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Meine Erweiterungen für Firefox (2025)
Während ich die von mir genutzten Androidapps regelmäßig im Blog präsentiere (zuletzt hier), habe ich scheinbar nie über die bei mir installierten Firefoxerweiterungen geschrieben. Ich finde nur einen Artikel mit einem Screenshot von 2017, anlässlich der durch Firefox 57 deaktivierten Erweiterungen. Dabei wollte ich so einen Artikel immer wieder zum Jahreswechsel schreiben – Zeit es nachzuholen.
Die Liste ist mal nicht alphabetisch, sondern grob nach Wichtigkeit und Funktionalität sortiert.
uBlock Origin
Verzeiht mir den langweiligen Beginn mit dem sehr bekannten Werbeblocker, aber uBlock Origin gehört wegen seiner Wichtigkeit ganz nach oben. Ohne Werbeblocker ist das Internet nicht zu ertragen, uBO übernimmt diese Aufgabe herausragend gut. Und seit Chromebrowser hiervon nur noch eine Schmalspurversion kriegen ist die Erweiterung ein Alleinstellungsmerkmal für Firefox und seine Forks.
I still don't care about cookies / Consent-O-Matic
Fast schon so unerträglich wie Werbung sind die das Internet verseuchenden Cookiebanner und -dialoge. I still don't care about cookies versteckt die wenn möglich, wenn nötig akzeptiert es sie eben. Tatsächlich macht das viele Webseiten angenehmer.
Der Consent-O-Matic ist dem ähnlich, da auch hiervon Cookiedialoge entschärft werden. Der Unterschied ist die Konfigurierbarkeit, so werden von dieser von einer Universität gestellten Erweiterung die Cookiedialoge auf den konfigurierten Stand gesetzt. Was nicht immer klappt, aber durchaus oft. Aber er entfernt wohl die einfachen Cookiebanner kleinerer Seiten nicht.
Problematisch ist bei beiden Erweiterungen, dass sie weitgehende Rechte brauchen, aber nicht von Mozilla empfohlen (und damit kontrolliert) werden.
Ich nutzte Stand jetzt den Consent-O-Matic seit kurzem auf dem Telefon, I still don't care about cookies auf dem Desktop. Einfach, weil ich die Alternative erst später fand. Ich werde aber jetzt direkt mal testen, ob ich nicht Consent-O-Matic auch am PC einsetzen kann, denn diese für mich neuere Erweiterung finde ich vom Ansatz besser. Vll lässt es sich gut mit einer Filterliste in uBO für einfache Banner kombinieren.
automaticDark
Über automaticDark - Time-Based Theme Changer bin ich kürzlich durch Mozillas Empfehlungssystem gestolpert. Nach Sonnenuntergang setzt die Erweiterung Firefox' Theme auf ein manuell ausgewähltes, gedacht auf ein dunkles, tagsüber dann wieder auf ein helles. Empfinde ich als sehr angenehm, gerade wenn auch der Dunkelmodus der Webseiten durch die Firefoxeinstellung automatisch aktiviert wird.
Dark Reader
Auf dem Telefon setze ich dagegen nur auf den Dark Reader. Denn dort wird Firefox selbst schon durch Android nachts dunkel gezeichnet. Der Dark Reader ist dann nur noch dafür da, solchen Seiten dunkel einzufärben, die keinen eigenen Dunkelmodus im CSS definiert haben. Was vor allem zum Verbergen des kleinen Riss im Bildschirm des vorherigen Telefons nötig war.
LocalCDN
LocalCDN adressiert ein klares Problem: Wenn Javascriptdateien extern eingebunden werden, kann dieser zusätzliche Server den Besuch der Zielseite tracken. Das kann die Erweiterung für manche Dateien vermeiden, indem es sie stattdessen lokal vorhält. Ein Ersatz für Decentraleyes, ich hatte es mal in einer Linksammlung. Damals zumindest war das Original nicht mehr ordentlich gepflegt worden und kennt auch jetzt noch viel weniger zu ersetzende Dateien.
Wallabagger
Die erwähnte Linksammlung wird hiermit verwaltet, interessante Artikel landen über die Erweiterung Wallabagger in die Wallabagger-Webapp. Für mich funktioniert das gut.
Fakespot
Fakespot warnt vor verdächtigen Shops und einzelnen Händlern auf Marktplätzen, nämlich Amazon und Ebay. Ich fand die Idee gut, auch wenn nie klar war ob die Erweiterung nicht trotz Mozillas Übernahme Nutzer ausspioniert. Das hat sich jetzt aber so oder so erledigt, Mozilla schaltet den Dienst und damit die Erweiterung zum 1. Juli ab, zusammen mit bzw eine Woche vor Pocket.
Feed And Blogroll Discovery
Feed And Blogroll Discovery baut einen Button in die URL-Leiste, wenn eine Seite einen RSS-Feed hat. Etwas, was Browser sowieso machen sollten, nur bitte samt einer Integration mit Feedreadern. Die Erweiterung installiert zu haben ist für mich mehr Protest als ein großer praktischer Nutzen.
AudioContext Suspender
Der AudioContext Suspender schaltet Webseiten ihren Audioverbindung ab, wenn sie die eine Weile nicht nutzen. Das soll einiges an Leistung sparen. Wenn ich mich richtig erinnere war das besonders relevant für mich, weil ich mit einem Kopfhörer diese Verbindungen via einem leisen Rauschen hören konnte.
Bar Breaker
Die letzte Erweiterung nur für das Telefon, entfernt Bar Breaker oben am Bildschirmrand festklebende Seitenelemente. Denn die stehlen auf kleinen Geräten wertvollen Bildschirmplatz, während sie auf dem großen Monitor kein Problem sind.
Sideberry / Tree Style Tab
Sideberry liste ich noch kurz mit Tree Style Tab auf, weil ich erst TST und dann Sideberry bis vor kurzem benutzte. Beide Erweiterungen packen die Tabs, hierarchisch in einer Baumstruktur sortiert, in die Seitenleiste des Browsers. Seitdem aber Firefox selbst Tabs in der Seitenleiste anzeigen kann und nun sogar Tabgruppen unterstützt teste ich die neu eingebaute Funktionalität. Für mich scheint sie bisher auch auszureichen, obwohl die Tabgruppen mit nur einer Ebene (statt der verschachtelbaren Baumstruktur) deutlich beschränkter sind.
Augmented Steam
Jetzt kommen wir zu Erweiterungen, die einzelne Seiten verbessern. Augmented Steam macht Steam besser, insbesondere zeigt es die historischen Preise von Spielen an und damit, ob ein Sonderangebot tief genug ist. Tatsächlich für mich derzeit eigentlich relativ irrelevant, weil ich bei zu wenig Zeit zu viel ungespielte Spiele auf Steam habe, aber trotzdem sehe ich solche Informationen gerne.
