Ist Deutschland souverän? Konsequenzen aus PRISM
Thursday, 8. August 2013
Die Faz stellt die Frage, ob Deutschland überhaupt souverän ist (via). Und tatsächlich ist das eine berechtigte Frage:
Wolfgang Lieb, in den neunziger Jahren Regierungssprecher im Kabinett von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau, hat vor wenigen Tagen „die Gretchenfrage“ gestellt: Ist das Grundgesetz nur Dispositionsmasse eines wie auch immer gearteten Besatzungsrechts? Gilt der Ausnahmezustand, ohne dass wir es wissen? Und kann es angehen, dass der BND einem ausländischen Geheimdienst dabei hilft, unsere Grundrechte zu brechen? Solche Fragen werden von bedingt abwehrbereiten Politikern gern als Hysterie, paranoider Wahn oder Alarmismus abgetan. Aber sie erreichen ein Publikum auch außerhalb der kleinen Filter-Bubble, und sie führen zum Kern des Problems.
Wobei es um mehr als um Souveränität geht. Was würde ein souveräner deutscher Staat helfen, der einfach beschließt, mit den USA zu koopieren und die ganze Welt völkerrechtswidrig zu belauschen?
Leider gibt der Artikel keine Antwort, aber wie soll er die auch geben. Von den geheimen Unterwerfungsverträgen, die selbst Brandt unterschrieben haben soll, haben wir erst vor kurzem erfahren. Würden sie noch gelten wüssten wir es nicht.
Zeit für einen duck-test: Wie würde sich ein souveräner deutscher Staat verhalten, der dem Grundgesetz verpflichtet ist? Gleichzeitig kann man dies als politische Forderungen an die Regierung verstehen:
- Zuerst würde heftig gegen Projekte wie PRISM protestiert werden, mindestens würde der US-Botschafter ins Kanzleramt berufen werden. In Wirklichkeit war der Protest kleinlaut und unterwürfig.
- Bei weiterer Weigerung der USA, mit der Spionage aufzuhören (wie geschehen) müssten alte Verträge aufgekündigt werden. Derzeit schickt Deutschland (und die EU) Bank- und Flugdaten in die USA, das muss aufhören. Das Abkommen vom 28. April 2002 zur Zusammenarbeit mit der NSA muss ebenfalls gekündigt werden.
- Die Abhörstützpunkte der NSA in Deutschland müssen geräumt werden. Es ist doch absolut absurd, sich über Spionage durch die USA zu beschweren und ihnen gleichzeitig Abhörzentralen im eigenen Land zuzugestehen.
- Der BND muss zurechtgestutzt werden. Ein Geheimdienst, der mit einer ausländischen Macht kooperiert um die Rechte aller deutscher Bürger zu verletzen ist kein Geheimdienst, der existieren darf. Entweder muss er reformiert (und dabei gesäubert und verkleinert) oder völlig zerschlagen werden.
In dem Faz-Artikel wird die Infragestellung der Westorientierung als Fehler bezeichnet, der souverän korrigiert werden müsse. Doch ganz im Gegenteil ist es genau diese Frage, die sich stellt: Warum betrachtet Deutschland die USA als einen Verbündeten, wenn die USA Deutschland ausspionieren, hier Militärbasen kontrollieren, Gefangene foltern, Guantanamo betreiben, 2% der eigenen Bevölkerung in Gefängnisse stecken, völkerrechtswidrige Kriege führen, Zivilisten und angebliche Terroristen ohne Gerichtsurteil (durch Drohnen) töten, europäische Bürger entführen und foltern?
Die USA ist inzwischen ein Staat vor dem wir uns fürchten müssen. Demzufolge sollte gleichzeitig mit der Durchführung der oberen Forderungen natürlich die Allianz mit ihnen in Frage gestellt werden: Aufkündigung von Kooperationsverträgen, Austritt aus der NATO - in der Deutschland aufgrund des Grundgesetzes sowieso nicht sein dürfte, verbietet dieses doch die Angriffskriege, die von der NATO inzwischen explizit erlaubt werden - und Räumung der verbliebenen US-Militärbasen in Deutschland erscheinen mir als absolut notwendig und gerechtfertigt.
Bruce Sterling: The Ecuadorian Library
Sunday, 4. August 2013
Lust auf einen epischen Artikel? Hier ein Auszug:
You can see that in the recent epic photo of Richard Stallman - the Saint Francis of Free Software, the kind of raw crank who preaches to birds and wanders the planet shoeless – shoulder-to-shoulder with an unshaven Assange, sporting his manly work shirt. The two of them, jointly holding up a little propaganda pic of Edward Snowden.
They have the beatific look of righteousness rewarded. Che Guevara in his starred beret had more self-doubt than these guys. They are thrilled with themselves.
People, you couldn’t trust any of these three guys to go down to the corner grocery for a pack of cigarettes. Stallman would bring you tiny peat-pots of baby tobacco plants, then tell you to grow your own. Assange would buy the cigarettes, but smoke them all himself while coding up something unworkable. And Ed would set fire to himself, to prove to an innocent mankind that tobacco is a monstrous and cancerous evil that must be exposed at all costs.
Deutschland im Herbst - Arbeitende Presse wird erschossen
Sunday, 21. July 2013
Etwa gegen zwei Uhr war ich in dieser Nacht im Auftrag der Nachrichtenagentur Ruptly TV, für die ich als Kameramann arbeite, vor dem amerikanischen Konsulat. Ich war gerade aus der nordirischen Hauptstadt Belfast zurückgekehrt, um in Frankfurt am Main diese Kunstaktion vor dem Konsulat zu filmen.
