Zehn Jahre Haft für eine Feier
Wednesday, 27. January 2021
Aus einem Zeit-Artikel:
"Wir haben ein Jahr alle Regeln beachtet und dann gesagt: Silvester feiern wir und tanzen uns die Seele aus dem Leib", sagt ein Teilnehmer der unerlaubten Party. Sie hätten dringend "alle Sorgen vergessen" müssen.
"Die junge Generation hat sich monatelang sehr vernünftig und folgsam verhalten – nun schlagen die Jugendlichen einmal über die Stränge und werden wie Schwerverbrecher behandelt", sagt Tommy Vaudecrane, Präsident des Vereins Technopol, der dutzende Festivals, Konzerte und die jährliche Technoparade in Paris organisiert. "Die Regierung missachtet, wie lebenswichtig für viele junge Menschen diese ausgelassenen Stunden sind", sagt Vaudecrane.
Wenn ich solche Zitate lese, dann wundert mich nichts mehr. In Menschenmassen tanzen ist auf einmal lebensnotwendig? Es braucht unbedingt eine Massenfeier, um alle Sorgen zu vergessen? Wenn solche Einstellungen in die Köpfe der jungen Franzosen transportiert werden wird klarer, warum deren Lockdown so gar nicht funktioniert.
Wobei ich weiß, dass die Sache in Frankreich eigentlich komplizierter ist. Das komplette Scheitern des französischen Lockdowns hat viel mit den Lebenssituationen dort drüben zu tun und damit, wie welche Maßnahmen durchgesetzt wurden. Trotzdem ist es kompletter Quatsch, Technoparties für lebensnotwendig zu halten.
Es mag in diesem Fall den falschen treffen, wenn der Angeklagte die Feier gar nicht organisiert hat – wobei er laut Artikel auf jeden Fall bei ihrer Durchführung half. Und dass die Anklage mit Drogenverkäufen lächerlich konstruiert ist hilft da auch nicht. Aber wären die angedrohten 10 Jahre Haft grundsätzlich viel zu viel für die Organisation einer Massenfeier während einer tödlichen Pandemie? Meinem Empfinden nach nicht. Es ist ja nicht einfach das Organisieren einer Feier, es ist das bewusste Töten von möglicherweise unzähligen anderen Menschen, die sich während der Feier und dann später an den Feiernden mit dem Coronavirus anstecken. Das wird fahrlässig in Kauf genommen. Bei einer solchen Tat geht es also nicht um eine Ordnungswidrigkeit, mittelbar geht es hier um eine Straftat mit Todesfolge, was sich immer wieder auch beweisen lassen müsste. Warum soll es dann bei Bußgeldern bleiben?
Überraschend gut: Headlander
Thursday, 21. January 2021
In Headlander spielst du einen fliegenden Kopf. In dem leicht abgedrehten Scifi-Szenario ist die Menschheit fast verschwunden, ihr Bewusstsein lebt nur noch in Robotern weiter. Nur der Spieler nicht, der immerhin noch einen menschlichen Kopf hat, doch der Rest des Körpers fehlt. Kein Problem, entfernt er eben mit seinem Sauger die Köpfe der Roboter und landet auf deren nun kopflosen Körpern, die er dann durch die hübschen 2D-Level steuern kann.
Darum gehts
In der Hintergrundgeschichte geht es um das Schicksal der Menschheit, während eine Stimme den Spieler auf eine Mission gegen den Oberroboter schickt. Nicht besonders originell oder spannend, aber es funktioniert gut genug. Denn anders als so manch anderes von mir in letzter Zeit angefangene Spiel verfängt Headlander direkt am Anfang mit seinem netten Spielprinzip. Die verschiedenen Roboter zu übernehmen geht schnell von der Hand und es macht Spaß, durch die neuen Körper neue Möglichkeiten zu haben.
Zum einen haben manche der Roboter Waffen, mit denen die anderen erledigt werden können, zum anderen öffnen sie die farbkodierten Türen. Es braucht mindestens eine rote Roboterwache um eine rote Tür zu öffnen, eine höhere Stufe ist orange und öffnet dann orange sowieso rote Türen, und es geht noch ein paar Stufen weiter. Wobei die Zivilisten in grau immer noch mehr Türen als der fliegende Kopf öffnen können. Der passt dafür in Schächte, wo allerlei Upgrades versteckt sind, es lohnt sich also immer mal wieder ohne Körper durch die Gegend zu fliegen. Die Spielwelt ist dabei als Metroidvania aufgebaut, sodass im Laufe der Zeit neben den höherstufigen Robotern neue Fähigkeiten hinzukommen, die neue Bereiche in ansonsten bereits erkundeten Gebieten öffnen.
Ein Funken Witz und Genialität
Ernstnehmen tut sich das Spiel dabei natürlich nicht. So sind viele Witze eingebaut, beschweren sich die Türen mit netten Sprüchen wenn die Farbe nicht ausreicht, sind die grauen Roboter mit absurdesten Dingen wie Grasfühlen beschäftigt und protestieren Saugroboter gegen die Zentralisierung der Reinigungsarbeit. Richtig toll ist eine Stelle, als zum ersten mal ein stärkerer grüner Roboter übernommen wird und mehrere Gegner anstürmen, aber statt spannender Musik die Zeit langsamer wird und ein melancholischer Popsong spielt. Klasse! Ansehbar an dieser Stelle eines Let's-Plays:
Gut, man muss die absurden Elemente nicht unbedingt so sehr mögen wie ich. Und Headlander hat auch echte Macken. So ist es an verschiedenen Stellen möglich seinen Roboterkörper zu verlieren und dann nur als Kopf nicht weiterkommen zu können. Normalerweise kommt dann bald ein Roboter als Ersatzkörper in den Raum gestürmt, leider nicht immer. Dann sind Tode bedeutungslos, der Raum beginnt dann einfach von vorne, was komfortabel aber nicht spannend ist. Und später hat der gespielte Kopf mehr Fähigkeiten freigeschaltet – wie z.B. eine Kamikaze-Explosion des Roboterkörpers – als der Kopf des Spielers einfach kontrollieren und gut kombinieren kann.
Aber der Rest wiegt das auf. Die Spielmechanik mit den Missionen, kleinen Rätseln und den Laserwaffenkämpfen ist ein grundsolides Spiel, und dass ein bisschen Witz und viele nette Ideen dazugepackt wurden wertet alles nochmal gehörig auf. Die schicke farbenfrohe Grafik kommt noch dazu.
Insgesamt macht alles Spaß und das wiederum macht Headlander zu einem richtig guten Spiel.
Batman Arkham City und Darkest Dungeon verfingen nicht
Monday, 18. January 2021
Normalerweise schreibe ich hier Reviews zu von mir gespielten Spielen. Aber bei den beiden im Titel genannten konnte ich mich einfach nicht reinfinden. Gleichzeitig hatte ich nicht den Eindruck, dass es wirklich schlechte Spiele sind – ein negatives Review wäre zum jetzigen Zeitpunkt daneben. Daher also diesmal nur ein kleiner Erfahrungsbericht.
Bei dem Batmanspiel hängt es vor allem an der Steuerung. Schon beim Vorgänger Arkham Asylum brauchte ich sehr lange, bis ich Batman komfortabel führen konnte. Bei Arkham City ist das nochmals schlimmer, weil viel mehr Gadgets von Anfang an auswählbar sind und genutzt werden müssen. Dazu kommt noch der Detektivmodus. So schaltet man die ganze Zeit im Grunde Steuerungsmodi um. Gleichzeitig klickt etwas mit der Kampfsteuerung nicht, der Open-World-Ansatz mit all den Verstecken und Nebenmissionen trägt nur zum Frust bei und dann gibt es auch noch Charakterwechsel mit nochmal Steuerungsunterschieden! Dabei überraschte mich wie wenig Spaß ich hatte, denn eigentlich hätte ich auf ein großes AAA-Spiel mal wieder Lust gehabt.
