The Beginner's Guide
Wednesday, 7. June 2017
The Beginners Guide war das nächste Spiel des Machers der Stanley Parable, die ich allerdings bis heute noch nicht spielen konnte.
The Beginners Guide dagegen startete auf meinem PC, es funktionierte sogar einwandfrei und mit stabilen 60 FPS - was trotz seiner älteren Grafik (wobei es meist moderner aussieht als auf dem Screenshot oben) erwähnenswert ist, weil ich wie immer mit dem freien AMD Mesa-Treiber spielte. Allerdings wurde mir, wie üblich bei Spielen auf der Source Engine, bald leicht unwohl. Hier aber ging es noch, da es keine hektischen Stellen gibt und das Spiel auch gar nicht lang ist.
Um The Beginners Guide zu beschreiben will ich ein neues Wort einführen: Kurzspiele. Kurzspiele sind das Pendant zu Kurzfilmen. Um solche Spiele geht es hier. The Beginners Guide erzählt mit Kurzspielen eine Geschichte über Macher von Spielen, und der Spieler wird mittenrein geworfen. Natürlich hat die Geschichte eine Meta-Ebene, aber mehr will ich hier gar nicht verraten.
Es ist eine interessante Erfahrung. Spielerische Inhalte sind minimal, aber in einem Medium eine Geschichte über ein Medium zu erzählen ist ziemlich cool. Und wie das Spiel es macht ist eigentlich durchaus einen längeren Artikel wert. Der würde dann aber ausgiebig über Spiele als Medium reden die Rolle des Erzählers in verschiedenen Medien vergleichen müssen, und diese Spielevorstellung ist dafür nicht der richtige Ort.
Wäre es länger gewesen hätte es nicht mehr funktioniert, so aber trägt The Beginner's Guide durch die Spielzeit - bei mir fast genau anderthalb Stunden.
Gods Will Be Watching
Monday, 5. June 2017
Wieder ein Spiel, das mich nicht gereizt hat. Hier kommt aber auch einiges negatives zusammen.
Gods Will Be Watching ist ein Art Puzzlespiel. In verschiedenen Kapiteln spielt man eine Figur und muss eine Situation lösen. Im ersten Kapitel ist es zum Beispiel eine Geiselnahme. Der Spielcharakter ist einer der Geiselnehmer und muss dafür sorgen, dass die Geiseln nicht fliehen, die Wachen nicht stürmen, und der gleichzeitig ablaufende Hack erfolgreich abläuft. Das ist rundenbasiert: Eine Aktion pro Runde, dann verändert sich gegebenenfalls etwas (z.b. die Geiseln werden unruhiger), nächste Runde reagiert man darauf (beruhigt sie). Im Grunde ist es Ressourcenmanagement.
Und obwohl so etwas nicht schlecht sein muss, ist es hier uninteressant. Die Pixelgrafik ist hässlich. Das Spiel ist verdammt schwer, sogar noch auf der leichteren Schwierigkeitsstufe. Es ist unmöglich vorher zu wissen, wie man die Situation lösen kann, also muss man ausprobieren, sterben und es immer wieder probieren. Und nach zwei Stunden Ressourcenmanagement durch drei Kapitel wird das ganz schön eintönig.
Dass das Spiel mich überhaupt so lange beschäftigen konnte liegt an der Story. Die Situationen sind krass, die Hintergrundgeschichte mit ihrem SciFi-Machtkampf klingt interessant. Doch letztendlich ist der spielerische Gehalt des Spiels zu gering, um weiter auf meiner Festplatte zu verweilen.
Die Linxuversion lief einwandfrei, immerhin.
Space Hulk Ascension
Wednesday, 17. May 2017
Space Hulk Ascension ist ein Rundentaktikspiel im Universum von Warhammer 40,000. Der Spieler steuert ein Team von Space Marines durch die engen Gänge eines Weltraumschiffs und bekämpft mit ihnen die Genestealer.
Die Genestealer sind Monster und sehr stark im Nahkampf. Im Grunde ist der Space Marine mit einem Hieb von ihnen tot, zumindest anfangs, später können sie sich besser verteidigen. Es geht also darum, sie mit den Waffen auf Distanz zu halten und sich trotzdem zum Missionsziel vorzukämpfen. Das ist durchaus anspruchsvoll: Es gibt wirklich Unmengen an Gegner, und in den engen Gängen ist kein Platz, die Spielfiguren kommen dort nicht aneinander vorbei.
Geschaffte Missionen und in ihnen erledigte Gegner bringen Erfahrungspunkte. Bei einem Levelaufstieg darf man Attributspunkte verteilen, auch schalten sich so neue Waffen und Fähigkeiten frei. So können die einzelnen Space Marines spezialisiert werden, das Team wird dadurch wesentlich stärker.
Die Linuxversion funktioniert, ist aber nicht völlig fehlerfrei. Ab einem gewissen nahen Zoomlevel entsteht aus dem Terrain ein schwarzer Balken und blockiert die Sicht. Beim Beenden ist das Spiel mir einmal abgestürzt. Und generell ist die Performance nicht gut, die Kamera dadurch zäh. Trotzdem ist es völlig spielbar.
Ich habe es allerdings nach einer gewonnenen Kampagne wieder zur Seite gelegt. Mich hat es einfach nicht gepackt. Die Grafik ist dunkel, grau und eintönig. Die Missionen sind langweilig und schlecht inszeniert, die Spielmechanik repetitiv. Im Grunde setzt man wann immer möglich die Space Marines in den Overwatch-Modus und lässt sie die anstürmenden Monster niederballern. Die Beschreibung täuscht etwas, denn damit das funktioniert muss man immer noch die Positionierung richtig hinkriegen und ja trotzdem die Mission erledigen - das zusammenzukriegen sogar ziemlich schwer. Doch empfand ich es nicht als motivierend, gerade im Vergleich mit einem XCOM oder Jagged Alliance 2.
Das hat mich etwas überrascht, denn ich mag das Genre und Space Hulk Ascension wurde gut bewertet, z.B. mit einer 7.5 bei Gamersglobal (und das war kein Ausreißer). Manchmal treffen Spiele halt nicht den eigenen Geschmack. Es wird nicht helfen, dass ich kein Fan von Warhammer bin.
WannaCry: Mitleid gleich null
Tuesday, 16. May 2017
Okay okay, das stimmt nicht: Wenn ein Privatanwender gerade seine Daten verloren hat, habe ich schon Mitleid. Wenn Patienten von Krankenhäusern nicht mehr richtig versorgt werde können, dann natürlich auch. Aber gegenüber den betroffenen Institutionen und betroffenen Ländern, da spiele ich Nelson, stehe in der Ecke und sage "Ha Ha".
