Linksammlung 22/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
ICQ will stop working from June 26. Tatsächlich läuft bei mir ICQ schon lange nicht mehr, aber es jetzt bald völlig abgeschaltet zu wissen war erstaunlich unangenehm. Ich kenne meine alte Nummer noch und konnte mich sogar einloggen, natürlich war keiner meiner alten Kontakte online. Das stimmte melancholisch.
Nicht alles alte geht zuende, 20 Years of Blogging; On my own website beispielsweise stimmt erfreulicher, zeugt es doch von einer eben nicht verblassendem Kontinuität. Genau wie die Bloggeburtstage von Dirk und Robert, deren Blogs nur ein Jahr jünger sind.
Von der gleichen Seite und verlinkt im Geburtstagsartikel stammt Content is King? I was wrong about it. Diese Position erinnert mich an meine positive Reaktion zu den alten Serendipity-Themes, als ich für ein PHP-Upgrade sie mir alle anschaute. Einer Seite ihren eigenen Charakter zu geben ist viel wert und wurde eine Weile allgemein unterschätzt, wäre mein Fazit. Wobei ich daraus gerade keine direkte Anleitung für meine eigenen Seiten ableiten kann.
Wobei Blogartikel meistens im Feedreader gelesen werden, ohne ihr individuelles Styling. Fusion (via) ist ein neuer Feedreader, in Go geschrieben und SQLite nutzend kann er als einzelne ausführbare Datei aufgesetzt werden, dazu sei er für den Server ressourcenschonend. Solche Projekte leben oft nicht lange (wie damals mein Ansatz mit Feedtragón), aber mehr ordentlich gemachte Reader sind immer nett, und wenn die gebaute Infrastruktur einmal funktioniert kann der Reader im Zweifel auch ohne weitere Pflege lange leben.
KDE 3 dagegen brauchte eine solche weitere Pflege, um heute noch nutzbar zu sein, und bekam sie: Trinity keeps KDE 3 on life support. Ich finde das großartig. Selbst wenn ich diese Version von KDE nur in Computerarbeitsräumen etwas benutzte, ist es doch nur gut wenn ein solches Projekt mit seinen Ideen und Vorteilen weiterhin nutzbar ist. Ähnlich, wie ich meinen eigenen Desktop mit IceWM und Simdock als zentrale Pfeiler seit über einem Jahrzehnt kaum verändert habe.
Kalender und Kontakte synchronisieren (Android, Baïkal)
Bei Androidtelefonen ohne Googledienste, wenn beispielsweise LineageOS ohne diese genutzt wird, werden normalerweise keine Daten in der Cloud gesichert. Wenn dann ein Backuptelefon dazukommt oder das Hauptgerät gewechselt werden soll, müssen die Kontakte umständlich per Datei übertragen werden, der Standardkalender Etar kann seine Einträge sogar gar nicht exportieren. Da genau so ein Wechsel bei mir anstand habe ich endlich eine Synchronisierung von Kalender (CalDAV) und Kontakten (CardDAV) eingerichtet. Meine Wahl fiel auf Baïkal, gehostet auf Uberspace.
Server: Baïkal
Für Baïkal sprach, dass es sich als leichtgewichtige Lösung präsentiert, dessen Installationsanleitung auch noch simpel schien. Ein Teil davon ist, dass es mit PHP umgesetzt wurde – und PHP-Anwendungen sind eigentlich generell einfach zu installieren, harmonisieren auch gut mit Hostern wie Uberspace. Uberspace hatte ich bereits zur Hand; stattdessen sollte sich auch jeder andere Hoster eignen, auf dem eigene Serverdienste installiert werden können.
Eine Alternative zu Baïkal schien mir auf den ersten Blick sabre/dav zu sein, aber dessen Ansatz einer manuell zu editierenden server.php verriet dann, dass es sich tatsächlich um einen (sogar von Baïkal genutzten) Entwicklungsbaustein und nicht um eine Lösung für Anwender handelt. Ansonsten stolperte ich über Radicale, aber als Python-Programm wäre das umständlich zu betreiben gewesen. DAViCal klang da als PHP-Programm besser, aber mir entging, dass es auch CardDAV unterstützt hätte. Viel mehr Lösungen abseits von Nextcloud sah ich nicht, was mir eine zu große Lösung mit zu vielen Zusatzfunktionen war. Am Ende blieb es also bei Baïkal, das dann auch tatsächlich so einfach einzurichten war wie erhofft.
Installation auf Uberspace
Es gibt in der Dokumentation von Uberspace eine Anleitung, die ich leicht anpassen würde.
Per SSH auf dem Uberspace, ziehen wir zuest das neueste Release von Baïkal. Derzeit wäre das:
wget https://github.com/sabre-io/Baikal/releases/download/0.9.5/baikal-0.9.5.zip
Dieses Archiv muss nun entpackt werden:
unzip baikal*.zip
Und schon haben wir den Ordner baikal zur Hand, der nach /var/www/virtual/ verschoben werden sollte:
mv baikal /var/www/virtual/$USER/
Damit das ganze dann auch von außen zugreifbar ist, setzen wir einen Symlink im Verzeichnis html/:
ln -s /var/www/virtual/$USER/baikal/html/ $HOME/html/baikal
Jetzt kann https://$USER.uber.space/baikal
im Browser angesteuert und die Installation fertiggestellt werden, was bei Verwendung von SQLite auch nichts weiter erfordert. Passwort für den Adminnutzer wählen, damit steht die Instanz.
In der nun auftauchenden Verwaltungsoberfläche sollte nun aber noch ein Nutzer angelegt werden. Hier wird ein Nutzername, ein Anzeigename und nochmal ein Passwort vergeben. Diesem Nutzer wird automatisch ein Kalender und ein Kontaktbuch angelegt, damit haben wir nun etwas, mit dem die Synchronisation laufen kann.
Android: DAVx⁵ einrichten
Überraschenderweise läuft diese Synchronisation nun nicht direkt über die Anwendung für die Kontakte bzw den Kalender. Stattdessen braucht es eine Zwischenschicht, welche die Synchronisation zwischen Telefon und Server übernimmt. Eine solche (und wohl die Standardlösung) ist DAVx⁵.
