WandaVision
Monday, 20. November 2023
WandaVision hatte es geschafft, uns direkt bei der ersten Folge zu verlieren. Es blieb zu unklar, was diese schwarz-weiße Folge sein will. Nur weil die Kritiken so gut waren gaben wir ihr noch eine Chance – und tatsächlich, das war berechtigt.
Verliert sich Loki in Zeitreisequatsch und betont zu wenig, was diesen Charakter ausmachen könnte, ist das bei WandaVision überhaupt nicht so. Die Geschichte ändert sich etwas, aber angesichts der ersten Folge ist das ein Glück, wird die Serie danach doch zugänglicher. Und sowohl Wanda als auch Vision werden über ihre Charakterisierung in den Filmen hinaus gezeichnet, mit ihnen kann man durch die Serie nun eher etwas anfangen.
Es geht in der Serie – kleiner Spoiler – primär um Emotionen. Vielleicht zieht sich das gegen Ende ein kleines bisschen, vielleicht ist der Mix mit den Actionszenen etwas fragwürdig, und sicher ist der Einbezug von mir völlig unbekannten neuen Marvelfiguren ein massives Manko. Doch trotzdem ist die Geschichte durch ihren Fokus berührend. Vor allem bleibt WandaVision nach dem holprigen Anfang sehr sehenswert, die Serie verliert sich nicht.
Loki
Monday, 13. November 2023
Die Idee einer Serie um den ambivalenten Marvel-Charakter gefiel mir. Die Idee der Disney+-Serie Loki war aber eine ganz andere und gefiel mir so gar nicht.
In der Serie wird Loki praktisch dupliziert. Dadurch taucht die TVA auf, um die zweite Version von Loki einzusammeln und so eine alternative Zeitlinie zu verhindern. Doch statt die Loki-Kopie zu töten, wie sonst üblich, rekrutieren sie ihn um ein Problem zu lösen. Daraufhin rennt Loki durch die Zeitlinien.
Mit diesem Szenario hat die Serie gleich mehrere Probleme:
Erstens ist dieses Szenario einfach doof. Multiversen und Zeitreisen sind immer Mist, auch für diese Variante dieser Standardgeschichte gilt das, sie kommt aus dem generischen kaum heraus. Ein paar nette Ideen sind drin, aber ansonsten rennt das in die üblichen Probleme der Beliebigkeit und dem Fehlen jeglicher Logik, wodurch die Serie nicht packen kann.
Zweitens hat das alles mit Loki nichts zu tun. Nichts was den Charakter ausmacht wird wirklich aufgegriffen. Da könnte auch Captain America durch die Zeitlinien rennen und mit Zerrbildern von sich kämpfen, Lokis Charakteristika sind seltenst relevant. Gerade die Szenen in denen das nicht gilt zeigen das, sind die wenigen Bezüge zu Lokis Wesen doch wesentlich interessanter als der Rest.
Und drittens und schließlich ist die Serie als Serie kaputt. Die erste Folge legt eine Geschichte an, die in der nächsten Folge direkt aufgelöst wird, weil die erste Staffel einfach zu kurz für die hineingepackte Geschichte ist. Die zweite Staffel dann weiß offensichtlich überhaupt nichts mit sich anzufangen, sie ist purer Füller und kann mit dem Ende der ersten Staffel nicht umgehen. Während die erste Staffel also noch ein bisschen verfangen konnte, weil die Auflösung der Geschichte mich dann doch etwas interessierte, ist die zweite wirklich langweilig. Wirkt sich da der Drehbuchautorenstreik aus?
Schade um den Charakter und Schauspieler, aber die Serie kann man sich leider sparen.
Top Gun: Maverick
Monday, 23. October 2023
Top Gun: Maverick war für mich absolut großartig. Der beste von mir gesehene Actionfilm seit Mad Max: Fury Road mit einer ganz ähnlichen Sogwirkung durch unfassbare Actionszenen ohne Pause. Stimmt nicht ganz, Top Gun ist nicht ganz so durchgängig Actionszene an Actionszene, nimmt sich mehr Zeit für ruhigere Szenen. Aber nur zu Beginn, das lange Finale ist ebenso atemberaubend.
Es ist auch, wie diese Actionszenen gemacht sind. Die echten Flugzeuge, dass wohl die Schauspieler tatsächlich in ihnen gesessen haben. Natürlich muss da irgendwo CGI drin gewesen sein, aber wenn ist es perfekte, die zumindest auf meinem Bildschirm nie als solche wahrnehmbar war.
Mir gingen auch die Szenen mit Val Kilmer nahe, der ja wirklich krank ist und entsprechend im Film gezeigt wurde. Und das von Tom Cruise selbstironisch verwendete "Ich hab nur dieses Gesicht" passte auch – auch ohne großes Schauspielern trägt er seine Rolle in der einen Variante die er kann, als stoischer Actionheld mit einem gelegentlichen Lächeln.
Barbie
Monday, 4. September 2023
Der Barbie-Film war im Kino eine Freude. Alleine das Spiel mit dem Puppenhaus als Bühnenhintergrund in den Anfangsszenen, die Plastikgegenstände am Frühstückstisch, sodass aus der Milchtüte natürlich keine Flüssigkeit herauskommt – toll. Die im Film platzierte Musicalnummer I'm just Ken hätte als Genreparodie auch in Crazy Ex-Girlfriend gepasst und war dadurch ein Highlight, dazu saßen viele der Witze, wie der nur mit Männern besetzte Mattel-Aufsichtsrat (Sozialkritik) und die ihn blockierende Minischranke (Slapstick).
Gleichzeitig war der Film auch frustrierend. An mehreren Stellen hält er seine Zuschauer für Idioten – z.B. meint er den Witz mit dem Aufsichtsrat thematisieren zu müssen, oder erklärt die Erzählerin völlig unnötig, dass eine Barbiepuppe nunmal ins Auto fliegt und nicht klettert, als genau das auf dem Bildschirm passiert. Die Anti-Patriarchat-Story ist als Konfliktträger erstmal gut gemacht, aber auch beleidigend simplifizierend. Und schlicht zu lang, das Ende zieht sich arg, vielleicht genau weil da der Fokus nicht geschickt gesetzt wurde. Die dort verplemperte Zeit fehlte an anderen Stellen, z.B. verschwindet die vorher extrem ausgearbeitete Barbie-kritische Haltung der Tochter plötzlich und ohne jeden Anlass. Schließlich Aquas Barbie Girl nur in einem ziemlich widerlichen Hip-Hop-Remix zu spielen vermieste mir das Ende nochmal mehr.