Hacker News Colors
Hacker News Colors zeichnet einen farbigen Balken zu den Artikeln auf Hacker News, je nach Anzahl der Upvotes. So erkennt man populäre Artikel schneller, selbst wenn die Seite sie schon weiter unten anzeigt. Die Erweiterung ist von mir, sie ist ein Port einer mittlerweile nicht mehr verfügbaren Erweiterung für Chrome.
Erweiterungen für Youtube
Und schließlich benutze ich mehrere Erweiterungen, um Youtube komfortabler zu machen.
SponsorBlock for YouTube ergänzt uBlock Origin, es überspringt statt den regulären Werbeunterbrechungen die in die Videos fest eingebundenen Werbeblöcke.
Youtube's Annotations No More entfernt die sonst in Videos auftauchenden Einblendungen, die leider auch oft nervig und eigentlich Werbung sind – dafür hat Youtube im Player zwar auch eine Einstellung, die merkt(e?) die Seite aber sich nicht ordentlich.
DeArrow entfernt ebenfalls einen Nervfaktor, nämlich die derzeit modernen widerlichen Thumbnails mit ihren übertrieben emotional guckenden Visagen, stattdessen wird ein Bild aus dem Video genommen; gleichzeitig wird für viele Videos der Titel mit einem zutreffenderen ersetzt und ansonsten wenigstens seine Formatierung normalisiert.
Lande ich trotz diesen Anpassungen doch mal bei einem schlechten Video macht Return YouTube Dislike das sichtbarer, die Entfernung der Anzeige der Dislikes war aber auch extrem nervig.
Und als Abschluss bietet der Enhancer for YouTube™ einige Optionen – für mich relevant ist die Entfernung von Shorts aus der Oberfläche plus zusätzlich ihr Abspielen mit dem normalen Player (falls anderswo verlinkt), das Setzen einer höheren Abspielgeschwindigkeit als Standardeinstellung, das Deaktivieren von Autoplay sowie die Anzeige von Buttons für schnellere Einstellungen direkt im Videoplayer.
Nachdem ich vor eine Weile wegen Bugs Firefox zurücksetzen musste und danach Erweiterungen ziemlich mied, sind es jetzt doch wieder einige geworden. Das ist nicht ganz unkritisch – neben möglichen Bugs und Performanceproblemen sind Erweiterungen auch ein Sicherheitsrisiko, gerade die nicht speziell von Mozilla geprüften. Doch gleichzeitig ist das Anpassen des Browsers an die eigenen Anforderungen eine Freude und auch die große Stärke gerade von Firefox. Darauf zu verzichten fühlt sich daher nicht richtig an.
Wenn ihr Empfehlungen für mich habt, freue ich mich über einen Kommentar.
Kommt Mozillas Google-Reader-Moment?
Ich zweifel an Mozilla.
Das ist eine Auskoppelung von Gedanken zu Mozillas Zukunft, die ich aus dem Artikel zur PPA-Kontroverse herausgenommen habe.
Offenbart PPA vs DNT Mozillas Stillhaltetaktik?
Privacy-Preserving Attribution zu aktivieren, den Do-Not-Track-Header aber nicht, lässt mich an der Motivation von Mozilla zweifeln.
Vielleicht war die Entscheidung für das Deaktivieren von DNT damals noch verständlich. Die enthaltene Absichtserklärung des Nutzers durch eine manuelle Aktivierung musste anfangs bewahrt bleiben, um den Header zu legitimisieren. Aber mittlerweile ist DNT auch so viel wirkmächtiger als damals. Bei Einführung gab es keinerlei Handhabe, Werbeanbieter dazu zu zwingen, auf das Signal zu reagieren. Das ist in einer Welt der Datenschutzgrundverordnung ganz anders. Und tatsächlich gibt es entsprechende Gerichtsurteile explizit für DNT. Wenn Mozilla es also wirklich darum ginge, Nutzern im Internet mehr Datenschutz zu verschaffen, müssten sie nur DNT aktivieren. Und wenn es ignoriert wird, per Abmahnungen und Prozessen die Ignoranz bestrafen. Mozilla hat eine volle Kriegskasse, hier wäre das Geld gut angelegt. Gerade Mozilla als davon berührte Partei, durch Firefox eben, hätte hier die perfekte Gelegenheit.
Aber die wird nicht genutzt. Anstatt die Welt zu verändern und den Privacy-Krieg im Internet als solchen auszufechten wird Werbeanbietern per PPA die Hand gereicht. PPA ist dabei nichtmal eine schlechte Sache – tatsächlich scheint der Mechanismus auf dem ersten Blick geeignet, Werbetracking ohne Nutzertracking umzusetzen. Aber das tut nichts zur Sache, wenn Mozilla mit DNT direkt gewinnen könnte. Das ist mir so unverständlich wie das Mittel nicht zu nutzen, in Firefox einen Werbeblocker zu integrieren. Der wäre im Interesse der Nutzer, wirkt auch ohne Industrieinvolvierung gegen Tracking, und die Befürchtung von massenhaften Einnahmenausfällen hat angesichts Firefox geringer momentaner Verbreitung auch keine Relevanz mehr.
Es liegt ein Verdacht nahe: Mozilla will mit Firefox diesen Konflikt gar nicht gewinnen. Ist die jetzige Situation für die Leitung etwa komfortabler? Firefox wird immer unwichtiger, gleichzeitig aber muss Google wegen Chromes enormer Verbreitung schon deswegen weiter Firefox finanzieren, um das Monopolverfahren abzufedern. Mit dem leicht verdienten Geld werden andere Einnahmequellen erschlossen und neue Ziele angegriffen, wie KI. Da ist viel Motivation, es sich mit Firefox mit niemanden zu sehr zu verscherzen. Der Werbeindustrie durch PPA ein Friedensangebot zu machen passt da sehr gut rein. Firefox' Nutzer stehen staunend vor solchen Entscheidungen und verstehen die Welt nicht mehr. Betrachtet man Mozilla aber als im Grunde satte Organisation, bei der es um ein immer weiteres steigern der Einnahmen (und Ausbeutung derselben) geht, passt es leider nur zu gut.
Das muss nichtmal stimmen. Im Sinne von: Da muss kein Plan des Ausnutzens der Einnahmequelle sein, keine bewusste Entscheidung zum Stillhalten. Aber es ist unbestreibar, dass es von außen so aussieht. Und es ist wahrscheinlich, dass diese Strukturen sich auf Mozillas Entscheidungen mindestens unbewusst auswirken.