Installiert werden sollte die App über F-Droid. Danach starten, die angefragten Rechte geben. Nun öffnet sich das Hauptmenü. Dort unten rechts auf +
drücken. In der nun auftauchenden Auswahl ist Login with URL and user name bereits ausgewählt. Continue
. Im nun auftauchenden Menü müssen wir die Baikaldaten eingeben. Lief die Installation wie oben beschrieben ist das zuerst https://$USER.uber.space/baikal/dav.php/
, wobei $USER der Name des genutzten Uberspace ist (und bei einem anderen Hoster ist die URL entsprechend anders). Der untendrunter zusätzlich angefragte Nutzername ist der des im letzten Schritt der Installation angelegten Baïkal-Nutzers (Vorsicht: Nicht der Anzeigename, ich verhedderte mich da), eine Emailadresse ist (für die Anzeige in Android) auch einzugeben, zuletzt folgt das vergebene Passwort.
Einmal noch bestätigen und die DAV-Integration sollte stehen.
Android: Kontakte übertragen
Androids Standardanwendung für Kontakte, die bei ROMs wie LineageOS und CalyxOS genutzt wird, macht uns die Übertragung der Kontakte einfach. In den Einstellungen gibt es den Punkt Default accounts for new contacts. Dort wählen wir den nun verfügbaren DAV-Account aus. Weiter unten gibt es den Menüpunkt Export, die verfügbare .vcf-Datei ist genau richtig. Denn die können wir nun direkt wieder importieren.
So landen die alten Kontakte alle im CardDAV-Account, DAVx⁵ kann sie nun synchronisieren. Einmal manuell anstoßen, schon sollte die Weboberfläche von Baïkal die Kontakte gezählt haben.
Android: Kalender übertragen
Beim Kalender macht es uns der Standardkalender Etar leider nicht so einfach. Denn der hat schlicht keine Funktion, mit der Termine von wahrscheinlich bisher genutzten Offline-Kalendern exportiert werden können. Doch glücklicherweise sind die Termine nicht Etar vorbehalten, wir können also ein anderes Programm für den Import und den Export wählen.
Ich hielt mich da an den Vorschlag dieses Kommentar und installierte erstmal den Simple Calendar Pro. Das ist zwar Teil einer gekaperten Softwaresammlung, die Version in F-Droid stammt aber von vor der Übernahme. In den Einstellungen der Anwendungen war dann CalDAV sync zu aktivieren, alle Kalender auswählen, dann einmal synchronisieren lassen (der Kommentar meint per Wischgeste von oben nach unten, visuelles Feedback sah ich dazu nicht, aber die Synchronisation lief so oder so durch). Danach konnte wieder bei den Einstellungen ganz unten der Export in eine .ics-Datei durchlaufen.
Der Import aber ging nicht direkt, denn die Termine seien schon vorhanden – wieder komplizierter als bei den Kontakten, wo der Import in den DAV-Account trotzdem startete. Hier ist die sich heikel anfühlende Lösung, einfach die alten Kalender zu löschen. Das machte ich in Etar. Danach lief der Import (im Simple Calendar Pro) in den CalDAV-Account problemlos durch.
Ich schreibe diesen Artikel kurz nach der Einrichtung von dem ganzen und kann noch nicht mit Langzeiterfahrungen dienen. Sollten sich Probleme auftun, werde ich den Artikel editieren.
Grundsätzlich finde ich es etwas schade, dass für diese Synchronisation überhaupt eine Serveranwendung nötig ist. Sowas könnte auch per P2P laufen, über eine kurze Abfrage gesichert. Aber nur DecSync CC ist ein in diese Richtung gehender Ansatz, der Syncthing und ähnliche Anwendungen einspannt um Kalender und Kontakte zu synchronisieren. Doch die Fehlerberichte waren leider nicht vertrauenserweckend, außerdem wäre eine eigenständige Lösung sicher komfortabler.
Wobei die Serverlösung den Vorteil hat, auch dann zu funktionieren wenn das alte Telefon nicht mehr verfügbar ist.
Generell wahrscheinlich ein Anwendungsfall, der durch die Cloudlösung von Google so weit dominiert wird, dass man sich glücklich schätzen muss überhaupt eine Alternative verfügbar zu haben.
Linksammlung 21/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Die Forderung für ein Recht auf Leben ohne Digitalzwang. Ich finde es unheimlich wichtig und habe entsprechend unterschrieben. Kommt sowas nicht, wird unser aller Zukunft noch dystopischer als sowieso schon.
Für diese Zukunft wird es nicht helfen, dass wir alle seit den 70ern von Ewigkeitschemikalien vergiftet werden, und dass es damit auch jetzt noch weitergeht: EPA Finds Replacements for Toxic “Teflon” Chemicals Toxic.
Modernizing the AntennaPod Code Structure zeigt einen netten Einblick in eine bestimmte Perspektive auf den Code der Androidanwendung.
Der Daylight Computer – New 60fps e-paper tablet sieht schon interessant aus. Die Grenze zwischen Tablet und Ebookleser verschwimmt zunehmend.
Saints Row, das so berechtigte wie unglückliche Remake
Selten war ein Serienneustart notwendiger als bei Saints Row. Denn was (für mich in Teil 2) als leicht abgehobener GTA-Konkurrent angefangen hatte, wurde über die Steigerung im dritten Teil schließlich in Saints Row 4 von Superheldenkräften ziemlich transformiert. Die eigenständige Erweiterung bzw fünfte Teil Gat out of Hell soll das Konzept dann ziemlich strapaziert haben. Man merkte aber auch schon beim vierten Hauptspiel, dass die Mischung keine weiteren Spiele tragen würde, zu absurd und unrund war Ton und Spielinhalt geworden. Es war ein Wunder, dass die Kombination ein Spiel lang so gut funktionierte.
2022 gab es dann also diesen Neustart mit dem unkreativ benannten Saints Row. Auf dem Papier stimmt das Konzept, aber als Spiel funktioniert es nicht richtig.
