Nur wegen den Werbeeinblendungen Ubuntu zu verlassen ist wohl überzogen, diese zu deaktivieren wird wesentlich weniger aufwändig sein. Doch wie sieht das überhaupt aus, wenn man irgendwann Unity nicht mehr nutzen will, aber das visuelle Design von Ubuntu liebgewonnen hat? Man kann es nachstellen, auch mit einem einfachen Fenstermanager in der eigenen Desktopumgebung. Ich zeige die auszuführenden Schritte, der Einfachheit halber unter Ubuntu 12.04, um das Ambiance-Theme ohne Gnome oder Unity nachzustellen.
Fenstermanager-Theme
Da der Fenstermanager die Fenster, Rahmen und Fensterleisten zeichnet, muss das Fenstermanger-Theme passend gewählt werden. Ambiance-Klone gibt es z.B für Fluxbox, aber auch von mir für IceWM. So verbreitet wie Ubuntu ist dürfte fast jeder Fenstermanager ein passendes Theme haben, box-look.org ist eine gute erste Anlaufstelle.
GTK
Nachdem nun der Rahmen stimmt, muss nun der Inhalt angepasst werden. Als historische Gnome-Distro nutzt Ubuntu GTK-Programme, also muss für diese ein passendes Theme (samt Engine) installiert und ein paar Einstellungen angepasst werden.
Theme
Das Ambiance-GTK-Theme ist im Paket light-themes enthalten. Mit gtk-theme-switch2 kann es einfach ausgewählt werden.
Icons
Trotz richtigem GTK-Theme sehen die Programme höchstwahrscheinlich immer noch anders aus als unter Unity. Ein Grund sind die Icons, die Humanity-Icons von Unity müssen erst mit dem Paket humanity-icon-theme installiert werden. Dann müssen sie noch ausgewählt werden. Das awesome-Wiki zeigt wie:
Zuerst
include '/home/USERNAME/.gtkrc.mine'
in die ~/.gtkrc-2.0 und die ~/.gtkrc-1.2-gnome2 hinzufügen. In diese ~/.gtkrc.mine kommt nun diese Zeile:
gtk-icon-theme-name = "Humanity"
Direkt beim nächsten Programmstart sollten andere Icons genutzt werden.
Font
Die Schriftartdarstellung zu konfigurieren ist unter Linux eher kompliziert, in den letzten Jahren ist es aber einfacher und die Qualität besser geworden. Unity bringt nicht nur gute Voreinstellungen und Konfigurationsmöglichkeiten, sondern auch die meiner Meinung nach sehr gute Ubuntu-Schriftart. Zumindest Schriftart und Voreinstellung kann übernommen werden.
Zunächst kann man versuchen, mit der ~/.fonts.conf eine gute Darstellung zu erreichen, indem man die Datei mit diesem Inhalt anlegt:
<?xml version="1.0"?>
<!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd">
<!-- /etc/fonts.conf file to configure system font access -->
<fontconfig>
<include>/etc/fonts/conf.avail/10-autohint.conf</include>
<match target="font">
<test qual="any" name="size" compare="more">
<double>8</double>
</test>
<testqual="any"name="size"compare="less">
<double>15</double>
</test>
<editname="antialias"mode="assign">
<bool>true</bool>
</edit>
<editname="hinting"mode="assign">
<bool>true</bool>
</edit>
<editname="hintstyle"mode="assign">
<const>hintslight</const>
</edit>
<editname="autohint"mode="assign">
<bool>true</bool>
</edit>
</match>
</fontconfig>
Auf XServer-Ebene hilft die ~/.Xdefaults, man fügt hinzu:
Xft.dpi: 96
Xft.antialias: true
Xft.hinting: true
Xft.hintstyle: hintslight
Xft.rgba: rgb
Jetzt noch GTK-Programmen die Ubuntu-Schriftart zuweisen, wieder über die ~/.gtkrc.mine:
style "schrift"
{
font_name = "ubuntu sans 11"
}
widget_class "*" style "schrift"
gtk-font-name = "ubuntu sans 11"
Frisch gestartete Programme sollten jetzt die Ubuntu-Schriftart benutzen, versehen mit Antialiasing und Hinting.
Zusatz
Overlay-Scrollbar
Zur Overlay-Scrollbar findet man fast nur Anleitungen wie man sie deaktiviert, im Netz scheint sie nicht sehr beliebt zu sein. Um sie zu aktivieren muss nur das Paket overlay-scrollbar installiert und das Ambiance-GTK-Theme aktiviert sein.
Compositor
Unity mit seiner Compiz-Unterstützung bedeutet auch, dass grafische Effekte eingesetzt werden. Einen dieser Compositoren kann man auch für einfache Fenstermanager installieren:
- Der xcompmgr stellt solide Schatten und Transparenz bereit.
- Aufwändigere Animationen sind mit dem cairo-compmgr möglich, natürlich auch Schatten und Transparenz, auch ein Expose-Plugin ist enthalten (das aber bei mir unter IceWM nicht funktioniert).
- unagi ist noch in den Anfängen, für Transparenz reicht es.
Alle drei liegen in den Quellen.
Notify-OSD
Mit das Beste am ganzen Ubuntu-Bedienkonzept sind die nicht-nervenden OSD-Benachrichtigungen, die auch ohne Gnome funktionieren: das Paket notify-osd installieren und die /usr/lib/notify-osd/notify-osd ausführen.
Hintergrundbild
Mehr pro-forma: Ist das Paket ubuntu-artwork, liegt das Standard-Hintergrundbild warty-final-ubuntu.png unter /usr/share/backgrounds/, am einfachsten ist ein
Esetroot -scale /usr/share/backgrounds/warty-final-ubuntu.png
Beispiel
So kann das aussehen:

Wobei mein Desktop nicht versucht, das Dock an der Seite oder das globale Menü oben nachzubauen, da geht mit den passenden Programmen sicher noch mehr. Bei mir ist das einfach ein IceWM im Ambiance-Stil ohne Taskbar, dafür mit conky, simdock und stalonetray sowie dem auf einem Foto natürlich nicht groß wahrnehmbaren cairo-compmgr. Und klar, normalerweise liefert izulu den Hintergrund.
Gerade traditionelle GTK-Programme wie Rhythmbox sehen durch die Änderungen, besonders dank den scheinbar maßgeschneiderten Icons, sehr viel ansprechender aus.
onli blogging am : Ubuntus Overlay-Scrollbar: Der verkannte Nutzen
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onli blogging am : Über die mögliche Beständigkeit des Linuxdesktops
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