Linksammlung 20/2024
Friday, 17. May 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
ASUS scammed us (Video) zeigt das betrügerische Vorgehen des Technikkonzerns bei Reparaturen. Das ist ein ähnliches Getrickse, wie es Medion/Lenovo bei mir versucht hatte. Kann also auch hierzulande passieren.
Murenas /e/OS V2 ist fertig. Ich bin gespannt, ob die neue Version die Probleme des Projekts mit veralteten Softwareversionen löst und wie sich die neue Version in der Benutzung anfühlt.
Please don't take Lumina's anticavity probiotic ist nicht nur überzeugend, die Argumentation über die Risiken und Wirkungsweisen des Bakteriums ist auch spannend.
Fairphone verkackt den Umgang mit (LTT-)Kritik
Monday, 13. May 2024
Als das Fairphone 5 vor einer kurzen Weile von dem Linus des Youtube-Channels Linus Tech Tips (LTT) ausführlich besprochen wurde, war das eine große Chance für die Firma. Fairphone ist bisher eher ein europäisches Ding und auch hier sicher nicht Mainstream, die zweite Vorstellung vor Millionen von Zuschauern (LTT hatte vorher schonmal das Fairphone 4 besprochen) konnte der Reichweite für das sympathische Konzept eines fair produzierten und reparierbaren Telefons nur guttun. Dann war das Fazit im Video aber leider durchwachsen:
Es passte nicht zu den Anforderung von Linus, der das Gerät wohl wirklich eine ganze Weile für sich selbst getestet hatte, und zeigte sich technisch deutlich schwächer als andere Telefone in der Preisklasse.
Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Dass das Fairphone 5 nicht perfekt ist weiß jeder, der sich den fehlenden Kopfhöreranschluss ins Gedächtnis ruft. Viel schlimmer als ein eher negatives Review war die Reaktion von Fairphone, die sie in ihrem Youtube-Channel als Reaktionsvideo veröffentlichten:
Mitgründer und Produktmanager Miquel Ballester Salvà zeichnet in dem Video leider das Bild einer Firma, die Kritik weder versteht noch mit ihr umgehen kann. Nun ist Ballester Salvà wahrscheinlich kein Medienprofi wie Linus und Fairphone für eine Telefonfirma (trotz Millioneninvestition) immer noch eine kleinere, überbewerten muss man ein Verfehlen des richtigen Tons nicht. Aber man kann sich schon fragen, ob die feindselige Reaktion ein gutes Zeichen für den Nutzerfokus des Projekts ist. Und auf jeden Fall kann man sich anschauen, welche Reaktionen besonders daneben waren, wie es besser gegangen wäre. Ich werde da im Folgenden ein paar Beispiele diskutieren.
Einschub zur Positionierung bzw meinen Prämissen: Das Fairphone 5 ist die Topempfehlung meiner Filterseite für nachhaltige Telefone, sustaphones, gefolgt vom Fairphone 4. Ich unterstütze die erklärten Ziele der Firma von nachhaltigerer, reparierbarer Hardware ausdrücklich. Allerdings besitze ich kein Fairphone, halte mich schon wegen des hohen Preis lieber an gebrauchte Hardware, und der fehlende Kopfhöreranschluss ist für mich ein Ausschlusskriterium. Seit dessen Entfernung in den neueren Modellen sehe ich das Projekt kritischer.
Reaktionen im Detail
Ich werde die ausgesuchten Stellen beschreiben oder direkt zitieren, immer mit Links zu den jeweiligen Abschnitten.
Ignorieren von Fehlern direkt zu Beginn
Es beginnt direkt holprig. Gezeigt wird der Beginn des LTT-Videos, in dem Linus sich zum Fan der Nachhaltigkeitsziele des Projekts erklärt. Durch eine lange Unterstützung von Softwareupdates habe Fairphone auch viel Zeit, Probleme auszubessern – was gut sei wegen "solchen Dingen", dabei zeigt die Bildspur, wie das Fairphone mehrfaches Tippen auf den Bildschirm beim Abspielen eines Videos ignoriert.
Ballester ignoriert diesen Fehler einfach. Er geht nur auf den Abschnitt zuvor ein. Dass er sich noch an den gleichen Lobgesang aus dem Review des FP4 erinnere, dass sie immer noch hier seien, mit 150 Leuten. Mit dem FP5 habe man nun ein Telefon geliefert, das leichter sei, eine bessere Kamera habe und genauso reparierbar. "Aber jetzt weiter mit dem Video".
Das ist ein denkbar ungünstiger Einstieg. Der Zuschauer fragt sich, was es mit dem Fehler bei dem Video auf sich hatte. Ballester hätte das hier ansprechen können, hätte mindestens erwähnen müssen, dass er zum Fehler später noch komme. Da er das aber nicht erklärt, entsteht direkt zu Beginn der Eindruck, dass er eben nicht da ist um unangenehme Probleme zu erklären, sondern sie zu ignorieren versucht.
Die Position der SD- und Simkarte
Kurz darauf kritisiert Linus die Position der Sim- und der SD-Karte. Um die zu wechseln muss man nämlich den Akku des Telefons entfernen. So cool es sei, dass der Akku leicht zu wechseln ist, warum müsse das so positioniert sein?
Ballester entgegnet:
Wie oft wechselst du die Simkarte und die SD-Karte? [Jemand schmunzelt hörbar hinter der Kamera.] Ich glaube, ich habe das nur einmal gemacht.
Das ist die falsche Antwort. Linus hatte nach dem Warum gefragt, diese Frage zu beantworten hätte hier gut gepasst. Dass Nutzer die Karten so selten wechseln könnte dabei ein Teil der Antwort sein. Vielleicht ist die Positionierung auch besser für die Reparierbarkeit. Oder sogar geschickt, weil so sichergestellt ist, dass das Telefon beim Wechseln der Karten aus ist. Ich weiß es nicht, aber eine Erklärung wäre auf jeden Fall besser gewesen als diese ausweichende Antwort. Denn so entsteht wieder der Eindruck, dass Kritik nicht angenommen wird.
Mich persönlich hätte die Begründung für die Positionierung auch wirklich interessiert. Sie ist ja schon auffällig unpraktisch, aber das Fairphone ist mit dieser Designentscheidung nicht allein. Ich erinnere mich daran, selbst schon Telefone mit dieser Platzierung der Kartenslots besessen zu haben.
Die Akkulaufzeit
Im Review wurde die Akkulaufzeit verglichen, wie solche Tests es oft machen. Linus sagt:
Einmal geladen, hielt der Akku des Pixel-Telefons doppelt so lange, bis es vollständig entladen war.
Wieder sucht Ballester eine Ausflucht:
In einem sehr speziellen Szenario, richtig? Da steht Youtube-Playback. Ich meine, das Fairphone 5 gibt dir 10 Stunden Youtubezeit. Möchtest du 10 Stunden Youtubevideos sehen?