Eine Kriminellen-WG
Der zu Spielbeginn erstellte Charakter lebt mit drei Freunden in einer WG. Die sind in kriminellen Organisationen involviert, auch der Spielercharakter hat gerade bei der halbseidenen Söldnergruppe Marshall eine Stelle angefangen. Das geht bald schief, schnell findet sich ein neues Ziel: Den Aufbau der Saints, der eigenen Kriminellengruppe. Denn warum für andere arbeiten, wenn das Geld auch in die eigene Tasche fließen könnte? Immerhin ist der Spielercharakter eine unverwundbare Killermaschine, das kriminelle Potential der Freundesgruppe dadurch groß.
Klar, dass die etablierten Gangstergruppen mit diesem Vorhaben ein Problem haben. Die Hauptmissionen folgen diesem Konflikt mit ziemlich bombastischen Missionen, in denen immer sehr viele Gegner erledigt werden müssen. Die Inszenierung soll dabei kaschieren, dass spielerisch nicht viel Abwechslung bei dem Shooter-Spielinhalt geboten wird – was auch tatsächlich gelingt, die sind dadurch oft gut und unterhaltsam gemacht.
Bekannte Spielelemente
Ein Shooter mit der Kamera in der Rückenperspektive, zusätzlich wilde Autofahrten, das ist also der GTA-angelehnte Spielinhalt. Dazu kommen aber noch mehr alte Elemente der Spielreihe. So ist die Stadt mit Nebenaktivitäten gespickt. Manche davon sind neu, wie der Sprung mit Flügelanzug aus einem Helikopter auf Dächer, um Satellitenschüsseln zu zerstören. Andere sind von früher, wie das möglichst schnelle Zerstören via einem Raketenwerfer von möglichst vielen Objekten – wie Autos und was sonst so in Städten rumsteht –, um im Rampage-Minispiel den Schadenszähler über die Zielmarke zu bringen.
Manche dieser Aktivitäten sind dabei an die kriminellen Unternehmungen gebunden, die mithilfe einer Karte im Hauptquartier der Saints im Stadtgebiet verteilt werden können. Dadurch werden dann diese Minispiele freigeschaltet, was ihren automatischen Gewinn erhöht und auch andere Boni gibt, wie neue Kleidungsstücke oder neue Arten von Gang-Rekruten. Kleidung gibt es sonst auch in Shops in der Stadt zu kaufen, ebenso wie einige bessere Waffen – und das zu tun zählt als Aufgabe für den Sektorfortschritt, in den via den Unternehmungen von den Saints kontrollierten Gebieten. Wobei der keine Auswirkungen auf das Spiel hat, außer dem Einfärben der Karte.
Thema Farbe: Das Aussehen der Spielerfigur kann auch über die Kleidung hinaus später noch in einem Editor angepasst werden. Von monströsen Kreationen zu recht hübschen Menschen ist die erreichbare Skala groß. Und auch die Auswahl an Sprechern ist gut, die von mir gewählte Stimme 2 (Erica Lindbeck) spielte ihre Rolle einwandfrei. Nur wenn die hispanische Stimme (wohl Rebecca Sanabria) aus Teil 2 und 3 wiedergekommen wäre, hätte ich mich darüber mehr noch freuen können.
Ton- und Spieldesignverirrungen
Diese Spielereihe hat immer einen merkwürdigen Ton gehabt. Damit meine ich nicht die Sprecher, sondern die Erzählung, die eine seltsame Mischung aus GTA-Gangstergehabe und übertriebenem Witz war, dessen absurder Anteil dann immer weitergedreht wurde. Im Ergebnis wirkte es wie eine Parodie des GTA-Genres, gerade Teil 2. In der Neuauflage wird die Mischung wieder versucht, aber es wird zusätzlich vermischt mit einer anderen Art von Auftreten und einem steten Wechsel zwischen Humor und emotional anteilnehmenden Ernst. Da passiert es schonmal, dass nach einer absurden Autometzelsequenz die Mitbewohnerin zusammenklappt, weil das eben vom Feind zerstörte Gefährt ein Andenken an ihr altes Leben in Lateinamerika war, was dann völlig ungebrochen ausgespielt wird. Wenn dann die nächste Mission wieder belanglos absurd ist – das ist dann verstörend.
Auch, weil dieser versuchte Humor nicht mehr so zündet wie früher. Das ist kein krasses Zuspitzen von Genreklischees mehr, und eben auch nicht das sich selbst weiterdrehende absurde von Teil 3 und 4. Er hat mehr dieses aufgedrehte, pointenlose Präsentieren von harmlosen Absonderlichkeiten, was leider immer mal wieder an den Unhumor im bescheuerten Ghostbuster-Reboot erinnert. Ganz so schlimm ist es nicht, auch ist es kein FUBAR, aber als dann noch für eine weibliche Vampirfigur "they" als Pronomen gewählt wurde, hat es bei mir Klick gemacht – die dachten, sie erreichen mit dem komischen Getue junge Leute. Mich als Freund der alten Spiele aber stoß es immer wieder ziemlich ab.
Auch spielerisch geht das Design nicht ganz auf. Der größte Spielinhalt sind die Schießereien, aber die fühlen sich schlicht nicht aufregend an. Die Waffen haben keinen Wumms, weder die eigenen noch die der Gegner. Die Kämpfe sind meist auch belanglos einfach, wenn nicht gerade riesige Gegnermengen auf einen zustürmen. Dann ist es manchmal haarig, ob man noch rechtzeitig einen Finisher zum Heilen absetzen kann – lustigerweise funktioniert da bei der Heilung Saints Row wie das gerade von mir gespielte, aber ansonsten sehr unähnliche Space Marine. Es fehlen die interessanten Gegnerarten, die überlegten Gruppenzusammenstellungen und Positionierungen, aber auch die kreativen Waffen um die Kämpfe aufzulockern. Und gerade die Anfangsmission ist in ihrer spielerischen Belanglosigkeit abschreckend.