Das Problem in diesem Fall ist doch nicht, dass die NSA Sicherheitslücken hortet und dann die Kontrolle verliert. Wir wissen doch, dass die das machen. Das Problem sind die Institutionen und Anwender, die ein uraltes Betriebssystem weiterbetreiben und nicht hören wollen. Microsoft und Sicherheitsleute sagen in seltener Einigkeit: Ihr müsst upgraden, es wird eine Sicherheitslücke geben. Die Reaktion war ein "mir doch egal". Und jetzt zahlen die so Denkenden den Preis für ihre Arroganz.
In meinem eigenen Umfeld habe ich genau das an der Uni gesehen. Meine erste, die hatte noch einen richtig guten Linux-PC-Pool. Diese technische Universität wird jetzt auch kein Problem haben. Die zweite, da lief zumindest anfangs Windows XP auf den Rechnern, direkt vor Supportende. Der Glaube war, dass die Sicherheitssoftware schon wirken wird - aber soweit ich weiß war der Glaube nicht stark, die haben inzwischen geupgraded. Aber die dritte Uni, da lief bei meiner Ankunft und nach Supportende noch Windows XP. Mit genau der gleichen Rechtfertigung: Wir haben spezielle Sicherheitssoftware, wir haben Sicherheitskontrollen auf Netzwerkebene, das passt schon.
Nein, es passt eben nicht. Irgendwann kommt, wie jetzt, eine neue Schadsoftware über einen nicht kontrollierten Weg und infiziert den PC. Die Arbeit, die mit dem gesparten Upgrade gespart wurde, haben die Betreiber solcher Systeme jetzt mit dem Kampf gegen die Malware.
Es gibt Alternativen
Was mich ärgert: Die tun so, als hätten sie keine Wahl. Aber das stimmt eben nicht. Sie können zu einem neuen Windows upgraden. Oder, noch besser: Sie können direkt zu Linux wechseln. Da werden dann Lizenzkosten für die Software angeführt. Aber wenn das IT-Budget nicht ausreicht, um die Software neu zu lizenzieren, dann muss man sie eben abschreiben. Lizenzen nur für veraltete Software zu haben ist genau so wertvoll, wie sie gar nicht zu haben. Und es ist ja nicht so, als gäbe es nicht für im Grunde alles eine freie Alternative. Gleiches gilt für Windows-only Software: Wenn eine wesentlich bessere TU ihre Studenten mit Linux versorgen kann, dann braucht eine kleinere technische Universität Windows erst recht nicht.
Und ich denke, diese Situation wird man tausendfach wiederfinden. China sitzt auf Windows XP? China hat doch sogar eine chinesische Linuxversion, dann nutzt sie halt. In Industrien mag es Arbeitsabläufe geben, die an einem uralten und nur auf XP noch laufenden Programm hängen. Das umzustellen mag teuer sein. Aber habt ihr wirklich die Rechnung damit gemacht, was passiert, wenn eine Lücke diesen PC und damit die Fabrik ungeplant stilllegt? Das kostet doch Millionen. Da hätte man doch besser mal vorher gehandelt.
Klar, ein nicht mit dem Netzwerk verbundenes Uraltsystem, das ist eine andere Geschichte. Aber darum geht es hier ja nicht.
Es braucht Konsequenzen
Ich habe kein Mitleid. Netzwerkfähige PCs, das sind für den Anwender simpel bedienbare Geräte. Aber in unserer vernetzten Gesellschaft haben diese Geräte Macht, ihre Besitzer Verantwortung. Wir müssen ein Mindestmaß an Sorgfalt aufbringen und einfordern. Es kann nicht sein, dass eine solche Lücke für ein Dinosaurierbetriebssystem überhaupt Opfer findet. Es geht noch viel weniger an, dass Institutionen wie Krankenhäuser deswegen nicht normal weiterfunktionieren können. Hier muss man die Verantwortlichen finden, und man muss sie zur Rechenschaft ziehen. Unsere Gesellschaft muss so etwas ächten, und (wenn nötig mit neuen Gesetzen) Leute für den Schaden haftbar machen. Und nein, nicht die Programmierer der Schafsoftware sind verantwortlich. Ich denke an solche Leute:
Und natürlich liegt es am fehlenden Geld. Dem Guardian zufolge hat zum Beispiel das britische Gesundheitsministerium im Jahr 2015 aufgehört, für Microsofts speziellen XP-Support in den nun betroffenen Kliniken zu zahlen. (via)
Ha Ha. Selbst schuld. Aber wenn jetzt ein Patient stirbt, dann gehört ihr in den Knast.
Ich verlasse den Ubuntuusers-Planeten
Friday, 12. May 2017
Meine Beiträge werden ab sofort nicht mehr im Ubuntuusers-Planeten auftauchen.
Ubuntuusers und ich, das ist eine lange Geschichte. 2005 hab ich mich im Forum registriert, wurde aktiv. Bald bin ich dem Supporter-Team beigetreten, arbeitete dann auch gelegentlich im Wiki mit. Für eine Weile war ich Teamleiter der Supporter (nicht, dass es für den Posten viel Konkurrenz gegeben hätte). Dann trat ich zurück, weil ich in meinen Augen nutzerfeindliche Entscheidungen nicht akzeptieren wollte, die Teamleitung mich überstimmte. Das ist jetzt einige Jahre her.
Der Blog aber blieb im Planeten. Ich nutzte immer noch Ubuntu, schrieb und schreibe immer noch gelegentlich über Linux-Themen und Ubuntu im speziellen. Und fand es eigentlich ganz passend, über den Planeten noch eine Verbindung zu meiner Vergangenheit zu halten - und sei es auch, um nochmal die proprietäre Forensoftware zu kritisieren oder die damaligen Fehlentwicklungen zu beschreiben.
Doch jetzt reicht es. Mir wurden Artikel aus dem Planeten ausgeblendet, die ich gerne drin behalten hätte. Das ist im Grunde nicht schlimmes. Doch stieß mir erst der Tonfall sauer auf, wie auch die Einstellung, als sei das in den Planeten bloggen ein Privileg ("Du darfst gerne im Planeten stattdessen über x y schreiben"). Zweitens wurde es dann, als ich auf Einladung einen Thread im (nur für Blogger sichtbaren) Planetenforum eröffnete, sofort feindselig - wohlgemerkt, da beteiligten sich Leute, die meines Wissens mit dem Ikhaya-Team nichts zu tun haben. Ich denke, dass mich manche im Ubuntuusers-Team noch von damals als Feindbild betrachten (sich dafür einzelne auszupicken, da hatte das Team immer eine Tendenz für). Alternative ist, dass die Leute dort generell nicht mehr nett mit anderen umgehen. Auf beides habe ich keine Lust.
Wer diesen Blog bisher über den Planeten gelesen hat, der könnte nun stattdessen den Linux-Feed direkt abonnieren. Doch schreibe ich nicht nur über Linux, der Gesamtfeed für den ein oder anderen deshalb vielleicht die bessere Wahl. Dem OSBN bleibe ich erhalten, dort statt beim uu-Planeten mitzulesen wäre ebenfalls eine Option.