Das ist eine fürchterliche Antwort (und war für mich der Anlass, diesen Artikel zu schreiben). Nutzern ist die Akkulaufzeit wichtig, es ist so ziemlich der Faktor beim Auswählen eines Telefons – oder zumindest ist eine schlechte Akkulaufzeit der Grund, ein Telefon nicht zu nehmen oder das alte auszuwechseln. Ob das jetzt 10 oder 40 Stunden hält, der Punkt ist, dass das getestete Pixel-Telefon doppelt so lange durchhielt. Und das ist in vielen Situationen praktisch, denn normalerweise schlägt sich sowas nicht nur bei Youtube nieder, sondern z.B. auch auf die generelle Akkulaufzeit während einer Reise, im Zweifel ganz ohne Youtube. Die Kritik ist niederschmetternd, sie aber als unberechtigt darzustellen… mehr kann man sich in dieser Situation eigentlich gar nicht schaden.
Dabei, und das ist das frustrierende, ist eine gute Antwort so einfach. Das FP5 hat einen auswechselbaren Akku. Braucht ein Nutzer eine längere Laufzeit, kann er problemlos einen vollen Akku in das Telefon schieben. Das ist neben der Reparierbarkeit der große Vorteil des ganzen Konzepts! Aber der Produktmanager(!) des Telefons kommt da nicht drauf. Unfassbar.
Es hätte auch noch andere akzeptable Antwortmöglichkeiten gegeben. Dass für die Modularität der Akku kleiner sein müsse. Dass die Software-Optimierung noch nicht perfekt sei, dafür Ressourcen fehlten, aber man es verbessern wolle. Oder dass es wirklich nur die Youtube-Situation betreffe, wegen eines fehlenden Hardwaredekodierers des dafür besonders langlebigen Prozessors. Könnte ja alles durchaus sein, aber irgendeine Erklärung hätte es hier unbedingt gebraucht, selbst wenn die Auswechselbarkeit des Akkus spontan nicht in den Kopf kam.
Ein halbes Positivbeispiel: Die Bildschirmränder
Ballester kann auch anders, und das zeigt dann direkt, wie das Video hätte laufen können. Das will ich als abschließendes Positivbeispiel (mit Einschränkung am Ende) bringen. Linus kritisierte die Vorderseite des FP5:
Wie beim Fairphone 4 sind die Bildschirmränder [Bezels] so groß wie sie uneinheitlich sind. Dabei sind die oberen und unteren Ränder mindestens ein ganzes k dickker als die Seitenränder.
Hier funktioniert die Erklärung des Projektmanagers, denn er gibt eine. Im Verlauf der Produktionsplanung müsse für die Antenne der Bildschirm herumgeschoben werden, damit die mit den verschiedenen Providern getestete Empfangsqualität erreicht wird. Dabei entstünden diese ungleichen Ränder.
Diese Erklärung ist glaubhaft, man kann sich das Prozessproblem gut vorstellen, und vor allem wird hier erstmals im Video die Kritik nicht als illegitim dargestellt. Die ihr zugestandene Erklärung validiert sie, aber sie validiert auch für einen Moment Ballester. So eine Begründung kann der Kritik durchaus ihren Stachel nehmen. Und so hätte auch der Rest des Videos laufen sollen.
Allerdings: Diese Erklärung wird erst nach einem weiteren Ausweichversuch gegeben. Ballester beginnt so:
Linus, du hättest auch sagen können, dass die Ränder viel gleichmäßiger sind als beim Fairphone 4, denn daran haben wir sehr gearbeitet.
Das wiederum war direkt die falsche Richtung, ein klares Eingeständnis, dass die Kritik persönlich genommen wurde. Als ob es Linus Aufgabe gewesen wäre, die Gefühle des Fairphone-Teams zu schonen, statt seine Zuschauer zu informieren. Dieser Start macht die darauf folgende ordentliche Erklärung deutlich schwerer wertzuschätzen. Selbst bei dem einen Positivbeispiel ging also noch etwas schief.
Es gab auch noch andere akzeptable Entgegnungen. So hat Ballester auch auf Kritik mit "Das sehe ich auch so, das kommt auf die Liste" geantwortet. Das ist etwas, aber eine Erklärung zu geben warum das Problem besteht wäre besser gewesen.
Generell aber war dieses Youtube-Antwortvideo ein furchtbares Desaster. Es zeichnet das Bild eines kritikunfähigen Projekts, das Nutzerfeedback negativ sieht. Dabei ist das FP5 ein Luxusprodukt, das primär über Zuneigung zu der Mission und ethischer Überzeugung zu rechtfertigen ist, zu stark ist die günstige Konkurrenz des Massenmarkts. Und das ist generell ein Knackpunkt solcher Produkte: Ob es jetzt um alternative Linuxtelefone oder fair produzierte geht, wieviele Einschränkungen sollte der Kunde hinnehmen? Wo sind hoher Preis und geringere Qualität noch die unvermeidbaren Auswirkungen der Marktrealität und der kleinen Produktionsmenge, und wo zahlt man ohne echte Rechtfertigung für ein schlechteres Produkt durch die Nase, nur wegen einer Darstellung als sich besonders kümmernde Firma? Bei solchen Fragen muss Fairphone für einen Erfolg unbedingt auf der richtigen Seite landen, wobei gezeigte Nutzerorientierung und Kritikfähigkeit neben allen ethischen Positionierungen sicher einen großen Einfluss haben kann.
Ich frage mich, ob sich bei der Kritikfähigkeit aber gerade die ethische Mission der Firma negativ auswirkt. Fairphone muss es gewohnt sein, gelobt zu werden. Ihr ganzer Ansatz ist darauf ausgelegt, sich mit Kunden zu umgeben, die das ideologische Ziel (Faire Produktion oder Reparierbarkeit) höher schätzen als mögliche praktische Einschränkungen im Alltagsbetrieb im Vergleich zu den nunmal günstigeren Wegwerfprodukten. Auch in der europäischen Presse sah ich über Fairphone bislang kaum ein schlechtes Wort. Gibt es mal Kritikpunkte, wie im Review von Computerbase, wurde das immer mit der Wichtigkeit der Mission ausbalanciert und am Ende das Telefon darüber doch empfohlen. Da war die Herausstellung der technischen Defizite durch LTT vielleicht zu ungewohnt, zu viel für das gehobene Selbstbild?
Fairphone sollte jetzt lernen und zukünftig besser reagieren. Kritik ist nicht wegzuwischen, sondern Kritikpunkte sollten ernstgenommen und erklärt werden. Vor allem, wenn sie aus einer Ecke kommt, die so positiv zu den Zielen der Firma zu stehen scheint – Linus Sebastian ist immerhin einer der Investoren in Framework, der Firma hinter dem (kürzlich auch bei GNU/Linux.ch gelobten) modularen reparierbaren Laptop, und hat auf seiner Plattform schon oft eindringlich für das Recht auf reparierbare Hardware getrommelt.
Durch den Fehlschlag wirkt Fairphone hier unsympathisch, einfach bräsig. Wieder einmal, leider, denn schon die Entfernung des Kopfhöreranschlusses beim FP4 bei gleichzeitigem Release eines Bluetooth-Ohrhörers ohne auswechselbaren Akku(!) hatte bei vielen Leuten in der Szene für Kopfschütteln gesorgt. Eine Rechtfertigung kam spät, war nicht überzeugend und Kritik dazu in Youtube-Kommentaren beispielsweise bleibt immer noch grundsätzlich unbeantwortet. Und beim FP5 fehlte der Kopfhöreranschluss dann direkt immer noch.