Unglücklich ist auch, dass so viele Spielinhalte an die optionalen kriminellen Unternehmungen geknüpft sind. Dadurch können sie leicht verpasst werden und fügen sie sich nicht natürlich in die Hauptstory ein. Die dann auch fertig sein kann, bevor alle Gebäude oder auch nur ein Großteil errichtet wurde. Noch dazu sind manche der direkt auffindbaren Aktivitäten in der Stadt dämlich – besonders übel stößt eine Kartenmarkierung auf, bei der immer fünf Tafeln in einem kleinen Umkreis gefunden werden müssen, die dann irgendwelche vermeintlichen Fakten über die Stadt vorlesen. Manchmal sind da ein paar okaye Witze und Anspielungen an frühere Spiele versteckt, aber eben nur manchmal, und das Suchen der Tafeln ist in jedem Fall unspaßig.
Wenn man bedenkt, dass dieses Saints Row zwei Jahre nach Cyberpunk 2077 rauskam, wirkt es grafisch, spielerisch und erzähltechnisch schon unheimlich angestaubt. Und das, obwohl die Release-Bugs mittlerweile wohl gefixt sind, zumindest hatte ich nur wenige Probleme. Gleichzeitig verstellt es durch seinen seltsamen Tonfall die Retrowertschätzung, fällt es schwer, die Zuneigung für gerade Saints Row 2 und 3 hierhin zu übertragen. Dabei zeigte Cyberpunk doch, dass solch ein Anbiedern an Twitter-Mentalitäten(?) überhaupt nicht nötig ist um eine Spielerschaft zu gewinnen. Und während die Figuren dort in meinem Kopf ewige Erinnerungen bleiben werden, waren mir selten NPCs mehr egal als die komplett blassen und im Spiel fast nie selbst handelnden WG-Mitbewohner.
Aber Saints Row ist kein Totalausfall. Denn manchmal gelingt der Spielreiz eben doch. Wenn die Missionen absurd bombastisch und völlig unernst inszeniert werden, wenn die einzelnen Minispiele funktionieren, wenn man sich beim Erkunden der Stadt wiederfindet oder einfach nur etwas Zeit investiert, dem eigenen Charakter schönere Kleidung zu suchen. Ganz falsch kann Saints Row also seine Sache nicht machen, mehr noch, wenn ich nach Abschluss der Hauptstory eben doch ein paar Abende mehr dieses Spiel starte, um die verpassten Spielelemente nachzuholen und die restlichen Gebäude zu errichten.
Daher registriere ich mit Bedauern, dass Entwickler Volition nach diesem Spiel geschlossen wurde. Weil damit kaum eine Chance besteht, dass diesem Neustart ein zweiter Teil folgt – der dann vielleicht auch mehr noch das alte Saints Row 2 aufgegriffen und eine ähnliche Verbesserung zum Vorgänger bedeutet hätte, wie Saints Row 2 es zum original Saints Row 1 gewesen sein muss.
Linksammlung 20/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
ASUS scammed us (Video) zeigt das betrügerische Vorgehen des Technikkonzerns bei Reparaturen. Das ist ein ähnliches Getrickse, wie es Medion/Lenovo bei mir versucht hatte. Kann also auch hierzulande passieren.
Murenas /e/OS V2 ist fertig. Ich bin gespannt, ob die neue Version die Probleme des Projekts mit veralteten Softwareversionen löst und wie sich die neue Version in der Benutzung anfühlt.
Please don't take Lumina's anticavity probiotic ist nicht nur überzeugend, die Argumentation über die Risiken und Wirkungsweisen des Bakteriums ist auch spannend.
Fairphone verkackt den Umgang mit (LTT-)Kritik
Als das Fairphone 5 vor einer kurzen Weile von dem Linus des Youtube-Channels Linus Tech Tips (LTT) ausführlich besprochen wurde, war das eine große Chance für die Firma. Fairphone ist bisher eher ein europäisches Ding und auch hier sicher nicht Mainstream, die zweite Vorstellung vor Millionen von Zuschauern (LTT hatte vorher schonmal das Fairphone 4 besprochen) konnte der Reichweite für das sympathische Konzept eines fair produzierten und reparierbaren Telefons nur guttun. Dann war das Fazit im Video aber leider durchwachsen:
Es passte nicht zu den Anforderung von Linus, der das Gerät wohl wirklich eine ganze Weile für sich selbst getestet hatte, und zeigte sich technisch deutlich schwächer als andere Telefone in der Preisklasse.
Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Dass das Fairphone 5 nicht perfekt ist weiß jeder, der sich den fehlenden Kopfhöreranschluss ins Gedächtnis ruft. Viel schlimmer als ein eher negatives Review war die Reaktion von Fairphone, die sie in ihrem Youtube-Channel als Reaktionsvideo veröffentlichten:
Mitgründer und Produktmanager Miquel Ballester Salvà zeichnet in dem Video leider das Bild einer Firma, die Kritik weder versteht noch mit ihr umgehen kann. Nun ist Ballester Salvà wahrscheinlich kein Medienprofi wie Linus und Fairphone für eine Telefonfirma (trotz Millioneninvestition) immer noch eine kleinere, überbewerten muss man ein Verfehlen des richtigen Tons nicht. Aber man kann sich schon fragen, ob die feindselige Reaktion ein gutes Zeichen für den Nutzerfokus des Projekts ist. Und auf jeden Fall kann man sich anschauen, welche Reaktionen besonders daneben waren, wie es besser gegangen wäre. Ich werde da im Folgenden ein paar Beispiele diskutieren.
Einschub zur Positionierung bzw meinen Prämissen: Das Fairphone 5 ist die Topempfehlung meiner Filterseite für nachhaltige Telefone, sustaphones, gefolgt vom Fairphone 4. Ich unterstütze die erklärten Ziele der Firma von nachhaltigerer, reparierbarer Hardware ausdrücklich. Allerdings besitze ich kein Fairphone, halte mich schon wegen des hohen Preis lieber an gebrauchte Hardware, und der fehlende Kopfhöreranschluss ist für mich ein Ausschlusskriterium. Seit dessen Entfernung in den neueren Modellen sehe ich das Projekt kritischer.
Reaktionen im Detail
Ich werde die ausgesuchten Stellen beschreiben oder direkt zitieren, immer mit Links zu den jeweiligen Abschnitten.
