Computerbase verdammt Star Wars Battlefront 2
Um deutlich zu machen, wie sehr Mikrotransaktionen das Spiel zerstören, findet Max Doll sehr eindeutige Worte:
Dem gegenüber steht allerdings ein Monetarisierungs- und Gameplaykonzept, das darauf ausgelegt ist, spielerische Vorteile gegen echte Euro zu tauschen. Diesen natürlichen Widerspruch irgendwie zu einem immer noch unterhaltsamen Ergebnis zusammenzuführen muss zwingend Scheitern, weil er sich nicht überbrücken lässt. Das investorenfreundliche Vorhaben stürzt damit einen eigentlich guten Shooter in den Abgrund.
...
Das Spiel kann so als Anschauungsbeispiel für die destruktive Wirkung dieser Systeme dienen, schließlich wird ein Videospiel mit solcher Monetarisierung im Hinterkopf nicht mehr ausschließlich für größtmöglichen Spielspaß entworfen. Dadurch wird das eigentliche Anliegen, das Kaufargument eines Unterhaltungsproduktes parasitär zersetzt. Deshalb kann nicht verwundern, dass Battlefront 2 auch während der vorübergehenden Deaktivierung von Echtgeld-Käufen wenig Spaß macht: Die Grundstruktur, die das Ausgeben weiterer Euros größtmöglich befördern soll, bleibt an Ort und Stelle.
Hoffentlich bewahrt dieser Computerbase-Artikel - zusammen mit den anderen Medienreaktionen - dann doch einige Spieler davor, zu Opfern dieser Manipulation seitens des Spieleherstellers zu werden.
Oury Jalloh wurde wohl in deutscher Polizeizelle ermordet
Vor zwölf Jahren verbrannte der Sierra Leoner in einer Dessauer Polizeizelle. Gutachter kommen nun zum Schluss, dass sein Tod kein Suizid gewesen sein kann.
Die These vom Suizid war schon immer abwegig. Aber dieser Fall ist bezeichnend für Deutschland und zeigt, warum Deutschland ein Problem mit Polizeigewalt halt: Selbst wenn in Polizeizellen Menschen verbrannt werden, wird nichtmal versucht die Mörder zu finden. Ermittlungen gegen Polizisten laufen grundsätzlich ins Leere.
Und:
Bereits bei einer Anhörung des Rechtsausschusses im Magdeburger Landtag vergangene Woche war bekannt geworden, dass die ehemaligen Ermittler aus Dessau den Fall Jalloh mittlerweile neu bewerten. Eine daraufhin von den Linken geforderte Akteneinsicht kam nicht zustande: Die Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen im Magdeburger Landtag lehnte das ab.
Die Korruption geht wohl so tief, dass die Lokalpolitiker die Mörder decken. Wenn es nicht das ist, dann wird zumindest die Mentalität geteilt, dass man gegen Polizisten nicht vorgehen darf. Was am Ende aufs gleiche rauskommt.
Firefox und apulse: Permission denied umgehen
Apulse ist ein Hilfsprogramm, gedacht um Anwendungen wie Firefox Sound auf Systemen ohne Pulseaudio zu geben. Firefox hat den Alsa-Code herausgerissen, in Distributionen wie Gentoo kann er noch aktiviert werden, aber die vorkompilierten Binaries haben ihn nicht. Und da die reguläre Version nicht kompilieren wollte, musste ich auf firefox-bin zurückgreifen, eben ein solches vorkompiliertes Paket. Hier hilft dann nur noch apulse.
In Version 57 funktionierte es aber nicht. Ich bekam diese Fehlermeldung im Terminal:
[apulse] [error] do_connect_pcm: can't open playback device "default". Error code -13 (Permission denied) [apulse] [error] do_connect_pcm: failed to open ALSA device. Apulse does no resampling or format conversion, leaving that task to ALSA plugins. Ensure that selected device is capable of playing a particular sample format at a particular rate. They have to be supported by either hardware directly, or by "plug" and "dmix" ALSA plugins which will perform required conversions on CPU.
Die Lösung steht hier: In about:config den Schlüssel security.sandbox.content.write_path_whitelist
auf /dev/snd/
setzen. Dann einmal neustarten und der Sound funktioniert wieder.
Update: Seit Firefox 58 muss man zusätzlich security.sandbox.content.syscall_whitelist
auf 16
setzen.
Firefox 57: Schnell und gut, aber doch ein Erweiterungs-Grab
Wir sollten uns freuen, für uns und für Firefox. Denn tatsächlich ist die neue Version schnell geworden, schneller noch, denn Firefox war zuvor beileibe nicht langsam. Dennoch, der Sprung ist groß genug um ihn zu bemerken, so wichtige Dinge wie das Öffnen eines neuen Tabs funktionieren schneller.
Möglich wurde es durch ein Überarbeiten der Architektur des Browsers. Er nutzt jetzt besser moderne Prozessor mit mehreren Kernen. Eine große Rolle spielt wohl Rust, die Programmiersprache, und auch schlichtweg ein Überdenken wie der Browser funktionieren soll. Mozilla hat da selbst viel drüber geschrieben.
Ein weiterer Schritt war die Abkehr vom alten Addonsystem. Das war wohl zu mächtig. Addons verhinderten, dass Firefox seine Arbeitsschritte parallel abarbeiten konnte. Die neuen Webextension, grundsätzlich kompatibel mit Chrome und Firefox, können nun nicht mehr so tief eingreifen. Firefox selbst profitiert, offensichtlich.
Aber da gibt es ein Problem:
Es sind doch einige Erweiterungen gestorben. Das trübt die Freude dann doch.
