Ersteindruck: Roborock E5 vs Roomba 615
Monday, 11. December 2023
Die letzten Jahre hat der Roomba 615 meine Wohnung gesaugt, in Zukunft sollte das der Roborock E5 übernehmen. Warum wechseln, was sind die Unterschiede und wie schlägt sich der neue?
Wechselgrund Routenplanung
Hauptgrund für den Wechsel ist die versprochene bessere Routenplanung. Der Roomba 615 folgt beim Reinigen scheinbar einfachen Regeln. Die sorgen dafür, dass er mit genug Zeit durch die ganze Wohnung fährt – aber dafür viel länger braucht, als wenn er effizient nur ungesaugte Bereiche anfahren würde. Verbunden mit dem doch nervigen Lärmpegel und seiner Eigenheit, immer wieder aus meinem Büro nicht mehr rauszufinden, wurde der alte Roomba nervig. Das machte seinen Zweck kaputt eine Alltagserleichterung zu sein, außerdem wurde er deswegen immer seltener genutzt.
Beim Roborock E5 soll die Navigation besser funktionieren. Dieser baue eine interne Karte und fahre dann gezielt durch die Wohnung. Gleichzeitig leiser verspricht das, die Wohnung in kürzerer Zeit mit wesentlich geringerem Nervfaktor sauber gemacht zu bekommen.
Was sonst für den E5 sprach: Internetlosigkeit und der Preis
Aber dieses geplante Vorgehen beherrschen fast alle modernen Saugroboter, außer den allergünstigsten. Warum kaufte ich den Roborock E5?
Zum einen, weil er mit einer Fernbedienung kommt und die App-Anbindung tatsächlich optional zu sein scheint. Roborock, eine chinesische Firma mit Verbindungen zu Xiaomi und damit unter permanenten Spionageverdacht, verspricht die Optionalität der App-Anbindung für alle Saugroboter. Sie erklärt aber nicht, welche Funktionen dann noch funktionieren. Fällt z.B. bei einem eher darauf ausgelegtem Modell wie dem S8 die Internetanbindung weg, funktioniert dann die intelligente Routenplanung noch? Beim E5 funktioniert sie scheinbar immer, zudem gibt die Fernbedienung Zugriff auf ein paar nützliche Funktionen wie die Einstellung der Saugintensität (und damit dem Lärmlevel), ohne das Gerät ins heimische Wlan lassen zu müssen.
Saugroboter anderer Hersteller starten Internetberichten teils gar nicht, wenn sie nicht ins Wlan kommen, oder sind definitiv bei der Adaption ihrer Navigation dann beschnitten. Deutlich kommuniziert wird die Situation um die nötige Internetanbindung leider bei fast keinem Hersteller, das Statement von Roborock war die große Ausnahme. Daher war es eine aufwändige Recherche, den E5 als mögliche Option herauszufinden, und Roborocks Versprechen gab den Ausschlag, die Auswahl schließlich auf Geräte dieses Herstellers zu beschränken. Mit der Fernbedienung als Manifestation davon war der E5 doppelt attraktiv.
Zweiter positiver Aspekt des E5 ist sein Preis. Er beherrscht moderne appgestützte Funktionen wie die Raumerkennung nicht, nur die Karte der gesamten Wohnfläche lässt sich in der App wohl anzeigen. Dementsprechend kann man ihn nicht anweisen, jetzt die Küche zu putzen – er kann nur ganz oder gar nicht. Völlig ausgereift sei die intelligentere Navigation zudem auch nicht. Letzteres kann ich bestätigen, gerade fährt er zum zweiten mal durch die Küche (aber gut, die Karte muss sich ja erst aufbauen). Und seine Wischfunktion ist einfach ein Tuch, das mit Wasser benetzt wird, keine Borsten oder Vibrationen unterstützten sie und Teppiche vermeidet er auch dann nicht. Er ist also in vielerlei Hinsicht ein Budgetmodell und entsprechend auch deutlich günstiger als viele Alternativen.
Unterschiede zum Roomba 615
Der Hauptunterschied zum Roomba 615 ist also die Routenplanung. Der Roborock E5 fährt in langen Linien durch die Wohnung und scheint wirklich gezielt Bereiche anzufahren, die noch nicht gesaugt wurden. Das ist ein Riesenvorteil und wirkte im ersten Test sehr angenehm! Aber die weitere Zeit muss zeigen, ob er wirklich die gesamte Wohnung durchfährt und dann auch wirklich das Saugen abbricht wenn er überall war, nicht erst, wenn der leere Akku das vorgibt. Schließlich hat auch der Roomba irgendwann das Saugen beendet, und in den ersten Tests schien der E5 länger weiterzumachen als sinnvoll erschien.
Beim Lärm schneidet der E5 besser ab – zumindest auf dem Laminatboden hier. Da ist er etwas leiser und der Lärmcharakter gleichförmiger, der 615 rödelt schlicht mehr. Fährt der E5 aber über Teppich, schaltet er in einen Turbomodus um, dann wird er sogar lauter als der alte Roomba je war. Die Saugintensität und damit der Lärm lässt sich beim Roborock einstellen, per Fernbedienung oder App. Der leisere Modus ist dann zwar wirklich nochmal ein bisschen leiser, aber der Unterschied zum Standardmodus ist nicht riesig.
Beide Saugroboter vermeiden herumstehende Objekte nicht völlig. Beim E5 hat mich das ein bisschen gewundert, hat er doch eine Kamera eingebaut, zumindest verstehe ich so die Herstellerbezeichnung OpticEye (auch wenn die nicht für die Primärnavigation benutzt wird, die basiert auf Gyroskopen). Trotzdem dozt er fast genauso gegen Tischbeine wie der völlig kameralose 615, nur leicht vorher abbremsend. OpticEye ist also wohl in der Praxis nur ein Näherungssensor, wie der Roomba ihn auch hat. Zusätzlich wird die Heftigkeit der Kollision durch einen vorne angebrachten Stoßdämpfer gemindert.