Aber bis dahin war der Film als Komödie mit ernsten Untertönen ziemlich gelungen.
Deep Space 9 war das beste Star Trek und die falsche Richtung
Monday, 28. August 2023
Deep Space 9 besetzt eine ganz besondere Position nicht nur in meiner Erinnerung, als nach dem Großteil von Voyager als Student erste vollständig gesehene Serie. Sondern die Serie ist auch durch seine Machart etwas Besonderes, da sie komplette Einzelfolgen hat – im Gegensatz zum derzeit modernen Serienstil –, die aber – anders als die anderen Star-Trek-Serien der Zeit – sehr stark miteinander verbunden sind.
Wurmloch, Raumstation, Bajor
Dass DS9 sich von den anderen Star-Trek-Serien der 90er unterscheiden könnte wird schnell klar, wenn man sich den Handlungsort anschaut. Namensgeber ist mit DS9 die Bezeichnung einer Raumstation, keines Raumschiffs, das nahe des Planeten Bajor die Stellung hält. Dabei war doch die Reise an die Grenze des bekannten Universums für Star Trek Pflichtkonzept, die Parallele zur Entdeckung des Wilden Westens gewollt. Ein bisschen ist das in DS9 durch den Charakter der Station erhalten: Sie ist eine Grenzstadt. Bajor ist kein Teil der Föderation, könnte aber einer werden, entsprechend gelten hier nicht die zivilisierten Regeln der Sternenflotte.
Mehr noch eine Abkehr: Bajor war jahrelang durch die Cardassianer besetzt, wobei Cardassia klar als Parallele zu Nazi-Deutschland beschrieben wird, und hat sich zu Serienbeginn erst kürzlich durch eine blutige Revolution befreit. Dieser Kriegshintergrund passt so gar nicht zu TNG und Voyager, er wird im Verlauf der Serie durch einen weiteren Krieg gegen das diktatorische Dominion noch verstärkt werden. Dazu unten mehr.
DS9 ist nicht nur Grenzstadt der Föderation, sondern auch Grenze des ganzen Alpha-Quadranten: Ein direkt zu Beginn bei Bajor etabliertes Wurmloch verbindet den Alpha- mit dem Gamma-Quadranten, einem komplett unentdeckten Weltraumbereich. Während die anderen Star-Trek-Serien daraus eine Entdeckungsgeschichte gemacht hätten, entstehen bei DS9 dadurch nur Probleme.
Das Wurmloch führt auch zur religiösen Komponente – in ihm wohnen als Götter verehrte unsichtbare Aliens, die außerhalb der Zeitlinie existieren. Ihre tatsächliche Göttlichkeit ist ein wichtiger Story-Anker und gehört unten weiter diskutiert.
Schließlich ist Benjamin Sisko der erste schwarze Captain einer Star-Trek-Serie. Normal für die Föderation (und auch in den Filmen vorher schon gezeigt), als Hauptperson der Serie noch in den 90ern nicht so normal im Fernsehen.
Konsistente Charaktere
Was DS9 damals außergewöhnlich machte und heute noch besonders sehenswert macht ist der Umgang mit seinem Ensemble. Da sind die Hauptcharaktere, die (fast) konstant in der Serie gehalten und immer wieder weiterentwickelt werden, ohne dass jemals etwas vergessen wird, seltenst ihr Verhalten für die Story nicht zum Charakter passt. Also genau, was Voyager nicht gelang. Dazu kommen die Nebencharaktere, die immer wieder auftreten, fast keiner ist nur einmal in der Serie zu sehen. Das ist eine Sorgfalt, die den Zuschauer eine unheimlich dichte Beziehung zu diesen Charakteren aufbauen lässt – von der Funktion ähnlich einer Seifenoper, als die DS9 teils nicht ganz unpassend verspottet wurde.
Doch es ist mehr als die konstante Nutzung, es ist auch wie die Charaktere überhaupt gezeichnet werden.
Nehmen wir Worf als Beispiel, der Klingone, der nach TNG hier seine Rolle weiterspielen durfte. Oder eben nicht: In TNG war sein Charakter der Story untergeordnet. Seine angeblich kompetenten Sicherheitsmaßnahmen scheiterten jedes mal, wenn ein Bösewicht die Enterprise angriff, körperlich war er jedem Feind unterlegen. Das ließ ihn lächerlich wirken. Nicht so in DS9: Hier ist er in vielen Situationen der körperlich überlegene, gewinnt Raumkampf um Raumkampf, wird sein Charakter ausgebaut, der Familienhintergrund und seine Beziehung zum klingonischen Imperium weitergesponnen, sieht man ihn als Liebhaber und Ehemann. Der Charakter wurde ernstgenommen, was TNG nur in wenigen Folgen konnte.
Die Besetzung unterscheidet sich auch vom regulären Konzept. Es gibt keinen Vulkanier, der Gegensatz zwischen Logik und Emotion war der Serie sicher zu abstrakt. Stattdessen gibt es Ferengi, mit Quark einen kriminellen Barbesitzer mit positiven Seiten. Mit Odo einen Gestaltwandler, also eine völlig neue Art von Alien (dessen Gestaltwandlerfähigkeiten aber nach der ersten Staffel prompt vergessen werden, das CGI-Budget dankte). O'Brien kommt von der Enterprise rüber, vor Worf, und ist hier ein voll ausgebauter Ingenieur; Dazu kommt mit Dr. Bashir ein Sternenflottendoktor, das ist etwas klassischer (und wird erst später etwas erweitert). Dax kommt dazu, eine freundlichere Variante eines Goa'uld, ebenfalls neu und ungewöhnlich. Schließlich Kira Nerys, Verbindungsoffizier zu Bajor und daher nicht in die alte Formel pressbar, die als vorheriger Terrorist bzw Freiheitskämpfer auch keinen Sternenflottenhintergrund hat.
