Wie und warum ich Shariff modernisierte (Module, jQuery, Buildpipeline)
Ich habe Shariff umgebaut. Mein Fork (eines Forks) nutzt ECMAScript statt CommonJS Module, verzichtet auf jQuery und reduziert die Buidpipeline massiv, sodass von npm install
nun 253 statt 1307 Abhängigkeiten installiert werden – von denen noch dazu über 200 nur für die Tests notwendig sind. Der eingesandte PR ist durch die Verkürzung der Abhängigkeitsliste deutlich rot, +5.576 stehen gegen −36.613 Codezeilen, auch bei der Kernlogik wurde nichts aufgebläht. Einschränkungen für die Nutzer sollte der Umbau keine haben.
Moment, worum geht es?
Shariff ist ein Javascriptprojekt, das vor einigen Jahren der Heiseverlag gestartet hatte. Es erstellt Buttons zum Teilen von URLs in sozialen Netzwerken so, dass nicht schon durch den Einbau der Buttons Leser von den Netzwerken verfolgt werden können. Mehrwert zu einfachen HTML-Buttons mit dem gleichen Vorteil sind die Zähler, die bei manchen der Netzwerken angezeigt werden können (und damals noch öfter konnten), die anzeigen wie oft ein Artikel bereits geteilt wurde.
Ein cooles Projekt, das damals international Aufmerksamkeit bekam. Leider schlief im Laufe der Zeit die Entwicklung etwas ein. Das dürfte mehrere Gründe haben, pure Spekulation: Die Buttons werden von Lesern sehr selten genutzt, Entwicklungszeit hier rechnet sich kaum; Netzwerke haben nach und nach das Abrufen der Zählerstandes immer öfter unmöglich gemacht und so den Mehrwert Shariffs zu simpleren Ansätzen reduziert; und Heise nutzt Shariff (soweit ich sehen konnte) nicht mehr auf den eigenen Webseiten.
Die Ankündigung von Shariff ist auf 2014 datiert. Technisch wurde das Projekt seitdem durchaus noch überarbeitet, aber es wurden nicht die Möglichkeiten genutzt, die 2025 solchen Projekten bietet: Durch die Weiterentwicklung der Browser sind viele Hilfsmittel von damals unnötig. Entfernt man sie, kann man die Buildpipelines ebenfalls entfernen oder reduzieren. Und kommt so im Idealfall wieder zu Javascriptprojekten, die direkt im Browser ausgeführt werden können, ohne die Entwicklung durch einen Buildschritt zu verkomplizieren.
Das ist allerdings keine überall geteilte Meinung. Nicht alle Entwickler teilen das Ziel der Simplifizierung oder werten ihre Vorteile gleich hoch, oft wird auch über Frameworks wie React oder durch die Nutzung von Typescript statt Javascript eine Buildpipeline notwendig. Shariff aber nutzte weder Typescript noch solche Frameworks, war daher in meinen Augen ein guter Kandidat für eine Abstraktion vermeidende Überarbeitung.
Ich war an Shariff interessiert, weil es für Serendipitys Socialplugin benutzt wurde. Anlass in die Entwicklung zu schauen war der Versuch, einen Mastodonbutton hinzufügen. Dabei stolperte ich über den aktiven Fork shariff-plus von Richard Fath. Dafür begann ich die Vereinfachung. Zwischenzeitlich entfernte ich Shariff zwar aus dem Socialplugin, aber die Modernisierung stellte ich kürzlich trotzdem fertig. Zu beachten ist, dass ich bei modernem Javascript durchaus Lücken habe, ich könnte also Details übersehen oder unnötig verkompliziert haben.
jQuery
Das Helferskript jQuery zu entfernen war gleichzeitig die einfachste Operation, aber ist auch die, über die am wahrscheinlichsten Bugs verursacht wurden. Einige fand ich bereits und das sollten die gröbsten gewesen sein, aber weitere kann ich nicht ganz ausschließen.
Mit jQuery werden manche Operationen einfacher, z.B. das Hinzufügen von Klassen zu einem DOM-Element. Früher war der große Vorteil auch das Überbügeln von Browserunterschieden, aber das ist heute eigentlich kein Thema mehr. Für ein Skript wie Shariff ist die jQuery-Abhängigkeit doof, weil wegen ihr die Webseitenbetreiber neben Shariff auch noch jQuery einbinden müssen, was die Webseitengröße erhöht.
Zum Entfernen musste die shariff.js überarbeitet werden, die aber nur knapp 300 Zeilen lang ist. In ihr gab es Codestellen wie diese:
var canonical = $('link[rel=canonical]').attr('href')
Das wurde dann jeweils mit Browsermethoden ersetzt, hier:
var canonical = document.querySelector('link[rel=canonical]')?.href
Davon waren manche Codeänderungen kniffliger, aber jQuery kann nichts was Browser nicht auch können, daher war alles mindestens theoretisch machbar.
Module
Bei den Modulen war die Änderung weniger mit Codelogik verbunden. Denn die vorher genutzten CommonJS-Module (CJS) und die neuen ESMs sind sich sehr ähnlich. Der Hauptunterschied ist, dass die ersteren von Browsern nicht verstanden werden. Um sie dann in ihnen zu nutzen müssen sie umgewandelt werden. Shariff nutzte CJS für die Funktionalität der Buttons, jeder Dienst war (und ist) sein eigenes Modul.
Vorher gab es eine services/index.js, die so aussah:
module.exports = { buffer: require('./buffer'), … }
Daraus wurde:
export {default as buffer} from './buffer.js' …
Bei den Modulen selbst änderte sich ihre Definition, von
'use strict' module.exports = function (shariff) { … }
zu
'use strict' export default function data(shariff) { … }
Der Import der Module in der shariff.js änderte sich ebenfalls, aus
const services = require('./services')
wurde
import * as services from './services/index.js';
Das sind alles syntaktisch simple Änderungen, die man mechanisch und ohne tieferes Verständnis ausführen konnte. Problematisch aber war, dass die Module manchmal auch ein URL-Modul einbauten, was in Browsern so nicht existiert:
var url = require('url') … var shareUrl = url.parse('https://twitter.com/intent/tweet', true)
Sowas musste dann umgebaut werden, hier:
var shareUrl = new URL('https://twitter.com/intent/tweet');
Glücklicherweise waren keine weiteren Nodeisms im Code verteilt.
Guter Effekt des Ganzen war, dass die shariff.js fortan direkt im Browser funktionierte, der konnte dann die Module laden ohne dass vorher ein Helferprogramm wie webpack den Code umformen musste. Optional ging das aber immer noch, so konnte rollup die shariff.complete.js weiterhin bauen, eine Datei mit dem Javascriptcode der äußeren shariff.js und der ganzen Module.
Pipeline
Und hier machte ich einen Fehler: Ich hörte auf. Wenn rollup doch die gebrauchte shariff.complete.js erstellen konnte, Browser ansonsten direkt die shariff.js verstanden, ich das mit Less gebaute CSS erstmal nicht abändern wollte, dann müsste es das gewesen sein, oder? Keineswegs.
In der package.json waren fünf Befehle definiert. Ich kann sie hier in Gänze zeigen:
"scripts": { "dev": "webpack-dev-server --hot --inline --port 3000 --content-base demo --entry app=./demo/app.js", "test": "eslint src && karma start --single-run", "build": "rm -fr dist && webpack -p", "build_zip": "7z a -tzip $BASE_NAME.zip ./dist/* && 7z a -ttar $BASE_NAME.tar ./dist/* && 7z a $BASE_NAME.tar.gz $BASE_NAME.tar", "prepare": "husky install" },
Von denen war nur build_zip
unbedenklich. Hauptproblem war webpack: Durch meine Änderungen an den Modulen funktionierte dessen Konfiguration nicht mehr. Und ich scheiterte selbst daran, die wieder hinzubiegen. Webpack aber, wie oben abzusehen, war zuständig für das Bauen des Javascript als auch des CSS, also zum Umwandeln der CJS-Module und der Lessdateien. Damit hatte meine Änderung beides blockiert.
Zweites Problem: Die Abhängigkeiten waren ziemlich veraltet, es hagelte deprecated-Warnungen. Problematisch gerade dann, wenn man auf modernen JS-Code umgestellt hat, der eher nur mit modernen Varianten dieser Helfer zusammenspielt, wenn überhaupt.
Außerdem waren noch Tests über, die jQuery testen wollten (was auch noch nicht als Abhängigkeit entfernt war), die auch noch ebenfalls auf das als deprecated markierte PhantomJS zurückgriffen, wobei auch die wenigen auf Shariff gerichteten Tests wegen den neuen Modulen zusätzlich noch etwas umgebaut werden mussten.
Genau das habe ich dann getan, alles umgebaut. Die Befehle sehen in meinem Fork nun so aus, was die Änderungen schonmal sichtbar macht:
"scripts": { "dev": "lessc src/style/shariff-complete.less demo/shariff.complete.css && npx http-server -p 3000 demo/", "test": "eslint src && mocha -r jsdom-global/register", "build": "rm -fr dist && mkdir dist && lessc src/style/shariff-complete.less dist/shariff.complete.css && rollup src/js/shariff.js -o dist/shariff.complete.js", "build_zip": "7z a -tzip $BASE_NAME.zip ./dist/* && 7z a -ttar $BASE_NAME.tar ./dist/* && 7z a $BASE_NAME.tar.gz $BASE_NAME.tar" },
Die CSS-Datei wird also direkt von lessc
erstellt, die shariff.complete.js von rollup. Das eingebaute npx http-server
ersetzt webpack-dev-server
. Generell ist bei dev
weniger zu bauen, weil ich die Demodateien so umgebaut hatte, dass sie direkt auf die Quellcodedatei zeigen (die der Browser ja nun laden kann). Ganz entfernt hatte ich husky, da es kritische Warnungen wegen seiner Konfiguration schmiss und die Commits blockierte, damit fiel prepare
weg. Erstmal, das Projekt könnte sowas leicht wieder einbauen.
