Kong: Skull Island
Monday, 27. March 2017
Kong: Skull Island ist einer dieser Filme, die auf dem Papier ganz gut klingen und deren Besetzung nicht schlecht ist, aber bei denen am Ende doch nur ein B-Movie rauskommt.
Die Idee einer modernen King-Kong-Verfilmung gefiel mir, sowas kann doch unterhaltsam sein. Die Besetzung ist okay, immerhin Samuel L. Jackson als ambivalenten psychopathischen Fiesling, John Goodman in einer tragenden Nebenrolle, Tom Hiddleston konnte ich nicht einordnen, Brie Larson als die weiße Frau (im Sinne eines King-Kong-Films).
Zur Handlung: Eine abstruse Regierungsorganisation will am Ende des Vietnamkrieges eine von der Außenwelt abgeschnittene Insel erkunden. Militäreskorte inklusive wird just das getan, per Boot und Helikopter, wobei vorher noch der Spurenleser (Tom Hiddleston ) und die Fotografin (Brie Larson) aufgesammelt wurde. Auf der Insel leben Monster, und eben King Kong, der in Notwehr die Helikopter zerschmettert. Samuel L. Jackson dreht dadurch endgültig durch und sinnt auf Rache, der Rest versucht die Insel zu verlassen.
Danach sind es nur noch Klischeees. Der Spurenleser führt tapfer durch die Insel und mag die Fotografin, bei den Eingeborenen lebt ein Soldat aus dem zweiten Weltkrieg (John C. Reilly), Samuel L. Jackson guckt böse und zieht seine Psychopathen-Nummer ab, Brie Larson guckt mitleidsvoll wenn Reilly seine Geschichte erzählt und wenn Kong Schmerzen hat und setzt ansonsten einen enormen Büstenhalter in Szene. Für den chinesischen Markt (wo Kong auch hervorragend gestartet ist) spielt Jing Tian eine Nebenrolle, ihre Aufgabe beschränkt sich darauf, eine Büchse aufzumachen, am schwarzen Wissenschaftler gefallen zu finden und ihm zu gefallen. Soldaten sterben, Musik spielt, es gibt Explosionen und Monster kämpfen. Bei der Heimkehr des Weltkriegssoldaten fällt der Ehefrau eine Flasche vom Tablett.
Man kann sich den Film angucken, aber man kann sich auch Mega Shark Versus Crocosaurus angucken.
Monitorama PDX 2014 - James Mickens
Saturday, 25. March 2017
Monitorama PDX 2014 - James Mickens from Monitorama on Vimeo.
James Mittens erklärt die Verbindung von Batmans Bane mit NoSQL, die Herausforderungen für Sicherheit angesichts des männlichen Faktors, und warum die US-Regierung uns nicht mit Musketen angreifen wird. Und einiges mehr.
Logan
Monday, 20. March 2017
Logan ist ein brutaler Film. Ich denke ja gerne an den ersten X-Men-Film zurück, an die Einführung Wolverines, an die Aufbruchsstimmung. Seitdem hat sich die Serie gewandelt und die Wolverine-Filme haben von Anfang an ihr eigenes Ding gemacht. So auch hier, nur dass die Kritiker sie jetzt nicht mehr verreißen und Logan nochmal eine Schippe drauflegt.
Dieser Wolverine-Film jetzt spielt lange nach den vorherigen. Logan ist alt geworden, etwas ist schiefgegangen. Die X-Men gibt es nicht mehr, Wolverine verdingt sich als Chauffeur. Aber natürlich bleibt es nicht dabei, etwas neues geht schief, und dann noch etwas, ein neuer Oberböser erscheint sowie ein neues Mutantenkind. Zwischenzeitlich wird es fast ein Roadtrip und ich mag das, sowas hat wenn gut gemacht seine ganz eigene Atmosphäre. Logan ist gut gemacht. Er ist auch anders als sonstige Superhelden-Filme: Es gibt keine Helden, nur kaputte Menschen mit übermächtigen Fähigkeiten. Den seelischen Zustand dieser Menschen zu zeigen, darauf verwendet die Story viel Zeit. Eine Roadstory eben, zwischendurch zumindest. Denn es gibt ein großes Finale mit der Aussicht auf Rettung, auch das passt dazu sehr gut.
