Wonder Woman
Monday, 19. June 2017
Es ist der erste Weltkrieg. Durch göttliche Intervention von der Außenwelt abgeschottet leben die Amazonen auf einer Paradiesinsel. Auch die dort aufwachsende Diana (Gal Gadot). Bis eines Tages ein Flugzeug durch den Nebel stößt, mit den Nazis Deutschen im Schlepptau...
Wonder Woman ist die jüngste Superheldenverfilmung in diesem Jahrzehnt der Superhelden und ist eine sehr gut besprochene Verfilmung geworden. Es ist einfach zu sehen warum, und damit meine ich nichtmal Gal Gadot. Schon das Vorfeld passte: Wonder Woman wurde in den vergangenen Jahren wenig genutzt. Man kennt sie fast nur als Anhängsel von Superman in Zeichentrickfilmen und sie hatte einen Kurzauftritt im missratenen Batman vs Superman. Wenn dann die Trailer stimmen, ist angesichts des bekannten Namens Interesse absehbar. Vor allem, da es kaum andere bekannte weibliche Superhelden gibt.
Der Film erfüllt viele der Erwartungen. Die Amazoneninsel sieht hervorragend aus und erfüllt alle Klischees. Der Anfang nimmt sich ordentlich Zeit dafür, Wonder Woman eine Vorgeschichte gegeben. Was eine gute Idee ist, ist doch anders als bei Batman oder Superman ihre Herkunft den Zuschauern unbekannt. Im anschließenden Kampf gegen das Böse, also den Deutschen, gibt es jede Menge Spezialeffekte und Kampfszenen. Und die sind allesamt gut gemacht. Und ja, sprechen wir aus was dazukommt: Der Film nutzt in jedem möglichen Moment das Aussehen seiner Hauptdarstellerin und er profitiert davon.
Neben den Actionsequenzen gibt es einige ruhigere Szenen - einen Abstecher nach London, Tanzen vor einer Bar, Gespräche am Lagerfeuer. Ich meine, hier ist eine gute Mischung gelungen: Die Ruheszenen werden gut genutzt, sie tragen die Story weiter, gleichzeitig sind sie weder zu lang noch zu kurz. Der Film verlässt sich nur etwas darauf, dass die Zuschauer sich für Diana und für Steve (Chris Pine) interessieren. Und dafür sind beide interessant genug.
Trotzdem empfand ich den Film als verkorkst. Das liegt an seiner Story und seiner Kindergartenbotschaft. Der Oberböse (naja, fast) ist Ludendorff, womit ich natürlich erstmal weniger Probleme habe - so blöd es ansonsten auch ist, im ersten Weltkrieg die Deutschen als die Bösen zu zeichnen. Angesichts von ihm und den Schrecken des Krieges soll das "Menschen sind böse" gezeichnet werden. Wonder Woman soll dann erkennen "Ja, aber es gibt auch Gutes im Menschen" und sich gegen den zweiten Oberbösen stellen - wer das sein wird, dürfte kaum eine Überraschung sein. Das Problem ist natürlich, dass das nicht überzeugend ist. Wer sich, wie der Film das anlegt, wirklich den ersten und zweiten Weltkrieg vor Augen hält und dann noch die Kriege danach, den Terror von heutzutage; wer das tut, der sagt dann doch nicht ernsthaft "All you need is Love" und verteidigt das Gute im Menschen.
Der Film versucht, Gut gegen Böse in grau zu verwandeln und schafft es dabei, noch simplifizierender als eine klassisches "Gut gegen Böse" zu sein und weniger überzeugend als die Folgen von Doctor Who mit der gleichen Botschaft. Das ist eine immense Leistung, aber es macht den Film nur entsprechend schlechter.
Heutzutage ist die simple Botschaft eigentlich ziemlich überraschend. Superheldenfilme und Comicverfilmungen sind ja selten Komplexitätsbrocken. Es gab ein paar interessante, Watchmen und Kick Ass beispielsweise, aber das waren Ausnahmen. Denkt man im ersten Moment. Aber eigentlich sind die Superhelden von heute gar nicht mehr so simpel. Batman ist es nicht, mit seiner inhärenten Finsternis. Superman ist es nicht, seit Man of Steel gibt es da den Konflikt zwischen Macht und Verantwortung (so schlecht Batman vs Superman das auch zu nutzen wusste). Iron Man hatte schon in seiner ersten Verfilmung direkt Kapitalismus- und US-Kritik drin und war nie eine simple Lichtgestalt. Selbst Captain America hatte eine Auseinandersetzung mit dem Überwachungsstaat, der die heutige USA ist.
Und dann kommt 2017 Wonder Woman auf die Leinwand und wählt die billigste, dümmste und ausgelutschteste Filmmoral, die ein Film finden kann. Nein, Liebe wird uns nicht retten, und es ist kein Optimismus, wenn ein Film es behauptet. Es ist Dummheit.
onli blogging am : Captain Marvel
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