Darkest Dungeon dagegen wirkt auf mich einfach uninteressant. Die Einführungsmission war noch okay, danach waren die Ausflüge in die Dungeons völlig reizlos, da es keinerlei Erfolgsmomente gab. Es kommen zwar Boni für die Charaktere, aber dann kommen direkt wieder Mali dazu, gute Gegenstände fand ich auch nicht. In so einem Umfeld begrenzte Ressourcen wie den Stresslevel der Charaktere zu managen macht mir keinen Spaß. Aber: Ich weiß, dass so etwas Spaß machen kann und solche Spiele später belohnender werden können, gerade wenn der Anfang so trocken ist. Aber zumindest derzeit habe ich kein Interesse daran mich nur wegen einer solchen vagen Hoffnung durchzubeißen, dafür habe ich zu viele ungespielte Alternativen.
Artikel zu Deus Ex mit GMDX vs Revision auf GamersGlobal.de
Saturday, 16. January 2021
Ich habe in einem Artikel auf Gamersglobal meine teilweise auch hier im Blog geschilderten Erfahrungen mit Deus Ex und GMDX bzw Revision verarbeitet.
Schau doch mal rein.
Über eine Woche mit HelloFresh
Friday, 15. January 2021
In meinem Artikel zu myEnso schrieb ich noch, dass es sehr wenige Möglichkeiten für Essenslieferungen an meinem Wohnort geben würde. Eine bekannte Variante hatte ich da nicht auf dem Schirm: HelloFresh. Die liefern frisches Essen sogar hierher. Aber nicht beliebiges wie ein Supermarkt, sondern passgenau die Zutaten für vorher ausgesuchte Rezepte. Wir haben das letzte Woche getestet und diese Woche weiterlaufen lassen.
Bestellung und Lieferung
Gedacht ist das als Abomodell. Zu Beginn wählst du aus, für wieviele Tage und Personen Essen bei dir ankommen soll. Wann es ankommt ist auch auswählbar, wobei manche Tage günstiger sind als andere. Bleibt die Frage, was genau ankommt. Das ändert sich jede Woche. Ein paar generelle Vorlieben steuern die Standardauswahl an Rezepten, aber die können ausgewechselt werden.
Und tatsächlich: Mitte der Woche stand ein Paket vor der Tür. In dem Paket für jedes Rezept eine Papiertüte, dazu eine Kühltüte (mit Eis) für zu kühlendes, wie beispielsweise Sahne. Schließlich die ausgedruckten Rezepte sowie ein paar Lockangebote für andere Produkte.
Dieses Liefermodell ist wegen dem Verpackungsmüll nicht ideal. Einiges Gemüse in den Plastiktüten ist nochmal mit Plastik verpackt, die kleinen rezeptabgemessenen Plastikverpackungen für z.B. die Sahne sind verschwenderisch. Andererseits hätten die Kühltüten auch aus isoliertem Plastik sein können und sind stattdessen aus recyceltem Papier, auch die papiernen Rezepttüten hätten schlimmer kommen können. Da sind echte Bemühungen zu sehen. Es dürfte nicht schlimmer sein als ein gewöhnlicher Supermarkteinkauf, aber eben auch nicht so gut wie ein Einkauf bei dem man stark drauf achtet Verpackungsmüll zu vermeiden.
Kochen
Verpackt oder nicht, jetzt muss das Essen noch gekocht werden. Alle unsere Rezepte brauchten 30 bis 45 Minuten Zubereitungszeit, das ist mit Schnibbeln und Kochen oder Backen. Sie waren alle eher simpel, wobei die beigelegten Rezepte sehr strukturiert durch die Zubereitung führen. Trotzdem ist es echtes Kochen, wer nichtmal Nudeln hinkriegt wäre hier überfordert. Aber wer schonmal erfolgreich Rezepte nachgekocht und die Grundausstattung an Kochutensilien hat, der wird zurechtkommen.
Dabei wird nicht alles mitgeliefert, Grundlagen wie Öl, Salz und Pfeffer sollte man zuhause haben. Das finde ich okay, wer generell kocht hat sowas da und es vermeidet Müll. Weniger schön: Von bis jetzt 6 Rezepten hatten drei kleinere Unstimmigkeiten. Das erste forderte am Anfang dazu auf eine mitgelieferte rote Chili zu schneiden, vergaß dann aber im weiteren Verlauf zu erwähnen wann sie in den Kochtopf soll. Das zweite kam mit grünen Bohnen, die aber nach den veranschlagten ~8 Minuten Kochzeit natürlich noch roh waren – und zudem passte die zu kleine Reismenge nicht ansatzweise zur großen Menge an Soße. Und das dritte wollte eine Knoblauchzehe verarbeitet haben, die in der Tüte fehlte. Knoblauch hatte unsere kleine Vorratskammer zum Glück noch.
Nichts davon zerstörte das Essen, aber wenn das Versprechen (teuer erkaufter) Komfort ist sollten solche Rezeptfehler eigentlich nicht passieren.
Das soll nicht täuschen: Mein Eindruck von den Rezepten ist positiv. Die Beschreibungen waren immer klar, bis auf die eine Ausnahme passten die Kochzeiten. Wie die Rezepte aufgebaut sind folgt eindeutig einem überlegtem Konzept, das bis jetzt insgesamt immer gut funktionierte. Der Aufwand beim Kochen war völlig angemessen.
Das Essen
Wie ist das Ergebnis des Ganzen? Wir waren bis jetzt beide zufrieden, einzelne Rezepte haben wir uns sogar für später beiseitegelegt.
Eines fanden wir beide nicht toll, ein zweites kam bei der Mitköchin nicht an, aber der Rest passte. Für mich hat es etwas von Essen, das ein Bistro oder eine gute(!) Kantine servieren würde. Da sind kleinere Kniffe eingebaut, die beim eigenen Kochen nicht immer drin sind – das frische Thymian statt dem gefriergetrockneten zum Beispiel, oder rotes Pesto mit dem Käse ins Risotto zu mischen. So wird viel Wert darauf gelegt, dass das Essen auf keinen Fall zu wenig Geschmack hat. Selbst ein Salat würde daher nie nur mit normalem Öl und Essig angemacht werden werden, irgendwas was bisher immer extra.
Das mag auch daran liegen, dass wir uns – wie ja auch sonst – an die vegetarischen Rezepte gehalten haben. Fleischgerichte wären auch möglich und wären vielleicht etwas anders ausgelegt.
Komfortabler als selbst einzukaufen und ohne Spezialanleitung zu kochen? Klar. Und gut aufgezogen ist es auch, ich wurde positiv überrascht. Es rechnet sich sogar für den, der stattdessen in der Kantine essen würde und so mehr Auswahl mit besserem Essen hat, oder wer sich sonst von teurem Fastfood oder regulärem Lieferservices ernähren würde. Aber richtig selbst kochen, vegetarisch noch dazu, ist doch nochmal gerade beim Preis ein großer Unterschied, zumindest wenn man Vorräte kombinieren und so größere Zutatenmengen einkaufen kann.
Daher ist es mir etwas zu unnötiger Luxus, auch wenn der Komfort des Nicht-Einkaufen-Müssens wirklich angenehm ist. Und das wiegt in der Pandemie zehnfach: Um an Orten ohne vernünftigen Online-Supermarkt mit frischen Lebensmitteln besser durch die Pandemie zu kommen und sich reguläre Supermarkteinkäufe zu sparen ist HelloFresh richtig super. Dass wir das Abo jetzt lange einfach so weiterlaufen lassen halte ich für unwahrscheinlich, aber dass wir es nicht bei Bedarf nochmal aktivieren würde mich noch mehr überraschen.
Heroic 1.0 veröffentlicht, FOSS-Client für Epic
Monday, 11. January 2021
Heroic ist ein Programm, um unter Linux Spiele des Epic-Stores zu starten. Da Epic Linux nicht unterstützt sollte man meinen, dass es für Linuxspieler uninteressant wäre. Und würde sich täuschen. Denn Epic haut ununterbrochen kostenlose Spiele raus. Und nichtmal Mist oder was schon hundertmal umsonst verteilt wurde, sondern in meinem Account liegen zum Beispiel mit Troy, Alien Isolation und Civilization VI interessante Spiele bislang ungespielt herum.
