Die hellen Tage
Eine Kleinstadt, darin die Kinder Aja und Seri, die ihre Tage bei Ajas Mutter Évi, einer ehemaligen Zirkusakrobatin, am Rande der Stadt in einer Hütte mit Garten verbringen. Es kommt ein Junge zur Freundesgruppe hinzu, trotz der Distanz zwischen den kleinbürgerlichen Eltern und Évi freunden sich diese an, die Zeit vergeht und die Kinder werden erwachsen. Die Idylle verblasst und bleibt als Erinnerung bestehen.
Die Besprechung in der Faz ist treffend. Zsuzsa Bánk lässt sich Zeit und schrammt am Kitsch vorbei, doch zeigt das Buch hinter der Fassaden Unmengen an dunklen Seiten: Ermordete Brüder, betrogene Frauen, gescheiterte Beziehungen, verschenkte und scheiternde, sowieso das Scheitern - am Leben, von Dreieckskonstellationen und der Flucht aus der Heimat und dem Leben in ihr - dazu kommt das Altern, Alzheimer und der Tod. So wird aus Kitsch traurige Melancholie.
Stellenweise brilliant, z.B. das nachfühlbare Scheitern der Dreier-WG in Rom an einer Beziehung, die gleichzeitig klar sichtbar gemacht und doch vage bleibt, wie das eben so ist. Dann wieder furchtbar repetitiv, phasenweise nur erträglich, wenn man bewusst das Konstruieren der falschen temporären Idylle beobachten kann und Spaß am Erkennen der Leerstellen hat.
Space Stallions
Space Stallions hatte schon vor einer Weile die Künstlerin auf Facebook geteilt. Eine Welle des Internets brachte es vorgestern dann wieder nach oben. Wie so oft kann ich nochmal mehr mit der Musik anfangen (obwohl ich Batman: The Animated Series vll auch wegen dem hier angefangen habe zu schauen).
Deadwood
Bill Hickok und Charlie Utter reisen 1876 nach Deadwood. Wild Bill Hockok ist ein alternder Revolverheld, fast erblindet, der dort mit seinem Tod rechnet. Charlie ist sein Freund und die eigentliche Hauptfigur des Buches, dem die Stadt ebenfalls nicht gut tun wird und der in einer apathisch depressiven Stimmung versinkt.
Wird als Western bezeichnet, aber die Stadt und Menschen sind so widerlich und düster, dass man es kaum mit anderen Western vergleichen kann. Es geht nicht um einen Banküberfall oder glorreiche Helden mit Todfeinden, sondern mitleidlosen grausamen Menschen in einer ebenso harten und korrupten Stadt, die manchmal trotzdem sympathisch wirken. Alles ist faulend und stirbt, und dabei ist die Geschichte dann nicht mehr ernstzunehmen, sie entwickelt einen absurden Humor. Hat mir gut gefallen.
"Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" gelesen zu haben hilft, um das Verhältnis zu den Indianern einordnen zu können und die Siedler noch abstoßender zu finden.
Der Roman ist wohl 2011 nochmal in Deutschland aufgetaucht, eigentlich 1986 erschienen. Es gibt eine gleichnamige Fernsehserie, die am gleichen Ort zur gleichen Zeit und teils mit den gleich(namig)en Personen spielt.
Gimp-Kontroverse: Save und Export
Ich war die Tage bei einem Vortrag über Gimp von Simon (Nomis) im Hackerspace Siegen. Ging mehr um die grundlegenden Fähigkeiten von Gimp und wie man sie nutzt, aber über die Neuausrichtung kam er auch zur für mich spannenderen und momentan immer noch aufflackernden Diskussion über den neuen Speicherndialog.
Gimp 2.8 ändert diesen (nach Spezifikation), sodass man nur noch in .xcf speichern kann und für alles andere den Exportieren-Dialog nutzen muss. Motto: GIMP opens and saves GIMP files and imports/exports the rest.
Der Grund für diese Änderung: Gimp will professionelle Nutzer ansprechen, diese arbeiten viel mit Ebenen und sollen auf keinen Fall diese und das Originalbild verlieren, wenn es durch Speichern in png/jpg mit den Ebenen verschmolzen wird. Außerdem (das kommt aus der Spezifikation) soll verhindert werden, dass bei verlustbehafteten Formaten wiederholt gespeichert wird.