Mozilla entschied nun oft klar gegen das offene Internet und Nutzerinteressen
Mozilla stellt sich ganz im Gegensatz zu meiner Einordnung oben als Verfechter der Nutzerinteressen, kompromissloser Verteidiger des offenen Internets dar. Und tatsächlich ist Firefox ja auch der beste Browser und seine Webengine unbedingt notwendig, um der Chrome-Monokultur zu entgehen. Aber Mozilla trifft immer wieder Entscheidungen, die mit dieser Mission nicht zusammengehen. Statt Nutzerinteressen zu verteidigen wird an die anderen gedacht, werden faule Kompromisse geschlossen, wird aufgegeben, wird gar gegen eigene Versprechungen gegen Nutzerinteressen gehandelt. Beispiele für alles folgen.
DNT wie oben beschrieben ist das erste Beispiel. Der Header, der den Widerspruch zu Tracking kommuniziert, wurde eingebaut – was erstmal gut war. Aber dann wurde er nicht als Standardeinstellung aktiviert. Die wenigsten Nutzer aber ändern ihre Standardeinstellung (deswegen ja auch die automatische Aktivierung von PPA). DNT wurde dadurch direkt entmachtet, weil es so selten an ist wurde es stattdessen sogar ein weiteres Bit zum Bauen des digitalen Fingerabdrucks, sodass einzelne Browserinstallationen besser trackbar werden. Das wäre nicht so, wäre DNT wenigstens in Firefox als Standard an.
Zu DNT war noch argumentiert worden. RSS wurde völlig ohne auch nur im Ansatz nachvollziehbare Rechtfertigung aufgegeben. RSS ist eine XML-Datei, die Seitenbetreiber auf ihren Server packen und immer aktualisieren, wenn sie neue Einträge schreiben (ihre Software, wie Wordpress, macht das automatisch). Leser können diese Datei mit einem Feedreader abonnieren und so komfortabel neue Artikel an einem Ort lesen, anstatt Seiten einzeln besuchen zu müssen. Klasse für Blogs, aber auch Newsseiten werden so oft konsumiert. Ein wichtiges Instrument des offenen Webs, ein Gegengewicht zu den Algorithmen von Twitter und Facebook. Firefox hatte dafür integrierte RSS-Lesezeichen, ein Symbol bei der URL-Eingabe zum Direktzugriff auf vorhandene RSS-Feeds und eine schöne Darstellung von RSS-Dateien im Browser. Nach und nach wurde das alles entfernt. Und bezeichnend: Für das RSS-Icon sei im aufgeräumten neuen Design kein Platz in der Adresszeile, aber für den aufgekauften Lesezeichendienst Pocket (mit seinem Bezahlmodell…) war Platz nie ein Problem. Dabei ist alles, war RSS gebraucht hätte, ein Icon zum Markieren der vorhandenen Feeds, ein Stylesheet zum Aufhübschen der RSS-XML-Datei (wie aboutfeeds) und eine Sammelseite mit Feedreadern und Erklärungen zur Funktionsweise gewesen (wie subtome). Riesennutzen für das dezentrale Web. Ein 1-Mann-Projekt, bräuchte keinen Monat. Aber nur Mozilla kann es umsetzen.
Mozilla macht stattdessen lieber sowas: Die Organisation hat sehenden Auges DRM den Weg in den Browser geöffnet. DRM steht für Digitales Restriktionsmanagement, durch unkontrollierbare und im schlimmsten Fall in die Hardware eingebaute Kontrollmechanismen entscheiden damit dritte, was mit Dateien auf dem eigenen Computer gemacht werden kann. Bei Mozilla ging es um Videos, also Netflix & Co, die per geschlossenem DRM-Modul verplombt werden sollten. Mozilla stimmte, obwohl das null im Interesse der Vertreter des freien Netzes war, dem dafür platzierten EME-Protokoll zu. Angeblich aus Angst, dass sonst die Nutzer weglaufen. Die liefen trotzdem weg, und heute ist Googles proprietäres DRM-Modul Widevine eine Blockade für alle anderen Browser, denn Google gibt es nicht heraus.
Auch ohne Zwang von außen kann Mozilla die eigenen Nutzer vor den Kopf stoßen. Als 2019/2020 Firefox für Android umgebaut wurde, versprach Mozilla die baldige Einführung von Erweiterungen für die Mobilversion – verschleppte sie danach aber um Jahre. Das hatte keine technischen Gründe; wie Entwickler von Mozilla berichteten, war Mozillas Management nur nicht interessiert daran das Versprechen einzulösen. Dabei hatte das eine besondere Brisanz: Auf den Mobilplattformen hatten die Plattformbetreiber immer wieder versucht, das freie Bespielen mit Software zu verhindern – besonders iOS ist ein einziges Gefängnis, aber auch Android machte eine Weile vermehrt Blockadeversuche. Erweiterungen in einem Mobilbrowser waren daher ein wichtiges Gegengewicht zu diesen Abschottungsbemühungen. Die kamen dann auch, aber erst 2023. Davor wurde nur eine Miniauswahl an Erweiterungen manuell eingebunden, immerhin auch der beliebte Werbeblocker uBlock Origins.
Ist das Problem die Struktur, mit Firma und hohen Gehältern?
Meine Vermutung: Mozilla wird sich mit solchen Entscheidungen immer weiter von seinen Nutzern entfernen. Denn die kombinierte Firma und Stiftung Mozilla teilt schon lange deren Werte nicht mehr im Kern, wie man an den obigen Entscheidungen und dem Marketingsprech ablesen kann.
Und auch das immer weiter wachsende CEO-Gehalt spricht dafür. Nicht nur die Höhe, sondern alleine dass es wächst, während Firefox Marktanteile verliert; und dass es wuchs, während Mozilla Angestellte entließ. Letzteres war einfach asozial. Kann eine sich asozial verhaltende, elitenkapitalistisch den Managementgewinn erhöhende Organisation für das offene Netz kämpfen?
Ich frage mich: War Mozillas Strukturfehler simpel, das Gehalt nicht zu deckeln? Brauchte es einen Schutz dagegen, dass eine Stiftungsfirma mit viel Geld hohe Gehälter ausspruckt und so die falsche Motivation setzt? Mit begrenztem Gehalt hätte ich eher eine Chance gesehen, passende Leute in dem System zu halten. Ich befürchte, in einer kapitalistisch orientierten Firma siegen sonst immer die Profitmaximierer, niemand gewinnt gegen Struktur. Und solche Leute treffen andere Entscheidungen. Ich kann mir einfach keinen Wirtschaftler mit Ferrari in der Garage und Millionengehalt vorstellen, der sich ehrlich um das offene Netz sorgt, der die Wichtigkeit von RSS erkennen kann. Nicht als reines Vorurteil, sondern weil das offene Netz eben auch das ressourcenlose Netz ist. Da geht es besonders um die Webseite, bei der nichtmal der Webserver Geld kosten darf. Da geht es um Abstand zu den großen Internetriesen. Kann sich da jemand reinversetzen, der sich im Umfeld genau dieser Giganten bewegt, der so viel Geld als Ressource zur Hand hat? Den es bzgl DRM z.B. gar nicht scheut, mit Google und Netflix und Co verhandeln zu müssen, wenn er einen neuen Browser baut, weil das ein Projekt mit sehr viel Startkapital sein würde und entweder darüber oder über die Beziehungen ein Platz am Verhandlungstisch sicher wäre? Versus dem Indieentwickler, bei dem gar kein Kapital da wäre und eine solche Hürde offensichtlich unüberwindbar ist.