Heroic baut auf legendary auf. Das ist ebenfalls ein Client für den Epic-Store, aber es ist ein Kommandozeilenprogramm. Ohne den Code studiert zu haben ist die Aufteilung wohl so, dass legendary den Großteil der Arbeit macht und Heroic dafür eine grafische Oberfläche bereitstellt. Das ist mir hochwillkommen, auch weil GameHub diese Aufgabe nicht wirklich übernehmen zu wollen scheint.
Der Login ist leider noch etwas frickelig. Man soll sich auf der Webseite einloggen und dann die SID
eingeben. Wie man die findet erklärt Heroic aber nicht. Da ist es einfacher, ein Terminal aufzumachen und mit
legendary auth
den Login zu erledigen. Legendary macht zuerst auch nur die Webseite im Browser auf, nach dem Login aber wird die SID im Terminal angezeigt und kann auch dort direkt für das Programm gesetzt werden. Ist legendary eingeloggt ist auch Heroic eingeloggt. Grundsätzlich sollten zumindest manche Spiele später nach der Installation auch starten, ohne dass ein weiterer Login notwendig ist.
Heroic wird sicher noch nicht per Paketmanager deiner Distribution verfügbar sein, aber beim Release ist ein AppImage angehängt. Das ausführbar machen und starten reicht, wenn denn legendary installiert ist, was wiederum im Paketmanager vorhanden sein sollte. Wenn nicht kann auch das gemäß der Anleitung auf der Github-Seite manuell installiert werden.
Dabei aber nicht vergessen, dass Heroic trotz der Versionsnummer ein sehr junges Projekt ist. Dass etwas nicht funktioniert ist zu erwarten.
Battle Brothers steht sich selbst im Weg
Monday, 4. January 2021
Battle Brothers ist ein RPG mit Rundentaktikkämpfen des Hamburger Studios Overhype Studio. Es gibt keine Linuxversion, aber das Spiel läuft einwandfrei mit Proton.
Der Spieler führt eine kleine Söldnertruppe in einer Fantasy-Mittelalterwelt an. In der zufallsgenerierten Welt gibt es drei Fraktionen mit jeweils mehreren Dörfern und Städten. In diesen Siedlungen gibt es Aufträge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die man annehmen kann. So kommt man an Geld, kann damit mehr Söldner anheuern, neue Ausrüstung oder auch nur Proviant kaufen.
Es gibt verschiedene Arten von Aufträgen, aber praktisch alle involvieren einen Kampf gegen eine feindliche Truppe. Dann hat z.B. eine Räuberbande etwas gestohlen, die Fußspuren sind auf der Karte sichtbar, der Spieler muss ihnen folgen, die Gegner besiegen und dann zurück zum Auftraggeber laufen. Wird die Söldnergruppe bekannter, werden irgendwann auch Aufträge der adeligen Herrscher verfügbar, die dann generell schwieriger sind und beispielsweise das Ausheben eines Goblinlagers erfordern.
Anfangs ist der Grafikstil in diesen Kämpfen noch irritierend, die großen Köpfe. Aber mit der Weile gewöhnt man sich dran. Tatsächlich wird es später toll, die ganzen Ausrüstungsgegenstände zu sehen, lässt sich die Ausrüstung der Gegner erkennen und so ihre Stärke einschätzen, sind verletzte Söldner auch grafisch ramponiert.
Aber diese Erfahrung zu sammeln, da muss man erstmal hinkommen, denn Battle Brothers ist gerade am Anfang nicht einfach. Das Geld ist schlicht zu knapp, um genug Söldner anzuheuern und sie ordentlich auszustatten. Aber ohne genug gut ausgestattete Söldner werden die Kämpfe verlustreich, sodass dann wieder Geld für neue unerfahrene Söldner draufgeht. Das Spiel empfiehlt immerhin, am Anfang auf einfach und nicht im Ironman-Modus zu spielen, in dem Neuladen nach einem gescheiterten Kampf unmöglich ist. Es scheint aber anders auch sehr schwer, überhaupt Spaß zu haben. Denn wenn Verluste nicht durch Neuladen minimiert werden können, die Kämpfe aber immer wieder sehr schwer werden und eigentlich nur mit Glück ohne Verluste bewältigbar, dann ist es schwer verlässlich via den schwierigeren Missionen Fortschritte zu erzielen. So krebst man dann nur herum und verdient gerade so genug Geld für den Proviant.
Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus weniger auf den Ironman-Modus und das immer wieder Neuanfangen liegen würde. Oder wenn es wenigstens irgendeinen permanenten Bonus gäbe, der wie bei manchen Roguelikes von einer Partie auf die nächste übergeht. So hätte mehr Energie in das Mid- und Lategame fließen können.
Trotzdem funktioniert Battle Brothers, weil die Kämpfe klasse sind. Auf den kleinen Karten die Gegner zu besiegen ist normalerweise machbar, erfordert aber die richtige Taktik und die richtige Ausrüstung. So sind die ansonsten sehr harten Nachzehrer durchaus besiegbar, wenn man einmal darauf kommt sich auf die Leichen zu stellen, die sie sonst essen und dadurch sehr viel stärker werden. Und dann die vielen menschlichen Gegner, bei denen Schildwälle eingesetzt werden müssen, währen die Bogenschützen den Schaden anrichten, aber je nach Zusammenstellung der eigenen und der gegnerischen Truppe auch ganz andere Vorgehensweisen möglich sind.
Außerdem macht es Spaß, die Söldnertruppe wachsen zu sehen und die einzelnen Söldner aufzuleveln sowie zu spezialisieren. Die Gruppe beginnt mit drei Söldnern, alle Stufe 1. Es können später 20 Söldner sein, wobei maximal 12 auf dem Schlachtfeld stehen können, der Rest bleibt in Reserve. Mit jedem Kampf gewinnen die Männer Erfahrung. Bei einem Levelaufstieg können drei Eigenschaften gesteigert werden, zum Beispiel Nahkampfangriff oder die Anzahl der Lebenspunkte, und ein Perk muss ausgewählt werden. Und da sind tolle Sachen dabei die Rollen vorgeben, zum Beispiel weniger Ausdauer durch schwere Rüstung zu verlieren oder durch Angriffe weniger Leben zu verlieren, wenn die Rüstung schwer genug wird. Ein Söldner mit solchen Perks wird dann ein Tank, während Bogenschützen ganz andere Perks kriegen sollten.
Battle Brothers hat einige DLCs, ich kann mir gut vorstellen, dass sie das Spiel nochmal aufwerten. Verschiedene Startbedingungen zum Beispiel oder mehr Ausrüstung würden es deutlich auflockern.
Aber auch ohne die DLCs ist es spielenswert. Es gibt ja nicht so viele gute Spiele mit Rundentaktikkämpfen, die dann auch noch fordernd sind ohne schnell unfair zu werden. Gleichzeitig hat Battle Brothers viele Kanten. Gerade mit dem ganzen Ironman-Modus und Permadeath betont es seinen Schwierigkeitsgrad und positioniert sich als Hardcore-Strategiespiel. Das hat seinen Reiz, aber macht es auch stellenweise frustrierend und abschreckend. Für mich hätte es gerne etwas massenkompatibler sein dürfen, besonders wenn das zu weiteren Inhalten im Spiel geführt hätte.
Sustaphones: Eine Seite für lang nutzbare Smartphones
Thursday, 31. December 2020
Sustaphones ist ein von mir gebautes Mashup. Die Seite listet zum einen Telefone auf, die von alternativen Android-Distributionen wie LineageOS unterstützt werden. Außerdem zeigt sie via verlinkten Anleitungen von iFixit wie einfach ihre Batterien auswechselbar sind.
Motivation
Mir geht die Wegwerfkultur bei den Smartphones gegen den Strich. Smartphones sind kleine Computer und mittlerweile unheimlich leistungsstark. Computer wie PCs werfen wir allerdings nicht einfach weg. Am Anfang war es ja noch logisch sie nach maximal zwei Jahren auszuwechseln, zu groß waren die Sprünge der neuen Modelle bei Software, Bildschirmqualität, Speicherplatz und Prozessorleistung. Doch seit schon mehreren Jahren sind die gestern gebauten Telefone für eine lange Zeit konkurrenzfähig. Oder: Sie wären es, wenn sie nicht bewusst als Wegwerfprodukte konzipiert würden. Das passiert auf zwei Wegen. Zuerst mit ausbleibenden Sicherheitsupdates, wodurch es schnell unverantwortlich wird ein ansonsten einwandfreies Gerät weiterzuverwenden. Dann mit dem nicht auswechselbaren Akku, der unweigerlich nach wenigen Jahren seinen Geist aufgeben wird, woraufhin das Gerät dann Schrott ist – falls das Wechseln des Akkus doch möglich ist, ist es oft zu teuer.