Ignorieren von Fehlern direkt zu Beginn
Es beginnt direkt holprig. Gezeigt wird der Beginn des LTT-Videos, in dem Linus sich zum Fan der Nachhaltigkeitsziele des Projekts erklärt. Durch eine lange Unterstützung von Softwareupdates habe Fairphone auch viel Zeit, Probleme auszubessern – was gut sei wegen "solchen Dingen", dabei zeigt die Bildspur, wie das Fairphone mehrfaches Tippen auf den Bildschirm beim Abspielen eines Videos ignoriert.
Ballester ignoriert diesen Fehler einfach. Er geht nur auf den Abschnitt zuvor ein. Dass er sich noch an den gleichen Lobgesang aus dem Review des FP4 erinnere, dass sie immer noch hier seien, mit 150 Leuten. Mit dem FP5 habe man nun ein Telefon geliefert, das leichter sei, eine bessere Kamera habe und genauso reparierbar. "Aber jetzt weiter mit dem Video".
Das ist ein denkbar ungünstiger Einstieg. Der Zuschauer fragt sich, was es mit dem Fehler bei dem Video auf sich hatte. Ballester hätte das hier ansprechen können, hätte mindestens erwähnen müssen, dass er zum Fehler später noch komme. Da er das aber nicht erklärt, entsteht direkt zu Beginn der Eindruck, dass er eben nicht da ist um unangenehme Probleme zu erklären, sondern sie zu ignorieren versucht.
Die Position der SD- und Simkarte
Kurz darauf kritisiert Linus die Position der Sim- und der SD-Karte. Um die zu wechseln muss man nämlich den Akku des Telefons entfernen. So cool es sei, dass der Akku leicht zu wechseln ist, warum müsse das so positioniert sein?
Ballester entgegnet:
Wie oft wechselst du die Simkarte und die SD-Karte? [Jemand schmunzelt hörbar hinter der Kamera.] Ich glaube, ich habe das nur einmal gemacht.
Das ist die falsche Antwort. Linus hatte nach dem Warum gefragt, diese Frage zu beantworten hätte hier gut gepasst. Dass Nutzer die Karten so selten wechseln könnte dabei ein Teil der Antwort sein. Vielleicht ist die Positionierung auch besser für die Reparierbarkeit. Oder sogar geschickt, weil so sichergestellt ist, dass das Telefon beim Wechseln der Karten aus ist. Ich weiß es nicht, aber eine Erklärung wäre auf jeden Fall besser gewesen als diese ausweichende Antwort. Denn so entsteht wieder der Eindruck, dass Kritik nicht angenommen wird.
Mich persönlich hätte die Begründung für die Positionierung auch wirklich interessiert. Sie ist ja schon auffällig unpraktisch, aber das Fairphone ist mit dieser Designentscheidung nicht allein. Ich erinnere mich daran, selbst schon Telefone mit dieser Platzierung der Kartenslots besessen zu haben.
Die Akkulaufzeit
Im Review wurde die Akkulaufzeit verglichen, wie solche Tests es oft machen. Linus sagt:
Einmal geladen, hielt der Akku des Pixel-Telefons doppelt so lange, bis es vollständig entladen war.
Wieder sucht Ballester eine Ausflucht:
In einem sehr speziellen Szenario, richtig? Da steht Youtube-Playback. Ich meine, das Fairphone 5 gibt dir 10 Stunden Youtubezeit. Möchtest du 10 Stunden Youtubevideos sehen?
Das ist eine fürchterliche Antwort (und war für mich der Anlass, diesen Artikel zu schreiben). Nutzern ist die Akkulaufzeit wichtig, es ist so ziemlich der Faktor beim Auswählen eines Telefons – oder zumindest ist eine schlechte Akkulaufzeit der Grund, ein Telefon nicht zu nehmen oder das alte auszuwechseln. Ob das jetzt 10 oder 40 Stunden hält, der Punkt ist, dass das getestete Pixel-Telefon doppelt so lange durchhielt. Und das ist in vielen Situationen praktisch, denn normalerweise schlägt sich sowas nicht nur bei Youtube nieder, sondern z.B. auch auf die generelle Akkulaufzeit während einer Reise, im Zweifel ganz ohne Youtube. Die Kritik ist niederschmetternd, sie aber als unberechtigt darzustellen… mehr kann man sich in dieser Situation eigentlich gar nicht schaden.
Dabei, und das ist das frustrierende, ist eine gute Antwort so einfach. Das FP5 hat einen auswechselbaren Akku. Braucht ein Nutzer eine längere Laufzeit, kann er problemlos einen vollen Akku in das Telefon schieben. Das ist neben der Reparierbarkeit der große Vorteil des ganzen Konzepts! Aber der Produktmanager(!) des Telefons kommt da nicht drauf. Unfassbar.
Es hätte auch noch andere akzeptable Antwortmöglichkeiten gegeben. Dass für die Modularität der Akku kleiner sein müsse. Dass die Software-Optimierung noch nicht perfekt sei, dafür Ressourcen fehlten, aber man es verbessern wolle. Oder dass es wirklich nur die Youtube-Situation betreffe, wegen eines fehlenden Hardwaredekodierers des dafür besonders langlebigen Prozessors. Könnte ja alles durchaus sein, aber irgendeine Erklärung hätte es hier unbedingt gebraucht, selbst wenn die Auswechselbarkeit des Akkus spontan nicht in den Kopf kam.
Ein halbes Positivbeispiel: Die Bildschirmränder
Ballester kann auch anders, und das zeigt dann direkt, wie das Video hätte laufen können. Das will ich als abschließendes Positivbeispiel (mit Einschränkung am Ende) bringen. Linus kritisierte die Vorderseite des FP5:
Wie beim Fairphone 4 sind die Bildschirmränder [Bezels] so groß wie sie uneinheitlich sind. Dabei sind die oberen und unteren Ränder mindestens ein ganzes k dickker als die Seitenränder.
Hier funktioniert die Erklärung des Projektmanagers, denn er gibt eine. Im Verlauf der Produktionsplanung müsse für die Antenne der Bildschirm herumgeschoben werden, damit die mit den verschiedenen Providern getestete Empfangsqualität erreicht wird. Dabei entstünden diese ungleichen Ränder.