Der Flamewar, der aus einer ernsthaften Diskussion entstand, war natürlich vorhersehbar. Die Änderung erfordert eine Umstellung, was für Nutzer immer ärgerlich ist, und sie ist unbequem:
- Man bemerkt sie erst, wenn man schon im Speichern-Dialog ist und den dann mühsam abbrechen muss
- Sie verhindert bestehende Workflows
- Sie kostet Flexibilität, der Speichern-Dialog kann nun schlicht weniger (und damit der Nutzer)
Ich würde behaupten, dass die Änderung gegen ein paar Usability-Kriterien verstößt (z.B. Steuerbarkeit), was man abwägen muss gegen die erwünschte Fehlervermeidung. Für mich ist sie vermutlich ärgerlich, da ich Gimp hauptsächlich zum Verkleinern von Bildern nutze und das nun ein paar Schritte mehr erfordert. Zum Erstellen von Screenshots und dem Vergleichen der Formate wirkte sie bisher eher hilfreich.
Aber genau das ist der Punkt, man sieht es an dem was ich mit Gimp mache: Ich bin nicht in der Zielgruppe.
Da Gimp professionelle Nutzer ansprechen will ist es für das Projekt nur sinnvoll, Funktionen einzubauen die dieser Nutzergruppe helfen. Wenn eine dabei nötige Änderung dann andere Nutzergruppen stört, kann das schulterzuckend ignoriert werden. Der hinter der jetzigen stehende Gedankengang wirkt klar und sie könnte wirklich eine Hilfe sein. Aber: Nirgendswo kann ich eine Bestätigung der These finden, dass professionelle Nutzer die neue Situation gut finden und nur die anderen nicht.
So könnte es nämlich sein, dass gerade professionelle Nutzer verärgert werden, weil sie genau wissen was sie tun, vorher bewusst Exporte mit "Save a Copy" angelegt haben und nun einfach weniger flexibel speichern können, weniger schnell den vielleicht doch auch bei ihnen stattfinden Fall "ein jpeg nur kurz abändern" erledigen können.
In der Spezifikation ist kein Verweis auf eine Befragung oder Beobachtung. Es wirkt, als ob das alles einem Gedankenmodell entsprungen ist und nicht validiert wurde. Wenn dem so ist, macht das die Argumentation natürlich schwer und verhindert es, die Diskussion mit einem klaren "Wir machen das, weil es unserer Zielnutzergruppe hilft, wie wir so und so eindeutig herausgefunden haben" zu steuern.
PS: Wen das Verhalten wirklich stört, kann sich mit einem Plugin helfen.
Die Corleones
In letzter Zeit wurde und in nächster wird der Kobo intensiv genutzt. Damit ich die Bücher weniger leicht vergesse, schreibe ich ab jetzt hier im Blog über sie.
Die Vorgeschichte des Paten, geschrieben von Edward Falco nach einem Drehbuch Puzos. Die Corleones sind noch keine große Familie und keiner der Söhne ist im Geschäft. Sonny will sich mit beidem nicht abfinden, aber auch ohne sein Zutun ist die Familie im Fokus von Feinden.
Den Paten fand ich damals toll und auch den Film habe ich inzwischen gesehen und für gut befunden. Von daher bin ich nicht objektiv. Mir hat es gefallen, die Charaktere wiederzusehen und die Familie am Anfang zu sehen, andere wie Brasi erst richtig gezeichnet zu bekommen. Die Geschichte wird auch nicht atemlos hingehastet und erschafft die richtige Atmosphäre, und obwohl der Don noch nicht der Don ist, wird er am Ende der Geschichte hörbar. Großartiger Effekt.
Nur Sonnys Charakter erschien mir inkonsistent. Der plant erst eiskalt Coups, um dann schlagartig zu einem hitzköpfigen Idioten zu mutieren, sich eben in die spätere Rolle zu verwandeln. Der Aspekt ist dem Autor komplett misslungen, anders als die Geschichte als ganzes.
Besseres Design für Hacker News
Neu:
Das neue Design soll nicht einfach nur besser aussehen, es ist besser lesbar (besserer Kontrast, größere Schrift, mehr Platz), macht Links einfacher sichtbar und zeigt auch, welche man schon geklickt hat.
Auf HN selbst blieb es bislang unbeachtet, wer einen Account hat und das ändern will wäre mir willkommen.
Implementiert als Userstyle (am einfachsten mit Stylish installierbar).
The Newsroom
Newsroom fasziniert.
Der Pilot war legal kostenlos zu sehen und die Kritiken waren gut, zumindest erregte er Aufmerksamkeit, aber über die Folgen danach hab ich nur noch negatives gelesen. Und ich glaube ich verstehe, wieso: Die Charaktere sind nicht glaubwürdig und das Beziehungsgeflecht zu starr, zu vorgezeichnet und komplett vorhersehbar. 7 Folgen später kämpfen sie immer noch über genau die gleichen Punkte.
Aber gleichzeitig springt die Serie in enormen Tempo durch die moderne Zeitgeschichte. Deepwater Horizon, Fukushima, Bin Ladens Ermordung - in dem Tempo sind sie nach der ersten Staffel bei heute und ich sehe nicht, wie dann die zweite funktionieren soll. Aber dadurch funktioniert die Serie an sich.
