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Drei Monate mit dem LG G3 und LineageOS
Monday, 1. June 2020
Vor drei Monaten habe ich mir ein gebrauchtes LG G3 zugelegt und LineageOS 16.0 installiert. Auslöser war eine längere Überlegung, ob Linuxalternativen auf dem Telefon schon weit genug sind, welche Alternativen es zu Google-Android gibt. Letzten Endes erschien mir ein freies Android ohne Google-Apps als die derzeit beste Option. Ein OS-Update später ist genug Zeit verstrichen für ein Review: Wie bin ich damit bisher gefahren?
Die Hardware: Das G3
Ich bin zwiegespalten, ob meine Wahl die beste war. Das G3 ist ziemlich toll für sein Alter, hat aber auch einige Probleme, teilweise sind das Serienprobleme.
Positives
Es war eines der ersten Telefone mit einer 1440p-Auflösung. Zusammen mit den guten Farben und der Blickwinkelstabilität sieht das Bild gut und ziemlich modern aus. Bei günstigen oder älteren Telefonen ist der Bildschirm oft nicht okay, wirken die Farben matt oder sind Details pixelig.
Gut brauchbar ist auch die Kamera. Ich habe da jetzt einige Entwicklungen mitgemacht, von Telefonen ohne Kamera zu unbrauchbar kleinen Bildern, dann qualitativ schlechten, danach waren sie bei bestimmten Lichtverhältnissen und wenn der Zufallsgenerator wollte akzeptabel, zuletzt beim Wileyfox waren sie meist annehmbar. Aber die vom G3 sind gut. Die Fotografin im Haus hat eine etwas bessere Kamera, mit der sie die Fotos für mein Monitorreview auf pc-kombo gemacht hat. Die Fotos für die Vorstellung in diesem Blog dagegen kamen vom G3. Da ist ein Qualitätsunterschied. Doch sind die Fotos vom G3 für mich deutlich im gut-genug-Bereich. Man beachte die Farben der Katze.
Leistungsmäßig funktioniert alles wie es soll. 1080p-Youtubevideos, kompliziertere Webseiten. Das reguläre Reddit ist auf schwachen Telefonen zum Beispiel unbenutzbar, mit dem G3 ist es immer noch eine aufgeblähte Seite, aber wenn man aus Versehen von der guten i.*- oder old.*-Variante der Seite auf die neue kommt ist das kein großes Problem mehr. Auch bei anderen Apps habe ich keine Verzögerungen bemerkt. Ich habe immer noch nicht mit dem Telefon gespielt, sicher wird ein massiver Unterschied zu aktuellen Modellen bestehen wenn der Prozessor richtig gefordert wird – wie Franz Kommentar zum Benchmark auch zeigt. Aber ich rannte nunmal nicht in eine Situation, in der das Auswirkungen gehabt hätte.
Klarer Pluspunkt ist der Preis. Es wurde oft verkauft und es ist alt. Eine gute Kombination für einen niedrigen Preis. 40€ kostete meines, für den Preis findet es sich auch jetzt gerade bei ebay-kleinanzeigen. Ich glaube, das ist unschlagbar, Alternativen würden mehr kosten.
Negatives
Aber da sind auch Macken, die einen Griff zu anderen Modellen selbst für einen etwas höheren Preis überlegenswert machen.
Erst mal eine Kleinigkeit: Mein G3 hat einen unscharfen roten Punkt im Bildschirm oben links. Ähnlich wie ein Pixelfehler, allerdings mit unscharfem Rand und besser im Bild verschwindend. Das Risiko hat man bei Gebrauchtkäufen eben, es ist zum Glück nicht störend.
Die schwache Batterie wäre das, wenn ich nicht gerade im Quarantänemodus wäre. Im Urlaub beispielsweise. Nun ist es ein großer Pluspunkt des G3, dass die Batterie wechselbar ist. Was nebenbei auch dabei hilft, wenn man das Telefon fallenlässt, die Aufprallenergie kann in den Deckel gehen. Aber es sind doch nochmal Zusatzkosten, die bei einem so alten Telefon unvermeidbar sind und bei einem neueren Modell vielleicht nicht direkt auftreten würden.
Das Fallenlassen kommt wegen der glatten Oberfläche. Das glatte Plastik gibt wenig Halt, mir fiel das G3 gerade anfangs deswegen mehrmals herunter. Das ist schlechtes Design und ich sah keine normalen besseren Deckel zum Nachkaufen, nur einen, der mit einer größeren und dickeren Batterie daherkommt. Würde immerhin zwei Problem auf einmal lösen.