Bei anderen Hindernissen gibt es Unterschiede. So blieb der 615 immer auf den Streben des Wäscheständers hängen, halb in der Luft hängend kam er nicht weiter und schaltete sich schließlich ab. Der E5 hängt bei den gleichen Streben ebenfalls kurz in der Luft, gibt sich dann aber einen Ruck und bleibt nicht stecken. Super! Dafür hat er mehr Probleme mit Kabeln als der Roomba, so verfing er sich direkt in den Stromkabeln der Katzenfutterautomaten, mit denen der Vorgänger noch nie ein Problem hatte. Die werde ich nun anders verlegen müssen.
Zur Saugleistung kann ich noch nicht viel sagen. Die Herausforderung bei uns sind lange Menschenhaare und sehr viele Katzenhaare. Mit den Menschenhaaren hatte der Roomba ernste Probleme, sie verfingen sich in seiner Bürste und zerschnitten sie richtig. Aber zumindest solange die Bürstenborsten nicht ganz abgeschnitten waren schaffte er es doch, die Wohnung deutlich sauberer zu machen. Meinem Ersteindruck nach schafft der E5 das genauso, saugt aber ebenfalls nicht so perfekt als würde man es selbst machen, braucht dafür jedoch weniger Zeit als der Roomba.
Der Staubbehälter des E5 ist ein bisschen kleiner (640ml statt 700ml). Ob der waschbare Filter gut funktioniert kann ich nicht ordentlich messen, die Idee aber finde ich gut.
An den E5 kann man auch einen Wischmop anbringen, ein Wasserbehälter würde den dann befeuchten. Da hier in der Wohnung Laminat ist habe ich den gleich in der Packung gelassen. Ich will aber noch testen, ob zumindest das gelegentliche Wischen damit auf dem Laminatboden möglich ist. Der Roomba 615 hatte keine Wischfunktion.
Beiden gemein ist, dass Wlan nicht benötigt wird. Aber der E5 hat eine optionale Appunterstützung, die ich nicht getestet habe. Der 615 hat gar kein Wlan.
Anfangsprobleme mit diesem E5
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher bin, ob der gekaufte E5 (ein C-Modell, angeblich ein reparierter Rückläufer) nicht doch noch zurückgeht. Beim ersten Test hatte er für eine kurze Weile wunderbar gesaugt, danach aber klappte das Docken nicht – er fuhr zum Ladedock und auch drauf, blieb aber dann nicht drin stehen. Beim manuellen Hereinsetzen gab es keine Rückmeldung, dass das Laden nun klappt. Erst eine Stunde später kam plötzlich eine Fanfare vom Roboter. Ich ging davon aus, dass der Akku kaputt sei.
Danach aber funktionierte der Roboter, auch das Docken funktionierte jetzt mehrmals im ersten Anlauf und die Akkukapazität wirkte völlig okay. Hier muss ich also noch beobachten, ob das ein einmaliger Ausrutscher war oder ob dieser E5 nicht doch einen Schlag weg hat.
Der Roborock E5 bietet dem ersten Eindruck nach genau den Sprung, den ich mir erhofft habe. Ohne unbedingt jedes mal perfekt zu saugen, macht er die Wohnung genauso dadurch sauberer, dass er viel öfter saugt als ich es selbst machen würde. Aber anders als der Roomba 615 macht er das nicht mehr per Zufallsnavigation, sondern seine Liniennavigation ist nachvollziehbarer. Dadurch ist er weniger nervig, wobei dabei auch der etwas geringere Lärmpegel hilft.
Gleichzeitig vermeidet er den Sprung in unsere dystopische Jetztzeit, in der mit Kamera ausgestattete Roboter, dazu mit proprietärer Software ausgestattet und oft mit Verbindungen zu Diktaturen wie China belastet, ohne jegliche Kontrolle nach Hause funkend durch privateste Wohnungen fahren. Will man keine solche Unsicherheit wird sonst oft der Anker/Eufy RoboVac 11S empfohlen, der ist aber bei der Routenplanung genauso beschränkt wie mein alter Roomba 615, wäre also keine Verbesserung. Und mit Valetudo einen internetbewehrten Roboter zu entschärfen, wie bei GNU/Linux.ch gut beschrieben wurde und was als zweite Alternative gilt, war selbst mir zu aufwändig.
Ein paar Dinge könnten besser sein:
- Weniger laut geht immer.
- Kleiner und flacher wäre ebenfalls nett, natürlich nicht auf Kosten der Kapazität des Saugbehälters und des Akkus.
- Der Roboter sollte Objekte vermeiden können, insbesondere sich nicht in Kabeln verheddern. Diese Objekterkennung und Vermeidung fehlt dem E5 leider komplett.
- Die Navigation sollte perfekt funktionieren, der Roboter sich so effizient bewegen wie möglich.
- Der perfekte Saugroboter hätte eine gute Wischfunktion, so minimal nass um selbst auf Laminat zu funktionieren, die (wie der Roborock S7 und S8 es wohl können) für Teppiche dann deaktiviert wird.
Aber bei der derzeitigen Produktentwicklung in diesem Bereich ist nicht damit zu rechnen, dass je ein Roboter mit diesen Verbesserungen auf den Markt kommt und ohne App- und Internetanbindung auskommt. Von daher bin ich mit dem E5 erstmal zufrieden.