Linksammlung 26/2023
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Heizungsbauer wundert sich über Wärmewende: „Man sollte mal uns Handwerker fragen“. Erstaunlich gutes Interview gegeben der Quelle.
„Anmaßend, weil fremdbestimmend“ beschreibt ein Psychologe Triggerwarnungen (via) und man kann dem nur zustimmen.
Vielleicht wird Arc damit auch für Linux eine akzeptable Wahl: Intel Arc Graphics Driver Change Leads To A Big Speed-Up Under Linux.
XML is the future hieß es einmal, es stimmte nicht. Seitdem gab es einige Hypes mehr, die der Artikel gut beschreibt, und auch warum man Hypes in Projekten grundsätzlich ignorieren sollte. Was danach bleibt, das ist interessant.
In How to Kill a Decentralised Network (such as the Fediverse) (via) wird beschrieben, wie Unternehmen früher dezentrale Projekte getötet haben (wie XMPP) und wie sich das im Fediverse mit Meta gerade wiederholt.
Das spielt gut zusammen mit About: API Wars, was auf Reddits API-Abschaltung eingeht. Es fehlte nur die Beobachtung, dass genau die gleiche Bewegung mit dem Vorgehen gegen Mashups im Nachgang von Web 2.0 schonmal passierte, so wie auch Twitter die API kürzlich zum zweiten mal unzugänglich machte.
Andreas Kling - Ladybird: Building a new browser from scratch (Video) teilte der Entwickler auf HN anlässlich eines Sponsorings von 100.000$. Kurz darauf kam noch mehr Geld dazu, Welcoming Shopify as a Ladybird sponsor. Es wäre zu gut, wenn neben Googles Webkit und Mozillas Gecko eine dritte vollständige Browserengine entstehen könnte.
Die Probleme von FUBAR
In der Netflixserie FUBAR sieht man endlich mal wieder Arnold Schwarzenegger, diesmal als CIA-Agent Luke Brunner. Da er so viele tolle Filme gemacht hat – Predator und Terminator 1 wie 2 sind anerkannt toll, aber auch manche seiner schlechter besprochenen Filme wie Last Action Hero und Versprochen ist versprochen fand ich mindestens sehr gut – schaut man sich das natürlich an, auch wenn die Bewertungen nicht einladend sind. Aber diesmal stimmen sie leider: Die erste Staffel von FUBAR funktioniert hinten und vorne nicht.
Drei Probleme stechen heraus
Das größte Problem ist der Humor. Die Serie versucht immer wieder lustig zu sein. Sie greift dabei aber fast immer auf einen debilen Arschlochhumor zurück, der nicht ansatzweise lustig ist. Personifiziert wird das durch den Charakter Roo (Fortune Feimster), der komplett dem furchtbaren Ghostbuster-Reboot entnommen zu sein scheint. Jede Szene mit ihr wird durch ihre beleidigenden Sprüche und Handlungen zu einer Zumutung, die Weiterführung dieser Art von Witzen sorgt dafür, dass man in vielen Szenen – besonders schlimm sind praktisch alle Missionsbesprechungen – statt einer professionellen CIA-Agententruppe einer zurückgebliebenen Kindergartengruppe von Vollidioten zuschaut, die sich auch noch untereinander hassen (was meist nicht die intendierte Botschaft ist).
Das zweite Problem ist leider Schwarzenegger. Seine schauspielerischen Fähigkeiten galten wohl zurecht immer als beschränkt, aber zumindest konnte er früher sowohl den fähigen muskelbepackten Actionheld geben als auch ausdrucksstark lachen und überrascht absurd das Gesicht verziehen. Gerade in der Mischung war er gewinnend. Beide Rollen funktionieren überhaupt nicht mehr. In Actionszenen ist er altersgemäß, aber rollenunpassend langsam und starr, in allen anderen kann er zum "schauspielern" nur noch die Augen zusammenkneifen. Von seiner sympathischen Ausstrahlung ist nichts mehr über, zumindest nicht wenn er so inszeniert wird wie hier.