Bei den Tests ersetzte ich karma und PhantomJS mit mocha und jsdom, was dann leider einige Abhängigkeiten nach sich zog. Die direkte Abhängigkeitsliste ist aber nun hübsch klein. Vorher:
"dependencies": { "@fortawesome/fontawesome-free": "^6.6.0", "jquery": "^3.4.1" }, "devDependencies": { "autoprefixer": "^8.6.5", "babel-core": "^6.26.3", "babel-loader": "^7.1.5", "babel-polyfill": "^6.26.0", "babel-preset-env": "^1.7.0", "css-loader": "^0.28.11", "eslint": "^4.19.1", "eslint-config-standard": "^11.0.0", "eslint-plugin-import": "^2.17.3", "eslint-plugin-node": "^6.0.1", "eslint-plugin-promise": "^3.8.0", "eslint-plugin-standard": "^3.1.0", "extract-text-webpack-plugin": "^3.0.2", "file-loader": "^1.1.11", "husky": ">=6", "karma": "^4.1.0", "karma-chrome-launcher": "^2.2.0", "karma-mocha": "^1.3.0", "karma-mocha-reporter": "^2.2.5", "karma-phantomjs-launcher": "^1.0.4", "karma-webpack": "^2.0.13", "less": "^3.9.0", "less-loader": "^4.1.0", "lint-staged": ">=10", "mocha": "^5.2.0", "postcss-loader": "^2.1.6", "style-loader": "^0.23.1", "url-loader": "^1.1.2", "webpack": "^3.12.0", "webpack-dev-server": "^2.11.5" },
Jetzt:
"dependencies": { "@fortawesome/fontawesome-free": "^6.7.2" }, "devDependencies": { "eslint": "^9.25.1", "jsdom": "^17.0.0", "jsdom-global": "^3.0.2", "less": "^3.13.1", "mocha": "^11.1.0", "rollup": "^4.40.0" },
Das Ausmaß der Änderungen zeigt aber auch, dass der vorherige Umbau nur mit einigem Aufwand zu integrieren war. Den vom Projekt zu verlangen anstatt das selbst zu stemmen konnte das Rückspielen der sonstigen Änderungen nur blockieren.
Das waren die Kernzüge meiner Umbauten an Shariff, neben notwendigen Bugfixes und sonstigen Details. Mein Ziel ist nicht, Shariff selbst zu übernehmen, sondern das ganze soll dem aktiven Fork shariff-plus zugutekommen – oder dem Ursprungsprojekt, wenn dort Interesse ist. Aber bisher ist nur ein PR für shariff-plus auf.
Es ist auch nicht zwingend, dass der PR akzeptiert wird. Divergenz vom Originalprojekt kann immer auch ein Fehler sein, wenn von dort doch noch Änderungen kommen wird dann alles schwieriger. Die Lösung mit den Symlinks für die Demo funktioniert noch dazu meines Wissens nicht direkt auf Windows, sondern braucht etwas Konfiguration. Die Erstellung einer minifizierten Quellcodedatei fehlt auch noch, sie müsste bei Bedarf nachgereicht werden.
Doch so oder so, für mich war das ein interessanter Umbau. Ich sah es auch als Test, ob meine Annahme richtig ist und man Buildpipelines tatsächlich weitgehend vermeiden kann, zumindest bei solchen Projekten. Oder ob ich irgendwelche Anforderungen übersehe, die das blockierten. Mein Fazit: Klar kann man sie vermeiden, und die Wartbarkeit des Projekts profitiert von der Änderung massiv. Der Effekt würde nur noch stärker werden, wenn man Less zugunsten von echtem CSS auch noch rauswirft.
Linksammlung 18/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Rad Type zeigt ein effizientes Texteingabeschema für Controller, samt Zwischenschritten. Wirkt gut und ist ein schönes Beispiel für selten gewordenes Interfacedesign.
Redis is open source again. Der Wechsel auf eine proprietäre Lizenz war wohl zu schmerzhaft. Es ist sehr gut, wenn Firmen mit sowas nicht durchkommen. Aber es wird Jahre dauern, bis der Vertrauensbruch verziehen werden kann, wenn überhaupt.
Ein Hinweis zur Energieeffizienz: Neukauf von Haushaltsgeräten lohnt kaum mehr. Das war mir so nicht klar. Dass reparieren umweltmäßig besser sein müsste schon, aber trotz hohen Strompreisen so selten einen finanziellen Vorteil durch Neugeräte zu haben ist überraschend.
Es wird politisch, auch bei xkcd: PhD Timeline.
Congress Passes TAKE IT DOWN Act Despite Major Flaws. Im internationalen Netz trifft solche Zensur auch uns.
Judge Rules Apple Executive Lied Under Oath, Makes Criminal Contempt Referral ist ein ziemlicher Hammer. Und das, nachdem letzte Woche schon die EU wegen solcher Sperenzien ein riesiges Bußgeld aussprach. Man kann hier auch wieder gut über das Urteil gehen, es ist klar lesbar. Apple hat es komplett übertrieben.
Warum bloggen wir eigentlich immer noch?!
Ich denke, man muss das umdrehen: Warum sollte man überhaupt aufhören zu bloggen? Das wird gleichzeitig ein kleiner Blick hinter die Kulissen.
Ein Text der Blogwochen
Wieviel Aufwand Bloggen macht
Finanziell kostet ein Blog sehr wenig, sogar (bzw gerade?) wenn man es richtig macht. Der Server kostet etwas, und die Domain auch. Dabei sind beide optional.
Dieser Blog als Beispiel mit seiner .de-Domain läuft inzwischen auf einem Server über Manitu via dem kleinsten Webhostingpaket dort, das die ersten sechs Monate 1€ monatlich gekostet hat, danach 2,50€ als regulären Preis einfordert. Da ist die Domain also sogar mit dabei.
Es gibt aber auch andere Optionen, beispielsweise eine statische Seite bei Github zu hosten (keinerlei Serverkosten). Ich schrieb darüber schonmal. Und während Wordpress.com derzeit keine empfehlbare Option ist, gibt es immer noch kostenlose Blogplattformen wie Substack, Medium oder Neocities. Man bekäme die Kosten also sogar auf Null, verzichtet man auf die eigene Domain.
Doch die finanziellen Kosten sind nicht der einzige Aufwand. Relativ gravierender ist schlicht die Zeit für das Schreiben der Blogartikel. Wieviel Zeit ein Artikel in Anspruch nimmt ist dabei schwer zu messen, denn es variiert stark. Manches ist in fünf Minuten runtergeschrieben, andere Artikel brauchen Stunden alleine für das Formulieren und das wiederholte Korrekturlesen. Je nachdem wie und worüber man bloggt ist das zusätzlich zu der Recherchezeit, dem Anfertigen von Bildern usw. Die meisten Blogger wollen außerdem noch ihren Blog anpassen, vom Anpassen der Farben zum Schreiben eigener Themes und Plugins bis zum Programmieren der ganzen Blogengine ist da viel Spielraum. Das alles frisst Zeit.
Den Blog aufzugeben brächte also potentiell viel freie Zeit, die in andere Dinge gehen könnte. Dem Scrollen von endlosen Social-Media-Feeds oder dem Schauen von Netflixvideos zum Beispiel.
Der Nutzen
Nein, natürlich könnte die freie Zeit auch in sinnvolleres fließen. Bei mir warten zum Beispiel zwei Webseiten und mehrere FOSS-Projekte immer auf mehr investierbare freie Zeit. Aber der Blog hat ja auch seinen Wert.
Dazu gehört, dass sich hinzusetzen und sich die Zeit zum Niederschreiben zu nehmen oft hilft, Klarheit zu Themen zu erlangen. Wer etwas erklären kann hat es verstanden, das ist der eine Effekt. Der andere ist das Faktensammeln und Präsentieren an sich. Beispielsweise war meine Liste von netbookartigen Geräten für Reisen auch für mich selbst erhellend. Zusätzlich bekam der Artikel auch noch hilfreiche Kommentare, insbesondere die Empfehlung für einen Thinkpad den ich übersehen hatte. Sowas hat einen ganz klaren praktischen Wert, den zu erlangen der Blog einen anhält.
Auch ein Nutzen im Job ist nicht abwegig. Wieder über zwei Wege. Der leichtere, wenn man etwas relevantes geschrieben hat kann man es später schnell wiederfinden, was vll mal bei einer Aufgabe hilft. Der zweite ist, dass ein guter Blog, fokussiert auf ein Thema, in diesem direkt zu einem Job führt. Letzteres habe ich noch nicht selbst erlebt, aber man liest manchmal darüber wie es anderen passierte. Was ich schon hatte: Dass im Bewerbungsgespräch der Interviewpartner anmerkte, über den Blog geflogen zu sein und daher einen guten Eindruck zu haben, was dann mir das ganze Gespräch merklich vereinfachte.
