Deus Ex bleibt das beste Spiel aller Zeiten. Aber der direkte Nachfolger Invisible War war nicht ansatzweise so gut - zu viele Brüche mit dem Original, ohne einen eigenen Stil oder eine weniger wirre Story zu entwickeln. Zu kleine Level und zu viele technischen Probleme.
Human Revolution macht auch vieles anderes als Deus Ex. Aber es schafft es, trotzdem einzufangen, was Deus Ex ausmachte. Und es hat definitiv Stil:
Das Fähigkeitensystem ist weg. Schleichen geht immer noch am besten im Kriechen, aber statt des Schattens auf der Waffe sind Sichtkegel und das Deckungssystem relevant. Implantate schließen sich nicht mehr gegenseitig aus. Die wenigsten Gegner sind durch einen einzelnen Kopfschuss zu besiegen. Die Levels sind enger. Verschiedene Lösungswege werden offensichtlicher in Redundanz angeboten.
Und doch erweist sich HR als echtes Deus Ex. Zum einen, weil die Geschichte auf gleiche Weise faszinierend und klischeehaft ist. Zum anderen, weil mit den anderen Methoden doch ähnliche Ergebnisse erzielt werden: Der Spieler kann trotz meist enger Level recht frei seinen Spielstil wählen und seine Fähigkeiten entsprechend anpassen. Und obwohl es keine Fähigkeiten gibt, werden doch noch Erfahrungspunkte vergeben, die nun eben Implantate freischalten. Sich durchzuschießen mag einfacher sein und gibt mehr Beute, aber Schleichen wird mit Erfahrung belohnt.
Insgesamt spielt es sich ähnlich, trotz all der Unterschiede. Es schafft es, als natürlichen Spielstil eine leise Vorgehensweise vorzugeben, aber Schießen möglich zu machen. Und natürlich ist es wieder möglich, das Spiel ohne einen einzigen ausgeschalteten Gegner zu beenden. Ausgenommen der Bosskämpfe. Baut aber trotzdem die eine Situation ein, in der dem Spieler es fast unmöglich gemacht wird, das Spiel ohne Waffengewalt zu beenden und keine massiven Gewissensbisse zu erleiden.
Die Orientierung am Vorgänger reicht bis hin zum Gegnerverhalten, die immer noch erst kurz stutzen, wenn sie den Spieler sehen, um erst nach dieser kurzen Verzögerung Alarm zu schlagen. Die zwar intelligenter in Deckung gehen, aber immer noch keine Leiter nutzen (vielleicht könnten sie es inzwischen, aber die Gelegenheit ergibt sich normalerweise nicht). Um überhaupt zu realisieren, dass solche Eigenheiten den Vorgänger ausmachen, muss das Team, das HR gemacht hat, Deus Ex exzessiv analysiert haben - und das ist großartig.
Das Ergebnis dieser Analyse dann noch mit großartiger Inszenierung zu verbinden war auch nicht schlecht.
Dazu kommen die vielen kleinen Verbeugungen vor dem Vorgänger, all die Anspielungen - nie ist es ein einfacher Auftritt einer Person aus dem Vorgänger, auch wenn man in Mails von ihnen liest. Es ist mehr die Inspiration beim Leveldesign und bei der Story. So läuft diese nach dem Intro für mehrere Stunden ähnlich wie die des Vorgängers ab: Denton muss alleine eine Geiselnahme durch Terroristen beenden, hat aber ein anderes Primärziel - genau wie Jensen. Denton wird in die Stadt geschickt, um etwas zu holen - so wie Jensen. Dort passiert etwas, was eine Reise nach China notwendig werden lässt - so wie bei Jensen. In China infiltriert Dention eine Biotech-Firma - so wie Jensen.
Und sowieso, die Namen klingen gleich.
Sicher, die Details sind anders. Aber es ähnelt sich der grobe Rahmen. Schließlich lösen sich die Geschichten, um später wieder ähnlich zu werden, bis hin zum Einsatz einer Rakete und einer zerstörten Feindesbasis.
Es sind dann diese Leveldesigns, die Elemente des Vorgängers aufgreifen - manchmal verfremdet, wenn z.B. das Sarif-Labor am Anfang dem VersaLife-Labor im ersten Teil ähnelt - die dem Spieler das Gefühl geben, hier schon gewesen zu sein. Und dass er doch etwas neues erlebt, keinen müden Abklatsch, dafür sorgen die Variationen, der einzigartige visuelle Stil und die neuen Spielelemente.
HR borgt sich Spielelemente wie das Niederschlagen und die Minispiele beim Hacken bei Alpha Protocol (oder es hat ähnliche Einflüsse), und das ist gut so, denn Alpha Protocol war toll. Leider übernimmt es auch die oben schon erwähnten Bossfights, und die waren schon bei AP dumm, überflüssig und scheiße und sind genau das auch hier.
Doch auch Deus Ex hatte Macken. Deshalb ist Deus Ex: Human Revolution trotz seines einen groben Patzers nicht nur ein tolles Spiel, sondern auch eine absolute Seltenheit: ein würdiger Nachfolger eines Kultspiels.
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