Wenn ein USB-Pin als Vorwand zur Garantieverweigerung dient - Warnung vor Lenovo & Cyberport
Tuesday, 9. May 2017
Lenovo und Cyberport verweigern meiner Freundin die Garantieleistung für ein Laptop mit kaputtem Display. Als Vorwand dient ein ebenfalls kaputter USB-Port.
Warnung vor Lenovo
Sie hat einen Lenovo Ideapad 500-15ACZ. Gekauft im April letzten Jahres bei Cyberport, ging vier Monate später das Display kaputt. Erst fing er an zu flackern, dann ging er ganz aus. Sowas sollte kein Problem sein, wird halt repariert. Aber hier fingen die Probleme erst an: Zuerst konnte keine schnelle Reparatur versprochen werden. Da der Laptop gebraucht wurde - dann eben mit externem Display - verzögerte sich die Reparatur. Dann aber wurde er eingeschickt, doch Lenovo verweigerte völlig überraschend die Garantie. Ihr Grund: Ein kaputter USB-Port. Der zeige, dass das Gerät nicht pfleglich behandelt worden wäre.
Das ist völliger Unsinn. Hier sind Photos:
Lenovo refuses warranty repair of broken display because of bent USB pin
Beim USB-Port ist mit dem Logitech USB Unifying Receiver, einem Standardteil, einfach der Plastikleiter für die Pins mit rausgekommen. In meinen Augen ist das weiterer Produktionsdefekt, und etwas, was öfter mal vorkommt, hier zum Beispiel beim Test mehrerer USB-Adapter.
Fazit 1: Kauft keine Geräte von Lenovo. Gehen sie kaputt, habt ihr keine nennenswerte Herstellergarantie.
Warnung vor Cyberport
Ein Hersteller auf Extrem-Sparkurs sollte eigentlich kein Problem sein. Denn es gibt ja den Händler, den direkten Vertragspartner. Der müsste jetzt Gewährleistung leisten. Besonders bei Defekten in den ersten 6 Monaten, weil dann der Kunde durch die Beweislastumkehr von § 476 BGB besonders geschützt ist. Cyberport hätte mehrere Möglichkeiten: Sie können Nachbessern (Reparieren oder Umtauschen) oder das Geld zurückgeben. Nachbessern, das können sie selbständig oder über den Hersteller.
Lenovo einzuschalten, das haben sie wohl versucht und sind gescheitert. Jetzt müssten sie selbst reparieren, oder eben in die Tasche greifen, Austauschgerät bereitstellen oder das Geld zurückerstatten. Cyberport wählt den dritten Weg: Sie wollen den kaputten Laptop unrepariert zurückgeben. Ich zitiere:
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Abschließend möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen in diesem Reklamationsfall keine kostenfreie Reparatur anbieten können.
Lenovo sieht über deren Herstellergarantie keine kostenfreie Abwicklung vor, dies wurde Ihnen und uns bereits mittels einem kostenpflichten Reparaturangebot bestätigt.
Im Rahmen der Gewährleistung nimmt Cyberport keine Nacherfüllung vor, da der von Ihnen vorliegende Fehler in seiner Art nicht mit der Vermutung vereinbar ist, schon seit Gefahrenübergang vorhanden zu sein. Die Voraussetzung der von Ihnen genannten Beweislastumkehr sehen wir hier nicht vorliegen.
Wir lassen über den Hesteller nun eine Rücksendung der Ware einleiten und senden das Gerät zu unrepariert zu der uns bekannten Anschrift wieder zurück.
Wir bedauern Ihnen keine günstige Mitteilung geben zu können.
Fazit 2: Kauft nicht bei Cyberport. Dort habt ihr nichtmal die gesetzliche Gewährleistung.
Konsequenzen
Es ist unfassbar, mit welcher Dreistigkeit Cyberport die Kundenrechte für nichtig erklärt. Die bauen darauf, dass meine Freundin keine Klage zusammenbekommt und auch keine Öffentlichkeit herstellen kann. Ich denke, da haben sie sich geschnitten. Ich werde ihr helfen, den Rücktritt vom Kaufvertrag zu erklären und bei der absehbaren Weigerung Cyberports die Gerichte einschalten. Verarschen kann ich mich alleine. Auch aus pc-kombo.de, meinem Hardwareempfehler, wurde der Händler nun entfernt. Eine Händlerempfehlung ist so ja nicht möglich. Dort gibt es auch nochmal einen Zusammenschrieb.
Supportverweigerer, die lernen nur durch Schaden. Negatives Marketing ist Schaden. Werter Leser, bitte helf mir: Teile diesen Beitrag so weit du kannst. Lass Cyberport spüren, dass sie mit solchem Verhalten nicht durchkommen.
Und was ich auch gerne hören würde: Wer hat noch negative Erfahrungen mit Lenovo, Medion (als Lenovos deutscher Reparaturdienst) oder Cyberport gemacht?
Update 11.05.2017: Cyberport hat den Fall neu bewertet und wird nun die Reparaturkosten übernehmen. Es habe ein Beleg gefehlt, dass der Fall gemeldet worden ist und wodurch deutlich wird, dass das Display in den ersten 6 Monaten kaputtging. Naja, darüber brauchen wir jetzt natürlich nicht mehr streiten. Vielen Dank an alle Leser, besonders an die Kommentatoren und jene, die den Artikel in den Sozialen Netzwerken geteilt haben.
Letsencrypt: Wenn simp_le nicht simpel ist
Sunday, 30. April 2017
Panik am Sonntag: Die Webseite ist nicht erreichbar, weil ihr Zertifikat abgelaufen ist. Eingeloggt auf dem Server steht der Cronjob zum Erneuern desselben eigentlich, aber der Test zeigt, dass der genutzte Client simp_le nicht mehr funktioniert:
AttributeError: 'module' object has no attribute 'openssl_md_meth_names'
Also erstmal simp_le aktualisiert. Keine Änderung. Google meint, hashlib
fehle und müsse installiert werden. Dort scheitert die Installation:
TypeError: 'frozenset' object is not callable
Hier hat Stackoverflow eine Lösung, das Löschen der Datei /usr/lib/python2.7/lib-dynload/_hashlib.x86_64-linux-gnu.so (wtf?). Tatsächlich hilft das, hashlib wird installierbar. Doch ändert sich für simp_le gar nichts.
An dem Punkt wurde es mir zu doof. Certbot ist der ursprüngliche Letsencrypt-Client. Dort das Release heruntergeladen, fünf Minuten den richtigen Befehl herausgesucht, ausgeführt, nginx zum neuen Zertifikat gelinkt und die Seite war wieder online.
Meine Lektionen:
- Python ist nicht die richtige Sprache für solche Anwendungen. Man sollte etwas möglichst ohne weitere Abhängigkeiten haben, oder etwas das zumindest in einem stabilen Ökosystem agiert. Bash wäre okay, Binaries wären ideal. Python aber ist instabil.
