Installationsskript für Serendipity
Wie installiert man Serendipity eigentlich möglichst einfach und automatisch auf einem Vanilla-Ubuntu? Um ein Image zu bauen, wie ich es vorhatte, brauchte ich ein Installationsskript. Besonders beim Download war ich mir nicht sicher - beim Autoupdate-Plugin war das Parsen der aktuellen Version noch etwas aufwändig.
Aber Sourceforge hat einen festen Link zur aktuellen Version, und zusammen mit dem ist ein Skript einfach. Zumindest für Ubuntu:
apt-get update && apt-get upgrade apt-get install php5 php5-sqlite imagemagick unzip wget -O serendipity.zip http://sourceforge.net/projects/php-blog/files/latest/download unzip serendipity.zip rm -R /var/www/html # Vorsicht: Ist das Ubuntu nicht neu, könnte hier schon was sein mv serendipity /var/www/html
SQLite statt MySQL macht das alles nochmal einfacher, der Blog ist bereits jetzt zur Installation bereit. Und Serendipity wird automatisch erkennen, dass nur SQLite als Option zur Verfügung steht. Dadurch spare ich mir das Anlegen einer Datenbank samt Nutzer und Passwort.
dsnblog wird ursprung
Ich habe mein Blogsystem dsnblog in ursprung umbenannt und ihm eine Vorstellungsseite gebaut.
Dsnblog - distributed social network blog - passte nicht mehr wirklich. Das war ein treffender Name, als der Blog nur Mittel zum Zweck für ein verteiltes Soziales Netzwerk sein sollte. Das weiterzuverfolgen habe ich aber aufgegeben, dafür fehlten mir die Ressourcen. Dsnblog war damit nur noch ein Blog, das sollte ein neuer Name widerspiegeln.
Ursprung ist natürlich ein seltsamer Name. Ich hoffe, er ist auch merkwürdig. Namen sind schwer, und alle naheliegenden mindestens von einem Blog besetzt. Und ich wollte unbedingt ein deutsches Wort als Namen, jetzt, wo ich nicht mehr in Deutschland wohne. Der Name soll auf die Entstehungsgeschichte der Software und auf meinen Feedreader feedtragón verweisen - der Blog als Quelle des Feeds für den Feedgierer, das passt auch generell als Beschreibung der Funktion von Blogs im System Internet. Wahrscheinlich ist das alles aber gar nicht wichtig.
Anlass des Ganzen war, dass ich die Software jetzt für einen kleinen Projekt-Blog benutzt habe, also weiß, dass sie im Grunde auch im Internet wirklich funktioniert.
Auf der Vorstellungsseite wollte ich vor allem die mehrspaltige Feature-Beschreibung ausprobieren, die ich damals für Serendipity vorgeschlagen hatte. Bin jetzt gar nicht so sicher, ob ich das Ergebnis mag, es ist textlastiger geworden als ich dachte, und ich finde es schwierig, passende Bilder zu finden. Mit der Seite als ganze bin ich aber erstmal zufrieden und hoffe, sie gefällt auch euch ein bisschen.
Ghost
Scaleway bot als vorbereitetes System Ghost an, ich nutze die Chance um es mir mal näher anzusehen. Die Version ist 0.5.3, das ist nicht die neueste, aber seitdem scheint sich wenig getan zu haben. Mein Eindruck ist wenig überraschend: Der Hype damals war völlig überzogen, Ghost ist immer noch nichtmal ein Blog.
Ghost hier vorzustellen und zu zerlegen wäre daher witzlos, deswegen will ich etwas produktiveres tun: Alles vorstellen, was an Ghost gut ist. Überzogen oder nicht, der Hype war da, vielleicht sind ja wirklich gute Idee darin, die wir kopieren sollten?
Der doppelte Editor
Für den Blogeditor gibt es zwei Möglichkeiten, und beide sind problematisch. Ist es ein einfaches Texteingabegeld, in dem Einträge mit einer Markup-Sprache oder mit HTML strukturiert werden, sehen Autoren ihre Fehler nicht sofort. Ist es ein WYSIWYG-Editor, neigen Autoren zur Überformatierung, und das entstehende HTML ist in den meisten Fällen furchtbar. In Ghost ist das Problem dadurch gelöst, das eine Livevorschau rechts neben dem Editor angezeigt wird.
So wird das Problem der fehlenden direkten Vorschau elegant gelöst. Und zusätzlich werden Textelemente auch im Editor formatiert.