Schon bevor alles losging, war plötzlich ein Aufgebot von etwa 20 Polizisten da; einige uniformiert, andere in Zivil. Die Künstler waren gerade vorgefahren. Sie hatten Technik dabei, um Bilder an die Gebäudewand zu projizieren. Wie ich gehört hatte, ging es darum, mit Lichtbildern gegen die Überwachung des amerikanischen Geheimdienstes NSA in Deutschland zu protestieren.
Dann ging alles ziemlich schnell. Mehrere Polizeiwagen fuhren vor. Mit der Waffe in der Hand wurde ich aufgefordert, meine Kamera abzuschalten. »Kamera aus oder ich schieß’«, hieß es. Ich war schockiert, welche Zustände in bezug auf die Pressefreiheit in Deutschland herrschen. Zunächst dachte ich, vielleicht ist all das darauf zurückzuführen, daß ich nur einen litauischen Presseausweis bei mir hatte.
"Die USA sind krank"
Thursday, 18. July 2013
Eine amerikanische Regierung, die ein Spitzelprogramm wie Prism absegnet, respektiert nichts und niemanden mehr. Sie lebt Allmacht aus, sie wähnt sich erhaben über den Rechtsstaat, im eigenen Land ohnehin und sogar im Ausland. Dass nun Obama so handelt, ist trostlos. Ginge es um die Regierung Bush, könnte man denken: Es ist halt Bush, der ist berechenbar, es gibt noch ein besseres Amerika. Nun wissen wir: Es gibt nur ein Amerika. Hat der einstige Harvard-Jurist Obama seine Reden von der Rückkehr der Bürgerrechte eigentlich geglaubt? Kann jemand so zynisch sein, die Heilung der Welt zu versprechen, dann auf diese Weise zu handeln und gleichsam xenophob zu erklären, es würden ja nur Ausländer abgehört? Martin Luther King und Nelson Mandela sind Obamas Vorbilder, was würden sie sagen?
Klaus Brinkbäumer im Spiegel. Und er hat völlig recht, auch mit dem Rest des Kommentars. Das bisschen Bewunderung für Amerika, das mit Obama wieder aufgekommen ist, ist mehr als zerstört, wenn sich ein Amerika selbst unter Obama so verhält.
NSA Enthüllungen - Die offizielle Liste
Sunday, 14. July 2013
Snowden arbeitete für seine Enthüllungen dem Journalisten Greenwald zusammen, gab ihm einen Teil der Dokumente. Dieser hat eine Liste mit den gesammelten Enthüllungen zusammengestellt (via). Ein paar dieser offiziellen Enthüllungen, die uns betreffen:
- Prism warb damit, direkten Zugriff auf Server von Internetfirmen zu haben, darunter Google, Apple und Facebook
- Auf Befehl von Obama wurde eine Liste von Zielen für Cyberattacken zusammengestellt, Ziel: 'advance US objectives around the world'
- Boundless Informant wurde enthüllt, ein NSA-Visualisierungstool der Überwachungsdaten. Darin sieht man auch, welche Staaten wie stark überwacht werden: Man beachte, Deutschland ist gelb (da klassifiziert als Angriffsziel und Partner dritter Klasse)
- GCHQ - britischer Geheimdienst - holt sich Daten direkt aus den Internetleitungen, die durch England laufen - darunter Facebooknachrichten und Emails. Diese werden mit der NSA geteilt
- Der Emailverkehr von Millionen von Brasilianern wird gesammelt, Greenwald nennt das "bulk collecting". Relevanz für uns: Brasilien ist auf der Heatmap grün, Deutschland ist gelb. Wenn die Map stimmt, wird Deutschland also noch stärker abgehört, noch mehr Mails als in Brasilien oder mehr als Mails abgefangen und gespeichert. Stimmt die Map nicht ist Brasilien trotzdem ein wahrscheinliches Beispiel dafür, was auch in Deutschland passiert.
- Microsoft hat besonders eng mit der NSA zusammengearbeitet, beschrieben im Guardian. Die Zusammenarbeit umfasst:
- Abfangen von Nachrichten, z.B. auf Outlook.com, unter Umgehung der konzerninternen (und nach außen beworbenen) Verschlüsselung
- Zugriff auf gespeicherte Daten wie Dokumente auf Skydrive, Mail auf Outlook
- Skype wird abgehört, Chats genauso wie Telefonate. Als Microsoft Skype kaufte wurde die Infrastruktur von p2p auf zentrale Server umgestellt, was damals schon zur Vermutung führte, dass Microsoft dies machte um Gespräche abhören zu können. Natürlich wurde das dementiert, nun ist bestätigt, dass es genau dazu führte.
Und das sind die Enthüllungen, die der USA in Snowdens Augen nicht schaden. Das schlimmste liege noch bei ihm. Mehr kommt bestimmt.
Bessere Piratenplakate
Saturday, 13. July 2013
Dominic Veken hat recht: Die Wahlkampagne der Piraten ist wie eingeschlafene Füße. Die Plakate sind komplett harmlos und langweilig. Hier ein Beispiel:
Wtf. "Piraten wählen", ernsthaft?
Dabei gäbe es so schöne Slogans, so schöne Motive. Beispiele:
1. Prism: Bankpin
Ein Briefausschnitt ist zu sehen:
"Geehrte Frau Müller
Ihre vergessene Bank-Pin lautet 5689.