Ich bezweifel die Eignung. Eine derart entfremdet gesteuerte Organisation bewahrt vielleicht die Geschäftsidee, den Fokus auf das Anbeiten von freieren Alternativen, doch ohne Überzeugung zu den dahinterstehenden Idealen. Und das würde viel erklären.
Natürlich hat Mozilla auch gute Entscheidungen getroffen, wie Chromes adblockerzerstörende neue Manifestversion bisher nur zusätzlich zu unterstützen. Und bei fast jeder der obigen Entscheidungen konnte man statt bösem Willen oder stukturellem Desinteresse ein legitimes anderes Abwägen vermuten. Dass das kleinere Übel gewählt wurde bei DRM beispielsweise, war Mozillas Argumentation. Und auch mir geht das so, Mozilla hat bei mir noch längst nicht das schlechte Image, das die Auflistung oben vermuten lässt. Dabei hilft, dass Firefox immer noch ein toller Browser ist, auf dem Desktop wie auf dem Telefon. Genau deswegen bleibt die Erwartungshaltung an Mozilla trotz allem intakt, genau deswegen gibt es immer noch einen Aufschrei wenn Mozilla Entscheidungen trifft, die offensichtlich oder scheinbar gegen die Interessen ihrer Nutzer verstoßen. Doch selten bewirkt der etwas, Mozilla korrigiert Fehler nur in den seltensten Fällen. So divergieren Mozillas Realität und das Ideal Mozilla immer weiter.
Mozillas Mission der offenen Alternativschaffung im Netz ist immer noch eine gute, viele Projekte Mozillas scheinen weiterhin unterstützenswert. Aber ich sehe mit Entscheidungen wie PPA, mit Abschaltungen wie beim Mozilla Location Service den Google-Reader-Moment näher rücken, in dem das positive Verhältnis zwischen Kernnutzern und Konzern wie damals bei Google unwiederbringlich aufgekündigt wird. Für manche war die Aufgabe von Servo durch Feuern der Entwickler schon ein solcher Moment. Für andere ist es vll tatsächlich die nächste Steigerung des CEO-Gehalts. Was es auch genau sein wird: Die Begeisterung, die in technischen Kreisen dem Start von Ladybird als ernsthaftes Projekt entgegengebracht wurde, zeugt davon, dass Zweifel an Mozilla weit verbreitet sind.
PPA: Mozilla steht als Heuchler da
Okay understater, ich führe es aus.
DNT aus zu lassen, aber PPA zu aktivieren, ist unverständlich
Vor Jahren hat Mozilla den Do-Not-Track-Header (DNT) in Firefox eingebaut. Eine gute Idee, die besuchten Seiten automatisiert mitteilt, dass der Nutzer kein Tracking wünscht. Doch DNT galt lange als Misserfolg, es wurde nicht ausreichend benutzt und berücksichtigt. Das ist kein Wunder, denn selbst Mozilla ließ die Standardeinstellung auf aus. Damals argumentierte das Projekt so:
Die Mission von Mozilla ist es, den Nutzern diese Wahl und Kontrolle über ihre Browser-Erlebnis zu geben. Wir werden 'Do Not Track' nicht standardmäßig aktivieren, da sonst Mozilla die Wahl treffen würde und nicht der Einzelne. Da dies eine Entscheidung ist, die der Nutzer selbst treffen muss, können wir das Signal nicht automatisch senden, sondern werden ihnen die Werkzeuge zur Verfügung stellen, die sie dafür benötigen.
Dieses Bekenntnis zur Selbstermächtigung krüppelte einen Datenschutzmechanismus, der zu 100% im Interesse der Nutzer war.
Beim jetzigen Konflikt um Mozilla Verhalten ging es um Privacy-Preserving Attribution (PPA), ein Werbezählungsverfahren. Das ist viel weniger im Interesse der Nutzer, weil es erstmal nur Werbebetreibern nützt. Nur indirekt könnten Nutzer profitieren, wenn Werbeanbieter zugunsten einer PPA-Zählung auf Tracking verzichten würden. Dafür gibt es keine Gewissheit, naheliegend ist die Kombination Tracking plus PPA-Zählung – also völlig nicht im Interesse der Nutzer. Diesmal argumentiert Mozilla genau andersrum und lässt PPA als Standard aktiviert:
Die Datenschutzmerkmale dieses [PPA-]Prototyps sind viel stärker als sogar einige gängige Funktionen der Webplattform und erfüllen im Gegensatz zu den meisten anderen Vorschlägen in diesem Bereich unsere hohen Standards für das Standardverhalten. Es gibt eine Umschaltfunktion, um sie zu deaktivieren, da einige Personen Werbung unabhängig von den Datenschutzeigenschaften ablehnen, und wir unterstützen die Nutzer dabei, ihren Browser nach ihren Wünschen zu konfigurieren. Dennoch betrachten wir modale Zustimmungsdialoge als benutzerfeindliche Ablenkung von besseren Standardeinstellungen und glauben nicht, dass ein solches Erlebnis hier eine Verbesserung gewesen wäre.
Also: Die gleiche Organisation kommt zu zwei völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Und verweigert DNT die Aktivierung per Standard, während PPA sie bekommt – obwohl nur DNT klar den Nutzerinteressen entspricht. Das ist schwer zu verdauen. Gerade auch die Behauptung, modale Zustimmungsdialoge als benutzerfeindlich abzulehnen, platziert Firefox doch gefühlt nach jedem Update einen neuen modalen Dialog um für Mozilla zu werben, stößt auf.
Ja, zwischen diesen Abwägungen liegen Jahre, aber DNT existiert immer noch. Mit einer neuen Einsicht in die Rolle von Standardeinstellungen müsste es neu evaluiert und dann absolut aktiviert werden. Vor allem, weil der Header sogar kürzlich juristisch aufgewertet wurde. DNT ist seitdem eine Waffe, mit der Mozilla heute schon gegen Tracking vorgehen könnte. Ganz ohne irrealistisches Warten auf eine Zusammenarbeit mit der Industrie.
PPA verstört Firefoxnutzer also nicht nur, weil PPA nur mit einer positiven Einstellung zur Werbeindustrie als sinnvolles Projekt erscheinen kann, welche die traditionell datenschutzfokussierten Kernnutzer von Firefox niemals geteilt haben. Es verstört auch die Argumentation zur Aktivierung als Standardeinstellung, weil sie völlig der bekannten Entscheidung bei DNT widerspricht. Darauf zielte mein Zitat Mozillas damaliger Argumentation ab.