Und dazu die Nebencharaktere, mehr oder weniger prominent, die eben nicht nach einer Folge wieder weg sind, sondern oft staffelübergreifend die Serie begleiten. Auch ein Stargate konnte Hauptcharaktere konstant zeichnen, aber diese Sorgfalt bei Nebencharakteren war außergewöhnlich. Gal Dukat beispielsweise begleitete die Serie von Anfang bis Ende, war nur eben nicht in jeder Folge.
Die Art der Erzählung
Welche Geschichten erzählt die Serie nun mit diesen Charakteren? Nun, zuerst ist es eine konfuse. DS9 leidet wie alle Star-Trek-Serien der 90er unter einer schwachen ersten Staffel. Immerhin ist sie kein Vergleich zu dem Desaster, das die erste Staffel von TNG war. Grundsätzlich wird sauber erzählt, warum Sisko seinen Posten nicht haben wollte und warum er ihn doch antritt, werden die Charaktere eingeführt, wird das Wurmloch entdeckt und Sisko zum göttlichen Gesandten der Wurmlochaliens ernannt. Die erste Staffel hat sogar einige richtig gute Folgen.
Ein Beispiel dafür ist die 14. Folge, Progress. Ein alter Mann will seine Heimat nicht verlassen, die von der neuen Regierung Bajors für ein Terraformingprojekt zerstört werden wird. Kira Nerys soll ihn überzeugen, zweifelt dann aber selbst. Es entsteht eine tolle Charakterzeichnung Kiras und ein absolut verständlicher, nicht aufzulösender Konflikt, zwischen individuellem Wunsch und nicht aufzuhaltender, im Einzelnen grausamer externer Kraft. Etwas, was sich durch die Serie ziehen wird.
Der Gegensatz dazu ist die 9. Folge, Move Along Home. Eine furchtbar schlecht gemachte Einzelfolge, in der Aliens auf die Station kommen und mit magischen Kräften die Crew in entwürdigende Minispiele zwingen. Das Drehbuch muss für TOS gedacht gewesen sein, es entstammt direkt den 60ern, den Schauspielern ist ihr Widerwille anzusehen – besonders Avery Brooks als Sisko, dessen Charakter sich niemals unterworfen hätte. Das ist die schlimmste Folge der ersten Staffel, aber es sind einige Langweiler dabei.
Solche Ausreißer werden seltener, das Niveau insgesamt besser. Die Serie wird ein paar Ausnahmefolgen erzählen, die zum besten gehören, was Star Trek zu bieten hat. Geschichten über Reue und Moral, wie bei Duet, bei dem ein Cardassianer seine Rolle bei der Besatzung Bajors rechtfertigt – oder bereut? Während ich oben über Progress schrieb ist es diese Folge, die objektiv die beste der ersten Staffel war.
Mit Explorers gibt es vom Thema eine weniger schwere Folge, aber ähnlich erinnerungswürdig als Reise, bei der Sisko mit seinem Sohn mit einem Solarraumschiff aufbricht. Die Folge greift toll das Solarsegler-Konzept auf und verbindet das gekonnt mit einer Beziehungsstory der kleinen Familie. Oder man sehe Far Beyond The Stars, in dem über eine Art Zeitreise amerikanischer Rassismus in den 50ern thematisiert wird, ganz ohne Gleichnis.
DS9 konzentriert sich ansonsten auf zwei Dinge. Einmal auf eine übergreifende Handlung. Die hat zwei Akte. Schon nach zwei Staffeln tritt das Dominion als Antagonist auf, doch eigentlich geht es erst noch um Bajor, den Umgang mit dem Ende der Besatzung, aber auch wie die Föderation mit Cardassia und den Planeten im Grenzgebiet umgeht. Durch einen Gebietstausch ohne Einwilligung der dort lebenden Kolonisten entsteht dort eine neue Rebellengruppe, die Maquis – genau, die Gruppe, der die Hälfte der Voyager-Crew entsprang, was dort nach der ersten Staffel schnell vergessen wurde. In DS9 wird die eigentliche Geschichte erzählt, und schon hier rutscht Sisko in moralisch fragwürdiges Verhalten, wie auch die Rolle der Föderation hier keine positive ist. Der zweite Akt wird dann noch düsterer: Der Krieg mit dem Dominion als diktatorisches Riesenreich und Gegenentwurf zur Föderation beherrscht alles. Das bleibt dann der Storyrahmen für den Rest der Serie, mit gelegentlichen Einwürfen der Göttergeschichte.
Innerhalb dieses Rahmens liegt der zweite Fokus klar auf den Charakteren selbst. Die Serie entwickelt sie konstant weiter. Überraschenderweise sind dabei sogar die Ferengi-Folgen gut. Unerwartet, weil die Aliens vorher nur eine Karikatur von Kapitalisten waren. Mit Quark, Rom und Nog wird es geschafft, diese Klischeezeichnung erstmal aufrechtzuerhalten und trotzdem Ebene um Ebene hinzuzufügen, bis es komplette Charaktere sind. Mit ihren teils exzellenten Folgen werden dann nicht nur die einzelnen Charaktere, sondern die ganze Ferengi-Rasse des Star-Trek-Universums ausgebaut und weiterentwickelt.
Die Serie fällt auf diese Art in eine Mischung aus Charakterentwicklungsfolgen und Gesamtstory-Weiterentwicklung. Dabei bleibt der Hintergrund der Krieg, seine Konsequenzen und die entstehenden ethischen Konflikte, aber auch – überraschenderweise und sehr US-kompatibel – Religion.
Die falsche Richtung
Und hier sehe ich die negativen Auswirkungen, die DS9 für Star Trek hatte. DS9 war großartig – es hatte viele tolle Folgen. Zwei davon sind In the Pale Moonlight und The Visitor. The Visitor war dabei eine großartig emotionale Folge, ein Experiment, in dem mögliche Folgen des Verschwindens der geliebten Vaterfigur diskutiert wurden, vermischt mit der Perspektive eines Schriftsteller und etwas SciFi zur Auflösung. Da sind keine negativen Folgen.
