Den R50 von damals, den hab ich heute noch. In letzter Zeit wurde er wenig benutzt, weil ich im Büro einen anderen Laptop hatte. Der ist aber nun nicht mehr mein und damit der Thinkpad wieder aktuell.
Nun, leider ist der Thinkpad etwas älter. Die 2GB Ram sind noch völlig okay, aber sowohl die Grafikkarte als auch der Prozessor sind nicht gerade stark. Übrigens, teilweise liegt das daran, dass der angeblich so tolle Linux-Support für Thinkpads so toll gar nicht ist, zumindest nicht für alte und etwas obskure Modelle wie diesen hier. Die Grafikkarte würde ich zum Beispiel für stärker halten, als sie sich unter Linux gibt. Was wohl am Mesa-Treiber liegt, der nicht alle ihre Hardwarebeschleunigungen nutzen kann. Dazu später mehr.
An der Grafikkarte kann ich nichts ändern, am Prozessor aber schon. Im R50 war bisher ein Pentium M SL6F9, also ein Pentium M 705, ein Prozessor mit einem Kern und 1,5 GHz. Sein Sockel ist mPGA478C, was auch Sockel 478 heißt. Und hier wird es interessant. Das ist nämlich tatsächlich einfach ein Sockel, wie er auch in einem Desktop-PC wäre. Der Prozessor ist nicht verlötet oder ins Mainboard verbaut, er ist einfach eingesteckt. Das heißt, man kann ihn auswechseln.
Den richtigen Upgradekandidaten zu finden ist aber gar nicht so einfach. Naheliegend wären die anderen Prozessoren der R50-Reihe, aber da wäre das Maximum 1,7 GHz, und den Aufwand kaum wert. Man kann aber auch höher gehen. Es gab einige Pentium M, und es gibt keinen Grund, warum die für Socket 478 nicht alle mit dem Mainboard funktionieren sollten. Problematisch könnte allerdings der FSB sein. Beim R50 ist der 400 MHz, die späteren Pentium M nutzen 533 MHz. Ich habe nicht rausgefunden, ob das Mainboard theoretisch schneller könnte, bezweifle es aber. Also bleiben die Prozessoren mit 400 MHz FSB. Da wäre der schnellste der Pentium M 765, mit 2.1 GHz. Der nächstbeste ist der Pentium M 755.
Wo findet man so alte Prozessoren? In China, per Ebay oder Aliexpress. Die Preise dort machen dann auch schnell klar, dass der Pentium M 755 die bessere Wahl ist, denn er kostet kaum 10€. Zumindest war das so, als ich ihn kaufte, seitdem sind die nochmal billiger geworden und der 765 wäre auch okay (der Prozessor liegt schon eine ganze Weile hier rum). Doch prozentual sind die 100 MHz den Aufpreis kaum wert, und der R50 für teurere Upgrades auch etwas arg alt.
Thema prozentual: 1.5 GHz zu 2 GHz, das klingt so wenig, sind aber immerhin 30% mehr Leistung. Das würde man im Betrieb schon merken. Wobei es natürlich immer noch ein schwächlicher Single-Core-Prozessor ist, was das Hauptproblem sein wird. Zwei Kerne, das wäre toll... Aber das ist für den R50 keine Option. Aber immerhin: Im Vergleich sieht man, dass der 755 auch 1MB mehr L2 Cache hat, und seine TDP und benötigte Volt sogar geringer sind.
Das Upgrade
Thinkpad-typisch ist das Prozessorupgrade vergleichsweise einfach. Die Laptops sind für Wartbarkeit gebaut, das merkt man. Das Handbuch dafür ist sogar noch online, und ihm kann man ganz einfach folgen. Ich brauchte nur einen Kreutzschlitzschraubenzieher, einen normalen Schraubenzieher um die Prozessorhalterung zu drehen, und Wärmeleitpaste um den Lüfter neu zu montieren.
