LineageOS droht Wegfall von 51 Telefonen
Monday, 15. April 2024
Erst kürzlich hatte LineageOS 21 überraschend viele Geräte auf Android 14 ziehen können, doch bereits jetzt scheint die Unterstützung von vielen dieser Telefonen ungeplant wegzubrechen.
Schuld sei ein Android-Update, berichten Projektmitglieder im Lineage-Subreddit, nämlich QPR2. Diese Zwischenversion von Android 14 mit einigen neuen Funktionen ändert diesmal wohl auch gewaltig viel an der Hardwareunterstützung, entfernt alten Code, den die nun kaputten Lineage-Geräte noch benutzten. Nun muss das Projekt entscheiden wie damit umgegangen wird: Kann Code wieder eingebaut werden oder gibt es alternative Lösungen in Android, die doch funktionieren?
Was bei den betroffenen Geräten genau kaputt ist wurde nicht beschrieben. Erwähnt wurde aber RIL, eine Kompatibilitätsschicht für die Kommunikation mit dem Modem. Diese würde nun als Alternative für weggefallenen Code gebraucht. Das Problem scheint also mindestens die gesamten Telefoniefunktionen zu betreffen.
Unklar ist, ob bei einem Scheitern der Bemühungen um QPR2 die Telefone noch mit LineageOS 20 versorgt werden würden, also mit Android 13 samt Sicherheitsupdates. Das dürfte von den jeweiligen Maintainern abhängen. Für Nutzer wäre das leider sowieso nicht ideal, vor allem nicht wenn bereits LineageOS 21 installiert war: Ein Downgrade braucht normalerweise ein Löschen der Daten auf dem Gerät, bedeutet also viel Arbeit.
In der Zwischenzeit sind alle Updates gestoppt werden. Wer schonmal schauen will, ob das eigene Gerät mit relativer Sicherheit bald wieder welche bekommt, kann auf diese Liste schauen (oben im Screenshot). Die rechts grün markierten, wieder einkommentierten Codenamen (also ohne vorangestelltes #) dürften in den nächsten Tagen die neue Version ausgeliefert kriegen. Für die anderen sieht es bisher düster aus. Darunter auch mein eigenes LG G5 (als h850 in der Liste).
Linksammlung 15/2024
Friday, 12. April 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
ASUS refunds Zenfone buyer for failing to provide bootloader unlock tools as promised. Besser als das Bezahlen des Kaufpreises wäre das Einhalten der Versprechung und die Bereitstellung des Unlockers. So wird nur weiterhin unnötig Müll produziert.
Ich stolperte über bonk - X11 toolkit, ein Hilfsprogramm um Fenster auf dem Linuxdesktop zu manipulieren, unabhängig vom Fenstermanager. In diesen Möglichkeiten liegt die Stärke des X-Servers gegenüber Wayland, das dafür andere Vorteile hat.
Das Suse-Sicherheitsteam schrieb zum KDE6 release: D-Bus and Polkit Galore. Es geht um eine Reihe von D-Bus-Schnittstellen, die nach Auffassung der Sicherheitsexperten zu offen sind. Teils nachvollziehbar, sieht das ganze System für mich nicht richtig aus, nicht so, als seien die Sicherheitsziele erreichbar.
Als hilfreich empfand ich How to think about HTML responsive images. Gerade für Serendipity könnte der alternative Ansatz besser sein, Bilder stumpf als 1x, 2x, 3x (und 0.5x?) einzubinden, dazu lazyload
und sizes="auto"
zu setzen. Dann entfiele die Fisselarbeit mit der Breiteangabe. Aber ich finde nichts dazu, ob sizes="auto"
von Browsern unterstützt wird – was wohl einem "Nein" gleichkommt.
Ghostrunner
Monday, 8. April 2024
Ghostrunner ist kein einfaches Spiel, es ist kein erholsames Spiel. Es ist fordernd, schweißtreibend und mit unzähligen Bildschirmtoden gespickt. Aber wer eine Herausforderung sucht sollte sich diesen Titel näher ansehen.