Drittens ist es die Blödheit und ethische Verkommenheit der Story, die FUBAR den Rest gibt. Direkt in der ersten Szene sieht man Schwarzenegger, wie er eine Bank ausraubt um Diamanten zu zu stehlen, wobei nichtmal eine von ihm ausgelöste Explosion in einem Schließfachraum eine Reaktion der Wachen auslöst. Eine Beleidigung für die Intelligenz der Zuschauer ist nicht nur der ausbleibende Alarm, es ist mehr die Idiotie, dass der CIA eine Bank ausrauben müsse um an Diamanten zu kommen. Mit diesen Diamanten überzeugt er im zweiten Teil des Beginns ein paar Gangster, den Aufenthaltsort eines Drogenschmugglers zu verraten, woraufhin eine CIA-Drohne diesen per Luftschlag ermordet. Das ist dann eine Beleidigung jedes ethischen Empfindens, diesen Staatsterrorismus gutzuheißen und Schwarzeneggers Luke als mörderisches Instrument der USA via der Serieninszenierung als positive Figur werten zu wollen. Nichtmal Bond würde sowas machen. Dass er daraufhin seine Gesprächspartner auch noch ermordet macht das Bild nur komplett und geht in späteren Folgen so weiter.
Von FUBAR hatte ich nicht viel erwartet. Wenn es nur etwas Action, ein paar gute Sprüche und ein bisschen Spannung geboten hätte wäre ich zufrieden gewesen. Ein etwas humoristisch aufgelockerter Night Agent hätte das Ziel sein sollen. Aber Aspekte davon gelingen der Serie nur in den wenigsten Szenen, die Mischung niemals, stattdessen ist versuchter Humor wie gezeigte Handlung immer wieder aktiv abstoßend.
Es ist nicht alles furchtbar: Die Cliffhanger zur nächsten Folge waren geschickt gesetzt. Auch die Mitdarsteller Monica Barbaro (Lukes Tochter), Gabriel Luna (Antagonist) und Travis Van Winkle (als Agentenkollege) wirken nicht komplett unfähig. Generell ist das Setting, die Mischung aus Action und potentiell humoristischen Familienelementen, für Schwarzeneggers frühere Karriere passend gewählt. Doch aus dem positiven wird nichts brauchbares gemacht.
Die zweite Staffel wurde bereits angekündigt. Vielleicht wird die besser. Ich bezweifel es.
Linksammlung 25/2023
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Estimation Isn’t for Everyone liefert Argumente dafür, wann und warum die starre Aufwandsschätzung im eben-nicht-agilen Scrumverfahren unsinnig sein kann.
"Facebook hat eine sehr, sehr, sehr aggressive Art" sagt Max Schrems im Podcast Ist das eine Blase? Seine Erklärungen sind wirklich sehr interessant, nicht nur bezüglich Facebook.
Hetzner hat jetzt auch ARM-Server, hilfreich um die einzuschätzen ist The performance review of Hetzner's CAX-line ARM64 servers and the practical experience of WebP Cloud Services on them. Auch dieser Blog lief schon auf ARM-Servern, damals von Scaleway, die Hetzner-Server sind aber wohl eine andere Klasse.
Mit I want to debunk Reddit's claims, and talk about their unwillingness to work with developers, moderators, and the larger community, as well as say thank you for all the support verteidigt sich der Entwickler der Reddit-Anwendung Apollo nochmal und erklärt nebenbei gut die gesamte Entwicklung um Reddits API-Abschaltung.
Wobei die Situation sich seitdem weiterentwickelt hat, wie Reddit Goes Nuclear, Removes Moderators of Subreddits That Continue to Protest zeigt.
Dieser Blog bei Mastodon
Artikel in diesem Blog werden jetzt auch bei Mastodon angekündigt. https://social.anoxinon.de/@onli ist der Account, bei dem nun bei jedem neuen Artikel im Blog ein Toot mit einem Verweis auftauchen sollte. Gemacht wird das von einem externem Service, MastoFeed, die Idee habe ich von s3n·net kopiert, die Mastodon-Instanz mit Hilfe von Dirk gewählt.
Den Mastodon-Account werde ich vielleicht auch regulär nutzen. Wobei Twitter mich nie eingefangen hatte und ich eigentlich bezweifel, dass sich das ändert. Aber wer weiß. Sich diese Variante des Fediverse anzuschauen kann so oder so nicht schaden.