Während Nachrichten unsere Wahrnehmung dieser Ereignisse bestimmte, zeichnet die Serie hier nochmal, wie es dazu kam oder besser: kommen sollte. Und vertritt dabei die schon im Piloten gezeigten Positionen, die nötige Rettung Amerikas vor der eigenen inneren Fäulnis.
Dadurch hat jede Folge diesen Pathos, ist mindestens eine große musikuntermalte Rede darin, der die deutsche Übersetzung unerträglich machen wird. Mit jeweils den gleichen Themen, dem gleichen Kern. Und trotzdem: Weil es die richtigen Themen sind, weil ich mir vorstellen kann, wie die Serie nur als Vehikel zum Transport dieser Themen gedacht sein könnte, durch diesen Doppelbezug zur Realitätsbildung (reale Themen in einer fiktiven Nachrichtenshow, die wiederum reale Nachrichtenshows kritisiert), fasziniert sie mich.
Zu Gast beim S9y InfoCamp
Ich vergaß bisher völlig, das hier zu erwähnen: In der Folge 15 des Podcasts reden Robert und Matthias mit Grischa und mir über Spam, die Spamschutz-Biene und Bayes.
Ich war ein bisschen nervös, hab es mir auch noch nicht angehört, aber das Aufnehmen war durchaus spaßig und fühlte sich weder schlecht noch schlimm an.
Emanuel-Update: Google beugt sich Hollywood
Google will nun Seiten bestrafen, die viele DMCA-Takedown-Anfragen bekommen.
Ich sage nochmal: Das ist ein Fehler. Google sollte danach streben, das bestmögliche Suchergebnis anzubieten. Wenn das ein nicht-lizenzierter Stream der gesuchten Serie ist statt einer so offiziellen wie nutzlosen Vorschau, dann sollte das auch das erste Ergebnis sein.
Google beugt sich hier der Rechteverwertenden Industrie und verschlechtert dafür sein wichtigstes Produkt, die Suche, den eigenen Kern. Daran sind schon andere Riesen gestorben.
Duckduckgo ist übrigens eine tolle Alternative, wenn man englischsprachig sucht.
Zum Baby-Duck-Syndrom
Dirk schrieb:
Vorab: Ich bin ganz bestimmt kein Psychologe und auch ganz bestimmt kein Philosoph. Die folgenden Bemerkungen entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage und stellen nur meine Gedanken dar. Wobei mich schon interessieren würde, ob es zu den Themen wissenschaftliche Veröffentlichungen gibt (die ich vermutlich nicht verstehen würde, weil mir das Fachvokabular fehlt).
Diese Folge des Datenkanals beschäftigt sich mit Desktops unter Linux. Dort habe ich gerade erstmalig den Begriff Baby-Duck-Syndrom gehört. Eine Baby Ente folgt dem ersten Tier, das sie sehen kann und erkennt es als Mutter an.
Genau so stellt es sich mit dem Beurteilen von Oberflächen bei Computern dar. Wenn das erste, was man gesehen hat, Windows ist, wird jedes weitere System daran gemessen bzw. wird dieses System als Mass für alles herangezogen. Wenn Windows sich auf die eine "Art und Weise" verhält, erwartet man das gleiche Verhalten auch bei anderen grafischen Oberflächen. Das hat was.
...
Tatsächlich ist das ein Phänomen, das im HCI-Bereich vielleicht nicht ausgiebig von uns untersucht, aber auf jeden Fall besprochen und anerkannt wird.
Es gibt da z.B. das Erklärungsmodell von Norman (besonders in Design of Everyday Things). Der Designer eines Systems macht/hat ein bestimmtes mentales Modell des Systems, wie es funktioniert, und designt es entsprechend. Der Nutzer macht sich dann ebenfalls ein solches Modell und bedient es entsprechend. Meistens jedoch sind diese mentalen Modelle nicht identisch.
Sowas kann man immer gut beobachten kann, wenn die Erwartung, wie etwas bedient werden müsste, beim Nutzer anders ist als die Software es zulässt, und dann mit technischen Gründen erklärt werden muss, warum dem so ist.
Es gibt dann verschiedene Möglichkeiten, dem Nutzer trotz dieser unterschiedlichen Grundlagen zu helfen. Man kommt dann gerne in den Usability-Bereich und versucht, Anwendungen so simpel wie möglich zu machen. Doch was heißt simpel? Teilweise eben, die Modelle im Kopf der Nutzer möglichst dem Modell des Designers anzugleichen. Das kann durch Hinweise und Anleitungen erfolgen, was unschön ist. Es kann aber auch auf Metaphern beruhen: Wenn etwas so funktioniert, wie es der Nutzer schon kennt, dann kann er es verstehen.