Diese Erklärung ist glaubhaft, man kann sich das Prozessproblem gut vorstellen, und vor allem wird hier erstmals im Video die Kritik nicht als illegitim dargestellt. Die ihr zugestandene Erklärung validiert sie, aber sie validiert auch für einen Moment Ballester. So eine Begründung kann der Kritik durchaus ihren Stachel nehmen. Und so hätte auch der Rest des Videos laufen sollen.
Allerdings: Diese Erklärung wird erst nach einem weiteren Ausweichversuch gegeben. Ballester beginnt so:
Linus, du hättest auch sagen können, dass die Ränder viel gleichmäßiger sind als beim Fairphone 4, denn daran haben wir sehr gearbeitet.
Das wiederum war direkt die falsche Richtung, ein klares Eingeständnis, dass die Kritik persönlich genommen wurde. Als ob es Linus Aufgabe gewesen wäre, die Gefühle des Fairphone-Teams zu schonen, statt seine Zuschauer zu informieren. Dieser Start macht die darauf folgende ordentliche Erklärung deutlich schwerer wertzuschätzen. Selbst bei dem einen Positivbeispiel ging also noch etwas schief.
Es gab auch noch andere akzeptable Entgegnungen. So hat Ballester auch auf Kritik mit "Das sehe ich auch so, das kommt auf die Liste" geantwortet. Das ist etwas, aber eine Erklärung zu geben warum das Problem besteht wäre besser gewesen.
Generell aber war dieses Youtube-Antwortvideo ein furchtbares Desaster. Es zeichnet das Bild eines kritikunfähigen Projekts, das Nutzerfeedback negativ sieht. Dabei ist das FP5 ein Luxusprodukt, das primär über Zuneigung zu der Mission und ethischer Überzeugung zu rechtfertigen ist, zu stark ist die günstige Konkurrenz des Massenmarkts. Und das ist generell ein Knackpunkt solcher Produkte: Ob es jetzt um alternative Linuxtelefone oder fair produzierte geht, wieviele Einschränkungen sollte der Kunde hinnehmen? Wo sind hoher Preis und geringere Qualität noch die unvermeidbaren Auswirkungen der Marktrealität und der kleinen Produktionsmenge, und wo zahlt man ohne echte Rechtfertigung für ein schlechteres Produkt durch die Nase, nur wegen einer Darstellung als sich besonders kümmernde Firma? Bei solchen Fragen muss Fairphone für einen Erfolg unbedingt auf der richtigen Seite landen, wobei gezeigte Nutzerorientierung und Kritikfähigkeit neben allen ethischen Positionierungen sicher einen großen Einfluss haben kann.
Ich frage mich, ob sich bei der Kritikfähigkeit aber gerade die ethische Mission der Firma negativ auswirkt. Fairphone muss es gewohnt sein, gelobt zu werden. Ihr ganzer Ansatz ist darauf ausgelegt, sich mit Kunden zu umgeben, die das ideologische Ziel (Faire Produktion oder Reparierbarkeit) höher schätzen als mögliche praktische Einschränkungen im Alltagsbetrieb im Vergleich zu den nunmal günstigeren Wegwerfprodukten. Auch in der europäischen Presse sah ich über Fairphone bislang kaum ein schlechtes Wort. Gibt es mal Kritikpunkte, wie im Review von Computerbase, wurde das immer mit der Wichtigkeit der Mission ausbalanciert und am Ende das Telefon darüber doch empfohlen. Da war die Herausstellung der technischen Defizite durch LTT vielleicht zu ungewohnt, zu viel für das gehobene Selbstbild?
Fairphone sollte jetzt lernen und zukünftig besser reagieren. Kritik ist nicht wegzuwischen, sondern Kritikpunkte sollten ernstgenommen und erklärt werden. Vor allem, wenn sie aus einer Ecke kommt, die so positiv zu den Zielen der Firma zu stehen scheint – Linus Sebastian ist immerhin einer der Investoren in Framework, der Firma hinter dem (kürzlich auch bei GNU/Linux.ch gelobten) modularen reparierbaren Laptop, und hat auf seiner Plattform schon oft eindringlich für das Recht auf reparierbare Hardware getrommelt.
Durch den Fehlschlag wirkt Fairphone hier unsympathisch, einfach bräsig. Wieder einmal, leider, denn schon die Entfernung des Kopfhöreranschlusses beim FP4 bei gleichzeitigem Release eines Bluetooth-Ohrhörers ohne auswechselbaren Akku(!) hatte bei vielen Leuten in der Szene für Kopfschütteln gesorgt. Eine Rechtfertigung kam spät, war nicht überzeugend und Kritik dazu in Youtube-Kommentaren beispielsweise bleibt immer noch grundsätzlich unbeantwortet. Und beim FP5 fehlte der Kopfhöreranschluss dann direkt immer noch.
Die ungeschickten Kritikreaktion jetzt ist also nicht der erste Ausrutscher der Firma. Sondern leider beginnt sich da langsam ein negatives Bild zu verfestigen.
Linksammlung 19/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Das Indie Postmortem 2: Geneforge 2 - Infestation ist von Spiderweb, dessen Avernum 3 ich im Blog besprochen hatte. In seinen Postmortems beschreibt der Entwickler einnehmend die Ecksteine seiner Arbeitsweise, wie das ganze von der finanziellen Seite aus funktioniert.
Hocherfreulich ist LPCAMM2 Is Finally Here, and It’s a Big Deal. Ein Grund für fest montierten Arbeitsspeicher fällt damit endlich weg.
Nintendo Confirms It Will Announce Switch Successor Console ‘Within This Fiscal Year’ ist die Ankündigung einer Ankündigung, aber es ist ja doch spannend, dass damit ein Nachfolger zur supererfolgeichen Switch-Konsole in relativer Nähe ist.
Amazon Customer Service has become awful, stellt jetzt ein weiterer Linuxblogger fest. Die Erfahrung machte ich schon vor ein paar Jahren, leider.