Mozillas PPA und DNT
Zu Mozillas PPA-Werbesignal wurde schon viel gesagt. Mein Kommentar ist Mozillas Kommentar, ihre Begründung, das inzwischen juristisch belastbare DNT-Signal nicht zu aktivieren:
Mozilla’s mission is to give users this choice and control over their browsing experience. We won’t turn on Do Not Track by default because then it would be Mozilla making the choice, not the individual. Since this is a choice for the user to make, we cannot send the signal automatically but will empower them with the tools they need to do it.
Zur Verteidigung von LibreWolf
Sören kritisiert in seinem Blog LibreWolf, eine dieser alternativen Firefoxkonfigurationen. Er hat nicht völlig unrecht mit seiner Kritik, ich möchte aber zweien seiner Argumente dagegenhalten.
Das fehlende Projektimpressum
Sören schreibt:
Nun wirbt also ein Projekt um Vertrauen, welches nicht einmal ein Impressum auf der eigenen Website hat. Die Argumentation, dass im Land des Betreibers ggfs. keine gesetzliche Impressumspflicht besteht, könnte zu kurz greifen, da hier ein Produkt auch innerhalb der Europäischen Union angeboten wird. Letztlich schafft es aber auch vollkommen unabhängig von der rechtlichen Perspektive nicht unbedingt Vertrauen, wenn darauf verzichtet wird. Denn auch wenn es sich hier um ein Community-Projekt handelt, so muss es am Ende des Tages eine Person geben, welche gesamtverantwortlich für den Browser sowie Inhalte der Website ist.
Er verkennt hier in welcher Softwarewelt wir uns bewegen. Jeder von uns benutzt täglich Software, dessen Autor wir nicht kennen. Ist das tatsächlich mal anders, benutzen trotzdem die Entwickler der Software Abhängigkeiten deren Autor sie nicht kennen. Die FOSS-Welt ist auf eine andere Basis aufgestellt als die einer Internet-Impressumspflicht, einer rein deutschen Erfindung deutscher Weltregulierungsbürokraten. Schon bei Webseiten ist diese lächerlich, bei FOSS-Softwareprojekten völlig unbekannt. Klar, viele große Softwareprojekte lassen sich einzelnen Firmen oder speziell für sie gegründeten Vereinigungen zuordnen, die Regel ist das aber nicht.
Dementsprechend ist es keinesfalls so, dass für Browser oder Webseite des Projekts eine einzelne Person gesamtverantwortlich sein muss. Selbst wenn gewisse Juristen und Politiker das gerne so hätten.
Nebenbei, eine gesetzliche Impressumspflicht für solch eine private Hobbyseite besteht auch in Deutschland nicht. Edit: Diese meine Auffassung wird in den Kommentaren von fachkundiger Seite allerdings bestritten. Ich bleibe dabei, dass ein Projekt an solchen juristisch-bürokratischen Maßstäben zu messen keine gewinnende Strategie ist.
Das harmlose DRM
Sören schreibt:
Interessant ist auch die Begründung, mit der LibreWolf standardmäßig Digital Rights Management (DRM) abgeschaltet hat: Dies sei eine Limitierung der Nutzer-Freiheit. Das ist natürlich völliger Quatsch, denn im Gegenteil erlaubt DRM dem Nutzer den Konsum von Filmen, Serien und Sportveranstaltungen, sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig, die anders überhaupt nicht angeboten werden könnten und was für den Nutzer auch überhaupt keinen Nachteil besitzt, während es das LibreWolf-Projekt ist, welches sich hier eine standardmäßige Einschränkung seiner Nutzer anmaßt – wohlgemerkt während gleichzeitig groß mit Freiheit geworben wird.
Die Aktivierung von DRM (Digital Restriction Management) in Browsern wie Firefox ist keinesfalls ohne Nachteile für die Nutzer, denn es propagiert die Nutzung dieser Technologie. Mit DRM aber kontrollieren Firmen, was die Menschen mit ihren Rechnern machen können. Dann werden Bücher aus der Ferne gelöscht, das Abspielen auf dem gewünschten Anzeigegerät verboten, das Anfertigen von Screenshots für Kritiken verhindert, das völlig legale Verleihen unterbunden; Kurz: Jedwede nicht komplett vorgesehene Nutzung der Inhalte wird verhindert. Als Firefox damals DRM aktivierte war es eine Niederlage für die Freiheitsrechte von uns allen, es in einem relevanten Browser nicht aktivieren zu können wirkte vorher gegen die weitere Verbreitung.
Natürlich kann jeder für sich abwägen, ob in einem bestimmten Kontext wie z.B. für Netflix das DRM nicht doch akzeptabel ist. Aber das sollte definitiv ein Opt-In und nicht standardmäßig an sein und ist wie ausgeführt nicht grundsätzlich eine nachteilslose Geschichte.
Das waren nur die zwei Argumente, die bei mir den größten Widerspruch provozierten. Mit den anderen Argumenten haben ich weniger Probleme, aber die Gesamtkritik findet mein Gefallen nicht.
Denn ich denke zwar insgesamt auch, dass ein Projekt wie LibreWolf natürlich Nachteile hat. Gerade Updates etwas später zu erhalten ist nicht ideal. Dazu laufen solche Projekte tatsächlich in die Gefahr, Sachen zu deaktivieren, die im Großen und Ganzen positiv sind. In diese Richtung geht der Großteil Sörens Kritik. Aber sie ist mir zu negativ, zu einseitig, das Projekt wegen seiner vermeintlichen Gefährlichkeit sogar nicht zu Verlinken empfinde ich als überzogen und wirkt auf mich kindisch. Denn erstmal ist es doch eine gute Sache, wenn alternative Konfigurationen von Firefox ausprobiert werden, wenn es ein Korrektiv für Mozillas teils eben durchaus fragwürdige Entscheidungen gibt.
Das ist immerhin die Firma, die bei der Überarbeitung der Androidversion Erweiterungen unter großem Protest deaktivierte und forkverhindernd ihre rasche Wiedereinführung versprach, was mittlerweile jahrelanges Verschleppen als Lüge entlarvt hat und nichtmal den eigenen Entwicklern erklärt wird. Besonders bei einem solchen Akteur ist Diversität eine Stärke, so ist auch LibreWolfs Existenz zu begrüßen. Ich vermute daher auch, dass die heftige Kritik weniger gegen das Projekt geht als gegen das durch das Projekt durchscheinende negative Bild von Mozilla – ob dem Autor das jetzt bewusst ist oder nicht.
