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Motorolas G52 ist eines der günstigen Telefone, von denen der Konzern jedes Jahr eine ganze Reihe raushaut. Das Besondere am G52 ist die Softwareunterstützung nicht nur durch LineageOS, sondern auch durch das besonders interessante CalyxOS. Der Brauchbarkeit des Smartphones vermutlich das Genick brechen wird Motorolas legendär schlechter Softwaresupport.
Zum Kontext: Ich habe ein Moto G52 für mich selbst gekauft, gebraucht (aus Überzeugung und weil Motorolas Mutterkonzern Lenovo auf meiner schwarzen Liste steht) und vergleiche mit meinem bisherigen LG G5, das am kaputtgehen war und das auch von LineageOS keine Updates mehr bekommt.
Das Moto G52
Doch erstmal zum Gerät selbst. Das G52 ist wie fast alle regulären modernen Telefone ein langweiliges Rechteck. Ein Kameramodul mit drei Linsen und Blitzlicht ist am Rücken angebracht. Die hintere Abdeckung ist aus Plastik, so wie auch die metallisch angemalten Seiten in Wirklichkeit Plastik sind (was man mit etwas Abnutzung auch wirklich sieht). Es gibt Modelle mit 4GB und welche mit 6GB Ram, 128 GB oder 256GB Speicher, erweiterbar mit einer Speicherkarte – meines kombiniert 6GB Ram mit 128 GB Speicherplatz. Natürlich hat es einen Kopfhöreranschluss (sonst wäre es keine Option). Prozessor sei ein Snapdragon 680 mit acht Kernen, der Bildschirm nutzt AMOLED. Die Selfiekamera ist vorne in diesen Bildschirm eingelassen, die Benachrichtigungs-LED wurde leider ohne Ersatz weggelassen.
Das ist einer der großen Unterschiede zum LG G5 von 2016 und ähnlichen alten Telefonen, mit denen ich vergleiche: Dass die Ränder eben so klein sein, dass der Bildschirm fast den ganzen zur Verfügung stehenden Platz nutzt. Da ist kein dicker Rahmen mehr, der ihn oben und unten abschneidet und der vorderen Kamera Platz geboten hätte. Das macht den Bildschirm natürlich nochmal größer, als er wegen dem sowieso schon größeren Gerät sowieso wäre – 160mm Höhe, 74mm Breite passen deutlich schlechter in meine Hosentaschen. Der Bildschirm ist so ganze 6.6" groß und streckt die Auflösung von 2400x1080, die Bildwiederholrate geht bis 90 Hz hoch.
Das LG G5 als damaliges Topmodell hatte damals, wie schon das G3, einen fantastischen Bildschirm. Allerdings IPS LCD. Der Vergleich sollte also klar das Moto G52 im Vorteil sehen, gerade was Kontrast und tiefes schwarz angeht. Aber erstmal sah es für mich nur anders aus, rotstichiger (vll war aber auch das G5 blaustichig). Problematisch: Bei zwei der drei Einstellungen auf dem G52 sind mir sogar die Farbkontraste zu gering. Wenn ich die Telefone jetzt nebeneinander halte fällt aber schon auf, dass der neuere Bildschirm deutlich heller werden kann, das Bild weniger grau wirkt und die Blickwinkelstabilität besser ist. Das G5 ist auch alt, zeigt bei entsprechenden Kontrasten den vorherigen Bildschirminhalt immer noch eine Weile als Phantombild mit an. Schon deswegen ist das G52 hier klar besser.
Statt dem G52 wäre auch das G42 oder G32 in Frage gekommen. Doch die kleinere Modelle waren kaum oder gar nicht günstiger, das G32 hat keinen OLED-Bildschirm und das G42 keine Version mit mehr als 4GB Arbeitsspeicher. Daher fiel nach dem Vergleich die Wahl auf das G52.
CalyxOS
Allen drei gemeinsam wäre die Unterstützung durch CalyxOS, was ich damit zum ersten mal selbst testen konnte.
Das Alleinstellungsmerkmal des ROMs ist der Fokus auf einen bestimmten Sicherheitsbegriff, demzufolge das Projekt nur Geräte unterstützt, bei denen der Bootloader nach der Installation wieder gesperrt werden kann. Zudem muss, wenn ich das richtig sehe, der Hersteller noch Updates für die Firmware ausliefern. Das beschränkt die Auswahl massiv, bisher waren nur die letzten Modelle vom Fairphone, das SHIFT6mq und Pixeltelefone von Google mit dabei. Und seit kurzem die drei Motorolatelefone.
Die Installation samt Bootloaderverschließen war kein Problem, daher spare ich mir auch eine eigene Installationsanleitung (es gibt eine offizielle). Schade ist – aber das ist mehr ein Problem des G52 – dass ein Unlockcode von Motorolas Webseite gebraucht wird. LGs Abschaltung dessen Äquivalent zeigt, wie anfällig solche Infrastruktur ist.
Einmal installiert funktioniert CalyxOS stabil und ist umfangreich aufgestellt. Das Androidsystem wirkt sehr wie das von LineageOS, mit ein paar sinnvollen Anpassungen. So ist F-Droid in einer Basisversion (ohne ein paar sicherheitskritischen Funktionen) vorinstalliert. Signal ist auch da und wird bei jedem Anruf als sicherere Alternative beworben, was faktisch korrekt ist, auch wenn es mir mangels Signals Verbreitung im Umfeld nicht sehr nützlich ist. Ein VPN-Client ist vorinstalliert, von mir bisher ungenutzt, und eine App um Metadaten aus Bildern zu entfernen.
Vor allem aber ist microG installiert und eingerichtet. Damit funktionieren dann wesentlich mehr Anwendungen aus dem Playstore (bzw Aurora Store, ebenfalls vorinstalliert) problemlos, z.B. kamen bei einer Bankanwendung die Benachrichtigungen an. Das ist die gewünschte Balance aus Sicherheitsfokus, Datensparsamkeit und Praxistauglichkeit, die ich bei LineageOS letztes Jahr vermisst hatte. Und ja: Auch die Lokalisierung – dessen Scheitern ich LineageOS beim G5 ankreidete – funktionierte direkt, die Ortung war schnell und auch das genaue GPS-Signal war nach kurzer Wartezeit vorhanden.
Fehler gab es auch, so wurde direkt bei meinem ersten Anruf der Bildschirm nicht abgeschaltet. Ob das an der Software oder an der Hardware lag lässt sich nicht mehr herausfinden, seitdem klappte es immer.
Fantastische Akkulaufzeit
Die Kombination aus CalyxOS und Moto G52 führt zu einer hervorragenden Akkulaufzeit. Besonders gut ist der geringe Verbrauch in Ruhephasen. Da scheint alles zu stimmen, zum einen schaltet die Hardware sich wohl ordentlich in die Schlafzustände, zum anderen muss da auch das Betriebssystem geschickt Arbeit vermeiden. Möglich, dass die von microG angebundene Infrastruktur für Pushbenachrichtungen da wirklich etwas bringt und den Verbrauch von Telegram und Signal reduziert. Die genaue Laufzeit kann ich so gar nicht beziffern, aber die Verlaufsanzeige verrät beispielsweise, dass ich heute Nacht keine 5% verlor und bei einem Ladestand von 55% eine verbliebene Laufzeit von anderthalb Tagen vermutet wird. Und das ist bei meiner Nutzung nicht unrealistisch.
Unterstützt wird auch ein Ladelimit, sodass der Akku nie über beispielsweise 90% geladen wird. Das sollte seine Lebenszeit erheblich verlängern. Nicht unwichtig, gerade bei einem fest verbauten und verklebten Akku, wobei ein Auswechseln des Akkus (auch dank des Plastiks statt Glas des Rückteils) machbar aussieht.
Gemischte Audioqualität
Bei einem Testanruf wurde dem Moto G52 kein Vorteil, aber auch kein Nachteil zum LG G5 attestiert. Auf meiner Seite empfand ich die Sprachwiedergabe am LG G5 besser, wie sehr das am Lautsprecher im Ohrteil oder an einer etwaig anderen Lautstärke lag kann ich nicht klar aufdröseln.
Beim Lautsprecher sind beide Telefone nicht gleichwertig. Positiv fällt trotzdem der Vergleich zum alten Samsung Galaxy A3 aus, dessen Lautsprecher einfach zu schwach war. Beim G52 ist der Lautsprecher dagegen laut genug für den Alltag, aber etwas zu schwach für schwierige Situationen wie dem Podcasthören beim Kochen, wenn die Dunstabzugshaube übertönt werden soll. Das war auch beim LG G5 so. Dessen Soundqualität ist aber klar besser, wenn es um Musik geht. Vielleicht etwas dumpf, klingt es klar besser als die blecherne Wiedergabe des Moto G52. Ich habe eine Testaufnahme versucht, jeweils aufgenommen mit meinem Computermikrofon. Ist etwas leise geworden, aber ich denke man hört den Unterschied deutlich genug.
Das Moto G52 zuerst:
Das LG G5 zum Vergleich:
Das Original ist hier.
Schwache Fotoqualität
Mit dem neuen kleinen menschlichen Wesen im Haus war die Möglichkeit Fotos zu schießen mir natürlich wichtig, und es war ein Faktor dafür, neben den fehlenden Updates die Neustarts des G5 bei aktivierter Kamera nicht weiter hinzunehmen.
Das G52 hat eine Makro-, eine Weitwinkel- und eine reguläre Linse. Die Makrolinse empfand ich bisher als unbrauchbar, die Bilder wurden zu einem Pixelrauschen. Ein Beispiel:
Die anderen Linsen empfand ich als etwas besser. Für die Hauptkamera im folgenden ein Vergleich, das gleiche Motiv zum fast gleichen Zeitpunkt, zuerst das Moto G52 (CalyxOS) , dann das LG G5 (LineageOS), und schließlich das Xiaomi Note 8T (Herstellersoftware):
Für meine Augen ist das Bild des Moto G52 auf den ersten Blick okay, aber im Detail nicht gelungen. Und das scheint mir repräsentativ für die allgemeine Bilderqualität dieser Kamera, wenn ich so durch meine Galerie schaue. Im Thumbnail sieht es noch gut aus. Aber im verlinkten großen Bild (wenn auch auf 1920p herunterskaliert) scheint ein Schärfefilter die Details zu zersetzen oder die Farbabstimmung um den Gammawert nicht zu stimmen, was im Thumbnail kaum auffällt, im großen Bild aber schon. Im Ergebnis sind die Farben trist und manche Details, wie die hellen Pflanzenhalme, sehen unecht aus. Beim G5 und dem 8T sehe ich dagegen keine deutlichen Qualitätsunterschiede. Beide Bilder sind unterschiedlich, aber besser als das vom G52. Das Xiaomigerät überzeichnet die Farben etwas, beim G5 sind die Details nochmal klarer und die Farben lebensechter.
Allerdings: Das G5 hat die Eigenheit, den Fokus eines eigentlich klaren Bilders wieder zu verschieben, sodass manchmal Bilder mehrere Versuche brauchen. Diese Macke hat das G52 nicht, immerhin.
Trotzdem ist das etwas enttäuschend. Ich hatte angesichts des Alters keinen Qualitätsverlust zum G5 erwartet, das ja auch nicht mit der Herstellersoftware läuft. Das schlechtere Ergebnis des G52 kann damit an der Hardware liegen, aber auch fehlende oder falsche Firmware speziell in CalyxOS könnte das Problem verursachen.
Ich sah also ein paar Schwächen. Die Kamera zeigt Macken und der Lautsprecher ist nicht optimal.
Aber das G52 ist günstig und wird mit CalyxOS von einer guten Androidvariante unterstützt. Es hat einen guten Bildschirm, eine tolle Akkulaufzeit und dabei eine gute Prozessorleistung (doppelt so stark wie mein auch schon ausreichendes LG G5, im StressTest). Der nicht optimale Lautsprecher ist ausreichend für Video- und Podcastkonsum, die Bilder immer noch gut genug, um Erinnerungen ordentlich festzuhalten. Zudem stimmt mit 6 GB Ram (die Variante mit 4 wäre etwas wenig), 128 oder 256 GB Speicherplatz, microSD-Kartenslot und Kopfhöreranschluss die Ausstattung.