Allerdings ist der Film sehr brutal, und das auf zweifache Weise. Zum einen enthält er schlicht sehr brutale Actionszenen. Ich weiß nicht, wie geschnitten er in Deutschland gezeigt wird, aber hier war das wirklich arg. Meine Mitkinogängerin ist normalerweise nicht zimperlich, hier vergrub sie zwischendurch den Kopf in meiner Seite um nicht weiter sehen zu müssen. Aber auch die Story und das Schicksal der Personen ist hart, Logan (der Film) tut, als sei es seine Aufgabe, Magnetos Warnungen zu bestätigen. Einerseits passt das irgendwie schon, X-Men hatte immer diese Anklänge und Wolverine alleine ist nunmal ein Kampfmaschine mit Metallklingen, der seine Gegner zerschreddert. Und die Schauspiele sind alt geworden, es wird wohl Zeit, sich endgültig von der Aufbruchstimmung des ersten X-Men-Films zu verabschieden und generell einen Schlusspunkt zu setzen.
Aber es macht den Film dann eben doch schwer zu gucken, und mein Fazit gespalten: Ja, das ist schon ein guter Film den ich gut bewerten würde. Aber ich würde ihn nicht jedem empfehlen und ich möchte ihn mir nicht nochmal anschauen.
Hidden Figures - Ein schwarzes Weltraumrennen
Sunday, 12. March 2017
USA, Anfang der 60er. Drei schwarze Mathematikerinnen arbeiten als menschliche Computer für die NASA. Während die Sovjetunion den Anfang des Weltraumrennens gewinnt, versucht die NASA ihr Programm voranzutreiben. Die drei Frauen sind talentiert und wichtig für das Weltraumprogramm, doch in den rassistischen und immer noch segregierten USA ist es für sie fast unmöglich, ihren Fähigkeiten angemessene Rollen zu erhalten.
Tatsächlich beruht der Film wohl auf historischen Figuren, Katherine G. Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson. Deren und die gesamte Historie ist auch interessant zu sehen: Die Rassentrennung, die menschlichen Computer, der Einzug des IBM-Computers und wie daraufhin Frauen zu Programmierern wurden. Und Fortran ein Mittel zum sozialen Aufstieg. Ich glaube, dass man sogar die Wiederentdeckung der Numerik im Film sehen kann, die wir im Studium nachvollzogen - aber da kann ich mich täuschen.
Die Musik von Pharrell Williams, von einer Mitkinogängerin freudig erwartet, wirkte im Film nicht wie etwas besonderes. Die drei Hauptdarstellerinnen dagegen fand ich schon toll. Kevin Costners Rolle war vielleicht etwas zu dankbar, Jim Parsons (Sheldon aus Big Bang Theory) negative interessanter. Insgesamt ist ein toller Film, mit Mathematik in einer Hauptrolle, mit der Spannung des Weltraumrennens, gut geschrieben und mit tollen Schauspielern. Es ist unterhaltsam und ein Wohlfühlfilm und zeigt trotzdem Aspekte echter Geschichte, so auch den Wahnsinn der rassistischen USA dieser Zeit. Auch die Perspektive auf das Weltraumrennen ist eine interessante: Das Streben einzelner Ingenieure und Mathematiker, in einer Institution über Gesellschaftsgrenzen hinweg gemeinsam neues zu erschaffen. Das könnte der Realität sehr nahe kommen.
Lion
Monday, 6. March 2017
Saroo ist ein kleiner Junge, der in Indien in ärmsten Verhältnissen lebt. Eines nachts überredet er seinen Bruder, mit ihm zum Arbeiten in die große Stadt zu gehen. Und dort verirrt er sich. Es verschlägt ihn in eine völlig andere Stadt, so weit entfernt, dass die Bewohner größtenteils nichtmal seine Sprache sprechen. Das Zuhause ist verloren.