Herzlichst
Ihre NSA"
NSA-Logo als Briefkopf, Klarmachen zum ändern-Piratenlogo unten. Nie passte der Slogan besser. So wenig Text kriegt man auch problemlos lesbar groß genug unter, und das Motiv ist simpel genug, um es nächste Woche fertig zu haben.
2. Überwachung allgemein: Dusche mit Kamera
Überwachung als Eingriff in die Privatssphäre muss in Bilder gefasst werden. Ein Bild einer leeren Dusche mit installierter Überwachungskamera trifft es perfekt.
Und es wäre ein guter Anknüpfungspunkt für einen Videospot, da passt dann nämlich noch eine Frau rein, die sich ohne auf die Kamera zu achten duscht oder abtrocknet. Je nach Eskalationswunsch geht das mit null oder kompletter Nackheit. Oder gar mit einem Mann.
3. Lobbyismus: Aktenkoffer mit Dank
Basisdemokratie als Thema ist Lobbyistenkampf als Folgethema. Nichts einfacher als das - ein schwarzer Aktenkoffer, mit Klebezettel in der Mitte: "Danke für das Gesetz." Der Klebezettel blau-gelb unten, Hotellogo oben.
Hat Parallelen zu einem lokalen Piratenplakate von 2011.
Zu spät, wahrscheinlich, für diese Wahl und danach ist es höchstwahrscheinlich eh egal. Doch die Piraten müssten jetzt etwas tun, jetzt etwas bissiges bringen, da nichtmal Prism sie über die Prozenthürde zu heben scheint. Alles ist besser als die 0815-Formel grinsendes Politikergesicht mit langweiligem Slogan. Dass solche Plakate überhaupt passieren konnten ist eine Bankrotterklärung einer scheinbar toten Partei.
Alternativ die Gender-Spinner rausschmeißen, das dürfte durch die Mobilisierung der Zielgruppe eine neue Plakatkampagne ausreichend gut ersetzen.
Innenminister Friedrich verteidigt Prism
Saturday, 13. July 2013
Unerträglich, wie er von einer angeblichen Gesetzesmäßigkeit und amerikanischen Warrants für deutsche Kommunikationsdaten (dann ist ja alles wieder gut) schwafelt (Direktlink, via).
Außerdem lügt er:
Ich habe mit dem Justizminister gesprochen und es geht nicht um ein flächendeckendes Scannen, sondern um eine gezielte Suche in einer begrenzten Zahl von Kommunikationsströmen, darum geht es.
Genau das ist nicht der Fall. Dass Geheimdienste bei Einzelpersonen mithören, das wussten wir schon vor Prism sicher und das war schon immer so. Vermeintliche Staatsfeinde und Terroristen werden abgehört, das nimmt eine Gesellschaft vll sogar bewusst hin. Aber Prism ist Massenscannen, Durchsuchen und Speichern der Kommunikation von allen, von relativ normalen Bürgern wie uns. Und das nicht nur in den USA, sondern sogar bevorzugt in Ländern wie Deutschland, Angriffszielen und Partnern dritter Klasse, deren Bürger als Nicht-Amerikaner nicht die (Menschen-)Rechte der amerikanischen Verfassung genießen.
Sein späterer Versuch, zwischen Daten und Metadaten zu unterscheiden, wobei erstere nicht gespeichert würden, ist erstens unglaubwürdig (bei verschlüsselten Daten stimmt das z.B. definitiv nicht, die werden fürs spätere Knacken gespeichert) und verharmlost zweitens diese Metadaten. Und unterschlägt drittens die Möglichkeit, unabhängig von der Speicherung einfach mal mitzuhören und mitzulesen. Amerikanische Position ist zwar tatsächlich, hier zu unterscheiden, das gilt aber nur für Inlandsüberwachung - die dadurch vermeintlich geschützten Verfassungsrechte gelten für Nicht-US-Bürger sowieso nicht.
Ein solches Verhalten eines deutschen Politikers, ein solches in den amerikanischen Arsch kriechen angesichts eines amerikanischen Angriffs, ist schlicht Landesverrat.
Dezentralisierung und Verschlüsselung
Wednesday, 12. June 2013
Das absurde am NSA-Abhörskandal ist, dass nichts davon neu ist. Wir wussten schon lange, dass die NSA allen Internettraffic versucht abzuhören, dass sie Zugriff auf die Server von Facebook und Google haben, dass keiner der US-Dienste sicher ist. Und auch, dass deutsche Firmen keine echte Alternative sind - wenn die USA an Daten will, dann kriegt sie die.
Aber es zu wissen und es wirklich zu wissen ist noch einmal ein Unterschied. Wenn offen darüber geschrieben wird, wenn Deutsche an der Grenze ganz offiziell wegen privaten Facebooknachrichten abgewiesen werden, ist eine neue Stufe erreicht.
Ich hatte vor kurzem schonmal die Erkenntnis, dass meine Daten auf Googles Servern nicht sicher sind, auch wenn es da um den sicheren Fortbestand der Daten ging, nicht ums Ausspionieren. Tatsächlich dachte ich irgendwo schon, dass ein mächtiger Konzern wie Google es verhindern könnte, und mit seiner Hackervergangenheit auch wollen würde, den amerikanischen Geheimdiensten direkten Zugriff auf ihre Server zu geben. Zumindest, solange kein Verdacht besteht, ich oder jemand in meinem Umkreis würde gegen die USA Waffen erheben wollen. Letzter Glaube an das Funktionieren des Systems.