Als Übergangstelefon in die Zeit EU-regulierter reparierbarer Telefone könnte es daher an sich taugen. Wenn denn der Softwaresupport hält – aber genau das ist zweifelhaft. Als ich es kaufte war der dessen Dauer noch unklar, mittlerweile schätzt CalyxOS August 2025 als Supportende ein. Das wäre zu wenig. Zusammen mit den Hardwareschwächen bin ich daher nicht überzeugt davon, dass das Moto G52 ein besseres Übergangstelefon ist als es ein altes Flagschifftelefon wäre – eines in der Liga des LG G5, nur etwas neuer und mit bestehendem Support durch ein alternatives Android; wie z.B. das Samsung S10(e) oder das (etwas teurere) OnePlus 7 Pro.
Kalender und Kontakte synchronisieren (Android, Baïkal)
Bei Androidtelefonen ohne Googledienste, wenn beispielsweise LineageOS ohne diese genutzt wird, werden normalerweise keine Daten in der Cloud gesichert. Wenn dann ein Backuptelefon dazukommt oder das Hauptgerät gewechselt werden soll, müssen die Kontakte umständlich per Datei übertragen werden, der Standardkalender Etar kann seine Einträge sogar gar nicht exportieren. Da genau so ein Wechsel bei mir anstand habe ich endlich eine Synchronisierung von Kalender (CalDAV) und Kontakten (CardDAV) eingerichtet. Meine Wahl fiel auf Baïkal, gehostet auf Uberspace.
Server: Baïkal
Für Baïkal sprach, dass es sich als leichtgewichtige Lösung präsentiert, dessen Installationsanleitung auch noch simpel schien. Ein Teil davon ist, dass es mit PHP umgesetzt wurde – und PHP-Anwendungen sind eigentlich generell einfach zu installieren, harmonisieren auch gut mit Hostern wie Uberspace. Uberspace hatte ich bereits zur Hand; stattdessen sollte sich auch jeder andere Hoster eignen, auf dem eigene Serverdienste installiert werden können.
Eine Alternative zu Baïkal schien mir auf den ersten Blick sabre/dav zu sein, aber dessen Ansatz einer manuell zu editierenden server.php verriet dann, dass es sich tatsächlich um einen (sogar von Baïkal genutzten) Entwicklungsbaustein und nicht um eine Lösung für Anwender handelt. Ansonsten stolperte ich über Radicale, aber als Python-Programm wäre das umständlich zu betreiben gewesen. DAViCal klang da als PHP-Programm besser, aber mir entging, dass es auch CardDAV unterstützt hätte. Viel mehr Lösungen abseits von Nextcloud sah ich nicht, was mir eine zu große Lösung mit zu vielen Zusatzfunktionen war. Am Ende blieb es also bei Baïkal, das dann auch tatsächlich so einfach einzurichten war wie erhofft.
Installation auf Uberspace
Es gibt in der Dokumentation von Uberspace eine Anleitung, die ich leicht anpassen würde.
Per SSH auf dem Uberspace, ziehen wir zuest das neueste Release von Baïkal. Derzeit wäre das:
wget https://github.com/sabre-io/Baikal/releases/download/0.9.5/baikal-0.9.5.zip
Dieses Archiv muss nun entpackt werden:
unzip baikal*.zip
Und schon haben wir den Ordner baikal zur Hand, der nach /var/www/virtual/ verschoben werden sollte:
mv baikal /var/www/virtual/$USER/
Damit das ganze dann auch von außen zugreifbar ist, setzen wir einen Symlink im Verzeichnis html/:
ln -s /var/www/virtual/$USER/baikal/html/ $HOME/html/baikal
Jetzt kann https://$USER.uber.space/baikal
im Browser angesteuert und die Installation fertiggestellt werden, was bei Verwendung von SQLite auch nichts weiter erfordert. Passwort für den Adminnutzer wählen, damit steht die Instanz.
In der nun auftauchenden Verwaltungsoberfläche sollte nun aber noch ein Nutzer angelegt werden. Hier wird ein Nutzername, ein Anzeigename und nochmal ein Passwort vergeben. Diesem Nutzer wird automatisch ein Kalender und ein Kontaktbuch angelegt, damit haben wir nun etwas, mit dem die Synchronisation laufen kann.
Android: DAVx⁵ einrichten
Überraschenderweise läuft diese Synchronisation nun nicht direkt über die Anwendung für die Kontakte bzw den Kalender. Stattdessen braucht es eine Zwischenschicht, welche die Synchronisation zwischen Telefon und Server übernimmt. Eine solche (und wohl die Standardlösung) ist DAVx⁵.
Installiert werden sollte die App über F-Droid. Danach starten, die angefragten Rechte geben. Nun öffnet sich das Hauptmenü. Dort unten rechts auf +
drücken. In der nun auftauchenden Auswahl ist Login with URL and user name bereits ausgewählt. Continue
. Im nun auftauchenden Menü müssen wir die Baikaldaten eingeben. Lief die Installation wie oben beschrieben ist das zuerst https://$USER.uber.space/baikal/dav.php/
, wobei $USER der Name des genutzten Uberspace ist (und bei einem anderen Hoster ist die URL entsprechend anders). Der untendrunter zusätzlich angefragte Nutzername ist der des im letzten Schritt der Installation angelegten Baïkal-Nutzers (Vorsicht: Nicht der Anzeigename, ich verhedderte mich da), eine Emailadresse ist (für die Anzeige in Android) auch einzugeben, zuletzt folgt das vergebene Passwort.
Einmal noch bestätigen und die DAV-Integration sollte stehen.
Android: Kontakte übertragen
Androids Standardanwendung für Kontakte, die bei ROMs wie LineageOS und CalyxOS genutzt wird, macht uns die Übertragung der Kontakte einfach. In den Einstellungen gibt es den Punkt Default accounts for new contacts. Dort wählen wir den nun verfügbaren DAV-Account aus. Weiter unten gibt es den Menüpunkt Export, die verfügbare .vcf-Datei ist genau richtig. Denn die können wir nun direkt wieder importieren.
So landen die alten Kontakte alle im CardDAV-Account, DAVx⁵ kann sie nun synchronisieren. Einmal manuell anstoßen, schon sollte die Weboberfläche von Baïkal die Kontakte gezählt haben.
Android: Kalender übertragen
Beim Kalender macht es uns der Standardkalender Etar leider nicht so einfach. Denn der hat schlicht keine Funktion, mit der Termine von wahrscheinlich bisher genutzten Offline-Kalendern exportiert werden können. Doch glücklicherweise sind die Termine nicht Etar vorbehalten, wir können also ein anderes Programm für den Import und den Export wählen.
Ich hielt mich da an den Vorschlag dieses Kommentar und installierte erstmal den Simple Calendar Pro. Das ist zwar Teil einer gekaperten Softwaresammlung, die Version in F-Droid stammt aber von vor der Übernahme. In den Einstellungen der Anwendungen war dann CalDAV sync zu aktivieren, alle Kalender auswählen, dann einmal synchronisieren lassen (der Kommentar meint per Wischgeste von oben nach unten, visuelles Feedback sah ich dazu nicht, aber die Synchronisation lief so oder so durch). Danach konnte wieder bei den Einstellungen ganz unten der Export in eine .ics-Datei durchlaufen.
Der Import aber ging nicht direkt, denn die Termine seien schon vorhanden – wieder komplizierter als bei den Kontakten, wo der Import in den DAV-Account trotzdem startete. Hier ist die sich heikel anfühlende Lösung, einfach die alten Kalender zu löschen. Das machte ich in Etar. Danach lief der Import (im Simple Calendar Pro) in den CalDAV-Account problemlos durch.
Ich schreibe diesen Artikel kurz nach der Einrichtung von dem ganzen und kann noch nicht mit Langzeiterfahrungen dienen. Sollten sich Probleme auftun, werde ich den Artikel editieren.
Grundsätzlich finde ich es etwas schade, dass für diese Synchronisation überhaupt eine Serveranwendung nötig ist. Sowas könnte auch per P2P laufen, über eine kurze Abfrage gesichert. Aber nur DecSync CC ist ein in diese Richtung gehender Ansatz, der Syncthing und ähnliche Anwendungen einspannt um Kalender und Kontakte zu synchronisieren. Doch die Fehlerberichte waren leider nicht vertrauenserweckend, außerdem wäre eine eigenständige Lösung sicher komfortabler.
Wobei die Serverlösung den Vorteil hat, auch dann zu funktionieren wenn das alte Telefon nicht mehr verfügbar ist.
Generell wahrscheinlich ein Anwendungsfall, der durch die Cloudlösung von Google so weit dominiert wird, dass man sich glücklich schätzen muss überhaupt eine Alternative verfügbar zu haben.
Fairphone verkackt den Umgang mit (LTT-)Kritik
Als das Fairphone 5 vor einer kurzen Weile von dem Linus des Youtube-Channels Linus Tech Tips (LTT) ausführlich besprochen wurde, war das eine große Chance für die Firma. Fairphone ist bisher eher ein europäisches Ding und auch hier sicher nicht Mainstream, die zweite Vorstellung vor Millionen von Zuschauern (LTT hatte vorher schonmal das Fairphone 4 besprochen) konnte der Reichweite für das sympathische Konzept eines fair produzierten und reparierbaren Telefons nur guttun. Dann war das Fazit im Video aber leider durchwachsen:
Es passte nicht zu den Anforderung von Linus, der das Gerät wohl wirklich eine ganze Weile für sich selbst getestet hatte, und zeigte sich technisch deutlich schwächer als andere Telefone in der Preisklasse.
Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Dass das Fairphone 5 nicht perfekt ist weiß jeder, der sich den fehlenden Kopfhöreranschluss ins Gedächtnis ruft. Viel schlimmer als ein eher negatives Review war die Reaktion von Fairphone, die sie in ihrem Youtube-Channel als Reaktionsvideo veröffentlichten:
Mitgründer und Produktmanager Miquel Ballester Salvà zeichnet in dem Video leider das Bild einer Firma, die Kritik weder versteht noch mit ihr umgehen kann. Nun ist Ballester Salvà wahrscheinlich kein Medienprofi wie Linus und Fairphone für eine Telefonfirma (trotz Millioneninvestition) immer noch eine kleinere, überbewerten muss man ein Verfehlen des richtigen Tons nicht. Aber man kann sich schon fragen, ob die feindselige Reaktion ein gutes Zeichen für den Nutzerfokus des Projekts ist. Und auf jeden Fall kann man sich anschauen, welche Reaktionen besonders daneben waren, wie es besser gegangen wäre. Ich werde da im Folgenden ein paar Beispiele diskutieren.
Einschub zur Positionierung bzw meinen Prämissen: Das Fairphone 5 ist die Topempfehlung meiner Filterseite für nachhaltige Telefone, sustaphones, gefolgt vom Fairphone 4. Ich unterstütze die erklärten Ziele der Firma von nachhaltigerer, reparierbarer Hardware ausdrücklich. Allerdings besitze ich kein Fairphone, halte mich schon wegen des hohen Preis lieber an gebrauchte Hardware, und der fehlende Kopfhöreranschluss ist für mich ein Ausschlusskriterium. Seit dessen Entfernung in den neueren Modellen sehe ich das Projekt kritischer.
Reaktionen im Detail
Ich werde die ausgesuchten Stellen beschreiben oder direkt zitieren, immer mit Links zu den jeweiligen Abschnitten.
Ignorieren von Fehlern direkt zu Beginn
Es beginnt direkt holprig. Gezeigt wird der Beginn des LTT-Videos, in dem Linus sich zum Fan der Nachhaltigkeitsziele des Projekts erklärt. Durch eine lange Unterstützung von Softwareupdates habe Fairphone auch viel Zeit, Probleme auszubessern – was gut sei wegen "solchen Dingen", dabei zeigt die Bildspur, wie das Fairphone mehrfaches Tippen auf den Bildschirm beim Abspielen eines Videos ignoriert.
Ballester ignoriert diesen Fehler einfach. Er geht nur auf den Abschnitt zuvor ein. Dass er sich noch an den gleichen Lobgesang aus dem Review des FP4 erinnere, dass sie immer noch hier seien, mit 150 Leuten. Mit dem FP5 habe man nun ein Telefon geliefert, das leichter sei, eine bessere Kamera habe und genauso reparierbar. "Aber jetzt weiter mit dem Video".
