Zum UberBlogr-Webring
Seit Anfang des Jahres ist dieser Blog Teil des Webrings im Titel. Webringe sind Sammlungen von Webseiten, die vereinbaren sich als Abfolge zu verlinken, also jeweils den vorherigen und den nachfolgenden Nachbarn. Beim UberBlogr-Webring wird das durch eine Übersichtsseite ergänzt und es werden ausschließlich private Blogs aufgenommen. Gestartet wurde er von Thomas Gigold.
Ich habe damit ein bisschen gehadert. Auf der einen Seite ist es ein herrlicher Anachronismus. Webringe stammen aus der Zeit vor der Dominanz von Google und Facebook und sind etwas, was ich gerade noch bei den ersten Gehversuchen im Internet mitbekommen habe. Vernetzung unter Bloggern finde ich natürlich auch gut, so neue Leser und Kommentatoren hierher einladen zu können fand ich ebenso natürlich nett. Webringe sah ich noch dazu in letzter Zeit öfter mal wieder aufkommen, als versuchtes Gegengewicht zur reinen Auffindbarkeit durch Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken, auch das deckt sich mit meinen Überzeugungen. Aber das waren dann immer englischsprachige Projekte, diesmal ein deutsches… Schließlich passt auch noch der Fokus auf private Blogs perfekt – mit dem OSBN-Planet mache ich ja schon ewig bei einem ähnlichen Verteiler mit, aber der umfasst mit FOSS-Artikeln nur einen Teil der Themen hier.
Auf der Negativseite stand schlicht der Name. Für mich transportiert der ein ziemlich überzogenes Selbstbild, statt dem vll gewolltem Wortspiel oder dass er als selbstironischer Verweis auf die typischen Namen des Web 2.0 wirkt. Deswegen sprang ich nicht schon vorher auf den Zug auf, obwohl ich den Webring schon 2024 mitbekam. Zum Jahresbeginn konnte ich mich nun überwinden. Ich glaube das positive überwiegt und ich darf hoffen, dass nicht jeder Leser die negative Namensassoziation teilt.
Zur Technik
Auf meiner Seite mussten nach der Freischaltung drei Links eingebaut werden, zwei über den Webring leitende zu den Nachbarn, eine zur Übersichtsseite. Ich setzte dafür ein HTML-Nugget-Seitenleistenplugin in die Pluginliste. Damit das Element etwas besser passt und da es eh schon um eine altmodische Vernetzungsart ging betitelte ich es gleich Blogroll und packte noch ein paar Links zu geschätzten Bloggern aus dem Umfeld dazu.
Mit den ins Layout gebackenen Links war ich nun aber am Zögern. Denn Suchmaschinen sollten sie nicht als Spamlinks wahrnehmen. Und genau mit solchen festen Links hatte Google früher angeblich Probleme. Gleichzeitig fände ich es respektlos, sie mit einem rel="nofollow"
(fast) ganz zu entwerten. Denn ich fände es ja gut, wenn der Link als positives Signal gesehen wird. Nach etwas Recherchieren landete ich dann bei rel="sponsored"
. Zwar ist kein Geld geflossen, aber der Webring entlohnt die Teilnahme ja doch durch zurückgehende Links. Und daher passt die Beschreibung dazu, was Google sonst als Linkspam wahrnehmen würde:
Excessive link exchanges ("Link to me and I'll link to you") or partner pages exclusively for the sake of cross-linking
…
Widely distributed links in the footers or templates of various sites
Excessive und widely würde die Links nur hier im Blog wohl aus der Definition rausnehmen, gerade die anderen Blogrolllinks sind demzufolge gar kein Problem. Aber zu den Links des Webrings passt das bei bösem Wille schon, denn die landen mit kleiner Variation durchaus auf vielen Seiten.
Selbst wenn sponsored
also etwas irreführend ist: Es dürfte seinen Zweck erfüllen, sowohl diesen Blog als auch die verlinkten Seiten bei Suchmaschinen respektive Google nicht negativ dastehen zu lassen, aber trotzdem die Links für das Ranking nicht wertlos zu machen.
Ein Zusatz für die Serendipityblogger, die ebenfalls mitmachen: Ich habe das alte Weblogping-Plugin wiederbelebt, nachdem UberBlogr einen Pingservice gestartet hat. Mit einem solchen Ping landen neue Blogartikel direkt in der Liste der neuen Artikel. In Version 1.10 des Plugins müsstet ihr nur https://ping.uberblogr.de
in der Pluginkonfiguration bei Selbstdefinierte Ping-Services eintragen.