Das Spiel als Ghostrunner
In der Introszene wird der Ghostrunner von einem Cyborgwesen mit Roboter-Oktopusarmen getötet, kurz darauf wacht er wieder auf. Der Ghostrunner, das ist ein mit einem Schwert und Spezialfähigkeiten bewaffneter Kämpfer, der an Wänden entlanglaufen, Abhänge herunterschlittern, gut springen und (in der Luft sogar kombiniert mit einem Zeitlupenmodus) ausweichen kann. Man steuert ihn in der Egoperspektive und versucht die Gegner auszuschalten, bevor sie einen selbst erwischen – und das ist leichter gesagt als getan. Denn schon die Anfangsfeinde zielen schnell und gut, mit einem Treffer ist der Ghostrunner tot. Aber genauso tötet auch er die Gegner mit einem Treffer.
Um Erfolg zu haben muss man geschickt durch die Level laufen. Meist geht es darum schnell zu sein, präzise zu springen, Schüssen mit Shift auszuweichen oder mit dem Schwert zu parieren und die Gegner zu erreichen. Die Kämpfe werden so mehr zu einer Art Puzzle. Andere Abschnitte sind reine Sprungpassagen, die kombinieren dann gerne Wandläufe mit Sprüngen. Bossgegner gibt es auch, sie sind alle tatsächlich besondere Herausforderungen.
Machbar ist das alles nur, weil ein Tod nicht schlimm ist. Stattdessen geht es zurück zum letzten Checkpunkt, der fast immer nur ein paar Sekunden vorher aktiviert wurde. So probiert man Abschnitte einfach immer wieder, bis entweder eine alternative Route oder das perfekte Timing die Stelle löst.
Manchmal ist die Lösung auch eine der Spezialfähigkeiten des Ghostrunners, die nach und nach im Spielverlauf dazukommen. So ist die erste ein Hastangriff, der mehrere Gegner auf einmal erledigen kann, sind sie hintereinander positioniert. An anderen Stellen gibt es Powerups, das erste davon beschleunigt den Ghostrunner so massiv, dass die Gegner in Zeitlupe weggefegt werden können. Sowas wird dann auch für manche der in den Leveln verteilten Rätseln benutzt. Dazu kommen Upgrades, die über ein Blocksystem kombiniert und problemlos umkonfiguriert werden können, sodass dann beispielweise zwei Ausweichbewegungen per Shift hintereinander möglich sind und Powerups länger halten.
Flow vs Schwierigkeit
Ich muss nochmal betonen wie schwer das Spiel ist. Ob Sprungpassagen, reguläre Gegner oder bei den Bossen, alle möglichen Situationen ließen mich zigfach ins Gras beißen. Pro Level dann gerne auch hundertfach, was eine Statistik am Ende auch noch anzeigt. Und gerade bei den Bossgegnern und einer Sprungpassage am Ende zweifelte ich mehrfach, ob ich das Spiel überhaupt würde beenden können. Das verlangte Timing ist härter als bei den schwierigeren Bossgegnern in Dark Souls, deutlich schwerer als bei dem bekannten Parkour-Spiel (und klarer Inspiration) Mirror's Edge. Mich aber packte dann der Ehrgeiz, das Spiel besiegen zu wollen, und schwierige Stellen irgendwann hinzukriegen ist ja auch belohnend. Und mit der tollen, treibenden Musik des Spiels im Ohr und den schnellen Sprüngen zum letzten Rücksetzpunkt entsteht schnell ein fesselnder Flow.
Mir half auch, dass die Story nicht daneben war. Sie erzählt von einem Machtkampf in einer dystopischen Welt und wird während dem Spiel durch drei mit dem Ghostrunner redenden Akteuren erzählt, jeweils gut vertont. Die Grafik ist noch dazu ansehnlich, auch wenn mein Magen mit den Cybervoid-Passagen mit ihren wabernden Texturen etwas zu kämpfen hatte.
Ghostrunner ist vom 11. bis zum 18. April kostenlos im Epic-Store zu haben. Es lief einwandfrei unter Wine 9.5, wie installiert und konfiguriert von Heroic.
