Die Fraktionen von Fallout 4 und ihre Konsequenzen
Monday, 27. March 2023
Ich will heute ein Video zeigen:
Es ist nur für Leute, die Fallout 4 bereits durchgespielt haben. In meiner Besprechung kritisierte ich manche Aspekte der Fraktionen und das fehlende Outro. Grey Gaming bespricht die Fraktionen detaillierter, vor allem aber steht am Ende des Videos ein Outro wie es im Spiel hätte sein müssen.
Everything Everywhere All at Once
Wednesday, 15. March 2023
Der große Oscargewinner ist ein merkwürdiger Film. Vor allem angesichts all der Preise verblüfft, was man zu sehen bekommt.
Evelyn begegnet einer alternativen Variante ihres Mannes. Von ihm erhält sie die Fähigkeit, sich mit Versionen ihrer selbst aus anderen Universen zu verbinden und so ihr Wissen zu erweitern, was vor allem für Kampfszenen genutzt wird. Aber dort lauert auch ein Feind, der es auf sie abgesehen habe.
Die Beschreibung wirkt viel ernster, als die Geschichte eigentlich ist. Weil sie in die absurdesten Universen springt und das ganze Szenario als Witz aufgebaut ist konnte ich das nur als Stoner-Film sehen, als Scifi-Parodie für Bekiffte, vom Ton ein lockerer Marvelfilm. Aber stimmt schon, dass die ernsten Abschnitte um die Familienbeziehung herum das Ganze dann doch wie einen sich ernst nehmenden Film wirken lassen. Die Multiverse-Geschichte ist aber leider (wie bei Multiverse-Geschichten so üblich) das dümmste, was das Genre zu bieten hat. Wird hier aber für ein großartiges Editing genutzt, ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen wieviel Arbeit das gewesen muss.
Michelle Yeoh ist in jeder Szene toll, und wer sonst hätte ihre Rolle spielen können? Aber wie Jamie Lee Curtis hiermit einen Preis gewinnen konnte ist mir völlig unklar, hat sie doch kaum eine volle Szene. Ganz anders Ke Huy Quan, der in viel mehr Breite vorkam.
Die Geschichte hätte problemlos eine Stunde kürzer sein können. Und sie ist wohl sehr typisch für unsere Epoche mit ihrer Überbewertung der Familie als Heilsbringer. Wären einzelne eklige Szenen etwas entschärft worden, hätte der Film mit der Botschaft auch von Disney sein können.
Dass Everything Everywhere All at Once ein paar Preise bekommen hat kann ich nachvollziehen, zu abgefahren ist die Machart. Schon dafür ist er sehenswert. Aber dass er so hoch prämiert wurde? Bestes Drehbuch für eine bekiffte Multiverse-Geschichte? Naja.
Glass Onion: A Knives Out Mystery
Tuesday, 3. January 2023
Wie schön, dass hiermit der so ungewöhnliche erste Knives Out-Film fortgesetzt wurde.
In Glass Onion hat Benoit Blanc wieder ein Verbrechen aufzuklären, gibt es wieder ein Ensemble an anderen Personen zu beachten, ist das alles wieder sehr gut konstruiert und sehr gut gespielt. Aber vielleicht weil sich konzeptionell so viel wiederholt fand ich diesen zweiten Teil etwas schwächer als den ersten. An viel anderem kann ich es gar nicht festmachen, vielleicht höchstens, dass es mir ein paar Bezüge zu aktuellen Situationen zu viel waren (und der Film so weniger zeitlos wirkt als der Vorgänger). Trotzdem noch toll.
Ich würde mehr noch als sonst empfehlen, auf keinen Fall den Trailer zu schauen und den Film unvoreingenommen zu genießen.
Wednesday
Monday, 12. December 2022
Dass die Netflixserie die Addams-Familie wieder aufgreift hat wohl einen Nerv getroffen, ich hörte sie oft erwähnt. An die Filme erinnerte ich mich nur vage, aber positiv, vor allem an Szenen aus einem Sommercamp (das ist wohl aus dem 1993er-Film).
Doch die Serie jetzt ist anders – und seltsam. Sie spricht vom Ansatz Jugendliche an, als Harry-Potter-Verschnitt mit Wednesday als Emo-Protagonistin. Während aber die alten Addams-Filme mit den Monster- und Todesmotiven nur gespielt haben und der Ton eher lustig war, schafft das die Serie nicht. Sie nimmt sich ernst. Und ist dabei verdammt brutal – während anfangs ihre Sprüche noch amüsant wirken, rennt gegen Ende gerade Wednesday in moralische Abgründe.
Das sagt etwas über unsere Zeit aus, glaube ich. Wenn Verhalten wie Mord und Folter positiv gewertet wird, wenn die dedizierten Sympathieträger sich absolut widerlich verhalten können und trotzdem vermeintliche Helden bleiben. Vom sarkastischen Wednesday-Mädchen von damals ist nur noch die Fassade über. Was wieder eine ansprechende Fassade ist – das völlige Ausbrechen aus den sozialen Normen spricht ja wohl jeden mal an – aber es ist eben keine augenzwinkernde Kulturkritik mehr, sondern ein viel schwergewichtigeres Konstrukt
Die Serie selbst ist dann eine größtenteils nicht langweilige Mördergeschichte, bei der neben etwas Beziehungsdrama, Actionszenen und Querverweisen (z.B. auf Carrie) vor allem das vorzeitige Erraten der Handlungsauflösung reizen soll. Qualitativ wahrscheinlich besser als die Filme es je waren, aber gerade im Rückblick fehlt mir der Charme.