Der beachtenswerte langsame Snap-Firefoxstart
Firefox ist in Ubuntu 22.04 ein Snap geworden. Konsequenz ist, dass Nutzer sein Updaten nicht mehr kontrollieren können (völlig unverständlich, aber ein Thema für sich), andererseits Canonical das Bereitstellen von Updates vereinfacht wird. Befürchtete Konsequenz war aber auch, dass Firefox langsamer starten würde. Denn genau das passierte in vorherigen Ubuntuversionen mit Chromium, dessen Snapisierung zu elendig langen Startzeiten führte.
Diese Befürchtung griff Ubuntu – Wie du Firefox als PPA anstelle von Snap einbindest und wann du es tun solltest auf, der Autor verneinte aber ihre Berechtigung. Ich empfand den Artikel als herablassend und kommentierte entsprechend – aber nein, wurde mir versichert, Firefox starte jetzt wirklich immer noch schnell, Snap sei besser geworden. Das hätte der Präambel über die ewigen unqualifizierten Bedenkträger dann wirklich etwas Berechtigung gegeben, so trollig sie sonst auch wirkte. Ich war besänftigt.
Stellt euch mein Erstaunen vor, als ich auf einem Laptop nach einem Upgrade von Ubuntu 20.04 auf 22.04 dann Firefox startete und dieser erste Start keinesfalls schnell war. Er dauerte nicht 3 Sekunden, auch nicht 10, nicht 20; Es dauerte wahnsinnige 40 Sekunden bevor der Browser aufging. Unfassbar.
Nun: Das galt bisher wirklich nur für den allerersten Start nach dem Upgrade. Nachfolgende erste Startvorgänge, auch nach einem Reboot, waren wesentlich schneller. Ursache der Verzögerung könnte ein einmaliger Upgradetask gewesen sein und vielleicht gar nichts mit dem Umstieg auf Snap zu tun gehabt haben. Aber ist es da ein Wunder, dass bei Nutzern der Eindruck entsteht auch das Firefox-Snap wären furchtbar lahm? Wie unglücklich für Snap dieses Upgrade doch lief, sollte es eine Verstrickung mit etwas unzusammenhängendem gewesen sein – zum einen –, aber auch wie unfair die Herablassung, die von Teilen der Ubuntucommunity gegenüber dieser Befürchtung gezeigt wurde. Nicht nur, dass Chromium eben wirklich durch Snaps langsam startete, auch Firefox vermittelt eben doch diesen lahmen Start mindestens als Ersteindruck.
Meine Ersteinschätzung über den Ton des Artikels war sehr wohl berechtigt.
Das wäre ein Kommentar geworden, aber der verlinkte Artikel hat seine Kommentarfunktion deaktiviert.
Firefox’ DRM-Abfrage abschalten
Firefox fragte bei jeder Seite mit DRM-Videos nach, ob er nicht die DRM-Unterstützung aktivieren soll. Scheinbar wird das fürs Tracking benutzt, so fragt die Zeit bei jedem Artikel nach dieser Funktion, selbst wenn die Artikel gar keine Videos haben. Auf Dauer wird das nervig.
Um das zu deaktivieren gehe in about:config und setze diese beiden Einträge auf false:
media.gmp-widevinecdm.enabled media.gmp-widevinecdm.visible
Ich bin froh über diese Lösung gestolpert zu sein. Ich fand sonst nur Lösungen über die Anpassung der userChrome.css, die seit dem Neudesign nicht mehr funktionierten.
Dass es zum Deaktivieren der Abfrage keinen einfacheren Weg gibt, und dass sie den Nutzer zu einer schlechten Entscheidung drängt, dafür gibt es mit https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=1451762 einen Bugreport.
Firefox Color
Ich habe gerade Firefox Color ausprobiert. Das ist eine Erweiterung für den Browser, mit der man komfortabel die Farben der Oberfläche anpassen kann. So sieht das aus:
Das tolle daran ist die interaktive Vorschau im Browser. Denn mit ihr ist der ganze Prozess sehr schnell, jede Farbänderung kannst du direkt prüfen. Besonders praktisch wenn man wie ich Treestyle-Tabs benutzt und da nicht ganz klar ist, welche Farbeinstellung für die verbliebenen Oberflächenelemente überhaupt noch wichtig ist.
Das Design kann auch noch problemlos geteilt werden. Das hier ist meines, ein Versuch die Oberfläche stärker in mein altes IceWM-Ambiance-Design einzubinden.
Hardwarebeschleunigte Videos bei Firefox aktivieren
Seit Firefox 80 kann der Browser endlich auch unter Linux zum Abspielen von Videos die Hilfe der Grafikkarte via VA-API in Anspruch nehmen. Das ist total wichtig auf älteren Systemen mit schwachem Prozessor, aber auch bei modernen Systemen hilft es dabei die Prozessorlast und damit den Lüfterlärm niedrig zu halten. Die Grafikkarte hat mit solcher Videodekodierung normalerweise null Probleme.
Das funktioniert nur mit einer AMD-Grafikkarte, vielleicht auch mit nouveau als freiem Nvidia-Treiber, aber auf jeden Fall bisher nicht mit dem proprietären Treiber von Nvidia. Das sollte angesichts Nvidias Linuxfeindlichkeit keine Überraschung sein.
Auf meinem System halbierte die Beschleunigung im ersten Test die Prozessorlast des Firefox-Videothreads, ohne dass die Grafikkarte auch nur den Lüfter hochregelte.
htop zeigte zuerst 50%:
Mit aktivierter VA-API sank die Last auf 25%:
Aber das Ergebnis war nicht stabil. In späteren Tests behauptete Firefox zwar, VA-API sei aktiv. Während des Abspielens kamen aber nur noch vereinzelte Dekodierungsausgaben vom Start des Videos ins Log. Bei 1440p- und 4K-Videos sind sie wieder konstant da, aber solche Videos sehen gerade so aus:
Die Funktion ist also mit gutem Grund auch unter Firefox 80 noch nicht als Standard aktiv.
Beschleunigung aktivieren
Wer die Beschleunigung trotzdem aktivieren will: Im Bugtracker wird der Großteil erklärt.
Stell erstmal sicher, dass VA-API auf dem System installiert sind. Bei mir unter void gab es dafür drei Pakete:
- libva
- libva-intel-driver (Für Intel-Grafikkarten)
- mesa-vaapi (Für AMD-Grafikkarten)
Nun zu Firefox selbst. In about:config müssen zwei Einstellungen aktiviert werden:
media.ffmpeg.vaapi.enabled media.ffmpeg.dmabuf-textures.enabled
Gleichzeitig musst du aufgrund eines Bugs
media.ffvpx.enabled
deaktivieren.
Zudem muss wegen einer Sandbox-Funktion seit Firefox 86
media.rdd-vpx.enabled
deaktiviert werden.
