Wie Deutschland diese zweite Coronawelle nicht bewältigt ist erschreckend.
Im Frühjahr war nach einem ersten Zögern auf die Pandemie noch richtig reagiert worden. Es war erstaunlich, es war auf andere Art erschreckend und gleichzeitig ein bisschen toll zu erleben, wie die vom Balkon zu sehende Hochstraße auf einmal autoleer war. Das passiert sonst nie! Schulen zu, Kindergärten zu, Geschäfte geschlossen: Es wirkte. Die Infektionszahlen gingen schnell und für eine lange Zeit zurück. Details mussten ausgehandelt werden, aber das schien zu gelingen.
Die zweite Welle jetzt nur halbherzig anzugehen zeigt den Kontrast: Es wirkte kaum. Jeden Tag sterben Hunderte am Virus, Krankenhäuser sind überfüllt, ist die Hochstraße voller Autos. Nichts wurde wirklich zurückgefahren was nicht vorher schon unmöglich war – wie Massenveranstaltungen – und die von Politikern geforderten Einschränkungen erscheinen lächerlich, wenn immer noch alle Geschäfte aufhaben, hier die Idioten ohne Masken durch die Stadt gehen und die Schulen sich zu einer Brutstube für den Virus entwickelt haben.
Als Konsequenz litten und starben die letzten Wochen über unnötig viele Infizierte in Krankenhäusern, der Rest litt an den wenigen Beschränkungen des Lockdowns und mehr noch an dem Gefühl der Bedrohung durch den sich weiter ausbreitenden Virus. Dazu kommt, dass dieser Periode der Schande nun wahrscheinlich ein echter Lockdown folgen muss.
Währenddessen ist das große Thema, dass für den öffentlichen Rundfunk wieder mehr Geld aus den Taschen der Leute gestohlen werden soll. Was die Parteien bis auf eine CDU(!)-Landtagsfraktion betont mittragen und es zu einer Frage des aufrechten Kampfes gegen die Nazis machen, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung ohne Nazisympathie die Abgabe ebenfalls ablehnt. Was kein Wunder ist, angesichts des gebotenen und dass es ein sozial ungerechter Festbetrag ist. All das, während trotz der Menschenleben kostenden Wirtschaftsförderung – denn nur für die Wirtschaft gab es bisher in dieser zweiten Welle keinen echten Lockdown – es vielen finanziell doch schlechter geht. Klar, es ist individuell ein kleiner Betrag, aber die Botschaft ist keine der Solidarität. Es zeigt, wo die Prioritäten eben nicht liegen.
Das Verhalten der Politik ist auf der einen Seite nicht so überraschend: Schon im ersten Lockdown gab es Stimmen dagegen, fanden einzelne Verwirrte Abiprüfungen wichtiger als eine mögliche Verbreitung des Virus, wurde gestöhnt über die unmögliche Last der Eltern, die sich jetzt ganz allein mit ihren Kindern beschäftigen müssen (wobei fairerweise die Schulen online im gleichen Tempo weiterführen zu wollen auch unmöglich war und die Schüler wohl durchaus belastet), sollten für die Wirtschaft Beschränkungen schnell aufgehoben und jetzt verhindert werden. Dazu jetzt die Corona-Leugner, die zusammen mit Nazis das Parlament stürmen wollten und die ersten Anschläge planen. Und doch: Da der Großteil der Bevölkerung Verschärfungen des allzu lockeren Lockdowns befürwortet überrascht es dann schon, wie schlecht und zögerlich die Politik diesmal gegen den Virus vorgegangen ist.
Hätte man es nur gleich richtig gemacht! Aber sie wollten nicht hören.