Stuttgarter Antifa bekennt sich zu Aktion gegen AfD-Abgeordnete hatte vorher einen anderen Titel, statt Aktion stand da Attacke. Damit war die Überschrift eine verleumderische Falschmeldung der Zeit. Denn die Antifagruppe verneint in ihrer (immerhin verlinkten) Meldung jegliche Attacke, sondern bekennt sich nur zu einer völlig berechtigten Störungsaktion. Statt entsprechend zu berichten hat die Zeit somit heute für ein paar Stunden auf der Hauptseite Nazipropaganda einer Lügenpartei verbreitet, obwohl viele Kommentatoren sie darauf hinwiesen. Da frage ich mich schon, ob die Zeit nicht wieder aus meinen Lesegewohnheiten verbannt gehört.
Über Pfannen und Alternativen zu Teflon
Pfannen. Vor kurzem dachte ich noch, alles außer Teflonpfannen (=PTFE-beschichteten) sei veraltet und vom Markt verschwunden. Und ärgerte mich, meine Hauptpfanne wegen ihrer kaputtgehenden Beschichtung mit einer neuen Teflonpfanne auswechseln zu müssen, die dann auch nur ein paar Jahre halten würde.
Doch tatsächlich gibt es Alternativen. Darunter moderne, die kaum besser als Teflon scheinen, aber auch klassische, die gerade bei der Haltbarkeit viele Vorteile haben. Meine Rechercheergebnisse plus eigenen Erfahrungen:
Teflonpfannen
Teflonpfannen sind schon toll, wenn ihre Beschichtung neu ist und gut funktioniert. Es kann praktisch nichts ankleben, das ist ihr unbestreitbarer Vorteil.
Verbunden ist das mit einigen Nachteilen: Die Beschichtung kann kaputtgehen. Zerkratzen ist wohl gar nicht so schlimm, aber überhitzen ist sehr problematisch und dann auch giftig. Die Lebensdauer der PTFE-Beschichtung und damit der Pfanne ist beschränkt, auf etwa bis zu fünf Jahre. Und bei der Herstellung werden oder wurden Giftstoffe freigesetzt.
Ihr Vorteil kann beim Kochen auch zum Nachteil werden: Weil ihre Beschichtung so gut funktioniert ist es teils kaum möglich, mit ihnen z.B. Fleisch auch mal dunkler anzubraten.
Keramikpfannen
Zur Teflonpfanne werden keramische Pfannen als moderne Alternative positioniert. Die sind ebenfalls beschichtet, aber diese Beschichtung sei unproblematisch. Der Keramikname ist allerdings irreführend, die Beschichtung sieht nur so aus, echte Keramik ist das Material nicht.
Von mir nicht getestet, waren die Besprechungen dieser Pfannenart eher negativ (z.B. dieses Video von Prudent Reviews). Die Beschichtung funktioniere am Anfang gut, ginge dann aber sehr schnell kaputt. Es wäre ein weiteres Wegwerfprodukt. Und die Gesundheitsvorteile gegenüber PTFE sind auch strittig, argumentiert z.B. der Youtube-Channel Future Proof hier:
Stahlpfannen
Dann zur ersten echten Alternative: Stahlpfannen ohne jegliche Beschichtung. Da gibt es dann auch wieder Unterschiede im Detail, ob sie wirklich nur Stahl sind oder z.B. einen Kupferkern haben, aber das ändert auch beim Kochen nur Details.
Vorteile: Hält ewig, einfachgefahrlos sauberzumachen und etwas damit stärker anzubraten ist mangels Beschichtung gar kein Problem. Beim Kochen muss man kaum auf Kratzer achtgeben, auch das Ausspülen später ist problemlos.
Nachteile: Mangels Beschichtung kann Essen eben auch kleben bleiben und dann anbrennen. Öl und die richtige Kochweise (erst ausreichend heiß werden lassen, dann Öl dazugeben) hilft, aber nur ein bisschen.
Nebenbei, ich fand keine einzige in Deutschland hergestellte Stahlpfanne. Wahrscheinlich durch die hohen Strompreise hierzulande nicht rentabel zu machen. Besonders günstig sind diese Pfannen auch so nicht, aber rechnet man ihre lange Haltbarkeit ein sind sie viel preiswerter als beschichtete Pfannen.
Eisenpfannen
Hier wirds interessant. Alte Eisenpfannen sind mehr noch als die aus purem Stahl eine direkte Alternative zu solchen mit einer Antihaftbeschichtung. Denn bei ihrer Nutzung mit Öl bilde sich eine Patina, die ebenfalls eine Antihaftwirkung hat. Und diese Beschichtung geht eben nicht nach ein paar Jahren unwiederbringlich kaputt, das ist eine Option für das ganze Leben. Wieder gibt es unterschiedliche Varianten, nämlich Schmiedeeisenpfannen und schwerere Gusseisenpfannen, die sich im Detail unterscheiden – die mit mehr Masse hält die Wärme besser. Dazu kommen, sprachlich verwirrend: Pfannen aus Kohlenstoffstahl, denn die bilden ebenfalls eine Beschichtung und sind eher direkte Alternativen zu anderen Eisenpfannen als zu den oben genannten (Edel-)Stahlpfannen.
Vorteile: Günstig, annähernd unbegrenzte Haltbarkeit, Antihaftwirkung, beim Kochen und Reinigen keine Rücksicht auf Kratzer nötig.
Nachteile: Höherer bzw. ungewohnter Aufwand, nicht für alle Gerichte geeignet.
Eisenpfannen müssen (nicht immer, aber meist) nach dem Kauf eingebrannt werden, bei meiner lief das nach Herstelleranweisung mit Kartoffelschalen, Öl und Salz. Gereinigt werden sie ohne oder nur selten mit Spülmittel, um die aufgebaute Beschichtung nicht kaputtzumachen. Nach jeder Reinigung erneuert man am besten die Ölschicht, leicht mit einem Küchentuch auftragen, sonst könnte das Eisen rosten. Beim Kochen darf das Kochfeld nicht kleiner als die Pfanne sein und die Platte auch nicht zu heißgestellt werden, damit sie sich nicht verzieht. Und saure Gerichte sollen nicht rein, insbesondere auch keine Tomatensoßen, wieder wegen der Beschichtung, aber auch damit das Eisen sich nicht verfärbt.