Diese Vorschau ist sogar gut umgesetzt. Sie ist schnell und flickert nicht. Und scrollt man im Editorfenster, scrollt die Vorschau mit. Scrollt man in der Vorschau, bleibt das Editorfenster fest. Komfortabel.Markdown direkt aktiviert
Serendipity unterstützt viele Markupsprachen. Aber nach der Installation ist mit s9ymarkup ein Platzhalter aktiv, mit dem nur wenige Textformatierungen wie kursiv und bold gesetzt werden können. Autoren müssen also HTML verwenden, oder erstmal ein Markup-Plugin auswählen.
Ghost unterstützt nur Markdown, aber das ist direkt an. Dadurch ist der Anfang mit dem neuen Blog wesentlich einfacher und bequemer. Und durch den Fokus auf Markdown kann es unterstützt werden: So ist im Editor eine Markdown-Hilfe samt Link auf die Referenz eingebunden.
Platzhalter für Bilder
Auch das ist durch den Fokus auf Markdown möglich: Will der Autor ein Bild einbinden, schreibt er ![Bild-Alternativtext], und in der Vorschau entsteht eine Box mit Bildauswahl.
Das ist rein für das Hochladen nicht besser als der klassische Weg über einen Button. Aber diese Box ist eben auch ein Platzhalter, sodass der Autor das Hochladen erstmal ignorieren und sich weiter auf den Text fokussieren kann.
Beispieleintrag
Nach der Installation ist der Blog nicht leer. Im Blog ist bereits ein Beispieleintrag, der Markdown erklärt. Er erklärt nicht nur, sondern weil er auch einfach editiert werden kann, fungiert er mit der Vorschau gleichzeitig als gutes Beispiel.
Ein klares Menü
Im Adminbereich gibt es oben links ein Menü. Das hat 4 Elemente: Zuerst einen Iconlink zurück zum Blog, dann drei Buttons mit Icon und Text: Content, New Post und Settings. Und hinter den Settings ist nichtmal ein geschachteltes Untermenü versteckt.
Auf der rechten Seite gibt es ein Dropdown-Menü, mit den Profilinformationen, der Hilfe und einem Logout-Button. Hier kommt Ghost natürlich sehr zugute, dass es mangels Funktionen auch keine Einstellungen hat.
Das Standardtheme
Das Standardtheme muss man nicht mögen. Ich mag manchmal minimale Designs, dieses gefällt mir nicht wirklich. Aber es macht einiges richtig. Es passt natürlich perfekt zu der Idee einer minimalen Blogplattform, das Theme dann auch dem modernen Webdesign-Minimalismus nachzudesignen. Der Fokus ist klar auf dem Text, Avatarbilder werden hübsch eingebunden, der RSS-Button ist sichtbar und die unvermeidlichen Share-Buttons datenschutzsicher als Link eingebunden, und gleichzeitig weder zu prominent noch zu versteckt.
Auch das Backenddesign wirkt sauber, hübsch und modern, und hier schafft es Ghost eher, mit den Buttons wenigstens ein bisschen Farbe reinzubringen.
Eine Blogplattform
Ghost kann 14 Tage kostenlos auf einer Bloggingplattform ausprobiert werden. Vielleicht ist das mit der wichtigste Punkt. Statt "Downloade das hier, und schieb es auf deinen Server" können sie einfach zur Registrierung auffordern.
Ghost selbst ist frei, aber die Bloggingplattform kostet. Funktioniert das Modell - und bei Wordpress scheint es selbst mit kostenlosen Basisaccounts zu funktionieren - haben die Entwickler ein Einnahmensquelle, das die Weiterentwicklung stützt. Und potentielle Nutzer haben eine einfache Möglichkeit, Ghost anzutesten, was Ghost selbst dann nützen kann, wenn sie es danach auf den eigenen Server installieren.
Fazit
Für Serendipity könnte man bei Markdown anfangen. Es wäre gut, wenn auch wir eine Markup-Sprache vorauswählen und besser in das Backend integrieren würden. Auch der Beispielartikel würde dann bei s9y gut funktionieren.
Die Bloggingplattform gab es mit supersized.org ja wohl schonmal, das scheint nicht funktioniert zu haben, und erfordert sicher ein ganz anderes Engagement als bisher im Projekt vorhanden. Auch das Design würde ich nicht kopieren wollen, vor allem nicht im Backend, das ist mit unserem Funktionsumfang schlicht nicht kompatibel.
Für mein Blogsystem werde ich zumindest versuchen, den Bild-Platzhalter zu kopieren.
Scaleway
Scaleway beschreibt sich selbst als Anbieter von bare metal cloud server. Mit Cloud im eigentlichen Sinne hat es aber nichts zu tun. Statt einer Instanz in einer Cloud geteilter und ausfallsicherer Ressourcen sind es dedizierte kleine ARM-Server, die Scaleway für 10€ im Monat anbietet. Nachdem ich Dirk als Kommentar eine Beschreibung hinterlassen habe, die mir im Nachhinein zu unreflektiert positiv klang, musste ich mir den Dienst nun näher anschauen.