Aber In The Pale Moonlight – da sieht die Sache anders aus. Es ist eine Mischung aus normal gezeigter Handlung und packendem Monolog (den kein anderer als Avery Brooks so hätte liefern können), in dem er seine Motivation beschreibt einen Mord mitzutragen.
Einen Mord. Als Sternenflottenkapitän. Das hätte keine der Serien vorher gemacht, es wäre mit Picard nicht gegangen, selbst zu Janeway mit ihren Anflügen von Bosheit hatte das bei ihrer Akzeptanz der Todesstrafe nicht gepasst, weil es zur Voyager-Serie nicht passte. Aber es passt du DS9, mit den konstanten ethischen Grautönen, mit der fortwährenden Entzauberung der Sternenflotte und der Darstellung des Grauens des Krieges. Es ist auch kein Ausrutscher, die Folge gilt als eine der besten der Serie.
Während DS9 hat das noch funktioniert. Damals war TNG frisch und Voyager lief parallel, damit war der Gegensatz gesetzt, die Originalvision lebendig. Aber es scheint jetzt, 20 Jahre später, als ob die zersetzende Wirkung dieser Zerlegung durchschlägt. Wenn in Discovery der arrogante Kapitän leichtfertig die Gesundheit seiner Crewmitglieder auf Spiel setzt und fühlende Aliens foltert, um sein Schiff zu retten, wenn Krieg mit den Klingonen natürlich unvermeidlich ist, wenn einfach so mal einem Ehemann eines Crewmitglieds das Genick gebrochen wird – dann atmet das den Geist dieses Aspekts von DS9. Als wurde versucht, die damals stattgefundene Distanzierung vom Kern von Star Trek aufzugreifen, leider ohne sie auszubalancieren.
Genauso Picard – die erste Staffel zeigte die gleiche Verachtung für die Sternenflotte, die auch in DS9 mitschwang. Gezeichnet wurde eine Sternenflotte ohne Prinzipien, die problemlos in diktatorischen Faschismus umschlagen kann in der genoziiden Vernichtung der Androiden. Doch in DS9 war das ein kleiner Teil der Sternenflotte, mit Sektion 31 und Siskos Konflikt ein grauer Fleck im ansonsten prinzipientreuen Gesamtkonstrukt. In Picard war es dann plötzlich die gesamte Föderation, als würde das auch nur ansatzweise in dieses Universum passen.
Schließlich ähnlich die Wurmlochaliens. Natürlich hat Star Trek immer mal wieder mit dem Motiv gespielt, welche Rolle besonders befähigte Aliens für Menschen hätten. Immer wieder hatten sie magische Kräfte. Aber man beachte die Auflösung in Star Trek 5, "Wozu braucht Gott ein Raumschiff?". In DS9 jedoch sind die Wurmlochaliens schlicht Götter: Sie kümmern sich, senden Visionen, haben magische Kräfte, werden angebetet und wollen das auch. Und Sisko wird Jesus. Anstatt diesem religiösen Quatsch Star Treks Aufklärung entgegenzusetzen, wie das jede andere der Serien gemacht hätte, wird es in DS9 als berechtigte Religion gezeichnet. Samt Teufel, in späteren Staffeln. Auch das mag heute Grundlage dafür sein, warum die aufklärerische Mission Star Treks in den neuen Serien nicht mehr berücksichtigt wird – neben der Hinkehr zum fundamentalen Christentum in den USA, zu dem diese Symbiose von Religion und Science Fiction nur zu gut passt.
4:3, altes CGI, Wechselei
Während die Serie mit seiner Verbindung der Serienfolgen und der präsenten Haupthandlung relativ modern wirkt – und oft schlicht besser als moderne SciFi-Serien – gilt das für das Bild nicht. Die 4:3-Auflösung mit dem schwarzen Balken tut weh. Die Fernsehauflösung führt zu einer schlechten Bildqualität. Das Bild ist zudem generell farbarm, ähnlich wie bei Voyager (auch wenn es hier thematisch besser passt), auch das nicht gewinnend.
Alle in diesem Artikel eingebundenen Screenshots wurden von mir nachträglich bearbeitet.
Dazu kommt die CGI. Gerade den Effekten von Odo, aber auch manchem Weltraumkämpfen sieht man ihr Alter an. Und ausgerechnet sie werden als Grund genannt, warum ein offizielles Remaster der Serie unwahrscheinlich ist, wurden die Effekte doch nur für die Fernsehauflösung erstellt (anders als die restlichen Szenen, von denen es hochaufgelöste Master gibt).
Immerhin: Die genutzten Kostüme, die Masken und Ganzkörperanzüge der Aliens, sehen heute besser aus als die Highend-CGI der späteren Starwars-Filme zumindest in ihren schwächeren Szenen. Mandalorians Baby-Yoda ist nicht umsonst eine Puppe, über zwanzig Jahre später.
Und wenn wir bei Schwächen sind: Das Auswechseln von Dax für die letzte Staffel war unglücklich. Die neue Schauspielerin war super, aber ihre Art sehr anders. Natürlich veränderte der Wechsel daher die Dynamik zwischen den Charakteren – und das zu einer Zeit, als die Serie sich eigentlich für das Ende vorbereiten sollte und Jadzia Dax als Gesprächspartner für Sisko gebraucht worden wäre. Interessanterweise ein Fehler, den die Serienmacher so ähnlich schonmal machten, als einfach so die Schauspielerin des Nebencharakters Tora Ziyal zweifach ausgewechselt wurde. Angeblich gedacht als Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer, war es einfach nur störend, die Macher verschätzten sich beim Effekt völlig.
Im Epilog der Serie dann nur Ezri zu zeigen und nicht Szenen der vorherigen Dax-Inkarnation war ein unnötiger Affront der offensichtlich beleidigten Serienmacher.
Zwei Bewertungen
Das Ende ist dann eine gelungene 10-Folgen-Folge, was nochmal mehr modernen Serien ähnelt, hier aber als Abschluss besser funktioniert als wenn es wie bei Picard das Konzept der ganzen Serie ist. Nur das doppelte Ende, die Wurmlochaliengeschichte, missfiel mir wie erwartet.
Deep Space 9 danach insgesamt zu bewerten braucht heute zwei Perspektiven.