Das ist das schöne beim WIMP-Modell, überhaupt beim ganzen Desktop mit seinen Ordnern, Papierkörben, Fenstern, Ausschaltern usw: Das heutige Modell der PC-Oberfläche ist eine einzige Metapher und eine Sammlung von Metaphern. Wenn man jemandem unbedarften die PC-Bedienung erklären soll, kann man sich vieler Dinge bedienen, die derjenige kennt. Man sitzt dann vll da und redet von Dateien und Ordnern, und Dateien seien wie Papier oder Fotos die man in ... Ordner eben steckt. Und schon hat der neue Nutzer eine vage Ahnung eines bestimmten Modells, wie das alles hier funktionieren könnte.
Eigentlich sollte ich in Vergangenheitsform schreiben, denn teilweise sind die neuen Oberflächen wie Unity, Metro und auf Smartphones sowieso eine Abkehr von dieser Metapher und vielleicht auch deshalb für viele alteingesessene Nutzer so schmerzhaft.
Genau das führt zum Thema Konsistenz. So wie eine Metapher eine Verbindung zu etwas anderem ist, ist Konsistenz das ebenfalls. Bin ich einmal gewohnt, etwas bestimmtes so und nicht anders zu machen - z.B. ein Fenster auf der rechten Seite oben mit einem "X" zu schließen - überrascht mich ein System, das anders funktioniert. Es ist nicht mehr konsistent zu anderen Systemen und auch nicht konsistent mit den Erwartungen und dem Modell des Nutzers. Es überrascht ihn. Und er hasst es (immer), überrascht zu werden.
Das erklärt den Vorteil des ersten Betriebssystems mit der ersten Oberfläche. Es hatte nur mit dem neuen mentalen Modell des Nutzers zu kämpfen, damit, die Metaphern ordentlich zu nutzen oder wie auch immer es sich verständlich machen wollte. Das zweite und jedes weitere System muss dann nicht nur das tun, sondern ebenfalls die Konsistenzhürde zum vorherigen überwinden.
Deleted steam.exe but the file is still there
Ein sehr nerviger Fehler. Windows 7 macht das bei mir öfter mal, Dateien lassen sich nicht löschen und auch nicht unlocken. Diesmal hatte es Steam erwischt, und bei der Neuinstallation kam der im Titel genannte Fehler. Der Workaround ist absurd, aber funktioniert:
- Administrator-Konto aktivieren, indem in einem Administrator-Terminal
net user administrator /active:yes
ausgeführt wird - Als dieser Administrator Steam installieren, aber den Installer abschießen, bevor man auf Finish klickt (und er dann Steam starten und updaten würde, was ja nicht funktioniert)
- Windows im abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern starten (F8 beim Booten)
- Steam dort installieren
Als Fehlergrund wird in dem Thread genannt, dass der MSI-Prozess C:\Program files (x86)\Steam sperren würde und dadurch Steam sich nicht updaten könne.
Linux schneller als Windows
Zumindest für Valve, in einem bestimmten Test ;)
We are using a 32-bit version of Linux temporarily and will run on 64-bit Linux later.
Running Left 4 Dead 2 on Windows 7 with Direct3D drivers, we get 270.6 FPS as a baseline. The data is generated from an internal test case.When we started with Linux, the initial version we got up and running was at 6 FPS. This is typical of an initial successful port to a new platform.
Performance improvements fall into several categories:
- Modifying our game to work better with the kernel
- Modifying our game to work better with OpenGL
- Optimizing the graphics driver
...
After this work, Left 4 Dead 2 is running at 315 FPS on Linux.
Left 4 Dead 2 hatte 315 FPS bei Linux (Ubuntu 12.04 32 Bit) gegen 270.6 FPS bei Windows (64 Bit) auf einem High-End-System (Intel Core i7 3930k, NVIDIA GeForce GTX 680, 32 GB RAM). Das ist durchaus überraschend, denn wie sie auch selbst schreiben steckt in der Windows-Version viel mehr Entwicklungszeit.
Valve hat dann noch die OpenGL-Version auf Windows durch Übernahme von Verbesserungen auf 303.4 FPS gebracht. Die geringere Performance der Direct3D-Version schreiben sie recht grob a few additional microseconds overhead per batch in Direct3D zu.
Ich bin ehrlich davon ausgegangen, dass das derzeitige Grafiksystem unter Linux in Ermangelung von Mainstream-Spielen und damit einhergehenden einschlägiger Nutzung für Spiele deutlich schlechter als Windows abschneiden würde. Schön, dass dem erstmal nicht so ist. Und gut für Linux, dass Valve direkt mit den Treiberherstellern zusammenarbeitet und so auch andere Anwendungen und Spiele etwas von ihren Bemühungen haben werden.