Unity, Adware, Mir und Rolling Releases - es gab und gibt viel zu diskutieren und zu streiten im Ubuntuland. Vielleicht beruhigt da der Blick über den Tellerrand: Auch andere Distributionen und Projekte hatten in letzter Zeit ihre Probleme, und manche davon waren unschön. Unschön genug, um Mitleid zu haben, und sich darüber zu freuen, dass dieser Kelch bisher an uns vorbeigingen.
Fedora 18: Das Anaconda-Desaster
Vielleicht hätte eine Orientierung an den Qualitätskriterien des Wikigotts Dee das verhindert (na, wie komm ich darauf?), aber so hatte Fedora 18 nach Release wohl mehr als nur kleinere Qualitätsprobleme. So viele, dass sie ein äußerst spaßiges Review provozierten. Marke:
Desktop effects
Did not work, at all. Nothing.
Aber es war der Installer Anaconda, der so richtig missraten zu sein scheint. Unter der Abschnittsüberschrift "Installation - Worst ever" finden sich Fundstücke wie
You enter a world of smartphone-like diarrhea that undermines everything and anything that is sane and safe in this most important of software configuration steps.
Wer das für übertrieben hält - und nun gerade ansetzen will, mich für die Auswahl dieses doch offensichtlich verwerflichen Reviews zu flamen - dem seien die Screenshots und die ausführliche Beschreibung ans Herz gelegt. Von
Confirmation buttons show everywhere, text is spread about, the fonts size and placement is equally chaotic. I could not think of any way to make this any uglier or less friendly.
zu
It gets worse once you hit the installation destination nonsense. You get disks represented visually. That's it. Not by their names. By identical icons with labels that refer to actual disk models. Not /dev/sda or /dev/sdb, which is what you expect. No. You get the manufacturer's model strings. And I happen to have two identical disks. So which is which? I'll give you a hint, the two disks are shown in reverse order, /dev/sdb first, /dev/sda second. What moronity.
bis
Let us not forget bad alignment, fonts and all that. And then, it says below, before continuing to the next step, but there's no next step, no buttons. Look at the lost equity. Look at the stupidity of that whole deal. If software could contract disease, it would be suffering right now from Ebola, AIDS and Typhus, all at the same time.
ist alles dabei und wird alles gezeigt.
Der geneigte Ubuntunutzer mit vagen Wissen durch Hörensagen über Fedora mag sich nun wundern: "Dass Fedora früher Probleme mit dem Installer hatte ist mir neu, woher kommen die Probleme jetzt?" Und tatsächlich ist das eine Situation, die dem kritischen Ubuntunutzer bekannt vorkommen könnte: Er wurde neu designt. Von Designern. Über einen längeren Zeitraum wurde versucht, mit geballter Designpower Anaconda einfacher, sicherer und besser zu machen - insbesondere bei Máirín Duffy habe ich das aus der Ferne von Anfang an verfolgt. Und was auf dem virtuellen Papier noch halbwegs vernünftig klang, wurde mit einer falschen Annahme hier, einer vermeintlichen Erleichterung dort und insbesondere inkonsistenter Umsetzung zu einem weithin gescholtenen Projekt, das wohl sogar das Release verzögert hat.
Java: Die unsichere Sprache
So kritisch Usability-Probleme, Machtspiele und Technologiefragen auch sein mögen - es geht immer noch kritischer. Beispielweise könnte eine Programmiersprache dafür bekannt werden, inhärent unsicher zu sein. Auf dem besten Weg ist Oracles Java-Projekt: Da nutzen Super-kritische Java-Exploits gleich zwei Bugs, und das war nicht der erste in letzter Zeit. Da bekommt selbst eine extra Webseite zum Beantworten der Frage "How Long Is It Since The Last Java Zero Day Was Discovered?" eine echte Daseinsberechtigung.
Die Propagandawirkung wird verschärft durch Oracles Hintergrund. Oracle kaufte Sun, und auch wenn Sun durchaus selbst Probleme mit der Entwicklergemeinde hatte, wurde Java in den letzten Jahren eine weitgenutzte Programmiersprache - insbesondere auch im akademischen Umfeld. Trotz all der Kritik, welche die Sprache durch ihren Boilerplate-Lastigkeit immer wieder abbekommt. Doch Oracle tat einiges dafür, weiteren Wachstumserfolg zu verhindern: Direkt wurde Google für ihre Java-Nutzung in Android verklagt, was ein äußerst interessantes API-Copyright-Urteil gegen Oracle provozierte - und viele abschreckte, Java auch nur in Betracht zu ziehen. Als ob Oracle nicht schon für seine absurde Entscheidung, Solaris proprietär zu machen, verhasst genug wäre.
Die Zero-Days-Exploits jetzt passen da nur zu gut ins Bild des eben auch unfähigen, geldgierigen und unethischen Giganten.
Und sonst?
Welches Projekt hatte noch Ärger? Um ehrlich zu sein, an Streitthemen in der Linuxgemeinde ist in den News fast immer Ubuntu beteiligt. Vielleicht habe ich ja was übersehen? Wenn ja, ab in die Kommentare damit - Ubuntu ist manchmal fürchterlich, aber das wenigstens nicht alleine.
deesaster.org am : Viele Namen ...
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