Der Server hat immerhin einen Quad-Core-Prozessor, laut cpuinfo ein Marvell PJ4Bv7 Processor rev 2 (v7l) mit 1332.01 Bogomips pro Kern. Das ist weniger als ein typischer Desktop-PC, aber für einen Heimserver okay. Dieser Heimserver steht dagegen in einem Rechenzentrum. Außerdem hat er Zugriff auf eine gar nicht mal so langsame Festplatte und 2GB Ram, was die typischen Probleme mit Heimservern umschifft. Dass der Prozessor ein ARM-Prozessor sollte auf einem Server heutzutage nicht mehr viel ausmachen, nach dem Raspberry Pi laufen die wichtigen Linux-Distributionen und Anwendungen dort meist ohne Probleme.
Wäre es aber nur das, wäre Scaleway die 10€ im Monat nicht wert. Für 10€ im Monat könnte ich auch bei Digitalocean bleiben - einem etablierten und beliebten Anbieter. Ein 10€-Droplet hat dort zwar nur mit 1GB Ram und einem Einkern-Prozessor in einer VM. Doch langsamer ist das nicht zwingend, bei garantierten Ressourcen kein echter Nachteil, und das fehlende GB Ram je nach Server-Anwendung nicht wichtig.
Daher versucht Scaleway, auch das Drumherum gut zu machen.
Beim Erstellen eines Servers sind mehrere Linux-Distribution auswählbar - und statt leerer Distributionen gibt es auch vorinstallierte Anwendungen. So kann z.B. Ghost oder Wordpress (auf Ubuntu laufend) durch die Vorauswahl direkt bei der Servererstellung ausgewählt werden. Die Oberfläche ist freundlich und übersichtlich, Serververwaltung und Netzwerkübersicht klar. Erstellten Servern können sogar zusätzliche Partitionen zugeordnet werden (2€ für 50GB), das sind also in irgendeiner Form Netzwerkplatten. Potentiell mächtig ist die Möglichkeit, Server über das lokale Netzwerk zu verbinden.
Es gibt außerdem eine API und Scaleways Infinite Storage System. API ist klar, damit können aus der Ferne die Server kontrolliert werden - der Dokumentation zufolge ist sie relativ mächtig. Das Infinite Storage System habe ich nicht ganz verstanden. Der FAQ zufolge können dort unendlich viele Daten hingeschoben werden, der Preisübersicht zufolge kostet das 0,02€ pro Monat und Gigabyte. Warum steht das nicht in der FAQ, und warum heißt es dort Objekt Storage? 0,02€ pro Monat und Gigabyte ohne Kosten für den Transfer wäre sogar billiger als tarsnap - allerdings bin ich mir wie gesagt nicht sicher, ob das vergleichbar ist.
Scaleway gegen Digitalocean
Einiges davon kann Digitalocean allerdings auch. Vorgefertigte Images für Distributionen und Anwendungen zuallererst, denn dort ist die Auswahl etwas größer. Eine API gibt es auch, und ohne sie je benutzt zu haben erscheint sie mir mindestens genauso mächtig. Und auch Droplets könnten im lokalen Netzwerk miteinander reden. Was Digitalocean nicht hat, das ist das Storage System. Und die Festplatte ist kleiner, 30 GB im 10€-Plan statt 50 GB. Ähnlich Ram, da stehen 1 GB gegen Storageways 2.
Um die Unterschiede zusammenzufassen:
Scaleway hat für Server momentan genau ein Angebot:
- Das kostet 10€ im Monat.
- Dafür bekommt man einen dedizierten kleinen Quad-Core-ARM Server in einem Datencenter mit 2GB Ram und 50 GB Speicher.
- Der hat unbegrenzt Traffic bei einer Anbindung mit 200Mbit/s
- Zusätzlich gibt es eine API, ein potentiell nettes Storage System und schließlich die Möglichkeit, einige wenige Anwendungen per Klick bei der Servererstellung zu installieren.
- Erreichbar ist der Server über eine deaktivierbare IPv4-Adresse.
Digitalocean dagegen hat mehrere Angebote:
- Ich vergleiche mit dem für 10$ im Monat
- Dafür bekommt man derzeit in einer VM einen Single-Core-Prozessor (aber x86_64), 1GB Ram und 30 GB Speicher auf einer wesentlich schneller angebundenen SSD.
- Traffic ist begrenzt auf 2 TB, Informationen zur Anbindung habe ich nicht gefunden.
- API und Anwendungen per Klick gibt es ebenfalls, nur mehr davon.
- Der Server hat eine IPv4-Adresse, kann aber auch Wunsch auch IPv6 bekommen.