Das ist ein denkbar ungünstiger Einstieg. Der Zuschauer fragt sich, was es mit dem Fehler bei dem Video auf sich hatte. Ballester hätte das hier ansprechen können, hätte mindestens erwähnen müssen, dass er zum Fehler später noch komme. Da er das aber nicht erklärt, entsteht direkt zu Beginn der Eindruck, dass er eben nicht da ist um unangenehme Probleme zu erklären, sondern sie zu ignorieren versucht.
Die Position der SD- und Simkarte
Kurz darauf kritisiert Linus die Position der Sim- und der SD-Karte. Um die zu wechseln muss man nämlich den Akku des Telefons entfernen. So cool es sei, dass der Akku leicht zu wechseln ist, warum müsse das so positioniert sein?
Ballester entgegnet:
Wie oft wechselst du die Simkarte und die SD-Karte? [Jemand schmunzelt hörbar hinter der Kamera.] Ich glaube, ich habe das nur einmal gemacht.
Das ist die falsche Antwort. Linus hatte nach dem Warum gefragt, diese Frage zu beantworten hätte hier gut gepasst. Dass Nutzer die Karten so selten wechseln könnte dabei ein Teil der Antwort sein. Vielleicht ist die Positionierung auch besser für die Reparierbarkeit. Oder sogar geschickt, weil so sichergestellt ist, dass das Telefon beim Wechseln der Karten aus ist. Ich weiß es nicht, aber eine Erklärung wäre auf jeden Fall besser gewesen als diese ausweichende Antwort. Denn so entsteht wieder der Eindruck, dass Kritik nicht angenommen wird.
Mich persönlich hätte die Begründung für die Positionierung auch wirklich interessiert. Sie ist ja schon auffällig unpraktisch, aber das Fairphone ist mit dieser Designentscheidung nicht allein. Ich erinnere mich daran, selbst schon Telefone mit dieser Platzierung der Kartenslots besessen zu haben.
Die Akkulaufzeit
Im Review wurde die Akkulaufzeit verglichen, wie solche Tests es oft machen. Linus sagt:
Einmal geladen, hielt der Akku des Pixel-Telefons doppelt so lange, bis es vollständig entladen war.
Wieder sucht Ballester eine Ausflucht:
In einem sehr speziellen Szenario, richtig? Da steht Youtube-Playback. Ich meine, das Fairphone 5 gibt dir 10 Stunden Youtubezeit. Möchtest du 10 Stunden Youtubevideos sehen?
Das ist eine fürchterliche Antwort (und war für mich der Anlass, diesen Artikel zu schreiben). Nutzern ist die Akkulaufzeit wichtig, es ist so ziemlich der Faktor beim Auswählen eines Telefons – oder zumindest ist eine schlechte Akkulaufzeit der Grund, ein Telefon nicht zu nehmen oder das alte auszuwechseln. Ob das jetzt 10 oder 40 Stunden hält, der Punkt ist, dass das getestete Pixel-Telefon doppelt so lange durchhielt. Und das ist in vielen Situationen praktisch, denn normalerweise schlägt sich sowas nicht nur bei Youtube nieder, sondern z.B. auch auf die generelle Akkulaufzeit während einer Reise, im Zweifel ganz ohne Youtube. Die Kritik ist niederschmetternd, sie aber als unberechtigt darzustellen… mehr kann man sich in dieser Situation eigentlich gar nicht schaden.
Dabei, und das ist das frustrierende, ist eine gute Antwort so einfach. Das FP5 hat einen auswechselbaren Akku. Braucht ein Nutzer eine längere Laufzeit, kann er problemlos einen vollen Akku in das Telefon schieben. Das ist neben der Reparierbarkeit der große Vorteil des ganzen Konzepts! Aber der Produktmanager(!) des Telefons kommt da nicht drauf. Unfassbar.
Es hätte auch noch andere akzeptable Antwortmöglichkeiten gegeben. Dass für die Modularität der Akku kleiner sein müsse. Dass die Software-Optimierung noch nicht perfekt sei, dafür Ressourcen fehlten, aber man es verbessern wolle. Oder dass es wirklich nur die Youtube-Situation betreffe, wegen eines fehlenden Hardwaredekodierers des dafür besonders langlebigen Prozessors. Könnte ja alles durchaus sein, aber irgendeine Erklärung hätte es hier unbedingt gebraucht, selbst wenn die Auswechselbarkeit des Akkus spontan nicht in den Kopf kam.
Ein halbes Positivbeispiel: Die Bildschirmränder
Ballester kann auch anders, und das zeigt dann direkt, wie das Video hätte laufen können. Das will ich als abschließendes Positivbeispiel (mit Einschränkung am Ende) bringen. Linus kritisierte die Vorderseite des FP5:
Wie beim Fairphone 4 sind die Bildschirmränder [Bezels] so groß wie sie uneinheitlich sind. Dabei sind die oberen und unteren Ränder mindestens ein ganzes k dickker als die Seitenränder.
Hier funktioniert die Erklärung des Projektmanagers, denn er gibt eine. Im Verlauf der Produktionsplanung müsse für die Antenne der Bildschirm herumgeschoben werden, damit die mit den verschiedenen Providern getestete Empfangsqualität erreicht wird. Dabei entstünden diese ungleichen Ränder.
Diese Erklärung ist glaubhaft, man kann sich das Prozessproblem gut vorstellen, und vor allem wird hier erstmals im Video die Kritik nicht als illegitim dargestellt. Die ihr zugestandene Erklärung validiert sie, aber sie validiert auch für einen Moment Ballester. So eine Begründung kann der Kritik durchaus ihren Stachel nehmen. Und so hätte auch der Rest des Videos laufen sollen.
Allerdings: Diese Erklärung wird erst nach einem weiteren Ausweichversuch gegeben. Ballester beginnt so:
Linus, du hättest auch sagen können, dass die Ränder viel gleichmäßiger sind als beim Fairphone 4, denn daran haben wir sehr gearbeitet.
Das wiederum war direkt die falsche Richtung, ein klares Eingeständnis, dass die Kritik persönlich genommen wurde. Als ob es Linus Aufgabe gewesen wäre, die Gefühle des Fairphone-Teams zu schonen, statt seine Zuschauer zu informieren. Dieser Start macht die darauf folgende ordentliche Erklärung deutlich schwerer wertzuschätzen. Selbst bei dem einen Positivbeispiel ging also noch etwas schief.
Es gab auch noch andere akzeptable Entgegnungen. So hat Ballester auch auf Kritik mit "Das sehe ich auch so, das kommt auf die Liste" geantwortet. Das ist etwas, aber eine Erklärung zu geben warum das Problem besteht wäre besser gewesen.
Generell aber war dieses Youtube-Antwortvideo ein furchtbares Desaster. Es zeichnet das Bild eines kritikunfähigen Projekts, das Nutzerfeedback negativ sieht. Dabei ist das FP5 ein Luxusprodukt, das primär über Zuneigung zu der Mission und ethischer Überzeugung zu rechtfertigen ist, zu stark ist die günstige Konkurrenz des Massenmarkts. Und das ist generell ein Knackpunkt solcher Produkte: Ob es jetzt um alternative Linuxtelefone oder fair produzierte geht, wieviele Einschränkungen sollte der Kunde hinnehmen? Wo sind hoher Preis und geringere Qualität noch die unvermeidbaren Auswirkungen der Marktrealität und der kleinen Produktionsmenge, und wo zahlt man ohne echte Rechtfertigung für ein schlechteres Produkt durch die Nase, nur wegen einer Darstellung als sich besonders kümmernde Firma? Bei solchen Fragen muss Fairphone für einen Erfolg unbedingt auf der richtigen Seite landen, wobei gezeigte Nutzerorientierung und Kritikfähigkeit neben allen ethischen Positionierungen sicher einen großen Einfluss haben kann.
Ich frage mich, ob sich bei der Kritikfähigkeit aber gerade die ethische Mission der Firma negativ auswirkt. Fairphone muss es gewohnt sein, gelobt zu werden. Ihr ganzer Ansatz ist darauf ausgelegt, sich mit Kunden zu umgeben, die das ideologische Ziel (Faire Produktion oder Reparierbarkeit) höher schätzen als mögliche praktische Einschränkungen im Alltagsbetrieb im Vergleich zu den nunmal günstigeren Wegwerfprodukten. Auch in der europäischen Presse sah ich über Fairphone bislang kaum ein schlechtes Wort. Gibt es mal Kritikpunkte, wie im Review von Computerbase, wurde das immer mit der Wichtigkeit der Mission ausbalanciert und am Ende das Telefon darüber doch empfohlen. Da war die Herausstellung der technischen Defizite durch LTT vielleicht zu ungewohnt, zu viel für das gehobene Selbstbild?
Fairphone sollte jetzt lernen und zukünftig besser reagieren. Kritik ist nicht wegzuwischen, sondern Kritikpunkte sollten ernstgenommen und erklärt werden. Vor allem, wenn sie aus einer Ecke kommt, die so positiv zu den Zielen der Firma zu stehen scheint – Linus Sebastian ist immerhin einer der Investoren in Framework, der Firma hinter dem (kürzlich auch bei GNU/Linux.ch gelobten) modularen reparierbaren Laptop, und hat auf seiner Plattform schon oft eindringlich für das Recht auf reparierbare Hardware getrommelt.
Durch den Fehlschlag wirkt Fairphone hier unsympathisch, einfach bräsig. Wieder einmal, leider, denn schon die Entfernung des Kopfhöreranschlusses beim FP4 bei gleichzeitigem Release eines Bluetooth-Ohrhörers ohne auswechselbaren Akku(!) hatte bei vielen Leuten in der Szene für Kopfschütteln gesorgt. Eine Rechtfertigung kam spät, war nicht überzeugend und Kritik dazu in Youtube-Kommentaren beispielsweise bleibt immer noch grundsätzlich unbeantwortet. Und beim FP5 fehlte der Kopfhöreranschluss dann direkt immer noch.
Die ungeschickten Kritikreaktion jetzt ist also nicht der erste Ausrutscher der Firma. Sondern leider beginnt sich da langsam ein negatives Bild zu verfestigen.
Warum ich 2024 nach Alternativen zu LineageOS suchen werde (von Bankingapps zu Projektzustand und -ausrichtung)
LineageOS ist die große alternative Androiddistribution, die übliche Wahl, will man ein Smartphone von Googles Diensten befreien oder einem nicht mehr unterstütztem Gerät neues Leben einhauchen. Das Lineage-Projekt unterstützt eine fantastisch große Auswahl an Telefonen (und ist daher prominent auf meinem nachhaltigem Telefonfinder sustaphones vertreten) und bietet für sie ein schlankes Android mit einigen nützlichen Kernprogrammen. Ich selbst nutze LineageOS seit Jahren für mein privates Telefon und hatte sogar mit dem Spark+ von Wileyfox die kommerziellen Bemühungen des Vorgängerprojekts unterstützt. Und als Anwendungsentwickler bemühte ich mich, unsere Anwendungen auf LineageOS lauffähig zu halten und testete entsprechend auch damit.
Aber gerade in 2023 haben sich bei mir Zweifel breitgemacht, ob LineageOS für mich – und teilweise, für alle – die richtige Wahl ist. Daher habe ich schon dieses Jahr nach Alternativen geschaut und glaube, dass sich das 2024 verstärken wird.
Probleme mit Bankingapps und mehr
Tatsächlich habe ich schon ein Gerät umgestellt: Mein Zweittelefon. Das dient eigentlich als Backup und bekam mit dem Wechsel zu /e/ (vom Murenaprojekt) die Zusatzaufgabe, Anwendungen für Banken und ähnliches abzudecken. Auch deswegen fehlten die in meiner Appliste letzte Woche, neben Sicherheitsbedenken.
Auf Lineage funktionieren diese Apps nicht, nicht ohne weiteren Aufwand zumindest. Ich bin genau einer einzigen Bankapp begegnet, bei der das anders war: Consorsbank SecurePlus funktionierte den negativen Bewertungen zum Trotz direkt hervorragend. Alle anderen von mir getesteten aber kommen ohne Google-Dienste nicht zurecht.