Reacher
Monday, 28. November 2022
Die Amazonserie sollte einfach nur das kostenlose Prime-Abo füllen, in das ich für einen nicht anders bewerkstelligbaren Amazonkauf gerutscht war. Nur solide mittelmäßige Unterhaltung braucht es dafür, genau das dürfte hier doch geboten werden, ähnlich wie bei den okayen (aber eben nicht guten) Filmen. Da schockte mich die sehr positive IMDB-Bewertung (~8.0) etwas, die auf eine viel bessere Serie verwies.
Ich würde behaupten, Mittelmäßigkeit zu erwarten war angemessener als die hohe Bewertung. Reacher startet immerhin geschickt mit einem Verweis auf die Filme, wenn der (nun hünenhafte) Ex-Militär Jack wieder in einem amerikanischem Diner verhaftet wird. Dann beginnt eine Verschwörungsstory mit vielen Actionszenen. Beides ist teils sehr brutal, beides schwankt in seiner Qualität. Stellenweise sind die Actionszenen super, unzerschnitten, brutal und realistisch – dann explodiert ein Haus und Jack läuft direkt nach der Explosion raus, gibt es wieder die Tom-Cruise-typische Scientology-Auferstehungsszene unter Wasser, können die Protagonisten durch dichten Feuerqualm laufen ohne auch nur Anzeichen einer Rauchvergiftung, läuft Jack so stocksteif eine Straße entlang, dass mehr als Vorwärtszulaufen von ihm zu erwarten absolut unrealistisch erscheint. Die Verschwörungsstory ist fesselnd genug um die Staffel zuende schauen zu wollen, gibt den Protagonisten überzeugende Motivation und wirkt durchaus gefährlich – dann sind Teile von ihr von Anfang an vorhersehbar, ist das Handeln so mancher Person völlig überzogen, gibt es nicht so viele Psychopathen auf der ganzen Welt wie in dieser Kleinstadt.
Die Besetzung gefiel mir. Alan Ritchson spielt Reacher mit einem ähnlich limitierten Repertoire wie Tom Cruise, gibt ihm aber als Bodybuilder (der natürlich die ganze Serie über keine Minute trainieren muss) eine andere Präsenz. Die übertriebene Intelligenz seiner Figur scheint dazu null zu passen, das macht sie aber eher interessant. Malcolm Goodwin wiederholt seine Rolle aus iZombie, ich mochte ihn hier wie dort, er wirkt sympathisch und kann seine Szenen tragen. Schließlich ausgerechnet die im Vergleich winzige Willa Fitzgerald als Reachers mögliche Herzensdame zu platzieren hat was, weil die Story ihr auch ausreichend eigenen Charakter und Fähigkeiten verleiht. Die Bösewichte dagegen bleiben komplett blass.
Aber das passt dann ja auch, interessante und mehr als gerade noch kompetent gespielte Gegenspieler zu erwarten wäre zu viel gewesen. Es ist eben doch nur solide, etwas überzogen brutale und auf IMDB massiv überbewertete Unterhaltung. Wieder: Kann man schauen, muss man nicht unbedingt, ich fühlte mich aber durchaus unterhalten.
Resident Evil, alle Filme
Monday, 15. August 2022
Mir war danach, die wohl mittelmäßige Filmreihe nachzuholen. Welcome to Raccoon City werde ich allerdings ignorieren, zu neu und scheinbar sowieso ein eigenes Ding. Keine Sorge um meine geistige Gesundheit bitte, das war aufgeteilt auf mehrere Tage und schlechte Filme zu schauen ist Tradition aus Studententagen. Um meine Einschätzung nicht zu verfälschen habe ich mir die IMDB-Bewertungen erst nach dem Schreiben des jeweiligen Abschnitts angesehen.
Resident Evil (2002)
Den ersten Resident Evil fand ich gar nicht so schlecht. Klar, an allen Ecken billig gemacht und öfter unfassbar unfähig geschnitten. So ist es mehrfach nicht nachvollziehbar, warum Charaktere auf einmal alleine unterwegs sind. Aber: Wenigstens hat es durchaus was von einem Horrorfilm, ist das ganze etwas beklemmend und fast spannend, wirken die Monster gefährlich, wird Milla Jovovich als Alice gut inszeniert.
Resident Evil: Apocalype (2004)
Dagegen war der zweite Film richtig enttäuschend. Von den ersten Kämpfen an ist hier jede Spannung raus. Liegt einfach daran wie sie gemacht sind – die Szenen arbeiten nicht mehr mit Dunkelheit und Achtung vor den Zombies, stattdessen ist es nur tumbes Geballer. Und während Todesszenen im Vorgänger noch etwas erschreckend waren, sind sie hier völlig belanglos. Videospielbezüge wie Jill Valentine und S.T.A.R.S schaden dem Film noch mehr, sie passen nicht zum ersten Teil und zum Alice-Charakter. Sind aber so oder so viel zu primitiv umgesetzt. Primitiv beschreibt den ganzen Film.
Resident Evil: Extinction (2007)
Der dritte Teil der Serie wirkt wieder deutlich besser. Da sind zum einen die Mad-Max-Anleihen mit der zerstörten Wüstenwelt, die zu dem Zombieszenario der ersten beiden Filme dazukommen. Auch ist die Story mit dem Konvoi anders aufgebaut, muss der Bezug zum Umbrella-Labor erst konstruiert werden. Der Film sieht gut aus und ist eigentlich ganz charmant, hat das ganze doch einen gewissen Anspruch. Der kollidiert aber besonders stark mit der alten Campigkeit der Filmreihe – besonders das absurd gute Aussehen und Makeup der Schauspielerinnen wirkt hier eben noch absurder als bei Valentine im kompletten C-Movie davor. Mit Klonen wird ein psychedelisch wirkendes Element eingebaut, statt dem klassischeren Horrorszenarios des ersten Teils. Ich fand das funktionierte halbwegs, die Filmreihe zeigte mit diesem Film etwas Potential.