Heimat, das ist wohl das Kernthema. Die verlorene Heimat nagt an Saroo auch später, als er in wesentlich besseren Verhältnissen lebt. Ohne zu sehr zu spoilern: Der Film hat mehrere Phasen. In der ersten wird sein Leben mit seiner Familie gezeigt. Danach das Verlorensein in Kalkutta, und das ist schrecklich. Die Stadt ist ein furchtbarer Ort voller schrecklicher Menschen; ein Moloch, in dem die Menschen ihn größtenteils in die Sklaverei verkaufen wollen und niemand hilft. Erst recht nicht die Polizei, oder die Heime, die Gefängnisse samt Misshandlungen der Kinder durch die Wärter sind. Doch auch nach der Rettung - in der zweiten Hälfte - ist Saroo nicht gerettet, denn ihm wird bewusst und er leidet daran, dass er seine Familie finden könnte.
Es ist ein trauriger und bewegender Film, der zwar keinen Oskar gewonnen hat, aber es vielleicht verdient gehabt hätte und nicht umsonst nominiert war. Die zweite Hälfte ist arg anders als die vorherige, und die reingemischte Spiritualität empfand ich als aufgesetzt und unnötig, so wie dann nicht mehr jede Handlung und jedes Gespräch nachvollziehbar sind. Doch eigentlich ist das ganz egal, denn das Gefühl des Verlorenseins bleibt präsent.
Star Trek Beyond
Monday, 6. February 2017
Der dritte Teil der Reboot-Filme fühlt sich an, als sei er bei Star Trek angekommen. Vielleicht liegt das daran, dass nicht mehr alles aufgebaut werden muss – ähnlich wie die alten Filme sich auf die Serie verlassen konnten, vertraut der dritte Teil darauf, dass der Zuschauer die Vorgänger geguckt hat. Vielleicht liegt es auch an der klischeehaften Story: Während einer Ruhepause erreicht die Enterprise ein Notruf. In einem Nebel sei ein Schiff abgestürzt, die Crew müsse gerettet werden. Natürlich ist es nicht ganz so, stattdessen entdeckt die Crew der Enterprise eine abzuwendende Bedrohung für die Föderation.
Ich bin bei Star Trek erst mit TNG eingestiegen, die Filme davor habe ich natürlich trotzdem gesehen. Mir ist daher bei den neuen Filmen nie ganz klar, ob ich sie wirklich mögen will, ob mir die Abweichungen gefallen, auch, ob ich alle etwaigen Anspielungen auf alte Folgen mitkriege.
Zwischendurch entwickelt sich der Film dann glatt zu einer Parodie. Auch hat mich der Anfang kalt gelassen, wobei ich gleichzeitig erstaunt war, wie unterbetont dieser erste Weltraumkampf inszeniert wurde. Hat das schon Klasse, oder fehlte da welche? Gegen Ende packte der Film mich aber doch. Da ist so viel Star Trek drin, so viele dann auch gut gemachte Anspielungen (Commodore Paris) und klare Verweise (Ambassador Spock). Man kann die klassische Musik als schnöde Anbiederung ans heutige Publikum empfinden, oder als saucool gemacht Actionszene. Genau wie man die Alienfraukämpferin als zu eindimensionalen Charakter sehen kann, oder als nette Ergänzung zum Sortiment der Charaktere künftiger Filme. Die Zitadell-Raumstation (siehe Mass Effect) ist entweder ein absurder Bruch mit dem Technikstand der Föderation zu diesem Zeitpunkt, oder schön anzusehende Science-Fiction (mit Schwerpunkt auf Fiktion).
Insgesamt also schwierig zu bewerten. Mir persönlich gefiel es, insgesamt. Als Fan darf man Beyond gucken.
La La Land
Monday, 30. January 2017
La La Land ist ein romantisches Musical. In Los Angeles trifft eine angehende Schauspielerin (Emma Stone) einen gescheiterten Jazz-Pianisten (Ryan Gosling). Zusammen bestärken sie sich in ihren Träume, arbeiten für sie, haben Erfolg oder Scheitern. Zwischendurch wird getanzt und gesungen.