Mir passierte auch schon, dass jemand meinen Blog kannte. Das ist meist recht nett. Es beeindruckte z.B. einen Gastgeber auf einer Grillfeier, als einem der anderen anwesenden Gäste mein Blog ein Begriff war. Das war natürlich in meinem Fall ein irreführender Eindruck von Internetprominenz, aber solche Szenen machten mir nachvollziehbar warum solche Bekanntheit in echt gelegentlich durchaus reizvoll sein könnte.
Aber auch abseits von solchen Nutzwertgeschichten: Zu Schreiben und sich im Internet seinen eigenen Platz zu schaffen macht schlicht Spaß. Das gelegentliche Verbinden mit anderen und der Aufbau von etwas eigenem, das hat seinen Reiz. Warum sollte man das aufgeben, gerade wenn man doch gar nicht garantieren kann, die gesparte Zeit woanders besser verwenden zu können?
Es gibt also einen Haufen intrinsischer und extrinisischer Motivationsfaktoren, einen Blog zu betreiben. Gleichzeitig gibt es kaum Gründe aufzuhören, vll außer man landet in einem Shitstorm oder rennt in die juristischen Hürden; letztere etwas was gerade Deutschland so gerne aufzieht, ersteres je nach Themenfeld mehr oder weniger wahrscheinlich (beides wäre jeweils einen eigenen Artikel wert). Ist das Schreiben erstmal in den Alltag eingebaut gibt es auch über den Zeitaufwand wenig Druck, aufzuhören. Ich denke, deshalb laufen alte Blogs oft einfach weiter – eine Variante des Lindy-Effekts, demnach etwas umso länger weiter existiert je länger es bereits existierte.
Ersteindruck des Panasonic Let's Note CF-SZ6, einem japanischen Reisecomputer
Wie im Blog beschrieben war ich auf der Suche nach einem kleinen und leichten Laptop (oder Netbook, oder möglichen Alternativen) für Reisen, um damit unterwegs arbeiten zu können. Meine Wahl fiel auf den ungewöhnlichen Panasonic Let's Note SZ6-CF – letztendlich musste ich dieses Gerät einfach testen, nachdem ich bei meiner Recherche zufällig darüber gestolpert war.
Der Laptop wurde wohl regulär von Panasonic nur in Japan vertrieben, kann aber für wenig Geld gebraucht gekauft und nach Deutschland importiert werden. Ich zahlte dafür etwa 100€ beim Ebayhändler Love of Japan, inklusive einem netten kleinen Ladegerät (mit zum Glück abnehmbaren Kabel auf der Steckdosenseite). In Deutschland ist die Reihe ziemlich unbekannt, es gab aber vom SZ6 einen ausführlichen Vorstellungsthread im Thinkpadforum und einen Test von Notebookcheck eines verwandten Panasonic Toughbooks.
Spezifikationen
Der Laptop ist mit seinem altmodischen Design absolut nicht schmal und auch nicht im modernen Sinne hübsch. Aber er ist mit einem nur 12" großen Bildschirm relativ klein und dem Aussehen zum Trotz überraschend leicht. Überraschend ist dabei ernstgemeint, man erwartet beim ersten Hochheben viel mehr Gewicht, als der SZ6 mit seiner (laut Forenthread) Magnesium-Legierung auf die Waage bringt.
Im Inneren ist bei meiner Variante ein i5-7300U verbaut, dessen integrierte Grafikeinheit auch genutzt wird – natürlich, eine dedizierte Grafikkarte wäre schwerer und im Büroalltag unnötig. Der Prozessor erklärt teilweise schon alleine den geringen Gebrauchtpreis: Windows 11 wird offiziell erst ab der nächsten Prozessorgeneration unterstützt. Und die war auch noch sowieso ein großes Upgrade, mit vier statt nur zwei Kernen (plus Hyperthreading) beim i5. Daneben stecken 8 GB Arbeitsspeicher im Gerät, leider fest verlötet – was angesichts der Bauweise völlig unverständlich ist, Platz genug für wechselbaren Ram wäre ja absolut gewesen. Wenigstens ist die SSD wechselbar, meiner kam mit für mich erstmal ausreichenden 250GB.
Den Bildschirm würde ich ebenfalls als ausreichend bezeichnen. 1920x1200 ist für die Größe eine großzügige Auflösung, es ist glücklicherweise ein IPS-Panel und damit blickwinkelstabil, zudem ist er matt beschichtet. Die Farben sind aber auch relativ blass. Die Helligkeit geht für drinnen klar, wird zum Arbeiten draußen in der Sonne aber ungenügend sein. So wirkt der Bildschirm wesentlich weniger beeindruckend als der des Razer Blade Stealth der Hausphysikerin (was aber auch der beste Bildschirm im Haushalt ist), fällt aber auch nicht groß negativ auf.
Kommen wir nun zu allem, was sehr wohl auffällt. Zuerst fällt das kleine runde Touchpad ins Auge. Mit ihm kann man nicht nur mit der üblichen Zweifingergeste scrollen, sondern auch indem man am äußeren Rand entlangfährt, also kreisförmig. So zu scrollen wirkt erstmal gut, ob ich mich dran gewöhne bleibt aber abzuwarten, außerdem hat das Kreisscrollen bisher nur unter Windows funktioniert, nicht unter Linux – ich muss noch schauen, ob ich es hier aktivieren kann. Die linke und rechte Maustaste sind separat unten, so sind sie einfach zu treffen. Es fehlt aber eine mittlere Maustaste, und der obere äußere Ring scheint Zierde zu sein. Das wäre schade, denn so verschluckt er unnötig Platz, was das Hauptmanko des Touchpads ist: Es ist absehbar deutlich zu klein um es länger komfortabel zu benutzen.
Als nächstes wandert der Blick vielleicht zu den vielen Anschlüssen.
Rechts ist da dreimal USB-A, einmal HDMI, ein Klappschalter um das Wlan zu deaktivieren (allerdings nur als Softwaresignal) und der runde Ladeslot.
Links ist ein Netzwerkanschluss und ein VGA-Ausgang – letzterer war damals für ältere Projektoren noch hilfreich, habe ich in so manchen Konferenzräumen um die Zeit rum selbst erlebt, aber das Verbleiben von VGA müsste sich inzwischen wirklich erledigt haben. Vorne ist der Anschalter, ein SD-Kartenleser und der Kopfhörer- und Mikrofonanschluss. Und, zu allem Überfluss, ein bei mir nicht befüllter Platz für ein optisches Laufwerk. Ein bisschen schade: Ein DVD- oder Bluray-Laufwerk hätte dem Laptop einen zusätzlichen Einsatzzweck gegeben. Andererseits ist er ohne leichter und damit besser für seinen Hauptrolle Reisebegleiter geeignet.
Es ist übrigens gut, dass der Kopfhöranschluss da ist: Der einzelne kleine Lautsprecher oben links taugt nicht viel. Höhere Töne werden klar ausgegeben, aber da ist null Bass.
Schließlich landen wir bei der Tastatur. Bei der ist das japanische Layout hierzulande natürlich herausstechend. Glücklicherweise ist es nicht weit weg vom amerikanischen. Dass Capslock und Tab geschrumpft wurden fällt noch auf, aber das ist bei der Nutzung kein Problem. Rechts oben Backspace so klein zu haben ist da schon eher problematisch, denn das kollidiert ziemlich mit meinen Tippgewohnheiten.
Beim Tippen fällt noch was auf: Die Tastatur wirkt ziemlich gut! Die Tasten sind nicht zu dünn, sodass man mit ihnen ordentlich schreiben können sollte. Mein alter Thinkpad hat einen noch besseren, definierteren Druckpunkt und natürlich ist die mechanische Tastatur meines PCs eine andere Liga, aber ich glaube, mit der Tastatur des Panasonics kann man sich gut arrangieren. Aber auch das wird sich erst später zeigen.
Nutzungseindrücke
Denn derzeit habe ich mit dem CF-SZ6 noch zu wenig gemacht, um ihn umfassend zu bewerten. Aber einen ersten Eindruck habe ich natürlich. Der kam anfangs vom vorinstallierten Windows 10, mit dem ich nicht nur wegen der eingestellten japanischen Sprache allerdings wenig anfangen konnte. Dann testete ich Haiku, besonders die mittlerweile vorhandene Firefoxvariante. Für die Installation musste aber die Festplatte umpartitioniert und ein Bootloader installiert werden, wofür ich auf antiX zurückgriff, was ich dann auch gleich zuerst auf eine Partition installierte.
Von der Leistungsfähigkeit wirkt der Laptop, also im Kern der i5-7300U, auf mich ausreichend. Damit zu programmieren sollte gar kein Problem sein, wenn man nichts allzu schwergewichtiges Kompilieren muss oder VMs braucht, was schon am dafür zu kleinen Arbeitsspeicher scheitern würde. Websurfen geht sowieso. YouTubevideos wurden unter Linux im ersten Test auch mit einer 4K-Auflösung abgespielt, unter Haiku war schon bei 1080p Schluss, beides okay. Die Wlanverbindung war bisher bei beiden Systemen stabil.
Im Leerlauf bleibt der Lüfter angenehmerweise lautlos, stattdessen meine ich ein leichtes Spulenfiepen zu hören, aber wirklich dezent. Landet etwas Last auf dem Prozessor geht dann bald der Lüfter an, auch wird dann schnell spürbar, dass das Gerät wärmer wird. Den hochgeregelten Lüfter hört man, aber es ist bisher bei einem gut verkraftbaren sauberen Luftrauschen geblieben, es gab kein Aufheulen wie bei manch anderen Laptops.