Die Schritte sind: Batterie entfernen, Festplatte rausnehmen, Tastatur lösen, dann die Plastikummantelung. Dann kann der Prozessorlüfter entfernt und danach der Prozessor gelöst werden. Den neuen Prozessor einsetzen, Wärmeleitpaste auftragen, dann wieder alles montieren.
Die Anleitung nachzubeten ist witzlos, denn sie zeigt genauer als ich es könnte, welche Schrauben wann gelöst werden müssen. Daher hier ein paar Bilder der Arbeitsschritte mir nur kurzen Beschreibungen:
Hier sind Batterie und Festplatte entfernt.
Als nächstes ist die Tastatur zu lösen, dafür mussten vier Schrauben an der Unterseite rausgedreht werden.
Hier fehlt ein Schritt, die Plastikoberseite des Laptops. Sie brauchte ein paar Schrauben mehr und ist etwas kniffliger, daher habe ich das Photo vergessen. Aber danach ist das komplette Innere frei.
Dies ist der Prozessorkühler. Er wird von den drei Schrauben rechts gehalten, und ein kleines Stromkabel des Lüfters geht zum Mainboard.
Die Reste der Wärmeleitpaste sind hier gut zu sehen, und müssen auch vom Kühler entfernt werden. Rechts ist der Drehknopf, der den Prozesor festzieht, der muss nach links unten gedreht werden um den Prozessor zu befreien.
Und man sieht es auch auf dem verwackelten Photo: Das ist wirklich ein ganz normaler Prozessorsockel.
Hier ist der neue Prozessor installiert und professionell die Wärmeleitpaste aufgetragen, Blob-Technik.
Und nun werden die Schritte oben nur noch umgekehrt ausgeführt, der Laptop wieder geschlossen.
Benchmark
Was hat das gebracht? Tatsächlich ist es ein spürbarer Unterschied. Firefox läuft mit dem neuen Prozessor flüssiger. Natürlich kommt das nicht an einen modernen PC ran, schwere Seiten wie Facebook sind immer noch unangenehm langsam, aber es macht ansonsten die Nutzung deutlich angenehmer als vorher.
Im Benchmark (sysbench --test=cpu --cpu-max-prime=1000 run
) sieht man auch, dass die erwartete 30% bessere Leistung voll da ist:
Fazit
Das waren gut investierte 8€. Es ist eine Freude, wie gut aufrüstbar und wartbar der Thinkpad R50 ist. Und man wird kaum je wieder eine Situation finden, in der ein so billiges Hardwareupgrade einen so großen Effekt hat. Wer mit einem alten Thinkpad spielen will und vor der gleichen Entscheidung steht: Kauf den besseren Prozessor, es lohnt sich.
Vor allem in meinem Fall, da die anderen Upgrademöglichkeiten ziemlich ausgeschöpft sind.
Die Festplatte ist bereits eine sehr schnelle, für HDD zumindest, es ist eine Samsung HM160HC, was wohl so ziemlich die schnellste IDE-Laptop-Festplatte überhaupt ist. Es gibt allerdings noch IDE-SSDs. Die werden Daten nicht schneller übertragen, da IDE hier das Limit setzen wird, aber sie könnten eine bessere Latenz haben und dadurch den Desktopbetrieb merklich beschleunigen. Wenn ich mal wirklich Geld über habe teste ich das noch aus.
Arbeitsspeicher ist mit 2GB schon am Maximum. Der R50 nimmt DDR333 und das ist heutzutage spottbillig, gleichzeitig für Linux sehr wichtig, das muss man praktisch auf 2GB haben wenn man einen Webbrowser ordentlich nutzen will. Und damit ist man dann auch durch, die Grafikkarte ist wohl nicht auswechselbar. Zumindest habe ich von niemanden gelesen, der das hinbekommen hat. Für den Ultrabay gibt es auch kein interessantes Zubehör.
Das Prozessorupgrade, das ist aber wirklich möglich und funktioniert. Hier ist es nun dokumentiert.
onli blogging am : Zum Thinkpad R50 heutzutage, unter Linux
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onli blogging am : Das modulare Framework-Laptop sieht toll aus
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