- Mir ist bewusst, dass certbot ebenfalls Python benutzt. Aber das ist die zweite Lektion: Bei solchem Infrastruktur-kritischem Zeug ist es besser, das große Softwareprojekt zu nehmen. Wenn dort etwas bricht wird das große Projekt es schnell reparieren, während die sympathische light-Variante (denn das war simp_le) eben kaputt bleibt.
- Das Zertifikat braucht sein eigenes Monitoring, die Uptime-Kontrolle hat das abgelaufene Zertifikat nicht bemerkt.
Update
Der certbot hat sich seit diesem Wechsel bei mir wirklich bewährt. Es gab keine Fehlermeldungen mehr, keine Probleme mit dem Code. Woran man aber denken sollte ist der Neustart von nginx. Das wurde vorher von dem Cronjob erledigt, der Cronjob den certbot anlegt aber erledigt das nicht. Man könnte den Aufruf von certbot also ebenfalls wieder in ein Skript packen, mit dem Skript den Befehl in der Crontab ersetzen, und dort regelmäßig den Webserver neustarten.
Middle-earth: Shadow of Mordor
Thursday, 20. April 2017
Nach den guten Erfahrungen mit den letzten Feral-Ports kaufte ich Shadow of Mordor zuversichtlich, es zumindest bald spielen zu können. Stattdessen lief das Spiel direkt. Zwar tauchte eine Warnung über nicht unterstützte Treiber auf, doch konnte ich keine Probleme mit dem freien Mesa-Treiber wahrnehmen. Freudige Überraschung, denn mein System ist schon prozessorseitig schwächer als die empfohlenen Anforderungen fordern, und eben entgegen den Anforderungen mit einer AMD-Grafikkarte ausgestattet.
Es ist ein AAA-Actionspiel im Tolkien-Universum. Man spielt einen Ranger, dessen Familie von Saurons Schergen in einem Ritual getötet wurde, an dessen Ende auch der Ranger sterben sollte, stattdessen aber von einem Geist besessen wurde. Ergo ist er unsterblich und kann Rache nehmen. Was das Ritual sollte, welche Motivation die Bösen haben, bleibt unerklärt, so wie auch der Rest der in den Hauptmissionen erzählten Geschichte völlig absurd ist
Als Spiel also ein Actionspiel, läuft man in einer von zweien mittelgroßen Welten umher. Überall gibt es Orks, und die greifen einen an. Man kann sich stattdessen durchschleichen oder wegrennen, man wird aber so oder so viel kämpfen, und die Kämpfe sind gar nicht schlecht. Angreifen mit linker Maustaste, Kombos bauen, Spezialattacken auslösen, dabei immer im richtigen Moment blocken, gelegentlich den Bogen benutzen - ich war anfangs ziemlich überfordert. Besiegte Gegner, gesammelte Kräuter und erfüllte Missionen bringen Erfahrungspunkte, mit denen der Charakter verbessert werden kann und mit denen neue Fähigkeiten - wie das Teleportieren zum Gegner - freigeschaltet werden. Mit einer anderen Währung gibt es passive Upgrades, wie erhöhte Lebensenergie, dadurch werden die Kämpfe trotz steigender Komplexität der Gegner (Schildträger und Berserker, die man erst lähmen muss, Speerwerfer, denen schwierig auszuweichen ist) im Verlaufe des Spiels eher leichter. Und man lernt ja auch als Spieler dazu.
Eigentlicher Reiz des Spiels ist das Nemesis-System. Manche der herumlaufenden Orks sind Captains, stärker als normale Orks und mit zusätzlichen Stärken und Schwächen. Besiegt dich so einer wird er stärker, und erinnert sich bei der nächsten Begegnung an dich. Ebenso können Normalo-Orks zum Captain befördert werden, wenn sie im Kampf den Ranger (er)schlagen. Captains können auch fliehen, und bekommen dann Narben von der vorherigen Begegnung, oder sie spotten über den Ranger, wenn man selbst weggerannt ist. Von den Captains gibt es drei Stufen, und obendrüber die Warlords, die nochmal stärker sind und eigene Bodyguards haben. Die zu besiegen ist jeweils eine Mission, aber es gibt dafür verschiedene Wege.
Generell will man gegen die Spezial-Orks ihre Schwächen einsetzen. Für die braucht man Infos, die man beim Herumlaufen findet, so können Orks ausgefragt werden oder befreite Gefangene Informationen weitergeben. Dadurch erfährt man z.B., dass ein bestimmter Ork gegen Fernattacken immun ist, aber mit einer Schleichattacke direkt getötet werden kann und Angst vor Feuer hat. Relativ schwierige Kämpfe werden so sehr viel einfacher, gerade die Warlords, die sowieso schon stark sind und dazu noch in orkbewehrten Festungen herumlaufen.
In der zweiten Welt kommt eine Erweiterung des Systems hinzu: Der Geist im Ranger kann plötzlich Orks übernehmen. So manipulierte Orks kämpfen für den Ranger, und das funktioniert auch mit Captains, denen man dann sogar Befehle geben darf. Andere Captains angreifen, zum Bodyguard eines Warchiefs werden und ihn dann hintergehen - der Captain gehorcht, und der Ranger sammelt seine Orkarmee. Nachdem man in den vorherigen zwei Dritteln des Spiels Orks bekämpft hat ist das eine nette Abwechslung, und ziemlich unerwartet. Es wird teil der Story, aber auch in der Spielwelt laufen dann viele der besessenen blau leuchtenden Orks herum, die den Ranger ignorieren und in einem Kampf sich gegen die anderen Orks stellen. Sehr angenehm.
Ob mit Ork-Manipulation oder ohne, insgesamt ist das Nemesis-System toll. Es trägt das Spiel, und kann sicher im kommenden Nachfolger sehr schön erweitert werden. Wenn Orks sich über die dritte Flucht in kurzer Zeit lustig machen, oder als ein überpowerter Bogenträger zu meiner Nemesis wurde - er killte mich bestimmt vier mal - und entsprechend selbstbewusst in den nächsten Kampf geht, ist die Rache ziemlich motivierend.