Ja, die Story klingt wie der typische Hollywood-Kitsch. Die Musik war auch gar nicht so meins. Wie kann so ein Film so großartige Kritiken bekommen? Einfach: Beide Protagonisten werden toll gespielt, und die Story folgt einigen Klischees eben doch nicht. Außerdem zelebriert er Hollywood, diese absurde Traumwelt. Ein Teil von mir mochte den Film nicht, aber am Ende war selbst ich von ihm eingenommen. Er ist Kitsch, aber auch charmant, schön und berührend. Von meiner Kinogruppe hat die Hälfte zwischendurch geweint.
Nicht hinterfragen, anschauen.
Live by Night, hübsch und unerträglich
Monday, 23. January 2017
Live by Night ist ein amerikanischer Gangsterfilm mit Ben Affleck. Der von Affleck gespielte Joe Coughlin lebt nach dem 1. Weltkrieg von Überfällen und Gaunereien. Ein Job geht schief, er verliert seine Freundin und landet im Knast, will Rache nehmen und verbündet sich dafür mit der italienischen Mafia. In Kalifornien baut er für die während der Prohibition ein blühendes Gangsterunternehmen. Der Film zeigt, wie er das anstellt und welche Probleme er dafür löst, bis er eines nicht mehr lösen kann und es zum großen Showdown kommt.
Auch in der Zusammenfassung klingt der Film für mich interessant. Die übergreifende Story ist das auch. Die Rollen sind nicht schlecht besetzt, und die Produktion ist schlicht großartig. Kostüme, Schauplätze, Autos – hervorragend gemacht, sehr hübsch, und die Kamera produziert zwischendurch wunderschöne Bilder.
Trotzdem ist Live by Night kein guter Film. Es sind die Gespräche und die schlichte Moral, die beide kaum zu ertragen sind. Die Moral ist das übliche, vom Filmvater erklärte "Bösen Menschen wird böses geschehen". Der Film hat nur das klitzekleine Problem, dass das an Afflecks Figur gezeigt werden soll, gleichzeitig aber unmögliche Verrenkungen unternommen werden, um Joe zur positiven Figur zu machen. Er vermeidet Gewalt wo immer möglich, tötet nur Gangster, selbst den KKK-Mitgliedern bietet er noch zig Alternativen an. Er ist progressiv und liberal, verheiratet mit einer schwarzen Kubanerin und generell eine völlig unglaubwürdige ethisch gefestigte Lichtgestalt, die immer im hellen Anzug unbefleckt durch die dunkle Gaunerwelt wandert.
Da ändert das Gelaber seiner Frau (Zoe Saldana) über den dunklen Pfad, auf dem er wandle, auch nichts dran. Woher das kommt ist übrigens unerklärlich, sie selbst ist Schwester eines kubanischen Gangsterbosses und in der organisierten Kriminalität aktiv. Am Ende ist ihre Transformation komplett und sie das amerikanische Ideal von Rechtschaffenheit; dann will sie ein Heim für Waisen und obdachlose Frauen aufmachen.
Dazu kommen die unerträglichen Gespräche. Afflecks Gangsterakzent kann man vielleicht noch verkraften. Aber das von ihm ausgestoßene oder an ihn gerichtete Geschwafel nur sehr schwer. "Wenn Du dich verlierst, dann bist du nicht mehr Du", "This is heaven, right here", bedeutungsschwerer Kameraschwenk auf das ob all dieser Weisheit tief beeindruckte Gesicht Ben Afflecks. Da sitzt du im Kino und schließt vor lauter Schämen die Augen.
Es gibt gute Szenen in diesem Film, tolle Bilder und gute – allerdings ziemlich brutale – Aktionszenen, eine im Groben interessante Story sowie ein befriedigendes Finale. Doch genau wie das Finale durch ein dämliches Outro verwässert wird, wird der sowieso langatmige Film durch richtig schlechte Schreibe schier unerträglich.
