. Seitdem wollen SPD und CDU und auch viele Grüne für dieses Verleger-Lobbyvorhaben stimmen – trotz eines Koalitionsvertrags, der Uploadfilter verbietet. Die CDU hat gerade angekündigt, dann mit nationalen Regelungen Uploadfilter zu verhindern. Eine glatte Lüge, das ginge gar nicht, und warum stimmten sie dann im EU-Parlament dafür?
Deshalb ist es so wichtig zur Demo zu gehen: Die Politiker verarschen uns gerade mal wieder. Die CDU setzt sich sowieso wann immer möglich gegen Freiheitsrechte ein, die SPD verrät uns wie immer (diesmal personifiziert von Katarina Barley), die Grünen sind eben teils konservative Möchtegern-CDUler und rennen denen auch in Zensurvorhaben hinterher. Nur mit viel Druck auf der Straße gibt es eine Chance, diese Einschränkung unserer Rechte doch noch zu verhindern.
Kubicki trifft: US-Botschafter ausweisen
Wednesday, 20. March 2019
«Wer sich als US-Diplomat wie ein Hochkommissar einer Besatzungsmacht aufführt, der muss lernen, dass unsere Toleranz auch Grenzen kennt», sagte Kubicki
Manchmal kommen auch aus Spaßparteien vernünftige Vorschläge.
Kubicki hat natürlich Recht und das unterwürfige Gehabe der deutschen Politiker der USA gegenüber gehört endlich adressiert. Das ist sonst wie bei Merkels Handy: Pure Unterwürfigkeit. Kubickis klare Ansage ist wohltuend und berechtigt.
Trackback-Fresser in Serendipity gefunden
Monday, 18. March 2019
Mitch hat es in seinem Artikel gut erklärt: Serendipity aß Trackbacks. Das war bekannt, aber die Ursache war bis jetzt unklar. Mitch stolperte aber darüber, als Thomas seine Webhook-Artikelreihe verlinkte und da eben immer nur ein Trackback ankam, ließ nicht locker und fand die Ursache.
Schuldig war eine Spamblockoption. "Keine doppelten Kommentare erlauben" wurde nicht nur auf Kommentare angewandt, sondern auch auf Trackbacks (nicht aber auf Pingbacks!). Wenn dann ein Artikel mehrere Artikel eines anderen Blogs verlinkte schlug diese Einstellung zu, denn es passt ja genau – der Inhalt des Trackbacks ist eben jeweils der gleiche.
Besonders mies war dieser Teil der Abfrage:
$_SERVER['REMOTE_ADDR'] != $_SERVER['SERVER_ADDR']
Die Einstellung griff also nicht im eigenen Blog. Also, nicht in meinem Entwicklungsblog. In diesem Blog hier schon, weil durch Cloudflare die REMOTE_ADDR
eben doch von der SERVER_ADDR
abweicht. Sonst wäre vielleicht das Schema schon vorher klar geworden.
Ich habe nun das Spamblock-Plugin im Master aktualisiert:
- Die Option greift jetzt nur noch bei Kommentaren.
- Außerdem ist sie standardmäßig aus, weil sie selbst bei normalen Kommentaren zu viele valide verbieten wird.
Vielleicht sollten wir sie wie im Artikel argumentiert grundsätzlich intelligenter machen. Andererseits haben wir mit dem Bayes-Plugin und der Spamblock-Bee bereits bessere Alternativen zur Hand.
Vielen Dank an Mitch fürs Debuggen! Genau solche investierte Zeit und Arbeit kann Serendipity derzeit sehr gut gebrauchen.
Wie geht ihr mit alten Beiträgen um?
Friday, 8. March 2019
Der erste Beitrag in diesem Blog ging im Januar 2008 online. Nicht alles, was ich in diesem langen Zeitraum geschrieben habe gefällt mir heute noch. Man lernt dann halt doch dazu was man vertreten will, was wie verstanden werden wird. Andere Blogeinträge finde ich heute unschön geschrieben. Und einige sind einfach veraltet: Ich veröffentlichte gerade am Anfang oft kurze Hinweise auf Videos und Artikel, von denen der Großteil heute natürlich nicht mehr online ist. Das wäre vielleicht nicht schlimm wenn diese Beiträge länger als ein Tweet wären, so aber sind sie heute uninteressant.