Natürlich sind es nicht nur die Server. Was unverschlüsselt durch die Leitung geht ist öffentlich, dass predigen ja nicht nur SSL-Verfechter seit Jahren. Berichte, welche Probleme die NSA damit hat, all den aufgezeichneten Internettraffic auszuwerten, standen schon vor Jahren in so untergründigen Magazinen wie dem Spiegel. Inklusive Details wie den verschiedenen Datenspeicherarten, dem hierarchischen System von Daten mit direktem Zugriff (=Festplatten) und Daten für später (=Bandlaufwerke und Zeug) und den daraus folgenden Analyseproblemen.
Selbst zu hosten und zu verschlüsseln scheint der einzige Weg, eine halbwegs sichere Existenz aufzubauen - und nein, nicht Internet-Existenz, die Auswirkungen reichen weiter. Ich überlege nur, wie weit man gehen muss. Mail als Beispiel, denn Mail ist für mich der Kernpunkt der Internetexistenz: Ein Mailhosting bei einem anderen deutschen Anbieter ist doch genauso unsicher. Wenn zu PRISM Beteuerungen kommen, dass es keinesfalls gegen US-Bürger gerichtet ist, nur gegen alle anderen, ist doch der logische nächste Schritt, dass nicht nur die US-Gigantenfirmen Ziel der Datensammlung sind, sondern gerade ausländische Hosterfirmen das Primärziel amerikanischer Hackingattacken sein dürften.
Nein, was man absichern kann, muss abgesichert werden. Das braucht eine gewisse Infrastruktur. Dazu gehört die eigene Mailadresse (malte@paskuda.biz). Dazu gehört auch die Software, um Mail von einem beliebigen Mailserver abzuholen (Roundcube derzeit, obwohl das mit gmail nicht in akzeptabler Geschwindigkeit funktioniert. Eventuell muss ich da schon wegen PGP und sicherem Datentransport zu meinem Computer doch zu Thunderbird zurück - kennt jemand gute Alternativen?). Doch der Kern davon muss der auf einem verschlüsselten Heimserver laufende Mailserver sein. Die Hardware dafür hätte ich mit dem Pogo, was fehlt ist die statische IP. Was meine Kommunikationskosten durchaus erheblich erhöhen dürfte.
Gehen wir weiter. Instant-Messaging betrachte ich als gelöstes Problem, der Jabber-Account existiert und das OTR-Plugin in Pidgin ist aktiviert.
Der Blog hier läuft auf seinem eigenen Server, das ist schonmal ein Schritt besser als ein Bloganbieter wie Wordpress.com. Nächster Schritt wäre das Ausliefern über https.
Mailhosting ist nur der eine Angriffspunkt,der andere ist die Mailübermittlung selbst, die muss verschlüsselt werden. Also muss der PGP/GPG-Key erstellt und verteilt werden.
Und dann ist da noch das Handy. Völlig klar, dass dies ein Angriffspunkt ist, Stallman predigt das seit Jahren. Wie ich damit umgehen soll weiß ich noch nicht. Festnetztelefon? Als ob das nicht abgehört werden würde. Vielleicht eine per Telefonnummer erreichbare Skype-Alternative.
Generell wird es wohl Zeit, sich mit den Crypto-Anarchisten mal näher zu befassen.
Wächst das Internet exponentiell?
Sunday, 24. March 2013
Die Telekom will Trafficbegrenzungen für normale DSL-Anschlüsse einführen, so geht es derzeit durch die Medien. Und auf dem Telekom-Blog wird dazu ein Nicht-Dementi veröffentlicht, das nur sagt, dass solche Tarife noch nicht eingeführt wurden, ohne Distanzierung von diesen Plänen. Verwiesen wird dabei auf einen Spiegel-Artikel mit den Worten:
Auf der einen Seite wächst das Datenvolumen exponentiell.
Doch stimmt das? Der Spiegel-Artikel gibt das gar nicht so einfach einfach her.
Definition: Wachstum
Was bedeutet exponentielles Wachstum überhaupt? Bei exponentiellem Wachstum wächst etwas immer stärker, je mehr da ist, um einen festen Prozentsatz. 2^x wäre eine solche Wachstumsfunktion: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1024 ... Man muss sich klarmachen, dass dies bei großen Werten im realen Leben extrem katastrophal sein kann - z.B. beim Ölverbrauch. Hätten wir einen festen Ölvorrat und wüchse unser Verbrauch exponentiell, stünden wir irgendwann an dem Punkt, an dem am nächsten Tick der gesamte verbliebene Ölvorrat verbraucht würde - genau das macht das Peak-Oil-Szenario so erschreckend.
Lineares Wachstum ist einfacher. Wächst etwas immer um den gleichen Wert, wächst es linear - beispielsweise wenn jemand jeden Tag eine Liegestütze mehr macht.
Polynomiales (kubisches) Wachstum (meine Vermutung: Internetwachstum entspricht eher sowas) sieht exponentiellem Wachstum ähnlich, hat aber nicht diese enorme Steigerung am Ende des Graphen. x³ ist das Beispiel im Graphen: 1, 8, 27, 64, 125, 216, 343, 512. Etwas, das immer mehr immer mehr wird, jedoch später mit immer geringerem prozentualem Wachstum.