Die ungeschickten Kritikreaktion jetzt ist also nicht der erste Ausrutscher der Firma. Sondern leider beginnt sich da langsam ein negatives Bild zu verfestigen.
Linksammlung 19/2024
Friday, 10. May 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Das Indie Postmortem 2: Geneforge 2 - Infestation ist von Spiderweb, dessen Avernum 3 ich im Blog besprochen hatte. In seinen Postmortems beschreibt der Entwickler einnehmend die Ecksteine seiner Arbeitsweise, wie das ganze von der finanziellen Seite aus funktioniert.
Hocherfreulich ist LPCAMM2 Is Finally Here, and It’s a Big Deal. Ein Grund für fest montierten Arbeitsspeicher fällt damit endlich weg.
Nintendo Confirms It Will Announce Switch Successor Console ‘Within This Fiscal Year’ ist die Ankündigung einer Ankündigung, aber es ist ja doch spannend, dass damit ein Nachfolger zur supererfolgeichen Switch-Konsole in relativer Nähe ist.
Amazon Customer Service has become awful, stellt jetzt ein weiterer Linuxblogger fest. Die Erfahrung machte ich schon vor ein paar Jahren, leider.
Stuttgarter Antifa bekennt sich zu Aktion gegen AfD-Abgeordnete hatte vorher einen anderen Titel, statt Aktion stand da Attacke. Damit war die Überschrift eine verleumderische Falschmeldung der Zeit. Denn die Antifagruppe verneint in ihrer (immerhin verlinkten) Meldung jegliche Attacke, sondern bekennt sich nur zu einer völlig berechtigten Störungsaktion. Statt entsprechend zu berichten hat die Zeit somit heute für ein paar Stunden auf der Hauptseite Nazipropaganda einer Lügenpartei verbreitet, obwohl viele Kommentatoren sie darauf hinwiesen. Da frage ich mich schon, ob die Zeit nicht wieder aus meinen Lesegewohnheiten verbannt gehört.
Über Pfannen und Alternativen zu Teflon
Monday, 6. May 2024
Pfannen. Vor kurzem dachte ich noch, alles außer Teflonpfannen (=PTFE-beschichteten) sei veraltet und vom Markt verschwunden. Und ärgerte mich, meine Hauptpfanne wegen ihrer kaputtgehenden Beschichtung mit einer neuen Teflonpfanne auswechseln zu müssen, die dann auch nur ein paar Jahre halten würde.
Doch tatsächlich gibt es Alternativen. Darunter moderne, die kaum besser als Teflon scheinen, aber auch klassische, die gerade bei der Haltbarkeit viele Vorteile haben. Meine Rechercheergebnisse plus eigenen Erfahrungen:
Teflonpfannen
Teflonpfannen sind schon toll, wenn ihre Beschichtung neu ist und gut funktioniert. Es kann praktisch nichts ankleben, das ist ihr unbestreitbarer Vorteil.
Verbunden ist das mit einigen Nachteilen. Die Beschichtung kann kaputtgehen. Zerkratzen ist wohl gar nicht so schlimm, aber überhitzen ist sehr problematisch und dann auch giftig. Die Lebensdauer der PTFE-Beschichtung und damit der Pfanne ist beschränkt, auf etwa bis zu fünf Jahre. Und bei der Herstellung werden oder wurden Giftstoffe freigesetzt.
Ihr Vorteil kann beim Kochen auch zum Nachteil werden: Weil ihre Beschichtung so gut funktioniert ist es teils kaum möglich, mit ihnen z.B. Fleisch auch mal dunkler anzubraten.
Keramikpfannen
Zur Teflonpfanne werden keramische Pfannen als moderne Alternative positioniert. Die sind ebenfalls beschichtet, aber diese Beschichtung sei unproblematisch. Der Keramikname ist allerdings irreführend, die Beschichtung sieht nur so aus, echte Keramik ist das Material nicht.
Von mir nicht getestet, waren die Besprechungen dieser Pfannenart eher negativ (z.B. dieses Video von Prudent Reviews). Die Beschichtung funktioniere am Anfang gut, ginge dann aber sehr schnell kaputt. Es wäre ein weiteres Wegwerfprodukt. Und die Gesundheitsvorteile gegenüber PTFE sind auch strittig, argumentiert z.B. der Youtube-Channel Future Proof hier:
Stahlpfannen
Dann zur ersten echten Alternative: Stahlpfannen ohne jegliche Beschichtung. Da gibt es dann auch wieder Unterschiede im Detail, ob sie wirklich nur Stahl sind oder z.B. einen Kupferkern haben, aber das ändert auch beim Kochen nur Details.
Vorteile: Hält ewig, einfachgefahrlos sauberzumachen und etwas damit stärker anzubraten ist mangels Beschichtung gar kein Problem. Beim Kochen muss man kaum auf Kratzer achtgeben, auch das Ausspülen später ist problemlos.
Nachteile: Mangels Beschichtung kann Essen eben auch kleben bleiben und dann anbrennen. Öl und die richtige Kochweise (erst ausreichend heiß werden lassen, dann Öl dazugeben) hilft, aber nur ein bisschen.
Nebenbei, ich fand keine einzige in Deutschland hergestellte Stahlpfanne. Wahrscheinlich durch die hohen Strompreise hierzulande nicht rentabel zu machen. Besonders günstig sind diese Pfannen auch so nicht, aber rechnet man ihre lange Haltbarkeit ein sind sie viel preiswerter als beschichtete Pfannen.
Eisenpfannen
Hier wirds interessant. Alte Eisenpfannen sind mehr noch als die aus purem Stahl eine direkte Alternative zu solchen mit einer Antihaftbeschichtung. Denn bei ihrer Nutzung mit Öl bilde sich eine Patina, die ebenfalls eine Antihaftwirkung hat. Und diese Beschichtung geht eben nicht nach ein paar Jahren unwiederbringlich kaputt, das ist eine Option für das ganze Leben. Wieder gibt es unterschiedliche Varianten, nämlich Schmiedeeisenpfannen und schwerere Gusseisenpfannen, die sich im Detail unterscheiden – die mit mehr Masse hält die Wärme besser. Dazu kommen, sprachlich verwirrend: Pfannen aus Kohlenstoffstahl, denn die bilden ebenfalls eine Beschichtung und sind eher direkte Alternativen zu anderen Eisenpfannen als zu den oben genannten (Edel-)Stahlpfannen.
Vorteile: Günstig, annähernd unbegrenzte Haltbarkeit, Antihaftwirkung, beim Kochen und Reinigen keine Rücksicht auf Kratzer nötig.
Nachteile: Höherer bzw. ungewohnter Aufwand, nicht für alle Gerichte geeignet.