Die aber liefert LineageOS nicht. Man kann sie manuell mitinstallieren, hängt dann aber wieder am Haken von Google, wofür ein Android wie LineageOS doch genau die Alternative ist. Doch scheinbar sieht sich LineageOS selbst nicht so: Da es konsequent Begrenzungen von Android ohne Google nicht ausbügelt scheint der beabsichtigte Nutzungsmodus der mit den Googlediensten zu sein. Dass dem so ist, wird aber nicht kommuniziert.
Das zweite Beispiel dafür ist die Lokalisierungsfunktion. LineageOS kann natürlich GPS – aber GPS alleine ist eine Qual und funktionierte in der Praxis bei mir noch nie. Googles Android fängt das mit einer Funkzellenlokalisierung auf, mit der erstmal eine etwas ungenauere Position bereitsteht, GPS liefert dann nach einer Weile die Feinpositionierung. Doch LineageOS baut dieses Verhalten nicht nach.
Doch kann man das dem Projekt negativ zurechnen, liegt der Hund nicht bei Android selbst begraben? Andere Projekte zeigen: Das ginge durchaus besser. So gibt es mit microG eine Alternative zu den Googlediensten. Bei /e/ ist die vorinstalliert, deswegen funktionieren dort alle von mir getesteten Bankenanwendungen. Und für die Funkzellenlokalisierung gibt es UnifiedNlp mit einer Datensammlung von Mozilla im Hintergrund. Lineage müsste das nur einbauen.
Aber nicht nur macht LineageOS das nicht: Es macht es auf vielen Ebenen schwieriger, sowas selbst nachzuholen. Zum Beispiel, indem Signatur-Spoofing nicht unterstützt wird, was unter anderem zur Anfangszeit von Corona für die microG-Implementierung der Bluetooth-API gebraucht wurde. Und indem keinerlei Lösung für Root bereitgestellt wird. So war es mir deswegen mittlerweile unmöglich, den Rootrechte benötigenden Advanced Charging Controller richtig zu aktivieren. Früher gab es da mit Magisk eine Lösung, die entwickelte sich aber zwischendurch ebenfalls unbrauchbar und hätte nach jedem Lineage-Update eine Neuinstallation gebraucht. Für letzteres kann Lineage erstmal nichts, aber Lösungen stellt das Projekt eben auch – laut Eigenaussage gar absichtlich – nicht bereit.
LineageOS macht sich ungezwungen unsympathisch
So sitzt LineageOS schon mit seiner Ausrichtung zwischen allen Stühlen. Nur mit Googlediensten zu funktionieren spricht nur Massennutzer an, die aber installieren eher sowieso kein alternatives Android. Wenn ich aber also einen Fork mit microG benutzen müsste, warum soll ich dann überhaupt bei LineageOS bleiben und nicht ein Projekt wählen, das direkt auf solche Nutzungsprobleme eingeht?
Doch es ist mehr als das: LineageOS verbietet sogar die Diskussion über solche Probleme. Und generell über alle Probleme, die Nutzer mit dem Projekt haben könnten. So sehen die Reddit-Regeln aus:
- Do not ask for an ETA
- Do not ask whether your device will be supported
- No VoLTE requests
- Bugs should be reported by following the instructions on the wiki, they should not end up here.
- Don't ask for help with non-Lineage ROMs. We only support LineageOS, not things 'based on' LineageOS.
- Do not ask for features to be added
- No Xposed/Magisk/SuperSU/MicroG/Substratum discussion
- Please don't post links to unofficial builds or unofficial news sources. If it's not lineageos.org -- it's not official.
- Don't write news/make announcements that primarily pertain LineageOS
Nicht nur ist das unheimlich repressiv: Es ist auch in den Details wahnsinnig. VoLTE zum Beispiel, das heißt Voice over LTE. In manchen Ländern wie den USA wurde mit 3G auch gleich 2G abgeschafft, über dieses Netz liefen zuvor die Telefongespräche. Die sollten jetzt alle über LTE (4G) laufen. Das geht mit manchen Providern und manchen Geräten, aber nicht mit allen. Es ist ein absoluter Blocker für viele betroffene Nutzer, es ist existenzgefährdend für das gesamte Lineage-Projekt. Und das offizielle Supportforum verbietet nun jede Diskussion und jedwede Nachfrage darüber, denn so wird diese Regel von den Moderatoren interpretiert. Ergebnis sind frustrierte Nutzer und ein Unvermögen, innerhalb des Projekts dieses extreme Problem anzugehen.
Oder das mit den Funktionen: Nicht nur ist das genau, wie man FOSS-Projekte nicht machen sollte, weil Funktionswünsche von Nutzern elementar wichtig für jede sinnvolle Weiterentwicklung sind. Mit dieser Regel werden sogar Dokumentationswünsche geschlossen, bei denen der nachfragende Nutzer anbietet die nötige Arbeit selbst zu machen! Es ging da bei einem mir besonders übel aufstoßenden Post um ein Datum, das der Nutzer von sustaphones hätte übernehmen können, was ich ihm anbot. Nach dem Schließen des Threads wurde dann da natürlich nichts draus, die anderen Lineagenutzer sind ärmer dafür.
Und natürlich brauchen Nutzer einen Ort, um den Entwicklungsstand der nächsten Versionen zu erfragen! LineageOS kommuniziert null mit seinen Nutzern. Es gibt keine Ankündigungen einer Projektleitung (gibt es die überhaupt?), keine Entwicklertagebücher (ins Blog wurde seit einem Jahr nicht geschrieben), Pläne für die Zukunft bleiben unbekannt, es gibt gar nichts. Anstatt dann bei Nachfragen das als Problem zu erkennen und durch irgendeine Form von Transparenz ihren Quell zu beseitigen, verbieten sie mit den Fragen das Symptom.
Lineage macht es sich wirklich unnötig schwer. Es ist ein Projekt, das eine engagierte Nutzercommunity brauchen würde, es vergrault aber in seinem Hauptdiskussionsforum so effizient wie möglich jeden engagierten Nutzer. Es ist ein Projekt, das freie Software und ein befreites Android bewirbt, ist dann aber ohne Googledienste nur mit starken Einschränkungen nutzbar und tut nichts dagegen – verbietet sogar die Diskussion über existierende Lösungen. Und es ist ein Projekt, das die starke Anpassbarkeit des Systems bewirbt, blockiert aber an allen Stellen wo möglich ebendiese, wo auch immer sie über das Anpassen des Bildschirmhintergrundes hinausgeht.
Sind das die Auswirkungen der gescheiterten Kommerzialisierung? Meine Theorie ist, dass LineageOS als Cyanogen sich von allem fernhalten wollte, was Google oder Provider verärgern könnte. Deswegen war dann ein Sprechen über Restriktionsmanagement wie Safety-Net und existenzbedrohendes wie VoLTE verboten. Das ist nun nach der Pleite im Nachfolgeprojekt immer noch so, ohne dass es irgendeinen validen Grund geben würde.
Welche Alternativen es gibt
Dieses Verhalten von LineageOS schafft immerhin Platz für andere Androidprojekte. Viele davon sind Forks von LineageOS, bessern aber die Nutzungsprobleme aus. So bei dem von mir getesteten /e/, das nicht nur mit microG meine Bankanwendungen unterstützt, sondern direkt eine gute funktionierende freie App integriert hatte, um diese auch aus dem Playstore zu installieren und automatisch zu aktualisieren. Zusätzlich werden von dem System weitere Alternativen zu den Googleapps bereitstellt. Nicht alles davon funktioniert wohl perfekt, aber wenigstens ist da überhaupt ein Problembewusstsein und Lösungswille erkennbar.
Ähnlich bei CalyxOS: Auch hier ist microG und sind die Mozilla Location Services vorinstalliert, zusätzlich setzt das System einen sehr viel stärkeren Fokus als LineageOS auf Datenschutz und Sicherheit. Das macht es zu einer klar besseren Wahl, wird das genutzte Telefon denn unterstützt.
So ähnlich geht es weiter. iodé sah ich in letzter Zeit oft erwähnt, wie /e/ baut das auf LineageOS auf, kommt mit microG und minimiert besser als LineageOS die Datensendung an Google und installiert F-Droid vor. Praktisch! Volla bietet inzwischen auch microG und ein eigenständiges Bedienkonzept und scheint den Anspruch zu haben, mehr Nutzungsprobleme durch eigene Apps aufzufangen (Außeneindruck, ich habe es noch nicht getestet), so ist F-Droid ebenfalls vorinstalliert. F-Droid gibt es nochmal direkt bei DivestOS, bei dem noch dazu der Entwickler bei meinem Kontakt angenehm mit seinen Nutzern redete, zusätzlich proprietäre Blobs viel konsequenter als bei LineageOS entfernt werden.
Das alles wären direkte Alternativen, die Android mit Android ersetzen. Mein Traum eines brauchbaren Linuxtelefons (in dem Fall tatsächlich relevant: ich meine GNU/Linux) hat sich bisher nicht materialisiert. Ubuntu Touch hat aber weiterhin ein starkes Konzept, das dann irgendwann mit Waydroid eine brauchbare Alternative bieten könnte, aber noch ist es nicht so weit. Jolla mit seinem SailfishOS dürfte da etwas weiter sein und wäre ebenfalls eine Möglichkeit. Immerhin verkaufen sie ihr Betriebssystem als praxistauglich, andererseits ist es nicht frei. Und in der Ferne ist da auch noch PostmarketOS, auf eine Art der vielversprechendste Linuxansatz für Telefone, wobei wohl bisher auf keinem Gerät alltagstauglich und ich keinen Grund habe anzunehmen, dass sich das 2024 ändert.
Tatsächlich werde ich jetzt nicht direkt mein Telefon mit einer Alternative neu aufsetzen. Ich habe mich mit dem Zweittelefon als Zwischenlösung arrangiert. Aber die Lebenszeit meines G5 dürfte schon aufgrund der alternden Hardware arg begrenzt sein, außerdem war bereits die weitere Versorgung mit LineageOS 20 (=Android 13) wegen des benötigten Kernelupgrades total überraschend. Geht es da auf der einen oder der anderen Seite zu Ende, dann ist der Moment gekommen und ich werde mir eine der Alternativen zu Lineage herauspicken. Oder wer weiß, vielleicht überrascht mich das Projekt nochmal und unterstützt nicht nur das G5 weiter, sondern geht auch ein paar der identifizierten Projektprobleme an.
Denn ich denke, dass LineageOS sich als Projekt wirklich verbessern kann und solche negativen Eindrücke vermeiden könnte. LineageOS scheint an sich ein sehr erfolgreiches Projekt zu sein, ist vielgenutzt und gleichzeitig Grundlage weiterer toller Projekte. Hat es da diese Nutzerfeindlichkeit nötig? Hat ein solches Projekt wirklich keine Ressourcen für eine transparentere Projektplanung und Problematisierung? Ist es wirklich unmöglich, die im Diskussionsforum aufschlagenden Nutzer besser einzubinden? Und woher kommt diese Schockstarre angesichts existentieller Nutzungsprobleme wie VoLTE, der Unwille, Nutzungsprobleme von Android abseits der Googledienste anzugehen? Warum ist die Distanz zum Geist der Linuxdistributionen so groß?
Und um versöhnlicher zu enden: Völlig klar muss auch sein, dass eine solche Projektkritik keine Kritik an jedem einzelnen Entwickler ist. Solche Projekte entwickeln sich in unsichtbaren Gruppendynamiken. Zudem sind wahrscheinlich der Großteil der engagierten Entwickler nie im von mir stark kritisierten Redditforum auch nur lesend gewesen. Und selbst dort habe ich neben einzelnen Menschenfeinden, die nie wieder in einem solchen Projekt wirken sollten, intelligente, sympathische und freundliche Projektmitglieder beobachten können. Ich weiß aus eigener Projekterfahrung, dass nutzerfeindliche Entwickler bzw Moderatoren nicht immer direkt auffallen und von ihnen auf die anderen zu schließen völlig unfair sein kann.
Ich wünschte nur, Lineage würde gar nicht erst die Grundlage für eine solche Kritik geben und ich sie hier nicht entsprechend einordnen müssen.