Trafficentwicklung des Internets
Der Spiegel-Artikel gibt das exponentielle Wachstum also gar nicht so einfach her. Denn der fasst die Studie so zusammen:
Bis 2016 werde sich das durch die weltweiten Computernetze transportierte Datenvolumen vervierfachen
Eine Vervierfachung ist aber noch nicht exponentielles Wachstum. Exponentielles Wachstum ist irgendwas^x, eine Vervierfachung ist 4*x. Man sieht mein Problem auch schön auf dem (per Cisco-Tool) erstelltem Graph der Trafficprognosedaten:
Die Linie für z.B. Nordamerika sieht linear aus. Ist das im gesamten wirklich exponentielles Wachstum?
Hier noch die Daten des Gesamttraffics aus dem Whitepaper per Wolfram:
Das sind 30.734, 43.441, 54.812, 69.028, 87.331, 110.282 PB per Monat.
Und immerhin: Das Wachstum erhöht sich im Laufe der Zeit. Jährlich wächst der Traffic um 13, 11, 15, 18, 23 PB per Monat. Lineares Wachstum können wir also ausschließen. Aber ist das nun exponentiell oder polynomial?
Sieht man das am Steigungsgraph der Interpolation?
Ich nicht.
Exponentielles Wachstum ist Wachstum um einen festen Prozentsatz. Und prozentual ist das bei den gegebenen Werten Wachstum um 43%, 25%, 27%, 26%, 26%. Das ist also praktisch exponentielles Wachstum, abgesehen von der Abweichung im ersten und zweiten Jahr. Die prozentualen Wachstumswerte als Chart:
Nebenbei: Mathematisch erschlagen
Hier hatte ich zuerst die Interpolation genommen und mir mit großen x angesehen. Aber eine Interpolation per Polynom kann doch nur polynomiales Wachstum zeigen, oder? Und Wolfram kann auch nicht einfach die Fortsetzung dieser Reihe berechnen, was ich einfach mal als Hinweis auf nicht-exponentielles Wachstum nahm.
Man kann auch versuchen, das per Hand zu berechnen. Und vergessen wir dabei einfach mal den Wachstumsabfall - es geht also um das Wachstum 11, 15, 18, 23 der Werte 43, 54, 69, 87, 110.
"Es gibt ein m>1, so dass für n>=n_0 stets (a_n+1)/(a_n) >=m ist, dann liegt exponentielles Wachstum vor (man zeigt leicht a_n>= C m^n)"
-
- 54/43 >= m
- 69/54 >= m
- 87/69 >= m
- 110/87 >= m
Ja, ein solches m existiert:
Demnach wächst das Internet exponentiell. "Gibt es M>0 und p mit: für n>=n_0 ist stets a_n>M n^p, dann hat man mindestens polynomiales Wachstum."
Das ist auf deutsch die simple Überlegung: Finden wir ein Polynom, das weniger stark wächst als die gegebenen Werte?
Gut, prüfen wir das. Das zu lösende Gleichungssystem:- 43 > M * 1^p
- 54 > M * 2^p
- 69 > M * 3^p
- 87 > M *4^p
- 110 > M * 5^p
Und ja, solche p und M scheinen zu existieren:
"Gibt es M und p mit: für n>=n_0 ist stets a_n<=M n^p, dann hat man höchstens polynomiales Wachstum."
Finden wir ein Polynom, das stärker wächst als die gegebenen Werte?
- 43 <= M * 1^p
- 54 <= M * 2^p
- 69 <= M * 3^p
- 87 <= M *4^p
- 110 <= M * 5^p
Und ja, auch solche M und p gibt es:
Demnach wächst das Internet nicht exponentiell, sondern polynomial.
Und dadurch wird klar: Diese Formeln sind für echte Folgen, nicht für ein paar Werte, und helfen hier nicht weiter. Sie sagen nur, dass man die Werte sowohl exponentiell als auch polynomial fortsetzen kann.
Trafficentwicklung in Deutschland
Aber es geht in der Diskussion um Volumenbegrenzungen für DSL-Anschlüsse ja gar nicht um das ganze Internet. Es geht um DSL-Anschlüsse in Deutschland, und ohne mobiles Internet, ohne die Internetisierung der Entwicklungsländer, kann das alles ja schon wieder ganz anders aussehen. Oben im Cisco-Graph sah das Wachstum für Deutschland sehr linear aus.
Aber es geht ja ein bisschen genauer.
Aus der Advanced-Version des Cisco-Tools kommen die genauen Daten: Traffic bis 2016 ohne mobiles Internet und nur für Deutschland. Zugunsten der Telekom mische ich Business und Consumer-Segment, auch wenn es bei diesen Tarifen wahrscheinlich nur um Consumer gehen wird (so ganz sicher kann man sich eben nicht sein). Das sieht so aus
Die genauen Werte sind 1196.9, 1748.6, 2175.3, 2744.6, 3370.2, 4040.4. Das Wachstum also 552, 427, 569, 626, 670. Wieder sich steigerndes Wachstum, abgesehen von dem Einbruch auf 2013. So sieht die Ableitung der Interpolationsfunktion aus (interessante Abweichung):
Das ist Wachstum um 46%, 24%, 26%, 22%, 19%. Also: Nein, bei dem Wachstumsabfall am Ende ist das eher kein exponentielles Wachstum, sondern polynomiales.