In welchem Anwendungsfall wäre Scaleway besser? In meinen Augen dann, wenn man genau in den 10€-Slot fallen würde und die Quad-Core-Cpu nutzen kann. Denn dann bräuchte man bei Digitalocean wahrscheinlich mindestens das 20$-Angebot, für 2GB Ram, 3GB Traffic und eine Dual-Core-Cpu.
Bei allem darüber sind Digitaloceans größere Angebote wahrscheinlich netter, als die Arbeit auf mehrere Scaleway-Server zu verteilen.
Bei allem darunter ist Digitaloceans 5$ Angebot (512MB Ram, 20 GB Speicher, 1TB Transfer) verlockend, da zwar deutlich weniger, aber eben auch halb so teuer und wahrscheinlich ausreichend. Und klar: Für jeden, der einen Heimserver in der Cloud verlockend findet, ist ein solches kleines Droplet wahrscheinlich absolut ausreichend. Und jeder, dem ein solches kleines Droplet ausreicht, könnte auch gleich zu uberspace gehen.
Digitalocean ist übrigens ein Partner in Githubs Studentenprogramm, mit dem Studenten 100$ Credit bekommen, also 20 Monate den kleinsten Server umsonst nutzen könnten. Daher kenne ich sie auch. Immerhin noch 10€ umsonst gibt es bei Anmeldung durch einen Referral-Link wie diesem hier.
Fazit
Trotz der momentanen Überlegenheit von Digitalocean will ich deutlich machen: Scaleway hat Potential. Heimserver im Rechenzentrum sind eine gute Idee und eine mir willkommene Alternative zu Shared Hostern und gewöhnlicheren Cloudanbietern. Das Drumherum macht den Eindruck, als würde das in naher Zukunft wirklich komfortabel werden - derzeit fehlen noch 1-Klick-Images und Dokumentation, aber das dürfte sich geben. Auch die Oberfläche wirkt gut. Sie planen, später noch andere Servertypen anzubieten, auch das könnte nett sein - besonders, wenn sie damit Digitialocens 5$-Plan kontern.
Und hinter Scaleway steht iliad, was die Gruppe ist, deren Ableger free den französischen ISP-Markt schlicht mit dem besseren und günstigeren Angebot erobert hat. Das ist keine schlechte Referenz, und lässt für die Zukunft gutes erhoffen.
Update: Scaleway hat nun den Preis auf 2.99€ gesenkt
Noblink für Webanwendungen
Blinkende Cursor sind eine Foltermethode. Für normale Software lassen sie sich meist problemlos abschalten, mit einer Mischung aus GTK- und Systemeinstellungen plus gesonderte Einstellungen für beispielsweise Firefox. Auf jurta.org sind all diese Einstellungen gelistet.
Webanwendungen halten sich nicht daran. Sie haben keine Chance, die globale Einstellung auszulesen. Aber das macht es nicht besser, denn Webentwickler scheinen eine sadistische Freude daran zu haben, diese Unart des Desktops nachzuprogrammieren und nicht konfigurierbar zu machen. Das gilt auch und besonders für solche Webanwendungen, deren Hauptzweck das Schreiben ist.
Um blinkende Cursor über den Browser zu deaktivieren, sollte man Stylish installieren und damit userstyles setzen.
Den blinkenden Cursor in Google Docs deaktiviert dieser Code:
@-moz-document domain(docs.google.com) { .docs-text-ui-cursor-blink { animation-duration: 0s; } }
Für ShareLaTeX funktioniert dieser:
@-moz-document domain("www.sharelatex.com") { .ace_cursor { visibility: visible !important; } }
ShareLaTeX hatte ich übrigens gebeten, die Blinkrate konfigurierbar zu machen. Netterweise wurde geantwortet, leider mit einem "Später vielleicht" - und das ist schon lange her, war also ein Nein. Ich mag die Seite und das Projekt sehr, aber das war ein kleiner Dämpfer.
Frohes Schreiben.
hdparm nach suspend ausführen
Suspend to Ram hat den kleinen nervigen Bug, dass die Festplattenparameter verloren gehen. Zumindest gilt das auf meinem System, bei dem ich den Standby-Modus via s2ram und damit uswsusp nachgerüstet habe. Bei mir sind die per hdparm gesetzten Parameter wichtig, denn darüber werden die sonst zu lauten Festplatten nach kurzer Inaktivität schlafen geschickt (hpdarm -S 24
…).
Die einfache Lösung ist, den s2ram
-Befehl in ein Skript /usr/local/bin/standby zu wrappen, das nach dem Suspend hdparm ausführt:
#!/bin/sh s2ram hdparm -S 24 /dev/disk/by-uuid/AA38C5FE38C5C991 hdparm -S 24 /dev/disk/by-uuid/0be0233d-c885-4492-9e57-f81df851ca25
Dieses Skript per sudo ausführen, und 2 Minuten nach dem Start ist wieder Ruhe.