Android 12 für das LG G5 via LineageOS 19.1
Überraschenderweise ist für das LG G5 eine neue Version von LineageOS veröffentlicht worden. LineageOS 19.1 basiert auf Android 12L. Das ist überraschend, weil der alte Kernel des Telefons ein Upgrade über Android 11 hinaus vorher verhinderte. Doch es wurde jetzt schlicht eine neuere Kernelversion (4.4) auf das Gerät portiert, selbst Android 13 erscheint nun möglich.
Eine gute Neuigkeit für alle, die bereits LineageOS oder ein anderes Custom-ROM auf dem Gerät am Laufen haben. Wer bis jetzt noch auf die Originalversion setzte geht dagegen leer aus – denn LG hat mit ihrer Mobilabteilung auch den Server abgeschaltet, mit dem der Bootloader des Telefons freigeschaltet werden konnte, was für ein Einspielen des Updates aber nötig ist. Sympathische Firma das.
Um von LineageOS 18.1 auf 19.1 zu aktualisieren lädt man von der Downloadseite das Lineage-Ziparchiv und die recovery.img herunter. Eine Verschlüsselung auf dem Gerät muss laut meinem Test deaktiviert werden! Bei der Updateaktion sollten dann die eigenen Daten erhalten bleiben, aber man muss definitiv ein Backup parat haben.
Danach das Telefon verbinden, den Entwicklermodus freischalten, USB-Debugging aktivieren und der Rest geht am PC:
adb reboot bootloader sudo fastboot flash recovery Downloads/recovery.img sudo fastboot reboot
Das Telefon startet jetzt nochmal die alte Version von Lineage, das ist kein Problem. Nach diesem Neustart schicken wir das Gerät in den frisch installierten Recovery-Modus:
sudo adb reboot recovery
Das wäre alternativ auch per Tastenkombination gegangen (und so hätte der Lineagestart verhindert werden könnten), theoretisch, in der Praxis funktionierte bei mir nur dieser Weg über adb.
Im Lineage-Recovery-Programm Apply Updates
auswählen und 19.1 kann installiert werden:
adb sideload Downloads/lineage-19.1-*-nightly-h850-signed.zip
Waren vorher die Google-Apps installiert müsste man sie jetzt wieder installieren, wie in der Upgradeanleitung beschreiben.
Nach dem nächsten Neustart sollte LineageOS 19.1 auf dem G5 starten.
Samsung A3 (2016) auf Android 11/LineageOS 18.1 updaten
Das A3 (SM-A310F, oder: a3xelte) bekam von Samsung nur Android 7. Das ist mittlerweile eine sehr alte Version von Android, die auch schon länger nicht mehr von allen Apps unterstützt wird. Mit LineageOS als Custom Rom geht mehr, denn es basiert auf Android 11 – was zwar auch nicht taufrisch, aber deutlich moderner als Android 7 ist. Es wäre schade das kleine Telefon nicht damit zu versorgen und so wieder brauchbar zu machen.
Wer einfach nur die Anleitung haben will sollte unter Installation weiterlesen. Ich werde nämlich jetzt erstmal erklären, was ich von dem Gerät halte und wie meine Erfahrung mit dem Flashen war. Denn es lief diesmal nicht problemlos.
Kontext und Einschätzung
Es gibt mehrere verschiedene A3. Dieses "A3 (2016)" ist tatsächlich von Ende 2015 und ist damit nicht besonders neu. Bei sustaphones ist es gelistet, weil es früher offiziell von LineageOS 17.1 unterstützt wurde und es noch eine Legacyversion (ohne weitere Updates) von dem alternativen Android-ROM /e/ gibt. Das ist leider alles veraltet, keines der größeren Projekte unterstützt das Telefon noch, die von mir installierte war daher eine inoffizielle Version. Vielleicht spielt da eine Rolle: Das Telefon war bei dieser Installation superzickig. Lief die erste Installation der TWRP-Recovery-Software noch durch, musste ich sie wiederholen (weil ich nicht schnell genug reagierte und Samsungs Androidversion sie beim Start löscht), was dann leider nicht mehr klappte. Daraufhin startete das Telefon nicht mehr, sondern blieb immer beim ersten Schritt im Bootvorgang mit dem "Galaxy A3[6]"-Logo hängen. Da der Odin-Download-Modus noch startete war das lösbar, aber nur mit einer speziellen Kombination aus einem Heimdall-Fork und einer älteren TWRP-Version, dazu unten mehr. Zwischendurch war ich sicher, das Gerät nur noch wegwerfen zu können.
Man sollte sich also gut fragen ob der Aufwand lohnt. Ich las zwar auch Berichte von Leuten, bei denen das A3 problemlos mit einer neuen Androidversion zu flashen war. Aber Fehlerberichte gibt es ebenfalls Unmengen, ich war mit meinen Installationsschwierigkeiten nicht alleine. Und das alles wofür? Das A3 ist zwar wirklich hübsch klein, der Bildschirm und die Kamera wirkt auf dem ersten Blick nicht schlecht – nein, gerade der Bildschirm wirkt sogar richtig gut –, der Speicher ist mit einer SD-Karte sogar erweiterbar und natürlich hat es einen Kopfhöreranschluss, was viele moderne Telefone weggespart haben. Aber der Prozessor ist langsamer als z.B. der des LG G5 aus der gleichen Zeit, der Lautsprecher ist schrottig, vor allem aber ist der Akku nicht einfach auswechselbar. Wenn man aber schon bei Telefonen mit nicht einfach auswechselbarem Akku ist, dann gibt es Unmengen an stärkeren Alternativen mit besserer Romversorgung (z.B. das OnePlus 7 Pro). Auch das reine Alter dieses Telefons ist im Zweifel nicht hilfreich, also die lange Lebenszeit, so ging bei meinem bald nach dieser Operation das Laden regelmäßig nicht mehr. Das liegt bestimmt nicht an dem hier beschrieben Update, sondern da ging mit ziemlicher Sicherheit einfach der Akku schließlich kaputt.
Doch andererseits: Das alte A3 wird ja eher deswegen gewählt, weil es schon da ist und nicht im Schrank versauern soll. Es wird ja wohl nicht extra gekauft, das würde ich auch nicht empfehlen. Dann lohnt es sich in jedem Fall, die folgende Anleitung nachzuvollziehen. Im Zweifel ist es eine gute Gelegenheit die Installation mit einem Gerät durchzuprobieren, ohne sich bei einem Scheitern besonders ärgern zu müssen.
Installation
Die Kurzfassung: Das A3 muss erst durch Einstellungen im Entwicklermenü von Android vorbereitet werden, dann wird mit auf einem PC laufender Verwaltungssoftware wie Odin (Windows) oder Heimdall (Linux) TWRP als Recovery installiert, womit dann das Rom geflasht werden kann. Ich wählte hier LineageOS 18.1, es gibt aber im xda-Forum auch eine Alpha von LineageOS 20, was besonders spannend wäre. Mittlerweile ist aus dieser Alpha sogar eine Beta geworden, eine verlockende Alternative. Lokale Daten wie installierte Apps werden dabei gelöscht!
Ich selbst nutze Linux, also ist auch die Anleitung auf Linux ausgerichtet und beschreibt diesen Weg mit mehr Details. Für Windows habe ich aber jeweils dazugeschrieben wie es gehen sollte – üblicherweise sind solche Anleitungen für Windows (und der Windowssoftware Odin) geschrieben, daher findet man anderswo auch alles nochmal zum nachlesen, was ich verlinken werde. Statt Heimdall unter Linux ebenfalls Odin (mit Wine) zu benutzen wäre eine testenswerte Alternative, vor allem wenn man sich die Kompilierung des Heimdall-Forks sparen will.
0. PC vorbereiten
Auf dem PC sollte die Software adb installiert sein, das liegt unter Linux in den Quellen, für Windows möge man dieser Anleitung folgen. Unter Windows könnten auch Samsungs USB-Treiber gebraucht werden.
1. Telefon vorbereiten
Zuerst alle Updates durchlaufen lassen, insbesondere die für das System selbst. Da gab es 2020 das letzte, das auf meinem Gerät z.B. noch fehlte.
Sicher nun die Daten auf dem Gerät, die du behalten willst, irgendwo extern. Im Zweifel bietet sich dafür ein zweites Telefon an, falls du eines zur Hand hast, auf dem die Apps mit ihren Konfigurationen und die Dateien (wie Bilder) gesichert werden können. Benutzt du derzeit Googledienste, übernimmt Google Photos beispielsweise die Synchronisation und Sicherung der Bilder. Trotzdem nochmal prüfen, ob da alles wichtige da ist.
Dann muss der Entwicklermodus aktiviert werden. In den Einstellungen auf "About Phone" und dort siebenmal auf den Eintrag "Build Number" drücken. Eine kleine Einblendung sollte die Aktion bestätigen.
Dadurch gibt es in den Einstellungen einen neuen Eintrag mit den Entwickleroptionen. Dort müssen zwei aktiviert werden:
- OEM Unlock
- USB Debugging
Sind beide aktiviert worden, ist das A3 bereit um eine neue Androidversion laufen zu lassen.
2. Linux: Heimdall installieren & Recovery installieren
Jetzt muss das A3 in den Downloadmodus gesetzt werden, indem zum Start gleichzeitig die Knöpfe Power + Home + Lautstärke runter gedrückt und gehalten werden. Nicht wundern, wenn das beim ersten Mal nicht funktioniert, manchmal kommt es da auf das richtige Timing an. Im Zweifel mehrmals probieren mit leicht unterschiedlichen Zeitpunkten.
Unter Linux könnte man nun mit Heimdall die Recovery-Software aufspielen. Doch leider ist Heimdall nicht ohne weiteres mit dem A3 kompatibel, die in den Quellen verfügbare Version wird nicht funktionieren. Stattdessen kompilieren wir diese Version selbst, die einen Workaround eingebaut hat. Dafür braucht es die Pakete git, build-essential und cmake sowie ein paar weitere, die auch der Readme entnommen werden können (zlib1g-dev, qt5-default, libusb-1.0-0-dev. libgl1-mesa-glx, libgl1-mesa-dev; Paketnamen können abweichen). Dann:
git clone https://github.com/changlinli/Heimdall cd Heimdall mkdir build cd build cmake -DCMAKE_BUILD_TYPE=Release .. make cd bin/
Als Test ziehen wir nun die PIT-Datei, mit der das Telefon später vielleicht gerettet werden könnte falls etwas schiefginge:
sudo ./heimdall print-pit --file a310f_orig.pit
Das Telefon sollte nun neustarten, mit der Tastenkombination direkt wieder in den Downloadmodus setzen.
Kommen wir zur Recovery. TWRP kann von der TWRP-Seite heruntergeladen werden. Allerdings funktionierte die derzeit aktuelle 3.7.0 bei mir nicht. Stattdessen sollte die twrp-3.4.0-0-a3xelte.img gewählt werden, die ging.
Mit dem Telefon im Download-Modus, verbunden mit dem PC via eines USB-Kabels, kann das frisch kompilierte Heimdall nun die Recovery installieren:
sudo ./heimdall flash --RECOVERY twrp-3.4.0-0-a3xelte.img --no-reboot
oder 2. Windows: Odin installieren & Recovery installieren
Ich habe die Installation unter Linux durchgeführt. Unter Windows würde man statt Heimdall Odin benutzen. Ich verweise auf netzwelts Android: So führt ihr ein Custom Recovery auf Samsung-Smartphones durch. Auch hier würde ich von TWRP die 3.4.0 installieren.
3. LineageOS flashen
TWRP ist frisch installiert, würde aber entfernt werden, wenn das Telefon regulär neustartet. Stattdessen beenden wir den Downloadmodus mit Power + Lautstärke runter und drücken und halten direkt die Kombination für den Recovery-Modus: Power + Home + Lautstärke hoch. Es startet TWRP, die Recoverysoftware, mit der das Betriebssystem manipuliert werden kann.
Auf dem PC laden wir LineageOS 18.1 aus dem xda-Forum herunter.
In TWRP geht es zu Wipe -> Advanced Wipe, dort Cache, Data und System auswählen und wipen.