Jetzt aber die echten Probleme. Es finden sich einige Problemberichte und Reparaturanleitungen zu flackernden Bildschirmen. Das Problem traf mein G3 (noch?) nicht, scheint aber generell mit schlechter Kühlung zusammenzuhängen. Und die hatte ich ja bei meinem ersten G3 auch bemerkt und diesmal im Lasttest gemessen. Ich wollte da nachbessern, aber die Schraubendreher stecken beim Zoll, eventuell dazu später mehr.
Der zweite bekannte Seriendefekt betrifft leider auch mein G3: Die Simkarte wird nicht immer erkannt. Man sieht das auch bei den Anzeigen, da nicht wenige G3 deswegen als defekt verkauft werden. Es ist wohl ein Chip, der nicht richtig funktioniert. Die Reparatur (replace, reball or reflow in service shop) übersteigt meine Fähigkeiten bzw. wäre unangemessen teuer. Mehrfach neustarten und nicht ausgehen lassen ist momentan meine Lösung.
Alternativen?
Daher mein Zögern, ob das G3 generell die beste Wahl ist. Mit LineageOS werden interessante Alternativen unterstützt. Mit 17.1 neu hinzugekommen ist das LG G5, das wohl auch ein paar Probleme hat, aber immerhin etwas neuer ist. Das Oppo Find 7 hat ebenfalls einen auswechselbaren Akku und einen guten Bildschirm, war aber ein unterlegener Konkurrent zum G3 und ist in Deutschland selten. Wileyfox Swift und Wingtech Redmi 2 sind zwei andere Optionen auf der Liste, die sehe ich in Deutschland aber gar nicht. Interessanter und durchaus günstig zu finden: Das Samsung Galaxy S5 Neo (die anderen S5 haben bisher nicht das Update auf 17.1 erhalten).
Ansonsten könnten sich auf der Liste noch Telefone mit nicht direkt auswechselbarem Akku verbergen, bei denen ein Akkutausch aber durchaus machbar ist.
Das G3 bleibt eine gute und besonders günstige Option, ich bin mir jetzt aber seiner Schwachstellen mehr bewusst.
Die Software: LineageOS (und F-Droid)
Über die Softwareseite habe ich weniger zu schreiben. Ich bin mit der Lösung fast komplett zufrieden.
LineageOS funktioniert. Es ist toll, dass das G3 das Update auf 17.1 erhalten hat und damit immer noch schnell ist. Ich habe keine Instabilitäten bemerkt, auch Anrufen brachen nicht ab und die Sprachqualität ist gut. Die enthaltene Android-10-Gestensteuerung finde ich immer noch hervorragend. Negativ ist, dass die Standortbestimmung weiterhin nicht funktioniert. Mir ist nicht klar, ob das generall am G3, nur an meinem G3 oder generell nicht ohne weitere Änderungen an LineageOS funktioniert, wie von Nerd78@ erwähnt z.B. per Magisk und microG. Davon abgesehen ist LineageOS eine stabile Basis für die Anwendungen und bedient sich gut.
Die Anwendungen kamen fast alle per F-Droid auf das Gerät. Eine Bankanwendung und den derzeit ungebrauchten Bahnnavigator hatte ich über Aurorastore geladen. Und Firefox Preview aus dem inoffiziellen Mozilla-Repo über Aurora Droid, der da aber leider nicht mehr drin ist. Firefox Beta hat mittlerweile intern die Technik von Firefox Preview, ist aber leider als inkompatibel markiert. Derzeit kein Problem, weil ich die Preview noch habe, aber das ist unschön.
Es ist mein einziger Negativpunkt, denn ansonsten bin ich von der per F-Droid verfügbaren Softwareauswahl ziemlich beeindruckt. Ich werde die Auflistung in einen eigenen Artikel packen, fand aber bisher für fast alles eine gute Alternative.
Fazit: Eine gelungene Aktion
Im Nachhinein betrachtet hat das gut funktioniert. Mit minimalem Geld- und vernünftig geringem Zeitaufwand (wenn man von Blogartikeln wie diesem absieht) konnte ich von einem Android ohne Sicherheitsupdates und samt Googlediensten auf ein freies und aktuelles Android wechseln, ohne die Wegwerfindustrie zu unterstützen. Die Lösung – günstiges Telefon mit wechselbarem Akku plus Custom Rom wie LineageOS – funktioniert gut genug, dass ich sie generell empfehlen kann.
Ich werde wahrscheinlich ab jetzt nicht mehr viel darüber schreiben. Wie Linux auf dem Desktop ist das freie Android bereits Alltag geworden und wird damit zum Nicht-Thema. Das nächste große Lineage-Update ist auch bestimmt weit weg.
Angedacht ist nur noch eine Vorstellung meiner gewählten Android-Anwendungen und falls die Schraubendreher ankommen versuche ich mich vielleicht an der Verbesserung der Kühlung des G3, was ich dann noch hier dokumentieren würde. Vielleicht folgt irgendwann ein Vergleich mit einem anderen Telefon, wenn hier im Haushalt etwas aufschlägt.