Der neugestartete Spieleveteranen-Podcast
Friday, 13. January 2017
Jörg Langer und Heinricht Lenhardt haben mit der ersten Folge für 2017 den Spieleveteranen-Podcast umgekrempelt. Das war und ist ein Podcast von Spieletestern, die in der Anfangszeit der PC-Spiele Spieletests geschrieben haben, wobei die beiden auch heute noch in der Branche sind. Neu ist nun, dass es nur noch diese zwei Teilnehmer sind, früher war das immer eine größere Gruppe.
Auf der einen Seite ist das ein bisschen schade. Da waren sonst schon ein paar Stimmen dabei, die ich gerne gehört habe, Roland Austinat, Anatol Locker, Boris Schneider-Johne, Mick Schnelle, auch Petra Fröhlich; eigentlich alle. Und es fehlt mit weniger Leuten natürlich etwas an Dynamik, an ungeplantem, auch an Perspektiven, die sicher niemand vorher eingeplant hatte. Auf der anderen Seite ist es viel einfacher, zwei statt vier Leuten zuzuhören. Und scheinbar war das für die Teilnehmer ähnlich, sie erwähnten Ermüdung mit dem alten Konzept. Verbunden mit der klareren Strukturierung des Podcasts kann man ihm nun viel einfacher auch ohne 100%ige Konzentration folgen. Das ist nett, denn die Folge ist wieder sehr lang, doch die Themen interessant – das originale Tomb Raider und das neue Dishonored 2 werden näher besprochen, und bei den alten Heften geht es mit der PC-Player 2/1997 und der Gamestar 2/2007 endlich wieder um eine Spielezeit, die ich kenne.
Eine Empfehlung von mir bei Podcasts muss man mit Vorsicht genießen, denn das ist eigentlich nicht mein Medium. Ich habe schlicht keine Pendelstrecke, bei der ich Podcasts nebenbei hören könnte, oder sonst einen guten Platz in meinem Tagesablauf dafür. Trotzdem möchte ich den Spieleveteranen-Podcast hier nochmal empfehlen, besonders jenen, die das alte Format als zu chaotisch empfanden.
Stargate
Monday, 9. January 2017
Stargate ist mehr als eine Serie. Drei Serien und drei Filme sind in diesem Universum entstanden. Darunter war mit SG1 eine der ersten Serien, die ich für eine Weile relativ regelmäßig im Fernsehen sah – und kürzlich die Lücken füllte. Daher ein Rückblick, was das eigentlich war.
SG1
Was für eine Serie. In Stargate-SG1 steckt viel drin. Vor allem aber ist es viel Historie. SG1 ist im Vergleich zu modernen Serien verdammt angestaubt, es wirkt wie aus einer anderen Zeit – weil es aus einer anderen Zeit ist. In der Serie sind alle Protagonisten Helden und Freunde. Das kritische Bild des Militärs, das im Stargate-Film noch steckte, ist weggespült, ersetzt durch das Feindbild des Staates im Staat. Überall, wo heute das Potential für Konflikt, Drama und Spannung genutzt würde, ist bei SG1 im Stile der 90er noch Friede, Freude, Eierkuchen.
Dass SG1 trotzdem funktioniert liegt genau an dem, was die Serie heute altmodisch macht. Die vier Freunde, die heldenhaft in Abenteuer ziehen – das ist heimelig. Die Schauspieler sind sympathisch und selbst Nebencharaktere bleiben konstant in der Serie und bieten Wiedererkennungswert. Auch sind viele der Kurzgeschichten gut geschrieben. Beste Folge: Wenn O'Neil und Sam in einem Lügendetektortest scheitern, weil die offizielle Geschichte – und die, die der Zuschauer die Folge vorher gesehen hat – auslässt, dass sie aus emotionalen Gründen aufeinander gewartet haben. Aber auch wieder typisch: Diese Liebesgeschichte wird immer mal wieder ausgekramt (Zeitreisen, alternative Universen, Geister, Überlebensstories), bleibt dann aber wieder im Hintergrund, nichtmal nach dem Reboot der Serie und dem Weggang von Richard Dean Anderson wird da ein ordentlicher Schlusspunkt gesetzt.