Resident Evil: Afterlife (2010)
Etwaiges Potential, das direkt wieder zerstört wird. Die Vorgabe vom Ende des dritten Teils wird in den ersten Minuten weggewischt – Klonen zerstört wohl den Selbsterhaltungstrieb – und was das für ein Film ist wird auch direkt klar, wenn es direkt zu Beginn einen unüberlebbaren Flugzeugabsturz gibt und die gerade ihrer Superkräfte beraubte Alice trotzdem von der Absturzstelle wegläuft. Danach gibt es gleichzeitig so belanglose wie übertriebene Kampfszenen, viele davon, Superkräfte werden beliebig verteilt (und Alice Menschwerdung direkt wieder vergessen), die Story und die Zombies sind noch weniger konsistent als sonst, zwischendurch sterben wieder die Begleiter.
Dass jetzt nichtmal mehr die Schauspielerinnen horrorgenretypisch inszeniert werden könnte für den Film sprechen; man vergleiche wie der erste Film eine Dusche nutzt und wie dieser vierte. Aber in diesem Fall wäre das immer noch besser gewesen als so gar nichts zu bieten. Ali Larter wieder im Film zu haben und Wentworth Miller einzusetzen hilft da auch nicht, obwohl ich beide gerne sehe, zu blöd ist das ganze. Nicht nur die Story, auch die Actionszenen sind blöd. Selbst noch das Outro ist daneben, zerstört es doch den vorher gewählten Ton des Abschlusses. Kompletter Murks.
Resident Evil: Retribution (2012)
Wow, es geht noch schlechter. Ein Plot, der endgültig nur noch eine Aneinanderreihung von schlechten Actionszenen ist. Die Hintergrundstory ist komplett inkonsistent. Und die Schauspieler wirken größtenteils unfähig.
Oder, mit anderen Worten: Kalaschnikowbewehrte Sovjetzombies.
Resident Evil: The Final Chapter (2016)
Der Abschluss der Filmreihe ist wieder ein bisschen besser. Man erkennt das Bemühen um ein würdiges Finale. Gut, die Geschichte ist hanebüchen und passt nicht zu den früheren Filmen – nichtmal der Anschluss ans Ende von Retribution ist gelungen. Die Actionszenen sind verwackelt und zerschnitten. Trotzdem weniger absurd und bescheuert als die schlechteren der Vorgänger, insbesondere Retribution und Afterlife, und etwas weniger langweilig als Apocalype. Was jemand kaum glauben würde, der nur diesen letzten Film der Reihe gesehen hat.
Ich habe schon besseres mit meiner Zeit angefangen. Und diese Filmreihe wird immer noch weiterbetrieben, mit einem Film im letzten Jahr und einer Serie in diesem? Unglaublich.
Wenn man hiervon überhaupt etwas ansehen will wäre mein Vorschlag, mit dem ersten Resident Evil zu beginnen, um dann mit Resident Evil: Extinction einen okayen Abschluss zu haben. Die Geschichte der beiden greift auch noch ganz gut ineinander. Den Rest kann man sich wirklich sparen.
Tom's Diner
Sunday, 12. June 2022
Holt mal die Kopfhörer raus. Kennt ihr Tom's Diner? Ich meine diese Acappella-Version:
Fantastisch klar.
Ich stolperte über dieses Cover, mit Unmengen Aufrufen:
Wie anders! Und doch ebenfalls toll.
Snydercut
Wednesday, 20. April 2022
Zack Snyder's Justice League ist die erweiterte Fassung von Justice League. Den Film hatte ich damals gesehen und war nicht überwältigt.
Die neue Version ist komplett absurd. 4 Stunden sind viel zu lang, was nicht besser dadurch wird, dass ein Teil dieser Länge ein dem eigentlichen Ende angehängter, schlechtgemachter Vorverweis auf einen möglichen Folgefilm ist. Das Format ist 4:3, was kein normales Kino und kaum ein Abspielgerät daheim perfekt unterstützt. Farben hätten dem Film auch nicht geschadet, ihr Fehlen macht die neue Version nicht einfacher zu sehen.
Und doch – im Vergleich zur regulären Version ist sie so viel besser. Im Originalrelease gab es komplett bescheuerte Szenen wie die Würfel in den Blutspuren eines von Batman erledigten Monsters. Sowas wurde entfernt. Hinzugefügt wurde Motivation für den Bösen, eine darüber gelegte Hintergrundgeschichte und vor allem viel Zeit für die einzelnen Superhelden. Gerade im direkten Vergleich macht das einen riesigen Unterschied, wird der Film von einem Langweiler zu ziemlich gut. Was vorher komplett Unsinn war hat nun nur einzelne Logikfehler, die Charaktere handeln nachvollziehbarer, der Endkampf wird plötzlich spannend.
Zusammengenommen zeigen die beiden Filme schön zwei Extreme. Die erste Version zeigt was passiert, wenn ein Filmstudio einen Regisseur hintergeht, das Konzept für einen Film und damit auch den Film selbst zerstört. Die zweite Version zeigt was passiert, wenn ein Regisseur zu viele Freiheiten hat, wenn Blödsinn wie ein 4:3-Filmformat nicht von einem Studio blockiert wird und niemand die massive Überlänge zurechtstutzt (der Film wäre noch dazu perfekt zweiteilbar gewesen). Aber es sind nicht zwei gleichwertige Extreme, zumindest hier nicht.
Star Trek: Voyager
Monday, 14. February 2022
Voyager war die erste Star-Trek-Serie, die ich fast vollständig gesehen habe. Es könnte sogar generell die erste Serie sein, die ich nach gelegentlichen Fernsehfolgen am PC gesehen habe. Sie gab es damals im Studentennetzwerk, aber leider nicht 100% vollständig. Um die Lücken zu füllen sah ich sie über das letzte Jahr verteilt zusammen mit der Hausphysikerin nochmal. Taugt die Serie heute noch?
