Surviving Mars ist ein Aufbauspiel in der harschen Umgebung des namensgebenden Planeten, umgesetzt von den Machern von Tropico 3 bis 5.
Es gibt eine Linuxversion, aber da sie bei mir nicht funktionierte spielte ich die Windowsversion via Proton.
Ähnlich wie in Tropico steht erstmal eine Art Szenarioauswahl an: Welche Nation, Kult oder Firma ist Sponsor der Mission, welches Profil hat der Kommandant, außerdem gibt es ein spielbegleitendes Mysterium mit Entscheidungsmöglichkeiten. In meinem ersten Durchlauf war mein Sponsor Europa (wodurch z.B. jeder Forschungsfortschritt Geld einbrachte), mein Kommandant ein Futurist (schnellere Freischaltung von Forschungsdurchbruchtechnologien) und das zufällig gewählte Mysterium drehte sich um eine KI, die in meinen Forschungstürmen wohnen wollte. Der Fokus meiner Kolonie war also eindeutig vorgegeben.
Zuerst aber ist wenig mit Forschung, sondern eine einzelne Rakete mit Vorräten (inklusive vorgebauter Gebäude) sowie Drohnen ist auf dem gewählten Marsterrain zu platzieren. Die Drohnen bringen dann ein Wirtschaftssystem in Gang: Produktionsgebäude wie Zementextraktoren wollen errichtet werden, die brauchen Stromerzeugung via Solarzellen, Windräder und magischen Sterling-Generatoren, Wasser muss abgebaut oder mit Verdunstungsanlagen generiert werden, womit Treibstoff hergestellt werden kann, mehr Drohnenhubs steuern weitere Drohnen und erweitern das Einflussgebiet - alles mit dem Ziel, eine erste kleine Kuppel für Kolonisten zu bauen. Die dann mit einer weiteren Rakete landen.
Denn nur Kolonisten können forschen und die fortgeschrittenen Rohstoffe herstellen, zum Beispiel Maschinenteile, die zur Wartung der Windräder oder zur Errichtung einiger anderer tollen Gebäude gebraucht werden. Bis das Wirtschaftssystem auf dem Mars diese Ressourcen herstellen kann ist der Spieler also auf Importe von der Erde angewiesen, die allerdings Geld kosten. Geld kommt automatisch durch den Sponsor oder durch Exporte von Metallen von Seltenen Erden, die aber auch nur Kolonisten abbauen können. Man sieht: Anfangs ist da durchaus Potential, sich in eine Sackgasse zu manövrieren. Die zu vermeiden und autark zu werden ist aber auch ein gutes Spielziel.
Zu erreichen ist dieses Ziel gar nicht so einfach, denn um alle benötigten Ressourcen abzubauen wächst die Kolonie auf dem Mars schnell auf eine beachtliche Größe, was gut verwaltet werden muss und nochmal mehr Ressourcen benötigt. Denn alle Gebäude verbrauchen Rohstoffe bei der regelmäßig notwendigen Wartung. Mir fehlte zum Beispiel zwischendurch auf einmal Metall, das vorher im Überschuss vorhanden war. Und ein andermal hatte ich mich mit der Essensproduktion verschätzt und meine Kolonisten hungerten etwas.
Erschwerend kam hinzu, dass Essen und andere Rohstoffe ja nicht nur vorhanden sein, sondern auch am richtigen Ort liegen müssen. Ich hatte z.B. noch Verpflegung, nur nicht in Reichweite der hungernden Kolonisten in der entfernteren Kuppel. Erst langsam brachten die Drohnen diese heran, immer von Lager zu Lager über die Einflussgebiete der mehreren Drohnenhubs, welche die Kuppeln verbanden. Erst später können die fliegenden Shuttle weite Transporte besser bewältigen, sie ermöglichen auch die Migration zwischen fernen Kuppeln.
Diese Migration nehmen die Kolonisten in Anspruch, wenn sie an einem anderen Ort besser aufgehoben wären. Denn jeder Kolonist hat eine Spezialisierung oder ist ein noch formbarer Generalist, und ein Wissenschaftler arbeitet lieber im Forschungszentrum als im Kasino, in dem sich der Generalist wohlfühlt. Jeder hat zudem eigene Bedürfnisse, wie das Glücksspiel im Kasino, und will eine eigene Wohnung, die in einer Residenz komfortabler als im platzsparenden Apartmentgebäude sind. Oder die negativen Eigenschaften greifen, so ist ein Einsiedler in Kuppeln mit mehr als 30 Einwohnern schnell unglücklich und will dann zurück zur Erde oder rebelliert. Auf dem Mars geborene Kolonisten – was in ausreichend komfortablen Kuppeln schnell geschieht, die Kinder werden auch schnell erwachsen – hingegen bleiben immer auf dem Mars und können durch Forschung viele Vorteile erhalten. Auch bei der Bevölkerungsverwaltung gibt es also immer viel Optimierungspotential.
So viele Facetten beachten zu müssen hat mir zwischendurch durchaus gut gefallen. Aber als ich jetzt nach der Weihnachtspause die Erweiterungen (die im Bundle dabeiwaren) antesten wollte fehlte mir etwas die Motivation, nochmal von vorne anzufangen. Denn es ist alles doch etwas gemächlich und mühselig. Von dem Spiel wird viel Mikromanagement und einiges an Wartezeit gefordert. Gleichzeitig sind die Survival-Elemente nicht so spannend, wie das erst wirkt. Man muss ja nur die Grundlagen (Essen, Sauerstoff, Wasser) abdecken und den Wirtschaftskreislauf am Laufen halten, was nur selten schwierig ist. Eigentlich nur während der seltenen Katastrophen wie Meteoritenschauern, die dann Gebäude und Leitungen beschädigen können. Die häufiger auftreten zu lassen wäre mir aber wieder zu stressig.
Surviving Mars wird bei mir wahrscheinlich ähnlich wie Cities Skylines nach etwas Wartezeit wiederentdeckt werden, wenn ich wieder Geduld für das Spiel übrig habe. Denn die Erweiterung Green Planet scheint etwas zu bringen, was vorher fehlte: Mit dem Terraforming Spielziele für große Kolonien. Das sollte mich dann doch bald wieder reizen.
onli blogging am : Humble Fight for Racial Justice Bundle
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