Ob der Webring dem Blog förderlich war werde ich mangels Statistiken erst am Ende des Jahres abschätzen können. Aber dass der Beitritt schmerzlos war und die Grundidee mir gefällt, das gilt schon jetzt. Blogger können einen Blick riskieren.
Zur Wahl und was sie für mich bedeutet
Die Bundestagswahlergebnisse sind erschreckend. Es gibt zwar einige wenige Hoffnungsschimmer, aber die Wahl bedeutet für mich eine unsichere Zukunft.
28,5% für die CDU und damit der Wahlgewinn ist nach dem Auseinanderbrechen der Ampel nicht überraschend. Auf dem Papier. Andererseits ist mir dieses Untertansdenken ein Rätsel, das Wähler der CDU nötig haben, dieses mal besonders. Wie sonst könnte man mit Merz einen Lügner und neoliberalen, in jeder Hinsicht ungeeigneten Kandidaten unterstützen?
20,8% für die AFD sind eine Zäsur. Jeder fünfte wählt damit eine Partei, die links rechtsextrem und rechts nazistisch ist. Es deckt sich nicht mit meiner Lebenswirklichkeit – ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass so viele Deutsche ausländerfeindlich sind. Aber das hält zu viele nicht davon ab, trotzdem eine extrem rechte Partei zu wählen. Für mich bedeutet das abwarten: Wenn sich ihr Ergebnis verstetigt oder verschlimmert müssen wir – da ich nicht alleine nach Deutschland zurückgekehrt bin – dieses Land verlassen. Noch kann ich hoffen, dass die demokratische Mehrheit die AFD ausgrenzt. Aber es ist eine naive Hoffnung, haben doch selbst die Grünen sich bereits von diesen Menschenfeinden beeinflussen lassen und entsprechende politische Positionen bezogen.
16,4% für die SPD sind ein schlechtes Ergebnis für die Sozialdemokraten, was ich nicht schlimm finden kann. Die zögerliche Unterstützung für die Ukraine durch Scholz, sich mit der FDP von einer korrupten Spaßpartei herumschubsen zu lassen, bei einem Bürgergeld als echte Sozialversicherung anzufangen und dann zu einem Umbenennen von Hartz 4 umzufallen… Gerade letzteres ist die ewige Konstante der SPD seit ich wählen darf, seit der Merkelsteuer. War ihr Ergebnis aus solchen Gründen, wäre es verdient.
Bei den 11,6% der Grünen freue ich mich, dass der Verlust so gering war. Die Grünen sind die einzige progressive Partei im Parlament und ihre Kernwählerschaft bewahrt zu haben gibt mir Hoffnung, dass – zusammen mit der Kraft des Faktischen, wie dem günstigen Preis von Solarstrom – die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen doch umgesetzt werden könnten. Und ich finde es angemessen, dass eine Partei, die weder Klimageld noch Geschwindigkeitslimit durchzusetzen die Kraft hatte, nicht dafür belohnt wird.
8,8% für die Linke sind einerseits toll, weil es so viel besser ist als beim letzten mal. Und das, nachdem gerade erst mit dem Wagenknechtflügel die Sabotierer der Partei ausgetreten sind, wovon viel Schaden erwartet worden war. Eine starke Linke ist gut, weil es die einzige Partei war, die sich dem Diktat der Nazis hinsichtlich der Migrationspolitik konsequent verweigert hat und weil nur die Linke soziale Themen wie eine würdige Sozialversicherung und bezahlbaren Wohnraum angeht. Anderseits: Unter 10% für die einzige Partei mit diesen Themen ist erbarmungswürdig schlecht für eine Sozialdemokratie. Das objektiv schlechte Abschneiden solcher Positionen bei der Wahl zeigt mir, was für ein kaltes Land diese Republik weiterhin ist.
Die BSW hat mit 4,97% wohl gerade so den Einzug ins Parlament verpasst. Gut, wenn dadurch uns eine stalinistische Führerpartei erspart wurde. Die FDP hat ihren hinterhältigen Verrat an der Koalition mit 4,3% ordentlich quittiert bekommen. Da bin ich ausnahmsweise zwiegespalten: Einerseits ist die Verfehlung der Fünfprozenthürde verdient und gut für das Land, andererseits trauere ich immer wieder um die liberalen Ideale, die eine echte liberale Partei vertreten könnte.
