Linksammlung 09/2022
Friday, 4. March 2022
Diese Woche fand ich mehr als sonst besonders erwähnenswert, wobei ich auch Links aus der vorherigen Woche nachtragen will. Ich werde trennen zwischen dem nicht ignorierbaren Ukrainekrieg und meinen regulären Themen und dabei die Ukraineartikel teils ausführlicher kommentieren, um nicht unpassend zu verknappen.
Die Ukraine zuerst:
Der Gastkommentar Deutscher Offenbarungseid und das Russlandpolitik-Fiasko verkörpert für mich exemplarisch, welche innenpolitische Gefahr in diesem Krieg liegt. Der Kommentar ist zu einem Teil klug und überzeugend und hat ja schlicht Recht damit, dass Deutschlands Russlandpolitik gescheitert ist. Aber andererseits ist da viel falsches drin und Konsequenzen die unfassbar schädlich wären: Nordstream 2 war doch offensichtlich nicht das Problem, wenn der Krieg vor dessen Inbetriebnahme begann und das Ende des Projekts als Sanktion nichts bewirkte, dass Brandts Einfluss auf den Kalten Krieg verglichen mit Kohls(!) bedeutungslos war ist ahistorischer Unsinn, dass mit Drohnen ein Waffensystem abgelehnt wird, mit dem bisher vor allem von den USA Zivilisten im Nahen Osten ermordet wurden kann man der SPD doch nicht ernsthaft negativ anrechnen. Mit dem militaristischen Deutschland, das dieser Autor anstrebt, will ich nichts zu tun haben.
Der Couchblog schreibt zur Kriegsberichterstattung. Natürlich kein Lügenpresse-Nazigelaber, sondern die treffende Beobachtung, dass die Berichte fern von belastbaren Fakten schwierig einzuordnen und wohl auch zu schreiben sind. Der Effekt ist sehr seltsam, wenn dann verschiedene sich widersprechende Behauptungen achselzuckend nebeneinandergestellt werden.
Passt auch zum ersten Link: Krieg · Grenzen · Lesen · Migration · Atomkraft · Klima ist eigentlich ebenfalls eine Linksammlung, beinhaltet aber auch den Kommentar, dass 100 Milliarden wegen Kriegsgefahr auszugeben und dann AKWs weiterbetreiben zu wollen doch wirklich nicht zusammengeht. Und nur einen Tag später begehen die Russen ein weiteres Kriegsverbrechen und beschießen mit Saporischschja ein Kernkraftwerk.
Status Quo Storno beschreibt ziemlich genau, wie auch ich die Dinge gesehen habe und was sich gerade ändert, trotz ziemlich anderer (zumindest zeitlich versetzter) Historie zwischen ben_ und mir. Ich habe selbst Putins Russland noch zu positiv gesehen, ein Gegengewicht zur USA wohl zu unkritisch begrüßt – davon ist jetzt natürlich kein Funken mehr über.
Wieder ein historisch unterlegtes Modell für die aktuelle Situation liefert Devereaux in How the Weak Can Win – A Primer on Protracted War. Mao schrieb laut ihm die Anleitung für die Strategie, der die Ukraine wohl (stark angepasst) jetzt folgt. Wenn es so kommt wird es ein langer und blutiger Krieg.
Bürgerwerke Wachstumsfinanzierung schlägt den Bogen zu anderen Themen. Nicht ganz ohne Bezug, denn von Gas (und Atomkraft) wegzukommen ist jetzt wohl wichtiger denn je. Die Bürgerwerke sind ein Sozialunternehmen, das Strom aus regenerativen Energiequellen herstellt und ganz regulär als Stromanbieter an Kunden verkauft. Sie sammeln Geld, das dann bis 2029 bei denen mit 5,5% angelegt wäre. Ist wohl nicht unriskant, wenn die Firma pleite geht ist das Geld wahrscheinlich weg, aber vielleicht interessiert es jemanden hier trotzdem.
The Decline and Fall of Java on the Desktop Part 1 (1999-2005) beschreibt einen Abschnitt der Entwicklung von Java, den kaum mitbekommen habe (damals war ich kein Programmierer). Füllte bei mir ein paar Lücken und es ist interessant zu sehen, wie das beschriebene zu den eigenen Wahrnehmungen passt. Java für Anwendungen im Browser sah ich noch vor zwei Jahren im Tagesjob.
Es wird mittlerweile öfter erkannt: SPAs were a mistake. Webseiten unnötig als Javascriptanwendungen zu schreiben negiert die Vorteile von HTML, schafft immer unzählige Nachteile und die theoretischen Vorteile werden fast nie benutzt. HTML mit JS wo nötig sinnvoll unterstützt mit guten Serversystemen wie Ruby/Rack, das war schon immer die bessere Lösung und wird es auf absehbare Zeit bleiben.
Wenn ich mir die Memoirs of an Old Geek V – Catharsis so ansehe frage ich mich, ob ich damals auch bei Apple gelandet wäre. In solchen Berichten steckt oft eine ähnliche Technikbegeisterung wie die, die ich ein paar Jahre später bei meinem Wechsel zu Linux erlebt habe. Wäre wohl am Geld gescheitert.
Wer sich für Steams Deck interessiert und schon Spiele auf Steam hat sollte mal Steams Seite Your Library on Deck aufrufen und sich einloggen. Sie zeigt Valves Testergebnisse, also welche Spiele perfekt laufen, welche mit Einschränkungen funktionieren und welche nicht unterstützt werden. Teilweise widersprechen die Ergebnisse der protondb und auch meinen eigenen Erfahrungen unter Linux, aber mit dem Deck kommen ja auch noch spezifische Hardwareeinschränkungen hinzu.
onli blogging am : Linksammlung 21/2022
Vorschau anzeigen