Dafür steht in meiner ~/.icewm/menu:
prog standby standby sudo /usr/local/bin/standby
Das Skript ist über sudo visudo
freigeschaltet, sodass kein Passwort benötigt wird.
Sinatra: Code im Hintergrund ausführen
Alles was länger dauert, z.B. Trackbacks zu verschicken, sollte eine Webanwendung besser im Hintergrund ausführen. Sinatra hat dafür aber keinen Mechanismus parat. Ruby kann zwar Threads starten, aber ein Thread in einem Webserverthread könnte am Ende der Anfrage abgewürgt werden. Beim von mir genutzten Webserver puma würde genau das passieren.
Es gibt natürlich Lösungen, Delayed::Job zum Beispiel. Aber das kommuniziert über die Datenbank, braucht seine eigene Tabelle, und sah sehr Rails-lastig aus. Sucker Punch klang erst perfekt, weil es innerhalb des Sinatra-Prozesses läuft. Aber es braucht angepasste Worker-Objekte, und die Objektstruktur wollte ich nicht anpassen.
Meine einfache Lösung basiert auf der Idee eines Worker-Threads im Sinatra-Prozess. Nur dass statt eines einzelnen Threads ein Threadpool aus dem Gem ruby-thread bereitgehalten wird, dem der Code übergeben werden kann. Das funktioniert so:
require 'sinatra/base' require 'thread/pool' class Threadexample < Sinatra::Application class << self; attr_accessor :pool end # thread pool as class variable @pool = Thread.pool(2) get '/' DoingSomething.new() end end class DoingSomething def initialize() Threadexample::pool.process { # send the normal code to the threadpool puts "send trackback now in the background, while the pageload is already finished" } end end
Der Threadpool läuft dauerhaft im Sinatra-Prozess, beim modularen Stil gespeichert als Klassenvariable. Der Code im von Sinatra aufgerufenen Objekt wird an den Pool gesendet. Das schöne an der Lösung ist, dass der Code und die Objektstruktur nicht verändert werden müssen. Und dass die Threads im Pool nacheinander bearbeitet werden, bestehende Threads werden nicht einfach überschrieben.
Blogparade Webspace-Inventar: Was ist auf deinem Webspace installiert?
Eine Blogparade. Mittlerweile ist es normaler für mich geworden, Software auf Servern laufen zu haben. Daher war mir die Gelegenheit ganz recht, das mal aufzulisten.
Es sind mehrere Server, nicht alle meine, und recht unterschiedliche Software, teils sogar welche von mir. Momentan läuft:
Das ist die klassische PHP-Blogsoftware, über die dieser Blog hier läuft. Es gab vor kurzem eine neue Version mit einem besseren Backend. Für diese wurden ein paar moderne Themes gebaut, auch zwei von mir. Nach wie vor hast s9y eine Vielzahl von Plugins, die einfach über den eingebauten Pluginmanager installiert werden können.
Mein Feedreader. Ich bin weiterhin sehr zufrieden mit ihm, er läuft auf digitalocean problemlos vor sich hin, und ich benutze ihn täglich. Der Kniff ist, dass das Feedholen auf superfeedr ausgelagert ist, was hervorragend und schnell funktioniert. Der Entwickler des Readers ist auch sehr nett (die Software ist von mir).
Das Dropbox zum selberhosten läuft nicht auf meinem regulären Webserver, sondern auf dem Heimserver, einem pogo. Seit der Einrichtung habe ich daran auch nicht weiter rumkonfiguriert und keine Probleme bemerkt. Gut, einmal wurde ein commit in der History eines git-repo zerschossen, aber das war zum Glück nichts kritisches.
Nochmal Software von mir, läuft ebenfalls auf dem pogo. Mir ist es wichtig, weiterhin Zugriff auf meine eigene Musiksammlung zu haben, dem von mir ebenfalls genutzten grooveshark und anderen Musikdiensten zum Trotz. Der music-streamer ist Ruby-Software und baut aus den Musikdateien eine Liste geordnet nach Künstler und Album, um dann das ausgewählte Album per HTML5 abzuspielen. Mittlerweile gibt es wahrscheinlich besser Alternativen, aber solange das Prinzip grundsätzlich funktioniert werde ich ihn weiter pflegen.
Vielleicht ist das nur halb Sinn der Blogparade - aber auf dem von mir genutzten Server läuft ebenfalls mein Hardwarempfehler, über dessen stetige Weiterentwicklung ich mich immer wieder freue.