Fern im All, aber nicht allein
In der Pilotfolge wird die Voyager, frisch besetzt von einer neuen Crew um Captain Janeway, bei der Jagd auf ein Maquis-Schiff in den fernen Delta-Quadranten geworfen. Anstatt die Chance zu nutzen heimzukehren rettet sie eine Zivilisation und macht sich auf den mühevollen regulären Heimweg, der sie ohne Abkürzung Jahrzehnte kosten würde.
Wohl gar nicht zufällig landet sie so in der Essenz von Star Trek: In der Ferne, weitab von der Zivilisation, mit nur den eigenen Fähigkeiten und Werten als Rückzugspunkt, immer in Bewegung an der äußersten Grenze des Bekannten. Das dient sowohl dem in sich abgeschlossenen Episodenformat, das bei Voyager immerhin schon mehr Rückbezüge verkraftet als noch TNG, als auch dem philosophischen Kern aller Star-Trek-Serien (vor Picard). Entdeckung und die Reise einer zukünftigen Menschheitsvision wird zum Thema, aber auch ganz schlicht können so vor einem vertrauten Hintergrund immer neue Geschichten mit den gleichen Charakteren erzählt werden.
Wie bei all diesen Serien steht und fällt sie mit der Zuneigung zu diesen Hauptcharakteren. Vielleicht ist das bei Voyager etwas weniger ausgeprägt als es bei Stargate war, aber es bleibt essentiell. Die Crew der Voyager funktioniert in der Hinsicht ziemlich hervorragend; ohne Ausnahme gewinnen die Charaktere den Zuschauer, auch wenn die Reise bei Neelix etwas schwieriger sein mag. Wobei die Serie mit den Charakteren auch komische Dinge anstellt, dazu später mehr.
Star Trek hat ein Rezept, Voyager ganz besonders
Voyager ist für eine andere Zeit gemacht und vor allem für einen anderen Rhythmus. Was im wöchentlichen Fernsehtakt noch funktioniert haben mag wird schwierig, wenn die Serie im eigenen Tempo mit weniger Abständen gesehen wird. Dann schadet das formelhafte, nach dem so viele Folgen funktionieren. Voyager stößt auf ein Problem, einer der Crew kommt auf eine Lösung, was meist irgendein Wissenschaftsgebrabbel ist, später gerne mit Borgbezug. Ich bin da scheinbar schon abgestumpft, aber der Mitzuschauerin ging das nach einer Weile ziemlich auf den Keks.
Ich konnte die Verstimmung darüber nachvollziehen. Das Problem ist, dass durch diese Formel viele der Folgen belanglos wirken. Sie tragen die Haupthandlung nicht weiter, weil Voyager der Erde fast die ganze Zeit über undefiniert weit entfernt bleibt und der angreifende Makrovirus/Alientrupp/Weltraumwal daran nichts ändern wird. Und nur selten entwickeln die Schreiber während solchen Folgen dann wenigstens die Charaktere weiter, oder gibt es über mehrere Folgen gewobene Nebenstories. Sogar Nebendarsteller auf der Voyager kommen kaum wieder. Der Zweck der Folge ist dann nur noch, zur Unterhaltung mit fixen Charakteren ein Philosophieproblem durchzuspielen. Aber immerhin: Nebenstories und Charakterentwicklung gibt es manchmal, wenn auch selten im Vergleich zur Folgengesamtzahl, so doch häufig im Vergleich zu TNG. Tatsächlich macht es Voyager interessanter, wenn sich die Schreiber auf vorherige Folgen rückbesinnen.
Genauso gilt aber auch: Es stört massiv, wenn es unterbleibt. Wenn in der einen Folge Borg-Nanosonden einen vermeintlich toten Charakter wiederbeleben, diese Fähigkeit aber in allen späteren Folgen vergessen wird. Wenn Kes in einer dramatischen Zeitreisefolge Janeway vor einem Krieg mit einer Alienrasse warnt, der dann sogar später wirklich passiert, die Warnung aber nie wieder erwähnt wird. Die Serie verweigert sich nicht nur der Weiterentwicklung von sich selbst und ihrer Charaktere, sondern immer wieder auch der Entwicklung einer konsistenten ineinandergreifenden Vorgeschichte. Fällt das auf, nervt es ungemein.
Passend zur Nicht-Weiterentwicklung wird durch die selten überraschende Nutzung der Charaktere einiges vorhersehbar. Nein, weder Tuvok noch sein Sicherheitsteam werden eine Angreifergruppe ausschalten können, weil sie generell unfähig sind. Kims Vorschlag funktioniert nicht (selbst nach der thematisierten Wandlung zum erfahrenen Brückenoffizier). Seven dagegen hat die rettenden Nanosonden schlicht im Blut. Chakotay wäre in einer guten Lage etwas zu machen, aber die Schreiber ignorieren ihn andauernd, also wird er auch diesmal höchstens ein Stichwort geben. Und so weiter.
Seven und der Doktor
Doch dann passiert allem formelhaften zum Trotz eine Überraschung. Voyager ist die einzige Serie die ich kenne, in der die Hauptperson in der vierten Staffel auftaucht. Und zwar Seven of Nine, die einer der bekanntesten Star-Trek-Charaktere sein dürfte. Klar, Aussehen der Schauspielerin und das passende Kostüm sind da ein Grund für. Der andere, dass das Konzept der geretteten Borgdrone fantastisch ist, vor allem nach all den furchtbaren Begegnungen mit den Borg in TNG. Die Borg sind das ultimative Science-Fiction-Böse, die perfekte Kombination aus heute noch relevanter Matrix-Vernetzung, horrorfilmartigen Körperekel und ursprünglicher Insektenherde-Phobie. Aus diesem Gemisch einen Charakter zu beziehen – und dann ausgerechnet so einen – war genial.
