Mission: Impossible – Fallout
Ich fand den Film schlecht.
Filme der Reihe Mission: Impossible sind selten ein Meisterwerk. Der erste war toll, der zweite grausam schlecht, seitdem hat sich die Reihe gefangen und ein paar ordentliche Actionfilme produziert. Dazu zählt auch Rogue Nation, auch wenn der mich schon etwas kaltgelassen hat.
Fallout übertreibts nun wieder. Zwar schafft er es so gerade, nicht völlig zu verwirren. Bösewicht will Atombombe in die Luft sprengen, eine Organisation will ihm helfen, die Geheimdienste haben wie immer ein Problem mit dem Weltretter Ethan. Soweit, so übersichtlich. Aber gerade die letzte lange Actionszene hat einfach das Problem komplett unglaubwürdig zu sein. Und das verschuldet der Film selbst: Weil da ein Timer läuft, die Geschehnisse aber absolut nicht in den angeblichen Zeitrahmen passen. Anstatt so mit dem Timer Spannung aufzubauen verlor der Film mich dort völlig. Aber auch vorher schon packte der Film mich zu selten, zu wenig besonderes war da drin, zu viel vorhersehbares, zu viele sinnlose Actionszenen.
Ich bekomme auch keinen Grund die Charaktere zu mögen. Die sind einfach da, weil sie wohl schon in den Vorgängerfilmen da waren. Ihre damals etwaig vorhandene Charakterzeichnung habe ich heute aber bereits komplett vergessen. Vor lauter Action nimmt sich die Story aber keinen Moment, um mir die alten und neuen Charaktere nahezubringen. Die einzige halbwegs interessante Figur ist die weiße Witwe, und sie wird nur kurz verwendet und verschwindet dann aus der Handlung.
Und dabei mag ich Actionszenen. Ich mag auch Agentengeschichten. Aber wenn es vorhersehbar wird und die Action sich zieht, wenn (außer mit Scientology) völlig unerklärliche übersinnliche Fähigkeiten dazukommen, wenn einem die Charaktere egal bleiben und wenn man das alles so ähnlich schonmal gesehen hat, dann ist es eben kein guter Film.
Von Funtoo zu Void
Ich habe die Linuxdistribution auf meinem Heimrechner gewechselt, von Funtoo zu Void. Das mache ich echt nicht häufig, im Grunde ist es erst das zweite mal: 2016 habe ich Ubuntu mit Funtoo ersetzt, wobei Funtoo ein Gentoo-Fork ohne systemd ist.
War Funtoo also die falsche Wahl? Soweit würde ich nicht gehen. Ich habe eine bei mir dann instabil laufende Grafikkarte gekauft, die ich mit einer anderen Distribution testen wollte (Ergebnis ist noch ungewiss). Im Vorfeld dessen sind mir aber auch ein paar Probleme bei Funtoo sauer aufgestoßen. Es sind zwei Kernprobleme:
- Obwohl es auf Gentoo basiert sind die Pakete gar nicht besonders neu. Um eine aktuelle Variante von Mesa zu bekommen musste ich beispielsweise ein noch nicht veröffentlichtes xorg-kit aktivieren.
- Wenig überraschend ging mir das dauernde Kompilieren auf den Nerv. Aber auch, dass portage beim Berechnen der Abhängigkeiten minutenlang rödelte. Das können andere Paketmanager besser und hängt gar nicht mit dem Kompilierungsansatz zusammen
Ich hatte immer mal wieder andere kleine Probleme wie Konflikte zwischen den Paketen, die mir den Eindruck eines überforderten Projekts vermittelten. Ob das jetzt von Gentoo oder Funtoo kommt kann ich gar nicht sagen. Funtoo aber scheint sich definitiv noch zu finden, wobei die Neuorganisationen nicht immer problemlos verlaufen. Und: Anders als bei Ubuntu hatte ich immer das Gefühl, dass die für mich relevante Ankündigungen mich nicht automatisch erreichen. Manchmal saß ich also da und wunderte mich über die ausbleibenden Updates, ohne zu wissen ob die an einer von mir nicht umgesetzten notwendigen Änderung hängen.
Trotzdem, auch wenn es oben nicht so klingt: Funtoo war eine positive Erfahrung und ich hatte den Großteil der Zeit einen schnellen und stabilen Desktop, mit dem ich noch dazu einiges spielen konnte. Dass Void es besser macht ist noch gar nicht gesagt.
Warum Void und nicht XY?
