Ich hatte mich verpflichtet, Absolute Linux 13.0.6 zu testen. Wie mein Fazit lautet? Ich weiß es nicht, was mir auch das Vorwort schwer macht.
Fokus der Distribution ist der Desktop, sie ist angepasst auf die Anforderungen des Entwicklers Paul Sherman. Dabei soll sie leichtgewichtig sein, kontrollierbar und den Nutzer nicht stören. Das Changelog geht bis auf 2006 und Slackware 11 zurück.
Hintergrund: Aktuell und Altmodisch
Absolute Linux ist ein Abkömmling bzw eine Modifikation von Slackware. Sie bringt moderne Software mit: Firefox liegt in Version 3.5.6 vor, OpenOffice in 3.1.1, der Kernel allerdings ist 2.6.29.6 (aktuell: 2.6.32.3). Noch altbackener ist das Root-Prinzip, was absurderweise dazu führt, dass der Entwickler selbst laut Eigenaussage immer den Root-Account nutzt - da ist Ubuntu mit sudo deutlich weiter.
Grundsätzlich bin ich nicht tief genug eingestiegen, um viel zum technischen Hintergrund des Systems sagen zu können.
Oberfläche: So kann IceWM auch sein (?)
Zugegeben, es war ein ausschlaggebender Faktor: Die Oberfläche ist weder Gnome oder KDE noch eine andere Desktopumgebung, sondern der Fenstermanager IceWM ergänzt um ein paar Programme. Das sieht durchaus odentlich aus, mit PcManFM als Dateimanager, dem netten Standarddesign (man vergleiche mit IceWMs gruseligen eigenen Standard), Symbolen auf dem Desktop und automatisch eingebundenen Medien.
Die Konfigurationswerkzeuge einer Desktopumgebung werden durch ein "Control Center" ansatzweise ersetzt, dessen eigentlicher Aufbau auch durchaus gelungen ist.
Der Blick auf die Konfiguration führt zu meinem großen Kritikpunkt: Die Möglichkeiten IceWMs werden nicht genutzt. Nichtmal ein "Senden an Arbeitsfläche x" erscheint in den Fenstermenüs, konsequenterweise auch keine Arbeitsflächenanzeige (gut, die braucht man nicht unbedingt) und auch kein Netzwerk- oder CPU-Monitor. Da ich IceWM auch unter Ubuntu nutze weiß ich, dass hier eine Schmalspurversion dieses Fenstermanagers geboten wird, einfach nur durch die Standardkonfiguration. Wenigstens eine vergleichsweise hübsche.
Das "Control Center" ist nicht nur eine Verlinkung bekannter Programme wie htop. Mit dabei sind auch scheinbar speziell für absolute geschriebene Programme, manche finden sich auch im Hauptmenü. Deren Qualität schwankt: Das addUser-Programm beispielsweise erledigt seine Aufgabe schnell, ist übersichtlich und sieht ordentlich aus. Der "File Finder" dagegen ist optisch fragwürdig, hat eine ungewohnte Anordnung und sucht nicht bei einem Durck auf Enter, wie es aber Standard wäre.
Laut Wikipedia hat Slackware nur wenige grafische Hilfsprogramme, was den Eigenbau erklärt, was ja auch wirklich nicht verwerflich ist, im Gegenteil. Aber da man den Helfern eben doch anmerkt, "selbstgemachte" Programme statt professioneller Software zu sein, wie sie eine Desktopumgebung wie Gnome mitbringt, fühlt sich absolute für mich doch sehr nach "Bastelei" an. Sehr ungewohnt, wenn man Ubuntu gewöhnt ist.
Fazitversuch
Absolute Linux war kein Reinfall. Es ist aber auch nicht so, dass ich den Drang verspüre, von Ubuntu wegzuwechseln, und das obwohl meine Oberfläche bei Ubuntu nur ein unwichtiges Nebenpaket ist und bei absolute die Hauptoberfläche. Die Installation verlief problemlos, die Dokumentation war zutreffend, und es gab keine Probleme. Aber ich gehe nicht konform mit den Änderungen an den Standardeinstellungen von IceWM, sodass der Vorteil seiner standardmäßigen Nutzung sich aufhebt. Wichtiger noch und wohl das eigentliche Fazit: Der Schritt weg von sudo/apt wäre zu groß und das root-Konzept überzeugt mich nicht.
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