Wasteland 2: Director's Cut
Wednesday, 18. March 2020
Wasteland 2 ist ganz einfach ein etwas anderes Fallout. Historisch war andersrum Fallout wohl ein etwas anderes Wasteland. Auf jeden Fall gibt es eine große Ähnlichkeit: Die vielen Überschneidungen im Rollenspielsystem, das postapokalyptische Setting, die Story selbst.
Es gibt schon klare Unterschiede zwischen den Spieleserien. Da ist zuerst der Humor. Zwar haben beide absurde Elemente und fehlplatzierte Überbleibsel aus der Vergangenheit, aber Wasteland 2 ähnelt im Ton mehr dem ersten Fallout, nicht dem lustigeren Fallout 2 und ohne den Fokus auf die 50er. Die Gruppe ist größer, die man zudem auch meist komplett selbst kontrolliert (und nicht wie in Fallout nur den Hauptcharakter), auch baut man beim Spielbeginn nicht nur einen Charakter, sondern vier. Es gibt passend dafür mehr Begleiter, von denen drei die Vierergruppe ergänzen können. Und vor allem ist das Spiel kampflastiger, die Handlung und Mechanik lässt weniger Spielraum für Lösungen mittels Gesprächsführung oder Schleichen.
Der Handlung zufolge sorgen nach der Apokalypse die Desert Ranger für einen Hauch Ordnung in der harschen Welt. Die erstellte Gruppe ist neuester Teil der Organisation und bekommt einen Auftrag: Funktürme reaktivieren und dabei herausfinden, wie genau ein Ranger namens Ace gestorben ist. Das ist nur der Einstieg in eine größere Geschichte um eine Bedrohung, der sich die Ranger stellen müssen.
Ähnlich wie in Fallout gibt es auf einer Weltkarte verteilt mehrere markierte Orte wie Städte, die bereist werden können. In denen gilt es dann Quests zu erledigen, in den größeren Orten verbringt die Gruppe einiges an Zeit. Generell ist Wasteland kein kurzes Spiel, einmaliges Durchspielen beschäftigte mich etwa 70 Stunden. Währenddessen gibt es viele Levelaufstiege, die schneller kommen als üblich und zusammen mit der zu findenden besseren Ausrüstung gut motivieren.
Neben dem Aufleveln, der Gruppen- und Inventarverwaltung könnte man Wasteland auf drei Aspekte herunterbrechen:
- Die Rundenstrategiekämpfe füllen einen Großteil der Spielzeit.
- Daneben gibt es Gespräche mit NPCs, manchmal auch alternativ zu einem Kampf.
- Überall verteilt sind Skillchecks, wie das Einhauen von Mauern, Entschärfen von Minen oder Überzeugen von Gesprächspartnern.
Letztere haben mich genervt. Die Kämpfe funktionieren hervorragend: Aktionspunkte, Trefferwahrscheinlichkeiten, gezielte Schüsse, Rüstung, Deckung, die Gegner-KI – alles wie man es kennt und wie es sein soll. Die Gespräche sind gut geschrieben. Aber die Skillchecks sind leider, außerhalb von Gesprächen, Wahrscheinlichkeiten. Man braucht immer eine gewisse Stufe, um überhaupt eine Erfolgschance zu haben. Manchmal ist die dann 100%, oft aber viel weniger. Dann probiert doch jeder Spieler so lange, bis es klappt, und bei kritischen Fehlern wird eben neu geladen. Das ist ein blödes System. Viel besser ist es, wenn z.B. das Schloss aufgrund der hohen Fähigkeitsstufe auf jeden Fall geöffnet werden kann, oder eben nicht. Besonders blöd: Selbst auf der höchsten Stufe gibt es in der Spielwelt noch genug zu knackende Schlösser, die eine sehr geringe Erfolgschance haben. Da wird Schnellspeichern/Schnellladen zur Lebenszeitverschwendung.
Wenn ich schon bei Mankos bin: Die Grafik ist nur zweckdienlich, nicht hübsch. Und immer wieder gibt es bei den NPCs in den Gesprächen sichtbare Charakterportraits, die nicht zur Figur passen, besonders bei den Frauen. Die Technik ist nicht hervorragend, ich spielte die Windows-Version via Proton, weil die Linuxversion instabil war.
Doch insgesamt macht Wasteland 2 viel richtig. Die Kämpfe sind fordernd, aber nicht unfair, wobei das stark von der Qualität der benutzten Waffen abhängt. Die Begleiter kommentieren immer mal wieder die Handlung und neue Orte. Quests haben mehrere Lösungsmöglichkeiten bzw Entscheidungen, welche der Optionen gewählt werden soll: Verbünden wir uns mit den Banditen oder schlagen wir sie in die Flucht? Welche Faktion soll die Atombombe aufbewahren, welche Seite die Blutfehde gewinnen, oder ist etwa Frieden möglich? Diese Entscheidungen haben Auswirkungen, im Spiel und im Outro, was fast besser ist als die Umsetzung in den beiden ersten Fallout-Spielen.
Obwohl ein neues Spiel, fühlte sich Wasteland 2 sehr vertraut an. Es ist eben ein gutes Fallout. Wer es bis jetzt noch nicht gespielt hat (oder, auch das ist wie bei Fallout: Ich brauchte zwei Anläufe, um hineinzufinden) sollte das auf jeden Fall nachholen.
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