Andererseits beruhigt es ungemein, den sogenannten Konsumtempel an zentraler Stelle in der Innenstadt zu wissen. Denn wo, wenn nicht hier, sollte man einkehren, wenn es einen ganz plötzlich nach Regenschirmen, Aktenkoffern, Kniestrümpfen oder Kurzwaren gelüstet?
Vor meiner letzten Reise nach Troyes fand ich mich in Köln mit etwas Zeit wieder. Ich war zu früh dran, weil ich in der Thalys-Filiale mein Zugticket ausdrucken lassen wollte, die allerdings außerplanmäßig zu war. Mir blieb nichts übrig als zu warten und mit dem Schaffner zu reden (was überraschenderweise klappte).
Um die Wartezeit mit einem Geschenkeeinkauf zu überbrücken lief ich ins Zentrum. Ein Stollen war schnell gefunden, es war Vorweihnachtszeit, deutsche Spezialitäten nach Frankreich zu bringen erschien mir eine gute Wahl. Ein paar Tüten Bonbons hatte ich schon im Rucksack, aber die würden nicht für alle reichen. Also kam mir der Kaufhof gerade recht, den ich bei meinem planlosen umherirren fand, denn mindestens Marzipan würde ich dort finden.
So schön sahen sie nicht aus, Symbolfoto, Quelle
Stattdessen sah ich Bonbons. Es gibt im Kaufhof Theken, an denen man sich seine eigene Bonbontüte zusammenstellen kann. Da sind welche von hier dabei, aber ausschlaggebend waren die holländischen, von denen ich in Amsterdam zu wenige gekauft hatte. Ich schaufelte also ein paar Bonbons in eine Tüte mit dem Plan, im Zug einige Hopjes für mich selbst abzuzwacken.
Leider ging die bei der Theke stehende Waage nicht. Der Preis der Bonbons geht nach Gewicht, ich hatte also keine Ahnung wieviel ich zahlen würde. Ich ging also in Richtung Kasse, die sollten für mich schonmal wiegen, nicht ohne an der zweiten Theke auch noch Bonbons einzusammeln. Diese Haribo-Bonbons hatten den gleichen Preis und passten gut zur Idee des Geschenks aus Deutschland.
Vor mir war eine Frau dran, die zur Kassiererin bemerkte, dass der Preis ihres Einkaufs online aber günstiger sei. "Der Preis muss ja auch nicht gleich sein, hier ist ja noch die Bedienung mit dabei." Überzeugt wirkte die Kundin nicht gerade, aber umdrehen wollte sie auch nicht.
Dann war ich dran:
„Das geht nicht, da sind ja Haribos drin!“
Die geschriebenen Worte geben nicht wieder, mit wieviel Verachtung dies ausgerufen wurden.
„Die haben den gleichen Preis.“
„Nein, das geht nicht! Die müssen jetzt Sie trennen und in zwei Tüten tun.“
Vor dem Sie war ein kleines Zögern, als ob sie nicht doch ahnte, dass sie das Problem auch anders – selbst – lösen könnte.
„Ah, die haben eigene Nummern. Okay. Können Sie mir die Waage anmachen?“
„Ich steh doch hier, das ist nicht meine Abteilung!“
Ich nahm meine Tüte, drehte mich um, lief die zwei Schritte zu der Bonbontheke und fühlte den Ärger aufwallen. Eine hinter mir wartende Kundin grinste mich schon verlegen und entsetzt an, wohlwissend wie unmöglich der Umgang und Ton gerade gewesen war. Ich habe die Tüte dann auf die Bonbontheke gelegt und bin gegangen.
Wobei mir auffiel: Das war nicht die erste Tüte. Da lagen schon zwei andere, die Nicht-Kunden gepackt und hinterlassen hatten.
onli blogging am : Wobei Amazon auch nicht die Lösung ist
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