Die ganze darauf folgende Geschichte um ihre Menschwerdung, auch ihr Unwillen vor dieser Idee und ihre Anti-Autorität ist toll. Es ist gute Science-Fiction, emotional umgesetzt gerade mit der Mutter-Tocher-Beziehung zwischen ihr und Janeway, und es gibt der Serie mehr zu tun als nur die nächste Weltraumanomalie zu überleben.
Gleichzeitig ist Seven eine Belastung für die Serie. Zum einen wirkt es billig, dass sie direkt nach einem unwürdigen Abgang von Kes eingesetzt wird. Es mag nicht wirklich so gelaufen sein, aber als Zuschauer entsteht der Eindruck unweigerlich, dass die Optik ein Faktor war. Hier eine normal hübsche Frau in einem begrenzt vorteilhaften Kostüm, da eine mit Baywatch-Oberweite in einem der Serie unüblichen figurbetontem. Zum anderen wird Seven als Storyvehikel überstrapaziert, ziemlich von Anfang an. Erst drehen sich viele Folgen um sie, dann ist sie in vielen regulären Folgen die Lösungsbringerin. Die Nanosonden erwähnte ich schon, aber es ist mehr noch als das. Egal ob es um Körperkraft, Wissen oder Intelligenz geht, Seven hat sehr oft die Lösung.
Ähnlich ist es beim Doktor. Das Hologramm, das als echte KI unweigerlich lernt und die Grenzen seiner Programmierung übersteigt – auch das ist tolle Science-Fiction. Für Star Trek zwar etwas unkreativ, da Data in TNG konzeptuell ein sehr ähnlicher Charakter war. Aber doch funktioniert das Konzept nochmal, auch weil der Charakter als kratzbürstiger Eben-Doch-Sympath toll ausgestaltet ist.
Aber auch er wird eine Belastung, weil das Hologramm für viele Probleme der Serienschreiber die Lösung war. Ab Staffel 4 schultern so er und Seven die gesamte Serie. Es wirkt sogar so, als sei eine bewusste Anstrengung der Drehbuchschreiber notwendig gewesen, ab circa Staffel 7 dann doch wieder die anderen Charaktere nicht nur als Statisten zu benutzen.
Diese Limitiertheit der Serienmacher wäre heute nicht mehr vorstellbar.
Verharren vor der Modernität
Aber die Schwächen bei der Serienentwicklung passen. Ich muss hier nochmal auf meinen Stargate-Artikel verweisen. Dort meinte ich, dass SG1 eine heute altmodisch wirkende Serie ist, die aber daraus viel Charme bezieht. Bei Voyager ist die Sache eigentlich sehr ähnlich. Die Serie entstammt der gleichen Zeit und wirkt durch eine zusammenhängendere Hauptstory deutlich moderner als TNG, aber ist in dem Punkt noch nichtmal auf dem Niveau von DS9 und noch deutlicher keine ganz moderne Serie, also kein in Serienfolgen aufgeteilter Film. Stattdessen gibt es im Kern Abenteuer mit tollen Fernsehfreunden. Damit ähnelt Voyager der Stargate-Serie. Ähnlich altbacken, gleichzeitig dadurch sympathisch, gerade heute.
Voyager hat neben der leichten Modernisierung des Erzählmodells aber doch auch andere moderne Ansätze. So sind die Weltraumszenen CGI, keine Modelle. Sogar gut gemachte CGI, phantastisch gar im Intro, die noch dazu in späteren Staffeln so frei verfügbar war, dass die Serie anders als Vorgängerserien Weltraumkämpfe nur selten alleine durch Gewackel auf der Brücke darstellen muss. Auch die Besetzung wirkt modern, sie ist – völlig angemessen für diese Zukunftsvision – divers. Janeway war gar der erste weibliche Kapitän in den Fernsehserien, was die Serie meist kompetent als selbstverständlich darstellt.
Und doch: In manchen Folgen und Aspekten der Handlung kippt das. Voyager ist manchmal erstaunlich daneben. So gibt es eine Folge, die klar die Todesstrafe behandelt. Aber anstatt zu den Werten der Föderation zu stehen, nimmt Janeway das als kulturelle Eigenheit hin und betreibt Beihilfe zum Mord – zum einen ein Beispiel dafür, wie in Voyager die Oberste Direktive verzerrt wird, aber auch eine sehr seltsame Charakterzeichnung dieser Frau. Könnte man sich Archer oder Jean-Luc Picard dabei vorstellen, wie die so etwas akzeptieren? Nein, sie hätten eine Lösung eingefordert. Mal ist es solche Untätigkeit, mal ist es unnötige Grausamkeit, sodass bei uns nach einer Weile Janeway den Spitznamen "la mala" (die Böse) hatte. Auf mich wirkte es so, als ob Janeway gerade deswegen so schief wirkt, weil in manchen Folgen ihrem Geschlecht entgegengeschrieben und dabei übersehen wurde, dass Unnahbarkeit und Grausamkeit einen Sternenflottenkapitän nicht besser machen, egal ob Mann, Frau oder Alien.
Dazu kommt Chakotay. Es ist nicht nur, dass die Schreiber komplett augenfällig nach dem starken Einstieg rund um die Maquis nichts mit ihm anzufangen wussten und er ganze Staffeln über praktisch nichts tut. Nein, selbst wenn er eingesetzt wird, dann wird sein indianischer Hintergrund gerne für das Klischee der edlen Wilden benutzt. Das geht so weit, dass Voyager auf Weltraumindianervorfahren seines Stammes stößt, so in etwa zumindest. Muss man heute so nicht mehr machen, glaube ich.