Ich würde gerne behaupten, dass ich Spaß mit dem Spiel hatte, aber das trifft es nicht wirklich. Es hatte mich gepackt und ich konnte es respektieren, es ist insgesamt gut gemacht. Aber an einzelnen Stellen schlittert es nur haarscharf daran vorbei, durch einen zu hohen Schwierigkeitsgrad unspielbar zu werden – perfekt ausbalanciert ist es nicht, die Schwierigkeitsspitzen sind bei einem sowieso hohen Anspruch dann teils zu viel. Entsprechend muss ich dann auch die Empfehlung einschränken: Ich gebe eine, aber nur wenn man frustresistent an dieser Art von Spielen Spaß finden kann, an stark fordernden Reaktionstests, für mit Maus und Tastatur wirklich geübte Spieler.
Linksammlung 14/2024
Friday, 5. April 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Facebook spied on Snapchat users to get analytics about the competition, inklusive Umgehung der Verschlüsselung. Kriminell.
Inside the failed attempt to backdoor SSH globally — that got caught by chance beschreibt eine andere kriminelle Aktion, die Unterwanderung des xz-Projekts durch wahrscheinlich einen Geheimdienst.
Diese Attacke wird in Timeline of the xz open source attack gut zusammengefasst, mit vielen weiterführenden Links.
Und nun etwas nicht kriminelles, AMD ROCm Going Open-Source: Will Include Software Stack & Hardware Documentation. Wobei es nur um einen Teil der Plattform und Hardwaredokumentation geht, ganz öffnen wollen sie ihre bislang am Markt irrelevante Alternative zu Nvidias CUDA doch nicht. Trotzdem eine gute Entwicklung.
Auch nicht schlecht fand ich den Artikel zur Frage Wie steht es eigentlich um den Mate-Desktop? Desktopumgebungen außerhalb von Gnome und KDE kriegen ansonsten zu wenig Aufmerksamkeit.
Warum ich die Cannabis-Legalisierung begrüße – und kritisch sehe
Monday, 1. April 2024
Die Legalisierung ist natürlich sinnvoll, überfällig. Marihuana zu verbieten und harmlose Konsumenten in den Knast zu stecken war ein disqualifizierender staatlicher Übergriff – inszeniert von den gleichen Politikern, die sich im Bierzelt fröhlich mit ihren Wählern besaufen, deswegen auch noch heuchlerisch. Wie konnte man nur Gras juristisch verfolgen, aber das mindestens ebenso schädliche Alkohol in jedem Supermark regaleweise anbieten, Werbung dafür in jeder Werbepause zulassen?
Gleichzeitig ist die Legalisierung jetzt zu kurz gegriffen. Privater Anbau wird erlaubt, organisierter Anbau aber nur über gerade erfundene Cannabisvereine zugelassen, denen auch noch der Verkauf verboten. Während also weiterhin massenweise Gras auf dem Schwarzmarkt einfach zu erwerben sein wird, kommt legales Gras nur mit viel Aufwand in die Konsumentenhände, oder wahrscheinlicher eben: Gar nicht. Der jetzt legalisierte Drogenkonsum wird also weiterhin die Verbrecherbanden in Mexiko & Co finanzieren, sie dort ihre Terrorherrschaft weiter ausbauen.
Aber meine kritische Haltung zu dem Ganzen kommt noch mehr aus diesem Gedanken: Cannabis ist nicht harmlos. Ich habe einige Menschen kennengelernt, denen das Zeug stark geschadet hat. Den Schulkollegen, der sich in der Oberstufe an seine Mittelstufe kaum noch erinnern konnte, der sich generell sein Antriebs- und Erinnerungsvermögen so geschädigt hatte als sei er permanent bekifft. Und zweimal WG-Mitbewohner, die sich mit der Droge in ein passives Leben manövriert hatten, die antriebslos vor sich hin kifften und dadurch ihr Studium versauten. Einmal war das krimineller und unsympathischer, einmal war das tragischer, aber in beiden Fällen tat ihnen die Droge nicht gut.
Wäre es denen besser gegangen, wenn sie primär Alkohol getrunken hätten statt nur zusätzlich ein bisschen? Bestimmt nicht. Und rechtfertigte ihr scheiterndes Leben die staatlichen Repressalien aller Konsumenten? Nein. Aber trotzdem, auch wenn die Kriminalisierung vorher falsch war, ist die Legalisierung aus dieser Perspektive unangenehm, wurde da etwas legalisiert, was auch einige sehr gefährliche Seiten hat. Hoffentlich werden diese nun nicht gesellschaftlich ebenso ignoriert wie sie es beim Alkohol schon werden.