Auch typisch sind die Antagonisten. Es gibt zwei: Erstmal die Oberbösen, Goa'uld wie Baal und Anubis. Sie sind böse böse böse und wollen das Universum beherrschen, weil sie böse sind. Dann gibt es die internen Antagonisten, gesteuert vom Staat im Staate, die sind dann immer Zerrbilder, weil ihre Motivation noch unverständlicher ist und ihr Handeln aufreibend, nervig. Die werden besonders dann problematisch für die Serie, wenn eine der Figuren später als positiver Charakter genutzt werden soll – dann ist die Verwandlung abrupt und zeigt das vorige Desaster nur noch deutlicher.
SG-1 schrieb sich nach dem Reboot mit teils neuen Schauspielern in eine blöde Ecke. Die Goa'Uld wurden durch die Ori ersetzt, neue, noch mächtigere Überfeinde. Allerdings so mächtig, dass man mehrere Staffeln dabei zugucken durfte, wie die Menschheit und SG1 keine Chance hat, aber natürlich doch gewinnen muss, indem es den heiligen Gral findet. Gleichzeitig die Fortführung des albernsten Storypunktes von SG1, des Aufstiegs in eine Energieform. Vermischt mit Merlin und Mittelaltersagen wirkte die Serie dann nur noch albern, was eine Leistung ist, wenn die vorherige nicht-alberne Prämisse "Pyramiden waren Landeplätze für Aliens" war. So dümpelt die Serie dann aus.
Atlantis
Atlantis ist SG1. Es ist der gleiche Typ Serie mit anderen Schauspielern. Es gibt andere Bösewichte, Ausgangspunkt ist nicht mehr die Erde, aber im Grunde ändert sich nicht viel. Es sind immer noch heroische Freunde, die ohne Verluste unglaubliche Abenteuer bestreiten.
Ein neuer Antagonist kommt hinzu: Der selbstverschuldete Ausgestoßene. Das passiert zweimal und dient dann immer als zusätzliches Futter für die Story bis zum Staffelfinale. Auch ist die Serie etwas düsterer, die CGI-Szenen besser und umfangreicher.
Problematisch ist die Besetzung des Teams: Weil es wie bei SG1 sein muss, können es ja wieder nur vier sein. Diesmal gibt es also Soldat, Wissenschaftler und zwei einheimische menschliche Aliens, wobei Ronon Dex wohl Teal'c ersetzen sollte und Teyla die empathische Seite von Daniel Jackson. Das Problem ist nun, dass immer, wenn es ein technisches Problem gibt (jede zweite Folge) der Wissenschaftler, Dr. Rodney McKay, dieses lösen muss. In SG1 konnte da noch zwischen Daniel und Sam gewechselt werden und die Autoren nutzten Kniffe, um Teal'c oder O'Neil zum Träger der Lösung zu machen. Atlantis macht da zwar später ein paar Witze über sich selbst, aber das hilft dann auch nicht darüber hinweg, dass besonders dieser Aspekt ziemlich eintönig und vorhersehbar wird, und wenn man das über eine Science-Fiction-Serie sagen darf: unglaubwürdig.
Nach SG1 stößt mir in Atlantis das Heldenhafte aber auch wirklich auf. Die letzte Folge ist da wirklich exemplarisch. Sie alle sind bereit, für die gute Sache zu sterben, unternehmen Kamikaze-Missionen, handeln selbstlos. Natürlich passiert ihnen nichts und wenn doch, dann gibt es ein rettendes Deus Ex Machina. Etwas unfair gegen Atlantis, SG1 war da kaum besser, aber nach zehn Staffeln davon reicht es eben.
Nett ist, viele bekannte Scifi-Schauspieler wiederzusehen. Beispielsweise kommt später Jewel Staite dazu, Michael wird von Connor Trinneer gespielt, der später bei Enterprise dabei (und toll) war, und Robert Picardo (der Doktor aus Voyager) bekommt nach dem Antagonisten-Zerrbild in SG1 in Atlantis seine Verwandlung zum Menschen. Amanda Tapping (Sam) wird nach SG1 hier wieder eingesetzt (was der Serie sehr hilft).