Was mir noch fehlt ist ein guter Kalender, da scheint es nichts zu geben. Den Email-Client habe ich nicht aufgelistet, das läuft zwar mit roundcube auf einem Webspace, aber die Installation wird von uberspace gestellt.
Ein Blog für pc-kombo
Ich präsentiere - voller Stolz ;) - den pc-kombo Blog, auf dem Artikel über den Hardwareempfehler und sein Umfeld erscheinen werden. Mindestens ist das die Zusammenfassung des monatlichen Updates, so wie der Artikel zum April-Update.
Zwei Blogs gleichmäßig zu befüllen, dafür fehlt es mir eigentlich an Zeit und Material. Aber für einen separaten Blog für den Hardwareempfehler sprach einfach, dass ich dort all die News zeigen kann, die ihn direkt betreffen - ohne hierher verwiesen zu müssen. Gleichzeitig kann ich dort auch Artikel hin auslagern, die hier nicht passen würden. Und was an beiden Stellen passt, das werde ich hier und dort veröffentlichen.
Ich suchte außerdem eine Möglichkeit, meine Blogsoftware in der Praxis zu testen. Das lohnt sich, schon ihn unter /blog/ statt unter / laufen zu lassen brachte ein paar Bugs zutage.
Wer dem Blog eine Chance geben mag, möge doch bitte den Feed abonnieren.
Servo mit Browser-Interface
In meinem Artikel über moderne Browser war es am Ende Servo, der mich am meisten interessiert hat. So unfertig wie es ist, so interessant ist das Konzept. Und natürlich gibt es einen Weg, ihn schon jetzt als Browser zu nutzen: servo-shell.
Man muss nur Servo herunterladen, kompilieren (beides dauert lange) und dann mit der Shell starten:
git clone git@github.com:servo/servo.git --depth 1 git clone https://github.com/glennw/servo-shell --depth 1 cd servo ./mach build --release ./mach run --release ../servo-shell/index.html -e
Allerdings verwandelt die Shell Servo nicht in einen fertigen Browser. Es ist immer noch unfertig, und unfertig meint hier: Das Interface ist kaum benutzbar, Seiten werden falsch dargestellt, Eingaben funktionieren nicht und er stürzt reproduzierbar ab. Das ist nur zum Testen, was da kommen könnte.
The Incredible Adventures of Van Helsing
Von kaum einem Spiel habe ich beim Anspielen weniger erwartet als von The Incredible Adventures of Van Helsing. Ich wusste schlicht nichts darüber, es war Teil eines Humble Bundles, das ich mir für ein anderes Spiel geholt hatte. Stellt sich raus, Van Helsing ist ein ziemlich gutes Spiel.
Es ist ein Hack'n Slay, ein Diablo-Klon. Näher an Diablo 2 als 1 - statt eines einzigen Dungeons wird ein Gebiet bereist - hat es doch einige Alleinstellungsmerkmale:
- Die Welt ist keine reine Fantasy-Welt, sondern geht eher Richtung düsteren Steampunk mit Vampiren und Werwölfen
- Van Helsing ist nicht praktisch stumm, sondern spricht in allen Gesprächen selbst, mit einem bissigen Humor und gut vertont
- Die Begleiterin ist ein Geist, der ebenfalls spricht - und Lady Katarinas offensiverer Humor brachte mich mehrmals zum Lachen
- Die Level sind nicht zufallsgeneriert, und Monster spawnen nicht wieder
- Der Humor der Geschichte gleitet immer wieder ins Absurde ab, z.B. wenn der weiße Hase aus Ritter der Kokosnuss besiegt werden muss
Doch der Hauptunterschied ist, dass einer Geschichte gefolgt wird. Diablo konnte man auch so spielen, die Geschichte dort war ja sogar ziemlich ausgefeilt, aber beim Spielen selbst war sie weniger dicht. Sie motivierte das Handeln, aber über lange Etappen wurde Gebiet um Gebiet mit einem Questziel in der Ferne bereist. In Van Helsing geht es die ganze Zeit direkt um die Story, oder um die Nebenmissionen, die man in den Levels finden kann. Mir gefiel das gut, aber der Nachteil ist der fehlende Wiederspielwert. Diablo spielten alle einmal für die Story und dann mehrfach nochmal, um den bisherigen oder einen anderen Charakter hochzugrinden. Van Helsing ist nach 15 Stunden mit der Story dann auch fertig, der Charakter auf Max-Level 30.