Dann zu Advanced -> Sideload, durch eine Swipegeste bestätigen. Das gerade heruntergeladene Zip-Archiv kann nun installiert werden:
adb sideload lineage-18.1-20230118-UNOFFICIAL-a3xelte.zip
Wer mag installiert jetzt noch genauso die Open GApps (ARM64, Android 11), ich verzichtete.
Wenn TWRP eine TWRP-App installieren will sollte das verneint werden. Diese Apps gelten als unsicher, auch als Ursache für später nicht mehr startende Androidinstallationen.
Jetzt neustarten und das A3 sollte direkt LineageOS laden.
Mit LineageOS soll das A3 komplett funktionieren. Ich testete wie oben beschrieben den Lautsprecher, Anrufe und die Kamera, schien zu passen, auch der Akku hielt (im Vergleich zu vorher) ordentlich.
Wer keine GApps installiert hat und das nicht gewöhnt ist, dem empfehle ich direkt F-Droid herunterzuladen. Von dort bezieht man dann Firefox (Fennec) mit Ublock und alles andere was man braucht, wenn es Apps aus dem Play Store sein müssen kann Aurora die installieren (nicht alle gehen dann auch ohne GApps, aber viele). Vielleicht ist ansonsten meine eigene App-Liste eine Orientierungshilfe. Ich würde definitiv dazu einladen, Android mal so auszutesten: Denn ohne die ganzen Müllapps aus dem Playstore ist Android viel angenehmer zu benutzen. Nicht alle Apps, die F-Droid bereitstellt, sind perfekt. Aber sie sind grundsätzlich freie Software, die kein Interesse daran hat ihre Nutzer auszuspionieren oder in den Beschreibungstexten über die Fähigkeit der App zu lügen. Man bewegt sich dann plötzlich in einer viel vertrauenswürdigeren Umgebung, was sich wirklich sehr angenehm anfühlt. Plus: Ohne die Googledienste entfallen auch ein paar Hintergrundaktivitäten, was der Akkulaufzeit zugute kommt.
Installiert man dagegen die Googleanwendungen hat man den großen Vorteil, sich in der gewohnten Umgebung zu bewegen. Google Photos beispielsweise steht wieder bereit, um die alten Fotos zu synchronisieren und neue zu sichern. Das ist kein kleiner Vorteil. Und dank der neueren Version von LineageOS und damit Android läuft das nun alles etwas besser und sieht vor allem auch besser aus.
DivestOS bei sustaphones
DivestOS ist ein Fork von LineageOS. Das Ziel: Gerade auch ältere Telefon mit einem möglichst sicherem Android ausstatten, sodass Nutzer die Kontrolle über ihr System bewahren. Dabei ist ein Fokus auf FOSS Teil der Projektphilosophie, sodass z.B. proprietäre Blobs an vielen Stellen entfernt werden.
Das passt natürlich perfekt zu sustaphones, meinem ROM-Finder für möglichst reparierbare Telefone. Nachdem ich über das ROM las kontaktierte ich daher das Projekt per Reddit. Ergebnis: DivestOS konnte gelistet werden. Der Parser ist zwar etwas komplexer als ideal (weil die Daten nicht in einem Rutsch heruntergeladen werden können), aber es waren doch alle notwendigen Informationen verfügbar – welches Gerät von welcher Version unterstützt wird, wobei bei diesem Projekt auch der Grad der Unterstützung (von "kaputt" bis "getestet, funktioniert") berücksichtigt werden musste.
Die Reihenfolge der Geräte auf der Webseite wird durch die neue Alternative durchaus etwas verändert, obwohl das als Lineage-Fork nicht unbedingt zu erwarten war. Doch werden teils neue Smartphones wie das FP4 offiziell unterstützt, wo bei LineageOS die Unterstützung noch fehlt, und werden einige alte Telefone wie das HTC One (M8) mit einer aktuellen Androidversion versorgt, die von anderen Projekten längst ignoriert werden.
Ich freue mich über das Projekt sowie über die erhaltene Möglichkeit, der Webseite eine weitere Alternative hinzuzufügen.
Linksammlung 20/2022
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
In Introducing the new and upgraded Framework Laptop stellt Framework ein Upgrade für ihren Laptop vor – und wirklich ein Upgrade, nicht einfach einen neuen. Die alten Geräte können ein Mainboard mit den verbesserten 12th-Gen-Prozessoren bekommen.
The End of Roe Will Bring About a Sea Change in the Encryption Debate argumentiert, dass die Übergriffigkeit der USA mittels des fundamentalreligiösen höchsten Gerichts neue valide Positionen kontra der Regierung erlaubt. Mit den Rechtsverfolgungsbehörden solch eines Staates kann man eben nicht legitim zusammenarbeiten, denn sie vertreten keine legitimen Positionen. Wir würden es Unrechtsstaat nennen. Noch gewichtiger wird die Themenverknüpfung, weil das Recht auf Abtreibungen via Roe auf den "privacy rights" basierten, die auch Verschlüsselungen legitimierten.
Pebbles Eric Migicovsky schreibt I want an iPhone Mini-sized Android phone! Ich auch, denn ich fand mein extrem kleines HP Veer ziemlich gut. Aber dass ich es eben nicht mehr nutzen kann bringt mich dazu, mir ganz andere Eigenschaften als die von ihm gelisteten zu wünschen, nämlich vor allem Langlebigkeit via Softwareupdates durch Custom Roms, einen auswechselbaren Akku, einen Slot für MicroSD-Karten sowie aus Prinzip einen Kopfhöreranschluss. Der veranschlagte Preis wäre mir aber sowieso zu hoch.
Schließlich gibt es PS3-Spiele auf dem PC – taugt das? Ich bin immer überrascht bei Emulation von allem was schneller als ein SNES ist. Der enthaltene kurze Erfahrungsbericht hat einen positiveren Ton, als die beschriebene Performance passend erscheinen lässt. Dass die Probleme überragen wäre nicht völlig überraschend, von den moderneren Konsolen waren bei meinen früheren Recherchen nur Nintendo-Emulatoren so wirklich brauchbar.
Linksammlung 17/2022
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Bei SELinux is unmanageable; just turn it off if it gets in your way kann ich nur zustimmen. Als ich der Physikerin Fedora installiert hatte war es erschreckend zu sehen, wie das System nach einer kurzen Weile durch SELinux völlig unbenutzbar wurde. Dabei war sie Anfängerin und hatte null am System rumkonfiguriert.
LineageOS präsentiert viel im Changelog 26 - Tailored Twelve, Audacious Automotive, Neat Networking, Devoted Developers. Tailored Twelve meint dabei Android 12, auf dem das neue LineageOS 19 aufbaut. Meine Seite sustaphones zum Finden nachhaltigerer Telefone ist bereits aktualisiert, wobei die Version dort bisher wie im Wiki 19.1 heißt.
Samsung hat wohl in seine Monitore eine Abschalteinrichtung eingebaut, wie jetzt via I love QD-OLED, but everyone is wrong about Samsung S95B's brightness & colours durch ein neues Monitormodell deutlich wird. Abschalteinrichtung im Sinne von einem Testerkenner, der die Ergebnisse von Farbtests verbessert. Wenn das stimmt wäre das eine riesige Kundenverarsche.
Git LFS - Große Dateien in git Repositories sichern beschreibt deutlich und simpel, wie man mittels LFS Binärdateien effizienter in sein Git-Repository speichern kann. Diese Dateien sind dann übrigens immer noch versioniert.
Sustaphones: Eine Seite für lang nutzbare Smartphones
Sustaphones ist ein von mir gebautes Mashup. Die Seite listet zum einen Telefone auf, die von alternativen Android-Distributionen wie LineageOS unterstützt werden. Außerdem zeigt sie via verlinkten Anleitungen von iFixit wie einfach ihre Batterien auswechselbar sind.
Motivation
Mir geht die Wegwerfkultur bei den Smartphones gegen den Strich. Smartphones sind kleine Computer und mittlerweile unheimlich leistungsstark. Computer wie PCs werfen wir allerdings nicht einfach weg. Am Anfang war es ja noch logisch sie nach maximal zwei Jahren auszuwechseln, zu groß waren die Sprünge der neuen Modelle bei Software, Bildschirmqualität, Speicherplatz und Prozessorleistung. Doch seit schon mehreren Jahren sind die gestern gebauten Telefone für eine lange Zeit konkurrenzfähig. Oder: Sie wären es, wenn sie nicht bewusst als Wegwerfprodukte konzipiert würden. Das passiert auf zwei Wegen. Zuerst mit ausbleibenden Sicherheitsupdates, wodurch es schnell unverantwortlich wird ein ansonsten einwandfreies Gerät weiterzuverwenden. Dann mit dem nicht auswechselbaren Akku, der unweigerlich nach wenigen Jahren seinen Geist aufgeben wird, woraufhin das Gerät dann Schrott ist – falls das Wechseln des Akkus doch möglich ist, ist es oft zu teuer.
Anfang des Jahres hatte ich mich nach Lösungsmöglichkeiten umgesehen. Die Überlegungen landeten dann auch hier im Blog. Linux auf Smartphones könnte ein Ausweg sein, aber war damals noch nicht praxistauglich und ist es wohl auch heute noch nicht. Kommerzielle Android-Telefone mit Nachhaltigkeit als Ziel, wie das Fairphone, sind nicht nur teuer, sondern auch keine komplette Garantie für langfristige Unterstützung. Firmen können pleitegehen. Und das Fairphone 3 zum Beispiel hatte zu dem Zeitpunkt nichtmal Android 10, was mich abschreckte (mittlerweile wurde das Update nachgereicht).
Android mit Communityunterstützung erschien wie die beste Möglichkeit, womit ich auch schon Erfahrung hatte. Doch welche moderne Hardware taugt? Denn selbst wenn ein Gerät von LineageOS oder einem anderen Rom unterstützt wird hilft das ja noch nicht viel, wenn der eingeklebte altersschwache Akku das Gerät in naher Zukunft unnutzbar macht. Ich landete erst beim LG G3 und dann beim LG G5, aber mir fehlte die Übersicht über mögliche Alternativen.
Jedes Android-Projekt wie LineageOS führt zwar Listen welche Hardware es unterstützt, aber welche davon ist reparierbar?
Genau diese Übersicht stellt sustaphones her. Denn es listet viele Smartphones mit Unterstützung für alternative Android-Distributionen, das heißt mit Updates weit über die minimale Herstellerunterstützung hinaus. Und zudem, wie schwierig ein Akkuwechsel ist.
Datenquellen
Die Daten werden von den verlinkten Projekten bereitgestellt, mal mehr, mal weniger direkt.
LineageOS hat ein Wiki mit einer Hardwareliste. Schon die wäre auslesbar, aber noch besser ist, dass sie aus einer Yaml-Datei gewonnen wird die auf Github lebt. Damit hat die Seite direkt Infos zu vielen Geräten, wobei LineageOS auch noch die größte und bekannteste Alternative zum Herstellerandroid ist.
MoKee ROM kenne ich weniger gut. Es ist scheinbar ein asiatisches Projekt, was es interessant macht, da es einige Geräte unterstützt die bei LineageOS fehlen. Leider fand ich hier keine so direkt maschinenlesbare Liste. Aber es gibt auf der Webseite eine Übersicht samt Hardwareinformationen, die lud ich in meine Datenbank.
Bei iFixit war ich überrascht, sogar eine API für genau solche Projekte zu finden. Hervorragend gemacht lieferte sie alle notwendigen Informationen, die Anleitungen, ihre Bewertung und sogar Bilder. Die Arbeit bestand vor allem darin die Namen zuzuordnen, da die sich bei den drei Projekten gerne mal unterscheiden und gerade iFixit mit den eindeutigen Codenamen der Geräte nichts anfangen konnte (falls ich nichts übersah...).
Die zu kombinierbaren Daten für eine hilfreiche Seite waren also vorhanden.
Es gibt noch mehr Möglichkeiten: Wie schwierig ein Bildschirm zu reparierbar ist wäre auch eine interessante Information, und es gibt noch weitere Android-Projekte wie /e/, Paranoid Android und Resurrection Remix OS. Ob ich die Seite in diese Richtung erweitere wird vom Interesse abhängen. Meinungen dazu?
Technik
Sustaphones ist eine statische Seite, die von mehreren handgeschriebenen Ruby-Skripten gebaut wird. Jeweils ein Skript ist dafür zuständig, die Daten von den unterstützten Projekten zu holen und in die Datenbank zu schreiben. Ein zusätzliches baut mit den Daten das HTML der Seite.