Es ist kein Automatismus, dass der rechte Rand immer stärker wird. Das hat die Coronazeit bewiesen. Ein Gedanke, an den man sich nach einer solchen Wahl festhalten muss. Das ist der Hoffnungsschimmer, zusammen mit dem Zugewinn der Linken und dem geringen Verlust der Grünen. Trotzdem ist das Wahlergebnis insgesamt miserabel. Und bedeutet für mich, dass ich in meiner eigenen Heimat etwas weniger heimisch bin.
Linksammlung 08/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Debugging Hetzner: Uncovering failures with powerstat, sensors, and dmidecode. Für den Hinterkopf, in welche Probleme man beim Hosten von Webanwendungen laufen kann. Unerklärlich instabile Server habe ich ja auch schon erlebt, beispielsweise bei Scaleway.
We switched from Java to Go and don't regret it zeigt weniger die Stärke der beiden Sprachen als die des Ökosystems drumherum. Und außerdem, wie verwurzelt das Javadenken bei diesen Entwicklern noch ist, alleine das Denken über dependency injection ist offenbarend.
Inzwischen ist Auch Ironwolf betroffen: Festplatten-Betrug wird raffinierter. Mir ist nicht klar, wie der Betrug bei anderen Händlern als Amazon funktioniert, wo die Lager der Verkäufer vermischt werden. Warum beziehen die regulären Händler die Platten nicht direkt von Seagate?
Ich darf mich auf ein Update freuen, das einen meiner Linuxschmerzpunkte beseitigen wird: How I helped fix sleep-wake hangs on Linux with AMD GPUs.
Ich habe meine Bondbesprechungsreihe zum richtigen Zeitpunkt gemacht, denn Amazon MGM Studios announces new joint venture with Michael G. Wilson and Barbara Broccoli for James Bond franchise rights. Da Amazon nun alleinige Entscheidungsgewalt über die Marke hat ist es mit Bond wohl vorbei.
Die offensichtlich missbräuchlichen Polizeischikanen um den Bus des Zentrums für politische Schönheit gingen weiter, dokumentiert bei Absurdes Prüftheater um den Adenauer-Protestbus. Inzwischen ist die Blockade allerdings beendet, ganz bis zur Wahl durchzuhalten haben sie sich wohl doch nicht getraut.
Ein überzeugender Kommentar von Lawrence: In Oval Office, Elon Musk shows the world Trump ‘is not the boss of me’. Ich schwanke zwischen dem Schaudern von dem Wahnsinn dort drüben und etwas Beruhigung dadurch, dass solche Analysen dort noch möglich sind.
Adios Pogo
Ende 2012 hatte ich den Pogoplug im Blog vorgestellt. Ein kleiner ARM-Computer, der damals abverkauft wurde. Tatsächlich hatte ich den seitdem hier in Benutzung, er ist mit mir durch die Welt gezogen. Aber 12 Jahre später ist seine Zeit wohl vorbei.
Er ist nichtmal kaputt, das ist nach all der Zeit das absurde. Stattdessen sind nach und nach seine Aufgaben weggefallen. Zuletzt blieb nur noch die Rolle als Backupserver, bis ich nun merkte, dass mein Router die externe Festplatte ebenfalls einbinden kann. Neben der beschränkten Leistung hilft die Prozessorarchitektur nicht, neue Aufgaben zu übernehmen: ARMv5 wird nur noch seltenst unterstützt, wenn überhaupt. 2022 schaltete die bis zuletzt genutzte ARM-Variante von Arch den ARMv5-Zweig ab. Debian wurde dabei als Alternative genannt und vielleicht würde Debian armel tatsächlich noch funktionieren. Doch damals kriegte ich das nicht ans Laufen, heute müsste ich mich da wieder reinbeißen, was ohne Einsatzzweck wenig verlockend ist. Etwas schade – beim Kauf war nicht klar, welcher Pogo genau ankommen würde, und andere der möglichen Modelle mit ARMv6 wären heute einfacher zu nutzen.