LineageOS auf dem LG G3
Friday, 6. March 2020
Wie vorgesehen LineageOS auf dem LG G3 zu installieren war gar nicht so einfach.
Taugt daher als gutes Beispiel, warum solche Ansätze das Problem mit Android nicht generell lösen. Letzten Endes lief die Installation immerhin durch und die Aktion war nicht arg zeitaufwändig. Es wurden allerdings leider Windowsprogramme benötigt.
Installation
Die Installation folgt der Anleitung im Wiki, aber es gibt gerade im ersten Schritt ein paar Besonderheiten zu beachten.
Zuerst aber muss man wissen, wie man adb-Zugriff aktivieren kann. Das geht unter Einstellungen -> Allgemein -> Telefoninfo -> Software-Information, drücke siebenmal auf die Build-Nummer. Dann erscheint im Hauptmenü der Menüpunkt Entwickleroptionen, in dem USB-Debugging aktiviert werden kann.
Dazu sollte das genaue Modell geprüft werden. In Deutschland sollte das zwar das d855 sein, aber sicher ist sicher. Das steht ebenfalls bei Telefoninfo, bei den Hardwareinformationen.
Rooten
Mein neues gebrauchtes LG G3 kam mit Android 5 und einer v21 Firmware. Ich wollte erst unter Linux mit PurpleDrake Rootrechte bekommen, aber nach dem Neustart des Geräts fand das Skript das Telefon nie. Ein paar Forenposts ließen mich glauben, dass es mit einer älteren Androidversion klappen würde. Also installierte ich die.
Dafür folgte ich dem ersten Teil dieser Anleitung auf LTT. Die Essenz hier ist: Man lädt einen USB-Treiber für Windows, LGUP und eine ältere Androidversion für das G3 als .tot herunter (Ich wählte die LGD855AT-V10e-EUR-16G.zip) und spielt die dann per LG-Programm auf das Telefon auf. Purpledrake funktionierte danach aber immer noch nicht.
Was jetzt (vielleicht hätte das auch vorher geklappt) aber ging war das ursprünglich in der Anleitung empfohlene LG One Click Root, das ich dann auch unter Windows ausgeführt habe. Stumpf der Anleitung im Forum folgen und die Rootrechte werden freigeschaltet.
Recovery installieren
Recovery als .img herunterladen, dann auf das Telefon spielen:
onli@fallout:~/Downloads/g3$ adb push recovery-3.3.1-d855-themed.img /sdcard/recovery.img recovery-3.3.1-d855-themed.img: 1 file pushed. 5.5 MB/s (15503376 bytes in 2.665s) onli@fallout:~/Downloads/g3$ adb shell shell@g3:/ $ su root@g3:/ # dd if=/sdcard/recovery.img of=/dev/block/platform/msm_sdcc.1/by-name/recovery
Hier war ich vorher fast sicher, eine SD-Karte im Gerät zu brauchen. Aber dem war nicht so, das geht auch ohne.
Das Telefon ausschalten. Jetzt musste mit Lautstärke unten + Anschaltknopf dieses Recoveryprogramm gestartet werden, um damit LineageOS zu installieren.
LineageOS installieren
Die neueste Version herunterladen. Mit dem Recoveryprogramm werden die alten Daten gelöscht, das ging sehr schnell und wird in der Anleitung genau beschrieben. Das heruntergeladene .zip mit Lineage wird danach mit adb sideload lineage-16.0-20200223-nightly-d855-signed.zip
(Die Versionsnummer ist morgen natürlich schon anders) hochgeladen, nachdem vorher auf dem Telefon im Recoveryprogramm der Sideloader-Modus aktiviert wird. Hier hing ich eine Weile, weil nach dem Aktivieren des Modus nichts passierte – ich musste erstmal darauf kommen, dass jetzt auf dem PC mit dem gezeigten Befehl der Prozess gestartet werden kann. Hier fehlt einfach eine Bestätigung.
Der Upload lief dann problemlos, auch wenn am Ende am PC eine Fehlermeldung gezeigt wurde.
Optional könnten jetzt auch die Google-Programme installiert werden. Ich habe mir das gespart.
Nach einem Neustart per adb reboot
startete direkt LineageOS!
Das G3 mit LineageOS
Mein Eindruck bisher ist ziemlich positiv. Das G3 mit Lineage lief bisher schnell, Firefox schlägt sich gut auf dem Gerät, New Pipe funktionierte. Ich muss noch testen ob sich das alles in Praxis bewährt, aber ich bin zuversichtlich. Aktuelle Sicherheitsupdates auf einem Gerät von 2014, falls die Batterie Probleme macht kann sie gewechselt werden: So soll es sein.