Ich kam da übrigens drauf, als ich Formatierungsfehler in einem Artikel bemerkte. Zumeist invalides HTML, das damals wohl durchging. Die alten Artikel sah ich auch nur, weil Googles Chart-API abgeschaltet wird und mir ein paar Artikel einfielen, in denen diese API genutzt wurde. Diese Fehler reparierte ich gestern und die Charts sind nun lokal gespeichert.
Wie haltet ihr das? Löscht ihr alte Artikel, formuliert ihr sie um? Oder ignoriert ihr sie, immerhin wird sie ja kaum jemand je aufrufen?
Praktisch: Roomba 615
Friday, 8. March 2019
Ich habe den iRobot Roomba 615 schon vor ein paar Monaten für 185€ als Amazon-Warehouse-Deal gekauft. Inzwischen liegt selbst sein Neupreis nur noch bei 200€ und gebraucht kostet er ~120€, auch bei Lidl wurde er neu für den Preis meines Gebrauchtmodells verscherbelt.
Es wundert nicht, denn der Saugroboter ist massenmarktreif. Ich muss wohl dazusagen: Meine Wohnung ist perfekt für ihn. Ich habe keine Treppe und keinen Teppich. Dafür aber zwei Katzen und vor allem die mit längerem Fell haart sehr viel, daher auf jeden Fall Bedarf. Vor allem mag ich Staubsaugen nicht und müsste das ohne den Roboter jeden zweiten Tag trotzdem tun. So sah übrigens die erste Begegnung Tier-Roboter aus:
Das ging also harmlos aus.
In einer Wohnung wie meiner ist der Roomba 615 absolut ausreichend. Klar, er kann nicht in jede Ecke und manchmal bleibt er irgendwo stehen. Trotzdem macht er seinen Job gut, die Wohnung ist seit seiner Anschaffung durchschnittlich sauberer, zumindest als wenn ich den Boden sauberhalten müsste. Die Mitbewohnerin war schon nochmal gründlicher.
Meine Bedenken waren:
- Ist er nicht zu laut?
- Was, wenn die Katzen vorher irgendwo hinkacken und er das schön verteilt?
- Macht er überhaupt sauber?
Den letzten Punkt adressierte ich ja eben schon. Tatsächlich ist er trotz des kleinen integrierten Behälters ausreichend für die zwei Katzen, nach einem Durchgang ist er dann aber auch voll und muss geleert werden. Erfreulicherweise geht das sehr einfach.
Das zweite Bedenken beruhte mehr auf einer falschen Vorstellung. Ja, er wäre zu doof um diese Situation zu vermeiden. Aber dieses einfache Modell fährt nicht von alleine los. Es gibt keine Programmiermöglichkeit, keinen Zeitplan, keine App. Stattdessen drücke ich zweimal auf den Startbutton (beim ersten Mal leuchtet die Batterieanzeige auf), erst danach fährt er autonom durch die Wohnung. Vorher muss die Wohnung sowieso aufgeräumt werden: An kleinen losen Kabeln verfängt er sich sonst (Ethernetkabel sind kein Problem), kleine Gegenstände würde er durch die Wohnung schieben. In der Praxis ist das kein Problem und immer noch tausendmal angenehmer als selbst einen Staubsauger zu schleppen. Und er passt sogar unters Sofa!
Laut aber ist er. Immerhin nicht so laut wie ein normaler Staubsauger, und dass er nicht von alleine loslegt macht es erträglicher. So stört er wenigstens nicht im falschen Moment.
Die Wegfindung erscheint mir nicht sonderlich intelligent, aber sie funktioniert. Man hat nicht das Gefühl, dass er groß plant. Stattdessen folgt er wohl einfachen Regeln – bei Kollision setze zurück, umfahre Hindernisse eng um auch an Wänden und Tischbeinen zu saugen, solches Zeug. Der Ansatz ist ausreichend, er fährt fast immer die gesamte Wohnung ab. Nur manchmal reicht dann wohl die Akkulaufzeit nicht, ganz selten findet er sogar nicht mehr zu seine Ladestation und bleibt dann irgendwo stehen. Vor Kollisionen bremst er, zudem ist er vorne gepolstert, ich habe nicht den Eindruck dass Wände oder Möbel leiden.
Den Roboter würde ich nicht mehr missen wollen. Ich würde nicht tausend Euro für ausgeben, aber ein günstiges Modell ist wohl in fast jedem Haushalt eine gute Idee. Selbst wenn er eine größere Wohnung oder eine mit Teppichen nicht völlig sauberkriegen würde, er wäre trotzdem immer eine Hilfe.