Drei verschlüsselnde Messenger im Praxistest, ein Teil meines Versuches, die Datenhygiene zu verbessern.
Versuch 1: Ring
Der erste von mir ausprobierte Messenger war Ring. Ring klingt genial. Es hat Clients für Windows, Mac OS und Linux, sowie für Android. Es ist nicht nur freie Software, sondern gar ein GNU-Projekt. Zwar noch nicht als stabile Version veröffentlicht gibt es immerhin eine zweite Beta, die Grundlagen sollten also da sein.
Und genau das stimmt nicht. Ring funktioniert schlicht gar nicht. Die erste Enttäuschung war der Linux-Client, den ich erst gar nicht installiert bekommen habe, und der wohl auf DBus und Pulseaudio aufsetzt, also auch unbrauchbar wäre. Dann der Android-Client. Der sieht zwar erstmal hübsch aus und ist installierbar, aber einen Kontakt hinzufügen, das klappte nur in einem von zwei Testversuchen reibungslos. Im Problemfall brauchte es viele Versuche und funktionierte erst mit mehrtägiger Verzögerung, dabei waren wir im gleichen Raum. Immerhin funktionierte es. Aber miteinander schreiben, das funktionierte dann wieder nicht immer. Oft genug kamen Nachrichten nicht an, musste Ring neu gestartet werden, damit dann neu gesendete Nachrichten ankommen konnten. Sprachnachrichten oder gar Video, das funktionierte nur kurz oder gar nicht, dann brach die Verbindung weg oder stürzte das Programm ab, oder das Bild blieb schwarz. Störend auch einfachste UX-Fehler, beispielsweise wird beim Schreiben einer Nachricht das Keyboard ausgeklappt, aber danach im Nachrichtenfenster nicht zum Ende zurückgescrollt, während des Chattens müsste man also nach jedem Senden einer Nachricht nach unten scrollen.
Versuch 2: Tox
Der zweite Messenger war Tox. Tox klingt auf der Webseite ebenfalls sehr gut. Normale Anrufe und Videoanrufe werden unterstützt, es sei verschlüsselt, dezentral und frei. Es gibt eine Vielzahl von Linux-Client, was wirklich sehr sympathisch ist, wobei qTox auch unter Windows und OSX funktionieren soll, generell die Multiplattformfähigkeiten von qt ausnutzt. Aber für Android, für Android gibt es nur Antox. Und Antox, darüber hätte ich mir meine Meinung per F-Droid bilden können, das dessen Installation gesperrt hat, weil das Programm zwar kompiliere aber nicht wirklich funktioniere.
Denn genau so ist es. Antox, dann aus dem Play Store installiert, stürzt einfach ab, und das immer wieder. Anruf starten -> Absturz. Miteinander schreiben -> Absturz. Das Chatten stürzt nicht immer ab, die Oberfläche des Programms wirkt sonst auch gut, das Hinzufügen war nicht ganz so problematisch wie bei Ring, wenn auch nicht reibungslos. Aber trotzdem ist es unmöglich, es so als Messenger zu nutzen. Und, was es dann auch als Chatclient kaputtmacht: Ist der Gesprächspartner offline, was scheinbar automatisch passiert wenn Antox eine Weile nicht benutzt wurde, kann man ihm keine Nachricht schicken. Tox ist also auch unbrauchbar, zumindest auf Android.
Versuch 3: Kontalk
Der dritte Versuch lief dann mit Kontalk, und der läuft noch. Ich kann also gleich vorwegnehmen: Das ist eine andere Liga und funktioniert ganz gut. Vielleicht ist das nicht so verwunderlich, denn anstatt das Rad neu zu erfinden nutzt Kontalk XMPP, wohl mit eigenen Erweiterungen. Es ist ebenfalls frei, und es gibt Clients für Android und die drei großen Desktops, per Java. Zusätzlich zu älterer Technik im Hintergrund ist das Projekt in seinen Ansprüchen also wesentlich bescheidener. Mir soll es recht sein, wenn es denn gut funktioniert.
Darüber kann man nun etwas streiten. Das Hinzufügen meines Kontaktes lief problemlos. Die Telefonnummer funktioniert als Identifikator, anonym ist es also nicht, aber immerhin komfortabel. Miteinander schreiben, das funktioniert auch einwandfrei. Allerdings gibt es keine Anruffunktion, der Button dafür ruft den Gesprächspartner schlicht über die Simkarte an. Videoanrufe gibt es dann natürlich auch nicht. Sprachnachrichten können dafür wie eine Chatnachricht gesendet werden, war zwar nett ist, aber trotzdem eine Krücke bleibt. Kontalk ist also ein guter Ersatz für einen einfachen Chatclient, aber kein Ersatz für Skype.
Alternativen
Kontalk funktioniert also, ist aber nicht ideal. Es gäbe ja durchaus noch ein paar Alternativen. Whatsapp verschlüsselt nun standardmäßig, ist aber nicht frei und hat daher mein Vertrauen nicht. Signal klingt super, verlangt aber so viele Rechte auf Android, dass ich denen auch gleich das Telefon samt Passwort per Post zuschicken könnte. Die Empfehlung von Snowden ist zwar mehr als nett, aber dass sie nicht mit einer Version auf F-Droid einhergeht verstört mich. Telegram klingt ebenfalls gut und ist auch frei, aber dessen Verschlüsselung wurde damals heftigst kritisiert. Threema ist nicht kostenlos, aber vor allem nicht frei.
Neben Telegram sind also insbesondere Wire und Riot auf meiner Liste. Die sind in der gleichen Größenordnung wie Ring und Tox, also mögliche Skype-Alternative. Silence als optionaler SMS-Verschlüssler klingt auch nett, das könnte gegebenenfalls eine einfachere Alternative für Kontalk sein.
Wer kennt noch mehr Alternativen, und hat eventuell sogar eigene Erfahrungen?
onli blogging am : Riot: 1 verschlüsselnder Messenger, kein Desaster
Vorschau anzeigen
onli blogging am : Meine Appliste für Android (2023, F-Droid)
Vorschau anzeigen
onli blogging am : Linksammlung 7/2024
Vorschau anzeigen