Anfang des Jahres hatte ich mich nach Lösungsmöglichkeiten umgesehen. Die Überlegungen landeten dann auch hier im Blog. Linux auf Smartphones könnte ein Ausweg sein, aber war damals noch nicht praxistauglich und ist es wohl auch heute noch nicht. Kommerzielle Android-Telefone mit Nachhaltigkeit als Ziel, wie das Fairphone, sind nicht nur teuer, sondern auch keine komplette Garantie für langfristige Unterstützung. Firmen können pleitegehen. Und das Fairphone 3 zum Beispiel hatte zu dem Zeitpunkt nichtmal Android 10, was mich abschreckte (mittlerweile wurde das Update nachgereicht).
Android mit Communityunterstützung erschien wie die beste Möglichkeit, womit ich auch schon Erfahrung hatte. Doch welche moderne Hardware taugt? Denn selbst wenn ein Gerät von LineageOS oder einem anderen Rom unterstützt wird hilft das ja noch nicht viel, wenn der eingeklebte altersschwache Akku das Gerät in naher Zukunft unnutzbar macht. Ich landete erst beim LG G3 und dann beim LG G5, aber mir fehlte die Übersicht über mögliche Alternativen.
Jedes Android-Projekt wie LineageOS führt zwar Listen welche Hardware es unterstützt, aber welche davon ist reparierbar?
Genau diese Übersicht stellt sustaphones her. Denn es listet viele Smartphones mit Unterstützung für alternative Android-Distributionen, das heißt mit Updates weit über die minimale Herstellerunterstützung hinaus. Und zudem, wie schwierig ein Akkuwechsel ist.
Datenquellen
Die Daten werden von den verlinkten Projekten bereitgestellt, mal mehr, mal weniger direkt.
LineageOS hat ein Wiki mit einer Hardwareliste. Schon die wäre auslesbar, aber noch besser ist, dass sie aus einer Yaml-Datei gewonnen wird die auf Github lebt. Damit hat die Seite direkt Infos zu vielen Geräten, wobei LineageOS auch noch die größte und bekannteste Alternative zum Herstellerandroid ist.
MoKee ROM kenne ich weniger gut. Es ist scheinbar ein asiatisches Projekt, was es interessant macht, da es einige Geräte unterstützt die bei LineageOS fehlen. Leider fand ich hier keine so direkt maschinenlesbare Liste. Aber es gibt auf der Webseite eine Übersicht samt Hardwareinformationen, die lud ich in meine Datenbank.
Bei iFixit war ich überrascht, sogar eine API für genau solche Projekte zu finden. Hervorragend gemacht lieferte sie alle notwendigen Informationen, die Anleitungen, ihre Bewertung und sogar Bilder. Die Arbeit bestand vor allem darin die Namen zuzuordnen, da die sich bei den drei Projekten gerne mal unterscheiden und gerade iFixit mit den eindeutigen Codenamen der Geräte nichts anfangen konnte (falls ich nichts übersah...).
Die zu kombinierbaren Daten für eine hilfreiche Seite waren also vorhanden.
Es gibt noch mehr Möglichkeiten: Wie schwierig ein Bildschirm zu reparierbar ist wäre auch eine interessante Information, und es gibt noch weitere Android-Projekte wie /e/, Paranoid Android und Resurrection Remix OS. Ob ich die Seite in diese Richtung erweitere wird vom Interesse abhängen. Meinungen dazu?
Technik
Sustaphones ist eine statische Seite, die von mehreren handgeschriebenen Ruby-Skripten gebaut wird. Jeweils ein Skript ist dafür zuständig, die Daten von den unterstützten Projekten zu holen und in die Datenbank zu schreiben. Ein zusätzliches baut mit den Daten das HTML der Seite.
Netlify ist derzeit der Hoster, was für solche statischen Seiten superkomfortabel und noch dazu kostenlos ist. Netlify holt sich das generierte HTML direkt von Gitlab.
Beim Design habe ich mich wieder zurückgenommen und ein CSS-Framework eingesetzt, diesmal fiel die Wahl auf Bulma. Die Such- und Filterfunktion ist mit List.js gebaut. Abgesehen davon wird keinerlei Javascript genutzt.
Einige Zeit ging für die Optimierung der Performance drauf, ich orientierte mich dabei an der Bewertung von Chromiums Lighthouse. Dass es eine statische Seite ist half, aber andererseits ist es eine lange Liste, daher war die Performance nicht direkt super. Jetzt werden die Bilder erst nachgeladen wenn sie sichtbar werden, mittels der relativ neuen Browserfunktion. Zudem stammen die Bilder direkt von der iFixit-API, die dafür ein CDN benutzt, das wird preconnectet. Schließlich wird das Javascript mit defer
eingebunden und List.js erst initialisiert wenn der Besucher die Suchfunktion benutzen will. All die Optimierungen zusammengenommen sollte die Seite ziemlich schnell laden.
Fazit und Ausblick
Ich empfand sustaphones direkt als hilfreich. Vorher hatte ich keinen klaren Überblick über Alternativen zum LG G5. Jetzt weiß ich, dass es tatsächlich kaum neuere Telefone mit Lineage-Unterstützung (gleiches gilt für MoKee) und einfachem Akkuwechsel gibt. Die letzten sind aus 2016, besser als das G5 zum Beispiel das hierzulande seltene LG V20. Neuer ist nur das 2017 veröffentlichte Xiaomi Mi A1, das zwar keinen direkt auswechselbaren Akku hat, aber eine angeblich leicht nachvollziehbare Anleitung – die aber nicht mehr aufrufbar ist.
Ein neues Android-ROM auf ein gewöhnliches Smartphone aufzuspielen ist wirklich eine Möglichkeit, der Wegwerfkultur entgegenzuwirken. Denn jede Lebenszeitverlängerung hilft. Aber darauf jetzt zu setzen, um sich für ein Telefon zu entscheiden und das jahrelang zu benutzen? Das ist schwierig, wenn seit vier Jahren keine reparierbare moderne Hardware nachkam. Das G5 ist klasse, aber wie lange wird es davon noch gute Modelle geben?
Das alles macht das mittlerweile mit Android 10 erhältliche Fairphone 3 attraktiver.
Wenn ich die Seite nochmal erweitere wäre daher eine zweite Unterseite mit kurzen Vorstellartikeln zu Linux- und fairen/nachhaltigen Telefonen ganz oben auf der Todo-Liste.
Davon abgesehen, gibt es Vorschläge oder Feedback für die Seite?
Video: Cyberpunk 2077 und Softwareentwicklung
Tuesday, 29. December 2020
Die Argumentation im Video ist nicht unbedingt neu, wenn man etwas im Thema ist. Aber gerade deswegen ist es ein anschauliches Beispiel für Planungsfehler, die möglicherweise dem Spiel geschadet haben.
Vorab: Sie ist auch kritisierbar. Ein Spiel wie Cyberpunk kann man nicht von Anfang an in einem veröffentlichbaren Zustand halten. Auch die verlinkte Präsentation zu Sea of Thieves ist da kein echtes Gegenargument, da wurde dieses Entwicklungsmodell nur teilweise adoptiert (immerhin!), und das Spiel ist viel kleiner und war am Ende wohl auch nicht besonders gut. Das geht mit Werkzeugen, bei denen schon ein kleiner Teil des geplanten nützlich wäre. Vielleicht bei Spielen mit einer sehr simplen Grafik, Mechanik und Frust-Spaß-Schleife (dass die bei Sea of Thieves zu simpel ist war in Tests der größte Kritikpunkt). Aber es geht nicht mit storygetriebenen echten AAA-Spielen, die bei ihrer Vollständigkeit eine hohe Messlatte erreichen müssen um auch nur ein bisschen spaßig zu sein.
