Live by Night ist ein amerikanischer Gangsterfilm mit Ben Affleck. Der von Affleck gespielte Joe Coughlin lebt nach dem 1. Weltkrieg von Überfällen und Gaunereien. Ein Job geht schief, er verliert seine Freundin und landet im Knast, will Rache nehmen und verbündet sich dafür mit der italienischen Mafia. In Kalifornien baut er für die während der Prohibition ein blühendes Gangsterunternehmen. Der Film zeigt, wie er das anstellt und welche Probleme er dafür löst, bis er eines nicht mehr lösen kann und es zum großen Showdown kommt.
Auch in der Zusammenfassung klingt der Film für mich interessant. Die übergreifende Story ist das auch. Die Rollen sind nicht schlecht besetzt, und die Produktion ist schlicht großartig. Kostüme, Schauplätze, Autos – hervorragend gemacht, sehr hübsch, und die Kamera produziert zwischendurch wunderschöne Bilder.
Trotzdem ist Live by Night kein guter Film. Es sind die Gespräche und die schlichte Moral, die beide kaum zu ertragen sind. Die Moral ist das übliche, vom Filmvater erklärte "Bösen Menschen wird böses geschehen". Der Film hat nur das klitzekleine Problem, dass das an Afflecks Figur gezeigt werden soll, gleichzeitig aber unmögliche Verrenkungen unternommen werden, um Joe zur positiven Figur zu machen. Er vermeidet Gewalt wo immer möglich, tötet nur Gangster, selbst den KKK-Mitgliedern bietet er noch zig Alternativen an. Er ist progressiv und liberal, verheiratet mit einer schwarzen Kubanerin und generell eine völlig unglaubwürdige ethisch gefestigte Lichtgestalt, die immer im hellen Anzug unbefleckt durch die dunkle Gaunerwelt wandert.
Da ändert das Gelaber seiner Frau (Zoe Saldana) über den dunklen Pfad, auf dem er wandle, auch nichts dran. Woher das kommt ist übrigens unerklärlich, sie selbst ist Schwester eines kubanischen Gangsterbosses und in der organisierten Kriminalität aktiv. Am Ende ist ihre Transformation komplett und sie das amerikanische Ideal von Rechtschaffenheit; dann will sie ein Heim für Waisen und obdachlose Frauen aufmachen.
Dazu kommen die unerträglichen Gespräche. Afflecks Gangsterakzent kann man vielleicht noch verkraften. Aber das von ihm ausgestoßene oder an ihn gerichtete Geschwafel nur sehr schwer. "Wenn Du dich verlierst, dann bist du nicht mehr Du", "This is heaven, right here", bedeutungsschwerer Kameraschwenk auf das ob all dieser Weisheit tief beeindruckte Gesicht Ben Afflecks. Da sitzt du im Kino und schließt vor lauter Schämen die Augen.
Es gibt gute Szenen in diesem Film, tolle Bilder und gute – allerdings ziemlich brutale – Aktionszenen, eine im Groben interessante Story sowie ein befriedigendes Finale. Doch genau wie das Finale durch ein dämliches Outro verwässert wird, wird der sowieso langatmige Film durch richtig schlechte Schreibe schier unerträglich.