Der Großteil der gängigen Distributionen fällt durch systemd raus, leider auch interessante Ansätze wie Solus. Aus der Liste der Möglichkeiten fiel mir dann Void ins Auge: Es wurde auf Hacker News mehrfach positiv erwähnt, es hat die für die Grafikkarte gewünschten neuen Versionen des Kernels und Mesa, und es bietet vorkompilierte Pakete an. Interessanterweise ist es kein Fork einer anderen Distribution, aber das ist kein Faktor dafür oder dagegen. Das wirkt nur indirekt, weil so systemd vermieden werden kann.
Wie Void wirkt
Ich kann bisher nur einen Ersteindruck geben. Am Samstag habe ich es installiert, gerade ist es Sonntag (du liest das hier wahrscheinlich frühestens am Montag). Ich hatte nach der Installation ein paar Probleme mit der DRI-Beschleunigung, aber letztendlich lag das an einer aus dem Backup übernommenen Umgebungsvariable, nicht an Void.
Bisher sieht mein Desktop so aus:
Das bedeutet: Es hat sich praktisch nichts verändert. Ich musste ein paar Programme auswechseln, aber es war alles Kleinzeug, Dinge wie kupfer statt grun.
Genau das ist eigentlich beachtenswert!
Denn Void ist eine unabhängige Distribution mit Binärpaketen. Ich mag eine Vielzahl von selten benutzten Programmen, trayer-srg und icewm zum Beispiel, Zeug für meinen eigenen Linuxdesktop. Auch das Benachrichtigungsprogramm dunst war im Repo, das ich erst mit Funtoo kennengelernt hatte und für etwas exotisches hielt. Ich habe damit gerechnet, einiges selbst kompilieren zu müssen. Stattdessen ist das Repository von Void absolut umfangreich genug um auch exotischere Setups wie meines zu unterstützen. Und noch dazu sind die Programme aktuell, inklusive Firefox, Mesa und dem Kernel. Also wo es zählt.
Die Ausnahme war das Iconset Numix-Circle, das habe ich von Github geladen. Das absolut notwendige und hervorragende Grafikkartenkontrollprogramm radeon-profile war im Repo auch nicht verfügbar, aber generell scheint das nur in Arch vorhanden zu sein. Mein eigenes simdock, im Screenshot zu sehen, war natürlich auch nicht in den Quellen, aber genau dafür habe ich ja jetzt das AppImage. Izulu hat keine besonderen Abhängigkeiten, die Anpassung des Desktops ans Wetter wird wieder funktionieren sobald ich es aktiviere.
Der negativste Teil meines bisherigen Eindrucks war die Installation (Quelle des Screenshots). Der Installer ist schlicht nicht besonders gut gemacht. Damit meine ich nichtmal, dass er im Terminal lief: Das war bei Ubuntu früher nicht anders, trotzdem war Ubuntu damals besser. Es gibt zu wenig Benutzerführung, Hilfe bei der Auswahl der Partitionierung und des Tastaturlayouts beispielsweise. Besonders kritisch ist das nicht automatische Bewältigen der nötigen Unterschiede zwischen Systemen mit BIOS oder UEFI. Ubuntu könnte meine Mutter selbst installieren, Void garantiert nicht.
Ich habe ansonsten nur noch ein Problem: Schrift im Firefox sieht auf manchen Webseiten komisch aus. Ich muss noch schauen, ob die falschen Fonts genutzt werden oder ob da fontconfig versagt. Dessen Konfiguration hatte ich ja für Funtoo erst kürzlich angepasst, vielleicht muss das für Void anders. Ich bin zuversichtlich das noch hinzukriegen. Ich vermute auch, dass ohne mein Backup einzuspielen und beim Verwenden einer gewöhnlichen Desktopumgebung dieses Problem nicht auftreten würde, kann es also Void nicht anlasten.
Mein Eindruck von Void ist bisher positiv. Es scheint eine Distribution mit aktuellen Paketen zu sein, deren Paketmanager ordentlich funktioniert, über ein großes Binärrepo verfügt und die konsequent systemd vermeidet. Auf diese Eigenschaften kommt es für mich gerade an. Ich bin gespannt wie viele Jahre ich dabei bleiben kann.
Linux sucks 2018 ist sehenswert: Microsoft, Politik, Bloat
Den Vortrag von Bryan Lunduke habe ich diesmal wieder sehr gemocht:
Linux sucks ist eine jährliche Vortragsreihe von ihm, die ich gerade anfangs total toll fand. Damals gab es auch noch wirklich viel zu kritisieren, und Bryan hatte eine erfrischend klare Sicht auf die Dinge. Später empfand ich das Konzept als etwas betagt, und die Videoaufzeichnungen waren auch oft technisch ziemlich schlecht. Daher hatte ich im April die 2018er-Ausgabe ignoriert. Jetzt darf ich feststellen, dass es mit dem neuen Fokus auf die Politik rund um das Projekt wieder ziemlich interessant geworden ist. Gerade für jemanden wie mich, der viel davon auch kritisch sieht.