Auf der einen Seite ist es eine großartige Serie. Sieben Staffeln mit jeweils über zwanzig Folgen sind zu lang, um die Serie ohne Wechsel mit einer anderen zu sehen, vielleicht fehlt dafür stellenweise auch die Spannung. Aber wie DS9 ein dichtes Bild seiner Crew zeichnet, wie hier mit schwierigen Motiven gespielt wird, wie gut dabei die Schauspieler, wie gelungen viele der Drehbücher und wie toll daher viele der Folgen sind; Wie hoch auch das Grundniveau selbst der regulären Folgen nach Staffel 1 ist – das ist glatt beeindruckend. Battlestar Galactica kam ein paar Jahre später da wieder ran, gefördert von einer viel mitreißenderen Rahmenhandlung, ansonsten kenne ich im Genre nichts gleichwertiges.
Andererseits ist im Großen betrachtet DS9 ein Problem. Die Dekonstruktion der Sternenflotte und der Vision von Star Trek war intelligent und passte perfekt in seine Zeit. Aber was blieb danach über? Star Trek hat sich nie wieder erholt. Enterprise danach verlor sich nach einer starken ersten Staffel in Zeitreisebullshit und war wohl der Versuch, die Originalvision wiederaufzunehmen. Seitdem gab es keinen zweiten. Discovery war vollständig "Wir sind Krieg! Explosion Bumm Bumm", Picard war in Staffel 1 ebenfalls Anti-Stark-Trek, in Staffel 2 senile Blödsinnsromantik. Die Filme sind ein eigenes Thema, wie immer schon, aber auch in ihnen lebte nicht viel des Ursprungs weiter.
Doch ist Deep Space 9 heute noch sehenswert? Auf jeden Fall! Und das auch ohne Kindheits-Nostalgie für die 90er, denn damals hatte ich nicht eine Folge der Serie im Fernsehen gesehen.
Asteroid City
Monday, 17. July 2023
Asteroid City sah im Trailer und auf seinem Werbeplakat toll aus. Dann hatte ich noch die vielen guten Schauspieler gesehen und mich daher ziemlich auf den Kinobesuch gefreut.
Leider ist das so ziemlich auch alles, was der Film bietet. Er sieht toll aus, die Schauspieler sind gut und das Szenario ist interessant. Dazu kommen ein leicht absurder Humor, sodass man manchmal schmunzelt, plus ein Spiel mit einer Meta-Ebene – der Film sei das Ergebnis eines gleichzeitig ablaufenden Theaterstücks – und ein paar versteckten Witzen, wie der passenden Besetzung des Aliens oder dem Spiel mit der Möglichkeit eines Bodydoubles bei Johanssons Nackszene.
Was aber völlig fehlt ist eine Story. Es gibt einen Storyrahmen, aber innerhalb dessen gibt es nur verschiedene seltsame Szenen. Da ist kein Drama, keine Handlung, Action schon gar nicht. Die Einzelszenen dümpeln vor sich hin und dabei darf man die Ästhetik bewundern. Ich musste mich zum Konzentrieren auf den Film zwingen, um nicht doch eine versteckte Anspielung oder einen Witz zu verpassen.
Wes Andersons Grand Budapest Hotel hatte mich da anderes erwarten lassen. Auch dort war ja das Aussehen anfangs der ansprechende Faktor gewesen, aber danach passiert in dem Film auch etwas. An diesen Film erinnere ich mich zumindest wesentlich positiver.
Guardians of the Galaxy 3
Monday, 3. July 2023
Wäre man nur den Superheldenfilmen nicht so überdrüssig! Der dritte Guardians-Teil wäre vor ein paar Jahren großartig gewesen. Er ist immer noch ziemlich gut, auch wenn es ein seltsam konstruierter Film ist.
Zuerst geht es um Rocket. Der intelligente vielleicht-Waschbär wird angegriffen und dabei so arg verletzt, dass sich die anderen Guardians zu einer Rettungsmission aufmachen. Dazu muss Rockets bisher unbekannte Vergangenheit erforscht werden. Die ist ziemlich tragisch, das macht auch den Film düster, auf jeden Fall setzt das Rocket komplett in den Fokus.
Gleichzeitig ist es aber kein Film voller grauer Rückblenden, sondern ein absurd kreativer Film. Sowohl in der Handlung als auch in den Schauplätzen, samt einer organischen Weltraumstation und vielen anderen ziemlich unglaublichen Szenarien. Und er soll der Abschluss der Trilogie sein, also auch die Geschichte der anderen zu einem Endpunkt bringen. Dann ist es also kein tragischer Rocket-Backstoryfilm mehr, sondern geht es eben um Quinn und Gamora, die Guardians als Gruppe und jeden anderen noch offenen Handlungspunkt der Vorgängerfilme samt passender Kulisse.
Irgendwie gelingt diese Dopplung aber meistens ganz gut, weil die Geschichte insgesamt doch packend ist. Vielleicht ist sie nicht mehr so lustig inszeniert wie gerade der erste Teil das hielt, aber dafür wird auch nicht jeder ernste Satz direkt mit einem Witz gekontert, was angenehm ist und die Handlung besser für sich stehen lässt.
Am schwächsten wird Guardians of the Galaxy 3, wenn das Superheldenpflichtprogramm abgespult wird. Einen Weltraumkampf und einen Abschnitt mit Fireflys Nathan Fillion fand ich noch okay, aber ein längerer CGI-Kampfabschnitt in einem Gang gegen Ende war ziemlich ermüdend – an sich war der gut gemacht, aber es ist eben immer das gleiche, kein Schlag gegen die Protagonisten hat absehbar jemals irgendeinen Effekt. Aber alles darum herum ist stark genug. Daher ist dieser dritte Teil gelungen und ein würdiges Ende der Guardians-Filmreihe.
Die Probleme von FUBAR
Monday, 26. June 2023
In der Netflixserie FUBAR sieht man endlich mal wieder Arnold Schwarzenegger, diesmal als CIA-Agent Luke Brunner. Da er so viele tolle Filme gemacht hat – Predator und Terminator 1 wie 2 sind anerkannt toll, aber auch manche seiner schlechter besprochenen Filme wie Last Action Hero und Versprochen ist versprochen fand ich mindestens sehr gut – schaut man sich das natürlich an, auch wenn die Bewertungen nicht einladend sind. Aber diesmal stimmen sie leider: Die erste Staffel von FUBAR funktioniert hinten und vorne nicht.