Linksammlung 24/2023
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Allen voran die Publii Tipps: Seperate Feeds mit Pipes.digital zeigt einen schönen Anwendungsfall meines Projekts Pipes.
Erschreckend ist Why I deleted GrapheneOS (Video), es zeigt wie sich ein Entwickler mental verrennen und so massivst einem Projekt schaden kann. Im Nachgang ist er wohl aus dem Entwicklerteam von GrapheneOS ausgeschieden, aber das zerstörte Vertrauen zurückzugewinnen wird Jahre dauern. Wenn es überhaupt gelingen kann.
Erfreulicher ist die Entwicklung bei Modern Solution: Staatsanwaltschaft scheitert mit Anklage gegen IT-Experten. Die Firma ist verwerflicherweise gegen den Melder einer Sicherheitslücke vorgegangen, die Staatsanwaltschaft wirkt willfährig in diesem Feldzug mit.
What really went on inside the Wuhan lab weeks before Covid erupted zeigt die Verstrickungen um die Forschungseinrichtung in Wuhan und nennt einige Indizien, die für das Labor als Ursprung des Virus sprechen. Schon absurd, wie eine vormals als Verschwörungstheorie gebrandmarkte These auf einmal seriös ist und immer glaubwürdiger wird.
Lakritze: Fazer Tyrkisk Peber
Diese zuckerfreie Variante von Tyrkisk Peber hatte ich unterschätzt. Nur der Vollständigkeit hatte ich die gekauft, nur da es eine beliebte Sorte sei, denn pfeffrige Lakritze (türkischer Pfeffer) hat mich als Idee überhaupt nicht angesprochen.
Stellt sich raus: Pfeffrig ist diese Salzlakritze überhaupt nicht. Sondern angenehm süß, mit dem Ansatz einer kristallinen Schale um ein weicheres Inneres samt tollen Lakritzgeschmack, mit vielleicht einem Hauch von wahrnehmbarer Schärfe, die aber im salzigen der Lakritze und der Süße überhaupt nicht stört.
Wertung: Unheimlich schwer, die Packung nicht in einem Rutsch aufzuessen (was bei der Kombination von Süßungsmittel und Erwachsenenlakritz wohl keine gute Idee wäre).
Linksammlung 23/2023
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
In My Apple Studio Display Died (Video) beschreibt ein Videomacher seinen Ärger darüber, dass so teure Hardware so unnötigerweise kaputtgehen konnte.
Apollo will close down on June 30th. Reddit’s recent decisions and actions have unfortunately made it impossible for Apollo to continue. Thank you so, so much for all the support over the years. Reddit macht einen auf Twitter, samt Lügen über das Verhalten der Entwickler, und geht daran hoffentlich kaputt.
Passend zum Ende der Reddit-Apps wurde dieser alte Zusammenschrieb über Diggs Untergang geteilt, Digg's v4 launch: an optimism born of necessity.
Mehr ein Ansatz für meine Serveranwendungen ist Decoupling a core service from your monolith the right way.
Das gleiche Thema hatten wir auch in Serendipity, wie alle anderen Blogs und CMS, diesmal eben Publii Tipps: Cookie-Banner sinnvoll gestalten.
Mit Easy Effects und AutoEq den Kopfhörerklang verbessern
Durch PipeWire wird es einfach, einen systemweiten Equalizer zu setzen und damit potentiell den Ton des eigenen Ausgabegerätes anzupassen. Easy Effects ist (unter anderem) ein solcher Equalizer, ist in den Quellen von Void Linux und funktionierte bei mir auf Anhieb. Doch was genau soll man einstellen? Da kommt die Webanwendung AutoEq ins Spiel. Mit ihr kann man für viele Kopfhörer passende Voreinstellungen abrufen und in Formate für verschiedene Equalizer umwandeln, darunter auch Easy Effects. Ich habe das für meinen ATH-M50x durchgespielt und beschreibe im Folgenden mein Vorgehen.
Mit AutoEq Konfiguration herunterladen
In der Suchleiste oben auf der Webseite kann nach dem eigenen Kopfhörermodell gesucht werden.