Die Hardwareunterstützung durch Linux und Haiku scheint gut. Das war bei der Prozessorgeneration eigentlich auch zu erwarten, aber es hätte ja im Detail sonstwas verbaut sein können. Gerade die Wlankarten machten früher doch gerne mal Probleme; diesmal aber nicht, klappte sofort. Primär die Kreisgeste zum Scrollen habe ich bisher als mögliche Lücke in der Unterstützung auf dem Schirm. Und dass der Wlan-Deaktivierungsschalter nur unter Windows eine Wirkung hatte. Dafür funktionierte erfreulicherweise die Regelung der Bildschirmhelligkeit, die Audioausgabe und die Tastatur wie Touchpad – alles Dinge, die beim als Alternative betrachteten Chuwi Minbook X Reviews zufolge nicht garantiert gewesen wären.
Gefreut habe ich mich auch über das Menü des BIOS. Denn das hatte ein paar nette Optionen. So war die Einstellung für Secureboot samt der Keyverwaltung zugänglich und könnten auch Hardwarekomponenten deaktiviert werden. Vor allem aber war dort FN und STRG tauschbar, FN wäre sonst die linke äußerste Taste unten gewesen und von mir regelmäßig aus Versehen gedrückt worden. Es war zuerst japanisch, aber Französisch und Englisch wurden im ersten Menüpunkt als Alternativen angeboten, sinnvollerweise mit westlichen Schriftzeichen präsentiert.
Am relativ ausgebauten BIOS merkt man den Businesshintergrund der Laptopreihe.
Das Innere
Ich habe den kleinen Laptop dann noch aufmachen wollen. Zusammengehalten wird er, wenn ich richtig zählte, von 18 kleinen Kreuzschlitzschrauben, teils unterschiedlich lange. Zum Wechseln des Akkus wäre das Öffnen übrigens nicht nötig: Der kommt hinten in das Gehäuse und ist ohne Werkzeug herauslösbar, wie bei alten Thinkpads. Super.
Nicht so super, dass bei meinem Gerät da irgendetwas blockierte und der Rücken nicht abwollte. Da wollte ich so früh nichts riskieren. Daher verweise ich stattdessen auf dieses Video:
Weitere Bilder gibt es im von Thinkpadforumthread verlinkten japanischen Review.
Das war kein Reinfall. Der CF-SZ6 dürfte sich völlig dafür eignen, um unterwegs mal einen Server neuzustarten, ein paar Zeilen zu programmieren oder auch nur Emails zu beantworten sowie Videos zu schauen, was auch immer anfällt. Er ist angenehm leicht und vernünftig klein, könnte aber dünner sein. Andererseits habe ich durch die massiver wirkende Form weniger Anlass, mir Sorgen um seine Haltbarkeit zu machen.
Der in den Kommentaren des letzten Artikels vorgeschlagene Thinkpad X280 hätte es aber sicher auch getan, auch wenn er etwas schwerer ist. Und der ist derzeit nur etwas teurer, selbst mit der nächsten Prozessorgeneration, sowie unkompliziert von deutschen Verkäufern beziehbar. Auch gäbe es andere Panasonicmodelle, wie den neueren CF-SV7 oder den kleineren CF-RZ6, um nur Modelle aus der gleichen Preisregion zu erwähnen. Gerade die kleinere Variante ist verlockend, denn nun mit dem 12"-Laptop vor mir denke ich, dass 10" auch ausreichen würden. Statt von ebay könnte man für eine breitere Auswahl (und besseren Preis?) auch via buyee kaufen, oder einem anderen dieser auf Japan ausgerichteten Shops. Und Zweifel sollte auch der Arbeitsspeicher auslösen, nur verlötete 8GB zu haben ist ein fetter Negativpunkt.
Meine Beschreibung hier ist also keine direkte Empfehlung, es mir gleichzutun. Aber ich schreibe die Negativpunkte mehr aus, um die Balance zu wahren. Denn mir gefällt der kleine Laptop bisher wirklich gut und ich war mit dem vom Ebayhändler gelieferten Zustand zufrieden. So freue ich mich jetzt erstmal, eine günstige Lösung (sogar unter der Zollgrenze) gefunden zu haben. Dass es auch noch eine ungewöhnliche war macht sie mir dazu noch etwas attraktiver.
Linksammlung 17/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Getting Forked by Microsoft folgt einem mittlerweile öfter bei Microsoft beobachtetem Schema: Ein FOSS-Maintainer wird kontaktiert, es folgt ein Treffen, danach erfolgt aber keine Kooperation sondern Microsoft baut eine mehr oder weniger dreiste Kopie.
In den USA gab es einen Whistleblower: DOGE Siphoned NLRB Case Data. Auch hier wird ein Schema deutlich, nämlich wie durch die Infiltration der IT-Systeme der Bürokratien Macht ergriffen wird.
EU fines Apple €500M and Meta €200M for breaking Europe’s digital rules. Über Metas Strafe kann man diskutieren – sie haben genau die Regeln ignoriert, die deutsche Verlage seit Jahren ignorieren, nur Ursprungsort der Regeln war der DMA statt die DSGVO. Bei Apple dagegen ist die Sache glasklar, ihr Core Technology Fee für Verkäufe außerhalb ihres App Stores war völlig hanebüchen und offensichtlich illegal. Wie konnten sie glauben damit durchzukommen?
Everyone Says They’ll Pay More for “Made in the USA.” So We Ran an A/B Test. Demnach keiner den Preis akzeptierte.
Oldenburger planen Kundgebung nach tödlichen Schüssen auf Schwarzen. Deaktivierte Bodycams und drei Schüsse von hinten. Garantiert Notwehr. Deutschlands Polizeigewaltproblem wird immer schlimmer.
Kingdom Come: Deliverance, großartige Doch-Nicht-Mittelaltersimulation
Kingdom Come: Deliverance ist keineswegs die Mittelaltersimulation, als die es teilweise beschrieben wurde. Davon hat es nur ein paar Ansätze. Stattdessen ist es eine konzeptionell großartige Mischung aus Gothic und The Elder Scrolls – vielleicht mehr Oblivion als Skyrim? – mit ein paar letztendlich harmlosen Schwachpunkten bei der Umsetzung.
Böhmen, 1403
Du spielst Henry, Sohn eines Schmiedes. Zu Spielbeginn wird sein Dorf von einer großen Armee gestürmt, nur haarscharf entkommt er dem Massaker. Zuerst gestrandet nicht weitab, folgt die in Quests aufgeteilte Handlung seiner neuen Existenz in der ihm nun offenen Mittelalterwelt.
Diese Welt ist voller Bezüge zu echten historischen Ereignissen, Charakteren und Eigenheiten. Dabei ist die Darstellung der damaligen Gesellschaft wohl nicht perfekt akkurat, aber sie vermittelt doch ein viel geerdeteres Gefühl als die Fantasywelten anderer Rollenspiele. Hier wird man keine Magier, keine Geister finden – außer als Teil der wiedergegebenen Sagenwelt. Stattdessen knurrt nach einer Weile der Magen und sinkt das Energielevel, sodass man Essen und ein Bett suchen sollte. Und wirkt es passender, das Spiel angesichts des Handlungsortes auf Deutsch zu spielen (zumindest eher als Englisch).
Henry kann am Anfang fast nichts. Ganz am Anfang darf man ein paar Punkte verteilen, doch stehen die Regler überall auf fast null. Und das schlägt voll durch: Fast jeder ist stärker als man selbst, eine brauchbare Ausrüstung bekommt man auch nicht einfach gestellt. Die muss man sich ergattern. Und mit ihr langsam die Fähigkeiten Henrys steigern. Also insbesondere die Kampffähigkeit, zusätzlich der Umgang mit den vier Waffengattungen Schwert, Axt, Bogen und Streitkolben. Aber auch die körperlichen Attribute, wie Agilität und Stärke, wobei man ohne entsprechende Werte mit besseren Waffen nichts ausrichten kann.
Skyrim, Gothic…
Gesteigert werden die Fähigkeiten durch Benutzung. Wer also mit einem Schwert auf Banditen einschlägt, wird in Kampf, Schwert und Stärke Fortschritte erzielen. Das ist eine der Anleihen an The Elder Scrolls. Die andere ist die Egoperspektive und wie in ihr die Waffen gehalten werden, auch das Inventar mit in wenige Kategorien unterteilte Listen ist gar nicht so unähnlich – der gemoddeten brauchbaren Variante natürlich, nicht dem schrottigen Originalinventar. Am gravierendsten ist aber die Ähnlichkeit in der Spielweise: Henry kann verschiedenes, neben Kämpfen natürlich auch Sprechen, aber auch Diebesfähigkeiten wie Taschendiebstahl und Schlösserknacken. Und das alles kann dann relativ frei benutzt werden, um die Aufgaben zu erledigen. Das ähnelt bei der Questausgestaltung teils sogar mehr noch den freieren 3D-Fallouts als dem oft sehr kampflastigen Skyrim, wobei auch KCD absolut nicht ohne Kämpfe bestreitbar ist.
