Bioshock Infinite ist das erste Spiel, welches das KI-Begleiterproblem löst. Dadurch ist es etwas wirklich besonderes. Gleichzeitig ist es spielerisch gar nicht so interessant und die Story ermüdend.
Das KI-Begleiterproblem besteht darin, dass Spiele mit KI-Begleitern meist nervig sind. Oftmals stehen die Begleiter im Weg, laufen in Gegnerhorden, sind zu stark oder nutzlos; immer aber sind sie klar ziemlich dämliche KI, die entweder stumpf dem Spieler folgt und ansonsten herumsteht, oder die einer festgelegten Skriptsequenz folgt.
Elizabeth hat kein einziges dieser Probleme. Sie folgt dem Spieler nicht nur, sie läuft gerne mal voraus. Sie steht nicht herum, sie guckt aus dem Fenster oder schaut sich an, was auf dem Tisch liegt. Sie reagiert angeekelt auf die Leiche am Boden, sie muss vom Rauch Husten, sie zeigt Emotionen.
Und sie kann nicht sterben, beteiligt sich nicht direkt am Kampf, dadurch kann sie das eigentliche Spiel nicht behindern. Sie nervt nie. Im Gegenteil, sie hilft mit Munition und Heilung. Wenn Bioshock Infinite ansonsten auch nichts besonderes sein mag, wie sie Elizabeth umgesetzt haben sollte eine Blaupause für jedes zukünftige Spiel mit KI-Begleitern sein.
Elizabeth ist das wichtigste Spielelement, und sie ist zentral für die Story. Gleichzeitig entwickelt sie sich im Laufe der zehn Stunden Spielzeit. Ob ihre nun eine coming-of-age-Story oder nur ein Fall oder sonst eine Story ist, das vermag ich gar nicht zu sagen. Das ist positiv. Alleine dass eine KI-Figur eine Geschichte hat, die dann auch noch im Spiel erzählt wird, und die dann nichtmal ganz uninteressant ist - das ist für einen Shooter herausragend. Das ist wie ein Begleiter aus Baldurs's Gate 2, nur tausendmal besser, weil eben nicht den Großteil der Geschichte nur eine vom Spieler herumbewegte Figur.
Es hilft natürlich, dass Elizabeth hübsch ist, ohne in das übliche Modell einer Computerspiel-Frau gesteckt zu werden.
Spielerisch ist dieses Bioshock gar nicht so interessant, weil es eben nur ein Shooter ist. Es hat allerdings ein paar unübliche Elemente. Durch die Levels laufen in der Höhe Schienen, an die der Protagonist wie die Gegner sich hängen können und dadurch ziemlich schnell werden. Auf Knopfdruck können durch Elizabeth vorher inaktive Elemente herbeiteleportiert werden, freundliche Geschütztürme oder Kletterhaken zum Beispiel. Später ist das Spiel auch gar nicht so einfach, da hilft das.
Teilweise hängt der Schwierigkeitsgrad an den gewählten Waffen. Von ihnen gibt es zwei Rangstufen, beispielweise erst eine Schrotflinte, dann später eine stärkere Variante mit kürzerer Reichweite. Ich fand das unglücklich, denn spannend sind die neuen Varianten nicht, und ist dann am Ende doch nur Munition für eine der Anfangswaffen da wird das vorher zu einfache Spiel eher schwierig.
Es ist ansonsten wie das erste Bioshock, nur mit anderen Waffen und anderen Zaubern und vielleicht etwas anderer KI. Die Levels sind etwas offener, ohne wirklich groß zu sein. Statt einer Unterwasserwelt ist es eine fliegende Stadt. Und statt einer Ayn Rand Philosophiegeschichte mit Moralentscheidung mit den Little Sisters und Überraschungseffekt hat es eine Art Zeitreisegeschichte, die Moralentscheidung fehlt. Deren Wegfall wäre ok. Aber wenn ich irgendwas nicht mehr abkann, dann sind es Zeitreisegeschichten mit all ihren Inkonsistenzen, die Autoren dann für ihre Absurditäten nutzen.
Das Spiel spielt - wieder - mit dem Spieler, versucht einen Punkt daraus zu machen, dass er nicht entscheiden kann. Aber das hat schon vor Jahren Bioshock besser gemacht, das hat (bei mir) gerade erst Spec Ops nochmal aufgegriffen, und es ist hier bewusst in einer Form inszeniert, die den Spieler nerven soll. Wenn der Protagonist in einem Raum steht und Elizabeth sagt "Du kommst hier nicht raus, bis du das und das machst", dann führt das nicht dazu, dass ich mich mit der Unausweichbarkeit des Schicksals auseinandersetze. Nach einer solchen Szene bin ich nur genervt. Und die große Überraschung war diesmal vorhersehbar.
Also: Gutes, spielenswertes Spiel, bemerkenswert besonders durch Elizabeth. Ansonsten ein gut gemachter Shooter. Aber durch Geschichte samt Ende und Inszenierung derselben trotzdem kein Spiel, das ich in meine Liste wirklich guter Spiele aufnehmen kann - obwohl ich es gerne durchspielte.
onli blogging am : The Darkness 2
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onli blogging am : Enslaved: Odyssey to the West
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