Ansonsten ist es doch nah am Standard: Besiegte Gegner und Quest geben Erfahrungspunkte und Items. Bei Levelaustieg werden Skill- und Attributspunkte verteilt. Van Helsing nutzt Nah- oder Fernkampf, also Schwert oder Pistole, ergänzt mit Tricks wie dem Anhalten der Zeit oder etwa einem Heilzauber. Man kann sich aussuchen, ob man sich rein auf Schaden verlässt oder mit Zauberkraft skalierende Fähigkeiten mit Elementarschaden nutzen will. Es gibt zwei zusätzliche Charaktere per DLC (die beim Humble Bundle dabei waren), einen Thaumaturgen und einen Techniker, die ihre eigenen Spezialitems nutzen können - hier gibt es vielleicht doch etwas Wiederspielwert. Zusätzlich spezialisiert man den Charakter mit 10 Perks, die mit Reputationslevel durch Besiegen von Bossen und Champions gewonnen werden.
Absolut nicht genretypisch ist die integrierte Tower-Defence, eingebaut in die Geschichte als Verteidigung der versteckten Heimatbasis. Nicht übermäßig komplex, aber eine nette Auflockerung.
Das Folgende ist objektiv schwer zu begründen, aber ein Kritikpunkt ist, dass sich anfangs die Level etwas interessanter als am Ende anfühlten. Auch später gibt es noch Nebenquests und die Level werde nicht plötzlich hässlich, aber der Fokus verlagert sich ein bisschen auf das Besiegen der Monstergruppen, und damit auf das Spezialisieren und korrekte Ausrüsten der Spielfigur. Es wird auch schwerer, vielleicht war meine Taktik nicht optimal - obwohl das Spiel durchgängig ein gutes Fortschritt-Gefühl vermittelt.
Insgesamt aber hat mich das Spiel über seine kurze Dauer gut unterhalten. Ich wurde diesmal also positiv überrascht, und wer es ebenfalls ungespielt in der Sammlung hat oder es beim nächsten Sale erwerben kann, sollte es auf jeden Fall antesten - grundsätzliches Interesse am Genre vorausgesetzt.
Deutschland hilft in Mexiko beim Morden
Da steht er da, Michael Roth aus der SPD, liest von seinem Zettel ab, während er im Bundestag Fragen beantwortet. Ob er damals schon ahnte, dass er Aufhänger eines kleinen Skandals werden würde? Von diesem hat aber wahrscheinlich kaum ein Deutscher etwas gehört, denn diese Plenarsitzung wurde nicht in Deutschland diskutiert, sondern auf spanisch in der kleinen Szene politisch aktiver Mexikaner. Denn Michael Roth beantwortete Fragen zum geplanten Sicherheitsabkommen mit Mexiko.
Er zitiert den EU-Botschafter in Mexiko, der keine Notwendigkeit sieht, das Abkommen auszusetzen, weil die Bundesebene Mexikos nicht mit den Vorfällen in Iguala verstrickt sei. Er erwähnt weiter, dass lokale Stellen verwickelt seien, das aber vom Botschafter nicht gesagt wurde - aber auch nicht bestritten. Und dass die Erklärung des mexikanischen Parlaments gut gewesen sei. Später, und das ist wichtig, wird er argumentieren, dass doch gerade aufgrund der Verbrechen in Guerrero Deutschland das Sicherheitsabkommen fortführen müsse, um den Staat im Krieg gegen die Mafia zu unterstützen.
Es ist eine Darbietung von unerträglicher Arroganz und vollständiger Ahnungslosigkeit.
Deutschland hat 2006 H&K Waffen an Mexiko liefern lassen. Weil auch damals schon Mexiko kein stabiler Staat war, gab es dafür Auflagen: Die Waffen durften nicht an bestimmte besonders kritische Bundesstaaten geliefert werden. Diese Auflagen wurden ignoriert, derzeit läuft ein Strafverfahren. Aber man kann sich vorstellen, wie absurd diese Waffenlieferungen selbst bei Einhaltung der Auflagen gewesen wären: Das ist, als würde man Raketenwerfer an Baden-Württemberg liefern und gleichzeitig behaupten, dass sie niemals Schaden in Hessen und Bayern anrichten würden.
Diese Waffen landeten also natürlich auch im gebannten Bundesstaat Guerrero. Und als in Iguala Studenten von Polizisten und Mafia erst direkt auf der Straße erschossen, dann die Überlebenden verschleppt und später ermordet wurden - 43 Studenten sind bis heute verschwunden - da waren diese Polizisten mit 36 G36 bewaffnet. Unklar ist nur noch, ob mit diesen Waffen die Studenten direkt oder nur indirekt ermordet wurden.
Konsequenz daraus ist, dass Deutschland bei der Ermordung der mexikanischen Studenten durch Waffenlieferungen geholfen hat und eine Mitschuld trägt. Aber Konsequenz daraus ist nicht, dass Deutschland lernt. Im Gegenteil, die Bundesregierung will weiter beim Morden helfen.