Als Chart:
Fazit
Zuerst: Ja, die Cisco-Daten sagen aus, dass das Internet insgesamt exponentiell wächst (wenn Internet == Traffic). Nicht jedoch das deutsche Internet ohne Mobilfunk, um das es bei der DSL-Volumenbegrenzungsdiskussion geht. Aber auch das deutsche Internet wächst nicht linear, sondern es wächst der Prognose nach von 26% bis 19% im Jahr, was immer noch gewaltiges Wachstum ist. Das könnte für die Telekom tatsächlich eine Herausforderung sein - um das richtig zu bewerten müsste man die Kapazitäten kennen. Trotzdem deuten die Daten daraufhin, dass sich die Situation für die Telekom im DSL-Bereich in Zukunft eher entspannen wird, wenn das prozentuale Wachstum tatsächlich weiterhin abnimmt. Dementsprechend halte ich den simplen Hinweis auf exponentielles Wachstum des Internets für irreführend.
PS: Danke an Robert und Hartmut für eure Hilfe beim Erstellen des Artikels.
LSR-Protest-Plugin
Friday, 8. March 2013
Möglichst gar nicht auf Verlagsprodukte zu verlinken - weniger noch als zuvor - ist mein Weg, der Absurdität des Leistungsschutzrechtes zu begegnen. Matthias Gutjahr hat dankenswerterweise ein dabei helfendes Wordpress-Plugin zu Serendipity portiert: Durch das LSR gefährlich gewordene Links zu Verlagsprodukten, die sich nicht deutlich vom LSR distanzieren, werden durch Links auf eine erklärende Blockseite ersetzt (von der aus dann ein Link doch zum Originalziel führt). So können Blogger sich vor Geldforderungen der Verlage schützen und gleichzeitig die Verlage durch Linkentzug bestrafen.
Das funktioniert für neue Artikel bei mir im Grunde einwandfrei. Links in älteren Artikeln wurden hier im Blog allerdings nicht automatisch ersetzt, das kollidiert wohl mit dem Cache des entryproperties-Plugins. Und die verwendete Blockliste irritiert mich etwas: Dort fehlt ausgerechnet spiegel.de, die bei mir meistverlinkte gewöhnliche Nachrichtenseite, obwohl spon keine klare Position gegen das Gesetz bezieht.
Das Plugin kann per Spartacus installiert werden
Rechter Terror
Saturday, 8. December 2012
Die Terrorserie der NSU und das Versagen des Staates dabei und danach ist eines dieser Geschehnisse, die später in der historischen Betrachtung höchstwahrscheinlich als ungeheuer wichtig empfunden werden, heute aber nicht in vollem Umfang die Aufmerksamkeitsschwelle durchbrechen. Das ist bedenklich. Ich will festhalten, was man bisher meint zu wissen (und breche dafür meine Regel, nicht auf normale Verlagsprodukte zu verlinken).
Der Terror der Nazis
Der Terrororganisation gehörten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an, vermutet werden bis zu 20 Unterstützer. Die drei waren bekannte Neonazis, die schon in den 90ern an Naziaktionen im Umfeld der NPD wie dem Gedenken an den Tod von Rudolf Hess teilnahmen und Mitglied neonazistischer Organisationen wie dem Thüringer Heimatschutz waren.
1998 durchsuchte die Polizei eine Garage in Jena und fand dabei eine Bombenwerkstatt. Daraufhin tauchten Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt ab. Sprengstoff spielt auch später noch eine Rolle, die Bombenwerkstatt im Hinterkopf behalten. Es ist zu vermuten, dass der Verfassungsschutz wusste, wo mindestens Zschäpe sich aufhielt, dieses Untertauchen war also eigentlich nur bedingt effektiv.
Wann genau die Mordserie anfing ist unklar. Möglicherweise schon 1999 mit einer Granatenexplosion. Die eigentliche Mordserie war das Erschießen von mindestens neun "Kleinunternehmern mit türkischem Migrationshintergrund", wie Wikipedia schreibt, in einem Zeitraum von 2000 bis 2006. Wegen diesem Opferprofil wurden die Morde in der deutschen Presse als "Döner-Morde" euphemisiert - nicht nur von Bild, auch vom Spiegel und anderen vermeintlich respektablen Zeitungen.
Am 4. November 2011 überfielen Mundlos und Böhnhardt eine Bank und flüchteten in einem Wohnmobil, das von Zeugen gesehen wurde. In der folgenden Polizeifahndung wurde das Wohnmobil gefunden. Mundlos und Böhnhardt töteten sich vor dem Zugriff und zündeten gleichzeitig das Wohnmobil an. In dem Fahrzeug fand man unter anderem die Dienstwaffe einer 2007 in Heilbronn getöteten Polizisten. Diese Verbindung ist unklar. Wurde sie von den Terroristen erschossen, kannte sie sie? Bekannt ist auf jeden Fall, dass Kollegen von ihr Mitglied im Ku-Klux-Klan waren. Diese Polizisten sind natürlich noch heute beschäftigt.
Kurz darauf explodiert in Zwickau ein Wohnhaus, das die Terroristen drei bis vier Jahre als Unterschlupf genutzt hatten. Zschäpe wird kurz vorher noch dort gesehen, sie stellt sich die Woche darauf der Polizei.