Es ähnelt sogar Gothic bzw der moderneren Inkarnation Elex, wenn verschiedene Lösungen angeboten werden und in den Gesprächen wählbar sind oder Entscheidungen anstehen, wie wenn verschiedene Auftraggeber um die Gunst des Spielers buhlen. Der klarere Gothiceinfluss ist aber der Start als Waschlappen, bei später erreichbarem hohem Stärkegrad, was ein toller Kontrast ist. Befördert dadurch, dass keinerlei Autoskalierung bei der Gegnerstärke spürbar ist, schwache Gegner bleiben also erhalten und viele sind anfangs unbesiegbar. Gothic atmet aber auch die Weltausgestaltung, die Tagesabläufe der Charakter mit ihren vielen Aktivitäten (wie einem abendlichen Gang zur Gaststätte mancher Bürger), und die interaktiven Objekte; wie die Bänke, auf die Henry sich setzen kann oder den Schleifstein, mit dem er in Schmieden sein Schwert schärft.
Wie bei Gothic geschickt gelöst ist auch die Verteilung der Nebenmissionen. Die werden nämlich erst nach und nach im Handlungsverlauf freigeschaltet, Questgeber findet man meist auch nur entweder zufällig oder indem man in den Orten den Wirt fragt, ob etwas ansteht. Dadurch beschränkt sich die Handlung selbst dann nicht irgendwann auf die Hauptstory, wenn man jeden anderen Quest vorher lösen will.
…und Eigenes
Teil der Mischung sind eigene Elemente, die ich nicht einem klaren Vorbild zuordnen konnte.
So lässt das Spiel kein freies Speichern zu. Gespeichert wird optional beim Beenden des Spiels, nach dem Schlafen in Betten, manchmal automatisch im Spielverlauf wie bei erledigten Quests – oder durch Trinken eines Retterschnaps. Dieser Schnaps wird gekauft und manchmal gefunden, oder kann an einem Alchemietisch (mit nicht ganz häufigen Zutaten) gebraut werden.
Speziell ist auch das Kampfsystem: Schläge werden je nach Mausausrichtung von verschiedenen Winkeln aus angebracht, hält der Gegner die Waffe im gleichen Winkel wird er blocken. Das macht Kämpfe sehr viel langwieriger, wobei Henry auch noch wichtige Fähigkeiten wie das effektive Blocken zu Beginn nicht beherrscht.
Auch das Ausrüstungssystem habe ich so noch nicht gesehen. Es ähnelt etwas dem von Cyberpunk 2077, da auch dort Kleidung übereinander getragen werden kann. Hier aber, bei einem vorher erschienenen Spiel, ist das viel ausführlicher umgesetzt, wenn z.B. alleine am Kopf vier Slots im Ausrüstungsbildschirm sind. Natürlich wird das dann auch noch ordentlich an Henrys Körper gezeigt, beispielsweise wenn die Kettenglieder einer Kopfhaube unter einem Hut zu sehen sind. Die Rüstung und Kleidung hat nicht nur Verteidigungswerte, sondern beeinflusst auch die Sichtbarkeit und wie auffällig Henry anderen erscheint, außerdem als wie charmant oder gefährlich er wahrgenommen wird. Das wiederum hat Einfluss auf Gespräche, nicht nur auf Überzeugungsversuche, sondern angenehmerweise auch auf die Art der Begrüßung – erst mit entsprechender hochwertiger Kleidung wird man ein "Seid gegrüßt, edler Ritter" hören.
Und natürlich: Die Verortung im Mittelalter statt einer Fantasywelt ist etwas seltenes, sich auch noch auf einen konkreten Zeitpunkt und historischen Ort zu beziehen (statt ihn nur als grobe Inspiration zu nehmen) ist meines Wissen einzigartig. Mindestens für diese Art Spiele.
Schwächen
Klingt soweit gut, oder? Das ist es auch. Aber KCD war das Erstlingswerk seines Studios und muss bei Release arge Macken gehabt haben. Manche davon sind immer noch da.
So sind einzelne Questreihen schlicht unfertig. Beispielsweise bekommt man in einer Nebenmission den Auftrag, eine Verkleidung als Kumane zu organisieren. Nur, um dann nie die vorab besprochenen Überfälle zu starten, für die die Verkleidung gedacht war. Oder ich erbeutete Geld für Freunde, traf die beiden danach aber nie wieder, am vermuteten Treffpunkt waren sie nicht.
Es gibt auch immer noch eindeutige Bugs. Gerade am Ende stolperte ich über sich widersprechende Gesprächsaussagen von Hauptpersonen und über einen Priester, der entgegen dem vorherigen Handlungsverlauf plötzlich mit mir verärgert war. Aber auch vorher schon passten manche Gesprächsoptionen nicht zur Realität im Spiel, wurde z.B. nicht berücksichtigt dass eine Aufgabe schon längst erledigt wurde.
Andere Schwachstellen sind nicht Bugs, sondern hängen an der Umsetzung. Ein solches Rollenspiel sollte beispielsweise eigentlich ohne Questmarker spielbar sein. Manchmal ginge das auch, sind die Beschreibungen ausreichend. Aber zu oft sind die Marker im Kompass bzw auf der Karte notwendig, ist völlig unklar wie Heinrich auf den richtigen Ort hätte kommen können. Das machte Morrowind vor über zwanzig Jahren besser.
Auch die immer wieder neu erscheinenden Gegner hätten so nicht umgesetzt werden sollen. Es ist das eine, wenn die Begegnungen mit Banditen etc beim Reisen sich wiederholen. Aber gar nicht gehen die neu erscheinenden Gegner in den Camps, nachdem man diese ausgehoben hat. Ist das doch sogar eine kleine Questreihe, bei der das Erledigen von Anführern in den Lagern der Befriedung des Gebietes dienen soll, was danach aber frustrierenderweise in der Spielwelt einfach keinen Effekt hat.
Das begrenzte Speichern kann auch frustrieren. Klar, es soll zum Hinnehmen von Fehlschlägen führen und zum Vermeiden von übertriebenem Risiko. Aber das kollidiert zu sehr mit dem häufigen Sterben, gerade anfangs. Umginge man die Begrenzung nicht (z.B. durch Speichern und Beenden samt sofortigem Neustart) müsste man viel zu viel Spielzeit wiederholen. Der Retterschnaps gibt dem Spiel zwar etwas eigenen Charakter, reguläres Schnellspeichern und Schnellladen würde KCD aber verbessern. Eine verwunderliche Entscheidung.
Angesichts der versuchten Authentizität bei der Weltdarstellung verwundert ebenfalls, dass der Spieler schnell zu sehr viel Geld kommen kann. Die Ausrüstung der Gegner ist einfach sehr viel wert, wer da etwas aufmerksam sammelt wird schnell reich. Die eigenen Bedürfnisse zu stillen kostet kaum Geld, ein Bett in der Herberge beispielsweise nur zwei Groschen, viel weniger als Beute selbst der schwächsten Gegner. Ansonsten frisst nur das Reparieren der eigenen Ausrüstung regelmäßig am Geldbeutel, was nur anfangs ein Problem ist. Eine Lösung hätte ich da auch nicht parat, aber beim Geldüberfluss bald wie die anderen Rollenspiele zu sein wirkt für die Welt nicht passend.
Die Kämpfe aber sind das größte Manko. Es ist viel zu schwer, in das Kampfsystem reinzukommen, und als Spieler hat man zu wenig Einflussmöglichkeiten. So gibt es eigentlich Kombos, aber die sind sehr schwer anzubringen, das notwendige Timing kaum zu treffen. Und wie soll man sie auch ausführen, wenn Gegner parieren und kontern können? Also wartet man lieber selbst auf Angriffe und pariert die, in der Hoffnung gleichzeitig einen Gegenangriff auszuführen, manuell oder automatisch nach der Parade – was man auch nur an einer einzigen Stelle im Spiel lernen kann, leicht verpassbar.
Das ist nicht gerade flott. Immerhin hat das ganze den Effekt, dass die Ausrüstung einen großen Einfluss hat, was bei Ritterrüstungen passend erscheint. Aber trotzdem ist das Kampfsystem so insgesamt nicht gelungen.
Kingdom Come: Deliverance ist eines dieser Spiele, bei dem ich hier beim Aufschreiben viel zu kritisieren habe, was aber völlig den Eindruck verfälscht. Denn allen Mankos zum Trotz fand ich es großartig. Die Mischung aus Gothic und Skyrim funktioniert sehr gut, die Konzeptmischung ist für Rollenspielfans glatt Traumerfüllung, unkitschiger kann ich es nicht ausdrücken. Dass die Kämpfe etwas sperrig sind, Questmarker und -verläufe manchmal etwas verbuggt wirken, Gegner unglaubwürdigerweise neu erscheinen usw. – das ist zwar alles nicht super, aber es macht das Spiel letztendlich nicht kaputt, es bleibt toll. Denn die Schwachstellen ändern nichts daran, wie gut die Welt gebaut ist und die Rollenspielsysteme funktionieren. Wie hervorragend insbesondere das Fortschrittsgefühl ist überwiegt, wenn ich später auf einem Schlachtross die Strecke entlangfliege, der ich bei Spielbeginn überladen zu Fuß folgte und bei der mich eine Begegnung mit aufgebrachten Bauern das Leben kostete, die ich jetzt wegfegen würde. Und dann sieht das ganze auch noch gut aus, ist KCD eines der seltenen Spiele der CryEngine und entsprechend hübsch.
Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die positiven Reviews des kürzlich erschienenen zweiten Teils berechtigt sind. Wenn bei diesem Konzept nun die Schwachstellen etwas ausgebessert wurden, muss das Ergebnis überzeugen. Wobei für mich auch der erste Teil schon sehr gut funktionierte.