Außerdem hatte CD Projekt ja ursprünglich kein Releasedatum genannt, ist also anfangs der im Video vertretenen Theorie gefolgt. Das war sicher eben um flexibel sein zu können. Interessant wäre eher ein Blick auf die Dynamik, die das Entwicklerstudio trotz dieses Starts zum verfrühten und auf alten Konsolen wohl nahezu ungetesten Release verleiteten. Alternativen gab es nicht viele, die angesprochene, nur auf den alten oder neuen Konsolen zu veröffentlichen, war in dem Moment keine Option mehr als einmal etwas anderes angekündigt worden war, auch ohne die Ankündigung wäre es nach dem Release der neuen Konsolen nicht machbar gewesen. Denn: Zu wenige Leute haben die neuen Konsolen bereits, aber die neuen nicht zu beliefern wäre für jedes AAA-Spiel ein PR-Desaster. Tatsächlich war die veröffentlichte Version auch die, die auf die Last-Gen-Konsolen zugeschnitten sein sollte. Was wirklich schiefging werden erst später gute Reportagen wie der zu Andromeda erklären können, bis jetzt gibt es nur Erklärungsansätze.
Die Argumentation des Youtubers ist also völlig daneben. Faszinierenderweise ist sie gleichzeitig völlig richtig. Denn die Grundargumentation im Video passt. Zumindest im letzten Jahr der Entwicklung sind die Entwickler nach allem was bekannt ist genau in die beschriebene Planungsfalle gelaufen. Gleichzeitig einen festen (fast, einmal wurde es ja nochmal verschoben) Termin treffen zu wollen ohne das Spiel nach all den Trailern deutlich verschlanken zu können war keine gewinnbare Situation. Entwicklerteams vergrößern ist, richtig, keine Hilfe. Da ging also etwas wie vom Youtuber beschrieben komplett schief. Das zeigt der Crunch: Scheinbar wurde wider besseren Wissens gehofft, Entwickler länger als 4 bis 5 Tage lange Stunden arbeiten zu lassen verkürze die Entwicklungszeit. Eine Verzweiflungsentscheidung, die offensichtlich verkehrt ist, denn ausgebrannte Entwickler werden höchstens grantig aber keinesfalls schneller. Das weiß eigentlich jeder, es trotzdem zu versuchen ist genau das kritisierte Wunschdenken.
Wenn das anfängliche Scheitern Cyberpunks dazu führt, dass mehr Firmen die Unsinnigkeit von Crunchentwicklung erkennen, hätte das ganze nochmal was gutes.
Videoreview: Fallout New Vegas Is Genius, And Here's Why
Wednesday, 23. December 2020
Fallout New Vegas hat mich hier im Blog schon viel beschäftigt, einfach weil ich es so toll finde. Aber was genau macht es so gut, besser als viele andere Spiele, wie auch dem direkten Vorgänger? Wer als Ergänzung zu meinen eigenen Artikeln wie dem 10-Jahres-Review darauf noch Antworten sucht, für den ist dieses Videoreview toll:
Gerade die Worte zur Spielmechanik finde ich überzeugend, z.B. dass Skills zum Freischalten von Optionen in Gesprächen zu verwenden eine gute Entscheidung und bemerkenswerte Änderung gewesen ist.
Ein erster Online-Supermarkteinkauf mit myEnso
Tuesday, 22. December 2020
Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen. Vor einem Jahr war es mir noch absurd und verschwenderisch erschienen, Essen online einzukaufen. Nach neun Monaten Kontaktbeschränkung sieht das anders aus. Andererseits wohne ich in der Provinz, die Möglichkeiten hier für sowas neumodisches sind sehr begrenzt. So war auch dieser erste Test auf haltbare Produkte beschränkt – frische Produkte liefert myEnso nur in Bremen. Ist es trotzdem hilfreich genug, um den Vorratsschrank aufzufüllen?
Um es ausprobieren zu können muss man sich erstmal auf der Webseite registrieren. Vorher wird nichtmal angezeigt, was verfügbar ist. Äußerst ungewöhnlich für einen Onlineshop und es erscheint wie ein Schnitt ins eigene Fleisch.
Einkauf bei der gutgemachten Webseite
Doch nach der Registrierung ist die Webseite selbst echt gut. Ja, es ist ein bisschen arg atypisch. Aber die wohl an Apps und Spiele angelehnte Oberfläche wirkt sehr durchdacht.
Zum Beispiel ist das hierarchische Hauptmenü bildschirmfüllend, was das Anwählen der Elemente sehr einfach macht. Und wenn man etwas suchen will, reicht es, den Namen einzutippen ohne ein Suchfeld auswählen zu müssen (etwas, was ich bei music-streamer ausprobiert hatte und was gar nicht so einfach gut umsetzbar ist). Die Ladezeiten der Seiten waren schnell, die Beschreibungen der Produkte gut genug.
Mir nicht gleich klar wurde dieser Kreis, der bei allen Produkten dabei ist. Es ist ein Kontextknopf. Man kann damit zum Beispiel auswählen: Zeige mir alle Bioprodukte der Kategorie dieses Produkts, also in einer Liste von Süßigkeiten bei einer Schokolade dann alle anderen Bioschokoladentafeln. Klasse! Da schwierig in einem regulären Interface umzusetzen.
Man vergleiche das mit mytime.de, was ich als Alternative im Blick hatte.
Dort ging das Cookie-Popup auf jeder Seite wieder auf, egal ob es verweigert oder angenommen wurde, was schnell unbeschreiblich nervig wurde. Und das lag an nicht zu harten Einstellungen in meinem Firefox, bei Chromium passierte das gleiche. Dazu ist alles kleinteiliger, das Interface weniger elegant, die Seite sieht einfach nicht so gut aus. Im direkten Vergleich damit steht die Seite von myEnso sehr gut da, aber auch im Vergleich mit all den anderen Webshops die ich kenne finde ich deren Ansatz stark.
Aber die Nutzbarkeit der Seite ist nur ein Faktor, das vorhandene Sortiment ist auch wichtig. Durch die Beschränkung auf haltbare Lebensmittel ist es hier stark eingeschränkt. Gut wirkt die Auswahl an besseren Produkten – sie haben insbesondere als Foodpioniere gekennzeichnete experimentelle Produkte verfügbar. Und auch Biosachen, das passt ja auch dazu. Günstige Nudeln dagegen? Da fand ich genau eine Packung zur Auswahl, und die ließ sich nicht hinzufügen. Der Einkauf war insgesamt nicht überteuert – und das Katzenfutter hatte sogar den Niedrigpreis, den man nicht überall bekommt – aber einen Discounter würde man hiermit wohl kaum ersetzen können.
Insgesamt fand ich alles, was wir haben wollten, minus frischen Lebensmitteln. Und damit ist nicht nur Kühlware gemeint, auch Obst und Gemüse ist keine Option.
Lieferung
Ausgewählt und bestellt am Montag kam die Lieferung dann am Samstag an, 5-6 Tage war angekündigt. Das ist okay, aber ersetzt so keinesfalls den Supermarkteinkauf, wenn gerade die Vorräte leergehen und eine Quarantäne diesen unmöglich macht...
Im Paket ist nichts kaputtgegangen. Es war gut gepackt, die Gläser waren zusätzlich mit sich festziehendem rundem Verpackungsmaterial geschützt. Ich durfte auf Rechnung zahlen. Die kam per Email an als das Paket noch nicht hier war, aber mit genug Frist um auf die Ankunft zu warten.
Also, taugt das? Ich finde schon. Wenn man in einem Ballungsgebiet lebt und sie dort frische Lebensmittel versenden könnte ein Dienst wie myEnso einige Supermarktbesuche ersetzen. Besonders für den, der wie ich von Zuhause aus arbeitet. Bei diesem Online-Supermarkt jetzt darf man allerdings nicht super preissensibel sein.
Und weil wir eben nicht in Bremen wohnen ist es kein kompletter Ersatz, weil wir nichtmal in einem anderen Ballungsgebiet wohnen gibt es aber auch sonst kaum Alternativen. Und was angeblich hier liefern würde, wie mytime, macht technisch einen miserablen Eindruck.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, jetzt öfter mal mit myEnso Vorräte zu kaufen. Wird sich zeigen, ob es eine Ausnahme bleibt oder etwas regelmäßiges wird.