Shadows of Mordor jedoch hat auch seine Macken. Wie oben erwähnt ist die Story absurd, gerade für Herr der Ringe. Man muss das Ausblenden und es als reines Aktionspiel (mit Charakterupgrades) begreifen, aber auch dann ist es ein komisches. Die herumlaufenden Orks sind das Problem, die kommen nämlich immer und sofort wieder. Man ist also gerade dabei, alle Orks in einer Hausruine zu besiegen, hat vielleicht sogar ein paar Orks im Schleichmodus erledigt und vor dem Kampf ein paar Pfeile abgeschossen. Zwei Sekunden später sind die Orks wieder da. Und ich mein nicht, dass man weggegangen ist und wiederkommt und dann wieder Orks sieht - noch während man da steht kommen Orks von der Seite und nehmen die gleichen Positionen ein. Es gibt null Persistenz der eigenen Handlungen in der Welt, nur das Nemesis-System täuscht da ein bisschen drüber hinweg. Klar, dass macht viele Aspekte des Spiels einfacher, so sind auch immer Kämpfe möglich, aber es fühlt sich gerade anfangs sehr komisch an; später wird es nervig, immer wieder Orks auszuweichen oder schon wieder an der gleichen Stelle niederzumetzeln. Generell ist es eine vertane Chance, und etwas, das in Spielen wie Just Cause trotz ähnlicher Gegnermassen besser gelöst wurde.
Der Linux-Port ist bugfrei und kein einziges mal abgestürzt. Die Performance ist okay, ich konnte es mit meinem übertakteten Phenom 955 und einer Radeon HD 7950 auf unteren bis mittleren Einstellungen spielen. Nicht immer mit 60 FPS, das Spiel wirkte aber niemals rucklig. Für ein zweieinhalb Jahre altes AAA-Spiel auf Hardware unter den empfohlenen Systemanforderungen und mit nicht offiziell unterstützten freien Treibern war das hervorragend.
VoidExpanse: Nettes 2D-Weltraumspiel
Monday, 10. April 2017
Ich weiß nicht mehr, wie VoidExpanse auf meine Wunschliste gerutscht ist. Aber da war es nun mal, und als es kürzlich reduziert war habe ich es gekauft und gespielt. Die Steambewertungen sind durchwachsen, und in meinen Augen passt das gut zu dem Spiel: Es hat ein paar Macken, aber es macht trotzdem Spaß.
Der Spieler startet in einem kleinen Schiff vor einer Raumstation. In dieser sitzt ein Auftraggeber, der ein paar Missionen anbietet, die aus dem ersten Sonnensystem ein Tutorial machen. Jedes Sonnensystem ist seine eigene kleine Karte, verbunden durch Stargates. In den Systemen fliegen viele Piraten umher, später auch feindliche Aliens, und es gibt Stationen der drei Fraktionen. Denen kann man sich anschließen und für sie Missionen erledigen, die dann durch die Hauptstory führen. Natürlich wird das Schiff durch bessere Versionen ersetzt, ebenso die Ausrüstung, und es gibt Erfahrungspunkte, mit denen der Charakter verbessert werden kann.
Als Spiel ist es sehr kampflastig. In wirklich jedem System fliegen Piraten herum, und vor allem später ist die erste Aufgabe in jedem neuen Sonnensystem, genug Piraten abzuschießen um einen sicheren Korridor zwischen dem Stargate und der Station oder den anderen Stargates zu zu bauen. Das ist nicht realistisch und nicht immer spaßig. Später werden die Piraten durch Aliens ersetzt, und dann war mein Hauptproblem, genug Reparaturmodule zusammenzubekommen. Aber an den Weltraumkämpfen ändert sich nicht viel. In meiner Story - ich schloss mich den Fanatics an - gab es auch keine Fraktionskämpfe, keine Übernahme oder den Bau von Stationen. Zwar könnte man die Türme bestehender Stationen aufrüsten, aber warum man das tun sollte erklärt das Spiel nicht. Eventuell etwas für den Multiplayer, aber es in der Kampagne als unnütze Option zu haben wirkt seltsam.
Trotzdem macht das Spiel Spaß. Vor allem wegen des sichtbaren eigenen Forschritts: Die Feinde werden schwerer, aber man selbst auch kontinuierlich stärker, durch die bessere Ausrüstung und investierten Fähigkeitspunkte. Es ist dann schon cool, Schiffskonfigurationen auszuprobieren und die schwächeren Piraten von vorher mit Gauss-Kanonen zu vernichten, und plötzlich mit den großen Alienschiffs mithalten zu können. Ich hatte Spaß daran, meine Fähigkeiten an die neue Schiffskonfiguration anzupassen, durch Fähigkeiten den Energiebarf der Waffen zu senken (und gleichzeitig einen besseren Reaktor zu kaufen). Oder eine Weile Artefakte zu sammeln, um von den Wissenschaftlern Spezialupgrades kaufen zu können. Auch der Story zu folgen ist nicht völlig daneben - zwar fehlen Überraschungen und sind die Missionen nicht wirklich abwechslungsreich, aber man will ja doch das Universum retten. Und bekommt hier die Chance.
Es lief bei mir einwandfrei mit stabilen 60 FPS mit AMD und den freien Mesa-Treibern. Auch Bugs habe nicht bemerkt, abseits einzelner Wegfindungsprobleme. VoidExpanse ist kein hervorragendes Spiel, aber es ist nett und hat mich durchaus eine Weile unterhalten. Für den nächsten Sale kann ich es empfehlen, und ich werde mir wohl noch die neue Erweiterung Pariahs' Bane holen.
Zu Ubuntus Aufgabe von Touch and Unity
Thursday, 6. April 2017
Weg mit Unity, weg mit Ubuntu Touch, also weg mit dem Konvergenz-Ansatz und dem freien Ubuntu-Smartphone - es ist schon eine ziemliche Bombe, die Mark Shuttleworth angekündigt hat. Unity soll durch Gnome 3 ersetzt werden, dessen katastrophaler und nutzerfeindlicher Start damals wohl die Ursache für die Eigenentwicklung Unity war. Ubuntu Touch wird ganz gestrichen, das Telefongeschäft soll durch die funktionierenden Geschäftsfelder spezialisierter Cloudsoftware ersetzt werden, für Server und für die IoT-Blase.
Das gescheiterte Ubuntu-Smartphone
Zur Absage des Telefons ist es bemerkenswert, in welcher Tradition Canoncial hiermit steht. Es reiht sich ein in eine Serie von freien Betriebssystemen, die angeblich am Markt gescheitert sind, es aber nie wirklich auf den Endkundenmarkt geschafft haben. Zuerst wäre da das wundervolle WebOS, das von HP aufgegeben wurde bevor die Geräte verkauft wurden, nur um dann mit den auf den Markt geworfenen Geräten einen riesigen Verkaufserfolg zu verbuchen. Dann gab es Nokias Meego, das auf dem Nokia N9 lief. Von Kunden und Kritikern geliebt, wurde es wohl schon deswegen vom Microsoft-Abgesandten Elop zugunsten einer Windows-Strategie sabotiert, die dann nebenbei auch noch Nokia selbst eliminiert hat. Mozillas FirefoxOS is noch gar nicht so lange tot, aber es war schon vorher lange ein Zombie. Hier gab es zwar Geräte auf dem Markt, nicht aber auf dem heimischen und nicht auf nur ansatzweise konkurrenzfähigen Geräten, ein Fokus auf Schrottprodukte für Entwicklungsländer (statt: vernünftige Budgetmodelle für den internationalen Markt) konnte nicht funktionieren.