Linksammlung 16/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Ein Hinweis auf den Mythos Datenschutzparadies: Die Schweiz und ihr Nachrichtendienstgesetz. Man sitzt da schnell seinen falschen Vorurteilen auf, obwohl die Gesetzgebung dort wohl viel feindlicher ist als erstmal gedacht.
Kein Vorurteil sind die Vorbehalte zu LLMs, die nun mal wieder zuschlugen wie erwartet, bei Cursor IDE support hallucinates lockout policy, causes user cancellations.
Es begann Day One: The FTC Calls Its First Witness, Mark Zuckerberg. Wenn Zuckerberg sich wirklich so verheddert hat wie dort beschrieben könnte der Ausgang des Verfahrens wirklich spannend werden.
Spannend auch Wenn eine Beamtin Nein sagt, zu offensichtlich rechtsbrüchlichen Ausweisungsgesuchen gegen EU-Bürger. Letztendlich fruchtlos. Deutschland geht hier sehr weit, um jegliche Kritik am israelischen Genozid in Palästina zu unterbinden. Eine Schande, besonders wenn man bedenkt woher die Loyalität als Staatsraison kommt – Moral in der Sache wäre gerade angesichts der deutschen Vergangenheit als Tätervolk geboten, nicht preußisch blinde Gefolgschaft bei der nächsten Untat.
Angeblich unsagbare Kritik an Israel ist auch Munition im Kampf um die Freiheit US-amerikanischer Universitäten, die sich noch Trumps Gleichschaltung widersetzen, neben vielen weiteren Vorwürfen. The Promise of American Higher Education ist die lesenswerte Kampfansage Harvards gegen diese Behandlung.
G̶o̶o̶g̶l̶e̶r̶… ex-Googler. Ist es nicht ein offensichtlicher Fehler, aus loyalen Angestellten durch eine besonders unwürdige Behandlung bei Entlassungen im US-Stil bittere Feinde zu machen?
Focus (2015)
Will Smith und Margot Robbie. Er spielt einen erfahrenen Trickbetrüger, sie eine begabte Anfängerin. Als sie sich begegnen zeigt er ihr ein paar Tricks, die zweite Hälfte des Films ist eine zweite Begegnung etwas später. Mehr zur Handlung zu verraten würde dem Film schaden, am besten schaut man ihn ohne Lesen der offiziellen Beschreibung und natürlich ohne Ansehen des Trailers.
Ich hatte Focus damals in einem ziemlich leeren Kino gesehen, stolperte jetzt nochmal über ihn und wunderte mich über die relativ schlechte Bewertung. Und tatsächlich, auch nach dem zweiten Durchgang fand ich den Film wesentlich besser als die suggeriert. Das liegt zum einen an den großen Hauptdarstellern, die beide in ihren Rollen toll funktionieren. Dann halte ich das Drehbuch für super: Man weiß natürlich, dass es bei dieser Art Handlung ein paar Wendungen geben muss. Aber welche das genau sein werden bleibt angenehm schwer zu erraten. Drittens sieht der Film wirklich hübsch aus, Robbie natürlich sowieso, aber auch jede einzelne Szene des meist hellen Films ist durch Motiv und Kameraführung gelungen. Ein großer Gegensatz zum Filmmatsch, den Netflix bei seinen schlechteren Filmen produziert und erfreulicherweise visuell ganz klar ein Film und keine Serie.
Daher die ungeplante Kurzbesprechung, als Empfehlung. Wenn man Focus nicht sieht verpasst man kein Meisterwerk, aber gelungene Unterhaltung.
Linksammlung 15/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Stratcherys Einordnung zu American Disruption. Bzw wie sie im Kontext steht zu Trumps Zöllen. Reflektiert.
Ähnlich empfand ich With High Tariffs, Has Trump Ended Or Revived Neoliberalism? Auch das ist eine Auseinandersetzung mit den Zöllen, die anders als anderswo die Abkehr vom Freihandel nicht ohne Überlegung verteufelt, aber gleichzeitig auch nicht Trumps faschistischer Propaganda folgt und daher voller Kritik steckt.
How Fewer Foreign Passengers Flying To The US Holds Lessons For Analyzing Crime Data versucht, die Zahlen nicht politisch zu deuten. Bestätigt aber gerade dadurch ihre Wirkung. Die Feindseligkeit hat einen Effekt auf mögliche Touristen.
Donald Trump erlässt Dekret zur Umdeutung der US-Geschichte. Gleichschaltung.
‘An Overwhelmingly Negative And Demoralizing Force’: What It’s Like Working For A Company That’s Forcing AI On Its Developers. Davon habe ich im letzten Job Teilaspekte gespürt, nämlich das Unverständnis auf meiner Seite, wenn der Vorschlag kam Dinge mit einer LLM umzusetzen. Geringschätzung der eigenen Fähigkeiten trifft das in der nachträglichen Analyse sehr gut, und auch Verwunderung über die realitätsferne Überschätzung der Fähigkeit solcher Systeme.
Der DM-Chef fordert Karenztag wegen hoher Krankenstände: „Alles hat seinen Preis“. Leider ist das Originalinterview hinter einer Zahlschranke. Doch auch da ist die Einordnung im sichtbaren Teil entsprechend. Damit werde ich dm ab jetzt meiden.
Es sei Vielleicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Bloggen anzufangen. Möglich, aber ich sehe das anders. Sondern es ist immer ein guter Zeitpunkt, einen Blog anzufangen. Ich würde das ins Internet Schreiben auch nicht unbedingt so überhöhen wollen, es ist auch abseits politischer Gedanken einfach eine gute Praxis für einen selbst.
Die Suche nach einem wirklich praktischen Reisecomputer
Gelegentlich bin ich auf Reisen. Manchmal erreicht mich auf diesen Reisen Arbeit, zum Beispiel war kürzlich einer meiner Server neuzustarten. Oder im Dezember fragte ein Kunde eine Webseitenmodifikation an, als ich außer Lande war und aus guten Gründen sollte das nicht bis Januar warten. Gleichzeitig sind die Reisen nicht allzu häufig und daheim würde das Gerät kaum benutzt werden. Es braucht also nur etwas ausreichend gutes, was so leicht wie möglich und auch günstig sein sollte. Natürlich muss Linux drauf laufen.
Vor einer kurzen Weile war eine solche Reise länger und mit extrem wenig Vorlauf. Mein PineTab, das die Aufgabe bisher so halbwegs übernommen hatte, ging nach einem Update nicht mehr an. Ich kaufte auf die Schnelle ein gebrauchtes Surface Pro 3. Das PineTab funktioniert inzwischen wieder und das Surface Pro 3 war nicht verkehrt, aber beide sind keine idealen Optionen: Beim PineTab ist der Linuxsupport inzwischen richtig schlecht und ich sehe es nach dem Vorfall nicht mehr als verlässliche Option; das Surface Pro 3 war dann gar nicht so klein oder leicht, der Prozessor doch etwas alt (wenn auch viel stärker als der des PineTab) und sowieso fand es in der Familie einen besseren Einsatzzweck.
Ich freute mich zuerst darauf eine Alternative zu wählen, aber fand dann lange nichts wirklich überzeugendes.
Anforderungen
Nochmal in kurz meine Anforderungen:
- Klein und leicht (unter den 12" und 1,3 kg [Transportgewicht samt Tastatur und Ladegerät] des Surface Pro 3)
- Linuxsupport
- Guter Bildschirm und angenehme Tastatur
- Ausreichend Leistung um Full-HD-Videos auf Youtube zu schauen – wenn das Gerät schon dabei ist soll es auch zum zurückzuziehen taugen. Außerdem reicht es dann auch für viele Programmierarbeiten.
- Angemessen günstig für die geplante seltene Nutzung
Da sollte sich doch etwas finden lassen.
Geräte
Im Folgenden meine gesammelte Liste an Optionen.
Alte Netbooks
Ziemlich früh dachte ich an ein altes Netbook. War doch der ganze Daseinszweck der verstorbenen Gerätekategorie, kleine Reisebegleiter zu sein.
Diese Option überhaupt in Betracht gezogen zu haben verrät kundigeren Lesern wahrscheinlich, dass ich nie ein Netbook besaß. Ein Blick in die Reviews von damals machte nämlich sehr schnell klar, warum die heute keine Option sind. Sie hatten alle TN-Panel und damit sehr schlechte Blickwinkelstabilität, der Atom-Prozessor der ersten Netbookgeneration war furchtbar schwach und wurden nur noch von dem Nachfolgeprozessor getoppt, dem Atom N550, bei dem Intel den Videodekodierer eingespart hatte. Laut Reviews konnte man froh sein, wenn Youtube mit 480p funktionierte. Dazu kommt, dass die Geräte heute wie ziemliche Klötze wirkten – und tatsächlich wiegt der Eee 701, ähnlich dem oben abgebildeten, laut diesem Datenblatt 1 kg (+ 200g Ladegerät). Das macht dann auch die Suche nach den besseren Alternativen mit den stärkeren AMD-Prozessoren müßig.
Chinesische Minilaptops
Stellt sich jedoch raus, dass die Netbooks als Produktkategorie gar nicht tot sind. Sondern es gibt eine Reihe von zumeist chinesischen Herstellern, die moderne Varianten produzieren. Ich sehe da zwei Linien, einmal teure Spezialgeräte, dann günstige Abwandlungen bzw Aliexpressvarianten.