Chakotay und Janeway zusammen sind auch eine Bemerkung wert. Die Serie kann nicht anders, als die beiden als eine potentielle Liebesgeschichte zu platzieren. Freunde, die mehr sein könnten. Aber thematisiert das deutlich nur in einer Folge, zu mehr fehlt der Mut. Damals Standard – wie auch in SG1! – dass Beziehungen zwischen den Hauptpersonen nur angedeutet, aber nie ausgelebt werden, man könnte ja Zuschauer vergraulen. Heute wirkt das komplett überholt, eine moderne Serie würde über die Beziehung neue Geschichten erzählen, wie Voyager (und SG1 ebenfalls) es sich nur einmal traut. Stattdessen bekommt Janeway ein Sex-Hologramm – nein, aber nicht doch, es ist die von ihr benötigte emotionale Beziehung. Ob hier wieder der Komplex um Janeways Weiblichkeit reinspielte? Ähm, manche Aspekte von Voyager möchte man lieber wieder vergessen.
Insgesamt Gut? Ja, aber
Auch wegen solchen Entfremdungen zwischen der Serie und mir gibt es ein gemischtes Fazit. Schlecht kann die Serie nicht sein, sonst hätten wir sie nicht sieben Staffeln lang ertragen. Aber manchmal strapaziert sie schon die Nerven. Selten via einzelnen Folgen (wobei es ein paar Komplettausrutscher gibt), es war mehr, dass wir gemeinsam über permanente Schwächen der Serie gestolpert sind – vergessene Vorgeschichten, ignorierte Charaktere, dass Nebencharaktere nicht wieder auftauchen, dass Probleme wie Lösungen sich zu oft wiederholen, dass Seven und der Doktor zu oft die Lösung sind.
Doch dann ist Voyager auch wieder ganz toll. Weil die Schauspieler bzw ihre Charaktere einem ans Herz wachsen. Weil die in ihr enthaltene Star-Trek-Zukunftsvision nicht nur eine der positivsten, sondern auch eine der coolsten aller Zukunftsvisionen ist, Voyager sie von allen Serien am besten verkörpert. Sowieso, das ganze Szenario ist fantastisch: Das Weltraumschiff auf der Heimreise weitab von allem bekannten, was so viele Möglichkeiten für gute Geschichten schafft, sowohl für normale Storyherausforderungen als auch für Beziehungen zwischen der ursprünglich gespaltenen Crew. Mit den Borgs und Spezies 8472 sind auch noch zwei besonders tolle Antagonistenvölker in der Serie vertreten, die durch ihre Verwendung in der Serie sogar kaum beschädigt werden (die Borgs nur etwas durch den Ausbau der Borgkönigin) und daher wenig von ihrer Faszination verlieren.
Für mich hatte es natürlich etwas nostalgisches, die Serie nochmal zu schauen. Aber ich habe neben mir gesehen: Auch ohne diesen Faktor kann die Serie heute noch gefallen. Voyager ist weder eine schlechte Serie noch schlechtes Star Trek. Man kann sie nur heute nicht schauen, ohne sich über so manche Schwächen zu wundern und verpasste Chancen zu bedauern – und damit meine ich nicht die schlechte Fernsehauflösung und das oft sehr dunkle Bild (alle Bilder im Artikel sind geschärft und aufgehellt), sondern die inhaltlichen Probleme. Kalt gelassen hat sich mich aber definitiv nicht, wie man hier sicher herauslesen kann. Wieder nicht, muss ich sagen, ich erinnere mich noch sehr daran wie toll ich die Serie damals fand. Nach so vielen Jahren wieder so viel Interesse und Emotionen hervorzurufen, das wiederum spricht für die Klasse von Voyager.
Black Widow
Monday, 3. January 2022
Die vorherigen Marvelfilme hatten Scarlett Johanssons Charakter wenig ausgestaltet, ihr eigener Film fehlte wirklich. Der, der dann rauskam, leidet aber darunter wie wenig Gedanken sich die Vorgängerfilme über die schwarze Witwe gemacht hatten. Die gesamte Handlung wurde aus dem Hut gezaubert, wenig war vorher angedeutet, was sich unangenehm anfühlt. Passend ist zwar der Russlandbezug, der Anfang als Kind russischer Spione in Amerika, aber gleichzeitig ist diese bestehende Familie auch ein übler Bruch mit dem vorher von ihr gezeichnetem Bild.
Gleichzeitig rennt der Black-Widow-Film in das alte Problem: Die Superkräfte, die Black Widow offiziell nicht habe. Es war schon immer seltsam, dass sie trotzdem neben den anderen Figuren bestehen konnte, in Handlungen und Actionszenen die dazu nicht passten. Genauso wieder hier; Statt einem Geheimagentenfilm ist es ein Superheldenfilm, die Heldin wird dafür zurechtgebogen und wäre zigfach gestorben. Klar, es ist ziemlich müßig Konsistenz in diesen Marvelfilmen zu suchen, aber wenn es einen aus dem Film rausreißt ist etwas schiefgelaufen.
Die Handlung konnte mich dann nicht mehr richtig einfangen. Es blieb das Gefühl, dass mit dem Film etwas nicht stimmt. Dabei ist er nicht völlig langweilig, sondern mehr normale Marvelkost, ohne den Tonentgleisungen aus Captain Marvel. Aber ich hatte wohl gehofft, dass sie etwas anderes servieren, vll mehr Richtung Bond oder Mission Impossible gleiten. Wovon es ja Ansätze gibt, aber leider eben nur Ansätze, dann übernehmen wieder die normalen Comichelden-Quatschkampfszenen und Explosionen. Schade.