Drei Probleme stechen heraus
Das größte Problem ist der Humor. Die Serie versucht immer wieder lustig zu sein. Sie greift dabei aber fast immer auf einen debilen Arschlochhumor zurück, der nicht ansatzweise lustig ist. Personifiziert wird das durch den Charakter Roo (Fortune Feimster), der komplett dem furchtbaren Ghostbuster-Reboot entnommen zu sein scheint. Jede Szene mit ihr wird durch ihre beleidigenden Sprüche und Handlungen zu einer Zumutung, die Weiterführung dieser Art von Witzen sorgt dafür, dass man in vielen Szenen – besonders schlimm sind praktisch alle Missionsbesprechungen – statt einer professionellen CIA-Agententruppe einer zurückgebliebenen Kindergartengruppe von Vollidioten zuschaut, die sich auch noch untereinander hassen (was meist nicht die intendierte Botschaft ist).
Das zweite Problem ist leider Schwarzenegger. Seine schauspielerischen Fähigkeiten galten wohl zurecht immer als beschränkt, aber zumindest konnte er früher sowohl den fähigen muskelbepackten Actionheld geben als auch ausdrucksstark lachen und überrascht absurd das Gesicht verziehen. Gerade in der Mischung war er gewinnend. Beide Rollen funktionieren überhaupt nicht mehr. In Actionszenen ist er altersgemäß, aber rollenunpassend langsam und starr, in allen anderen kann er zum "schauspielern" nur noch die Augen zusammenkneifen. Von seiner sympathischen Ausstrahlung ist nichts mehr über, zumindest nicht wenn er so inszeniert wird wie hier.
Drittens ist es die Blödheit und ethische Verkommenheit der Story, die FUBAR den Rest gibt. Direkt in der ersten Szene sieht man Schwarzenegger, wie er eine Bank ausraubt um Diamanten zu zu stehlen, wobei nichtmal eine von ihm ausgelöste Explosion in einem Schließfachraum eine Reaktion der Wachen auslöst. Eine Beleidigung für die Intelligenz der Zuschauer ist nicht nur der ausbleibende Alarm, es ist mehr die Idiotie, dass der CIA eine Bank ausrauben müsse um an Diamanten zu kommen. Mit diesen Diamanten überzeugt er im zweiten Teil des Beginns ein paar Gangster, den Aufenthaltsort eines Drogenschmugglers zu verraten, woraufhin eine CIA-Drohne diesen per Luftschlag ermordet. Das ist dann eine Beleidigung jedes ethischen Empfindens, diesen Staatsterrorismus gutzuheißen und Schwarzeneggers Luke als mörderisches Instrument der USA via der Serieninszenierung als positive Figur werten zu wollen. Nichtmal Bond würde sowas machen. Dass er daraufhin seine Gesprächspartner auch noch ermordet macht das Bild nur komplett und geht in späteren Folgen so weiter.
Von FUBAR hatte ich nicht viel erwartet. Wenn es nur etwas Action, ein paar gute Sprüche und ein bisschen Spannung geboten hätte wäre ich zufrieden gewesen. Ein etwas humoristisch aufgelockerter Night Agent hätte das Ziel sein sollen. Aber Aspekte davon gelingen der Serie nur in den wenigsten Szenen, die Mischung niemals, stattdessen ist versuchter Humor wie gezeigte Handlung immer wieder aktiv abstoßend.
Es ist nicht alles furchtbar: Die Cliffhanger zur nächsten Folge waren geschickt gesetzt. Auch die Mitdarsteller Monica Barbaro (Lukes Tochter), Gabriel Luna (Antagonist) und Travis Van Winkle (als Agentenkollege) wirken nicht komplett unfähig. Generell ist das Setting, die Mischung aus Action und potentiell humoristischen Familienelementen, für Schwarzeneggers frühere Karriere passend gewählt. Doch aus dem positiven wird nichts brauchbares gemacht.
Die zweite Staffel wurde bereits angekündigt. Vielleicht wird die besser. Ich bezweifel es.
Suzume
Tuesday, 30. May 2023
Suzume ist ein neues Anime von Makoto Shinkai und CoMix Wave Films. Von ihm war auch das hochgelobte Anime Your Name, dem dieser neuen Film durchaus ähnelt.
Suzume lebt in einem kleinen Ort in Japan. Als das Schulmädchen Sōta begegnet und ihm zu einer Ruine folgt findet sie dort eine Tür, die in eine andere Dimension zu führen scheint. Etwas geht schief, eine Katze tritt auf, und schnell ist Suzume auf einer Reise durch Japan und versucht Schlimmeres zu verhinden.
Der Film sieht dabei toll aus. Die Zeichnung schwankt zwischen wirklich hübsch, besonders wenn Japans Landschaften gezeigt werden, und wirklich beeindruckend, besonders wenn die Actionszenen stattfinden. Dazu kommen – und waren zumindest nicht mehr in meiner Erinnerung von zuvor – ein paar auflockernde Szenen in der Egosperspektive, das kannte ich generell von Animes nicht (und erinnerte mich an den Mode 7 des SNES).
Suzume hatte es als Roadmovie leicht bei mir, die mag ich oft, gefiel aber auch (trotz der ihnen ungewohnten japanischen Sprache) den anderen Kinobesuchern an meiner Seite. Warum auch nicht: Die Geschichte ist spannend, zwischendurch lustig und immer wieder hochtraurig, die Charaktere generell liebenswert. Die Überschneidungen mit der Struktur von Your Name störte mich nicht groß, aber ein paar Anspielungen darauf gefielen mir, auch die ungewöhnliche Jazz-Untermalung einer Actionszene am Anfang sah ich als Anspielung auf Cowboy Bebop und fand ich nett.