Atlantis lief kürzer als SG1, bekommt aber ein etwas würdigeres Ende in der Serie selbst. Dafür gibt es keinen Abschlussfilm.
Universe
Und mit Stargate Universe verlassen wir die Neunziger. Alles, was an Stargate angestaubt und schlecht war, wird in Universe verbessert. Eindimensionale Abziehbilder werden durch komplexe, sich wandelnde Charaktere ersetzt. Aus dem Wissenschaftler als wandelnde Storyrettung wird ein machthungriges, nicht vertrauenswürdiges Sicherheitsrisiko (großartig: Robert Carlyle, samt Akzent). Aus dem vertrauenswürdigen Militär – vertreten durch grundsympathische Großväterchen oder Vaterfiguren – wird Colonel Everett Young, ein Anführer, der im Machtkampf mit dem Wissenschaftler zuerst wie eine Lichtfigur wirkt. Betonung auf zuerst.
Man kann jede Macke in der Schreibe von Stargate hier aufgelöst wiederfinden. Aber auch Kameraführung, Inszenierung, Kostüme und Dekoration sind hier, vier Jahre nach dem Ende Atlantis, eine ganz andere Klasse. Atlantis war die direkte Kopie von SG1, Universe die Modernisierung, mit einer guten Prise Battlestar Galactica darin. Und klar: Als richtig tolle Serie lief Universe nur zwei Staffeln und bekam eines der beschissensten Serienenden seit Firefly und Angel, nämlich wie die: keines.
Zusatz: die Filme
Drei Filme gibt es: Der erste ist Stargate von 1994, auf dessen Konzept die Serie basiert. Kurt Russel ist darin, es ist also nochmal eine andere Liga als die Serie. Dann gibt es zwei Fortführungen: Continuum, mit dem die originale SG1-Geschichte abgeschlossen wird. Es ist gleichzeitig ein okayer Film und einer, der natürlich scheiße ist, so wie alle Filme scheiße sind, deren Geschichte auf Zeitreisen beruhen. Und schließlich Ark of Truth, mit dem die Ori-Geschichte abgeschlossen wird. An sich nicht besser, aber wenigstens keine Zeitreisen, dafür leidet er unter allem, was die Ori-Story schon in der Serie belastet hat.
Fazit
Also: Stargate ist widersprüchlich. Billige Unterhaltung, nette Charaktere, ein riesiges Scifi-Universum mit dem Potential für tolle Geschichten. Dementsprechend mit einigen tollen Folgen, aber auch vielen mittelmäßigen und bei SG1 am Ende gar mit einem grundsätzlich nicht mehr funktionierenden Storyrahmen. Stargate Universe war etwas ganz anderes und viel besser, aber auch die Serie mit dem geringsten Erfolg und ist aufgrund des fehlenden Endes heute unbefriedigend. Ich glaube, dass Stargate (SG1 und Atlantis) so richtig als klassische TV-Serie funktioniert hat und eben auch nur deswegen funktionierte. Die Zuschauer konnten sich mit den Helden anfreunden und wurden dann in den wöchentlichen Folgen regelmäßig ordentlich unterhalten. Nichts schlechtes, aber fast bedeutunglos neben der ideologischen Größe eines Star Trek oder der Spannung von Battlestar Galactica.
Rogue One
Friday, 6. January 2017
Rogue One hat mir gut gefallen. Ich wusste gar nichts über den Film. Ein Trailer lief wohl mal im Kino, aber aus dem wurde mir nicht mal klar, zu welchem Zeitpunkt der Saga der Film spielt (vor Episode 4).
Spoilerwarnung
"Rogue One" vollständig lesen
Musik zum Wochenende I
Sunday, 27. November 2016
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Monday, 21. November 2016
Das war kein Film für mich. Die Schauspieler sind nicht schlecht, die Grundidee eines Films im Universum von Harry Potter mochte ich und den Trailer fand ich gut. Doch am Ende ist der Film enttäuschend.