Das liest sich jetzt wie gewichtige Nachteile, aber man muss da objektiv bleiben. Denn gleichzeitig ist es beim Kochen verdammt angenehm, einfach mal eine Gabel oder irgendwas anderes aus Metall zum Wenden nehmen zu können. Das Spülen mit Wasser und im Zweifel einem Metallschwamm ist simpel, und bei der Temperatur muss man bei einer Teflonpfanne auch aufpassen.
Das beste aber ist die lange Haltbarkeit und das die Beschichtung wirklich funktioniert. Ob Bratkartoffeln, Spiegeleier, Fleisch- oder Fleischersatz: Das Essen ist mit nur etwas Öl wirklich vor dem Anbrennen geschützt. Nicht 100%, nicht so sicher wie bei einer neuen regulär beschichteten Pfanne, aber durchaus brauchbar. Außerdem können solche Pfannen gut in den Ofen gestellt werden, nimmt man nicht gerade eine mit Holzgriff, fast ein Muss muss für unblutige Steaks.
Auch nett ist, dass Eisenpfannen in Deutschland hergestellt werden und selbst dann nicht teuer sein müssen. Auf meiner Liste weit oben war beispielsweise die günstige Eisenbratpfanne von Turk, es wurde dann aber die gebläute Helmensdorfer Eisenpfanne mit Holzgriff. Vom Griff versprach ich mir mehr Vor- als Nachteile. Ich hatte mich schnell gegen teure Gusseisenpfanne entschieden, weil es dazu mit Ceranherdoberflächen Negativerfahrungen bzgl Kratzer gab, außerdem ist eine richtig schwere Pfanne beim Kochen und Servieren durchaus eine Herausforderung.
Emaillierte Pfannen
Dann gäbe es noch Emaillepfannen, kannte ich auch als Oma-Pfannen. Von mir ewig nicht benutzt, sollen sie bei der Antihaftwirkung irgendwo zwischen Stahl- und Eisenpfannen liegen. Emaille, das ist eine stabile Glas-Metallverbindung. Das österreichische Unternehmen Riess ist für solche Pfannen bekannt, im mir sympathischen Utensil-Shop werden sehr günstige Emaille-Pfannen aus Valencia angeboten.
Diese Pfannenart ist die Empfehlung des Youtube-Channels Urgeschmack in diesem Video als Allzweckpfanne:
Wenn eine irgendwo mal über ist nehme ich sowas gerne in meine Küche auf.
Fazit bzw meine Erfahrung
Als meine PTFE-beschichtete Pfanne endgültig kaputt war wurde sie durch eine Stahlpfanne und eine Eisenpfanne ersetzt. Die Stahlpfanne ist für alles, was in die Eisenpfanne nicht kann oder wofür sie zu klein ist. Die Eisenpfanne für alles, was in der Stahlpfanne anbrennen würde. Ich bin sehr zufrieden mit der Wirkungsweise der Patina in der Eisenpfanne und ihre Kochergebnisse sind toll. Gewonnen hatte sie mich direkt, als ich nach dem Einbrennen mit ihr Bratkartoffeln aus rohen Kartoffeln braten konnte. Schön braun angebraten, wie es meine vorherige beschichtete Pfanne nie hinbekommen hatte, trotzdem ohne zu verbrennen. Wobei auch die Stahlpfanne mit etwas mehr Öl kein Problem damit hat, mal ein Schnitzel anzubraten, und weil ich allerseltenst nur Fleisch koche ist sie vll sowieso hier häufiger problemlos einsetzbar als in anderen Küchen.
Eine zweite Stahlpfanne war anderswo über und wurde mir zusätzlich geschenkt, eine kleine Teflonpfanne ist auch noch im Sortiment. Manchmal durchaus praktisch, würde ich sie aber inzwischen nicht mehr durch eine neue beschichtete Pfanne ersetzen. Dafür funktionieren die haltbaren Alternativen zu gut.
Und ja: Es gab Gerichte, wo die Teflonpfanne besser funktioniert hätte, besonders für mit ihr eingeübte Zubereitungsweisen. Beispielsweise Teigtaschen in der Pfanne im Wasser anzukochen bis es verdunstet und dann in der gleichen Pfanne weiterzubraten kann nicht funktionieren, weil keine schützende Ölschicht angelegt wird. Danach klebten die Teigtaschen fest – hier muss man sich umstellen, erst im Topf kochen, dann separat mit etwas Öl anbraten. Aber das geht dann gut.
Die Kombination aus Eisen- und Stahlpfanne würde ich daher durchaus empfehlen. Wobei, die Stahlpfanne durch eine Emaillepfanne zu ersetzen könnte durchaus eine Alternative sein. Aber das beruht nur auf Berichten anderer, nicht auf eigenen Erfahrungen. Die Materialübersicht bei Pfannenhelden sei ansonsten als Recherchestartpunkt empfohlen.
Linksammlung 18/2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Taking a break from Mastodon spricht über die negativen und feindlichen Internetkommentare auf der Plattform, die Veronica Mastodon verleiden.
How do you accidentally run for President of Iceland? Indem die Internetseite zum Unterstützen von Kandidaten durch irreführendes Design eine eigene Kandidatur lostritt. Ein Usabilityproblem.
Microsoft bans U.S. police departments from using enterprise AI tool for facial recognition klingt nur super. In Wirklichkeit betreibt Microsoft mit dem Domain Awareness System das größte Überwachungssystem der Welt. Samt Gesichtserkennung. Microsoft geht es also nicht um Ethik, natürlich nicht, sondern um Marktsegmentierung.
Intel CPUs Are Crashing and It's Intel's Fault: Intel Baseline Profile Benchmark. Die Prozessoren laufen so weit außerhalb des eigentlichen Energie- und Hitzebudgets – nötig, um mit AMD-Prozessoren mithalten zu können –, dass sie jetzt kaputtgehen. Was völlig vermeidbar gewesen wäre, würde Intel sich an die eigenen TDP-Werte halten, also den Energieverbrauch wie angegeben limitieren. Aber der Wert ist bei Intel eben nur bedeutungsloses Marketing (wobei AMD ebenfalls mehr verbraucht als vorab behauptet wird). Der Artikel zeigt die Auswirkungen auf die Leistung, wenn den Prozessoren (vernünftige) Limits gesetzt werden.