Und jetzt Ubuntu Touch, das es praktisch gar nicht auf den Markt schaffte. Dem Vernehmen nach waren die Hardwarehersteller nicht interessiert, definitiv aber hatten die Kunden hier kaum Einflussmöglichkeit, sieht man mal vom gescheiterten Kickstarterprojekt Ubuntu Edge ab, bei dem das Modell zu teuer ($700) und das Ziel (32 Millionen!) zu ehrgeizig war. https://www.ubuntu.com/mobile/devices zeigt 4 Geräte: BQ Aquaris E4.5, BQ Aquaris E5, Meizu MX4 und Meizu Pro 5. Das erste davon ist derzeit, so wie vorher schon andauernd, nicht auf Lager und konnte auch nur online gekauft werden. Aquaris E5? Nicht erhältlich. Meizu MX4? Da ist nichtmal mehr die Shop-Seite online. Schließlich also das Meizu Pro5? Nein, ebenfalls nicht erhältlich.
Selbst wenn die Geräte verkauft worden wären, war Ubuntu Touch wohl noch nicht bereit, wobei die Reviews neuerer Modelle immer positiver wurden. Doch um ein mobiles Betriebssystem zu etablieren braucht es Jahre. Amerikanische/Angelsächsische Firmen denken in Viermonatstakt, es ist ein Klassiker, dass ihnen der lange Atem fehlt. Aber ohne eine Langzeitstrategie funktioniert dieser Markt nicht: Die Software muss perfekt sein, die Hardware muss stimmen, die unterschiedlichen Preissegmente müssen abgedeckt werden - oder zumindest eine profitable Nische ergattert. Das hat anfangs nichtmal das konkurrenzlose iPhone hinbekommen.
Aber wie Ubuntu es versucht hat kann es halt nicht funktionieren: Wenn die Kunden keine Geräte in die Hände bekommen, können sie kein Interesse entwickeln, dann können auch keine Hardwarehersteller motiviert werden. Ubuntu Touch scheiterte hier wohl ganz am Anfang mit dem Ubuntu Edge. Wäre das durchgegangen oder die gesammelten Millionen für ein kleineres Start-Smartphone benutzt worden, wären die Erfolgschancen wesentlich größer gewesen. Jetzt aber hätten neue Betriebssysteme schon deswegen keine Chance, weil mögliche early adopter zu oft verbrannt wurden - niemand wird je wieder glauben, dass eine Firma lange genug ihr alternatives mobiles OS unterstützen wird.
Der Wegfall Unitys
Die Entwicklung auf dem Desktop ist eigentlich weniger dramatisch, aber sie betrifft mehr Nutzer. Mit Ubuntu 18.04, also schon nächstes Jahr, soll zu Gnome 3 gewechselt werden. Das heißt natürlich auch, dass die Vielzahl an nötigen Unity-Verbesserungen nicht mehr kommen werden, wobei mir nicht ganz klar ist, wie weit die schon gebaute neue Unity-Version die bisherige verbessern wird.
Zu Gnome 3 zu wechseln ist aus einer gewissen Perspektive natürlich richtig. Es stellt die Leute zufrieden, die in Ubuntus Unity eine unnötige Fragmentierung des Linux-Desktops sahen. Auch wenn Gnome 3 angepasst wird werden müssen, ist das für Canonical doch sicher weniger Arbeit als die Entwicklung des eigenen Desktops, erst recht, wenn Mir mit aufgegeben wird. Und Gnome 3 von heute ist nicht das Desaster von damals, von dessen Regressionen und der stolz vorhergetragenen Nutzerfeindlichkeit seiner Entwickler Ubuntu schreiend weglief.
Allerdings ist es kein Schritt, den man mögen muss. Ubuntu hat viel Zeit und Energie darauf verwendet, eine Nutzerbasis zu schaffen, die Ubuntu mit Unity und eben nicht Gnome 3 benutzte. Viele - wie ich - werden Unity irgendwann zu schätzen gelernt haben. Jetzt also doch zu Gnome, nach all der Abwehrarbeit? Da werden einige nicht mitmachen. Auch, weil das Vertrauen in die Gnome-Entwickler, einen vernünftigen Desktop zu bauen - ohne kaputtsimplifizierten Dateimanager, ohne auf einem PC einfach nur fehlplatzierte Elemente wie Bildschirmrotationsbuttons und Wischgesten zum Login - bei mir zum Beispiel nicht da ist.
Das große Bild
Da der Schritt zu Gnome außerdem mit der Aufgabe der Konvergenz-Idee (das Smartphone als Desktop-PC zu nutzen) verbunden ist, verliert Ubuntu heute auch sein gesamtes Zukunftspotential. Statt eigenem Desktop und eigener Zukunftsvision gibt es in Zukunft das, was die anderen Distributionen auch anbieten, nur wahrscheinlich in grau-lila, und eine Zukunftsvision für den Desktop gibt es schlicht gar nicht mehr. Das mag realistisch, das mag für ein Arbeitswerkzeug angemessen sein, aber es hat keinen Charme.
Außerdem verliert Linux hier Vielfalt zu einem Zeitpunkt, an dem es meiner Meinung nach Vielfalt bräuchte. Gnome ist hoffnungslos verwoben mit systemd, und systemd ist ein Projekt, das aktiv versucht den existierenden Linuxdesktop zugunsten einer Monokultur zu zerstören. Nun war Ubuntu sowieso schon auf diesen Zug aufgesprungen - und ich daher auf meinem Hauptsystem kein Ubuntu-Nutzer mehr. Doch hatte ein eigenständiges Ubuntu mit Unity und Konvergenz und Mir wenigstens noch die Chance, eigene Agendapunkte zu setzen, im Fall der Fälle upstart zu reaktivieren oder ein anderen Initsystem zu verwenden, oder den Desktop ganz auswechseln, gar den Zukunfts-PC zu erfinden.
All diese Möglichkeiten hat Ubuntu jetzt nur noch sehr begrenzt - und vor allem hat das Projekt klar gemacht, dass es diesen Anspruch aufgibt. Ubuntu ist jetzt nur noch eine Distribution wie die anderen.
Life is Strange
Friday, 24. February 2017
Das nun auf Linux und mit Mesa laufende Adventure hat mir ziemlich gut gefallen.
Life is Strange baut eine sehr starke Atmosphäre auf. Zur Erinnerung: In dem Spiel steuert man in der Third-Person-Ansicht Max. Sie ist eine 18-jährige Studentin, die für ein Stipendium in ihre alte Heimatstadt zurückgekehrt ist. Das hauptsächliche Storyelement ist das zentrale Spielelement: In einer Extremsituation lernt Max gleich zu Anfang des Spiels, dass sie die Zeit zurückdrehen kann. Das Spiel nutzt das für alle möglichen Rätsel, aber auch für Kleinigkeiten. Zum Beispiel kann man ein Gespräch beginnen, darin eine neue Information lernen, daraufhin zurückspulen und die neue Information verwenden.