So stellt GDP eine Reihe von kleinen Geräten her. Der GDP Micro PC ist dabei mit einem Startpreis von $450 der günstigste, hat aber auch nur einen Celeron N4120 und der Bildschirm misst sehr kleine 6". Es folgen GPD Pocket 3 und 4, beide mit einem drehbaren Bildschirm, wobei der 3er günstiger mit schwachen Pentiumprozessoren zu haben ist und der 4er tolle AMD-Prozessoren hat. Die Bildschirme sind da 8" und 8,8" groß, was praxistauglicher sein dürfte. Neu ist der GDP Duo mit einem verrückten doppelten Bildschirm (ähnlich dem Lenovo Yoga Book 9i).
Das One-Netbook 5 von Onexplayer ist ein Gerät eines zweiten relativ teuren Anbieters, wobei da beachtenswerterweise das Minilaptop tatsächlich Netbook genannt wird. Die hier genutzte Hardware wirkt auf dem Papier sehr gut. Entsprechend ist aber eben auch der Preis, wobei das Gerät zumindest im verlinkten Shop gar nicht verfügbar ist.
Günstiger sind die Geräte (Kopien?) von Topton, deren Bezugsquelle wohl Aliexpress ist. Das Topton L4 sieht aus wie ein Minithinkpad, 7" großer Bildschirm, Intel Celeron N4000. Größer mit einem 8"-Bildschirm und mit einem Pentium N100 stärker dürfte der Topton P8 sein, dessen drehbarer Bildschirm klar an das GDP Pocket erinnert.
Beide werden scheinbar baugleich unter anderen Namen verkauft, z.B. gibt es ein Reviews eines Meenhong P8 bei Techradar. Topton könnte die Quelle dafür sein, zumindest bieten sie das Produzieren unter fremden Logo für andere Firmen auf ihrer Webseite an.
Attraktiver und mit mehr positiven Reviews ist jedoch das Chuwi Minbook X. 10,51", je nach Variante Pentium N100 oder N150. Das sieht einfach wie ein brauchbares kleines Laptop aus, mit Metallgehäuse und laut Berichten gutem Display sogar.
Problem bei all diesen Optionen ist der Linuxsupport. Selbst bei den teuren GDP-Geräten finden sich schnell Problemberichte. Das sieht bei Topton kaum besser aus, dort wird Linuxsupport sogar aktiv ausgeschlossen. Zum Minibook X finden sich teils positive Berichte mit neuen Kernels, teils werden schwierigen Probleme geschildert. Ein Forenthread im Herstellerforum ist dabei erhellend, demnach wird Linuxsupport von den Entwicklern schlicht nicht berücksichtigt. Da es verschiedene Revisionen gibt wäre ein Kauf für Linux also ein pures Glücksspiel. Ansonsten klingt das Minibook X perfekt, auch wenn der N100/N150 nicht der stärkste Prozessor ist.
Für Windowsnutzer dürfte das Netbook aber auf jeden Fall interessant sein.
Thinkpad X1 Nano
Das kleine Thinkpad klang ebenfalls interessant, wobei 13" etwas größer als ursprünglich geplant ist. Nur USB-C zu haben ist aber nicht ideal. Der Gewichtsvorteil zu besser ausgestatteten Laptops ist mit 907g (Gen 1), ~970g (Gen 2) bzw 989g (Gen 3) auch gar nicht so groß, das Netzteil käme ja noch dazu. 13" ist eben nur ein kleines Laptop, kein Netbook.
Dazu passt, dass das X1 Nano im Lenovosortiment vom X1 Carbon Gen 13 abgelöst wurde, einem 14"-er. Mit mehr Anschlüssen und immerhin auch einem Startgewicht von nur 986g, aber eben weit weg von der Idee eines Netbooks da zwar leicht, aber nicht klein.
Für mich so oder so keine Option da selbst gebraucht viel zu teuer, außerdem hierzulande recht selten.
Panasonic Let's Note
Der Blick auf nur leicht geschrumpfte Laptops führt zur Frage, ob es sowas nicht auch in günstiger gibt. Und tatsächlich: Mit Panasonics Let's-Note-Reihe scheint da etwas bereitzustehen. Das ältere CF-SZ6 zum Beispiel wiegt laut diesem Review zwischen 850g und 1150g, bei einer Bildschirmgröße von 12,1". Das höhere Gewicht wäre mit einem DVD-Brenner und größerem Akku. Das ist für ein gar nicht so kleines Laptop ziemlich gut – und der Gegensatz hier zur relativen Masse der alten Netbooks liege an den modernen Fertigungsmethoden, las ich ich irgendwo. Der Preis für gebrauchte Geräte als Import aus Japan ist mit etwa 100€ sehr attraktiv.
Als in Europa und den USA weitgehend unbekannte Produktlinie ist sie aber schwer einzuschätzen. Taugt das runde Touchpad, ist das Tastaturlayout nah genug an QWERTY, wie ist der Linuxsupport, fänden sich Ersatzakkus und Ladegeräte, was sind die Fallstricke einzelner Modelle? Verwirrend auch, dass über dem Teich ähnliche Geräte als Toughbook vermarktet wurden. Es fehlt daher völlig die Marktübersicht, um attraktive Modelle zu erkennen – so scheint das im verlinkten Review erwähnte CF-SV8 zu momentanen Ebaypreisen direkt attraktiver, da nur ein bisschen teurer bei deutlich stärkerem Prozessor. Aber das könnte täuschen.
Microsoft Surface Pro/Go
Wieder ein Surface zu nehmen ist bei der Größe und Gewicht des Panasonic auch kein absurder Gedanke. Sie waren zudem weit genug verbreitet um wieder eines gebraucht zu finden, ganz ohne Import. Statt einem Surface Pro gibt es mit dem Surface Go auch noch kleinere und günstigere Alternativen - immerhin empfand ich das Pro 3 ja als eher zu groß und schwer.
Aber andererseits sind die Go-Varianten spürbar schlechter ausgestattet. Und das neue Surface Go 4 wurde dann als Businessmodell vermarktet, durchaus verwirrend. Schwachpunkt ist auch der Linuxsupport, denn in der Hinsicht war mein altes Surface Pro 3 ein Glücksfall, spätere Modelle brauchen generell einen angepassten Kernel und manchmal weitere Modifikationen um unter Linux gut zu funktionieren. Gesammelt werden die zwar von Linux Surface, für eine Bastellösung sind die Geräte aber in meinen Augen meist etwas teuer.
Ich fand es insgesamt schwer, unter Berücksichtigung all dessen und den Gebrauchtpreisen ein passendes Surfacemodell zu identifizieren.
ClockworkPi uConsole, DevTerm
Fangen wir an, bewährte Ansätze für den Linuxsupport zu tauschen. Denn genau so würde ich die uConsole einschätzen. Sie ist mit einem 5"-Bildschirm winzig, sieht dabei aber nett und spaßig aus. Betrieben wird sie von einem RaspberryPi-CM4-Modul, ausverkauft ist die A-06-Alternative mit einem stärkeren, aber weniger gut von Linux unterstütztem Chip. Der RaspberryPi 4 ist für einen Linuxdesktop nicht die stärkste Option, wenn auch wohl erträglich. Besser wäre der Raspberry 5 und tatsächlich, das Upgrade sei möglich.
Wesentlich größer ist das DevTerm. 6,8" klingt erstmal nicht viel größer, aber wenn ich das richtig sehe ist der Bildschirm als Ultrawide nochmal breiter. Das dürfte die mitgewachsene Tastatur praxistauglicher machen. Mir ist unklar, was ich mit dem Thermodrucker anfangen könnte, aber hey, macht das Gerät eben nochmal spezieller.
Verlockend und bezahlbar. Die uConsole würde wohl den SSH-Anwendungsfall und ähnliches, aber kaum die Anforderung "angenehme Tastatur" abdecken. Das DevTerm täte das vielleicht etwas mehr. Doch es scheint wie eine sehr bastelige Lösung, der schmale Bildschirm wenig praxistauglich, verkompliziert nochmal mehr durch das für eine ideale Konfiguration zu stemmende Upgrade auf das CM5 (das auch gar nicht so günstig ist). Wofür im Shop sowieso kein passende Leermodell verfügbar ist, nur das mit dem dann unnötigem CM4 ist auf Lager.
PineTab 2
Das PineTab 2 wäre verfügbar. Und wenn das erste PineTab zwischenzeitlich schon fast ausreichte, dürfte die bessere Hardware und der laut Berichten derzeit viel bessere Linuxsupport des Nachfolgers wohl taugen. 10,1", 990g (mit Tastatur) passt auch durchaus ins Schema.
Aber angesichts der bescheidenen Qualität des Vorgängers bin ich nicht gewillt, 395€ hierfür auszugeben. Erst recht nicht, wenn immer noch eine Warnung bezüglich der Praxistauglichkeit im Shop angebracht ist. Ich bin geneigt diese Warnungen ernster zu nehmen als damals – wobei ich damals auch das Projekt unterstützten wollte, was ich jetzt nicht nochmal wiederholen muss.
Pilet
Genauso könnte der Pilet unterstützt werden. Der ist ein modularer Minicomputer und basiert auf dem Raspberry 5. Bzw soll es einer werden, noch ist es ein Kickstarterprojekt. Also keine derzeit greifbare Lösung. Mit 5" auch sehr klein, das wäre wie die uConsole oben höchstens eine Teillösung. Vielleicht passt die 7"-Variante besser, aber die angeflatschte Tastatur scheint mir da nicht größer zu werden, letztendlich also wahrscheinlich ebenso beschränkt.
