Ich war die Tage bei einem Vortrag über Gimp von Simon (Nomis) im Hackerspace Siegen. Ging mehr um die grundlegenden Fähigkeiten von Gimp und wie man sie nutzt, aber über die Neuausrichtung kam er auch zur für mich spannenderen und momentan immer noch aufflackernden Diskussion über den neuen Speicherndialog.
Gimp 2.8 ändert diesen (nach Spezifikation), sodass man nur noch in .xcf speichern kann und für alles andere den Exportieren-Dialog nutzen muss. Motto: GIMP opens and saves GIMP files and imports/exports the rest.
Der Grund für diese Änderung: Gimp will professionelle Nutzer ansprechen, diese arbeiten viel mit Ebenen und sollen auf keinen Fall diese und das Originalbild verlieren, wenn es durch Speichern in png/jpg mit den Ebenen verschmolzen wird. Außerdem (das kommt aus der Spezifikation) soll verhindert werden, dass bei verlustbehafteten Formaten wiederholt gespeichert wird.
Der Flamewar, der aus einer ernsthaften Diskussion entstand, war natürlich vorhersehbar. Die Änderung erfordert eine Umstellung, was für Nutzer immer ärgerlich ist, und sie ist unbequem:
- Man bemerkt sie erst, wenn man schon im Speichern-Dialog ist und den dann mühsam abbrechen muss
- Sie verhindert bestehende Workflows
- Sie kostet Flexibilität, der Speichern-Dialog kann nun schlicht weniger (und damit der Nutzer)
Ich würde behaupten, dass die Änderung gegen ein paar Usability-Kriterien verstößt (z.B. Steuerbarkeit), was man abwägen muss gegen die erwünschte Fehlervermeidung. Für mich ist sie vermutlich ärgerlich, da ich Gimp hauptsächlich zum Verkleinern von Bildern nutze und das nun ein paar Schritte mehr erfordert. Zum Erstellen von Screenshots und dem Vergleichen der Formate wirkte sie bisher eher hilfreich.
Aber genau das ist der Punkt, man sieht es an dem was ich mit Gimp mache: Ich bin nicht in der Zielgruppe.
Da Gimp professionelle Nutzer ansprechen will ist es für das Projekt nur sinnvoll, Funktionen einzubauen die dieser Nutzergruppe helfen. Wenn eine dabei nötige Änderung dann andere Nutzergruppen stört, kann das schulterzuckend ignoriert werden. Der hinter der jetzigen stehende Gedankengang wirkt klar und sie könnte wirklich eine Hilfe sein. Aber: Nirgendswo kann ich eine Bestätigung der These finden, dass professionelle Nutzer die neue Situation gut finden und nur die anderen nicht.
So könnte es nämlich sein, dass gerade professionelle Nutzer verärgert werden, weil sie genau wissen was sie tun, vorher bewusst Exporte mit "Save a Copy" angelegt haben und nun einfach weniger flexibel speichern können, weniger schnell den vielleicht doch auch bei ihnen stattfinden Fall "ein jpeg nur kurz abändern" erledigen können.
In der Spezifikation ist kein Verweis auf eine Befragung oder Beobachtung. Es wirkt, als ob das alles einem Gedankenmodell entsprungen ist und nicht validiert wurde. Wenn dem so ist, macht das die Argumentation natürlich schwer und verhindert es, die Diskussion mit einem klaren "Wir machen das, weil es unserer Zielnutzergruppe hilft, wie wir so und so eindeutig herausgefunden haben" zu steuern.
PS: Wen das Verhalten wirklich stört, kann sich mit einem Plugin helfen.
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