Koalition will Elektro-Kickroller verbieten. Wehrt euch!
Wer der Berichterstattung vage gefolgt ist mag sich angesichts des Titels wundern. Wollte nicht die Koalition Kickroller wie meinen M365 legalisieren? Gab es dazu nicht letzte Woche Berichte über einen ersten Entwurf in den Medien? Ja, aber... es ist eine Riesenverarsche.
Einen entsprechenden Bericht gibt es hier im aiomag. Es ist da nicht ganz klar formuliert, aber der Vorschlag des Gesetzgebers zielt auf ein explizites Verbot aller am Markt erhältlichen Modelle ab.
Da wäre zum einen die Höchstgeschwindigkeit. Wenn die auf 20 km/h gesetzt wird, werden Roller wie der M365 definitiv illegal. Denn der kann 25 km/h. Die 25 km/h kommen nicht von ungefähr: Sie sind der europäische Standard und auch das, was Pedelecs fahren dürfen. Also wurden europäische Modelle bisher auf 25 km/h gesetzt, auch wenn das in Deutschland keine Legalität hergestellt hat. Mit einer bewussten Abkehr vom Standard erfolgt der erste Schlag gegen die Produktkategorie.
Dann sollen Licht, Blinker und Klingel vorgeschrieben werden. Licht und Klingel sollten kein Problem sein, so oder so ist beides hilfreich in der alltäglichen Nutzung. Der Blinker dagegen ist völlig unmöglich. Wie bei einem Fahrrad steuert man solche Roller ohne Lenkrad, sondern mit Körperverlagerung oder der Lenkstange. Das ist vom Konzept her inkompatibel mit Blinkern, die damit nicht natürlich in der Lenkbewegung bedient werden können. Dann soll da laut einem Insider auch noch ein Rückspiegel dazukommen – der könnte aber nirgends so angebracht werden, dass man ihn auch benutzen könnte, denn für einen Spiegel ist der Lenker viel zu tief. Alleine dadurch wären selbst vermeintlich konforme Modelle immer in Gefahr, durch die Nichbenutzbarkeit des Spiegels stillgelegt zu werden. Der zweite Schlag.
Bürokratischer Wahnsinn ist die Versicherungspflicht mit Kennzeichen. Es gibt keinen praktischen Unterschied zwischen Kickrollern und Fahrrädern für den Straßenverkehr, trotzdem sollen sie hiermit massiv schlechtergestellt werden, durch Aufwand und Kosten. Ein Kick in die Magengrube.
Finisher: Die Gleichstellung mit Kraftfahrzeugen würde sie im Öffentlichen Nahverkehr verbieten. Dabei ist genau das der Reiz der Roller! Da sie faltbar und leicht sind können sie problemlos in Zug, Bus und Straßenbahn mitgenommen werden und dann die Verbindungswege überbrücken, beispielsweise von der eigentlich zu weit entfernten letzten Bushaltestelle zur Arbeit. Das Pendeln ohne Auto machen sie so viel attraktiver. Folge dieser Regelung: In Deutschland wären die Kickroller tot.
Das scheint Absicht zu sein. Wie beim Dieselskandal wird hier die Automobilindustrie über alle Maßen geschützt. Elektrische Kickroller stehen für Elektro-Mobilität und auch noch für eine Alternative zum Auto. So etwas darf es nach Meinung von CDU und SPD in Deutschland nicht geben. Die scheißen auf den Klimawandel.
Eventuell sollen hier auch eine Möglichkeit für deutsche Hersteller geschaffen werden, ungestört an die drakonischen deutschen Vorgaben angepasste Modelle verkaufen zu können. Wirtschaftsförderung Standort Deutschland also. Durch das Verbot in Bus und Bahn wären aber auch diese deutschen Modelle nicht halb so nützlich wie in anderen Ländern.
Ich habe mich darüber massiv geärgert, vielleicht zu massiv für eine vermeintliche Kleinigkeit. Aber zu sehen, wie sich ein Land wie Deutschland in kleingeistigem Regulierungswahn der Zukunft verweigert tut weh. Außerdem würde mich solch ein Verbot direkt betreffen.
Ihr könnt mir helfen sich dagegen zu wehren: Es gibt eine Petition gegen diesen Irrsinn, die ich heute unterschrieben habe. Unterschreibe sie doch bitte auch!