Hauptsächlich aber trifft man Entscheidungen. Ein Beispiel: Max wird Zeuge, wie ein Schulwächter eine Schülerin heftigst angeht. Sie hat nun zwei Optionen: Schießt sie ein Foto? Das nimmt ihr die Schülerin übel, aber das Foto könnte später nützlich sein. Oder geht sie dazwischen, um der ohnehin leidenden Schülerin den Rücken zu stärken? Dann ist der Schulwächter sauer auf sie.
Die kurzzeitigen Auswirkungen werden direkt gezeigt und Max spricht in ihren Gedanken mit sich selbst und dem Spieler, ist praktisch immer unsicher ob ihrer Entscheidung. Aber was langfristig deswegen passiert, das kann erstmal weder der Spieler noch Max wissen. Verlässt man das momentane Gebiet, dann sind die Entscheidungen fest. Man kann also erstmal ausprobieren, muss sich dann aber doch festlegen. Das macht die Entscheidungen nur noch schwieriger und reizvoller.
Dieses Ausprobieren und das dadurch vom Spieler festlegbare Tempo hilft bei der großartigen Atmosphäre. Gerade in der ersten Episode ist das Spiel voller Melancholie. Die Heimkehr in eine alte Heimat, das Wiederfinden alter Freunde und das Kennenlernen neuer Freunde, das alles in einer Schulatmosphäre und einer uns allen durchs Fernsehen vertrauten amerikanischen Kleinstadt. Zusammen mit der lichtdurchfluteten Grafik, den leicht abstrakten Texturen und der weichen Musik zaubert das Spiel unausweichlich seine eigene Stimmung in das Bewusstsein des Spielers. Sehr deutlich wird das im Intro:
Life is Strange wird dadurch richtig fesselnd. Als Episodenspiel muss das vor der Veröffentlichung der Folgeepisoden grausam gewesen sein.
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich dann eine düstere und größere Story. Max rettet Chloe, die sich als eine alte Freundin und dem Storymittelpunkt des Spieles entpuppt. Chloes Freundin Rachel ist verschwunden, schon seit Monaten, ihr Verschwinden aufzuklären wird sehr bald zur Priorität. Gleichzeitig ist die Schule voller sozialem Drama, Life is Strange ist da nicht zimperlich: Selbstmord, Drogen, Sex, Abtreibung - alles wird thematisiert, und das nicht nur abseits der Story. Statt Melancholie wird es gegen Ende mehr eine Horrorstory.
Aber wie alle Geschichten mit Zeitreise ist die Story scheiße, richtig? Ja und Nein. Tatsächlich macht Life is Strange Zeitreisen anfangs vorbildlich. Da sie auf den derzeitigen Standort beschränkt und ihre Auswirkungen das hauptsächliche Spielelement sind gibt es nicht die sonst üblichen Inkonsistenzen. Es ist nicht verwirrend, nicht dumm, der Spieler wird nicht vor den Kopf gestoßen. Und der Rest der Story bleibt der interessante Fokus. Später ändert sich das leider. In späteren Episoden benutzen die Autoren Zeitreisen in größerem Umfang, ab dem Zeitpunkt wird es wirr. Letzten Endes sind eben doch alle Zeitreisegeschichten doof. Außerdem wird später die Geschichte arg düster und das ein ums andere Mal vergreifen sich die Autoren dabei im Ton. Dann ist besonders was Max so von sich gibt nicht mehr nachvollziehbar.
Und ja: Es gibt ein richtiges Ende und es gibt eine finale Entscheidung, die Entscheidungen vorher haben zumindest im kleineren Auswirkungen. Aber im großen ist die Story strikt linear und die Entscheidung am Ende wird dem Spieler durch die Inszenierung nahezu vorgegeben. Life is Strange verliert also später etwas von seiner anfänglichen Klasse.
Der Entwicklerkommentar, der dem Spiel beiliegt, ist nebenbei gesagt nicht gut gemacht. Es sind nur ein paar Videos, die im Hauptmenü ausgewählt werden können, die vorher als mehrere Gigabyte große Dateien heruntergeladen werden müssen. Besser als nichts, das schon, aber kein Vergleich mit der Vielzahl an Interna und Standortkommentaren, die z.B. in Deus Ex: Human Revolution direkt ins Spiel integriert wurden. An solchen Details merkt man, dass das Spiel letzten Endes dann doch keine so tolle Produktion ist.
Aber das soll nicht täuschen: Life ist Strange ist trotz der Kritikpunkte ein gutes Spiel, ein Kleinod. Technisch ist alles einwandfrei, das Spiel läuft mit dem freien Radeon-Treiber unter Linux absolut stabil, ich konnte keine Bugs beobachten. Die Story mag gaga werden, aber man will trotzdem ihre Auflösung wissen, sie kann zudem doch überraschen. Die Figuren werden toll gezeichnet, insbesondere Max und Chloe wachsen einem ans Herz. Spielerisch gibt es am Ende ein paar blöde Schleichpassagen, aber überwiegend ist das Entdecken der Spielwelt, die Zeitmanipulation, das Lösen der Rätsel; sind die Gespräche und die Entscheidungen interessant und spaßig und tragen durch die nicht zu kurze Spielzeit.
5 kostenlose Karten zur Cebit
Monday, 20. February 2017
Mir wurden von Tuxedo fünf Ticketcodes zur Cebit in Hannover gegeben, die ich hier an euch weitergeben will.
© Deutsche Messe
Die Cebit läuft vom 20. bis zum 24. März, die Tickets sind jeweils für alle Veranstaltungstage. Wie immer geht es bei der Messe um Technik, auch digitale. Besonders interessant dürfte dieses Jahr das Gespräch mit Snowden werden. Ansonsten geht es aber in erster Linie um neue Produkte bekannter und weniger bekannter Hersteller. Das ist nicht für jeden, aber für Interessierte kann das schon sehr interessant sein. Das gleiche gilt bestimmt auch für das Open Source Forum.
Hinterlasse einfach einen Kommentar mit ausgefülltem Emailfeld in den Kommentaren. First come, first served.
Edit: Der letzte Code wurde gerade verschickt.
Life is Strange läuft jetzt mit dem freien AMD-Treiber
Friday, 17. February 2017
Vor etwas mehr als einem halben Jahr ist das Adventure Life is Strange für Linux veröffentlicht worden. Inzwischen sind auch die aktuellen freien Treiber soweit, um das Spiel mit einer AMD-Grafikkarte zu spielen – wobei natürlich auch möglich ist, dass zwischenzeitlich das Spiel ebenfalls gepatcht wurde. Denn bei den Hardwareanforderungen auf der Steamseite wird nun sogar die minimale Mesa-Version für AMD-Karten angegeben (11.2). Ich habe aber zwischendurch immer mal wieder getestet, lange funktioniert das Spiel mit Mesa noch nicht.
