In der "guten alten Zeit" war ubuntuusers softwaretechnisch eine Frickellösung. PhpBB verbunden mit MoinMoin skalierte nicht mit dem Anstieg der Besucherzahlen, vor allem wohl MoinMoin nicht, sodass bei wirklich jedem Release einer neuen Ubuntuversion das Portal zusammenbrach. Danach konnte man den Kalender stellen, wir versuchten z.B. mit einem statischen Wiki gegenzusteuern. Aber: UbuntuUsers verwendete freie Software, wie es sich für ein Forum gehört, das freie Software doch unterstützen will.
Weg zu Inyoka
In den internen Teamdebatten kam dann immer wieder "Mit pocoo wird alles besser". Nur dieses pocoo, das kam nie. Irgendwann "musste" das Webteam dann zugeben, dass Pocoo nichts werden wird. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details, aber an dieses "Na toll" in meinem Kopf.
Entsprechend wichtig war uns die Planung der Zukunft. Es gab da zwei relevante Vorschläge, die sich in meiner Erinnerung gehalten haben:
- Umstieg auf vbulletin, wie es bei ubuntuforums.org genutzt wurde
- Weiterentwicklung der bestehenden Frickellösung bzw Aktualisierung der Grundkomponenten auf die aktuellen Versionen
Beides nicht attraktiv:
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vBulletin würde trotzdem zu einem zusammengestückelten Portal führen, schon durch das Wiki, und vor allem war es unfrei und damit für viele Teammitglieder keine Option.
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Die Weiterentwicklung der bestehenden Lösung war schwierig, schon weil so viele Modifikationen hätten übertragen werden müssen. Das Webteam wollte das nicht.
Entsprechend groß war die Zustimmung, als dann Inyoka aus dem Hut gezaubert wurde. Eine komplett für ubuntuusers maßgeschneiderte Lösung, frei, diesmal wirklich kommend weil man aus pocoo gelernt habe. Das hätte wirklich alle Probleme lösen können, und tatsächlich hat Inyoka sich bei den letzten Releases auch bewährt - das Portal stand.
Inyoka mit Nebenwirkung
Jedoch führte Inyoka zu Problemen, die für mich vorher nicht abzusehen waren. Man muss sich klarmachen: ubuntuusers wird nicht von einem Team geführt. Es wird, bzw wurde, von einem Team geführt, das in Unterteams unterteilt ist. Jedes Team hat eigene Leiter, ein eigenes Gebiet, eigene Entscheidungskompetenzen.
Das Webteam hatte bei der technischen Detailumsetzung natürlich freie Hand, war ansonsten aber nur an den Teamabstimmungen beteiligt.
Inyoka änderte diese Aufteilung fundamental, indem das Webteam durch die Entwicklung der Plattform ubuntuusers in Bereichen steuerte, die vorher nicht ihr Gebiet waren. Zwei Beispiele aus meiner Erinnerung, es gibt sicher noch mehr:
- Ikhayas Kommentare. Für die Diskussionen im Ikhayaartikel wurde früher nur das Forum genutzt. Das hatte den Vorteil, dass Leute die auf ubuntuusers lebten auch die Artikel mitbekamen, denn wir besuchten selten die Startseite, sondern oftmals direkt das Forum. Das Ikhaya-Team entschied sich, das so zu lassen - als Inyoka dann soweit war, war auf einmal ein Kommentarbereich ohne Forumsanbindung unter den Artikeln, weil das so sauberer sei.
- Die Zeilenumbruchgeschichte. Einzelnen Mitgliedern des Webteams war aufgrund der Codequalität ("br nutzt man nicht") und der Unangemessenheit manueller Zeilenumbrüche es ein Dorn im Auge, dass ein einzelnes Enter den Text umbrach. Mir als Supporterteamleiter war es wichtiger, dass Anfänger ihr Problem schildern können, ohne durch sonst nirgends auffindbarem Verhaltens, des Ignorierens einzelner Enter, irritiert zu werden - ein Verhalten, das ich erst durch den Testlauf bemerkte, weil es nirgends angekündigt und nicht abgesprochen war. Ich protestierte heftigst, drohte mit meinem Austritt wenn der Support so behindert werden würde - und die Projektleitung stellte sich nach einer Unterredung hinter das Webteam. Ich ging.
Das perfide daran war, dass behauptet wurde, dass es technisch nicht anders ginge. Zum einen unterstütze der Parser das nicht und man könne Umbrüche nicht ohne br machen, und brs seien böse. Ersteres ist technisch absurd, weil man natürlich in einen Parser die Regel einbauen kann, dass ein einzelnes \
zum Umbruch wird - und das zweite Argument habe ich mit nl2p selbst widerlegt. Als ich letzteres dem Webteam zeigte, kam eine Antwort, in der "da gibt es aber noch Probleme" stand und auf meine Bitte, die mir zu zeigen (immerhin setze ich das Plugin in serendipity ein und betrachte mich als sein Betreuer) dann nichts mehr.
Damals wurde noch behauptet, dass man später einen zusätzlichen Editor schreiben würde und damit das Thema lösen könne. Der kam natürlich nie.
Unter diesem Hintergrund ist es blanker Hohn, wenn nun mal wieder angekündigt wird, Inyoka eben nicht zur freien Software zu machen. Dass Inyoka freie Software würde war wesentlicher Bestandteil der Entscheidung für diesen Weg. Immerhin war ubuntuusers ein freies Supportforum für eine Linuxdistribution, diese Abgrenzung zu ubuntu-forum.de war uns auch immer wichtig. Nun ist ubuntuusers selbst so proprietär und unfrei, wie es nie werden wollte und wogegen die Plattform als Ganzes eigentlich ankämpft.
Eine Offenlegung von Software ist im Gegensatz zu dem, was das Webteam behauptet, nicht mit Arbeit verbunden. Es ist Unmengen an Arbeit, wenn man es richtig machen will. Will man aber einfach nur eine freie Lizenz wahren, den Code frei stellen, reicht es, den Code online zu stellen. Kein Projekt ist verpflichtet, seine interne Struktur offenzulegen oder Hilfe von außen zu akzeptieren - aber eine Offenlegung des Codes schafft die Möglichkeit, trotzdem Hilfe zu bekommen, oder einen Fork oder eine Community, die versucht das Drumrum zu organisieren. Die Arbeit drumrum ist eine Möglichkeit, keine Pflicht, und die Freiheit des Codes ist Wert allein.
Natürlich weiß ich nicht, wie derzeit intern entschieden wird, ob die Machtstrukturen wieder richtig verteilt sind. Aber wenn das Webteam immer noch so in die Themengebiete anderer Teams eingreifen kann, dann wäre nur die Offenlegung der Software ein Weg gewesen, diese Machtverteilung zu korrigieren. Und dann wären Teammitglieder, die damals noch z.B. für den Zeilenumbruch per einzelnem Enter waren und inzwischen die Teammeinung vehement vertreten, mich wahrscheinlich als Störer betrachten, nicht etwa wankelmütig - sondern Opfer des Stockholm-Syndroms.
behind.ubuntuusers.de am : PingBack
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