Aber ich fand die Geschichte immerhin interessant genug, um das relativ lange Spiel durchzuspielen.
Dreamfall Chapters ist ein Adventure, und ich bin kein Fan des Genres. Ich stolperte schon früh in meiner Spielehistorie über Adventures mit nervigen unlösbaren Rätseln und das Absuchen des Bildschirms nach aktivierbaren Objekten bringt mir nur wenig Spaß. In 3D ist das nicht besser. Gemessen daran fand ich dieses Spiel erstaunlich gut. Es lebt absolut von seiner Geschichte, deren Auflösung wollte ich fast unabhängig vom Spielinhalt sehen.
Im ganz groben: Es gibt zwei Charaktere, Zoë Castillo und Kian. Zoë kann in Träumen durch Welten wandern und liegt anfangs in einem Koma, Kian ist ein abtrünniger Abgesandter eines Kriegstreibervolkes und sitzt im Gefängnis. Die Träumerin kommt eigentlich aus der Welt der Logik, Kian aus der Welt der Magie. Multiversum, Spaltwandler und Dimensionen sorgen dafür, dass sich alles durchmischt.
Das ist interessant wie ein besserer Fantasy/Science-Fiction-Roman, allerdings ist die Geschichte auch ziemlich verworren. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn ich die Vorgänger gespielt hätte. Ganz sicher bin ich mir da nicht, denn gerade am Ende wurde so viel noch hereingepackt, als müssten unbedingt alle losen Enden aufgedröselt werden. Nur um dann doch noch Anknüpfpunkte für einen etwaigen Nachfolgen einzubauen. Das muss eigentlich auf jeden chaotisch wirken, Vorgänger hin oder her. Ab einem bestimmten Punk in der Geschichte verschwindet dann auch der Humor, der anfangs immer wieder aufblitzt und gut gelingt.
Im Spiel läuft man als einer der beiden Charaktere umher, spricht mit Leuten, löst Rätsel - meist durch Anwenden der richtigen Items aus dem kleinen Inventar - und sieht Zwischensequenzen. Sehr viele Zwischensequenzen. Dieses Spiel ist stellenweise schlicht ein Film.
Die Sprecher sind gut, die Gespräche gut geschrieben. Viele der Rätsel sind fair, aber nicht alle. Gerade in der Mittelalterstadt gibt es einige, die man nur durch wildes Herumirren zufällig löst. Gegen Ende wurde mir das zu doof und ich schaute öfter mal bei Google nach Lösungen. Es gibt Interlude-Sequenzen, in denen Items in einem kleinen Haus gefunden werden müssen. Die sind richtig nervig, die Items fast nicht auffindbar, und noch dazu war in diesem Abschnitt auf meinem Linuxsystem die Framerate nicht konstant. Eine Qual.
Das gilt aber nicht für den Rest des Spiels. Der war größtenteils unterhaltsam und lief auch technisch ordentlich. Dreamfall Chapters ist eigentlich ganz spaßig, aber eben auch ein etwas langatmiges Adventure. Für Fans des Genres und der Vorgänger sicher toll, für den Rest nur okay.
onli blogging am : State of Mind
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