Doch das reicht noch nicht. Beim Start von Firefox muss man zudem MOZ_X11_EGL=1
voranstellen. Außerdem muss das neue WebRender-Backend aktiv sein. Das kann mit MOZ_WEBRENDER=1
beim Start erzwungen werden (via).
Start und Test
Um das ganze zu testen starte Firefox so:
MOZ_WEBRENDER=1 MOZ_X11_EGL=1 MOZ_LOG="PlatformDecoderModule:5" firefox 2>&1 | grep 'VA-API'
Wenn dann beim Abspielen von Videos Zeilen wie diese auftauchen funktioniert es:
8946:[Child 20521: MediaPDecoder #2]: D/PlatformDecoderModule DMABUF/VA-API Got one frame output with pts=42000000dts=41999999 duration=33333 opaque=-9223372036854775808
Bevor ich WebRender aktiviert hatte sah ich dagegen diese Fehlermeldung:
41:[Child 18537: MediaController #2]: D/PlatformDecoderModule DMA-Buf/VA-API can't be used, WebRender/DMA-Buf is disabled
Es ist toll, dass die Grafikkartenbeschleunigung endlich auch Linux-Firefox erreicht und nochmal besser, dass dabei auch an X11 gedacht wird und sie nicht im nicht praxistauglichen Wayland verschwindet. Schade, dass die Funktion noch nicht stabil ist, aber das dürfte sich jetzt angesichts der generellen Verfügbarkeit schnell ändernMittlerweile funktioniert die Beschleunigung auch stabil, was toll ist.
Edit 02.03.2021: Ergänzt um Hinweise zu Intel-Grafikkarten und die nötige Deaktivierung von media.rdd-vpx.enabled
, Fazit angepasst.
Kerning reparieren in Firefox und anderen Anwendung mit neuer fontconfig
Nach dem heutigen Systemupgrade sahen manche Schriften nicht gut aus, besonders auffällig war das schlechte Kerning in den Tabtiteln von Firefox. Fontconfig hatte ein Upgrade bekommen, auf Version 2.12.4. Da war das Problem schnell einzugrenzen.
Als Ursache des Problems entpuppte sich meine ~/.config/fontconfig/fonts.conf. Dort war der Autohinter aktiviert. Das Arch-Wiki meint jedoch, dass bei vielen Schriften dieser mittlerweile zu schlechten Ergebnissen führt. Also musste er deaktiviert werden. So sieht meine gesamte .fonts.conf nun aus:
<?xml version="1.0"?> <!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd"> <!-- /etc/fonts.conf file to configure system font access --> <fontconfig> <match target="font"> <test qual="any" name="size" compare="more"> <double>8</double> </test> <test qual="any" name="size" compare="less"> <double>15</double> </test> <edit name="antialias" mode="assign"> <bool>true</bool> </edit> <edit name="hinting" mode="assign"> <bool>true</bool> </edit> <edit name="hintstyle" mode="assign" > <const>hintfull</const> </edit> <edit name="autohint" mode="assign"> <bool>false</bool> </edit> </match> </fontconfig>
Ich muss mich aber mit diesen Einstellungen nochmal beschäftigen. Neben dem nun reparierten Kerning sehen manche Schriften seit dem Upgrade einfach anders aus. Und ich fürchte, nicht besser. Leider scheint es kein verständliches ChangeLog zu geben, sodass mir nicht klar ist, was sich am Fontrendering durch das Upgrade geändert hat.
Edit:
Ich habe es jetzt erstmal so abgeändert:
<?xml version="1.0"?> <!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd"> <!-- /etc/fonts.conf file to configure system font access --> <fontconfig> <match target="font"> <edit name="antialias" mode="assign"> <bool>true</bool> </edit> <edit name="hinting" mode="assign"> <bool>true</bool> </edit> <edit name="hintstyle" mode="assign" > <const>hintslight</const> </edit> <edit name="autohint" mode="assign"> <bool>false</bool> </edit> <edit mode="assign" name="rgba"> <const>rgb</const> </edit> <edit mode="assign" name="lcdfilter"> <const>lcddefault</const> </edit> <edit mode="assign" name="embeddedbitmap"> <bool>false</bool> </edit> </match> </fontconfig>
Also die Bedingung entfernt, sodass die Anweisung für alle Schriftgrößen gilt, und den hintstyle
auf hintslight
gesetzt.
Wichtig sei ebenso das Setzen des Subpixel-Hintingmodus. Dafür wird die /etc/profile.d/freetype2.sh angepasst. In ihr steht:
# Subpixel hinting mode can be chosen by setting the right TrueType interpreter # version. The available settings are: # # truetype:interpreter-version=35 # Classic mode (default in 2.6) # truetype:interpreter-version=38 # Infinality mode # truetype:interpreter-version=40 # Minimal mode (default in 2.7) # # There are more properties that can be set, separated by whitespace. Please # refer to the FreeType documentation for details. # Uncomment and configure below export FREETYPE_PROPERTIES="truetype:interpreter-version=40"
Da könnte je nach Geschmack, Schrift und Bildschirm auch 35 oder 38 besser gefallen. Ich bin mir aber derzeit nicht mal sicher, ob der Unterschied zwischen den drei Modi überhaupt sichtbar ist (laut diesem Kommentar greift der Unterschied nur bei hintfull
). Eventuell ist das auch schon wieder veraltet.
Edit 12.01.2019: Anweisungen zu lcdfilter, embeddedbitmap und rgba hinzugefügt sowie die freetype2.sh beschrieben.
Facebook im Firefox-Container
Vorgestern hatte ich folgendes eingerichtet: Mich bei Facebook ausgeloggt, dann einen Personal-Tab aufgemacht und mich dort bei Facebook eingeloggt. Idee war, über die Container-Funktion von Firefox Facebook von meinen Surfdaten weiter fernzuhalten. Die Container nutze ich sonst nicht, aber Tree-Style-Tab benötigt sie sowieso.
Mozilla hatte die Idee wohl schon eine Weile vorher und veröffentlichte letzte Woche ein Addon, das für Facebook einen eigenen Container bereitstellt und die Seite bei Aufruf automatisch in ihn schiebt.
Komfortabler als das selbst zu machen. Das Addon scheint problemlos zu funktionieren und ist definitiv eine gute Vorsichtsmaßnahme - auch wenn es die Daten auf Facebook natürlich kein bisschen schützt.
Ich stolperte darüber via eines Pocket-Artikels, den ich nun nicht mehr finde.
Vielleicht ging die Veröffentlichung des Addons auch an manchen Lesern vorbei.
Firefox und apulse: Permission denied umgehen
Apulse ist ein Hilfsprogramm, gedacht um Anwendungen wie Firefox Sound auf Systemen ohne Pulseaudio zu geben. Firefox hat den Alsa-Code herausgerissen, in Distributionen wie Gentoo kann er noch aktiviert werden, aber die vorkompilierten Binaries haben ihn nicht. Und da die reguläre Version nicht kompilieren wollte, musste ich auf firefox-bin zurückgreifen, eben ein solches vorkompiliertes Paket. Hier hilft dann nur noch apulse.