Wieder gefiel mir auch, mit welchen Themen das Anime spielt und wie gut diese Mischung gelingt: Eine Murakami-artige Verwebung unserer Realität mit einer überweltlichen Fantasiewelt mit (diesmal dem Ansatz) einer Erwachsenwerdung mit Japans Betroffenheit von Naturkatastrophen und dem gefühlten Niedergang eines Teils dieser Zivilisation, deutlich dargestellt durch die verlassenen Ruinen auf der einen Seite und dem unheimlich lebendigem und vollem Tokio auf der anderen. Da ist also viel intellektueller Überbau, doch ist die eigentliche Geschichte so klar und emotional, dass am Ende der halbe Kinosaal weint. Fantastisch.
The Night Agent
Monday, 10. April 2023
The Night Agent ist eine simpel gestrickte, komplett angenehm zu sehende Actionserie. Mich hat sie an Reacher erinnert, zum einen weil das die letzte Serie im Genre ist die ich geschaut habe, aber auch weil das Verschwörungsszenario Ähnlichkeiten hat.
Rose (Luciane Buchanan) ist eine frisch gescheiterte IT-Unternehmerin und gerade bei Tante und Onkel untergekommen. Eines nachts wird deren Haus angegriffen. Im Auftrag ihrer Tante ruft sie auf der Flucht eine Telefonnummer an – Peter (Gabriel Basso) hebt ab, ein junger FBI-Agent, der daraufhin mit ihr zusammen den Angriff aufklären muss. Denn wie direkt offenbart wird war der nicht willkürlich.
Das ganze ist also Standardkost. Was passieren wird weiß man nie genau, aber man kann fast alles erahnen. Trotzdem ist das spannend, sind die Actionszenen anschaubar, fiebert man nur zu leicht mit und um diese Figuren. Alle Schauspieler sind gut, die Logiklücken fallen nicht ins Auge, die Inszenierung passt in jeder Szene.
Genau wie Reachers erste Staffel ist Night Agent keine echte Serie, sondern ein willkürlich unterteilter langer Film. In beiden dieser Filme werden die sehr sympathischen Hauptcharaktere durch eine finstere Verschwörung mächtiger Leute bedroht. Deren dauernden Attacken müssen sie sich erwehren und schaffen das sehr oft komplett unglaubwürdig gut. Peter ist weniger ein absurder Superheld als Reacher, das macht ihn nahbarer, Rose ist hübscher und netter als Roscoe – und genau dadurch etwas weniger interessant. Und eigentlich gilt das für die ganze Serie: Es ist (trotz der Gewalt) alles etwas nett, unrealistisch, harmlos. Wo Reacher schon durch den Hauptcharakter ein bisschen absurd ist, eher mal durch einen Witz, mal durch etwas zu viel Brutalität aneckt, im passenden Moment sogar nackte Haut zeigt, fehlt all das bei Night Agent. Es ist eine Actionserie wie Reacher mit perfekt abgeschliffenen Ecken und in keinem Moment neu.
Das perfekt steht in dieser Beschreibung aber eben auch nicht umsonst. Nein, die Serie ist nicht perfekt, aber einzelne Aspekte sind es handwerklich. Im Ganzen ist sie dadurch kompetent und einnehmend. Und hat durchgehend ein Niveau, weniger Qualitätsschwankungen als es bei Reacher gab. Nach jeder Folge wollte ich gerne die nächste gucken, wohlwissend was mich ungefähr erwarten würde, ohne dass es langweilig werden könnte. Und diese Kombination ist nunmal angenehm.
Die Ausnahme war übrigens das Finale. Das hätte mich weniger zum direkten Weitergucken animiert, denn ob dessen Vorlage für die zweite Staffel gelingen kann halte ich für fragwürdig. Aber die zweite Staffel ist auch noch gar nicht erschienen. Wenn die Kritiken nicht komplett negativ sind werde ich ihr nach der Pause wohl doch eine Chance geben.
Die Fraktionen von Fallout 4 und ihre Konsequenzen
Monday, 27. March 2023
Ich will heute ein Video zeigen:
Es ist nur für Leute, die Fallout 4 bereits durchgespielt haben. In meiner Besprechung kritisierte ich manche Aspekte der Fraktionen und das fehlende Outro. Grey Gaming bespricht die Fraktionen detaillierter, vor allem aber steht am Ende des Videos ein Outro wie es im Spiel hätte sein müssen.
Everything Everywhere All at Once
Wednesday, 15. March 2023
Der große Oscargewinner ist ein merkwürdiger Film. Vor allem angesichts all der Preise verblüfft, was man zu sehen bekommt.
Evelyn begegnet einer alternativen Variante ihres Mannes. Von ihm erhält sie die Fähigkeit, sich mit Versionen ihrer selbst aus anderen Universen zu verbinden und so ihr Wissen zu erweitern, was vor allem für Kampfszenen genutzt wird. Aber dort lauert auch ein Feind, der es auf sie abgesehen habe.
Die Beschreibung wirkt viel ernster, als die Geschichte eigentlich ist. Weil sie in die absurdesten Universen springt und das ganze Szenario als Witz aufgebaut ist konnte ich das nur als Stoner-Film sehen, als Scifi-Parodie für Bekiffte, vom Ton ein lockerer Marvelfilm. Aber stimmt schon, dass die ernsten Abschnitte um die Familienbeziehung herum das Ganze dann doch wie einen sich ernst nehmenden Film wirken lassen. Die Multiverse-Geschichte ist aber leider (wie bei Multiverse-Geschichten so üblich) das dümmste, was das Genre zu bieten hat. Wird hier aber für ein großartiges Editing genutzt, ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen wieviel Arbeit das gewesen muss.
Michelle Yeoh ist in jeder Szene toll, und wer sonst hätte ihre Rolle spielen können? Aber wie Jamie Lee Curtis hiermit einen Preis gewinnen konnte ist mir völlig unklar, hat sie doch kaum eine volle Szene. Ganz anders Ke Huy Quan, der in viel mehr Breite vorkam.
Die Geschichte hätte problemlos eine Stunde kürzer sein können. Und sie ist wohl sehr typisch für unsere Epoche mit ihrer Überbewertung der Familie als Heilsbringer. Wären einzelne eklige Szenen etwas entschärft worden, hätte der Film mit der Botschaft auch von Disney sein können.
