Das ist eine für mich schwierige Buchbesprechung. Ich will rüberbringen, dass ich dieses Buch von Juli Zeh überhaupt nicht mochte. Es ist schlicht kein gutes Buch, hat keine gute Geschichte, keine glaubwürdigen Personen, keine Handlung, die es so geben könnte. Ich mochte oft nichtmal die Sprache. Gleichzeitig hat es den Ansatz eines guten Buches. Im Grunde: Behalte die Autorin im Blick, aber lese dieses Buch nicht.
Keine gute Geschichte und keine glaubwürdigen Personen, das gehört zusammen. Adler und Engel wirkt, als ob die Autorin sich hingesetzt und sich die absurdesten Charaktere ausgedachte hätte, die sie sich vorstellen konnte, und die dann in eine Geschichte steckte. Nicht absurd im Sinne von absurd komisch, sondern im Sinne von kann so nicht existieren. Die Handlungen, die Monologe, die Dialoge – es ist alles zu bescheuert.
Es gibt natürlich die Möglichkeit, das innerhalb der Geschichte zu erklären. Der Ich-Erzähler ist ein Junkie, verschiedene Zeitebenen werden gemischt, die aufgetischte Geschichte ist durch seine Perspektive verfälscht. Das ist natürlich Unsinn, es wäre eine billige Ausrede. Die Geschichte ist trotz ihres simplen Kerns einfach überkomplex, als ob möglichst viele verschiedene Techniken gleichzeitig ausprobiert werden sollten. Übrig bleibt Grütze. Und fachliche Fehler, z.B. wenn der Protagonist eine komplette Packung Kopfschmerztabletten reinkippt und problemlos weiterlebt. Sowieso, Drogen: Was hier beschrieben wird ist so fernab vom möglichen, dass die Beschreibung zu lesen wirklich schmerzt.
Und doch: Der Kern der Geschichte ist interessant, auch die erzählerische Ausgangsposition. Immer wieder schimmert durch, dass dies ein guter Roman sein könnte. So lächerlich die Figuren sind, wären sie etwas weniger lächerlich, dann wären sie interessant. So überkonstruiert und möchtegernkomplex die Geschichte ist, so interessant ist ihre Grundidee. Es ist auch nicht alles vorhersehbar, nicht immer gehen die Kniffe schief. Also: Ich würde niemanden dieses Buch empfehlen, aber werde mir vll trotzdem eines ihrer neueren Bücher anschauen.