Eisenpfannen müssen (nicht immer, aber meist) nach dem Kauf eingebrannt werden, bei meiner lief das nach Herstelleranweisung mit Kartoffelschalen, Öl und Salz. Gereinigt werden sie ohne oder nur selten mit Spülmittel, um die aufgebaute Beschichtung nicht kaputtzumachen. Nach jeder Reinigung erneuert man am besten die Ölschicht, leicht mit einem Küchentuch auftragen, sonst könnte das Eisen rosten. Beim Kochen darf das Kochfeld nicht kleiner als die Pfanne sein und die Platte auch nicht zu heißgestellt werden, damit sie sich nicht verzieht. Und saure Gerichte sollen nicht rein, insbesondere auch keine Tomatensoßen, wieder wegen der Beschichtung, aber auch damit das Eisen sich nicht verfärbt.
Das liest sich jetzt wie gewichtige Nachteile, aber man muss da objektiv bleiben. Denn gleichzeitig ist es beim Kochen verdammt angenehm, einfach mal eine Gabel oder irgendwas anderes aus Metall zum Wenden nehmen zu können. Das Spülen mit Wasser und im Zweifel einem Metallschwamm ist simpel, und bei der Temperatur muss man bei einer Teflonpfanne auch aufpassen.
Das beste aber ist die lange Haltbarkeit und das die Beschichtung wirklich funktioniert. Ob Bratkartoffeln, Spiegeleier, Fleisch- oder Fleischersatz: Das Essen ist mit nur etwas Öl wirklich vor dem Anbrennen geschützt. Nicht 100%, nicht so sicher wie bei einer neuen regulär beschichteten Pfanne, aber durchaus brauchbar. Außerdem können solche Pfannen gut in den Ofen gestellt werden, nimmt man nicht gerade eine mit Holzgriff, fast ein Muss muss für unblutige Steaks.
Auch nett ist, dass Eisenpfannen in Deutschland hergestellt werden und selbst dann nicht teuer sein müssen. Auf meiner Liste weit oben war beispielsweise die günstige Eisenbratpfanne von Turk, es wurde dann aber die gebläute Helmensdorfer Eisenpfanne mit Holzgriff. Vom Griff versprach ich mir mehr Vor- als Nachteile. Ich hatte mich schnell gegen teure Gusseisenpfanne entschieden, weil es dazu mit Ceranherdoberflächen Negativerfahrungen bzgl Kratzer gab, außerdem ist eine richtig schwere Pfanne beim Kochen und Servieren durchaus eine Herausforderung.
Emaillierte Pfannen
Dann gäbe es noch Emaillepfannen, kannte ich auch als Oma-Pfannen. Von mir ewig nicht benutzt, sollen sie bei der Antihaftwirkung irgendwo zwischen Stahl- und Eisenpfannen liegen. Emaille, das ist eine stabile Glas-Metallverbindung. Das österreichische Unternehmen Riess ist für solche Pfannen bekannt, im mir sympathischen Utensil-Shop werden sehr günstige Emaille-Pfannen aus Valencia angeboten.
Diese Pfannenart ist die Empfehlung des Youtube-Channels Urgeschmack in diesem Video als Allzweckpfanne:
Wenn eine irgendwo mal über ist nehme ich sowas gerne in meine Küche auf.
Fazit bzw meine Erfahrung
Als meine PTFE-beschichtete Pfanne endgültig kaputt war wurde sie durch eine Stahlpfanne und eine Eisenpfanne ersetzt. Die Stahlpfanne ist für alles, was in die Eisenpfanne nicht kann oder wofür sie zu klein ist. Die Eisenpfanne für alles, was in der Stahlpfanne anbrennen würde. Ich bin sehr zufrieden mit der Wirkungsweise der Patina in der Eisenpfanne und ihre Kochergebnisse sind toll. Gewonnen hatte sie mich direkt, als ich nach dem Einbrennen mit ihr Bratkartoffeln aus rohen Kartoffeln braten konnte. Schön braun angebraten, wie es meine vorherige beschichtete Pfanne nie hinbekommen hatte, trotzdem ohne zu verbrennen. Wobei auch die Stahlpfanne mit etwas mehr Öl kein Problem damit hat, mal ein Schnitzel anzubraten, und weil ich allerseltenst nur Fleisch koche ist sie vll sowieso hier häufiger problemlos einsetzbar als in anderen Küchen.
Eine zweite Stahlpfanne war anderswo über und wurde mir zusätzlich geschenkt, eine kleine Teflonpfanne ist auch noch im Sortiment. Manchmal durchaus praktisch, würde ich sie aber inzwischen nicht mehr durch eine neue beschichtete Pfanne ersetzen. Dafür funktionieren die haltbaren Alternativen zu gut.
Und ja: Es gab Gerichte, wo die Teflonpfanne besser funktioniert hätte, besonders für mit ihr eingeübte Zubereitungsweisen. Beispielsweise Teigtaschen in der Pfanne im Wasser anzukochen bis es verdunstet und dann in der gleichen Pfanne weiterzubraten kann nicht funktionieren, weil keine schützende Ölschicht angelegt wird. Danach klebten die Teigtaschen fest – hier muss man sich umstellen, erst im Topf kochen, dann separat mit etwas Öl anbraten. Aber das geht dann gut.
Die Kombination aus Eisen- und Stahlpfanne würde ich daher durchaus empfehlen. Wobei, die Stahlpfanne durch eine Emaillepfanne zu ersetzen könnte durchaus eine Alternative sein. Aber das beruht nur auf Berichten anderer, nicht auf eigenen Erfahrungen. Die Materialübersicht bei Pfannenhelden sei ansonsten als Recherchestartpunkt empfohlen.
Linksammlung 18/2024
Friday, 3. May 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Taking a break from Mastodon spricht über die negativen und feindlichen Internetkommentare auf der Plattform, die Veronica Mastodon verleiden.
How do you accidentally run for President of Iceland? Indem die Internetseite zum Unterstützen von Kandidaten durch irreführendes Design eine eigene Kandidatur lostritt. Ein Usabilityproblem.
Microsoft bans U.S. police departments from using enterprise AI tool for facial recognition klingt nur super. In Wirklichkeit betreibt Microsoft mit dem Domain Awareness System das größte Überwachungssystem der Welt. Samt Gesichtserkennung. Microsoft geht es also nicht um Ethik, natürlich nicht, sondern um Marktsegmentierung.
Intel CPUs Are Crashing and It's Intel's Fault: Intel Baseline Profile Benchmark. Die Prozessoren laufen so weit außerhalb des eigentlichen Energie- und Hitzebudgets – nötig, um mit AMD-Prozessoren mithalten zu können –, dass sie jetzt kaputtgehen. Was völlig vermeidbar gewesen wäre, würde Intel sich an die eigenen TDP-Werte halten, also den Energieverbrauch wie angegeben limitieren. Aber der Wert ist bei Intel eben nur bedeutungsloses Marketing (wobei AMD ebenfalls mehr verbraucht als vorab behauptet wird). Der Artikel zeigt die Auswirkungen auf die Leistung, wenn den Prozessoren (vernünftige) Limits gesetzt werden.