Slay the Spire, ein gelungener Genremix
Monday, 14. December 2020
Slay the Spire ist ein Roguelike mit Handkarten. Es führt beide Konzepte gekonnt zusammen und ist auch insgesamt einfach überraschend gut gemacht.
Einfacher Beginn
Ganz zu Beginn ist ein einzelner Charakter verfügbar, der mit einer geringen Auswahl an Handkarten das Spiel startet. Handkarten haben viele verschiedene Effekte, so würde eine Blockkarte dem Charakter 6 Blockpunkte gegeben, die ebensoviel Schaden abwehren. Der Charakter hat zudem ein Startartefakt, zum Beispiel eines das nach jedem Kampf ein paar Lebenspunkte heilt.
Auf einer Übersichtskarte muss Schritt für Schritt die nächste Station ausgewählt werden. Das kann ein Lagerfeuer sein, an dem ebenfalls die Lebenspunkte geheilt werden können oder aber eine Karte verbessert werden kann; ein Händler, bei dem Artefakte, Tränke und neue Karten gekauft werden können; Multiple-Choice-Events mit diversen Effekten, Schatztruhen mit Artefakten – oder aber Kämpfe.
Fortgeschrittene Kämpfe
In den Kämpfen sind die Gegner mit den Handkarten zu besiegen. Es sind Rundenkämpfe. Ein Icon über den Gegnerköpfen zeigt ihre nächste Aktion an, z.B. dass der jeweilige Gegner angreifen oder sich buffen wird. Solange noch Aktionspunkte und Karten da sind können diese gespielt werden. Die simplen machen einfach Schaden oder erhöhen den Blockwert. Dann gibt es solche, die den Gegner verwundbarer machen oder schwächen. Dazu kommen viele andere Karten, von denen nach den Kämpfen immer eine zusätzliche in den Vorrat gelegt werden kann, die weitreichendere Effekte haben.
Welche Karten verfügbar sind hängt vom Charakter und Spielfortschritt ab. Jeder Charakter hat mehrere Freischaltungen. Beim Tod oder nach Bewältigen des Finales werden die gesammelten Punkte gezählt und dem Konto gutgeschrieben. Ist die Grenze für die nächste Freischaltung überschritten, werden weitere Karten (oder auch Artefakte) freigeschaltet, die dann beim nächsten Durchgang gefunden werden könnten. Genauso werden auch die anderen drei Charaktere erst nach und nach spielbar. Und während der erste, der Ironclad, ein ziemlich simpler Kämpfertyp ist, wird es zunehmend komplizierter. Dann greifen die Statuseffekte mehr zusammen, gibt es Giftschaden, Orbs mit passiven und aktiven Effekten oder Kampfzustände und mächtige Zusatzkarten mit speziellen Effekten, die alle sinnvoll eingesetzt werden müssen damit der Finalkampf erreicht und gewonnen werden kann.
Beherrschbare Komplexität
Slay the Spire macht also einige Sachen ziemlich gut. Es fängt relativ simpel an, ist dabei aber nicht zu einfach, weil es schon einen Moment dauert bis man versteht wie selbst die einfachen Anfangskarten ineinandergreifen. Dabei ist aber selbst ein Scheitern vor dem Finale immer ein Fortschritt, nicht nur per gemehrtem Spielerwissen, sondern weil ja auch im Laufe der Zeit neue Karten, Artefakte und Charaktere dazukommen. So werden immer weitere Konzepte eingeführt. Und die sind durchaus erlernbar, ist der Effekt der Karten doch jederzeit in klaren Worten beschrieben. Insgesamt gibt es später dank den neuen Charakteren, Karten und Artefakten immer mehr Möglichkeiten, sodass dieses auf dem ersten Blick simple Spiel viel länger Spaß macht als man erst erwartet.
Coronaperspektive im Dezember
Wednesday, 9. December 2020
Wie Deutschland diese zweite Coronawelle nicht bewältigt ist erschreckend.
Im Frühjahr war nach einem ersten Zögern auf die Pandemie noch richtig reagiert worden. Es war erstaunlich, es war auf andere Art erschreckend und gleichzeitig ein bisschen toll zu erleben, wie die vom Balkon zu sehende Hochstraße auf einmal autoleer war. Das passiert sonst nie! Schulen zu, Kindergärten zu, Geschäfte geschlossen: Es wirkte. Die Infektionszahlen gingen schnell und für eine lange Zeit zurück. Details mussten ausgehandelt werden, aber das schien zu gelingen.
Die zweite Welle jetzt nur halbherzig anzugehen zeigt den Kontrast: Es wirkte kaum. Jeden Tag sterben Hunderte am Virus, Krankenhäuser sind überfüllt, ist die Hochstraße voller Autos. Nichts wurde wirklich zurückgefahren was nicht vorher schon unmöglich war – wie Massenveranstaltungen – und die von Politikern geforderten Einschränkungen erscheinen lächerlich, wenn immer noch alle Geschäfte aufhaben, hier die Idioten ohne Masken durch die Stadt gehen und die Schulen sich zu einer Brutstube für den Virus entwickelt haben.
Als Konsequenz litten und starben die letzten Wochen über unnötig viele Infizierte in Krankenhäusern, der Rest litt an den wenigen Beschränkungen des Lockdowns und mehr noch an dem Gefühl der Bedrohung durch den sich weiter ausbreitenden Virus. Dazu kommt, dass dieser Periode der Schande nun wahrscheinlich ein echter Lockdown folgen muss.
Währenddessen ist das große Thema, dass für den öffentlichen Rundfunk wieder mehr Geld aus den Taschen der Leute gestohlen werden soll. Was die Parteien bis auf eine CDU(!)-Landtagsfraktion betont mittragen und es zu einer Frage des aufrechten Kampfes gegen die Nazis machen, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung ohne Nazisympathie die Abgabe ebenfalls ablehnt. Was kein Wunder ist, angesichts des gebotenen und dass es ein sozial ungerechter Festbetrag ist. All das, während trotz der Menschenleben kostenden Wirtschaftsförderung – denn nur für die Wirtschaft gab es bisher in dieser zweiten Welle keinen echten Lockdown – es vielen finanziell doch schlechter geht. Klar, es ist individuell ein kleiner Betrag, aber die Botschaft ist keine der Solidarität. Es zeigt, wo die Prioritäten eben nicht liegen.
Das Verhalten der Politik ist auf der einen Seite nicht so überraschend: Schon im ersten Lockdown gab es Stimmen dagegen, fanden einzelne Verwirrte Abiprüfungen wichtiger als eine mögliche Verbreitung des Virus, wurde gestöhnt über die unmögliche Last der Eltern, die sich jetzt ganz allein mit ihren Kindern beschäftigen müssen (wobei fairerweise die Schulen online im gleichen Tempo weiterführen zu wollen auch unmöglich war und die Schüler wohl durchaus belastet), sollten für die Wirtschaft Beschränkungen schnell aufgehoben und jetzt verhindert werden. Dazu jetzt die Corona-Leugner, die zusammen mit Nazis das Parlament stürmen wollten und die ersten Anschläge planen. Und doch: Da der Großteil der Bevölkerung Verschärfungen des allzu lockeren Lockdowns befürwortet überrascht es dann schon, wie schlecht und zögerlich die Politik diesmal gegen den Virus vorgegangen ist.
Hätte man es nur gleich richtig gemacht! Aber sie wollten nicht hören.
Gassigehen mit Katzen
Monday, 7. December 2020
Vor ein paar Jahren fuhr ich mit dem Fahrrad von der Uni nach Hause. Dabei kam ich an einer Situation vorbei, die mich zum Anhalten brachte: Eine junge Frau ging ihr Haustier spazieren, aber an der Leine war nicht etwa ein Hund, sondern eine Katze. Die schnüffelte freudig an einem Busch herum und wirkte kein bisschen gequält. Ich hielt also an und sprach etwas mit der Frau. Sie meinte, das sei alles gar kein Problem. Es sei zwar nicht ganz wie bei einem Hund – ihr Kater ging mehr mit ihr spazieren und sie zog ihn nur manchmal weiter, wenn er an einer Stelle wirklich zu lange brauchte – aber man müsse damit nur früh genug anfangen. Es war perfektes Timing, denn ich hatte gerade ein Katzenbaby bei mir aufgenommen.
