Und trickst dabei.
Nachdem die Werbung im Unity-Dash doch einige Reaktionen ausgelöst hat, versucht Canoncial sich nun an einer vermeintlich harmloseren Einnahmequelle, die in der Diskussion auch desöfteren vorgeschlagen wurde: Einem einfachen Weg zu spenden. Dass ich das wieder nicht gelungen finde zeigt, in was für einer schweren Position Canonical ist.
Der Spendenaufruf ist nicht einfach prominent auf der Homepage untergebracht oder in Ubuntu selbst integriert, sondern in den Download-Ablauf integriert. Ich zeige das mal:
Zwischengeschaltet ist also diese Paypal-Spendenseite, deren Betrag (aber nur über die einzelnen Slider) selbst gewählt werden kann. Und diese Seite muss kritisiert werden. Denn naturgemäß ist sie darauf ausgelegt, den Besucher zum Spenden zu verleiten, aber bedient sich dabei einiger Tricks, die im Ubuntu-Umfeld meiner Meinung nach unangemessen sind.
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Der Text dieser Seite wirkt erstmal völlig ok. "Pay what you think it's worth" enthält die Möglichkeit, dass man nicht bezahlen muss. Aber es macht es nicht völlig klar, es ist kein "Want to pay us something?". Die Intention der Headline ist "zahle etwas und variiere die Höhe" und nimmt damit den ersten Schritt "zahle überhaupt etwas" vorweg, der bei freier und kostenloser Software eigentlich der wichtigste ist.

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Dann die beiden Buttons unten. Wobei, eigentlich sind es eben nicht zwei. Nur der Paypal-Link ist als Button gestaltet und ist noch dazu auf der üblichen Position zum Vorwärts-Klicken eines Dialogs, rechts unten. Es ist aus beiden Gründen, Position wie Gestaltung, für jeden Nutzer viel natürlicher, den Paypal-Button zu drücken und damit zu spenden. Der "Not now, take me to the download"-Link ist dagegen wesentlich weniger prominent als Link gestaltet und nicht als Button, ist auf der Position des "Zurück" oder "Abbrechen" links unten. Und er ist nicht umsonst mit einem so langen Linktext versehen. Jeden Nutzer wird es bewusste Aufmerksamkeit kosten, diesen Link statt des Paypal-Buttons zu drücken.

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Dazu kommt das Spenden-Widget selbst. Beim Humble-Bundle, auf das Jono als Vorbild verweist, gibt man eine Höhe an und verteilt diesen Betrag dann auf die einzelnen Bereiche. Hier ist es anders. Der Nutzer verteilt Geld auf die einzelnen Bereiche und das Widget zeigt dann unten den Gesamtbetrag an, der nicht alleine editierbar ist. Ich vermute, dass so wesentlich schneller höhere Beträge zusammenkommen, weil die Ziele alle unterstützenswert erscheinen und dann die vielen kleinen Einzelspenden sich aufsummieren. Das ist einfach zu testen und genau das wird Canonical gemacht haben. Fies ist, dass der Spendenbetrag unten so aussieht als wäre er in einem editierbaren Textfeld, dabei ist es ein per CSS umgestaltetes <p>-Tag. So wird dem Nutzer Kontrolle vorgegaukelt die er nicht hat.
In die gleiche Kerbe schlägt der Fakt, dass keine Centbeträge bei einzelnen Bereichen möglich sind, wie das beim Humble-Bundle wegen der relativen Verteilung bei editierbaren absoluten Betrag dauernd vorkommt.

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Dass die Slider bei 2$ beim Laden der Seite stehen, so also 16$ vorgeschlagen werden und trotzdem jeder einzelne Slider fast ganz links ist, dass Maximum liegt bei 125$ pro Slider, ist ein Gestaltungsmittel, um Spendenbeträge möglichst klein erscheinen zu lassen. Und das, obwohl 16$ für ein kostenloses Produkt eine sehr hohe Spende sind.

Es gibt für solche Gestaltungstricks den Begriff "Dark UI Patterns", in diesem Artikel schön erklärt. Diese Spendenseite liegt meiner Meinung nach in einem Graubereich zwischen einer validen Spendenseite mit dem notwendigen Überzeugungsversuch, der scheinbar für die weitere Existenz Canonicals notwendig ist, und einer bewussten Benutzertäuschung. Das könnte man vielen Projekten verzeihen, bei Ubuntu mit dem ganzen Menschlichkeits-Motto finde ich es äußerst unpassend.
onli blogging am : Caching für s9y
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