Das Versagen der Behörden
Dass die Behörden versagt haben ist unbestreitbar. Jahrelang ziehen Terroristen durch das Land und ermorden Menschen ohne auch nur ansatzweise erwischt zu werden. Doch erwischt werden die Terroristen nur durch einen zufälligen Fahndungserfolg nach einem Fehler der Nazis, dem hoch-riskanten Banküberfall. Absolut erschreckend ist jedoch, wie und in welchem Ausmaß die Polizeibehörden während der Terrorserie versagt haben, und mit welcher Staat-im-Staate-Mentalität der Verfassungsschutz nachträglich die Ermittlungen torpediert.
Während der Mordserie wurden mehrere Sonderkommissionen gebildet, die vermeintlich die Morde untersuchten, in Wirklichkeit aber blind am tatsächlichen Geschehen vorbeischauten. Da wäre zuerst die Sonderkommission Halbmond der Kripo Nürnberg, die mit LKA und Polizeipräsidium München zusammenarbeitete. Ihre den Medien vermittelte Fahndungsrichtung waren Drogengeschäfte, weil einer der Opfer 1996 - also zehn Jahre vorher - Drogen von Holland nach Deutschland geschmuggelt habe. Die Sonderkommission hieß übrigens Halbmond, weil die Presse von einer Türken- oder Halbmond-Mafia berichtete, in die die Opfer verwickelt seien. Aus Opfern wurde Tätern.
Der offensichtliche rechtsextreme Hintergrund der Morde wurde zuerst nicht erkannt. Ab 2005 verstärkte die nächste Sonderkommission, SoKo Bosporus, diese Ermittlungsrichtung noch hin zu vermeintlichen Verbindungen in die organisierte Kriminalität. Natürlich wurde dazu nie belastbares gefunden, diese Verbindung existierte ja nicht.
2006 wurde dann erstmals zusammen mit einem Profiler eine rassistisches Mordmotiv angenommen. Die Soko wurde angeblich aber nie über die drei untergetauchten Neonazis - die gut in dieses Profil gepasst hätten - informiert, es kamen keine Hinweise aus Thüringen.
Zusätzlich zu diesem Polizeiversagen kommt das Versagen des Verfassungschutzes. Mehrfach wurden Akten vernichtet, die bei der Aufklärung hätten helfen könnte. Der bekannteste Vorfall ist die Aktenvernichtung des Thüringer Verfassungsschutzes. Edathy, der Untersuchungsausschussleiter, fasste den Vorfall so zusammen:
Sie sind aufgefordert worden, Akten zu suchen, sie haben Akten gefunden, und sie haben die Akten vernichtet
Weitere Akten wurden auf Anordnung des Bundesinnenminiseriums Tage nach dem Auffliegen der Terrororganisation vernichtet. Beruhigend der Hinweis, dass dabei keine Informationen über die drei Terroristen vernichtet worden seien.
Dazu kommt die Aktenvernichtung des Militärgeheimdienstes, der in den 90ern Mundlos anwerben wollte, die Akten darüber aber vernichtete. Von ihnen sind jedoch Kopien aufgetaucht, von denen der MAD angeblich nichts wusste. Das ist glaubhaft, denn eine teilweise Aktenvernichtung wäre sinnlos, die Akten wären entweder auch oder gar nicht vernichtet worden.
Die Aktenvernichtungen passt zu der Blindheit, die der NSU das Weitermorden ermöglichte. Und sie passt zu dem Verdacht, dass ein Verfassungsschützer in die Morde verwickelt sei. Generell bleibt unerklärlich, wie eine rechten Szene, die so stark vom Verfassungsschutz unterwandert ist, dass ein Verbotsantrag der NPD an dieser Unterwanderung und der dadurch unmöglichen Trennung zwischen originären Aktionen und Aktionen des Verfassungsschutzes scheitert, im geheimen eine Terrorzelle bilden und unterstützen kann. Und das jahrelang. Und richtig: Der Verfassungsschutz wusste ja auch, wie oben erwähnt und verlinkt, zumindest zeitweise, wo die Terroristen sich aufhielten.
Jüngste Entwicklung
Derzeit läuft ein Untersuchungsausschuss. Viele der Erkenntnisse über die Terrororganisation NSU sind in diesem Ausschuss zu verdanken und auch viele Einblicke, wie Beamten und Behörden gegen eine aufklärende Untersuchung mauern. Und was passiert? Sebastian Edathy, Leiter des Untersuchungssauschusse, wird Ziel eines Sprengstoffanschlages über den kaum berichtet wird:
Edathy schrieb auf seiner Facebook-Seite, die Polizei gehe von einem Sprengsatz aus. Dies bestätigte der Polizeisprecher nicht. Noch sei völlig unklar, wodurch die Explosion ausgelöst wurde. Der Vorfall ereignete sich im Kreis Schaumburg, der in Niedersachsen als eine der Hochburgen der rechtsextremen Szene gilt. Auch der mutmaßlichen Terrorhelfer Holger G. lebte dort bis zu seiner Festnahme.
Diesen erneuten Anschlag nicht als Zeichen einer gefährlichen militanten rechtsextremen Terrorszene zu werten ist zynisch ähnlich zu der Blindheit, mit der die Morde vorher nicht mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wurden.
Fraglich bleibt, warum die Terroristen mit Explosionen und Feuer ihre Spuren verwischten, sich jedoch gleichzeitig selbst umbrachten und der Polizei stellten. Zusammen mit dem Verhalten des Verfassungsschutzes ergibt das nur zu leicht den Eindruck, dass noch weitere und höhere Stellen noch tiefer in diese Terrorserie verwickelt waren.