Gelesen: Heliosphere 2265
Monday, 29. April 2024
Heliosphere 2265 ist eine Science-Fiction-Buchreihe von Andreas Suchanek. 50 Fortsetzungsromane ergeben zusammen eine komplette Geschichte um Captain Jayden Cross und seine Crew der Hyperion.
Kurz zum Format: Die 50 Bücher erschienen bis 2019 in einem monatlichen Rhythmus und sind auf meinem Kobo laut dessen Anzeige jeweils etwa 130 Seiten lang. Eine Zusammenfassung der vorherigen Handlung steht immer am Anfang, es gibt am Ende einen kurzen Ausblick auf den nächsten Roman und ein Nachwort des Autors. Fast alle Romane sind von Suchanek, erinnere ich mich richtig an die Erklärungen im Nachwort gab es dazu einzelne Gastautoren. Ich hatte die Bücher als .epub DRM-frei im beam-shop gekauft – 50 Bücher sind auch bei geringen Einzelpreisen ziemlich teuer, wenigstens gab es einen Mengenrabatt. Da das am Ende sehr viele Seiten waren und ich derzeit selten reise, daher selten lese, begleitete mich die Buchreihe eine lange Zeit, auch wenn sie schon abgeschlossen war und ich nicht auf neue Veröffentlichungen warten musste.
Ich finde die Empfehlung nicht mehr, aber irgendwo las ich über die Buchreihe "So macht man Science-Fiction". So positiv kann ich die Reihe leider nicht sehen. Ja, es wird meist kompetent eine insgesamt spannende Geschichte erzählt, nur wenige der Episoden sind Ausreißer nach unten. Und die so erzählte Geschichte ist in vielen Teilen eine gute Science-Fiction-Geschichte; wenn auch mit stark militaristischen Einschlag, aber sowas darf auch mal sein. Es geht um Raumschiffe und ihre Waffen, dazu kommen dann die Helden und die anderen Science-Fiction-Elemente, wie KIs und so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Und ich halte es dem Autor zugute, die Geschichte tatsächlich zu einem befriedigenden Ende zu führen.
Aber ich stolperte zu sehr über die Macken, um das alles so richtig toll zu finden. Da Fortsetzungsroman muss sich der Autor immer wieder wiederholen, teilweise mit direkt kopierten Passagen, was beim schnellen Lesen hintereinander durchaus stört. Ich will die Story nicht spoilern, aber sie hatte zu viele Verschwörungen gleicher Art, auch zu viele Deus-Ex-Machinas, diese weitere Wiederholung empfand ich als sehr problematisch. Fantasy-Elemente wie Zeitreisen und Seelen hätte es für meinen Geschmack auch nicht geben dürfen. Dazu war das Lektorat nicht perfekt, dass selbst mir immer wieder einzelne Fehler auffielen ist kein gutes Zeichen (bin ich bei sowas doch sonst nicht besonders aufmerksam). Gut, es war auch viel Text, und wenn ich das richtig verstanden habe war der Verlag ein vom Autor aufgebauter, also im Grunde ein Selbstverlag? Da waren sicher nicht viele Ressourcen da. Trotzdem, Abkürzungen wie L.I. (Leitender Ingenieur?) und I.O. (?) zu benutzen und nie zu erklären darf einfach nicht passieren, dagegen verblassen einzelne Kommafehler. Am meisten aber störten mich zwei Dinge:
- Dass fast immer nur die heldenhaften Hauptcharakteren in der galaxieumfassenden Handlung irgendwas auswirken konnten und sie immer am richtigen Ort waren, und
- wie gleich die verschiedenen Charaktere klangen.
Dieser erste Kritikpunkt ist einer, der wohl auch andere gestört hat und etwas später gab es dann in einer der Folgen eine kurze Unterstory, in der ein wichtiger Handlungspunkt durch unbekannte Nebencharaktere abgehandelt wurde. Am Grundproblem änderte so eine Ausnahme leider nichts. Dementsprechend gab es immer wieder das Klischee des Einzelgenies, der im Umfeld der Crew oder als Teil derselben unmögliche Probleme magisch doch lösen konnte.
Das Tonproblem, dass alle Crewmitglieder im Grunde gleich klangen, dachten und handelten, wurde gar nicht adressiert. Einzig bei Cara konnte ich beim Lesen eine andere Tonlage abspielen.
Andererseits war die Heliosphere 2265 gerade durch sein Format ein guter Reisebegleiter und auf jeden Fall war das viel besser geschrieben als der Fantasy-Sexschrott der späteren Humble-Bundles. So gesehen bereue ich weder den Kaufpreis noch die Lesezeit. Aber im Vergleich zu richtig guten Science-Fiction-Romanen ist da doch eine Fallhöhe. Ich denke da beispielsweise an Stephensons The Diamond Age, an verschiedene Geschichten von Isaac Asimov oder auch Heinleins The Moon Is a Harsh Mistress. Vielleicht ein unfairer Vergleich.
Linksammlung 17/2024
Friday, 26. April 2024
Diese Woche fand ich Artikel zu kaputten Systemen besonders erwähnenswert:
Bei IT-Systemen kaputt sind Passkeys: A Shattered Dream dreht sich um die Unbenutzbarkeit von Passkeys, einer kurzzeitig gehypten Passwortalternative. Sie sind in momentaner Form wirklich viel zu gefährlich, da sie Accounts an einzelne Geräte bzw Hersteller binden, z.B. an die iCloud.
Was in Deutschlands Exekutive kaputt ist zeigt ein Exklusiv-Interview: Cum-Ex Chefermittlerin spricht über ihre Kündigung und lässt dabei die Korruptheit des ganzen spürbar werden.
Nicht besser ist das Justizsystem, denn Armut und soziale Probleme lassen sich nicht strafrechtlich lösen – stattdessen ist das Aburteilen von Leuten ohne Geld und Verteidigung ein Draufhauen des Staates auf Menschen, die weder zahlen noch sich verteidigen können. Ein unmöglicher Zustand, gezeigt anhand eines Berliner Gerichts, samt zitierten Nazisprüchen von Seiten der Richter.
Und schließlich steht für das kaputte Wirtschaftssystem Bye bye, GRND! Der Versuch, Schuhe aus Recyclingmaterial vom Ende der Müllreise herzustellen scheiterte wohl primär am benötigten Kapital, um wettbewerbsfähige Verkaufspreise zu erreichen.
Warhammer 40,000: Space Marine
Monday, 22. April 2024
In Warhammer 40.000: Space Marine spielt man, wenig überraschend, einen Space Marine. Das Spiel ist von 2011, ist ein Shooter mit der Kamera in der Rückenperspektive und erinnert mit seiner Ästhetik an Gears of War, spielt sich aber viel flotter als ein Deckungsshooter.
Eine Orkinvasion
Denn der kontrollierte Ultramarine Captain Titus kann auch gar nicht groß in Deckung gehen, landet er doch zu Spielbeginn als Vorhut im Zentrum eines Abwehrkampfs gegen eine Orkinvasion. In Warhammer 40K bekriegen sich die Rassen ja in einem immerwährenden Krieg, dass Orks da eine Welt des Imperiums überfallen ist erstmal nichts besonderes. Diese Fabrikwelt soll aber wegen ihrer Titanenproduktion unbedingt gehalten werden, weshalb die Ultramarines entsandt wurden. Im Intro bricht Titus mit zwei Gefährten daher durch die Front mit dem Ziel, eine Titanenproduktionsstätte zu erreichen und zu sichern.