Einmal gefunden geht die Vorschau der Einstellungen auf. Rechts kann das Zielprogramm ausgesucht werden, Easy Effects ist als EasyEffects / PulseEeffects in der Liste. Bei der nun aufgehenden Konfiguration muss der Schalter für Stereo aktiviert werden. Ob 44.1kHz, 48kHz oder gar 96kHz richtig ist sollte an der Pipewire-Konfiguration hänge, im Zweifel ist es 44.1. Unten rechts versteckt sich der Download-Button als schwer zu erkennendes Icon.
Man kann die Konfiguration hier auch ändern. Hat jemand Hinweise, was man versuchen sollte?
Mit Easy Effects Konfiguration laden
Jetzt installieren wir Easy Effects. Unter Void ging das einfach mit
sudo xbps-install easyeffects
Das Programm startet der gleichnamige Befehl easyeffects
.
In Easy Effects folgen wir nun den Anweisungen der AutoEq-Webseite:
Wechsel in die Effektliste und füge das Plugin Convolver hinzu. Dort auf der rechten Seite auf den Button "Impulses" klicken. Darüber kann die eben heruntergeladene .wav-Datei importiert werden. Danach fehlt noch ein Klick auf "Load", wieder unter Impulses und neben dem eben hinzugefügten Eintrag, nun sollte der veränderte Klangeffekt direkt eintreten.
Wieviel dieser Ansatz bringt variiert natürlich extrem, je nach Kopfhörer und auch je nach Musik. Bei meinem M50x scheint mir der Effekt relativ dezent – was gut ist, sind seine Messwerte doch auch ohne jede Anpassung gut. Manche Instrumente werden leichter hörbar, auch der Sänger von Greta Van Fleet. Das war zumindest bisher nicht unangenehm, aber ich werde es mit mehr Musik testen, bevor ich entscheide ob ich dieses Profil dauerhaft aktiviere.
Aber vom M50x mal abgesehen: Generell ist es nett, die Möglichkeit zu haben den Klang zu konfigurieren. Ich frage mich, ob es neben dieser AutoEq-Anpassung an ein Zielklangprofil noch andere interessante Effekte gäbe? Dass neben der Ausgabe auch das Mikrofonsignal mit bearbeitet werden kann, inklusive Lärmfilter (wie unter Alsa, aber einfacher zu konfigurieren), kann definitiv praktisch sein. So spielt PipeWire langsam ein paar Stärken aus.
Update 05.08.2023: Ich habe Easy Effect gerade aus dem Autostart genommen. Zwei Probleme nervten mich: Gelegentlich konnte das System plötzlich keinen Ton mehr ausgeben, bis in pavucontrol zwischen dem echten und dem virtuellen Output gewechselt wurde. Und heute war auf einmal nur noch Ton auf der linken Seite des Kopfhörers, bis zum Reboot. Solche Probleme gab es vorher nicht, daher vermute ich die Schuld bei Easy Effect und verzichte zumindest eine Weile auf den Equalizer.
Linksammlung 22/2023
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Im bei GradIEEEnt half decent verlinkten Video zeigt tom7, dass mathematisch lineare Funktionen auf Computern wegen der Darstellung von Fließkommazahlen manchmal nicht linear sind (soweit bekannt) und sie sich deswegen als Aktivierungsfunktion für neuronale Netwerke eignen (das ist neu). Und geht dann noch ein paar Schritte weiter.
Der Brave browser now features vertical tabs for desktop users, maximizing on-screen space und kommt damit dem Funktionsumfang des Firefox-Browsers näher. Hat man sich einmal dran gewöhnt sind Tabs in der Seitenleiste einfach viel besser, die Funktion ist notwendig.
Was Modern Art Really a CIA Psy-Op? Vielleicht. Absurd ist die Frage auf jeden Fall nicht, wie der Artikel zeigt.
Das vorgestellte Qt6Gtk2 ist ein weiteres Kapitel im ewigen Kampf um einen einheitlichen Desktop. Dass sowas heute immer noch nötig ist, ist ein Problem. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Monokultur von z.B. GTK mit ihren Titelleistenwidgets und generellen Unbeherrschbarkeit (für Entwickler) besser wäre.