Ich stelle ihn erstmal nur in den Schrank. Vll fällt mir doch noch was ein, was nur der Pogo und nicht der verbliebene Raspberry Pi übernehmen kann. Aber wahrscheinlich ist das nicht, sondern eher, dass der Schrank zur Ruhestätte des kleinen Computers werden wird.
Danke an der Stelle an Chris für die Empfehlung damals.
Babylon, ein unterbewerteter Ausnahmefilm
Babylon (der Film von 2022) folgt verschiedenen Personen in Hollywoods Anfangszeit, rund um das Ende der Stummfilme und den Beginn der Tonfilme. Margot Robbie spielt eine zu Filmbeginn entdeckte hochchaotische und instabile Schauspielerin, Brad Pitt ist ein alternder Filmstar und Diego Calva Sohn von mexikanischen Einwanderern, der sich im Studio hocharbeitet.
Der Film muss finanziell ein riesiger Flop gewesen sein, was mich überraschte als ich ihn jetzt nachholte. Babylon ist nämlich einer dieser Film-Filme, bei dem tolle Schauspieler große Geschichten mit perfekter Hollywoodqualität erzählen, sowas floppt normalerweise nicht. Dazu ist er teils Selbstbeweihräucherung, teils heftige Kritik an Hollywood, dreht sich auf jeden Fall um sich selbst, sowas funktioniert doch sonst auch? Once Upon a Time in Hollywood war nichts anderes, La La Land vom gleichen Regisseur ging in die Richtung, beides war erfolgreich. Dazu kommt ungewöhnlich viel und teils derbe Nacktheit, was dem Erfolg auch nicht hätte schaden dürfen.
Vielleicht überwog dann doch, dass bei Babylon nicht alles passte. So nimmt sich der Film fast direkt zu Beginn eine widerliche Fäkalszene heraus, im Kino – also ohne vorspulen zu können – wäre ich da wieder gegangen. Und die Handlung hat außer dem Hollywoodbezug keine klare Linie, sie wirkt dadurch wirr, auch wenn mich das Folgen der drei Schicksale und die vielen absurden Szenen trotzdem interessierte.
Anderseits aber gut möglich, dass der Misserfolg wenig mit dem Film an sich zu tun hatte, sondern noch Covid die Kinogänger abhielt.
Ein toller Aspekt von Babylon ist seine Musik, die den Film für mich endgültig außergewöhnlich machte. Der Soundtrack umfasst anderthalb Stunden von zumeist tollen Stücken, größtenteils eine Mischung aus Rock, elektronischer Tanzmusik sowie Jazz, gespielt mit Jazzorchesterinstrumenten. Diese Untermalung macht nicht nur einige der Filmszenen so viel besser, sondern ist auch später noch sehr gut anhörbar. Ich binde das Album via Youtube hier ein:
Vielleicht nicht in allen Aspekten einfach genießbar, war Babylon doch ein saugut gemachter Film mit noch tollerer Musik. Die derzeitigen Bewertungen bei IMDB (7,1) und Rotten Tomatoes (57% + 52%) halte ich für viel zu niedrig.
Linksammlung 07/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Scala 3 Migration: Report from the Field. Ich fand schon die verschiedenen Flutterversionssprünge ernüchternd, aber die Scalabrüche sind schlimmer.
Nicht aktuell aus der Woche, sondern ein Fundstück: Performant Images on the Web ist ein überraschend kompletter Zusammenschrieb des aktuellen Stands des Umgangs mit Bildern im Web.
Wetter Online schränkt Weitergabe von Nutzerdaten ein, nachdem vorher laut einer Recherche komplette Bewegungsprofile der Nutzer verkauft wurden. Ein gutes Beispiel, warum man unter Android nur Anwendungen via F-Droid und nicht aus dem Playstore installieren sollte.
Union warnt gemeinnützige Vereine vor "Stimmungsmache" gegen Merz, da offenbart sich mal wieder der autoritäre Zug der konservativen Partei.
Passend zu solchem Denken das Vorgehen der Polizei gegen den Demonstrationsbus Adenauer des Zentrums für politische Schönheit, dokumentiert in einem Thread der so beginnt: Wir haben die Schikanen der Polizei Berlin der letzten Wochen nicht an die große Glocke gehängt. Beschrieben wird rechtsbeugende Polizeiwillkür, derzufolge unbedingt die Demonstrationsteilnahme verhindert werden sollte.