Netlify ist derzeit der Hoster, was für solche statischen Seiten superkomfortabel und noch dazu kostenlos ist. Netlify holt sich das generierte HTML direkt von Gitlab.
Beim Design habe ich mich wieder zurückgenommen und ein CSS-Framework eingesetzt, diesmal fiel die Wahl auf Bulma. Die Such- und Filterfunktion ist mit List.js gebaut. Abgesehen davon wird keinerlei Javascript genutzt.
Einige Zeit ging für die Optimierung der Performance drauf, ich orientierte mich dabei an der Bewertung von Chromiums Lighthouse. Dass es eine statische Seite ist half, aber andererseits ist es eine lange Liste, daher war die Performance nicht direkt super. Jetzt werden die Bilder erst nachgeladen wenn sie sichtbar werden, mittels der relativ neuen Browserfunktion. Zudem stammen die Bilder direkt von der iFixit-API, die dafür ein CDN benutzt, das wird preconnectet. Schließlich wird das Javascript mit defer
eingebunden und List.js erst initialisiert wenn der Besucher die Suchfunktion benutzen will. All die Optimierungen zusammengenommen sollte die Seite ziemlich schnell laden.
Fazit und Ausblick
Ich empfand sustaphones direkt als hilfreich. Vorher hatte ich keinen klaren Überblick über Alternativen zum LG G5. Jetzt weiß ich, dass es tatsächlich kaum neuere Telefone mit Lineage-Unterstützung (gleiches gilt für MoKee) und einfachem Akkuwechsel gibt. Die letzten sind aus 2016, besser als das G5 zum Beispiel das hierzulande seltene LG V20. Neuer ist nur das 2017 veröffentlichte Xiaomi Mi A1, das zwar keinen direkt auswechselbaren Akku hat, aber eine angeblich leicht nachvollziehbare Anleitung – die aber nicht mehr aufrufbar ist.
Ein neues Android-ROM auf ein gewöhnliches Smartphone aufzuspielen ist wirklich eine Möglichkeit, der Wegwerfkultur entgegenzuwirken. Denn jede Lebenszeitverlängerung hilft. Aber darauf jetzt zu setzen, um sich für ein Telefon zu entscheiden und das jahrelang zu benutzen? Das ist schwierig, wenn seit vier Jahren keine reparierbare moderne Hardware nachkam. Das G5 ist klasse, aber wie lange wird es davon noch gute Modelle geben?
Das alles macht das mittlerweile mit Android 10 erhältliche Fairphone 3 attraktiver.
Wenn ich die Seite nochmal erweitere wäre daher eine zweite Unterseite mit kurzen Vorstellartikeln zu Linux- und fairen/nachhaltigen Telefonen ganz oben auf der Todo-Liste.
Davon abgesehen, gibt es Vorschläge oder Feedback für die Seite?
Meine App-Liste für Android (F-Droid)
Alphabetisch sortiert.
Advanced Charging Controller (ACCA)
Gibt mehr Kontrolle über den Akku. Man kann zum Beispiel eine Temperaturgrenze festlegen oder das Telefon abschalten, wenn der Ladestand zu niedrig wird. Braucht allerdings Root, was ich mittlerweile nicht mehr aktiv habe.
Aurora Store
Wenn doch mal eine Anwendung aus dem Playstore installiert werden soll. Einige werden ohne Gapps zwar nicht funktionieren, andere – wie der Bahn Navigator – funktionieren aber doch.
CPU Info
Zeigt neben allerlei Hardwareinformationen auch die Temperatur an, was bei meinem G3 wegen des Designfehlers etwas Aufmerksamkeit verdient hatte.
Document Viewer
Schlicht zum PDF-Dateien anzeigen.
Escapepod – Podcast Player
Ich höre nicht viele Podcasts. Aber die App ist praktisch, um neue Folgen zu sehen und beim Abspielen pausieren zu können. Auch ein gutes Beispiel dafür, wie simpel man ein trotzdem noch funktionales Interface machen kann.
Fennec F-Droid
Diese App wird dann wieder interessant, wenn sie die Engine von Firefox Preview benutzt. Solange nutze ich stattdessen den.
Forecastie
Zeichnet ein Widget mit Wettervorhersage und Uhr auf den Startbildschirm.
FreeOTP+
2-Faktor-Authentifizerung sehe ich ja mit gemischten Gefühlen: Einerseits erhöht es die Sicherheit, andererseits riskiert man damit für immer aus Accounts ausgesperrt zu werden. Wo ich es an habe funktioniert es mit dieser App.
Jitsi Meet
Nach der Coronaquarantäne dürfte diese Videokonferenzsoftware den meisten bekannt sein, als bessere Alternative zu Skype. Und auch unser virtuelles Serendipity-Treffen lief mit dieser Software.
NewPipe
NewPipe ist ein toller Youtube-Client. Werbefrei, accountfrei. Trotzdem können Channel abonniert werden und es gibt eine praktische Liste mit neuen Videos. Benutze ich mehr auf dem Touchpad, ist aber auch auf dem Telefon nett. Wenn Reisen wieder ein Thema werden auch um Videos vorher herunterzuladen.
OSMAnd+
Eine Karte! Erst empfand ich sie als ziemlich umständlich verglichen mit Google Maps, inzwischen habe ich einen etwas positiveren Eindruck. Die Suche ist schwach, die Karte selbst gut.
Scarlet Notes FD
Ich fand es ziemlich wichtig eine Notizenapp zu haben und erstaunlich schwer, eine brauchbare zu finden. Die simple Notizenapp von Google macht viele Kleinigkeiten richtig, was dann bei anderen Apps schmerzlich fehlt. Scarlet Notes macht fast alles richtig und sieht hübsch aus.
StressTest
Nicht in F-Droid, sondern manuell installiert. Dieses simple Benchmarkprogramm von mir braucht man auch nicht regelmäßig.
Telegram
Ich habe früher einige Messengerdienste ausprobiert, mittlerweile ist nur Telegram übriggeblieben. Die einzige per F-Droid installierbare Option mit ausreichend Verbreitung.
Transportr
Nahverkehrinfos. Situationsbedingt wenig benutzt, machte aber einen guten ersten Eindruck.
VLC
Wenn Videos per NewPipe Probleme machen können sie stattdessen VLC überlassen werden. Oder falls lokal gespeicherte Video- und Audiodateien abgespielt werden sollen. Wie auf dem Desktop ist VLC dafür eine gute Option.
Drei Monate mit dem LG G3 und LineageOS
Vor drei Monaten habe ich mir ein gebrauchtes LG G3 zugelegt und LineageOS 16.0 installiert. Auslöser war eine längere Überlegung, ob Linuxalternativen auf dem Telefon schon weit genug sind, welche Alternativen es zu Google-Android gibt. Letzten Endes erschien mir ein freies Android ohne Google-Apps als die derzeit beste Option. Ein OS-Update später ist genug Zeit verstrichen für ein Review: Wie bin ich damit bisher gefahren?
Die Hardware: Das G3
Ich bin zwiegespalten, ob meine Wahl die beste war. Das G3 ist ziemlich toll für sein Alter, hat aber auch einige Probleme, teilweise sind das Serienprobleme.
Positives
Es war eines der ersten Telefone mit einer 1440p-Auflösung. Zusammen mit den guten Farben und der Blickwinkelstabilität sieht das Bild gut und ziemlich modern aus. Bei günstigen oder älteren Telefonen ist der Bildschirm oft nicht okay, wirken die Farben matt oder sind Details pixelig.
Gut brauchbar ist auch die Kamera. Ich habe da jetzt einige Entwicklungen mitgemacht, von Telefonen ohne Kamera zu unbrauchbar kleinen Bildern, dann qualitativ schlechten, danach waren sie bei bestimmten Lichtverhältnissen und wenn der Zufallsgenerator wollte akzeptabel, zuletzt beim Wileyfox waren sie meist annehmbar. Aber die vom G3 sind gut. Die Fotografin im Haus hat eine etwas bessere Kamera, mit der sie die Fotos für mein Monitorreview auf pc-kombo gemacht hat. Die Fotos für die Vorstellung in diesem Blog dagegen kamen vom G3. Da ist ein Qualitätsunterschied. Doch sind die Fotos vom G3 für mich deutlich im gut-genug-Bereich. Man beachte die Farben der Katze.
Leistungsmäßig funktioniert alles wie es soll. 1080p-Youtubevideos, kompliziertere Webseiten. Das reguläre Reddit ist auf schwachen Telefonen zum Beispiel unbenutzbar, mit dem G3 ist es immer noch eine aufgeblähte Seite, aber wenn man aus Versehen von der guten i.*- oder old.*-Variante der Seite auf die neue kommt ist das kein großes Problem mehr. Auch bei anderen Apps habe ich keine Verzögerungen bemerkt. Ich habe immer noch nicht mit dem Telefon gespielt, sicher wird ein massiver Unterschied zu aktuellen Modellen bestehen wenn der Prozessor richtig gefordert wird – wie Franz Kommentar zum Benchmark auch zeigt. Aber ich rannte nunmal nicht in eine Situation, in der das Auswirkungen gehabt hätte.
Klarer Pluspunkt ist der Preis. Es wurde oft verkauft und es ist alt. Eine gute Kombination für einen niedrigen Preis. 40€ kostete meines, für den Preis findet es sich auch jetzt gerade bei ebay-kleinanzeigen. Ich glaube, das ist unschlagbar, Alternativen würden mehr kosten.
Negatives
Aber da sind auch Macken, die einen Griff zu anderen Modellen selbst für einen etwas höheren Preis überlegenswert machen.
Erst mal eine Kleinigkeit: Mein G3 hat einen unscharfen roten Punkt im Bildschirm oben links. Ähnlich wie ein Pixelfehler, allerdings mit unscharfem Rand und besser im Bild verschwindend. Das Risiko hat man bei Gebrauchtkäufen eben, es ist zum Glück nicht störend.
Die schwache Batterie wäre das, wenn ich nicht gerade im Quarantänemodus wäre. Im Urlaub beispielsweise. Nun ist es ein großer Pluspunkt des G3, dass die Batterie wechselbar ist. Was nebenbei auch dabei hilft, wenn man das Telefon fallenlässt, die Aufprallenergie kann in den Deckel gehen. Aber es sind doch nochmal Zusatzkosten, die bei einem so alten Telefon unvermeidbar sind und bei einem neueren Modell vielleicht nicht direkt auftreten würden.
Das Fallenlassen kommt wegen der glatten Oberfläche. Das glatte Plastik gibt wenig Halt, mir fiel das G3 gerade anfangs deswegen mehrmals herunter. Das ist schlechtes Design und ich sah keine normalen besseren Deckel zum Nachkaufen, nur einen, der mit einer größeren und dickeren Batterie daherkommt. Würde immerhin zwei Problem auf einmal lösen.
Jetzt aber die echten Probleme. Es finden sich einige Problemberichte und Reparaturanleitungen zu flackernden Bildschirmen. Das Problem traf mein G3 (noch?) nicht, scheint aber generell mit schlechter Kühlung zusammenzuhängen. Und die hatte ich ja bei meinem ersten G3 auch bemerkt und diesmal im Lasttest gemessen. Ich wollte da nachbessern, aber die Schraubendreher stecken beim Zoll, eventuell dazu später mehr.
Der zweite bekannte Seriendefekt betrifft leider auch mein G3: Die Simkarte wird nicht immer erkannt. Man sieht das auch bei den Anzeigen, da nicht wenige G3 deswegen als defekt verkauft werden. Es ist wohl ein Chip, der nicht richtig funktioniert. Die Reparatur (replace, reball or reflow in service shop) übersteigt meine Fähigkeiten bzw. wäre unangemessen teuer. Mehrfach neustarten und nicht ausgehen lassen ist momentan meine Lösung.
Alternativen?