Dabei ist etwas positives (nicht) zu sehen: Tree Style Tabs, eine populäre (und bei Chromium fehlende) Erweiterung um Tabs an der Seite zu haben wurde entgegen anfänglichen Berichten doch portiert. Bei CookieKeeper gibt es wohl funktionierende Alternativen. Browserstack ist zu verschmerzen, die Firma dahinter findet bestimmt eine Lösung. Smooth Scrolling hat eine Version für Webextensions, hier ist nur schade, dass das Update nicht automatisch vollzogen wurde. Und bei Hacker News Colors muss ich mich an die eigene Nase fassen, das hätte ich selbst portieren sollen. Aber bei den Header Tools erwarte ich Probleme, eine ebenso praktische Alternative zu finden - wenn überhaupt eine funktioniert - und auch bei Gnotifier sehe ich schwarz.
Es ist wahrscheinlich trotzdem ein positives Release. Das positive überwiegt. Die Lücken bei den Erweiterungen werden sich füllen, und wenn nicht lässt sich mit ihnen Firefox immer noch gut nutzen. Und die kombinierte Such- und Adressleiste war überfällig, auch andere UI-Änderungen wirken auf den ersten Blick gut.
Doch bleibt es schade, dass so viel kaputtgemacht werden musste. Nach dem Update mit einer Liste kaputter Erweiterungen konfrontiert zu werden ist unerfreulich, egal ob sich später Alternativen finden lassen.
The Foreigner
Ein Teil des Reizes von The Foreigner ist, mit welchen Schauspielern er welche Art Film umsetzt. Es gibt nicht den großen Spoiler, der den Film verderben würde - und ich werde auch sonst nur die Ausgangslage beschreiben - aber ich empfehle trotzdem, den Film ohne Vorwissen zu schauen. Lies diesen Blogeintrag besser danach.
Und, hat er dir gefallen?
The Foreigner ist ein Film mit Jackie Chan in der Hauptrolle und Pierce Brosnan als sehr prominenten Gegenpart. Aber es ist nicht die Art von Film, die Jackie Chan größtenteils früher gemacht hat. Das heißt, es ist keine Actionkomödie mit Jackie Chan in tollen Kampfszenen, die praktisch den ganzen Film füllen, sondern es ist ein Actionthriller mit einem gealterten Jackie Chan in wenigen, aber ernsteren Kampfszenen. Dabei bewahrt er sich einiges von früher: Die Kämpfe sind immer noch hervorragend gemacht, hier ist nichts kaputtgeschnitten. Und trotz der ernsteren Rolle ist der Hauptdarsteller immer noch ein Sympathieträger.
Die IRA führt einen Bombenanschlag in London aus und tötet dabei auch die Tochter von Quan Ngoc Minh, eben Jackie Chan. Pierce Brosnan spielt Liam Hennessy, ein Mitglied der Regierung. Von ihm will Quan Antworten. Von dort entwickelt sich die Handlung weiter. Ich will nichts spoilern, aber es sei gesagt, dass diese Antwortfindung einen größeren Teil des Films einnimmt. Anders als beispielsweise in John Wick ist der Fokus nicht fast komplett rein auf den Protagonisten, sondern es wird viel der Handlungen von Liam gezeigt, dazu mit einigen Nebencharakteren das große Ganze.
Es ist dann besonders faszinierend, diese beiden bekannten Schauspieler in ausgerechnet diesen Rollen zu sehen. Brosnan mit einem irischen Akzent, nach all den Bondfilmen ist das in jeder Szene irritierend. Aber der Film fügt sich gut zusammen. Es gibt nur wenige Längen, größtenteils ist er sehr spannend und man fiebert für Quan, dass er seine Antworten bekommt. Und wird vielleicht doch an manchen Stellen von der Gewalt angewidert. Eben nicht, was ich von Jackie Chan erwartet hatte, aber trotzdem gut.
Steinbrück zu den Paradise Papers
Steinbrück: ... Und wir werden digitale Grenzen setzen müssen. Wenn ein Unternehmen sich nicht an die Regeln hält, kann man als Staat auch mal den Netzzugang sperren. Autokratische Staaten oder Diktaturen sind in der Lage, das zu tun, siehe China.
Falsch, dumm und gefährlich.
Steinbrück: Ich kenne niemanden, der damals auf den Tisch gehauen hat. Es ist auf europäischer Ebene absolut unüblich, das zu betreiben, was man im Englischen "naming, blaming, shaming" nennt. Man will es sich mit den anderen nicht verderben, man geht höflich und diplomatisch miteinander um, scheut Klartext. Wenn ich einen härteren Tonfall wählte, hieß es gleich, ich sei ein Rabauke. So dürfe man nicht reden. Alle klemmen den Schwanz ein. Das ist der Mechanismus.
Völlig richtig. Einige der Akteure im System machen sich selbst machtloser, als das System sie macht. Und gegen wirtschaftlich feindliche Länder wie Irland und Unternehmen wie Apple muss der Staat hart vorgehen, oder er wird völlig untergehen. Wir sehen seit Jahren nun, dass genau das die heutigen Regierungen nicht machen. Hier kann man auch gut an die widerstandslose Zugrunderichtung Griechenlands denken, und das mit Islands Reaktion vergleichen.
Aber das ist genau wie bei Steinbrücks Kanzlerkandidatur: Manchmal ein Schimmer eines guten Ansatzes, von richtiger Wahrnehmung und Intention. Was aber von der vorher gezeigten Inkompetenz und dem ihm eigenen Wahnsinn (Netzsperren! China als Vorbild!) völlig überlagert wird.