Ohne weiter spoilern zu wollen, es wird nicht bei den Orks als Gegnern bleiben. Aber erstmal kommen die Gegnermassen aus deren Reihen. Kleine Orks, größere, explodierende kleine Monster und Fernkämpfer, später auch mit Raketenwerfern, und gelegentliche übergroße Gegner sind in großer Masse zu besiegen.
Nah- und Fernkampf
Wie die Gegner fallen, dafür gibt es in den Schlauchleveln doch etwas Abwechslung. Titus kann im Nahkampf zuschlagen, eine Dreierkombinationen aus Schlägen absetzen und optional die Kombo per Tastendruck (F) mit einem Betäubungsschlag enden. Betäubte Gegner daraufhin mit (E) zu erledigen ist die Haupt-Heilquelle, abgesehen von gelegentlichen Levelwechseln, wobei ein regenerierendes Schild erstmal den Lebensbalken schützt. Aber die Gegner schlagen heftig zu, Blocken geht nicht, eine Ausweichrolle hilft da.
Oder alternativ helfen die Fernkampfwaffen. Ein Bolter (in diesem Spiel ein simples Maschinengewehr), zwei Variationen von Scharfschützengewehren, zwei – oder je nach Zählweise drei – Variationen von Granatwerfern, eine Plasma-Schrotflinte und eine Pistole sind das durchaus ausreichende Sortiment. Nur vier davon können getragen werden, immer wieder finden sich Upgrades oder Alternativen in den Leveln.
Egal ob Fernkampf oder Nahkampf, erledigte Feinde laden einen Energiebalken auf, der wenn voll für einen Berserkermodus genutzt werden kann. Der erhöht Schaden im Nahkampf, heilt Titus und später ermöglicht er das Zielen in Zeitlupe. Bei den größeren Orks z.B. ist dieser Boost eigentlich Voraussetzung, um die im Nahkampf besiegen zu können.
Stärken bei der Story, Schwächen bei der Story
Im Fokus steht also klar das Gemetzel durch die Feindeshorden und damit die große Stärke der Story: Sie ist komplett irrelevant. Es geht nur um einen Vorwand, immer wieder neue Feindesgruppen besiegen zu müssen. Denn die Kämpfe machen Spaß, egal worum es geht.
Aber das zeichnet die Story vielleicht negativer, als sie ist. Ihre Schwäche ist die absolute Vorhersagbarkeit einer vermeintlichen Überraschung zur Mitte des Spiels. Ansonsten passt sie gut ins Warhammer-Universum und gibt mit ein paar NPCs Motivation fürs eigene Handeln. Dabei zeichnet sie angemessen grau und brutal diese Kriegswelt, aber auch die Überlegenheit der Space Marines.
Wobei diese Überlegenheit manchmal kaum zu spüren ist. Gerade gegen spätere Gegner kann die falsche Bewaffnung schnell zu kaum zu bewältigenden Situationen führen. Tückisch ist da besonders der Hammer, der zwar die Nahkampfangriffe deutlich effektiver macht, aber die beiden Waffenslots mit den stärkeren Waffen blockiert. Er erzwingt so das Stürmen in die Gegnerhorden, was manchmal aber nur zum schnellen eigenen Ableben führt, ein langsameres Ausschalten der Gegner mit dem Scharfschützengewehr ist dann viel einfacher. Aber ist das Gewehr eben blockiert oder gar nicht im Inventar, steht man dann teils doof da.
Neben diesen Balancingproblemen ist auch die Grafik kein Pluspunkt des Spiels. Nicht nur ist sie alt, sondern war sie auch bei Release nicht hübsch: Alle Landschaften sind grau oder braun und es gibt wenig visuelle Abwechslung. Immerhin ist entsprechend die Performance auch unter Linux immer einwandfrei gewesen und gab es weder Abstürze noch sonstige Bugs.
Die Kampagne von Warhammer 40.000: Space Marine unterhielt mich für etwa sieben Stunden ziemlich gut. Die Kämpfe sind flott und auch wenn ihre Spielmechanik simpel ist, bleiben sie durch die Massen an teils auch noch starken Gegnern fordernd. Darauf zu reagieren, entsprechend in Nah- oder Fernkampf zu gehen und dabei die richtigen Waffen zu wählen bleibt interessant. Einzelne Stellen sind frustrierend schwerer als andere, aber es kippt nie ins unschaffbare, dadurch wird jeweils der doch erreichte Sieg nur umso erfreulicher.
Wer an Shootern generell keinen Spaß hat würde dieses Spiel aber wirklich hassen. Für wen ein simpel, jedoch kompetent gestrickter Shooter ohne lähmende Deckungsmechanik dagegen interessant klingt, der ist hier gut bedient. Später im Jahr soll ein Nachfolger rauskommen, ob der ähnlich unkompliziert spaßig werden kann?
Linksammlung 16/2024
Friday, 19. April 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Neue Allmachtsphantasien via der Chatkontrolle: Verschlüsselte Messenger-Dienste sollen prioritär gescannt werden. Die Politik wird, sie darf mit diesen Plänen keinen Erfolg haben. Es dürfte auch gar nichts ausmachen: Egal was die Überwacher wollen, wir werden weiter verschlüsselnde Messenger nutzen und wohl kaum eine staatliche Mitleseschnittstelle auf dem privatesten aller Geräte, dem Telefon, dulden.
Tesla recalls the Cybertruck for faulty accelerator pedals that can get stuck. Auch wenn Herstellungsprobleme wohl immer passieren können, passt Schlamperei an einer so wichtigen Stelle nur zu gut zum mittlerweile gewonnen Bild vom Musk-gesteuerten und daher irrationalen Tesla.
Es gibt nun Das Volla Tablet auf Kickstarter. Ich brauche kein Tablet, aber dieses von Volla – einem alternativem Android- und Linuxgerätehersteller – sieht schon interessant aus.
Ich stolperte über die Website for the book "SOLID is not Solid". SOLID sind dabei Prinzipien für vermeintlich guten Code, die leider wenn zu weit getrieben zu unverständlichen und unwartbaren Code führen.
LineageOS droht Wegfall von 51 Telefonen
Monday, 15. April 2024
Erst kürzlich hatte LineageOS 21 überraschend viele Geräte auf Android 14 ziehen können, doch bereits jetzt scheint die Unterstützung von vielen dieser Telefonen ungeplant wegzubrechen.
Schuld sei ein Android-Update, berichten Projektmitglieder im Lineage-Subreddit, nämlich QPR2. Diese Zwischenversion von Android 14 mit einigen neuen Funktionen ändert diesmal wohl auch gewaltig viel an der Hardwareunterstützung, entfernt alten Code, den die nun kaputten Lineage-Geräte noch benutzten. Nun muss das Projekt entscheiden wie damit umgegangen wird: Kann Code wieder eingebaut werden oder gibt es alternative Lösungen in Android, die doch funktionieren?