Ghost in the Shell zeigte eine bessere Johansson-Actionheldin.
Cowboy Bebop: Der Rhythmus stimmt nicht
Monday, 6. December 2021
Die erste Folge der neuen Netflix-Realverfilmung von Cowboy Bebop ist ein Desaster.
Zwar bin ich kein großer Anime-Fan, aber als ich kürzlich die Serie aus den Neunzigern nachgeholt habe gefiel sie mir sehr. Ja, ein paar sehr typische Anime-Elemente sind drin, aber sie sieht toll aus, die Figuren und die Geschichte hat was und dabei vor allem: Einen tollen Rhythmus. Die kurzen Episoden haben oft einen sehr kontrollierten Flow, bis dann für die eine Szene das Tempo wechselt und dann z.B. der Raumschiffkampf mit toller Musik untermalt loslegt.
Dass die Neuverfilmung damit ein Problem haben wird kann man schon beim Intro erahnen. Beide Versionen sind hier nebeneinandergelegt:
Während die animierten Figuren ihre Animationen verzerrt abspielen, sodass es perfekt zur Musik passt, ist das neue Intro zwar optisch sehr ähnlich, genau diese Anpassung gibt es aber nicht. Selbst nicht bei den drei Pistolen, die im Takt hintereinander abgeschossen werden. Zur Musik passen so nur die groben Wechsel.
Wenn dann die erste Folge einfach zwei Originalfolgen zusammenschneidet, aber mit eigenen Mitteln umsetzt, scheitert das katastrophal. Nehmen wir den Tijuana-Abschnitt. Hier wie dort gibt es einen Warteabschnitt, in dem Jet und Spike Einwohner nach der Zielperson befragen. Gibt es am Ende einen Kampf, bei der treibende Musik spielt. Und kurz darauf eine tragische Szene, in der bedächtige Musik spielt. Doch während im Anime in der letzten Szene die Musik im Vordergrund ist, die dann aussetzt und ganz zum Schluss eine Mundharmonika (-> Cowboy Bebop) überleitet, redet in der Realverfilmung erst Spike über die bedächtige Musik und wird die Musik dann lauter. Und setzt in der Szene mit der toten Frau im Weltall die Musik eben nicht aus, obwohl genau die Stille die Szene so wirkmächtig machte. Die Mundharmonika danach wird auch vergessen.
Und das sind ja nicht die einzigen Änderungen. Die Charaktere reden anders, handeln anders, es gibt eine neue Hintergrundhandlung, die grob in die Folge hineingeschnitten wurde.
Im Ergebnis fühlt sich alles falsch an.
Außerdem sieht es falsch aus. Wahrscheinlich weil Netflix sein Colormixing vorgegeben hat, vielleicht weil beim Abmischen etwas falsch lief, ist das Bild ein kontrastloser Matsch und weit weg von der Klarheit der Vorlage. Furchtbar hässlich, vor allem aber sieht dadurch noch mehr jede Person wie ein Schauspieler in einem Kostüm aus, gerade die Nebendarsteller in der ersten Folge sind unfassbar unecht.
Dazu wirken manche der Actionszenen wie eine billigste Fernsehserie, Kameraführung und Kameratechnik sind in manchen völlig daneben, es stimmt etwas mit der Framerate nicht. Ich würde das wie bei den Farben Netflix anlasten, aber die Witcherserie (bei der die Farben ähnlich schlecht sind, aber besser passen) hat diese Probleme nicht. Es sind wohl handwerkliche Fehler der Serienmacher selbst.
Doch trotz solcher Widrigkeiten wird der Rest der Serie deutlich besser. Die weiteren Folgen profitieren extrem davon, keine Billigkopien der Originalfolgen zu sein, sondern an sie angelehnt eigene Geschichten zu erzählen. Ich sage sie profitieren davon, aber sie leiden auch darunter: Viel davon was die Originalserie ausmachte geht verloren. Wo das japanische Manga philosophisch wird, setzt die Netflix-Serie auf Action. Wenn vorher der Ton der Serie oft eine japanisch anmutende und in meinen Augen für Anime nicht untypische Scifi-Melancholie hatte, ist die neue Serie sehr viel haudraufiger, amerikanischer.
Völlig schlecht ist das nicht, denn Cowboy Bebop ist so eine unterhaltsame Actionserie in einem seltsamen Universum mit schrägen Charakteren.
Aber es bietet einem Fan des Originals nicht viel von dem, was ihn früher angesprochen haben muss. Besonders auffällig: Was der Neuverfilmung auch in den eigenen Folgen dann nie wieder gelingt, ist den tollen Rhythmus des Originals umzusetzen – das Verharren am Anfang, die langsamen Gespräche, was dann in meist der einen Szene der Folge unter Jazzmusik umgedreht wurde und in einem perfekt getakteten Actionspektakel explodiert. Das schafft die Netflix-Serie trotz einzelner ruhigeren Folgen kein einziges mal.
Die Vicious-Julia-Spike-Geschichte zur Klammer der Serie aufzubauschen halte ich noch dazu für ungünstig, der Aspekt der Story war schon im Original nicht besonders toll und wurde durch seine Vagheit eher verbessert. Naja.
Insgesamt stimmt also weder Ton noch Rhythmus, aber der neue Song tut wenigstens nur selten in den Ohren weh.
Crazy Ex-Girlfriend
Monday, 18. October 2021
Crazy Ex-Girlfriend ist eine lustige Musicalserie. Ein Meisterwerk wie die FAZ sehe ich in der Serie zwar nicht, aber eine komplett sehenswerte und ziemlich einzigartige Alternative zum sonstigen Serienprogramm.