In Version 57 funktionierte es aber nicht. Ich bekam diese Fehlermeldung im Terminal:
[apulse] [error] do_connect_pcm: can't open playback device "default". Error code -13 (Permission denied) [apulse] [error] do_connect_pcm: failed to open ALSA device. Apulse does no resampling or format conversion, leaving that task to ALSA plugins. Ensure that selected device is capable of playing a particular sample format at a particular rate. They have to be supported by either hardware directly, or by "plug" and "dmix" ALSA plugins which will perform required conversions on CPU.
Die Lösung steht hier: In about:config den Schlüssel security.sandbox.content.write_path_whitelist
auf /dev/snd/
setzen. Dann einmal neustarten und der Sound funktioniert wieder.
Update: Seit Firefox 58 muss man zusätzlich security.sandbox.content.syscall_whitelist
auf 16
setzen.
Firefox 57: Schnell und gut, aber doch ein Erweiterungs-Grab
Wir sollten uns freuen, für uns und für Firefox. Denn tatsächlich ist die neue Version schnell geworden, schneller noch, denn Firefox war zuvor beileibe nicht langsam. Dennoch, der Sprung ist groß genug um ihn zu bemerken, so wichtige Dinge wie das Öffnen eines neuen Tabs funktionieren schneller.
Möglich wurde es durch ein Überarbeiten der Architektur des Browsers. Er nutzt jetzt besser moderne Prozessor mit mehreren Kernen. Eine große Rolle spielt wohl Rust, die Programmiersprache, und auch schlichtweg ein Überdenken wie der Browser funktionieren soll. Mozilla hat da selbst viel drüber geschrieben.
Ein weiterer Schritt war die Abkehr vom alten Addonsystem. Das war wohl zu mächtig. Addons verhinderten, dass Firefox seine Arbeitsschritte parallel abarbeiten konnte. Die neuen Webextension, grundsätzlich kompatibel mit Chrome und Firefox, können nun nicht mehr so tief eingreifen. Firefox selbst profitiert, offensichtlich.
Aber da gibt es ein Problem:
Es sind doch einige Erweiterungen gestorben. Das trübt die Freude dann doch.
Dabei ist etwas positives (nicht) zu sehen: Tree Style Tabs, eine populäre (und bei Chromium fehlende) Erweiterung um Tabs an der Seite zu haben wurde entgegen anfänglichen Berichten doch portiert. Bei CookieKeeper gibt es wohl funktionierende Alternativen. Browserstack ist zu verschmerzen, die Firma dahinter findet bestimmt eine Lösung. Smooth Scrolling hat eine Version für Webextensions, hier ist nur schade, dass das Update nicht automatisch vollzogen wurde. Und bei Hacker News Colors muss ich mich an die eigene Nase fassen, das hätte ich selbst portieren sollen. Aber bei den Header Tools erwarte ich Probleme, eine ebenso praktische Alternative zu finden - wenn überhaupt eine funktioniert - und auch bei Gnotifier sehe ich schwarz.
Es ist wahrscheinlich trotzdem ein positives Release. Das positive überwiegt. Die Lücken bei den Erweiterungen werden sich füllen, und wenn nicht lässt sich mit ihnen Firefox immer noch gut nutzen. Und die kombinierte Such- und Adressleiste war überfällig, auch andere UI-Änderungen wirken auf den ersten Blick gut.
Doch bleibt es schade, dass so viel kaputtgemacht werden musste. Nach dem Update mit einer Liste kaputter Erweiterungen konfrontiert zu werden ist unerfreulich, egal ob sich später Alternativen finden lassen.
Hacker News Colors 0.3: Farbige Kommentarzähler und Unterstützung für e10s
Hacker News Colors ist ein als Addon verpacktes Userscript. Es verändert Hacker News, indem es einen farbigen Balken (bisher) unter dem Upvote-Button zeichnet. Der Balken signalisiert durch seine Farbe, wieviele Upvotes ein Artikel hat. So sieht man schneller die besonders beliebten Artikel, die bei HN durch das Rankingsystem ja nicht unbedingt auf dem höchsten Platz sind.
Mit der neuen Version kommen zwei Verbesserungen dazu. Die erste ist Unterstützung für Multithread-Firefox, e10s. Es war fast ein bisschen ärgerlich, wie einfach das zu aktivieren war. Alles was es brauchte war ein Eintrag in der package.json:
"permissions": { "multiprocess": true },
Da der Code sowieso nur die mod-page-Funktion des SDK benutzte war es bereits kompatibel. Hätte Mozilla das nicht automatisch erkennen können?
Farbige Kommentarzähler sind die neue Funktion, und das war etwas aufwändiger. So sieht es aus:
Die Balken zu zeichnen ist einfach, das ist wie bei den Upvotes. Aber die Option sollte ja optional sein. Dafür muss eine Einstellung hinzugefügt werden, damit die gelesen werden kann braucht es Kommunikation zwischen dem Addon und dem seitenverändernden Javascript - und zwar auch bei der Änderung der Einstellung, nicht nur bei der Initialisierung der Erweiterung, sonst wirkt die Änderung erst nach einem Neustart des Browser. Den entsprechenden Commit verlinke ich hier auch für mich zum späteren Nachschlagen.
Firefox und Electrolysis: Merklich Schneller
Multiprozess-Firefox durch das Electrolysis-Projekt (e10s) ist ein ziemlicher Schritt vorwärts. Bei mir war das bisher nicht aktiviert, weil ich noch Plugins benutze, die nicht explizit als kompatibel markiert sind. Jetzt manuell angemacht ist der Effekt direkt sichtbar. Und er ist stark genug, um eindeutig kein Placebo-Effekt zu sein. Der zusätzliche Prozess beschleunigt den Browser merklich.
Von meinen Plugins scheinen alle kompatibel zu sein, außer einem Plugin namens SmoothWheel, welches das Scrollen weicher machte. Das bewirkte schlicht nichts mehr. Ich bemerkte sonst noch keine Instabilitäten, das kann natürlich noch kommen.
Weil ich solche Plugins benutze, musste ich e10s manuell aktivieren. Wobei das Aktivieren selbst nicht reichte, ich musste zusätzlich die Aktivierung erzwingen. Also in about:config browser.tabs.remote.autostart auf true setzen, und den Eintrag browser.tabs.remote.force-enable als Boolean anlegen und ebenfalls auf true setzen.
Mozilla hat in letzter Zeit für Firefox ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen. Aber Firefox selbst ist immer noch ein guter Browser. Es ist schön zu sehen, wenn er so wie hier (oder wie bei Android) gut verbessert wird.