Was bei den betroffenen Geräten genau kaputt ist wurde nicht beschrieben. Erwähnt wurde aber RIL, eine Kompatibilitätsschicht für die Kommunikation mit dem Modem. Diese würde nun als Alternative für weggefallenen Code gebraucht. Das Problem scheint also mindestens die gesamten Telefoniefunktionen zu betreffen.
Unklar ist, ob bei einem Scheitern der Bemühungen um QPR2 die Telefone noch mit LineageOS 20 versorgt werden würden, also mit Android 13 samt Sicherheitsupdates. Das dürfte von den jeweiligen Maintainern abhängen. Für Nutzer wäre das leider sowieso nicht ideal, vor allem nicht wenn bereits LineageOS 21 installiert war: Ein Downgrade braucht normalerweise ein Löschen der Daten auf dem Gerät, bedeutet also viel Arbeit.
In der Zwischenzeit sind alle Updates gestoppt werden. Wer schonmal schauen will, ob das eigene Gerät mit relativer Sicherheit bald wieder welche bekommt, kann auf diese Liste schauen (oben im Screenshot). Die rechts grün markierten, wieder einkommentierten Codenamen (also ohne vorangestelltes #) dürften in den nächsten Tagen die neue Version ausgeliefert kriegen. Für die anderen sieht es bisher düster aus. Darunter auch mein eigenes LG G5 (als h850 in der Liste).
Linksammlung 15/2024
Friday, 12. April 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
ASUS refunds Zenfone buyer for failing to provide bootloader unlock tools as promised. Besser als das Bezahlen des Kaufpreises wäre das Einhalten der Versprechung und die Bereitstellung des Unlockers. So wird nur weiterhin unnötig Müll produziert.
Ich stolperte über bonk - X11 toolkit, ein Hilfsprogramm um Fenster auf dem Linuxdesktop zu manipulieren, unabhängig vom Fenstermanager. In diesen Möglichkeiten liegt die Stärke des X-Servers gegenüber Wayland, das dafür andere Vorteile hat.
Das Suse-Sicherheitsteam schrieb zum KDE6 release: D-Bus and Polkit Galore. Es geht um eine Reihe von D-Bus-Schnittstellen, die nach Auffassung der Sicherheitsexperten zu offen sind. Teils nachvollziehbar, sieht das ganze System für mich nicht richtig aus, nicht so, als seien die Sicherheitsziele erreichbar.
Als hilfreich empfand ich How to think about HTML responsive images. Gerade für Serendipity könnte der alternative Ansatz besser sein, Bilder stumpf als 1x, 2x, 3x (und 0.5x?) einzubinden, dazu lazyload
und sizes="auto"
zu setzen. Dann entfiele die Fisselarbeit mit der Breiteangabe. Aber ich finde nichts dazu, ob sizes="auto"
von Browsern unterstützt wird – was wohl einem "Nein" gleichkommt.
Ghostrunner
Monday, 8. April 2024
Ghostrunner ist kein einfaches Spiel, es ist kein erholsames Spiel. Es ist fordernd, schweißtreibend und mit unzähligen Bildschirmtoden gespickt. Aber wer eine Herausforderung sucht sollte sich diesen Titel näher ansehen.
Das Spiel als Ghostrunner
In der Introszene wird der Ghostrunner von einem Cyborgwesen mit Roboter-Oktopusarmen getötet, kurz darauf wacht er wieder auf. Der Ghostrunner, das ist ein mit einem Schwert und Spezialfähigkeiten bewaffneter Kämpfer, der an Wänden entlanglaufen, Abhänge herunterschlittern, gut springen und (in der Luft sogar kombiniert mit einem Zeitlupenmodus) ausweichen kann. Man steuert ihn in der Egoperspektive und versucht die Gegner auszuschalten, bevor sie einen selbst erwischen – und das ist leichter gesagt als getan. Denn schon die Anfangsfeinde zielen schnell und gut, mit einem Treffer ist der Ghostrunner tot. Aber genauso tötet auch er die Gegner mit einem Treffer.
Um Erfolg zu haben muss man geschickt durch die Level laufen. Meist geht es darum schnell zu sein, präzise zu springen, Schüssen mit Shift auszuweichen oder mit dem Schwert zu parieren und die Gegner zu erreichen. Die Kämpfe werden so mehr zu einer Art Puzzle. Andere Abschnitte sind reine Sprungpassagen, die kombinieren dann gerne Wandläufe mit Sprüngen. Bossgegner gibt es auch, sie sind alle tatsächlich besondere Herausforderungen.
Machbar ist das alles nur, weil ein Tod nicht schlimm ist. Stattdessen geht es zurück zum letzten Checkpunkt, der fast immer nur ein paar Sekunden vorher aktiviert wurde. So probiert man Abschnitte einfach immer wieder, bis entweder eine alternative Route oder das perfekte Timing die Stelle löst.
Manchmal ist die Lösung auch eine der Spezialfähigkeiten des Ghostrunners, die nach und nach im Spielverlauf dazukommen. So ist die erste ein Hastangriff, der mehrere Gegner auf einmal erledigen kann, sind sie hintereinander positioniert. An anderen Stellen gibt es Powerups, das erste davon beschleunigt den Ghostrunner so massiv, dass die Gegner in Zeitlupe weggefegt werden können. Sowas wird dann auch für manche der in den Leveln verteilten Rätseln benutzt. Dazu kommen Upgrades, die über ein Blocksystem kombiniert und problemlos umkonfiguriert werden können, sodass dann beispielweise zwei Ausweichbewegungen per Shift hintereinander möglich sind und Powerups länger halten.
Flow vs Schwierigkeit
Ich muss nochmal betonen wie schwer das Spiel ist. Ob Sprungpassagen, reguläre Gegner oder bei den Bossen, alle möglichen Situationen ließen mich zigfach ins Gras beißen. Pro Level dann gerne auch hundertfach, was eine Statistik am Ende auch noch anzeigt. Und gerade bei den Bossgegnern und einer Sprungpassage am Ende zweifelte ich mehrfach, ob ich das Spiel überhaupt würde beenden können. Das verlangte Timing ist härter als bei den schwierigeren Bossgegnern in Dark Souls, deutlich schwerer als bei dem bekannten Parkour-Spiel (und klarer Inspiration) Mirror's Edge. Mich aber packte dann der Ehrgeiz, das Spiel besiegen zu wollen, und schwierige Stellen irgendwann hinzukriegen ist ja auch belohnend. Und mit der tollen, treibenden Musik des Spiels im Ohr und den schnellen Sprüngen zum letzten Rücksetzpunkt entsteht schnell ein fesselnder Flow.
Mir half auch, dass die Story nicht daneben war. Sie erzählt von einem Machtkampf in einer dystopischen Welt und wird während dem Spiel durch drei mit dem Ghostrunner redenden Akteuren erzählt, jeweils gut vertont. Die Grafik ist noch dazu ansehnlich, auch wenn mein Magen mit den Cybervoid-Passagen mit ihren wabernden Texturen etwas zu kämpfen hatte.