Das Setting wird im Piloten so vorgestellt: Rebecca lebt als Anwältin in New York, ist unglücklich, dann trifft sie durch Zufall Josh. Den kennt sie von früher, eine Jugendliebe. Als er ihr erzählt wie viel besser es in West Covina, Kalifornien doch sei und dass er dorthin zurückkehren wird, kündigt sie und zieht ihm hinterher – als verrückte Ex, die wieder mit ihm zusammenkommen will.
Komplette Schnulze, oder? Aber die Serie ist eben nicht einfach eine romantische Komödie mit Gesangseinlagen. Sie ist mehr die anti-romantische Komödie. Zwar ist auch hier eine gehörige Portion Fantasieerfüllung mit dabei, aber das ist mehr zum Erträglichmachen des Ganzen. Denn davon abgesehen werden die klassischen Erzählungen kritisiert. Besonders das Hauptthema: Rebecca als psychisch angeknackste Stalkerin wird hier eben nicht einfach zu einer positiven und geheilten Figur weil sie verliebt ist, sondern ganz im Gegenteil ist ihr Verliebtsein komplett destruktiv.
Das wird in absurden Humor verpackt. Statt wie bei den typischen Filmen wie Hitch eine Schnulze mit ein paar Gags anfangs zu verkleiden und danach ohne weitere Witze dem Standardrezept zu folgen, ist Crazy Ex-Girlfriend konstant witzig. Nicht immer zum losbrüllen, aber mindestens etwas absurder Humor findet sich in jeder Folge. Entsprechend schräg wird die weitere Geschichte, wie Rebecca sich in West-Covina einlebt, wie das mit Josh und den Alternativen weitergeht. Ernstere Themen gibt es auch, die psychische Instabilität der Hauptdarstellerin ist da nur eines von mehreren Einfallstoren.
Zu jeder Folge gehören eigene Musicalsongs. Alle davon wurden für die Serie geschrieben, jede Folge hat mehrere. Viele davon sind lustig, parodieren Genres, einige bleiben im Ohr. Die Mitguckerin und ich – ich soll hier anmerken, dass ich die Serie ihr vorschlug, nicht andersrum – zitierten oft und zitieren immer noch einzelne der Lieder. Ich mein, schau dir einfach im ersten Song der Serie an, wie die Passanten die singende Rebecca verdutzt angucken. Solche kleinen Witze finden sich durch die Serie zuhauf.
Wer Musicals hasst oder die Gags im ersten Song so gar nicht lustig findet, der wird mit dieser Serie nichts anfangen können. Aber wer Musik in Filmen als Storyelement (wie bei Blues Brothers) mag, der hat zu Crazy Ex-Girlfriend eigentlich gar keine akzeptable Alternative. Dann passt auch der Rest.
Deus Ex - NYC Streets [Chillwave Cover] || Mairiba
Sunday, 10. October 2021
Die Geschichte der Game Developers Conference
Wednesday, 22. September 2021
Jörg Langer hat eine echte Doku über die GDC gedreht:
Ich habe sie mir komplett angeschaut und sie ist wirklich gut geworden. Die Games Developer Conference ist ja die große Konferenz für Spieleentwickler, sie ist die Quelle so toller Präsentationen wie dem auch hier verlinkten Talk von Warren Spector über Deus Ex.
Aber gestartet ist die Konferenz ganz klein. Langer als Spieleredakteur war recht früh dabei und kannte viele der alten Akteure. Das ermöglichte ihm jetzt einen viel größeren Zugriff als man von einem deutschen Redakteur, der sich mal an Videodokus versucht, erwarten würde. Davon profitiert die Dokumentation enorm. Denn die redeten auch über das große Drama der Konferenz, eine Spaltung und Kommerzialisierung gegen den Willen des Hauptgründers.
Finanziert von GamersGlobal-Nutzern ist die Doku danach gefloppt, wenige Leute haben sie gesehen. Das hat sie nicht verdient, auch deswegen noch die (reichlich verspätete) Blogerwähnung hier.
Community & iZombie
Monday, 30. August 2021
Kurz zu zwei Serien, die ich im Covid-Alltag gut fand.
Community
Community beginnt als eher gewöhnliche Seifenoper mit ungewöhnlichen Charakteren, ein bisschen Friends in einem anderen Setting.
Community-Colleges sind wohl ein in der USA tatsächlich schief angesehener alternativer Ausbildungsweg. Viel Material für eine seichte Komödie über schräge Typen. Aber schon über den Verlauf der ersten Staffel kippt das, und plötzlich wird die Serie komplett absurd. Aber auf eine gute Art. Mit lustigeren Stories, aufwändigeren Folgen (Paintball!), den Zuschauer einbeziehenden Witzen. Das neue Konzept trägt dann problemlos durch die Folgestaffeln. Ich kenne keine bessere Komödienserie, und dabei habe ich The IT Crowd gesehen – was zwar witzigere Sketche hatte, aber nicht so gut als Serie funktionierte.
iZombie
iZombie ist ein bisschen morbide Komödie, ein bisschen Krimi-Drama. Olivia wird zum Zombie und findet eine Nische als Gerichtsmedizinerin, die Gehirne von Mordopfern isst, dadurch ihre Erinnerungen erhält und so mit einem Polizeipartner die Täter stellen kann.
Das hat zwar auf der einen Seite viel von einer simplen Jugendserie, man muss sich nur angucken was der Hauptdarstellerin alles passiert und wozu sie schon in der ersten Folge befähigt wird. Was nicht unbedingt für die Serie spricht. Aber andererseits fand ich die Balance zwischen interessanten Episodengeschichten und übergreifender Serienstory sehr gut gelungen. Auch, wie die anderen Charaktere aus ihrem Umfeld weiter benutzt werden hat was. Dabei trifft der Humor, iZombie ist durchgehend immer wieder ziemlich witzig. Am Ende ist es dann einfach eine gute Mischung.