Die Befürchtungen wegen den verlangten hohen Hardwareanforderungen waren unnötig. Das Spiel läuft auf meiner mittelmäßigen Hardware gut, schnell und stabil. Feral hat wieder mal einen hervorragenden Port abgeliefert.
In Life is Strange folgt man einer 18-jährigen Fotografiestudentin in einer amerikanischen Kleinstadt. Sie kann die Zeit zurückdrehen, und es gibt immer wieder Entscheidungen zu treffen. Das Spiel verrät, wenn die Entscheidungen Auswirkungen auf die Story haben werden, aber nicht welche. Und natürlich löst die erste Episode alleine die Auswirkungen auch nicht auf.
Vor dem Spiel selbst muss ich daher warnen. Es ist ein Adventure, und ich mag keine Adventure. Aber es ist wirklich fesselnd gemacht. Ich halte die Story für klischeegeladen und unglaubwürdig. Doch trotzdem möchte ich nach dieser ersten Episode wissen wie es weitergeht. Die Warnung ist also eine vor der kostenlosen ersten Episode: Nicht spielen, wenn man den Rest nicht kaufen will. Das Komplettpaket der verbliebenen Episoden kostet noch 20€.
Update: Dieses Wochenende sind die übrigen Episoden auf Steam im Sonderangebot, sie kosten komplett 5€. Der Kauf ist wärmstens empfohlen.
Riot: 1 verschlüsselnder Messenger, kein Desaster
Thursday, 16. February 2017
Mein letzter Test verschlüsselnder Messenger für Android war nicht sehr erfolgreich. Mit Ring und Tox taugten zwei der drei Kandidaten nicht, und Kontalk ist zwar nett, aber ihm fehlen mir wichtige Funktionen wie Telefonie. In den Kommentaren wurde Riot als Alternative vorgeschlagen, das ich mir inzwischen näher angesehen habe.
Riot ist ein Messenger mit Chaträumen. Wer einmal IRC oder hippe Abwandlungen wie Slack benutzt hat wird sich schnell zurechtfinden. In den Chaträumen sitzen die Nutzer und können miteinander reden. Riot baut hierbau auf Matrix auf, und Matrix wiederum ist ein Protokoll, mit dem solche dezentralisierten Internetanwendungen gebaut werden können. Für den Nutzer ist das aber erstmal ziemlich irrelevant, wenn es denn funktioniert.
Und das tut es. Riot ist schlicht ein guter und vor allem kompletter Messenger. Als IRC-Ersatz wirkt es komplett einwandfrei, die Chaträume funktionieren und es gibt Nutzer. Als privater Messenger wird es ein bisschen komplizierter. Die UI versucht diesen Anwendungsfall zu unterstützen, am Ende landen die zwei Nutzer dann aber doch wieder sichtbar in einem Chatraum. Das macht nichts kaputt, ist nur ein bisschen verwirrend, ein UI-Problem. Dafür funktionierte alles: Das Hinzufügen der Nutzer, das Schreiben, das Empfangen von Nachrichten. Sogar Sprach- und Videotelefonie klappte, stabil, wobei die Auflösung des Videos nicht toll war.
Dabei konnte ich keine Trafficexplosion beobachten. Das ist kein Wunder, denn Matrix ist kein P2P-Protokoll für die Nutzer, sondern ein Protokoll in dem jeder Nutzer seinen eigenen Hauptserver hat (siehe FAQ) und die Server miteinander reden lässt. Für einen mobilen Messenger ist das sehr viel besser, denn P2P ist Gift für trafficbeschränkte Mobilfunknetze und die Akkulaufzeit.
Man kann bei Riot tiefer hinabsteigen, und dann wird es für Poweruser richtig interessant. Denn durch Matrix unterstützt Riot Bridges, um Räume in anderen Netzwerken zu spiegeln – ähnlich wie ich das mit Matterbridge für Gitter-IRC gemacht habe. Für IRC wird das viel verwendet, und wer einen der populären Chaträumen in Matrix beitritt bekommt dann schnell eine Nachricht vom IRC-Kontrollsystem. Von meinen früheren Erfahrungen auf dem Desktop mit dem Projekt, als Riot noch Vector hieß, weiß ich auch, dass sowas recht einfach einzurichten war.
Doch Moment: Verschlüsselung, viele Teilnehmer und verschiedene Protokolle? Wie hat Riot die ganzen Probleme damit aufgelöst? Antwort: Haben sie nicht. Riot unterstützt Verschlüsselung, doch erst seit kurzem. Sie muss manuell für jeden einzelnen Raum angemacht werden. Das ist also nicht der gleiche Sicherheitsstandard, den Ring, Tox, Kontalk und ihre Konkurrenz haben. Das ist sogar schlechter als was Whatsapp behauptet zu tun, Backdoor hin oder her. Für mich ist das ein massiver Kritikpunkt.
Doch insgesamt ist Riot ein ordentlicher Messenger. Bis auf die nicht standardmäßig aktivierte Verschlüsselung gibt es nichts dran auszusetzen. Besonders wenn Gruppen miteinander reden sollen ist es sicher eine gute Wahl. Ich persönlich habe mich inzwischen mit Kontalk und seinen Sprachmemos ziemlich arrangiert, werde Riot aber installiert lassen – es wird für uns vielleicht Skype ersetzen können, das ich ja auch nicht regelmäßig benutze.
Firefox und Electrolysis: Merklich Schneller
Friday, 10. February 2017
Multiprozess-Firefox durch das Electrolysis-Projekt (e10s) ist ein ziemlicher Schritt vorwärts. Bei mir war das bisher nicht aktiviert, weil ich noch Plugins benutze, die nicht explizit als kompatibel markiert sind. Jetzt manuell angemacht ist der Effekt direkt sichtbar. Und er ist stark genug, um eindeutig kein Placebo-Effekt zu sein. Der zusätzliche Prozess beschleunigt den Browser merklich.
Von meinen Plugins scheinen alle kompatibel zu sein, außer einem Plugin namens SmoothWheel, welches das Scrollen weicher machte. Das bewirkte schlicht nichts mehr. Ich bemerkte sonst noch keine Instabilitäten, das kann natürlich noch kommen.
Weil ich solche Plugins benutze, musste ich e10s manuell aktivieren. Wobei das Aktivieren selbst nicht reichte, ich musste zusätzlich die Aktivierung erzwingen. Also in about:config browser.tabs.remote.autostart auf true setzen, und den Eintrag browser.tabs.remote.force-enable als Boolean anlegen und ebenfalls auf true setzen.
Mozilla hat in letzter Zeit für Firefox ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen. Aber Firefox selbst ist immer noch ein guter Browser. Es ist schön zu sehen, wenn er so wie hier (oder wie bei Android) gut verbessert wird.