Daher mein Zögern, ob das G3 generell die beste Wahl ist. Mit LineageOS werden interessante Alternativen unterstützt. Mit 17.1 neu hinzugekommen ist das LG G5, das wohl auch ein paar Probleme hat, aber immerhin etwas neuer ist. Das Oppo Find 7 hat ebenfalls einen auswechselbaren Akku und einen guten Bildschirm, war aber ein unterlegener Konkurrent zum G3 und ist in Deutschland selten. Wileyfox Swift und Wingtech Redmi 2 sind zwei andere Optionen auf der Liste, die sehe ich in Deutschland aber gar nicht. Interessanter und durchaus günstig zu finden: Das Samsung Galaxy S5 Neo (die anderen S5 haben bisher nicht das Update auf 17.1 erhalten).
Ansonsten könnten sich auf der Liste noch Telefone mit nicht direkt auswechselbarem Akku verbergen, bei denen ein Akkutausch aber durchaus machbar ist.
Das G3 bleibt eine gute und besonders günstige Option, ich bin mir jetzt aber seiner Schwachstellen mehr bewusst.
Die Software: LineageOS (und F-Droid)
Über die Softwareseite habe ich weniger zu schreiben. Ich bin mit der Lösung fast komplett zufrieden.
LineageOS funktioniert. Es ist toll, dass das G3 das Update auf 17.1 erhalten hat und damit immer noch schnell ist. Ich habe keine Instabilitäten bemerkt, auch Anrufen brachen nicht ab und die Sprachqualität ist gut. Die enthaltene Android-10-Gestensteuerung finde ich immer noch hervorragend. Negativ ist, dass die Standortbestimmung weiterhin nicht funktioniert. Mir ist nicht klar, ob das generall am G3, nur an meinem G3 oder generell nicht ohne weitere Änderungen an LineageOS funktioniert, wie von Nerd78@ erwähnt z.B. per Magisk und microG. Davon abgesehen ist LineageOS eine stabile Basis für die Anwendungen und bedient sich gut.
Die Anwendungen kamen fast alle per F-Droid auf das Gerät. Eine Bankanwendung und den derzeit ungebrauchten Bahnnavigator hatte ich über Aurorastore geladen. Und Firefox Preview aus dem inoffiziellen Mozilla-Repo über Aurora Droid, der da aber leider nicht mehr drin ist. Firefox Beta hat mittlerweile intern die Technik von Firefox Preview, ist aber leider als inkompatibel markiert. Derzeit kein Problem, weil ich die Preview noch habe, aber das ist unschön.
Es ist mein einziger Negativpunkt, denn ansonsten bin ich von der per F-Droid verfügbaren Softwareauswahl ziemlich beeindruckt. Ich werde die Auflistung in einen eigenen Artikel packen, fand aber bisher für fast alles eine gute Alternative.
Fazit: Eine gelungene Aktion
Im Nachhinein betrachtet hat das gut funktioniert. Mit minimalem Geld- und vernünftig geringem Zeitaufwand (wenn man von Blogartikeln wie diesem absieht) konnte ich von einem Android ohne Sicherheitsupdates und samt Googlediensten auf ein freies und aktuelles Android wechseln, ohne die Wegwerfindustrie zu unterstützen. Die Lösung – günstiges Telefon mit wechselbarem Akku plus Custom Rom wie LineageOS – funktioniert gut genug, dass ich sie generell empfehlen kann.
Ich werde wahrscheinlich ab jetzt nicht mehr viel darüber schreiben. Wie Linux auf dem Desktop ist das freie Android bereits Alltag geworden und wird damit zum Nicht-Thema. Das nächste große Lineage-Update ist auch bestimmt weit weg.
Angedacht ist nur noch eine Vorstellung meiner gewählten Android-Anwendungen und falls die Schraubendreher ankommen versuche ich mich vielleicht an der Verbesserung der Kühlung des G3, was ich dann noch hier dokumentieren würde. Vielleicht folgt irgendwann ein Vergleich mit einem anderen Telefon, wenn hier im Haushalt etwas aufschlägt.
LineageOS 17.1, Update für das LG G3
Nachdem ich erst vor kurzem LineageOS 16.0 auf dem LG G3 installiert hatte war ich mit dem Upgrade auf 17.1 zögerlich. 16.0 sollte ja noch Updates bekommen und ich hatte mich gerade erst an das System gewöhnt. Jetzt aber wollte ich es hinter mich bringen. Das Update war problemlos und relativ einfach.
Ich bin der generischen Upgradeanleitung gefolgt, beim G3 gibt es wohl keine Überraschungen. Das Telefon mit per USB-Kabel mit dem PC verbinden, in den Entwickleroptionen Root Access Options auf ADB Only oder Apps and ADB setzen. Die neue Lineageversion herunterladen und mit adb installieren (ohne Google, also ohne gapps):
onli@fallout:~/Downloads$ sudo killall adb onli@fallout:~/Downloads$ sudo adb reboot sideload * daemon not running; starting now at tcp:5037 * daemon started successfully 'adb root' is required for 'adb reboot sideload'. onli@fallout:~/Downloads$ adb root restarting adbd as root onli@fallout:~/Downloads$ sudo adb reboot sideload onli@fallout:~/Downloads$ sudo adb sideload lineage-17.1-20200423-nightly-d855-signed.zip serving: 'lineage-17.1-20200423-nightly-d855-signed.zip' (~47%) adb: failed to read command: Success onli@fallout:~/Downloads$ sudo adb reboot
Man beachte die vertrauenserweckenden 47% Endfortschritt samt Fehler: Erfolg-Meldung, aber trotzdem startete das neue System.
Was hat sich geändert? Nach dem Einschalten und dem ersten Entsperren hängt das System einen längeren Moment. Es gibt jetzt wieder ein System zur Designauswahl, daran erinnere ich mich von früheren Cyanogen-Experimenten, geht zumindest in die Richtung. Die Oberfläche fühlt sich schneller an, die Icons in der Schnellkontrolle oben sind umorganisiert worden.
Das Changelog liest sich auch eher wie das eines Updates mit begrenztem Umfang, aber das ist bei Android als stabilem System wohl schon ein paar Versionen so üblich.
Aber dann habe ich die Gestennavigation entdeckt (via, wobei die Seite bei mir gerade nicht lädt). Die gab es auch schon in Android 9, meine ich, aber da funktionierte sie für mich nicht. Warum genau weiß ich nicht mehr. Aber die Implementation in Android 10 funktioniert hervorragend! Android hatte ja vorher das Navigationssystem von webOS gekapert, mit der Übersicht der Fenster. Mit dem neuen System haben sie jetzt die auswendig zu lernenden Gesten als Kern der Navigation übernommen, wofür es unten einen angedeuteten Gestenbereich gibt. Das ganze ist bei Android aber optional und zusätzlich zu den Wischgesten unten muss für die Aktion Zurück von der Seite des Bildschirms eine Wischgeste gestartet werden, egal auf welcher Höhe. Sie haben das System also weiter auf Android angepasst. Der Fokus auf die Gesten, dass es dafür einen dedizierten Bereich gibt und welche Bewegungen gefordert werden wurde übernommen, aber die Appfensterliste ist nicht mehr feste Station der Navigation, außerdem ist (clever!) der Gestenbereich Teil des Bildschirms.
Es funktioniert so: In Settings -> System -> Gestures -> System Navigation auf Gesture Navigation umstellen. Danach verschwinden die drei Buttons unten, sie werden ersetzt durch einen weißen Strich (wieder: wie beim webOS-Palm).
Ins Appmenü führt eine Geste von unten nach oben, die gleiche führt auch wieder zum Desktop zurück, auch wenn statt des Menüs eine App offen war. Zurück in einer App geht über die Seiten. Zwischen Apps wechselt eine Bewegung von links nach rechts oder von rechts nach links, auszuführen im Bereich unten. Für die alte Appfensterübersicht muss man von unten halb nach oben und dann nach links wischen, die Liste bietet sich während der ersten Hälfte an. Das klingt vielleicht erstmal kompliziert. Ich weiß aber von meinem HP Veer, dass solche Gesten sehr schnell gelernt werden und dann sitzen, auch Jahre später. Toll!
Mir ging es ja vor allem darum, eine aktuelle Version eines freien Betriebssystems samt Sicherheitsupdates auf dem Telefon zu haben. Bei dem Ziel ist es bereits ohne solche Verbesserungen super, wenn das G3 weiterhin von einer großen Android-Distribution unterstützt wird. Von daher freue ich mich über das erfolgreiche Update auf Android 10/LineageOS 17.1.
StressTest: Lasttest und Mini-Benchmark für Android
Ich habe per F-Droid einen Benchmark gesucht und bin nicht fündig geworden. Hintergrund ist, dass angeblich beim G3 das Kühlsystem manchmal(?) nicht ordentlich funktioniert. Und es passt zu meiner Erinnerung: Als ich das erste mal für eine Weile das G3 benutzte wurde es unter Last heiß und dann die Helligkeit reduziert, besonders im Sommer mit Pokemon Go (das war als es rauskam) war das ein Problem. Ich wollte wissen, ob mein neues Modell betroffen ist.
Daher habe ich eine kleine App geschrieben, stressTest. Sie führt fannkuch-redux aus. Das ist eigentlich kein ernsthafter Benchmark, aber es belastet für einen Moment alle Kerne des Telefons und ist daher zumindest als Lasttest geeignet.
Und tatsächlich: Die Temperatur schoss direkt auf 80℃ hoch. Ich werde mir also bald näher ansehen, ob der Kühler verbessert werden kann. Genau für sowas ist das einfach zu öffnende LG-Telefon ja gedacht.
Das G3 bewältigte den Algorithmus in 30 Sekunden, das Wileyfox Spark+ brauchte 147 – was nicht unbedingt heißen muss, dass das G3 fünfmal schneller ist, aber es würde gefühlt passen. Es ist ein erster Ansatz, aber die Ergebnisse fand ich gut genug um die Anwendung hier zu teilen.
30 Sekunden Laufzeit beim G3 bedeutet wohl auch, dass neuere Telefone in wenigen Sekunden fertig werden, was dann wieder die Funktion als Lasttest kaputtmacht. Dafür braucht es entweder einen anderen Ansatz, oder gerade habe ich die Idee, einen Button für den Benchmarkmodus und einen zweiten für konstante Last einzubauen.
Der Quellcode ist offen, Lizenz ist GPL 3.0, ein APK habe ich eben gebaut und hier hochgeladen.
DB Navigator ohne Google
Überraschenderweise funktioniert der Bahn-Navigator auf Android auch ohne Google-Frameworks. Auf dem G3 habe ich ja LineageOS ohne diese installiert. Er behauptet zwar etwas anderes: Auf der Startseite kommt bei jedem Laden eine Meldung, dass die App ohne Google-Services nicht funktionieren würde. Aber das stimmt schlicht nicht; Fahrplansuche, Einloggen und sogar Ticketkauf geht durchaus. Und auch bei der Ticketkontrolle gab es keine Probleme.
Es ist höchst bedauerlich, dass die Bahn in ihrer Großkonzernbräsigkeit nicht nur die App nicht außerhalb des Play Stores anbietet, nichtmal als einfache APK auf der eigenen Seite, sondern sogar in die Anwendung irreführende Meldungen einbaut. Wenigstens funktionierts und die Anwendung selbst taugt mittlerweile.
F-Droid installieren
Falls noch nicht geschehen installiere F-Droid. Das ist ein alternatives App-Store, mit dem freie Programme installiert werden können. Für ein freies Android unabdingbar. Die Anwendung aktualisiert sich selbst, es ist also völlig okay das .apk von der Webseite herunterzuladen und die App darüber zu installieren.
Aurora Store installieren
Mit F-Droid kann nun der Aurora Store installiert werden. Falls – so wie hier – eben doch mal eine Anwendung aus dem Play Store benötigt wird, kann sie über den Aurora Store geladen werden. Wichtig dabei: Das geht anonym, sodass der eigene Google-Account nicht gefährdet wird. Den könnte Google sonst sperren.
Viele Apps aus dem Play Store werden ohne Gapps oder microG nicht funktionieren, der DB Navigator aber schon.
Bahn Navigator installieren
Im Aurora Store kann nun wie üblich die App gesucht und installiert werden.
Es gibt dann schon ein paar Absonderlichkeiten: Die oben erwähnte unzutreffende Warnmeldung, und dass beim Login keine Erfolgsmeldung erscheint, obwohl er funktionierte. Das sind aber beides keine kompletten Blocker.