Dass Everything Everywhere All at Once ein paar Preise bekommen hat kann ich nachvollziehen, zu abgefahren ist die Machart. Schon dafür ist er sehenswert. Aber dass er so hoch prämiert wurde? Bestes Drehbuch für eine bekiffte Multiverse-Geschichte? Naja.
Glass Onion: A Knives Out Mystery
Tuesday, 3. January 2023
Wie schön, dass hiermit der so ungewöhnliche erste Knives Out-Film fortgesetzt wurde.
In Glass Onion hat Benoit Blanc wieder ein Verbrechen aufzuklären, gibt es wieder ein Ensemble an anderen Personen zu beachten, ist das alles wieder sehr gut konstruiert und sehr gut gespielt. Aber vielleicht weil sich konzeptionell so viel wiederholt fand ich diesen zweiten Teil etwas schwächer als den ersten. An viel anderem kann ich es gar nicht festmachen, vielleicht höchstens, dass es mir ein paar Bezüge zu aktuellen Situationen zu viel waren (und der Film so weniger zeitlos wirkt als der Vorgänger). Trotzdem noch toll.
Ich würde mehr noch als sonst empfehlen, auf keinen Fall den Trailer zu schauen und den Film unvoreingenommen zu genießen.
Wednesday
Monday, 12. December 2022
Dass die Netflixserie die Addams-Familie wieder aufgreift hat wohl einen Nerv getroffen, ich hörte sie oft erwähnt. An die Filme erinnerte ich mich nur vage, aber positiv, vor allem an Szenen aus einem Sommercamp (das ist wohl aus dem 1993er-Film).
Doch die Serie jetzt ist anders – und seltsam. Sie spricht vom Ansatz Jugendliche an, als Harry-Potter-Verschnitt mit Wednesday als Emo-Protagonistin. Während aber die alten Addams-Filme mit den Monster- und Todesmotiven nur gespielt haben und der Ton eher lustig war, schafft das die Serie nicht. Sie nimmt sich ernst. Und ist dabei verdammt brutal – während anfangs ihre Sprüche noch amüsant wirken, rennt gegen Ende gerade Wednesday in moralische Abgründe.
Das sagt etwas über unsere Zeit aus, glaube ich. Wenn Verhalten wie Mord und Folter positiv gewertet wird, wenn die dedizierten Sympathieträger sich absolut widerlich verhalten können und trotzdem vermeintliche Helden bleiben. Vom sarkastischen Wednesday-Mädchen von damals ist nur noch die Fassade über. Was wieder eine ansprechende Fassade ist – das völlige Ausbrechen aus den sozialen Normen spricht ja wohl jeden mal an – aber es ist eben keine augenzwinkernde Kulturkritik mehr, sondern ein viel schwergewichtigeres Konstrukt
Die Serie selbst ist dann eine größtenteils nicht langweilige Mördergeschichte, bei der neben etwas Beziehungsdrama, Actionszenen und Querverweisen (z.B. auf Carrie) vor allem das vorzeitige Erraten der Handlungsauflösung reizen soll. Qualitativ wahrscheinlich besser als die Filme es je waren, aber gerade im Rückblick fehlt mir der Charme.
Reacher
Monday, 28. November 2022
Die Amazonserie sollte einfach nur das kostenlose Prime-Abo füllen, in das ich für einen nicht anders bewerkstelligbaren Amazonkauf gerutscht war. Nur solide mittelmäßige Unterhaltung braucht es dafür, genau das dürfte hier doch geboten werden, ähnlich wie bei den okayen (aber eben nicht guten) Filmen. Da schockte mich die sehr positive IMDB-Bewertung (~8.0) etwas, die auf eine viel bessere Serie verwies.
Ich würde behaupten, Mittelmäßigkeit zu erwarten war angemessener als die hohe Bewertung. Reacher startet immerhin geschickt mit einem Verweis auf die Filme, wenn der (nun hünenhafte) Ex-Militär Jack wieder in einem amerikanischem Diner verhaftet wird. Dann beginnt eine Verschwörungsstory mit vielen Actionszenen. Beides ist teils sehr brutal, beides schwankt in seiner Qualität. Stellenweise sind die Actionszenen super, unzerschnitten, brutal und realistisch – dann explodiert ein Haus und Jack läuft direkt nach der Explosion raus, gibt es wieder die Tom-Cruise-typische Scientology-Auferstehungsszene unter Wasser, können die Protagonisten durch dichten Feuerqualm laufen ohne auch nur Anzeichen einer Rauchvergiftung, läuft Jack so stocksteif eine Straße entlang, dass mehr als Vorwärtszulaufen von ihm zu erwarten absolut unrealistisch erscheint. Die Verschwörungsstory ist fesselnd genug um die Staffel zuende schauen zu wollen, gibt den Protagonisten überzeugende Motivation und wirkt durchaus gefährlich – dann sind Teile von ihr von Anfang an vorhersehbar, ist das Handeln so mancher Person völlig überzogen, gibt es nicht so viele Psychopathen auf der ganzen Welt wie in dieser Kleinstadt.
Die Besetzung gefiel mir. Alan Ritchson spielt Reacher mit einem ähnlich limitierten Repertoire wie Tom Cruise, gibt ihm aber als Bodybuilder (der natürlich die ganze Serie über keine Minute trainieren muss) eine andere Präsenz. Die übertriebene Intelligenz seiner Figur scheint dazu null zu passen, das macht sie aber eher interessant. Malcolm Goodwin wiederholt seine Rolle aus iZombie, ich mochte ihn hier wie dort, er wirkt sympathisch und kann seine Szenen tragen. Schließlich ausgerechnet die im Vergleich winzige Willa Fitzgerald als Reachers mögliche Herzensdame zu platzieren hat was, weil die Story ihr auch ausreichend eigenen Charakter und Fähigkeiten verleiht. Die Bösewichte dagegen bleiben komplett blass.
Aber das passt dann ja auch, interessante und mehr als gerade noch kompetent gespielte Gegenspieler zu erwarten wäre zu viel gewesen. Es ist eben doch nur solide, etwas überzogen brutale und auf IMDB massiv überbewertete Unterhaltung. Wieder: Kann man schauen, muss man nicht unbedingt, ich fühlte mich aber durchaus unterhalten.