Mittlerweile kein Baby mehr, hat das mit dem Spazierengehen an der Leine sich wirklich bewährt:
Ein Gewöhnungsprozess und Glücksfall
Es fing mit dem Weg zum Tierarzt an. Ich hatte kein Auto und auch keine Transportbox, stattdessen nahm ich die Kleine an die Leine und dann auf meine Schulter. So liefen wir durch die Stadt, bekamen ein paar Kommentare zu hören, aber die Leute waren immer nett. Später ging es gemeinsam in den Garten – als sie noch zu klein war, alleine zu sein. Und dann wieder eine Weile, als sie sich als zu blöd erwies, nicht auf Sachen zu klettern von denen sie nicht mehr herunterkam. Das besserte sich zum Glück, sie durfte dann auch wieder alleine in den Garten.
Nach einem Umzug wohnten wir perfekt katzengeeignet, sodass ich die Leine nur noch selten herausholte. Aber immer noch gelegentlich, der Weg zum Tierarzt war weiterhin weniger eine Angelegenheit für die mittlerweile durchaus vorhandene Transportbox, sondern für die Schulter. Doch jetzt, noch einen Umzug später, ist die Lage wegen der nahen Straße für Katzen nicht gerade perfekt. Dazu kamen die anfänglichen Berichte über coronainfizierte Haustiere. Doch gibt es hier ein kleines Stück weiter einen perfekten Waldweg, jetzt erweist sich die frühe Gewöhnung an die Leine als sehr praktisch: Anstatt sich dauernd in der Wohnung zu langweilen können beide Katzen (der später dazugekommene Kater lernte die Leine ebenfalls kennen) gelegentlich mit uns in den Wald.
Und sieh nur, wie er läuft!
Tipps
Das soll keine Quälerei sein, weder für Mensch noch Katze. Beachte also ein paar Hinweise:
- Es gibt Geschirr, das sowohl für kleine Hunde wie auch für Katzen geeignet ist. Trixie vertreibt ein günstiges, wir haben das und ein minimal besseres, beide funktionieren soweit einwandfrei. Findet sich manchmal im Supermarkt oder bei Fressnapf. Viel besser, als die Leine an einem Halsband zu befestigen und dann das Tier am Hals herumzuziehen.
- Das Geschirr anzulegen ist je nach Katze eine größere Sache. Auf keinen Fall soll sie die Situation als unangenehm lernen, gleichzeitig ist das Berühren am Bauch eine Konfliktsituation, wenn die Katze nicht gerade ein Schmusekater ist. Und lernen, dass sie das mit Kralleneinsatz verhindern kann, soll sie auch nicht. Also: Das so üben, wie man ihr auch "Sitz" und andere Befehle beibringt, konsequent, aber mit Geduld und Bonbons als Belohnung.
Zur Not kann man es anfangs auch anlegen, wenn sie gerade frisst und dabei abgelenkt ist, dann sollte das selbst ohne Übung ohne den anfänglichen Widerstand gehen. Und sie lernt, dass das Geschirr nicht ihr Feind ist. - Die Katze an Geschirr, Leine und den Spaziergang zu gewöhnen wenn sie jung ist kann dem Ganzen nur helfen, selbst wenn es anfangs nicht oft gemacht wird. Das ist wie beim Baden, nur gut wenn die Katze das jung lernt, damit es nicht ganz neu ist wenn es später mal gebraucht wird.
- Statt der kurzen Leine würde ich mittelfristig eine verlängerbare nehmen. Einen Hund würde man ja auch nicht immer an der kurzen Leine halten.
- Wenn die Katze es gewöhnt ist alleine unterwegs zu sein, wird sie auch mit Leine den Weg wählen wollen. Kann man so machen, wie die Frau auf dem Heimweg mir das damals ja auch erklärte. Aber mittlerweile weiß ich, dass Katzen durchaus auch richtig Gassi gehen können, einen vom Halter ausgesuchten Weg. Das geht wahrscheinlich besser, wenn es eben nicht das gewohnte Revier vor der Haustür ist.
- Bei kritischen Situationen wie vorbeikommenden Hunden: Ab auf die Schulter oder schnell in den Transportrucksack (nur ein Beispiel, den unseren fand ich nicht). Beides geht natürlich nur, wenn die Katze diesen Ort mag – auch das lässt sich üben, besonders der Rucksack mittels dort versteckten Bonbons.
- Das Geschirr nicht zu locker anlegen. Katzen können sich ja verflüssigen, entsprechend leicht befreien sie sich aus zu lockeren Geschirren. Besonders dann, wenn sie Angst bekommen haben.
- Jetzt im Winter hat der Kater gelegentlich gestreikt, nach einer Weile legte er sich auf den Boden und wollte nicht mehr weiter. Gut, dann reicht es ihm eben, es ging zurück, woraufhin er wieder freudig mitlief. Es ist ja auch kalt und er hat weniger Fell als meine Katze. Darauf bitte Rücksicht nehmen.
Die Katze gewinnt
Das ganze lohnt sich, denn es tut dem Tier gut. Man merkt es daran, wie es nach so einem Spaziergang entspannter ist. Auch erledigt, aber das ist für eine ansonsten unterforderte Stubenkatze eine gute Sache, die Wohnung wird den Tieren ja langweilig. Und nein, das Entspanntsein ist nicht der abklingende Stress nach einer Horrorsituation – das merkt man spätestens dann, wenn die Katze sich schonmal hinsetzt und mit raus will, wenn das Geschirr in die Hand genommen wird oder sie anderweitig mitkriegt, dass sie jetzt wieder raus kann.
Wir in Deutschland haben irgendwann entschieden, dass Hunde Gassigehen und Katzen alleine rausdürfen oder in der Wohnung versauern müssen. Dabei ist dieses Gassigehen mit Hunden in anderen Ländern ganz anders gelöst, wenn der Hund zum Beispiel größtenteils im Garten lebt und ihn Gassi zu führen unüblich ist. Dass bei Katzen das auch nur eine uns offene Entscheidung ist, ist vielen nicht bewusst. Die können das genauso lernen wie Hunde (wie ja auch auf Befehle wie Sitz zu hören und zu apportieren). Und es ist ein guter Mittelweg: Katzen, die alleine rausgehen, haben eine viel kürzere Lebenserwartung. Aber Katzen, die gar nicht rauskommen, werden vor Langeweile verrückt. Dann wenigstens gelegentlich an der Leine Spazierengehen zu können kann ihre Lebensqualität nur verbessern.
Mafia 2: Definitive Edition ist eine toll spielbare Gangstergeschichte
Monday, 30. November 2020
Mafia 2: Definitive Edition (DE) ist eine Neuauflage des 2010 veröffentlichten Mafia 2. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Vito Scaletta, der nach dem zweiten Weltkrieg in die USA zurückkehrt. Im Krieg war er nur, weil er bei einem Überfall erwischt wurde, da erschien der Militärdienst als bessere Alternative zum Gefängnis. Sein damaliger Kollege Joe steht mittlerweile in Kontakt mit der Mafia und Vito hat keinerlei Hemmungen, direkt wieder den kriminellen Weg einzuschlagen. Und wie das in Gangsterfilmen nunmal so ist: Das Spiel muss vorführen wie irregeleitet diese Entscheidung war, aber in der Zwischenzeit die Exzesse und das Drama feiern.
Shooter, Autos, die 40er und 50er
Wie schon das erste Mafia entlässt Mafia 2 den Spieler in eine ziemlich hübsch simulierte Stadt. Ähnlich wie in GTA gibt es Passanten und Autos, nur dass die wunderschönen Autos hier aus den 40ern und 50ern stammen. Mit ihnen kann man frei in der Stadt herumfahren. Wer zu schnell unterwegs ist, wird bald von der Polizei verfolgt. Führt das zu Karambolagen wird das eigene Auto beschädigt, die Reparaturen kosten, anfangs ist das Geld knapp. Neue Autos zu stehlen ist aber kein Problem und so die einfache Alternative.