Zum Einen funktioniert die Geschichte nicht. Sie ist wirr und die Ereignisse sind nur zufällig miteinander verbunden. Vor allem aber ist das Timing daneben, zu oft ist eine spannende Stelle vor einer ruhigen, ein Spannungsbogen wird nicht gebaut. Entlarvend ist da vor allem das Ende, wenn nach dem Finale drei Kitsch-Ausblenden hintereinander gesetzt werden, als ob es ein Herr der Ringe wäre, und der Muggel nach zwei Stunden belanglosem Nebenherrennen anlasslos zum besten Freund erklärt wird. Aber auch schon vorher ist die Geschichte schwer auszuhalten, z.B. wenn nur Scamander den Oberbösen als solchen erkennt, oder wenn die autoritäre Magiergilde wie immer ein Abziehbild der US-Justiz ist, nur um am Ende doch den Helden lobend auf die Schulter zu klopfen.
Zum Anderen erklärt der Filmtitel die Tierwesen zum Fokus – genau sie funktionieren für mich gar nicht. Schuld sind die Computeranimationen. Es ist zwar schon beeindruckend, welche Fantasieprodukte geschaffen werden. Aber sie bleiben die ganze Zeit über eben phantastische Computeranimationen, in keiner Szene wirken die Viecher echt. Es ist leider statt Jurassic Park ein Episode I geworden. Fast wünschte ich mir, den Film in 3D geschaut zu haben, das hätte davon vll abgelenkt.
Ein totaler Reinfall? Das nun auch nicht. Mit nicht zu schreckhaften Kindern (die sicher deutlich älter als 6 Jahre sein sollten) oder niedrigen Erwartungen kann man sich den Film schon anschauen. Mehr ist es halt nicht.
Der Snowden-Film
Wednesday, 9. November 2016
Im Film gibt es eine Szene, in der Snowden beschreibt, dass seine große Sorge ein kommender Machthaber ist, der den Hebel umwirft und so das Überwachungssystem der USA in ein Unterdrückungssystem verwandelt. Damals hat weder er noch ich an Trump gedacht. Heute ist durch ihn der Gedanke aktueller als jemals zuvor.
Aber ich wollte eigentlich den Film besprechen. Und Snowden ist ein guter Film. Wobei ich vielleicht zu nah an der Sache dran bin, um den Film wirklich als Film zu bewerten. Aber immerhin: Er baut seine Spannungskurve auf, es sind gute Schauspieler, keine Minute ist er langweilig. Im Konflikt mit seiner Freundin Lindsay Mills bekommt der Grundkonflikt eine persönliche Dimension, und dass der Film das gleichzeitig nutzt, um die hübsche Schauspielerin in Szene zu setzen und das Problem der Invasion der Privatsphäre zu verdeutlichen, ist eine ziemliche Leistung.
Die eigentliche Leistung des Films ist natürlich nicht, ein guter Film zu sein, sondern Snowdens Enthüllungen dem Publikum zu zeigen. Und das schafft er. Selbst wenn man wie in meinem Fall das alles mitbekommen hat, ist es doch immer noch erschreckend die ganzen Überwachungsmaßnahmen so gebündelt zu sehen. Und gezeigt zu bekommen, wofür sie benutzt werden. Und das ist auch die Seite, wo der Film nochmal gewinnt: Er ist akkurat. Was gezeigt wird stimmt, nur wenig wird ausgelassen (das Zusammenspiel der nationalen Geheimdieste fiel mir auf). Natürlich wird das nicht für die Details der Hintergrundgeschichte gelten, ich meine den öffentlichen Teil, welche Überwachungsprogramme existieren, was sie können, und wie Snowden gehandelt hat. Beispielweise sind das in allen(?) Szenen, in denen Snowden öffentlich spricht, schlicht seine Originalzitate. Und der Schwenk am Ende zum echten Edward Snowden ist unglaublich mächtig. Dass es funktioniert, sah ich an den während des Abspanns diskutierenden Gruppen im Kino.
Snowden ist ein sehenswerter Film, den man seiner Umgebung zeigen sollte, damit sie Snowdens Enthüllungen und die damaligen und derzeitigen Verbrechen der USA verstehen. Mit Trump als Präsident werden da noch genug dazukommen.