Mecha Comet
Ähnliches gilt für den Mecha Comet. Auch das ist noch nicht fertig, genauso wäre die gezeigte kleine Tastatur einschränkend. Ein 3,4"-Bildschirm ist noch dazu besonders klein. Ein spannendes Projekt an sich, aber deckt die Anforderung "angenehme Tastatur" keinesfalls ab.
Macbook (Air 11")
Und schließlich als Nachgedanke eine für andere wahrscheinlich naheliegende Lösung. Apple hatte ein Macbook Air mit einem 11"-Bildschirm auf dem Markt. Wäre das nicht eine günstig gebraucht kaufbare und gute Lösung?
Ich habe es tatsächlich einen Moment in Betracht gezogen, aber ein paar Gegenargumente gefunden. So hatte das alte Air einen ziemlich großen Rahmen, wodurch es laut seinen Spezifikationen kaum kleiner/leichter als das aktuelle MacBook Air 13 ist und sogar größer und schwerer als das Macbook 12 Retina von 2017. Letzteres ist relativ gut auf Kleinanzeigen etc zu finden. Also landet man eher da, 12", 920g, ähnlich einem Microsoft Surface Pro.
Das Macbook läuft aber auch in das gleiche Problem: Unklarer Linuxsupport. Manchen Berichten zufolge ginge alles, andere beschreiben störende Probleme. Die Alternative MacOS ist für mich relativ unbenutzbar, freiwillig zumindest tue ich mir das nicht an. Dazu kommt die absurd minimale Ausstattung von einmal USB-C und einem Kopfhöreranschluss, also liefe nichtmal meine reguläre Reisemaus ohne einen dann das Ladegerät blockierenden Adapter.
Da gäbe es wahrscheinlich eher im Windowsbereich einen der Konkurrenten von damals für günstig zu schießen, z.B. das im Test des Vorjahresmodell erwähnte HP Spectre 13.
Das hätte zwar auch nur USB-C, aber wenigstens dreimal. Wobei es verschiedene Jahresmodelle des Spectre 13 gab. Die aber alle nur selten gebraucht zu haben sind, die x360-Variante sieht man eher mal.
Zusatzerwähnungen
Kurz berücksichtigt, dann jeweils aussortiert:
7", freie Hardware und hübsch, aber sehr teuer und mit 1,1 kg für die Größe zu schwer.
12,5", freie Hardware und wieder sehr hübsch, aber ebenfalls teuer und mit 1,6 kg noch schwerer. Außerdem angekündigt erst für den Dezember.
Total passend, dass Framework genau jetzt einen 12"er rausbringen will. Ich denke wenn der Artikel eines zeigt, dann dass für kleinere Laptops eine Marktlücke bestehen könnte. Aber gerade erste angekündigt, Gewicht und Preis unbekannt, als neue Hardware sicher als reiner Reisebegleiter zu viel.
Die einfachste Lösung wäre, ein möglichst leichtes 13"- oder 14"-Laptop (je nach Generation) vom Gebrauchtmarkt zu fischen. Und alle erwähnten Laptoplösungen sind da auch nicht weit von weg, nur meist etwas kleiner und etwas unter statt etwas über der 1-Kilo-Grenze.
Aber ich war anfangs schlicht überrascht, dass meine Vorstellung eines Gerätes mit geringeren Dimensionen als dem Surface Pro 3 nicht unkompliziert bedient wurde, zumindest nicht mit Linuxunterstützung als Anforderung. Deswegen weitete ich die Recherche aus und wollte sie dann auch bald für den Blog möglichst komplettieren. Bot sich auch an, weil es einmal nicht eilte.
Habe ich dabei Optionen übersehen, vielleicht sogar offensichtliche? Dann würde ich mich über Hinweise in den Kommentaren freuen. Und welche Lösung für Reisen benutzt ihr?
Linksammlung 14/2025
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Die Switch 2 kommt am 5.6.25 für 469,99€, 4K-HDR-TV-Modus, 1080@120fps. Ich bin gespannt wie sich die fähigere, aber auch teurere neue Nintendokonsole schlagen wird.
Die Teilsperrung der A100 führt Berlin Verkehrsverdunstung vor. Weniger Straßen bewirken primär nicht Stau, sondern weniger Verkehr.
Gericht schließt Marine Le Pen von nächster Präsidentschaftswahl aus. Wird sich der – meines Wissen durch nichts belegte – Slogan bewahrheiten, dass man die Nazis nicht mit juristischen Mitteln besiegen könne? Oder wurde Frankreich gerade von dieser Plage befreit?
In den USA gibt es bald Zölle von 20 Prozent für Importe aus der EU. Wie arg werden die Folgen hierzulande zu spüren sein? Oder macht das Abschotten nur die USA kaputt? Gelingt es gar, durch die Zölle Industrie zur Produktion vor Ort zu bewegen? Selbst wenn, der Preis dürfte durch den brachialen Ansatz zu hoch sein.
Nuking the Corporate Web's Web-Scraping Robots mittels IP-Blocklisten. Um reguläre Nutzer nicht aus Versehen völlig auszusperren gibt es eine Robotertestfrage, was bei richtiger Antwort die IP des Besuchers freischaltet. Klingt wie ein geschickter Ansatz.
Automattic scheint von Mullenwegs Eskapaden bitter getroffen worden zu sein und verschickte jetzt ein Restructuring Announcement. Demnach werden 16% der Angestellten entlassen. Trotz angeblich sowieso steigendem Umsatz (allerdings Umsatz, von Gewinn ist keine Rede).
The Atrocious State Of Binary Compatibility on Linux and How To Address It. Der Vorschlag ist, alles außer libc (bzw etwaige andere Systemlibraries) statisch einzukompilieren, für libc stattdessen auf eine möglichst alte Version zurückzugreifen. Ich frage mich ob der Ansatz für Simdock funktionieren würde, als Alternative zum AppImage.
Im Mai beginnen die Blogwochen. Wahrscheinlich werde auch ich zu ein oder zwei der Themen zum jeweiligen Zieltermin einen Artikel veröffentlichen.
Mein liebster Pullrequest…
…gefällt mir erstmal nicht wegen seiner Funktionalität, sondern wegen einer solchen Zusammenfassung:
Das sind die hinzugefügten und entfernten Codezeilen, es wurde also viel mehr Code gelöscht als hinzugefügt. Was die Zusammenfassung nicht verrät: In diesem Fall wurde nichtmal Funktionalität entfernt!
Die Statistik ist aus diesem PR, ein Update für das altehrwürdige Usergallery-Plugin für die Blogsoftware Serendipity. Betonung liegt dabei auf alt, der PR entfernt unter anderem einen Sonderfall für die Nutzung unter PHP 4 (offizielles Supportende: 2008). Das war aber nicht die große Codeeinsparung, sondern die stammt aus der Entfernung einer gebündelten Library namens JPEG_TOOLKIT zum Auslesen von Exif-Tags. Die konnte mit einer Funktion aus Serendipitys Kern ersetzt werden, serendipity_getMetaData
, die wiederum auf normalerweise einkompilierte PHP-Funktionen wie iptcparse
und exif_read_data
zurückgreift.
Völlig ohne sichtbare Änderung ging das zwar nicht, serendipity_getMetaData
gibt eine leicht andere Auswahl an Metadaten zurück. Und die Keys des zurückgegebenen Arrays sind auch teilweise anders, wodurch die Konfiguration zurückgesetzt werden musste (was ein paar der neuen Codezeilen erkennen und umsetzen). Doch das war es in meinen Augen definitiv wert, vor allem wenn man bedenkt, dass das JPEG_TOOLKIT unter PHP 8 (und möglicherweise auch früheren Versionen) nicht nur nicht funktionierte, sondern sogar kritische Fehler warf. Das halte ich auch meinem Gedanken entgegen, dass gebündelter Code nicht wirklich zählt: Oft stimmt das, wird er doch in einem anderen Projekt gepflegt. Aber hier wäre der Code von uns zu pflegen gewesen, da das Ursprungsprojekt nicht mehr aktiv zu sein scheint. Für mich zählt es dann doch.
Ich sehe sowas als Paradebeispiel für einen PR, wie ich ihn bei der Wartung im Idealfall anstreben will: Viel Code wurde entfernt, die Funktionalität dabei bewahrt. Diese Sichtweise sollte universell sein und kommt mir beim Aufschreiben trivial vor, aber man darf nicht vergessen: Das ist sie nicht. Berichte über Manager, die Entwickler nach Codezeilen bewerten wollen, findet man immer noch immer wieder. Insbesondere, wenn wie bei der Überarbeitung des Bayesplugins sogar Funktionalität entfernt wird – zugunsten simpleren und wartbaren Code sowie einer klareren Bedienung – ist Verständnis nicht gesetzt. Und es ist ja auch eine Besonderheit der Programmierung, dass ein scheinbar geringeres Arbeitsergebnis letztendlich besser sein kann.
Der PR oben ist übrigens nur als Beispiel gemeint für diese Art von Codeänderungen, er ist nicht direkt mein Favorit. Ich erinnere mich an andere, bei denen ich an die hunderttausend Codezeilen entfernen konnte. Leider war das in einem privaten Repository.