Die meiste Zeit wird man aber nicht einfach in der Stadt herumfahren, denn Mafia 2 ist stark storygetrieben. Es gibt nur einen kurzen Abschnitt am Ende, in dem das freie Entdecken und Erledigen von Aktivitäten wie Autodiebstahl gefördert wird. Ansonsten gibt es immer einen klaren Missionszielpunkt. Die meisten der 15 Storykapitel beginnen so: Vito wird vom Telefon geweckt, weil Joe oder ein anderer Gangster ihn braucht. Der Spieler muss zu einem Treffpunkt fahren, dort passiert dann irgendwas. Beispielsweise soll ziemlich am Anfang ein Juwelier nachts ausgeräumt werden. Das geht nicht so unentdeckt wie geplant, daraufhin beginnt eine Flucht und Schießsequenz. Bei den Schießereien sollte man in Deckung bleiben – passend für ein Spiel aus 2010 – und die Gegner mit den vielen Waffen (wie natürlich der Tommygun) bevorzugt mit Kopfschüssen erledigen.
Was genau getan werden muss variiert ein bisschen. Doch im Grunde sind es immer Schießereien, Fahrten oder die eine von der Quote geforderte Schleichmission. Die Fahrten werden dabei manchmal etwas lang.
Getragen von Story und Inszenierung
Das alles funktioniert, weil es eine gute Geschichte ist die spannend erzählt wird. Da ist die Inszenierung: Wenn Vito vom Krieg zurückkommt ist er nicht einfach plötzlich in einer schneebedeckten Stadt. Sondern Joe holt ihn vom Bahnhof ab. An einer Straßenecke trifft ein einen Nachbar, der gerade seinen Laden mit Brettern zuhämmert und Hallo sagt, bleibt der Spieler stehen reden die beiden eine Weile miteinander. Kurz darauf rutscht ein Passant auf dem Glatteis aus. Solche Spielereien werden später seltener, aber helfen am Anfang sehr, das Spiel dichter wirken zu lassen.
Und die Mafiageschichte um Vito und Joe und ihren gewaltsamen Aufstieg in der Verbrecherwelt ist zumindest unterhaltsam. Es stört ein bisschen, dass sie im Vergleich zum ersten Teil etwas arg glatt ist. Dort war es ein zögerlicherer Einstieg, sodass das Handeln des Protagonisten realistischer wirkte. Vito ist zu psychopathisch und emotionslos, ohne dass dieser Eindruck beabsichtigt wirkt, es wird zu schnell zu brutal – dabei sei er der vernünftigere. Und doch funktionieren solche Mafiageschichten eben, mit ihren typischen Charakteren und Wendungen. Mafia 2 schafft es immerhin, eine interessante Geschichte zu erzählen und mit passendem Spielinhalt zu füllen.
Sammelitems
Der Spielinhalt besteht aus etwas mehr als den Missionen. Dazu kommen die im Spiel einfachst stehlbaren Autos, sie können aufgerüstet, umlackiert und in der eigenen Garage gelagert werden. Dort stehen dann auch ihre Kennzahlen, Höchstgeschwindigkeit zum Beispiel. Es ist nett, so seine Lieblingsautos zur Auswahl zu haben – wobei die Missionen oft andere Autos vorgeben und Verfolgungsfahrten nicht zu häufig sind. Und zumindest in der Definitiv Edition startet Vito direkt mit zwei guten Wagen. Trotzdem, das passt zum Spiel und bereichert es.
Die regulären Sammelitems dagegen sind etwas komisch. Fürs Bewältigen der Kapitel auf dem höheren Schwierigkeitsgrad werden gezeichnete Pin-Up-Bilder freigeschaltet, die aber nur lose an die Handlung angelehnt sind. An manchen Wänden kleben Steckbriefe (der Entwickler?), die gesammelt werden sollen. Vor allem aber gibt es echte Playboy-Bilder.
Doch warum? Die Handlung spielt Jahre vor dem Erscheinen der ersten Playboyausgabe und das Spiel hat auch sonst keinen besonderen Bezug zu Sex. Es gibt einzelne harmlose Szenen mit Prostituierten auf Feiern, das wars. Und was bitte hat der Playboy mit Mafia zu tun? Das ganze ist wohl eine offizielle Kooperation zwischen Studio und dem Magazin gewesen. Ich will ja nicht verneinen, dass es einen gewissen und offensichtlichen Motivationsfaktor hat die in den Level als Magazine verteilten Bilder zu sammeln, aber es ist auch komplett unpassend und störend. Ein Schmuddelfaktor, den dieses PC-Spiel nicht braucht und von dem es nichts gewinnt.
Technik unter Linux
Da Mafia 2 nur mit Proton unter Linux läuft will ich die dort auftretenden Technikprobleme nicht gegen das Spiel werten. Insgesamt war es gut spielbar, aber es gab kleinere Probleme und es muss unbedingt richtig konfiguriert werden. Laut ProtonDB hilft eine neuere Proton-Version, bei mir lief Proton-5.21-GE-1. Vor allem aber muss in den Einstellungen das FPS-Limit auf Unlimited gesetzt werden. Dann springt die FPS von 10 auf (bei mir mit V-Sync) 75. Allerdings waren die FPS und manchmal auch die Frametimes in einzelnen Szenen nicht optimal, beispielsweise wenn man mit dem Auto durch Tunnel fuhr. Und es gab vereinzelte Grafikfehler wie aus einem Hydranten schießendes Wasser, das als Vielzahl von weißen Blöcken gezeichnet wurde.
Etwas genereller gültig aber: Wie ein Spiel von 2020 sah es für mich nicht aus. Das Original ist sowieso älter, aber die Definitive Edition ist dieses Jahr und mit verbesserter Grafik herausgekommen. Vergleichsvideos zufolge ist es deutlich verbessert, aber auf mich wirkte es immer noch sehr wie ein älteres Spiel. Kein Problem, es ist ein hübscheres älteres Spiel, vor allem die Autos sehen durchaus gut aus, auch die Charaktermodelle passen und das Design der Räume und Umgebungen ist toll. Aber dann stimmt da eben doch manchmal die Sichtweite nicht, erscheinen Modelle zu spät und sind einzelne Texturen nicht realistisch.
Na gut, für mich als Besitzer des Original war es ein kostenloses Update. Doch neue Käufer sollten sich den Limitierungen bewusst sein.
Es gab auch einige kleinere Bugs. Desöfteren verschwand einer der Begleiter, anstatt Vito zu folgen. Immerhin passierte das nie in den Kampfmissionen, sondern nur auf kurzen Wegen zum Auto, wo er (es war meist Joe) dann wieder erschien. Von den im oben verlinkten Vergleichsvideo erwähnten Animationsfehlern konnte ich nichts beobachten, die wurden wohl gepatcht oder waren konsolenexklusiv.
Fazit
Mafia 2 DE ist nur auf dem Papier ein Open-World-Spiel. Ja, man kann frei in der Stadt herumfahren und es gibt sogar einige wenige Aktivitäten, doch eigentlich ist man immer in eine Mission eingebunden. Damit ähnelt es stark seinem Vorgänger und unterscheidet sich deutlich von Spielen wie Saints Row oder GTA. Doch das muss nicht schlecht sein: Denn so liegt der Fokus eben auf der Story und den Missionen. Und da liegt er gut, denn die Story trägt gut durch die etwa 14 Stunden Spielzeit, in der in den Missionen eine Gangsterfantasie nach der anderen serviert wird.
Dass der zweite Teil bei der Story nicht ganz so elegant wie der Vorgänger wirkt kann ich ihm verzeihen, da mag die Nostalgie auch eine Rolle spielen. Immerhin hat er auch weniger spielblockierende Missionen wie das berüchtigte Autorennen des ersten Teils. Spielerisch gibt es Third-Person-Schießereien mit einem epochentypischen Deckungssystem und Autofahrten in einer authentisch wirkenden US-Stadt der 40er/50er. Technisch wirkte das Spiel auf mich nicht ganz rund, was teilweise an meinem Linuxsetup liegen mag, ansonsten ist das Original auch einfach nicht mehr taufrisch. Das soll nicht stören; Insgesamt ist Mafia 2 DE sehr unterhaltsam und definitiv spielenswert.