Schon weil ich die Gapps (Googles Androidprogramme und -Frameworks) weggelassen habe ist LineageOS anders, dazu kommen die Anpassungen des Roms. Es war schon einiges da: Browser, Dateimanager, Kalender, Emailprogramm zum Beispiel. F-Droid kam dazu, damit folgten Firefox, VLC, NewPipe und Telegram. Was fehlt sind eben Programme wie Hangout und der Play Store. Wieder mal ohne die auszukommen ist Teil der Übung.
Nur schade, dass die Standortfunktion nicht funktioniert. Keine App bekommt einen Standort vom System übermittelt, obwohl die Berechtigung erteilt wird. Das macht Navigation schwierig. Das kann an LineageOS liegen, aber es kann auch sein, dass das GPS-Modul kaputt ist. Das hatte ich vorher nicht getestet.
Davon mal abgesehen glaube ich, dass ein älteres Androidsmartphone mit Lineage oder anderen Roms zu betreiben tatsächlich momentan eine gute Lösung ist. Falls die Linuxhandys ein Erfolg werden: Super, vom G3 wegzuwechseln wäre verkraftbar. Bricht der Support weg: Okay, schade, aber es war nicht teuer und da gebraucht gekauft wurde hiermit auch kein weiterer Müll produziert. Scheitern die Alternativen, bleibt es eben bei dieser Übergangslösung.
LG G3
Wednesday, 26. October 2016
Das G3 ersetze bei mir vor etwa 5 Monaten das Nokia Asha 210. Es war über, anfangs wollte ich es nur für die Webentwicklung nutzen, aber dann kam Pokemon Go…
Außerdem wurde das Asha mir zu umkomfortabel. Die Idee des Asha war für mich, ein Arbeitshandy zu haben, kein Smartphone. Aber die relevanten Dinge müssen dann auch laufen. Bis heute habe ich es nicht hinbekommen, mit dem Asha Emails zu senden (empfangen geht), und die fehlende Unterstützung für die Wlan-Verschlüsselung in der Uni wurde immer störender. Außerdem ist inzwischen klar, dass die Verarbeitung nicht toll ist, das Plastik verfärbt sich, der Wippschalter wird schwergängig. Das G3 kam mir da ganz recht.
Mit Android hatte ich privat schon durch das Samsung Galaxy 3 Erfahrung, außerdem durch die Arbeit. Mit dem alten Galaxy 3 kann man das LG G3 kaum vergleichen, es ist eine ganz andere Liga. Kostete damals aber eben auch deutlich mehr. Mittlerweile läuft Android 6.0 darauf, und auch Android ist eine ganz andere Geschichte als früher. Es ist hübscher, schneller und responsiver.
Ich habe es dann doch genossen, für eine Weile ein richtiges Smartphone zu haben, selbst wenn mir immer noch eine Tastatur fehlt. Das G3 passte dann aber auch besonders gut. LG ist der letzte große Anbieter, bei dem man die Batterie auswechseln kann, mir ist das wichtig. Die Zusatzapps sind nicht völlig, aber weitestgehend deaktivierbar. Das Display ist hervorragend, sowohl die Farben als auch die Helligkeit, nur in praller Sonne wurde es manchmal zu heiß und drosselte die Helligkeit, was für Pokemon blöd war. Nie hatte ich Probleme mit der Leistung. Die Tasten auf der Rückseite zu haben fühlte sich schnell natürlich an. Nicht so gut gefallen hat mir das Material, das Plastik ist eben Plastik und nicht wirklich angenehm zu greifen. Immerhin sieht es immer noch wie neu aus. Schon mit dem Asha hatte ich ein paar hübsche Fotos geschossen, die Kamera das G3 ist dann aber nochmal deutlich besser, eben fast so gut wie ein echter Fotoapparat. Insgesamt ein richtig tolles Smartphone.
Das G3 war ein Topmodell in 2014, aber noch jetzt, da ich es zurückgeben werde hätte ich es mir beinahe gekauft. Zwei Jahre später sehe ich außerhalb von Softwareupgrades keinen Grund, bessere Hardware zu verwenden. Es ist kein Wunder, dass der Smartphonemarkt inzwischen gesättigt ist, und für viele ein günstiges Smartphone völlig ausreicht. Ich hoffe, dass das mittelfristig dazu führt, dass Nischen wie kleine Smartphones und Smartphones mit Tastatur wieder besetzt werden, dass sich Hersteller über garantierte Softwareupdates differenzieren, und dass schließlich freie Software auch in diesem Sektor konkurrenzfähig wird und dieses Problem löst.
Ubuntu Phone scheint ja ein guter Schritt in diese Richtung zu sein. Mein nächstes Telefon wird es aber noch nicht, es ist ja auch noch gar nicht richtig kaufbar. Aber dazu bald mehr.