Zeiten, in denen Wahlversprechen nichts gelten, sind Zeiten, in denen die Demokratie stirbt.
Gegen Schwarz-Gelb! Damit hat nicht nur Matschies SPD in Thüringen Wahlkampf betrieben, sondern auch die Grünen im Saarland. Wenn man mit solchen Parolen Wahlkampf macht, schließt man eine Koalition aus. Man gibt sein Wort, dass eine Stimme für diese Partei bedeutet, dass die Feindbilder nicht an die Macht kommen, damit sie ihr Programm nicht umsetzen können.
Dieses Versprechen wurde gebrochen. Mehrfach. Die SPD in Thüringen will mit der CDU koalieren, die Grünen im Saarland wollen Jamaika, also Schwarz-Gelb stützen. Damit ist klar: Eine Stimme für die Grünen ist eine Stimme für Schwarz-Gelb. Das ist nicht Lafontaines Schuld, wie es nun allzu gerne und in alter Tradition heißt, der doch nur zu seinem Wort und seinem Wahlerfolg steht, und damit all die anderen deklassiert. Denn mit ihm hätten die Grünen im Saarland ihre Politik umsetzen können - und darauf kommt es an, nicht auf persönliche Abneigungen.
"Es ist vor allem wichtig, dass wieder Menschen in die Politik kommen, die zu ihrem Wort stehen". Deutlich ist es mir in Erinnerung, wie auf einer Wahlkampfveranstaltung ein älterer Mann mir erklärte, worauf wir achten sollen, wenn wir in die Politik gehen. Ihm waren nicht die Inhalte das wichtigste, sonst hätte er mit uns nichtmal geredet, sondern Vertrauen, dass er zu den Menschen fassen kann, denen er seine Stimme geben soll. Damit sie nachher auch wirklich das tun, was sie vorher sagen. So, wie es in einer parlamentarischen Demokratie eben notwendig ist, weil nach der Wahl keine direkte Kontrolle erfolgen kann. In uns jungen Spunden sah er noch eine Chance, dass diese Hoffnung von uns irgendwann erfüllt wird. Was soll dieser Mann nun machen, wo in letzter Zeit doch immer wieder klar wird, dass es solche Menschen in der Politik kaum gibt?
Er wird links wählen, wenn er noch ein bisschen Hoffnung hat - oder gar nicht.