Emanuel-Update: Google beugt sich Hollywood
Monday, 13. August 2012
Google will nun Seiten bestrafen, die viele DMCA-Takedown-Anfragen bekommen.
Ich sage nochmal: Das ist ein Fehler. Google sollte danach streben, das bestmögliche Suchergebnis anzubieten. Wenn das ein nicht-lizenzierter Stream der gesuchten Serie ist statt einer so offiziellen wie nutzlosen Vorschau, dann sollte das auch das erste Ergebnis sein.
Google beugt sich hier der Rechteverwertenden Industrie und verschlechtert dafür sein wichtigstes Produkt, die Suche, den eigenen Kern. Daran sind schon andere Riesen gestorben.
Duckduckgo ist übrigens eine tolle Alternative, wenn man englischsprachig sucht.
Joachim Paul bei log in
Wednesday, 9. May 2012
re:publica 2012
Sunday, 6. May 2012
Die Erfahrung der republica von der Erfahrung Berlin zu trennen ist für mich kaum möglich. Große Stadt, schon allein das Chaos und die Feier am 1. Mai war erinnerungswürdig. Aber auch sonst empfand ich Berlin als eine sehr seltsame Großstadt mit komplett widersprüchlichen Eindrücken und Menschen, sodass man daran schon ein bisschen knabbern kann. Exemplarisch die Patronenhülle im Bordstein vor der U-Bahn-Station Warschauer Straße, von der aus man an einer wunderschönen alten aber natürlich von Sprayern bemalten Brückenbefestigung vorbeifährt. Nochmal was ganz anderes als andere Großstädte, in denen ich war.
Dann die republica selbst. Der richtige Umgang mit meiner Doppelrolle dort - universitärer Beobachter zum einen und gleichzeitig jemand mit diesem kleinen Blog hier, der die bekannteren Blogger dann natürlich vom Lesen kennt - musste erstmal von mir ausgehandelt werden. Am ersten Tag ohne funktionierendes Navi Felix Schwenzel im Bus zu begegnen, den ich seit Jahren lese, dann ihm folgen wollen aufgrund des offensichtlich gleichen Ziels und dabei durch Falschauskunft sein Zuspätkommen zu verschulden war weniger angenehm und tat mir unheimlich leid, aber setzte für mich immerhin den Ton, dass man auf der Konferenz sehr nah an Leuten ist, die man sonst aus der Ferne auf einer Art Podest wahrnimmt. Was dann wiederum sehr angenehm war, ebenso wie seine Begleitung. Und es machte Spaß, Leuten wie Jens, @wyrdnis und Fabian durch Zufall zu begegnen und dann richtig ernsthaft (und auf der Abschlussfeier dann auch weniger ernsthaft) über Themen Gespräche zu führen, für die man sonst kaum einen passenden Gesprächspartner mit deren Ahnung findet.
Sessions gabs dann auch einige und die meisten davon auch richtig gut. Höhepunkte für mich: soylent green, klar, schon weil unheimlich lustig und als These sympathisch, aber auch so kleine Denkübungen wie der falsch betitelte Vortrag zu Zukunftstechnik in Schulen, dem mehr Bezüge zu Star Trek trotz anfänglicher Distanzierung vom Titel gutgetan hätten, "Ich glaube, wenn du den Kopf triffst, sind die am meisten tot" von einer unfassbar jung und sympathisch wirkenden Doktorin, und der (leider teils im Gegensatz zu den anderen Diskussionsteilnehmern) beeindruckend klar argumentierende Jurist bei Das entfesselte Wissen. Poetry Spam war ein netter Ausklang und Sascha Lobo hat zurecht Stage 1 überfüllt, den gleichen Raum, den Steffen Seibert als @RegSprecher dann souverän und sympatisch um den Finger wickelte.
Kritik gehört hier auch rein, auch wenn mir etwas die Vergleiche fehlen. Schön war, wie offen die Redner immer Fragen zuließen und beantworteten. Funktionierendes Wlan wäre schön gewesen, wenn auch für mich (und ich glaube, für viele) durch umts nicht unbedingt notwendig. Unangenehm, dass einige Redner dann doch überzogen und man dann in der durch die aufbrechenden Menschen verursachten Hektik kaum noch den meist wichtigen Endüberlegungen folgen konnte. Und nächstes mal bitte dafür sorgen, dass auf meiner Heimfahrt kein brennender Güterzug ne dreistündige Verspätung samt Taxiheimfahrt verursacht, auch wenn der türkischstämmige deutsche alevitische Taxifahrer dann großartig und so unterhaltsam wie ein potentieller Sprecher auf der Konferenz war.
Bleibt mein Fazit, dass ich schon jetzt glaube, nächstes Jahr da gerne wieder hin zu wollen, was ja durchaus für eine gelungene Veranstaltung spricht.
Manipulation
Tuesday, 14. February 2012
Mit einer kilometerlangen Menschenkette gedenken Tausende Dresdner dem Jahrestag der Zerstörung ihrer Stadt und setzen ein Zeichen gegen Rechts - der Neonazi-Aufmarsch wird vorzeitig abgebrochen, Polizisten eskortieren die Rechtsextremen zurück zum Bahnhof. Ausschreitungen bleiben aus.
Das ist der Teaser zum Spiegelartikel über den Naziaufmarsch in Dresden. Das ist, was passierte. Inhaltlich sagt der Spiegelartikel selbst nichts anderes.
Genau das gleiche Schema wie vor zwei Jahren.