Utes netten Beitrag über Twitter bzw. Identi.ca und dem Nutzen, den sie daraus zieht, möchte ich für eine Feststellung nutzen: Twitter ist hierzulande nicht im Mainstream angekommen.
Dazu gehört mehr als auf jedem Web 2.0-Blog erwähnt zu werden. Mainstream würde bedeuten, dass ein großer Teil der Bevölkerung den Dienst kennt und ein breiter Teil ihn nutzt. Von breiter Nutzung kann bei ~50.000 Nutzern in Deutschland keine Rede sein. 2008 waren noch 75% der Befragten der Dienst und Alternativen unbekannt, laut einer aktuellen Ruf-Studie kennen 90% der Jugendlichen Twitter nicht.
In unserer Gesellschaft treiben bei Modeangelegenheiten Jugendliche die Dinge voran. Wer die Mode des Sommers sehen will geht am besten im Frühling an eine weiterführende Schule und schaut, was die Teenies tragen. Was sie nicht tragen wird kaum breite Mode werden. Und Twitter wird von dieser Schicht sicher nicht getragen.
Und mal so ganz nebenbei: Ich glaube nicht, dass sich das groß ändert. Klar, berichten die Medien weiterhin so groß darüber wird der Bekanntheitsgrad steigen. Aber Twitter ist doch wirklich kein Dienst, der in irgendeiner Form Jugendliche anspricht.
Sich über Facebook vernetzen betont den sozialen Status und ermöglicht Kommunikation mit dem erweiterten Freundeskreis. Dagegen: Primär in 140 Zeichen zu berichten was man so treibt und Entdeckungen im Netz teilen muss nicht total uninteressant sein. Aber unter Jugendlichen heißt das doch nur, mit einem Selbstzweck Selbstdarstellung zu betreiben und Zeit vor dem PC zu verbringen, statt woanders zu sein.
Die Leute, die sich selbst darstellen, dürften kaum genug Zeit drinnen vor dem Computer verbringen (und wenn, dann bei sozialen Netzwerken) um einen solchen Dienst zu nutzen, sondern mit (coolen) Freunden irgendwas tun. Die Jugendlichen, die genug Zeit vor dem PC verbringen, dürften kaum die geborenen Selbstdarsteller sein und schon deshalb einen großen Bogen um solche Dienste machen. Und sowieso hat die Jugend doch schon seit Jahren ICQ für sich entdeckt. Wer sich per IM und sozialen Netzwerk mit seinen Freunden vernetzt, der braucht nicht noch zusätzlich zu twittern.
Natürlich sollte man sich bei sowas nie zu sicher sein. Durchaus möglich, dass dank irgendeiner Musikerin genug Jugendliche den Dienst für sich entdecken und etwas zweckentfremdet für sich nutzen. In der Folge könnte man dem Dienst nur wünschen, nicht ebenso abgelegt zu werden wie damals Fila - nur eine kurzlebige Mode zu sein ist keine langfristige Perspektive.
Alternativ ist es möglich, dass Twitter ohne Mode im Mainstream einen dann bleibenden Platz ergattert. Zeitungen existieren ja auch, ohne die Jugend anzusprechen. Dann müsste aber die ältere Generation den Dienst nutzen, was ich mir auch nicht vorstellen kann. Die wissen zum Großteil doch nichtmal, was ein Blog ist.
Ich vermute eher, dass Twitter bleiben wird was es ist: Eine Spielerei für die Bewohner des Internets und Ergänzung für Blogbetreiber.
onli blogging am : Werden die Bilder angezeigt?
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