Ghostrunner ist vom 11. bis zum 18. April kostenlos im Epic-Store zu haben. Es lief einwandfrei unter Wine 9.5, wie installiert und konfiguriert von Heroic.
Ich würde gerne behaupten, dass ich Spaß mit dem Spiel hatte, aber das trifft es nicht wirklich. Es hatte mich gepackt und ich konnte es respektieren, es ist insgesamt gut gemacht. Aber an einzelnen Stellen schlittert es nur haarscharf daran vorbei, durch einen zu hohen Schwierigkeitsgrad unspielbar zu werden – perfekt ausbalanciert ist es nicht, die Schwierigkeitsspitzen sind bei einem sowieso hohen Anspruch dann teils zu viel. Entsprechend muss ich dann auch die Empfehlung einschränken: Ich gebe eine, aber nur wenn man frustresistent an dieser Art von Spielen Spaß finden kann, an stark fordernden Reaktionstests, für mit Maus und Tastatur wirklich geübte Spieler.
Linksammlung 14/2024
Friday, 5. April 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
Facebook spied on Snapchat users to get analytics about the competition, inklusive Umgehung der Verschlüsselung. Kriminell.
Inside the failed attempt to backdoor SSH globally — that got caught by chance beschreibt eine andere kriminelle Aktion, die Unterwanderung des xz-Projekts durch wahrscheinlich einen Geheimdienst.
Diese Attacke wird in Timeline of the xz open source attack gut zusammengefasst, mit vielen weiterführenden Links.
Und nun etwas nicht kriminelles, AMD ROCm Going Open-Source: Will Include Software Stack & Hardware Documentation. Wobei es nur um einen Teil der Plattform und Hardwaredokumentation geht, ganz öffnen wollen sie ihre bislang am Markt irrelevante Alternative zu Nvidias CUDA doch nicht. Trotzdem eine gute Entwicklung.
Auch nicht schlecht fand ich den Artikel zur Frage Wie steht es eigentlich um den Mate-Desktop? Desktopumgebungen außerhalb von Gnome und KDE kriegen ansonsten zu wenig Aufmerksamkeit.
Warum ich die Cannabis-Legalisierung begrüße – und kritisch sehe
Monday, 1. April 2024
Die Legalisierung ist natürlich sinnvoll, überfällig. Marihuana zu verbieten und harmlose Konsumenten in den Knast zu stecken war ein disqualifizierender staatlicher Übergriff – inszeniert von den gleichen Politikern, die sich im Bierzelt fröhlich mit ihren Wählern besaufen, deswegen auch noch heuchlerisch. Wie konnte man nur Gras juristisch verfolgen, aber das mindestens ebenso schädliche Alkohol in jedem Supermark regaleweise anbieten, Werbung dafür in jeder Werbepause zulassen?
Gleichzeitig ist die Legalisierung jetzt zu kurz gegriffen. Privater Anbau wird erlaubt, organisierter Anbau aber nur über gerade erfundene Cannabisvereine zugelassen, denen auch noch der Verkauf verboten. Während also weiterhin massenweise Gras auf dem Schwarzmarkt einfach zu erwerben sein wird, kommt legales Gras nur mit viel Aufwand in die Konsumentenhände, oder wahrscheinlicher eben: Gar nicht. Der jetzt legalisierte Drogenkonsum wird also weiterhin die Verbrecherbanden in Mexiko & Co finanzieren, sie dort ihre Terrorherrschaft weiter ausbauen.
Aber meine kritische Haltung zu dem Ganzen kommt noch mehr aus diesem Gedanken: Cannabis ist nicht harmlos. Ich habe einige Menschen kennengelernt, denen das Zeug stark geschadet hat. Den Schulkollegen, der sich in der Oberstufe an seine Mittelstufe kaum noch erinnern konnte, der sich generell sein Antriebs- und Erinnerungsvermögen so geschädigt hatte als sei er permanent bekifft. Und zweimal WG-Mitbewohner, die sich mit der Droge in ein passives Leben manövriert hatten, die antriebslos vor sich hin kifften und dadurch ihr Studium versauten. Einmal war das krimineller und unsympathischer, einmal war das tragischer, aber in beiden Fällen tat ihnen die Droge nicht gut.
Wäre es denen besser gegangen, wenn sie primär Alkohol getrunken hätten statt nur zusätzlich ein bisschen? Bestimmt nicht. Und rechtfertigte ihr scheiterndes Leben die staatlichen Repressalien aller Konsumenten? Nein. Aber trotzdem, auch wenn die Kriminalisierung vorher falsch war, ist die Legalisierung aus dieser Perspektive unangenehm, wurde da etwas legalisiert, was auch einige sehr gefährliche Seiten hat. Hoffentlich werden diese nun nicht gesellschaftlich ebenso ignoriert wie sie es beim Alkohol schon werden.
Linksammlung 13/2024
Friday, 29. March 2024
Diese Woche fand ich besonders erwähnenswert:
The race to replace Redis stellt die Alternativen zu Redis vor, der minimalen Datenbank, die kürzlich auf eine proprietäre Lizenz gewechselt ist. Die Linuxdistributionen brauchen eine Alternative, wie auch Portier, wobei da SQLite als Alternative schon vorhanden ist.
Eine zweite gute Zusammenfassung, diesmal zu Boeing, ist Suicide Mission – What Boeing did to all the guys who remember how to build a plane. Wobei es wohl eher eine Mördermission war, schließlich wurden die Passagiere in den beiden zerstörten Flugzeugen von dieser Firma und diesen Managern ermordet.
Hilfreich, How (and why) to run SQLite in production. Beinhaltet Konfigurationsvorschläge, die auch außerhalb von Rails passend sein dürften.
InvertOrNot benutzt ein künstliches neuronales Netz, um zu entscheiden ob Bilder für den Dunkelmodus invertiert oder nur leicht abgedunkelt werden sollten. Das könnten wir direkt in Serendipity gut gebrauchen und es gibt sogar ein PHP-Modul für das .onnx-Format, in der das Modell gespeichert ist.
Apple hat wirklich komplett überzogen und wird dafür teuer bezahlen, denn die EU rejects Apple’s European App Store changes: Company could be fined 10% of global turnover. Unerzwungene Fehler solcher Giganten zu sehen hat was.
No one Lives Forever ist eine Computerspielereihe im Rechtelimbo. Durch No One Lives Forever – The Revivial is real gibt es die Spiele der Reihe zum kostenlosen Herunterladen. Die Night Dive Studios, Macher einiger guter Remakes, unterstützen das Projekt um so die möglichen Rechteinhaber hervorzulocken und schließlich die Reihe wiederzubeleben, bislang ohne Erfolg. Ich hatte NOLF 2 (oder 1?) vor vielen Jahren mal angespielt, aber bin schnell im fragwürdigen Leveldesign hängengeblieben.
Es gab vom CSS-Framework bulma ein Release 1.0.0. Grundsätzlich interessant für sustaphones, dort nutze ich das Framework, aber letzten Endes waren die Änderungen für die Seite dann doch nicht relevant. Ein paar Details des Designs haben sich geändert.