Ihr Hilfsmittel dabei ist die von Michael Roth vorgetragene Position, der Staat in Mexiko sei vertrauenswürdig und brauche Hilfe. Deutschlands Hilfe. Denn diese Position ist falsch. Der Staat in Mexiko, die Regierung, ist korrupt - dem Präsident wird gerade jetzt erst wieder vorgeworfen, sich bereichert zu haben, die dies berichtende Journalistin Carmen Aristegui wurde umgehend gefeuert. Außerdem sind die staatlichen Organe nicht nur auf Länderebene, sondern auch auf Bundesebene von Mafia und Korruption unterwandert.
So hat sich der ach so vertrauenswürdige mexikanische Staat schlicht geweigert, die Morde in Iguala aufzuklären. Zuerst wurde ein junger Mann unter Folter dazu gebracht, die Morde zu gestehen. Das war selbst für Mexiko zu unglaubwürdig. In der neuen Version sind es jetzt drei junge Männer, die 43 Studenten von der Polizei übergeben bekamen, sie in Schach gehalten haben, sie alle ermordeten und in strömenden Regen auf einer Müllhalde innerhalb weniger Stunden mit ein paar Gummireifen restlos verbrannten. Damit wurde die Untersuchung geschlossen. Der federführende Staatsanwalt sagte, es reiche ja jetzt auch, er sei erschöpft (und lieferte mit seiner Aussage das Motto für eine Gegenkampagne).
Man muss sich klarmachen: Am Anfang der Suche nach den Studenten wurden immer wieder Massengräber gefunden, nur um etwas später festzustellen, dass die gefundenen Leichen gar nicht die gesuchten Studenten seien. Damit verschwanden diese Leichen dann auch aus dem Blickfeld. Kein einziges mal wurde bekannt, dass ihre Morde auch nur untersucht würden - der Gedanke kam gar nicht auf. In Mexiko sind in den letzten Jahren so viele Menschen getötet worden, in den entsprechenden Gegenden gibt es eben Massengräber. Reagiert wird daraufhin von Polizei und Justiz nicht - und Deutschland liefert ja trotzdem Waffen.
Sie ist generell schnell erschöpft, die mexikanische Justiz. Mexiko hat eine Aufklärungsrate von maximal 3%. Wenn ich in Mexiko meinen Nachbarn erschieße und mich nicht ganz bescheuert anstelle, wird mir nichts passieren. Denn Verbrechen werden grundsätzlich nicht aufgeklärt. Nun kann man sich auf die Position der Bundesregierung stellen und behaupten, das sei ein Problem mancher Bundesländer. Man verkennt dabei aber, dass die Bundepolizei und das Militär nicht besser sind. 2010 wurden wegen Korruption 4600 Beamte aus der Bundespolizei entlassen. Das Militär in seinem Krieg gegen die Drogen tötet regelmäßig Unschuldige - in Mexiko wird erzählt, wie das Militär ganze Dörfer einfach ausradiert. Ich weiß nicht, ob das stimmt, auch wenn ich es mir vorstellen kann - aber Fakt ist, dass in einer Studie zum Verschwindenlassen in Mexiko dieser organisierter Massenmord explizit auch dem Militär zur Last gelegt wird.
Und die letzte bekannte GPS-Position der 43 verschwundenen Studenten? Eine Militärbasis mit Müllverbrennungsanlage.
Es gibt zwei verschiedene, sich jedoch ergänzende Erklärungen, warum Deutschland trotzdem mit solch einem Staat zusammenarbeiten will.
- Das Sicherheitsabkommen ist verbunden mit einem Freihandelsabkommen. Wie bei den Waffenlieferungen geht es hier schlicht um Geld. Mexiko ist ein unregulierter Markt, hat natürliche Ressource, und ist der Armut des Großteils der Bevölkerung zum Trotz eine gewichtige Wirtschaftskraft.
- Menschen wie Michael Roth könnten ihre Version Mexikos schlicht glauben. Als deutsche Politiker - autoritätsgläubig, naiv und ohne einen Hauch von Wissen - glauben sie vielleicht wirklich, dass es nur nötig sei, die per Definition gute mexikanische Regierung zu stärken, sodass sie die Narkos töten und für Recht und Ordnung sorgen kann.
Gier oder Verblendung, positivere Erklärungen finde ich nicht.
Die Konsequenz beider ist: Indem Deutschland Mexiko mit Waffenlieferungen und durch Ausbildung der korrupten und mordenden Polizei hilft, macht sich Deutschland für ein paar Pesos zum Mitschuldigen am dort stattfindenden Massenmord. Einem Massenmord, der seit 9 Jahren praktiziert wird und die unvorstellbare Dimension von 100.000 Toten erreicht hat.